Titel: Ueber die Fabrikation des Runkelrübenzukers mit Hülfe der Apparate mit ununterbrochener Circulation. Von Hrn. de Beaujeu.
Fundstelle: Band 55, Jahrgang 1835, Nr. LIV., S. 287
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LIV. Ueber die Fabrikation des Runkelruͤbenzukers mit Huͤlfe der Apparate mit ununterbrochener Circulation. Von Hrn. de Beaujeu.Wir haben schon im Polytechn. Journale Bd. LI. S. 449 eine kurze Beschreibung des Verfahrens des Hrn. de Beaujeu mitgetheilt, da jedoch diese Beschreibung sowohl, als die Abbildung, wie sich nunmehr zeigt, nicht von dem Erfinder selbst herruͤhrten, und in mehrerer Hinsicht unvollkommen sind, so fuͤhlen wir uns um so mehr gedrungen, gegenwaͤrtige, ausfuͤhrliche, von Hrn. de Beaujeu selbst bearbeitete Abhandlung bekannt zu machen, als seine Erfindung die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation wahrscheinlich vom Grunde aus umwandeln, und auf einen bisher noch kaum erreichten Grad von Vollkommenheit bringen muß.A. d. R. Aus dem Recueil industriel. Junius, S. 81; Julius, S. 1 u. f. Mit Abbildungen auf Tab. V. De Beaujeu's Fabrikation des Runkelruͤbenzukers mit Huͤlfe der Apparate mit ununterbrochener Circulation. Ungeachtet der heftigen Angriffe, gegen welche die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation zu kaͤmpfen hatte, und ungeachtet man ihr schon so oft ihren Untergang voraussagte, schreitet dieser Industriezweig, der bis jezt hauptsaͤchlich ein franzoͤsischer geworden und geblieben ist, unaufhaltsam und kraͤftig vorwaͤrts; er antwortet seinen Gegnern nur durch Foͤrderung der Landwirthschaft und durch Erhoͤhung des Wohlstandes der Arbeiter und der ganzen Gegend, in der er betrieben wird. Naturalisation eines Produktes von erster Wichtigkeit; Beguͤnstigung des Verbrauches einer Menge von Gegenstaͤnden, die im Inlands selbst erzeugt werden; bedeutende Vermehrung der Producte des Grund und Bodens; Ausdehnung der Viehzucht und Viehmastung; Verbreitung einer guten Bewirtschaftung des Bodens; Verwendung einer großen Menge von Menschenarmen waͤhrend einer Zeit, waͤhrend welcher dieselben großen Theils muͤßig zu seyn pflegen, und wesentliche Foͤrderung des Wohlstandes einer ganzen Gegend: dieß sind die unausbleiblichen Folgen der Begruͤndung dieses Industriezweiges, den sich eine geringe Anzahl von Individuen zu verleumden nicht entbloͤdet, waͤhrend ihn bereits ganze Provinzen segnen und preisen. Noch in jedem Jahre hat die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation einen Schritt vorwaͤrts gemacht, und unabsehbar ist das Ziel, an welchem man stehen bleiben wird. Von ganz besonderem Einfluͤsse duͤrfte aber das gegenwaͤrtige Jahr auf dieselbe seyn: denn die Resultate der lezten Campagne zu Narcé lassen keinen Zweifel uͤber die gaͤnzliche Umwandlung, die sie erfahren duͤrfte. Die zahlreichen Fabrikanten, welche aus den noͤrdlichen Departements herbeigekommen waren, und welche sich bisher allein im Besize der wesentlichsten Verbesserungen befanden, kehrten saͤmmtlich mit der Ueberzeugung zuruͤk, daß die neue Methode an Einfachheit und Leichtigkeit Alles uͤbertreffe. Es wurden daher auch schon in diesem Jahre in eben diesen Departements fuͤr die dießjaͤhrige Campagne mehrere Fabriken errichtet, in welchen sowohl das Auspressen des Runkelruͤbensaftes, als das Filtriren des Saftes und der Syrupe nach den zu Narcé errichteten Apparaten vollbracht werden soll. Das Material einer Fabrik wird bei der neuen Methode bedeutend, und der Verbrauch an Handarbeit um die Haͤlfte vermindert; man braucht von nun an leine Dampfmaschine, kein Pferdegetrieb, keine Reiben, keine Pressen, keine Saͤke und keine Weidengeflechte mehr! Und bei all dieser großen Ersparniß erhaͤlt man uͤberdieß einen groͤßeren Ertrag an besserem und reinerem Safte; und eine groͤßere Menge Zukers von angenehmerem Geschmake! Eine taͤgliche Erzeugung von 216 Hectoliter Runkelruͤbensaft beurkundet hinreichend, wie sehr die Arbeit bereits eine fabrikmaͤßige geworden ist; und alle Fabrikanten, welche meine Fabrik in Thaͤtigkeit sahen, waren uͤber die geringe Anzahl von Arbeitern, die zur Erzielung eines solchen Resultates erforderlich waren, erstaunt. Es handelt sich daher nicht mehr um die Frage, welche Vortheile die neue Methode gewaͤhrt, sondern lediglich darum, sie so allgemein bekannt als moͤglich zu machen. Und es wird gewiß keinen Fabrikanten geben, der seinem eigenen Interesse so feind waͤre, daß er da zuruͤkbliebe, wo er sich mit einer sehr geringen, schon durch den Ertrag der ersten Monate gedekten Summe auf die hoͤchste Stufe seines Fabrikationszweiges zu erheben vermag. Es wurden bereits sehr mannigfaltige Versuche, den Saft aus der Runkelruͤbe auszuziehen, angestellt. Vor dem Zerreiben der Ruͤben versuchte man denselben in Wasser aufzuloͤsen, wobei man sowohl rohe, als getroknete Ruͤben anwendete. Diese Methoden, welche schlecht ausgefuͤhrt wurden, mußten dem Zerreiben weichen, welches allein Bestand zu gewinnen schien. Die nach Cadet-de-Vaux's und anderer Angabe angestellten Versuche, die Runkelruͤben mit Dampf auszusieben, fuͤhrten nur zu schlechten Resultaten; und es war dem gelehrten Oekonomen in Roville vorbehalten, die bereits aufgegebenen Ideen wieder ins Leben zuruͤkzufuͤhren. Hr. de Dombasle stellte naͤmlich bestimmte Grundsaͤze hieruͤber auf, unterwarf das Ganze der Sanction der Erfahrung, und bewies dadurch die Moͤglichkeit, daß man aus der Runkelruͤbe einen groͤßeren Ertrag ziehen koͤnne. Die Resultate, die er in seinem Bulletin sur la Maceration uͤber den Gang der Ausziehung des Runkelruͤbensaftes angab, wurden durch die Laboratoriumsversuche des Hrn. Dnbrunfault bewaͤhrt und bestaͤtigt; und es blieb daher nur noch eine Frage, naͤmlich die: ob dieses Verfahren, dessen man sich in den Apotheken schon seit laͤnger Zeit zur Bereitung von Extracten bediente, in Hinsicht auf die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation je ein fabrikmaͤßiges werden koͤnne. Um diese Zeit kam ich auf die Idee meiner Methode, welche durch Filtration und ohne Unterbrechung oder mit Continuitaͤt arbeitet, und welche mir alle Einwendungen gegen eine Benuzung derselben im Großen zu beseitigen schien. Die Ueberzeugung, welche ich in dieser Hinsicht durch meine, uͤber die Arbeit Dombasle's angestellten Versuche gewann, bewog mich im December 1832 auf dieses Princip, welches sich auf mannigfache Arbeiten, besonders aber auf die Ausziehung des Runkelruͤbensaftes und auf die Filtration zur Entfaͤrbung des Saftes und der Syrupe anwenden laͤßt, ein Patent zu nehmen. Nachdem die Apparate, die ich zu diesem Behufe verfertigte, gelungen waren, verbreitete sich deren Ruf außerordentlich schnell; alle Zeitschriften zeigten dieselben an, und mehrere Journale gaben sogar eine sehr unvollkommene Beschreibung davon, obschon ich selbst bisher noch Niemanden eine solche mitgetheilt habe. Von den zahlreichen Zeugen des vollkommenen Gelingens meiner Apparate aufgefordert und gedraͤngt sehe ich mich nun veranlaßt, dem Publicum das Resultat zweier auf einander folgender Campagnen vorzulegen, – ein Resultat, welches so guͤnstig ausfiel, daß schon von allen Seiten der Neid und die Verleumdung rege ward, und daß endlich die Nachahmung desselben nicht ausbleiben kann. Mein Zwek ist, jeden Fabrikanten durch groͤßte Ermaͤßigung des Preises der Praͤmien, welche ich zugestehe, in den Stand zu sezen, sich das neue Verfahren anzueignen, wobei ich jedoch erklaͤre, daß ich jeden Eingriff in mein rechtmaͤßig erworbenes Patent gehoͤrig zuruͤkweisen werde. Wie groß auch die zu errichtende Fabrik seyn mag, sie mag innerhalb 24 Stunden 100, 200, 300 oder 400 Hectoliter Runkelruͤbensaft erzeugen, so sind zum vollkommenen Ausziehen des Saftes aus den Ruͤben doch nie mehr als 8 Bottiche noͤthig; und der ganze Unterschied liegt lediglich in der Groͤße der Bottiche. Jeder dieser Bottiche besteht ganz aus Holz und ist mit drei eisernen Reifen beschlagen; uͤbrigens koͤnnten die Bottiche auch aus Kupfer oder Eisenblech bestehen. Wenn diese Bottiche in eine oder zwei gerade Linien, oder im Kreise, oder im Vierek gestellt sind, so stellt man zwischen dem Boden des einen und dem oberen Theile des naͤchstfolgenden eine Verbindung her, indem man von Unten nach Oben einen senkrechten Cylinder fuͤhrt. In diesen Cylinder taucht eine spiralfoͤrmige Roͤhre unter, welche Dampf leitet, damit der Saft auf diese Weise bei dem Uebergange des Dampfes aus einem Bottiche in den anderen auf einen beliebigen Grad erwaͤrmt werden kann. Wenn nun die Runkelruͤben in duͤnne Schnitten geschnitten worden sind, so saͤttigt sich das Wasser (indem es von Oben nach Unten und allmaͤhlich in mehreren Bottichen durchfiltrirt, und indem es dabei auf demselben Waͤrmegrade erhalten wird) mit den aufloͤslichen Theilen, wobei es zulezt einen solchen Grad von Saͤttigung erreicht, daß es dem urspruͤnglichen Runkelruͤbensafte beinahe gleichkommt. Man erhaͤlt auf diese Weise bestaͤndig und regelmaͤßig einen Saft, der immer gleiche Staͤrke hat, und dessen Staͤrke nur um einen halben Grad unter jener des ausgepreßten Saftes steht. Andererseits entzieht das Wasser, indem es mehrere Male uͤber dieselben Ruͤben filtrirt, bei seinem jedesmaligen Durchgange die Haͤlfte von dem, was an Zukerstoff zuruͤkgeblieben war; so daß die Ruͤben endlich ganz ausgesogen werden, oder nur mehr eine hoͤchst unbedeutende Menge Zukerstoff enthalten. Da saͤmmtliche Bottiche mit einander communiciren, so braucht man das Wasser nur in den lezten gelangen zu lassen, um zu bewirken, daß dasselbe ohne irgend eine Arbeit zu erfordern, auch in alle uͤbrigen uͤbergehe. Der Fabrikant kann mithin das Wasser mehr oder minder lange in einen und denselben Bottich einstroͤmen lassen; und hat es daher vollkommen in seiner Gewalt, die Ausziehung der Ruͤben so weit zu treiben, als es ihm beliebt, ohne daß ihn dieß mehr kostet. Der gesaͤttigte Saft laͤuft frei fuͤr sich in den dazu bestimmten Behaͤlter oder in den Klaͤrungskessel, so daß die ganze Arbeit lediglich im Zerschneiden der Runkelruͤben, im Ausleeren der ausgezogenen Ruͤben, und in der Leitung des Apparates besteht, welche so einfach ist, daß man sie einem ganz gewoͤhnlichen Arbeiter uͤberlassen kann. Eine mit 6 Schneidmessern versehene Platte, welche mit einer derjenigen von zweien Menschen gleichkommenden Kraft in Bewegung gesezt wird, zerschneidet die Ruͤben, die ein Weib in einen Trichter wirft. Ein anderes Weib oder auch ein maͤnnlicher Arbeiter schafft die zerschnittenen Ruͤben in die Bottiche; und diese beiden Personen arbeiten leicht so viel als noͤthig ist, um in 24 Stunden 300 Hectoliter Ruͤbensaft und daruͤber zu erzeugen. Wie groß die Fabrik auch seyn mag, so reichen jederzeit 4 Personen hin, und in Folge einiger neuer Einrichtungen, die ich getroffen habe, lassen sich selbst von diesen noch 2 ersparen. Man vergleiche nun diese Arbeit mit jener der gewoͤhnlichen Reiben, bei denen, abgesehen von dem Waschen der Saͤke, der Geflechte, der Pressen, der Reiben, und abgesehen von dem Ausbessern der Saͤke und Geflechte, 18 bis 20 Personen erforderlich sind, um mit einer gleichen Quantitaͤt zu arbeiten. Das neue Verfahren ist uͤberdieß auch so reinlich als moͤglich, waͤhrend das aͤltere immer unreinlich bleiben wird. Meine Idee, die Runkelruͤben durch Filtration und fortwaͤhrende Circulation auszuziehen, ließ sich auf verschiedene Weise in Ausfuͤhrung bringen; die Apparate ließen sich mannigfaltig abaͤndern; d.h. ich konnte mit auf- oder absteigender, senkrechter oder horizontaler Filtration, in fixirten oder beweglichen Bottichen oder Cylindern arbeiten. Es war mir nicht moͤglich, alle diese verschiedenen Ideen auszufuͤhren, und ich blieb daher bei jener stehen, die mir unter allen am anwendbarsten schien, obschon natuͤrlich auch alle uͤbrigen Modifikationen unter meiner Erfindung und folglich auch unter meinem Patente begriffen sind, so daß ich meinen Apparat in Zukunft so abaͤndern kann, wie ich es am geeignetsten finden werde. Ich bestehe um so mehr hierauf, als jene, die mit dem Inhalte meines Patentes nicht bekannt sind, glauben koͤnnten, dasselbe beziehe sich lediglich auf den Apparat, den ich bisher verfertigte, waͤhrend es sich doch auf die ganze Anwendung der Filtration durch ununterbrochene Circulation erstrekt. Jeder Apparat, der dieses Resultat bezwekt, schlaͤgt demnach in mein Patent ein. Ein junger Fabrikant, Hr. Delimale, hatte z.B. die Idee, mehrere mit Runkelruͤben gefuͤllte Behaͤlter nach einander in Bottiche, welche mit Wasser gefuͤllt sind, untertauchen zu lassen. Diese Vorrichtung, welche mit vielen Umstaͤndlichkeiten verbunden ist, hat mit meiner Fabrikation durch ununterbrochene Circulation nichts zu schaffen. Dagegen hat man zu Arras einen Apparat angekuͤndigt, welcher auf continuirliche Weise arbeiten soll; ich kenne denselben nicht: allein wenn das Wasser in ihm durch die auf irgend eine Weise zerkleinerten Runkelruͤben geleitet wird, und wenn eine ununterbrochene Circulation an demselben Statt findet, so schlaͤgt dieser Apparat in mein Patent ein. Da sich vielleicht viele Fabrikanten keine hinlaͤnglich genaue Idee von der Ausziehung des Runkelruͤbensaftes mit Wasser zu machen im Stande sind, so will ich dieselbe naͤher eroͤrtern. Der Runkelruͤbensaft ist in einer Menge kleiner Zellen enthalten, die dessen Ausfließen verhindern. Die Pektiksaͤure gibt der Runkelruͤbe, deren feste Theile beilaͤufig nur 4 Hundertel betragen, ihre bekannte Festigkeit. Runkelruͤbenschnitte, welche man in kaltes Wasser einweicht, halten ihren Saft an sich, und geben hoͤchstens den auf ihrer Oberflaͤche befindlichen Antheil an das Wasser ab; so wie man aber saͤmmtliche Zellen derselben durch eine mechanische oder chemische Wirkung zerstoͤrt, so kann der Saft entweichen, und es entsteht nach den Gesezen der chemischen Verwandtschaft eine Verbindung des Saftes mit dem Wasser. Das dadurch zum Vorscheine kommende Gemenge hat eine entsprechende Staͤrke; d.h. gleiche Theile Wasser von 0° und Saft von 8° geben ein Resultat von 4°; und schafft man dieses Wasser weg, so hat der in den Runkelruͤben enthaltene Saft auch nur mehr 4°. Bringt man nun wieder Wasser von 0° auf die Ruͤben, so erfolgt wieder eine Theilung zur Haͤlfte, so daß nur mehr Last von 2° in denselben zuruͤkbleibt u.s.f., so weit als man will, dergestalt, daß man den Saft bis auf 1, 1/2, 1/4, 1/8°, kurz auf einen so geringen Gehalt bringen kann, daß dessen weitere Gewinnung nicht der Muͤhe werth ist. In der Praxis begnuͤgt man sich gewoͤhnlich damit, ihn auf 1/2° gebracht zu haben. Um jedoch zu diesem Resultate zu gelangen, muͤssen, wie schon oben gesagt worden, die Zellen zerrissen werden. Diese Zerreißung kann entweder mechanisch, oder durch Erhoͤhung der Temperatur, oder durch eine bis zum Gefrieren verminderte Temperatur, oder endlich auch durch einen starken elektrischen Schlag bewirkt werden. Die Versuche des Hrn. de Dombasle haben erwiesen, daß eine Temperatur von 50° R. hinreichend ist, um die Runkelruͤbe so zu veraͤndern, daß sie allen ihren Saft abgibt, und um zu bewirken, daß Alles auf die so eben von mir beschriebene Weise von Statten geht. Aus dem bisher Gesagten ergibt sich demnach, daß wenn man das Wasser, welches bereits auf Runkelruͤben gestanden, immer wieder auf neue Ruͤben treten laͤßt, die Staͤrke desselben fortwaͤhrend zunimmt, und daß man diese Staͤrke so weit treiben kann, daß man endlich eine Fluͤssigkeit erhaͤlt, welche beinahe eben so reich ist, als der Runkelruͤbensaft selbst. In der Praxis begnuͤgt man sich gewoͤhnlich, wenn nur mehr ein Unterschied von einem halben Grade besteht. Der auf diese Weise durch Filtration erhaltene Saft ist viel reiner, als jener, den man sonst durch Auspressen gewinnt; er enthaͤlt nur aufloͤsliche Theile, und beinahe aller Eiweißstoff, so wie die Pektiksaͤure bleiben in der Runkelruͤbe zuruͤk, wodurch der Ruͤkstand naͤhrender wird. Dieser Ruͤkstand verdient als Viehfutter um so mehr den Vorzug vor den zerriebenen und ausgepreßten Runkelruͤben, als der Eiweißstoff durch die erhoͤhte Temperatur in demselben gerinnt, und dadurch die Wirkungsart des Ruͤkstandes als Nahrungsmittel wesentlich verbessert. Der Koth der Thiere, welche mit diesem Ruͤkstande gemaͤstet werden, hat weder den starken Geruch, noch die duͤnne Consistenz, die er hat, wenn die Mastung mit rohen, zerriebenen und ausgepreßten Ruͤben geschieht. Ebendiesen Unterschied bemerkt man bekanntlich auch bei der Fuͤtterung mit rohen und mit gekochten Erdaͤpfeln. Nachdem wir nun gezeigt, auf welche Weise sich der Saft mit dem Wasser vermischt, und wie man beinahe allen in den Runkelruͤben enthaltenen Saft gewinnen kann, wollen wir sehen, wie sich dieses Verfahren fabrikmaͤßig betreiben laͤßt. Es ergeben sich hiebei mehrere Schwierigkeiten. Wenn das Wasser naͤmlich eine gewisse Zeit uͤber auf den Runkelruͤben gestanden, und wenn die Vermengung desselben mit dem Safte erfolgt ist, so muͤßte man das Wasser abziehen und durch neues Wasser ersezen. Dazu, so wie zum Abtropfenlassen der Ruͤben, welches gleichfalls geschehen muͤßte, waͤre, wenn der Bottich nur einige Groͤße hat, ziemlich viele Zeit erforderlich; und da diese Operation an 6 Bottichen hinter einander vorgenommen werden muͤßte, so wuͤrde der Zeitaufwand noch groͤßer werden. Waͤhrend uͤberdieß das Wasser ablaͤuft, wuͤrde dafuͤr Luft eindringen; und dadurch entstuͤnde Abkuͤhlung, Schwaͤrzung und Neigung zur Gaͤhrung, so daß dieses Verfahren also nicht fabrikmaͤßig betrieben werden kann. Dieß sind die Principien, auf denen das patentirte Verfahren des Hrn. de Dombasle beruht, und dieß sind auch nach meiner Erfahrung die Hindernisse, die der Anwendung desselben im Großen im Weg stehen. Ich habe alle diese Hindernisse gluͤklich beseitigt; denn bei meiner Methode sind die Ruͤben fortwaͤhrend in Fluͤssigkeit gebadet. Hiebei war unumgaͤnglich nothwendig, daß alle Fluͤssigkeit aus dem einen Bottiche in den anderen uͤberging, ohne daß sie sich mit jener Fluͤssigkeit, an deren Stelle sie zu treten hatte, vermengte, oder daß die Schichten allmaͤhlich auf einander folgten, ohne sich je mit einander zu vermengen. Um dieß zu erlangen, brachte ich das physische Gesez von den specifischen Gewichten, welche nach der groͤßeren oder geringeren Menge der aufgeloͤsten Theile, so wie auch nach dem verschiedenen Waͤrmegrade der Fluͤssigkeit verschieden sind, in Anwendung. Um zu bewirken, daß die Runkelruͤben ihren Saft abgeben, und um den Eintritt der Gaͤhrung zu verhindern ist ein ziemlich hoher Waͤrmegrad erforderlich. Diese Waͤrme mußte ich, indem ich ohne Unterbrechung arbeiten wollte, fortwaͤhrend unterhalten, was mir auch durch den Zwischenapparat, den ich zwischen jedem Bottiche anbrachte, gelang. Der Saft gelangt naͤmlich, nachdem er sich auf dem Uebergange erwaͤrmt, waͤrmer und von geringerer Staͤrke auf die Oberflaͤche des naͤchstfolgenden Bottiches; und da er aus diesen beiden Ursachen leichter ist, so muß er auch auf der Oberflaͤche bleiben. Nach den Versuchen Bossut's treibt aber eine Fluͤssigkeit, welche bestaͤndig auf die Oberflaͤche eines vollen, am Boden ausfließenden Glases gelangt, allmaͤhlich saͤmmtliche Schichten aus der Stelle, ohne sich damit zu vermengen. Da nun diese Wirkung im gegenwaͤrtigen Falle um so mehr Statt finden muß, als zugleich auch ein Unterschied in der specifischen Schwere besteht, so treibt die Fluͤssigkeit eines jeden Bottiches jene des naͤchstfolgenden gaͤnzlich und ohne sich damit zu vermengen aus der Stelle. Saͤmmtliche Bottiche zeigen daher auch waͤhrend der ganzen Arbeit verschiedene Grade, und diese Verschiedenheit bleibt auch, wie zahlreiche, in Gegenwart mehrerer Fabrikanten angestellte Versuche bewiesen, immer eine und dieselbe. Die Erfahrung war in dieser Hinsicht um so nothwendiger, als zu befuͤrchten war, daß, indem das Wasser durch eine so große Masse durchsikern mußte, doch eine Vermischung entstuͤnde, wodurch die Regelmaͤßigkeit des Ganges der Operation getruͤbt werden koͤnnte. Gluͤklicher Weise haben die waͤhrend einer ganzen Campagne angestellten Versuche die vollkommene Regelmaͤßigkeit der Ausziehung der Runkelruͤben durch Filtration erwiesen. Es folgt hieraus, daß in dem Augenblike, in welchem man das Wasser auf den lezten Bottich treten laͤßt, das Niveau sich aͤndert, und alle Bottiche in Bewegung kommen; und daß die zum Entleeren eines Bottiches noͤthige Zeit auch zum Entleeren aller uͤbrigen hinreicht. Hr. Demesmay der aͤltere von Lille, der mir gleichfalls die Ehre erwies, meine Anstalt zu besuchen, hat den Gang der Erwaͤrmung und der Saͤttigung in meinen Apparaten algebraisch berechnet, und ich erlaube mir hier diese Berechnungen mitzutheilen. Ich muß jedoch vorlaͤufig bemerken, daß zu der Zeit, zu welcher Hr. Demesmay bei mir war, mein Apparat nur mit 5 Bottichen arbeitete, wobei das Wasser bestaͤndig warm in dieselben gelangte, ausgenommen bei der lezten Auswaschfiltration. Da der Saft nicht in den Bottichen, sondern lediglich bei seinem Uebergange aus dem einen Bottiche in den naͤchstfolgenden erhizt wurde, und da die neuen Ruͤben immer wieder eine neue Abkuͤhlung bedingten, so war es interessant durch den Calcul das daraus zum Vorscheine kommende Resultat zu bestimmen. Die allmaͤhliche Ausziehung der Runkelruͤben durch die continuirliche Arbeit der Bottiche muß gleichfalls der Berechnung unterworfen werden, um die Resultate zu erfahren, die man von der Anwendung einer groͤßeren oder geringeren Anzahl von Bottichen erwarten konnte. Die Resultate der Berechnungen des Hrn. Demesmay, so wie die Versuche, welche derselbe hierauf anstellte, werden den wahren Vortheil, den mein Apparat gewaͤhrt, am deutlichsten zeigen; und ich stehe nicht an hier oͤffentlich zu bezeugen, daß ich diesem Manne großen Dank schuldig bin. Auf seinen Rath ließ ich das Wasser bestaͤndig kalt zufließen; und wie er voraussagte, reichten die Waͤrmeapparate allein zur vollkommenen Ausziehung der Ruͤben hin, wie dieß der Calcul andeutete, und wie sich dieß aus den Versuchen, deren Resultate wir anfuͤhren werden, ergab. Gesezt nun der Saft stehe auf seinem Uebergange von einem Bottiche zum anderen mit einer Oberflaͤche in Beruͤhrung, welche durch Dampf auf die Temperatur n erhizt ist, so ergibt sich genauen Versuchen gemaͤß, daß die mitgetheilte Temperatur mit dem Unterschiede zwischen dieser Temperatur n und der Temperatur der Fluͤssigkeit im Verhaͤltnisse steht. Gesezt es seyen a – b – c – d – e – f – die anfaͤnglichen Temperaturen der 6 Bottiche; a' – b' – c' – d' – e' – f' – die Temperaturen nach der Filtration einer Masse Fluͤssigkeit, welche dem Gewichte nach dem Gewichte der Runkelruͤben gleichkommt; a'' – b'' – c'' – d'' – e'' – f'' – die Temperaturen nach der Filtration einer gleichen Quantitaͤt Fluͤssigkeit; t – u – x – y – z die Temperaturen, welche waͤhrend der ersten Filtration in den 5 Erwaͤrmern, durch welche die Fluͤssigkeit bei ihrem Uebergange von einem Bottiche zum anderen stroͤmen muß, aufgenommen werden; t' – u' – x' – y' – z' – die Temperaturen, welche bei der zweiten Filtration aufgenommen wurden, wobei vorausgesezt ist, daß das Wasser bei seinem Eintritte in den Apparat 0° habe, gleichwie auch die frischen Runkelruͤben 0° haben, oder daß f = 0; so ergibt sich: a = 2 a' . a + t + b = 2 b' . b + u + c = 2 c' . c + x + d = 2 d' . d + y + e = 2 e'. e + x = 2 f'. a' = 2 a'' . a' + t' + b' = 2 b'' . b' + u' + c' = 2 c'' . c' + x' + d'' = 2 d'' . d' + y' + e' = 2 e''. e + x' = 2 f''. t = (ua) m . u = (nb) m . x = (u – c) m . y = (n – d) m . z = (n – c') m . Wobei m eine constante Groͤße ist, welche von der Oberflaͤche der Fluͤssigkeit abhaͤngt, die mittelst einer metallenen Oberflaͤche mit dem Dampfe in Beruͤhrung steht. Man erhaͤlt ferner auch die Gleichungen b'' = a, c'' = b, d'' = c, e'' = d, f'' = e, welche sich daraus ergeben, daß eine vollkommene Operation unter denselben Umstaͤnden beginnen muß, wie jene, die ihr zunaͤchst vorausging. Wenn man nun alle diese Gleichungen wegschafft, so erhaͤlt man: a' = 2 a'' a = 4 a'' b' = a'' (6 + 2 m) – nm b = a'' (8 + 8 m) 3 nm c' = a'' (10 + 20 m + 2 m²) – nm (6 + 2 m) c = a'' (12 + 40 m + 12 m²) – nm (10 + 5 m) d' = a'' (14 + 70 m + 42 m² + 2 m³) – nm (15 + 15 m + m²) d = a'' (16 + 112 m + 112 m² + 16 m³) – nm (21 + 35 m + 7 m²) e' = a'' (18 + 168 m + 252 m² + 72 m³ + 2 m⁴) – nm (28 + 70 m + 28 m² + m³) e = a'' (20 + 240 m + 504 m² + 240 m³ + 20 m⁴) – nm (36 + 126 m + 84 m² + 9 m³) f' = a'' (22 + 330 m + 924 m² + 660 m⁵ + 110 m⁴ + 2 m⁵) – nm (45 + 210 m + 210 m² + 45 m³ + m⁴) Textabbildung Bd. 55, S. 295 Nimmt man an, die Heizoberflaͤche sey eine solche, daß bei einer Temperaturverschiedenheit von 100° des hundertgradigen Thermometers, die waͤhrend einer Stunde mitgetheilte Waͤrme 10 Grad betraͤgt, so wird m = o; und bezeichnet 1 diesen Werth in den vorhergehenden Gleichungen, und nimmt man n = 100° an, so erhaͤlt man: a'' = 14°, 655 Temperatur des Ruͤkstandes. a' = 29,    31 a = 58,    62 b' = 77,   36 Temperatur des Ruͤkstandes. b = 88,   46 c' = 93,   80 c = 94,   49 d' = 91,   07 d = 83,   47 e' = 71,   69 e = 54,   67 f = 31,   31 Temperatur des Productes. Um also unter den oben angegebenen Umstaͤnden stuͤndlich 10 Hectoliter Product zu erhalten, genuͤgt es, wenn man den Erwaͤrmern eine Oberflaͤche von 1/4 Quadratmeter gibt. Eine kleinere Oberflaͤche waͤre hinreichend, wenn die Temperatur des Dampfes auf mehr dann 100° des 100gradigen Thermometers gesteigert wuͤrde. Nach Péclet entwikelt ein Quadratmeter Roͤhre, in welcher Dampf von t° enthalten ist, und welche mit einer Fluͤssigkeit von t° in Beruͤhrung sieht, 750 (tt') Einheiten Waͤrme, und nach diesen Daten wurde auch die Oberflaͤche der Erwaͤrmer bestimmt. Andere Versuche, welche mit Dampf angestellt wurden, der in gewoͤhnlichen Kochkesseln mit Rost und 16 Roͤhren circulirte, gaben 1750 (tt'); und andere mit einer geringeren Anzahl von Roͤhren gaben 3900 (tt'), so daß also die Erwaͤrmer von den oben angegebenen Dimensionen immer ausreichen werden. Wir muͤssen jedoch bemerken, daß, obschon die Erwaͤrmer des zu Narcé aufgestellten Apparates genau 1/4 Meter Oberflaͤche haben, und obschon ihre Leistungen dem fraglichen Zweke entsprechen, dieselben doch nicht so viel Waͤrme geben, als man von ihnen erwarten koͤnnte, obgleich die Temperatur des Dampfes in den Dampferzeugern 2 1/2 – 3 Atmosphaͤren betraͤgt. Es bildet sich naͤmlich in den Erwaͤrmern, welche aus Gußeisen verfertigt und von ungleicher Dike sind, manchmal ein Niederschlag, der die Mittheilung der Waͤrme beeintraͤchtigt, weßhalb es gut seyn duͤrfte, sich in der Praxis nicht so ganz genau an die durch die Berechnung gefundene Oberflaͤche zu halten. Ein kleiner Ueberschuß bringt naͤmlich um so weniger einen Nachtheil, als mit den Haͤhnen nach Belieben die Regulirung vollbracht werden kann. Wendet man 5 statt 6 Bottiche an, so wird e die Temperatur der frischen Runkelruͤbe und gleich 0°. Man muß daher die auf f bezuͤgliche Gleichung weglassen, und erhaͤlt hienach: Textabbildung Bd. 55, S. 296 Die uͤbrigen Ausdruͤke a' ab' b etc. bleiben dieselben wie fruͤher; und nimmt man n = 150°, oder den Dampf zu 4 1/2. Atmosphaͤre an, so erhaͤlt man: a'' = 15° Temperatur des Ruͤkstandes. a' = 30 a = 60 b' = 78 b = 87 c' = 88 – 8 c = 84 – 3 d' = 73 – 68 d = 56 – 49 e = 31 – 668 Temperatur des Productes. Um zu diesem Resultate zu gelangen, muͤssen die Erwaͤrmer gleichfalls eine Heizoberflaͤche von 1/4 Quadratmeter haben. Waͤre die Temperatur des Dampfes niedriger, als wir sie hier angenommen haben, so ließe sich durch Anwendung einer groͤßeren Heizoberflaͤche abhelfen. Aus diesen verschiedenen Gleichungen ersieht man, daß, man mag mit 6 oder mir 5 Bottichen arbeiten, die Temperatur des Saftes, so wie er zum Klaͤren kommt, 31°–30 betraͤgt; waͤhrend der Ruͤkstand, d.h. die Ruͤben, die man aus den Bottichen nimmt, nur 14 bis 15° des 100gradigen Thermometers hat, so daß also kein merklicher Verlust an Waͤrme Statt findet. Man ersieht ferner, daß der Saft waͤhrend des Laufes der Operation jedenfalls eine so hohe Temperatur erlangt, als zum Zerreißen der Zellen und zur Verbindung des Saftes mit dem Wasser noͤthig ist. Auf eine aͤhnliche Weise laͤßt sich nun auch der Zukergehalt des Saftes in jedem Bottiche, und zwar am Anfange, in der Mitte und am Ende der Operation berechnen, wenn man annimmt, daß sich der Zuker gleichmaͤßig zwischen den Wurzeln und dem sie umgebenden Wasser vertheilt. Es sey n die Quantitaͤt des in den Runkelruͤben enthaltenen Wassers, und A' die Quantitaͤt des dasselbe begleitenden Zukerstoffes. Es sey ferner die Quantitaͤt des eingeleiteten Wassers ebenfalls = n, so wird man am Anfange einer Operation erhalten: Neuer Bottich   2ter   3ter   4ter   5ter   6ter          n + a – 2 (n + b) 2 (n + c) 2 (n + d) 2 (n + e) 2 (n + f). Nach der Filtration einer Quantitaͤt Fluͤssigkeit, welche = n ist, erhaͤlt man: 2 (n + a') 2 (n + b') 2 (n + c') 2 (n + d') 2 (n + e') 2 (n + f'); und nach der Filtration einer abermaligen eben so großen Quantitaͤt: 2 (n + a'') 2 (n + b'') 2 (n + c'') 2 (n + d'') 2 (n + e'') 2 (n + f''). Da nun unter denselben Verhaͤltnissen, wie das erste Mal eine neue Operation beginnen muß, so muß a'' = b. b'' = c. c'' = d. d'' = e. e'' = f seyn. Man erhaͤlt aber uͤberdieß: a + b = 2 a'. b + c = 2 b'. c + d = 2 c'. d + e = 2 d'. e + f = 2 e. a' + b' = 2 b. b' + c' = 2 c. c' + d' = 2 d. d'+ e' = 2 e. e' + f' = 2 f. Dieß fuͤhrt durch Wegschaffung zu folgenden Resultaten: a' = 11/12 a Gehalt des Productes. b = 10/12 a b' =   9/12 a c =   8/12 a c' =   7/12 a d =   6/12 a d' =   5/12 a e =   4/12 a e' =   3/12 a f =   2/12 a f' =   1/12 a f'' =   1/24 a, Gehalt des Ruͤkstandes und auch des Waschwassers. Es erhellt also, daß das Wasser bei jeder Filtration 1/12 mehr von dem Zukerstoffe der Runkelruͤbe aufnimmt. Wendet man statt 6 Bottichen deren nur 5 an, so erhaͤlt man: a' = 9/10 a Zukergehalt des Productes. b = 8/10 a b' = 7/10 a c = 6/10 a c' = 5/10 a d = 4/10 a d' = 3/10 a e = 2/10 a e' = 1/10 a e'' = 5/100 a, Zukergehalt des Ruͤkstandes und des Waschwassers. Der Gang der Operation ist demnach ein konstanter und leicht durch Formeln zu bezeichnen. Mit 5 Bottichen waͤchst der Gehalt an Zukerstoff um Zehntel; mit 6 Bottichen um Zwoͤlftel, und mit 7 um Vierzehntel. Im ersten Falle enthaͤlt das Product 9/10 und der Ruͤkstand 1/10; im zweiten kommen auf erstens 11/12 und auf lezteren nur 1/24; im dritten endlich kommen auf das Product 13/14 und auf den Ruͤkstand nur 1/28. Es versteht sich von selbst, daß man diese Resultate nur erzielt, wenn die Runkelruͤben gar kein Leben mehr haben und so zerkleinert sind, daß sie die Haͤlfte ihres Gehaltes an das sie umgebende Wasser abgeben koͤnnen. Die erstere dieser beiden Bedingungen findet am Anfange der Filtration nicht Statt, und die zweite laͤßt sich unmoͤglich vollkommen erreichen. In der Praxis gelangt man zu der angegebenen Ausziehung der Runkelruͤben, wenn man mehr Wasser anwendet, als oben bei der Feststellung der Formeln angenommen wurde: n macht kaum 0,85 des Gewichtes der Runkelruͤbe aus, und man wendet eine Wassermenge an, welche dem Gewichte der Runkelruͤben gleichkommt. Man kann den von den Formeln bezeichneten Graͤnzen sehr nahe kommen, und sie sogar uͤberschreiten, wenn man die Wassermenge verhaͤltnißmaͤßig erhoͤht. Dieß ist jedoch nicht bis ins Unendliche thunlich, weil der Vortheil, der dadurch erwuͤchse, daß man der Runkelruͤbe eine groͤßere Menge Zukerstoff entzoͤge, dadurch aufgewogen wuͤrde, daß man dafuͤr mehr Wasser zu verdampfen haͤtte. Aus den oben angefuͤhrten Berechnungen ergibt sich, daß wenn man in dem Apparate mit ununterbrochener Filtration bloß mit den Erwaͤrmern und mit 5 Bottichen arbeitet, wobei das Wasser bestaͤndig kalt auf die Ruͤben gelangt, waͤhrend die Ruͤkstaͤnde nur 15° des 100gradigen Thermometers haben, 1/20 von dem in den Ruͤben enthaltenen Zukerstoffe verloren geht; waͤhrend, wenn man mit 6 Bottichen arbeitet, dieser Verlust nur 1/24 betraͤgt. Da mir mehrere Fabrikanten durch die Fragen, die sie an mich stellten, bewiesen, daß sie die Vorzuͤge meines Verfahrens nicht gehoͤrig zu wuͤrdigen verstehen, und daß sie dem eben erwaͤhnten Verluste einen weit groͤßeren Werth beilegen, als ihm gebuͤhrt, so sehe ich mich veranlaßt, hier noch schlagendere Vergleiche anzustellen. Man schaͤzt das Gewicht des in den Runkelruͤben enthaltenen Saftes beinahe auf 97 Proc., und die Schwere des ausgepreßten Saftes auf 8° am Araͤometer. Durch das gewoͤhnliche Verfahren mit den Reiben und Pressen gewinnt man, je nach der Vollkommenheit der Apparate und der Arbeit von 60 bis zu 75 Proc. Saft; die Mehrzahl der Fabriken erzielt jedoch im Durchschnitt nicht uͤber 60 bis 65 Proc.; und die Arbeit gilt schon als sehr gut, wenn 70 Proc. erzielt werden. Folgende Tabelle zeigt den verhaͤltnißmaͤßigen Verlust an Saft unter verschiedenen Umstaͤnden. Textabbildung Bd. 55, S. 300 Ausgezongener Saft, im Verhaͤltnisse zu dem Gewichte der Runkelruͤben; Verlust an Saft; Verlust, annaͤherungsweise auf Bruchtheile reducirt; Gewoͤhnliche Arbeit; Sorgfaͤltige Arbeit; Mit Dampf; Mit 5 Bottichen; Mit 6 Bottichen Dieß Resultat gab die Arbeit zu Narcé. A. d. O. Schon auf den ersten Blik auf diese Tabelle ergibt sich der außerordentliche Vorzug des Verfahrens durch Filtration. Bei der sorgfaͤltigsten Anwendung der Reiben und der Pressen betraͤgt der Verlust an Saft naͤmlich 1/3 bis 1/4, und arbeitet man nach dem Verfahren Demesmay's, so verliert man ungefaͤhr 1/6. Dagegen betraͤgt der Verlust bei der Anwendung von 5 Bottichen nur 1/20, und bei 6 Bottichen nur 1/24. Hieraus allein, und ganz abgesehen von den uͤbrigen Ersparnissen an Kosten aller Art, ergibt sich schon der unendliche Vortheil bei dem neuen Verfahren. Nachdem Hr. Demesmay durch Berechnung zu den angegebenen Resultaten gelangt war, wollte er auch noch einige praktische Versuche mit den in Thaͤtigkeit befindlichen Bottichen anstellen. Ich will auch das Resultat dieser Versuche, die mit groͤßter Genauigkeit betrieben wurden, und bei welchen die Beobachtungen von halben zu halben Stunden notirt wurden, anfuͤhren; man wird daraus ersehen, daß der Gang der Bottiche in Hinsicht auf die Waͤrme sehr constant und ganz mit der Berechnung im Verhaͤltnisse war. Der erste Versuch wurde mit 5 Bottichen unternommen; die Temperatur wurde bestimmt, als der Behaͤlter voll geworden. Das Wasser gelangte waͤhrend des ersten Theiles der Operation mit 80° R. in den ersten Bottich; waͤhrend des zweiten Theiles betrug die Temperatur hingegen 22°. 22° R. erster Bottich 45 zweiter  – 45 dritter   – 50 vierter   – 46 fuͤnfter  – 17 Product. Staͤrke 6°. 50 Ruͤkstand. Bei dem zweiten Versuche wurde das Wasser bei der Temperatur des Behaͤlters, der nie durch Dampf erwaͤrmt wurde, in den Bottich gebracht. Saͤmmtliche Haͤhne mit Ausnahme des ersten wurden geoͤffnet. Die Temperaturen waren folgende: Erster Theil der Operation. Erster Versuch. 1ster Bottich 25 Zweiter Versuch. 25 2ter     – 39 40 3ter     – 49 47 4ter     – 51 52 5ter     – 35 34 Zweiter Theil der Operation. 1ster Bottich 24 26 2ter     – 33 34 3ter     – 44 44 4ter     – 50 50 5ter     – 46 45 Product 16 1/2 16 1/2 Staͤrke   6° schwach   5°. Wir wendeten hierauf 6 statt der 5 Bottiche an, weil wir fanden, daß die vier Erwaͤrmer nicht hinreichten, um die Temperatur gehoͤrig zu erhoͤhen, und weil dieselben also eine groͤßere Oberflaͤche erfordert haͤtten, um dem Sinken der Staͤrke des Produktes zuvorzukommen. Bottiche. Zahl der Versuche. Erster Theil. 1ster 2ter 3ter 4ter 5ter 6ter 1ster Bottich 25 28 27 27 28 31 2ter     – 32 36 39 40 43 42 3ter     – 41 46 49 53 51 51 4ter     – 49 52 58 58 58 58 5ter     – 53 58 57 53 61 57 6ter     – 36 36 35 37 39 39 Zweiter Theil. 1ster Bottich 27 28 26 27 33 28 2ter     – 29 32 36 38 41 35 3ter     – 38 43 47 50 52 51 4ter     – 48 50 55 57 57 53 5ter     – 56 59 57 60 61 59 6ter     – 47 48 47 50 52 51 Product 18 18 17 18 19 20 Staͤrke oder Dichtheit   5 1/2°   5 3/4   6°   5 1/2   6°   5 1/2. Die Arbeit dauerte auf diese Weise die ganze Nacht uͤber; den Tag darauf nahmen wir die Versuche wieder auf, und erhielten dabei: Erster Theil der Operation. 1ster Bottich 33        32        35 2ter   – 41        39        40 3ter Bottich 53        42        52 4ter   – 61        58        62 5ter   – 66        67        70 6ter   – 42        47        44 Zweiter Theil der Operation. 1ster Bottich 33 31 33 2ter   – 40 39 37 3ter   – 43 46 45 4ter   – 52 55 55 5ter   – 65 65 64 6ter   – 59 62 60 Product 20 20 19 Staͤrke   6 1/2°   6 1/4°   6 1/2° Ruͤkstand 31 35 37 Staͤrke   1°      1/2      1/2. Die zerriebenen und ausgepreßten Runkelruͤben gaben einen Saft, welcher bei dem Druke der atmosphaͤrischen Luft 7 1/2° zeigte. Der aus den Bottichen fließende Saft wog bei 20° R. 6 1/2°; auf die Temperatur der Luft zuruͤkgefuͤhrt, gewann er jedoch noch 1/2°. Betrachtet man diese Reihe von Versuchen uͤber die Waͤrme eines jeden Bottiches, so wird man finden, daß die Erwaͤrmer zur Erreichung jenes Temperaturgrades, der sich erzielen laͤßt, und der bessere Resultate geben wuͤrde, nicht genuͤgen. Dieser Unvollkommenheit ungeachtet erfolgte die Ausziehung bis auf 1/2°, und die Operation verlief mit groͤßter Regelmaͤßigkeit. Da sich in der Folge keine weiteren Abweichungen in den Resultaten zeigten, so wurden die Versuche nicht laͤnger fortgesezt. Andere Fabrikanten, welche mich seither besuchten, haben diese Versuche des Hrn. Demesmay bewahrt gefunden, und uͤberdieß die verschiedenen araͤometrischen Staͤrkegrade des Saftes in den verschiedenen Bottichen ermittelt. Hr. Legrand, ehemaliger Werkfuͤhrer des Hrn. Hamoir zu Saultain, fand, daß der Unterschied der Staͤrke in den verschiedenen Bottichen sich gleich bleibe, und daß die Staͤrke von dem sechsten Bottiche zuruͤk 6°, 5°, 4°, 3°, 2°, 1°, 1/2° betrage. Aus allem bisher Gesagten kann man mit vollem Rechte schließen, daß das neue Verfahren ein hoͤchst regelmaͤßiges ist, indem jeder Bottich sich in demselben Augenblike einer jeden Operation immer auf einer und derselben Temperatur befindet; indem der Saft unter gleichen Verhaͤltnissen immer gleiche Staͤrke hat; und indem der zur Klaͤrung gelangende Saft immer von gleicher Staͤrke und gleicher Temperatur ist. Man haͤtte meinen koͤnnen, daß man die Staͤrke des Saftes des ersten Bottiches von Zeit zu Zeit messen muͤsse, um zu sehen, ob derselbe zu entfernen oder noch laͤnger in Circulation zu lassen sey. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, daß man den Apparat ganz sich selbst uͤberlassen koͤnne, und daß das Product keine Veraͤnderung erleide, so lange es weder an Dampf, noch an Wasser fehlt. Nicht einmal ein Wechsel in der Guͤte der Runkelruͤben erzeugt einen merklichen Unterschied in dem Producte; der Unterschied zeigt sich wenigstens nur langsam, indem der Saft durch 6 Bottiche fließen muß, ehe er in den Behaͤlter gelangt. Es ist dieß von großer Wichtigkeit; denn der Arbeiter, der den Apparat bedient, braucht nicht die geringste Kenntniß und Geschiklichkeit zu haben, indem er nichts weiter zu thun hat, als den Behaͤlter zu fuͤllen, wenn er leer ist, und ihn zu entleeren, wenn er voll ist, was beilaͤufig alle halbe Stunden ein Mal zu geschehen hat. Die Fabrikanten, welche meine Anstalt zu Narcé besuchten, konnten sich leicht hievon uͤberzeugen; denn der eine der beiden Arbeiter wußte ihnen gar keinen Bescheid uͤber den Apparat zu geben, obwohl er denselben eben so gut bediente, als der andere verstaͤndigere. Da die Arbeit auf diese Weise gewisser Maßen von dem Arbeiter unabhaͤngig ist, so folgt hieraus, daß sie beinahe gar keiner Beaufsichtigung bedarf, und daß der Apparat in einer bestimmten Zeit immer so viel Arbeit liefern wird, als er seinem Baue nach zu liefern hat: ausgenommen dieselbe wird boͤswilliger Weise gestoͤrt. Sehr zu bemerken ist ferner auch, daß der Fabrikant seine Resultate nach Belieben modificiren, und dieß sogar auf verschiedene Weise erzielen kann. Will er z.B. die Staͤrke des zur Klaͤrung gelangenden Saftes erhoͤhen, so kann dieß geschehen, theils indem er denselben eine Circulation mehr machen laͤßt, theils indem er in die Bottiche etwas mehr Runkelruͤben bringt. Will er seinen Ruͤkstand staͤrker ausziehen, so kann dieß entweder durch Anwendung einer groͤßeren Waͤrme; oder dadurch, daß er ein Wasser mehr daruͤber laufen laͤßt; oder dadurch, daß er in jeden Bottich eine etwas geringere Quantitaͤt Ruͤben bringt, bewirkt werden. Will er die Arbeit mehr beleben, den Apparat schneller arbeiten lassen, und dabei doch dasselbe Resultat erhalten, so kann dieß durch eine staͤrkere Erwaͤrmung oder durch kleineres Zerschneiden der Runkelruͤben erzielt werden. Es stehen ihm also eine Menge Mittel zur Modifikation seiner Arbeit zu Gebot; und er ist auf diese Weise im Stande, auf eine unveraͤnderliche Weise jedes beliebige Resultat zu erzweken. Die verschiedenen Abaͤnderungen oder Modifikationen der Arbeit koͤnnen waͤhrend der Fabrikation durch die verschiedene Guͤte der Runkelruͤben, oder durch die laͤngere oder kuͤrzere, bessere oder schlechtere Aufbewahrung derselben erheischt werden. Ich glaube daher, daß nicht leicht ein Apparat mehr Vorzuͤge in sich vereine, als der meinige, der sich gewisser Maßen in jeden Eigenwillen des Fabrikanten fuͤgt, und der in dieser Hinsicht alle meine Erwartungen uͤbertraf. Ich bin uͤbrigens weit entfernt zu glauben, daß nichts an demselben besser zu machen waͤre; denn ich weiß nur zu gut, daß die Verbesserungen keine Graͤnzen haben. Ich habe eine neue Bahn eroͤffnet; ich habe gezeigt, daß sie gut ist, und bewiesen, daß man mit Vortheil darauf fortschreiten kann. Wir haben oben gesehen, daß die neue Methode im Vergleiche mit der aͤlteren, bei welcher die Runkelruͤben zerrieben und ausgepreßt wurden, sowohl in Hinsicht auf die Kosten der Errichtung einer Fabrik, als in Hinsicht auf die Kosten der Unterhaltung und des Betriebes eine wesentliche Ersparniß mit sich bringt, und ich will nun versuchen, einen Ueberblik dieser verschiedenen Vorzuͤge zu geben. Hr. de Dombasle hat diesen Artikel in seinem Bulletin de la macération mit einiger vorgefaßter Meinung, wenn gleich mit nicht geringerer Genauigkeit behandelt; ich glaube jedoch von einer anderen, wie mir scheint, natuͤrlicheren Basis ausgehen zu muͤssen, als dieser Gelehrte, der die jaͤhrlich verbrauchte Quantitaͤt Runkelruͤben als Maßstab annahm. Ich will naͤmlich die Quantitaͤt Saft, welche eine Fabrik zu verarbeiten im Stande ist, oder auch die Quantitaͤt Zuker als Basis annehmen. Eine bereits errichtete Fabrik, welche das neue Verfahren einfuͤhren will, kann nicht mehr Saft verarbeiten, ausgenommen es wird beinahe das saͤmmtliche Material der Fabrik vermehrt, was nicht immer moͤglich ist. Weit leichter ist es dafuͤr eine geringere Menge Runkelruͤben zu verwenden. Wenn z.B. eine Fabrik taͤglich 240 Hectoliter Saft verarbeitet, so kann sie bei der neuen Methode dieselbe Quantitaͤt, und in Betracht der Regelmaͤßigkeit der Arbeit, sogar daruͤber behandeln. Wenn sie fruͤher 5 bis 600,000 Pfund Zuker erzeugte, so kann sie nach der neuen Methode eine gleiche Quantitaͤt erzeugen; nur wird sie, waͤhrend sie fruͤher hiezu 10 bis 12 Millionen Runkelruͤben bedurfte, jezt nur mehr 7 Mill. 690,000 bis 9 Mill. 230,000 Ruͤben brauchen. Auf diese Weise wird, wie mir scheint, die Berechnung viel einfacher. Die Fabrik zu Narcé, welche zur Erzeugung von 5–600,000 Pfd. Rohzuker eingerichtet wurde, besizt eine Dampfmaschine, welche 25,000 Fr. kostete; 2 Reiben fuͤr 3000 Fr.; 4 hydraulische Pressen fuͤr 12,000 Fr. Diese drei Dinge allein machten eine Ausgabe von 40,000 Fr. noͤthig; und diese koͤnnen beinahe gaͤnzlich erspart werden. Denn statt dieser Apparate braucht man nach der neuen Methode nur eine Vorrichtung zum Zerschneiden der Runkelruͤben, welche hoͤchstens 200 Fr. kostet; einen Filtrirapparat, dessen Einrichtung auf 3000 Fr. zu stehen kommt, und mehrere hoͤlzerne Bottiche, welche keine 1000 Fr. kosten. Statt obiger Ausgabe von 40,000 Fr. hat man daher jezt nur mehr eine von 4200 Fr. zu machen; und schlaͤgt man hiezu noch die Licenz, welche gegenwaͤrtig 1500 Fr. kostet, so gibt dieß einen Kostenanschlag von 5700 Fr. oder von beilaͤufig 6000 Fr.; und mithin eine reine Ersparniß von 34,000 Fr. Bei einer Fabrik von dieser Ausdehnung duͤrfte es jedoch immer gut seyn, zum Pumpen und zum Betreiben des Schneideapparates eine kleine Triebkraft zu Gebot zu haben: eine kleine Roßmuͤhle oder eine kleine Dampfmaschine von 2 Pferdekraͤften wuͤrde hiezu hinreichen. Der zur Errichtung des neuen Apparates noͤthige Raum wird immer kleiner seyn, als jener, den man fuͤr die Reiben, die Pressen etc. braucht. Rechnet man daher zu den oben angefuͤhrten Ersparnissen an den Anschaffungskosten auch noch die Ersparnisse, die sich dadurch ergeben, daß die neue Methode weniger ausgedehnte Bauten erfordert, so wird sich in dieser Hinsicht der große Vortheil bei der Befolgung der lezteren herauswerfen. In Betreff der Fabrikationskosten ist die Ersparniß nicht minder groß. Zur Bedienung der beiden Reiben und der 4 Pressen brauchte man nicht weniger, als 18 Personen; zur Unterhaltung der Saͤke, zum Waschen derselben sowohl, als der Geflechte und der Reiben, waren 6 bis 8 Arbeiter erforderlich. Man brauchte also fuͤr die Tagarbeit 25 Arbeiter, und eben so viel fuͤr die Nachtarbeit; im Ganzen demnach 50. Bei der neuen Methode hingegen sind an den Schneidapparaten 2 und an den Bottichen 2 Arbeiter beschaͤftigt; man braucht also fuͤr die Tag- und Nachtarbeit 8 Arbeiter, d.h. um 42 weniger, als bei der alten Methode. Hat man eine Triebkraft zu Gebot, so erspart man auch noch die beiden Arbeiter an den Schneidapparaten; wo nicht, so ergibt sich wenigstens eine Ersparniß von 38 Arbeitern, was taͤglich beilaͤufig 35 Franken ausmacht. Die Unterhaltungskosten einer Dampfmaschine, zweier Reiben und 4 Pressen sind bedeutend, und die Saͤke sowohl als die Geflechte muͤssen oͤfter erneuert werden. Alle diese Kosten fallen an dem neuen Apparate weg; denn derselbe besteht bloß aus fixen Stuͤken oder aus Haͤhnen, die sich nur wenig abnuͤzen, weil beinahe gar keine Last auf ihnen ruht. Die einzige Vermehrung der Kosten ist durch das Brennmaterial bedingt; allein auch diese ist gering. Denn wenn die Heizung der Bottiche gut eingerichtet ist, so geht nur eine hoͤchst unbedeutende Quantitaͤt Waͤrme, d.h. hoͤchstens die in dem Ruͤkstande der Runkelruͤben enthaltene verloren. Da dieser Ruͤkstand, wie wir oben gesehen haben, am Ende der Ausziehung nur 18 bis 20° R. hat, so ist dieß der einzige und ganze Verlust an Waͤrmestoff. Bei der von Hrn. de Dombasle angegebenen Methode kommen die ausgezogenen Runkelruͤben beinahe siedend heiß aus dem Apparate, so daß also hier ein weit groͤßerer Verlust an Waͤrmestoff Statt findet, als bei meinem Apparate. Wenn man nun in Anschlag bringt, daß der Runkelruͤbensaft bei der neuen Methode um einen Grad schwaͤcher, d.h. zu 7 statt zu 8°, zur Klaͤrung kommt – ein Unterschied, welcher als das Maximum anzunehmen ist – so hat man auf 100 Kilogr. Runkelruͤben 107 Liter Fluͤssigkeit zu 7° statt 91 Liter von 8°, d.h. um 16 Liter Wasser mehr zu verdampfen. Man rechnet gewoͤhnlich, daß 1 Kilogr. Kohle 6 Liter Wasser verdampft, wonach also auf 100 Kilogr. etwas weniger als 3 Kilogr. Kohle mehr kaͤmen. Fuͤr eine Fabrik, welche taͤglich 240 Hectoliter Saft behandelt, reichen 640 Kilogr. oder beilaͤufig 6 1/2 Hectoliter Kohle hin. Stellt man hienach alle diese Ersparnisse und Mehrkosten zusammen, so ergibt sich fuͤr eine Runkelruͤbenzukerfabrik, so wie ich sie oben angenommen habe, folgende Berechnung: Kosten der Errichtung der Fabrik. Ersparniß der Dampfmaschine 25,000 Fr.     – der zwei Reiben   3,000  –     – der vier Pressen 16,000  – Communicator, Triebwerk, Sezen der Apparate etc.   3,000  – –––––––– 47,000 Fr. Dafuͤr sind anzuschaffen: Der Apparat mit den Bottichen 4000 Fr. Der Apparat zum Zerschneiden der Ruͤben   200  – Nebenausgaben   500  – ––––––    4700  – –––––––– Mithin Ersparniß an den Errichtungskosten 42,300 Fr. Kosten der Fabrikation. Da man zu 500,000 Pfund Runkelruͤbenzuker nicht 10 Millionen, sondern nur 7,690,000 Ruͤben braucht, so gibt dieß eine Ersparniß von 2,310,000 Ruͤben; und rechnet man das 1000 Ruͤben zu 10 Fr., so gibt dieß 23,000 Fr. Da die Zahl der Arbeiter von 50 auf 38 vermindert wird, so gibt dieß taͤglich eine Ersparniß von 35 Fr., also fuͤr 200 Tage    7000  – Die Unterhaltung der Reiben und Pressen kann auf nicht weniger angeschlagen werden, als auf    1000  – Jene der Saͤle und Geflechte auf    1000  – Die Unterhaltung der Dampfmaschine    2000  – Kohle fuͤr die Maschine zu 8 bis 10 Pferdekraͤften, fuͤr die Reiben und Pressen; beilaͤufig 800 Hectoliter zu 3 Fr.    2400  – –––––––– Verminderung der Kosten 36,500 Fr. Vermehrung der Kosten. Brennmaterial zum Verdampfen von 768,000 Liter Saft, welche bei der neuen Methode mehr erzielt werden: 1300 Hektoliter Kohle zu 3 Fr.    3900 Fr. –––––––– Mithin Ersparniß 32,600 Fr. Die Errichtungskosten der Fabrik geben mithin eine Ersparniß von 42,300 Fr. Bringt man hievon als Kosten der Licenz   1,500  – –––––––– in Abzug, so bleiben noch 40,800 Fr. Die Fabrikationskosten hingegen weisen eine Ersparniß von 32,600 Fr. aus; und diese Ersparniß ist um so wichtiger, als sie sich jaͤhrlich wiederholt. Was die Producte der Fabrikation selbst betrifft, so nehme ich sie als gleich an, so daß also an den uͤbrigen Fabrikationskosten nichts zu aͤndern ist. Die zum Betriebe des Schneideapparates noͤthige Kraft kann auf jene zweier Menschen angeschlagen werden. Man kann den Apparat entweder durch Menschenhaͤnde, oder wenn man zugleich auch noch andere Maschinen zu treiben hat, durch eine kleine Roßmuͤhle oder einen Wassersturz, oder auf irgend andere Weise in Bewegung sezen. Diese Ausgabe, welche von den Ortsverhaͤltnissen abhaͤngt, und welche Jedermann selbst anzuschlagen wissen wird, muß noch zu obigen Ausgaben hinzugerechnet werden. (Beschluß im naͤchsten Hefte.)

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