Titel: | Bericht des Hrn. Theodor Olivier über eine zum Ausziehen von Metallen bestimmte Zange, welche Hr. Henri Michel in Paris der Société d'encouragement zur Begutachtung vorlegte. |
Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. LXXIV., S. 425 |
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LXXIV.
Bericht des Hrn. Theodor Olivier uͤber eine zum Ausziehen von Metallen bestimmte Zange, welche
Hr. Henri Michel in Paris der Société d'encouragement zur Begutachtung vorlegte.
Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement. Oktober 1834, S. 376.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Ueber eine zum Ausziehen von Metallen bestimmte Zange.
Hr. Roger, Mechaniker in Paris, hatte seit langer Zeit
bemerkt, daß die Zangen, womit man die Metallstaͤbe, welche auf der Ziehebank
ausgezogen werden sollten, zu fassen pflegte, bei einem gewisse Glaͤnzen
uͤberschreitenden Zuge entweder ausließen oder zerbrachen, oder daß sie, wenn
auch dieß nicht der Fall war, im Allgemeinen schnell unbrauchbar wurden. Er ersuchte
daher Hrn. Michel sich mit diesem Gegenstande zu
beschaͤftigen, und zu erforschen, ob man den Ziehezangen nicht eine andere
Form geben koͤnnte, um sie fuͤr eine haͤrtere Arbeit geeignet
und zugleich auch dauerhafter zu machen.
Hr. Michel erfand dieser Aufforderung gemaͤß das
Instrument, welches er der Gesellschaft vorlegte, und welches Hrn. Roger, der mehrere Versuche damit anstellte, vollkommen
befriedigte. Er kann naͤmlich mit der neuen Zange weit staͤrkere
Metallstangen ausziehen, als fruͤher; ich sah eine Zange, deren er sich schon
laͤngere Zeit zu diesem Behufe bedient, und fand dieselbe in einem Zustande,
der noch eine laͤngere Brauchbarkeit verspricht.
Das neue Instrument hat vor allen aͤlteren den unschaͤzbaren Vortheil
voraus, daß man den Metallstab oder die Metallplatte, welche ausgezogen werden soll,
in allen Stellungen, in denen sie sich darbietet, fassen kann: ein Vorzug, der
hervorgehoben zu werden verdient, indem die Arbeit dadurch sehr erleichtert wird. Es
ist ferner sehr einfach. Man denke sich naͤmlich einen eisernen
Steigbuͤgel, in dessen Bodenstuͤk ein nach Innen zu
kegelfoͤrmig erweitertes Loch gebohrt ist. In diesem Loche bewegt sich frei
ein abgestuzter Kegel, der nach der Richtung seiner Achse in zwei Theile gespalten
ist, an deren inneren, ebenen und an einander passenden Flaͤchen Einkerbungen
oder Verzahnungen angebracht sind. Jeder dieser beiden Theile ist an dem einen Ende
einer duͤnnen und biegsamen Platte befestigt, welche eine wie ein U gebogene Feder bildet, in deren Biegung ein Loch angebracht ist.
Durch dieses Loch geht frei beweglich ein eiserner Stab, welcher an einem eisernen,
mit seinen beiden Enden an die Arme des Buͤgels geschweißten
Querstuͤke befestigt ist, so daß sich die ganze aus der biegsamen Platte und
den beiden abgestuzten Kegelstuͤken bestehende Vorrichtung um diesen Stab
drehen, und zugleich auch in der Richtung ihrer Achse eine Hin- und
Herbewegung annehmen kann.
Will man sich dieses Instrumentes bedienen, so druͤkt man, nachdem der Haken
der Kette, womit der Buͤgel angezogen wird, in die Arme desselben
gehaͤngt ist, auf die Platte, welche die Feder bildet, oͤffnet
dieselbe, indem man die beiden Theile des abgestuzten Kegels von einander entfernt,
und faßt damit das auszuziehende Metallstuͤk. So wie man hierauf die Kette
spannt, treten die beiden kegelfoͤrmigen Stuͤke in das fuͤr sie
ausgeschnittene, kegelfoͤrmig erweiterte Loch, wodurch die Zaͤhne der
beiden Stuͤke den auszuziehenden Metallstab um so fester paken werden, je
groͤßer die Kraft ist, mit der die Kette angespannt wird. In Folge dieser
sinnreichen Einrichtung wirkt die Kette mit ihrer ganzen Kraft auf die Arme des
Buͤgels, die diese Kraft an das Bodenstuͤk fortpflanzen,
waͤhrend der ganze Widerstand, den die Stange beim Ausziehen leistet, durch
die kegelfoͤrmige Zange gleichfalls an dieses Bodenstuͤk fortgepflanzt
wird. Die freie rotirende Bewegung, die man dem abgestuzten Kegel in dem Augenblike
geben kann, in welchem man den auszuziehenden Stab fassen will, zeigt sich beim
senkrechten Ausziehen von großem Nuzen.
Da Hr. Michel an der Zange, welche bereits laͤngere
Zeit in den Werkstaͤtten des Hrn. Roger zum
Ausziehen gebraucht wurde, bemerkte, daß sich das kegelfoͤrmige Loch in Folge
des starken Drukes, den die halben Kegelstuͤke darauf ausuͤbten, etwas
erweitert hatte, so will er in Zukunft das Bodenstuͤk des Buͤgels
haͤrten, die beiden Arme hingegen geschmeidig lassen, wodurch das Instrument
bedeutend an Dauerhaftigkeit gewinnen wird.
Alle Verbesserungen an den Werkzeugen bedingen nothwendig Fortschritte in den
Arbeiten, und sollen daher so schnell als moͤglich zur allgemeinen Kenntniß
gebracht werden: besonders wenn dieselben bereits durch die Erfahrung
bewaͤhrt sind. Die Commission schlaͤgt daher vor, Hrn. Michel den Dank der Gesellschaft fuͤr sein neues
Instrument auszudruͤken, und dasselbe durch den Bulletin bekannt zu machen.
Erklaͤrung der Abbildung.
Fig. 8 gibt
einen Aufriß der ganzen, mit allen dazu gehoͤrigen Theilen versehenen
Zange.
Fig. 9 zeigt
das Bodenstuͤk von Vorne.
Fig. 10 ist
das in den Buͤgel eingesezte Querstuͤk.
Fig. 11 ist
die Zange einzeln fuͤr sich, und in doppelt groͤßerem Maßstabe als in
Fig. 8 im
Profile gezeichnet.
Fig. 12 zeigt
dieselbe von Außen.
a ist der eiserne Buͤgel, in den der Haken der
Ziehkette eingehakt wird.
b das Bodenstuͤk, an welches die beiden Enden des
Buͤgels geschweißt werden.
c ein kegelfoͤrmiges, in dieses Bodenstuͤk
gebohrtes Loch, welches zur Aufnahme der beiden Theile d,
d der Zange dient. Diese beiden Theile bilden zusammen einen der
Laͤnge nach gespaltenen Kegel, und sind an ihren inneren Flaͤchen mit
Zaͤhnen versehen.
e eine auf sich selbst zuruͤkgebogene Feder, in
deren oberem Theile sich ein Loch befindet, welches zur Aufnahme der messingenen
Dille f dient.
g ein zwischen den Armen des Buͤgels befestigtes
Querstuͤk.
h ein an seinem oberen Theile mit
Schraubengaͤngen und einem ausgeraͤnderten Knopfe versehener Stab; er
geht durch das Querstuͤk g, welches ihm als
Mutterschraube dient, in die Dille f, und gestattet der
Zange eine seitliche Bewegung nach der Richtung ihrer Achse, und eine kreisende
Bewegung um sich selbst.
i, i Schrauben, womit die Feder an den beiden Armen d, d der Zange befestigt ist.
k, k Zapfen mit Zangen, welche die Feder in ihrer
Ausdehnung leiten.
l eine zwischen den Wangen der Zange gefaßte
Eisenstange.