Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. LXXXII., S. 467 |
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LXXXII.
Miszellen.
Miszellen.
Urtheil des London Journal
uͤber die Dampfwagen fuͤr Landstraßen.
Das London Journal of Arts, welches sich fruͤher
immer gegen die Moͤglichkeit der Dampfwagen auf den Landstraßen
erklaͤrte, bis es endlich vor einem Jahre bei Gelegenheit der Erscheinung des
Church'schen Dampfwagens sich als eines Besseren belehrt erklaͤrte, ist nun
in seinem neuesten Januarhefte S. 285 zum Theil wieder zu
seiner fruͤheren Ansicht zuruͤkgekehrt, obschon alle uͤbrigen
Journale von den Leistungen der Hancock'schen Dampfwagen alles Ruͤhmliche melden. Die Redaction,
an deren Spize bekanntlich Hr. W. Newton steht,
aͤußert sich naͤmlich folgender Maßen: „Ungeachtet die
Zeitschriften und Journale seit mehreren Jahren sich in Lobeserhebungen der
Dampfwagen auf den gewoͤhnlichen Landstraßen erschoͤpft haben, so
bleibt es doch Thatsache, daß wir gegenwaͤrtig und nach so vielen
Versuchen auf unseren Landstraßen noch immer kein regelmaͤßig durch Dampf
betriebenes Fuhrwerk besizen, mit Ausnahme einiger ephemeren Erfindungen, die
gleich Meteoren zum Staunen der Welt erscheinen, um dann wieder fuͤr
immer zu verschwinden. Ohne den Verdiensten derjenigen, die zur Erreichung eines
so großen Zwekes, wie die Ersezung der Pferdekraft durch die Dampfkraft auf den
gewoͤhnlichen Landstraßen ist, so große Anstrengungen machten, zu nahe
treten zu wollen, koͤnnen wir nicht umhin uns dennoch daruͤber zu
verwundern, daß so Weniges in Vorschlag gebracht wurde, was als wirkliche
Verbesserung in dieser Hinsicht gelten kann. Denn mit Ausnahme der verschiedenen
sinnreichen Erfindungen des Hrn. Dr. Church wurde
uns nichts bekannt, was eine wesentliche Verbesserung der Locomotivmaschinen
versprochen, und dem Publicum einen Gewinn gebracht haͤtte. Wie wir
jedoch hoͤren, so hat Hr. Church nunmehr seine
Zugmaschine, welche wir vielmehr sein Dampfpferd nennen moͤchten,
vollendet, so daß er in lezter Zeit taͤglich in der Naͤhe von
Birmingham Versuche damit anstellen konnte, indem er sie vor einen mit Personen
angefuͤllten Omnibus spannte. Unparteiische Richter versicherten uns, daß
die Maschine bei diesen Gelegenheiten immer zur vollen Zufriedenheit der
Compagnie, auf deren Kosten sie erbaut worden, arbeitete. Wir glauben daher
unseren Lesern sagen zu koͤnnen, daß nunmehr wirklich etwas zu Stande
gebracht wurde, was von bleibendem Nuzen zu seyn verspricht; vielleicht
koͤnnen wir demnaͤchst Weiteres hieruͤber
mittheilen.“
Ueber einige Kupferbergwerke in Cornwallis, und die an
denselben gebraͤuchlichen Dampfmaschinen.
Die unter dem Namen der Consolidated Mines bekannte
Bergwerks-Unternehmung in Cornwallis erzeugt gegenwaͤrtig
jaͤhrlich aus 20,000 Tonnen Erz, die sie ausbeutet, 1920 Tonnen fein Kupfer
oder den 7ten Theil der gesammten Kupferproduction Englands. Sie beschaͤftigt
beilaͤufig 2400 Personen, wovon 1400 Grubenarbeiter. In jeder Minute werden
in diesen Gruben gegen 2000 Gallons Wasser 1320 Fuß hoch emporgeschafft, das
Gesammtgewicht aller Wassersaͤulen in den Pumpen betraͤgt 512,000
Pfd., und das Ganze wird durch 8 Dampfmaschinen betrieben, von denen 4 zu den
groͤßten auf der Welt gehoͤren. Die Zahl der Schachte belaͤuft
sich auf 95, abgesehen von einer großen Anzahl von Schuͤrfen; und alle
Schachte zusammengenommen besizen eine Laͤnge von 25 engl. Meilen. Die
Stollen bilden zusammengenommen eine Streke von 43 engl. Meilen. – Was die
Zahl der Dampfmaschinen betrifft, welche sich am Schlusse des Jahrs 1832 an
saͤmmtlichen Bergwerken in Cornwallis zum Behuf des Trokenlegens in
Thaͤtigkeit befanden, so belief sich dieselbe auf 64, von denen einige
außerordentlich groß sind. An 5 derselben haben die Cylinder nicht weniger als 90
Zoll im Durchmesser bei einem Kolbenhube von 10 Fuß. Der Balken einer solchen
Dampfmaschine wiegt 27 Tonnen; die Kolbenstangen bestehen aus Mastbaumholz von 16
Zoll im Gevierte. Die gehobene Wassersaͤule, die Kolbenstangen und der Balken
machen zusammen ein Gewicht von mehr dann 100 Tonnen aus, und dieses wird mit einer
Geschwindigkeit von 5 Huben in der Minute in Bewegung gesezt. Alle Bergwerke von
Cornwallis verbrauchten in einem Monate zum Heben des Wassers allein 84,034 Bushels
Steinkohlen, und das gehobene Wasser betrug in jeder Minute 19,279 Gallons. Nach
sorgfaͤltigen Berechnungen, welche an den mexicanischen Bergwerken
uͤber die Kraft eines Pferdes in Hinsicht auf das Trokenlegen angestellt
wurden, ergibt sich, daß die Kraft eines Pferdes 19,000 Pfunden gleichkommt, die in
einer Minute einen Fuß hoch gehoben werden. Wenn daher in Cornwallis monatlich
84,000 oder taͤglich 2800 Bushel Steinkohlen verbraucht werden, und wenn man
annimmt, daß die Maschinen mit einem Bushel Steinkohlen 55 Mill. Pfd. einen Fuß hoch
heben, was der Wahrheit hoͤchst nahe kommt, so ergibt sich: daß in Cornwallis
1/16 Bushel Steinkohle eben so viel leistet, als in Mexico ein Pferd, welches
innerhalb 24 Stunden 3 Stunden lang arbeitet; und daß mithin zum Trokenlegen der
Bergwerke in Cornwallis
nicht weniger als 44,800 Pferde erforderlich waͤren, wenn man keine
Dampfmaschinen besaͤße! Wer weitere Aufschluͤsse hieruͤber
wuͤnscht, findet dieselben in dem Bericht, den Hr. Taylor bei der dritten Versammlung der British
Association vortrug. (Aus dem Repertory of
Patent-Inventions, December 1834, S. 377.)
Ueber das Vorkommen des Titans in organischen
Substanzen.
Hrn. Rees fiel die eigenthuͤmliche gelbe Farbe auf,
welche die Salze der Nierenkapseln in der Rothgluͤhhize annehmen, welche
Farbe beim Erkalten der geschmolzenen Masse allmaͤhlich verschwindet. Durch
folgende Versuche uͤberzeugte er sich, daß diese Erscheinung durch die in
ihnen enthaltene Titansaͤure veranlaßt wird. Die Masse wurde mit Wasser
digerirt und gekocht, die Aufloͤsung abgegossen und mit
schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak versezt, wodurch in einigen Minuten ein schwacher
dunkelgruͤner Niederschlag entstand. Der in Wasser unaufloͤsliche
Theil der Salze wurde mit verduͤnnter Salzsaͤure digerirt, die
Aufloͤsung mit Ammoniak neutralisirt und mit schwefelwasserstoffsaurem
Ammoniak versezt, wodurch ein reichlicher dunkelgruͤner Niederschlag
entstand. Gallaͤpfeltinctur erzeugte in derselben Fluͤssigkeit einen
roͤthlichbraunen Niederschlag.
Bisweilen enthalten die Nierenkapseln nur eine geringe Menge alkalischer Salze, und
dann stellt sich die gelbe Farbe nicht leicht eher ein, als bis man sie mit einem
Alkali versezt. Sie scheinen in diesem Falle außer titansaurem Alkali auch eine
geringe Menge freier Titansaͤure zu enthalten. Bei zwei oder drei Mustern,
die er untersuchte, sahen diese Salze ganz schwarz und kohlig aus; beim Schmelzen
derselben mit phosphorsaurem und kohlensaurem Alkali zeigte sich aber immer die
gelbe Farbe; diese schwarze Asche reagirt alkalisch.
Er glaubt nach einigen Versuchen, die er anstellte, annehmen zu duͤrfen, daß
das Titan auch noch in anderen animalischen Substanzen vorkommt. (Philosophical Magazine, November 1834, S. 398.)
Verfahren um dem Eisen und Holze den bekannten Bronzeanstrich
zu geben.
Die vielen Anfragen, bemerkt das Journal des connaissances
usuelles in seinem Decemberhefte vom Jahre 1834, welche fortwaͤhrend
um Vorschriften zur Erzeugung des bekannten Bronzeanstriches an uns gelangen,
veranlassen uns zur Mittheilung folgender Methoden. – 1) Man traͤgt
auf die Gegenstaͤnde, welche den Bronzeanstrich bekommen sollen, zuerst eine
oder zwei Schichten einer okergelben Oehlfarbe auf, und nachdem diese troken
geworden ist, streicht man gleichmaͤßig eine oder zwei Schichten einer
dunkelgruͤnen Oehlfarbe daruͤber. Wenn leztere noch nicht vollkommen
troken geworden, sondern noch etwas klebrig ist, so reibt man dann die
hervorragenden Stellen mit einer etwas steifen Buͤrste, welche man vorher mit
gelbem Okerpulver oder mit Schuͤttgelb impraͤgnirt hat. Dieß Pulver
bleibt naͤmlich an den damit abgeriebenen Stellen kleben, und gibt ihnen ein
dem Bronze aͤhnliches Aussehen. Um die Taͤuschung noch vollkommener zu
machen, uͤberstreicht man die einspringenden Winkel und die Vertiefungen
endlich mit Gruͤnspan, der mit Oehl abgerieben worden ist. Zulezt
traͤgt man eine Firnißschichte auf – 2) Zartere Gegenstaͤnde,
deren Anstrich einen hoͤheren Grad von Vollkommenheit erhalten sollen, werden
auf folgende Weise behandelt. Man reibt den gelben Oker, der als erste Schichte
dient, und der mit einem flachen Dachshaarpinsel aufgetragen wird, schnell mit
Terpenthingeist ab, und verduͤnnt die Masse mit Copalfirniß. Wenn diese
Schichte troken geworden ist, so polirt man sie mit Bimssteinpulver, und reibt dann
dieselbe gelbe Farbe mit Blau zusammen, um eine gehoͤrige gruͤne Farbe
dadurch zu erhalten. Von dieser Farbe traͤgt man mehrere Schichten auf,
zwischen welchen man die Gegenstaͤnde jedoch jedes Mal troknen laͤßt.
Wenn die lezte Schichte beinahe troken geworden ist, und nur noch etwas weniges
klebt, so nimmt man eine feine Buͤrste aus Marder- oder Dachshaaren,
welche man troken in Bronzepulver umkehrt, und womit man unter mehr oder minder
starkem Anhalten jene Stellen abreibt, denen man den Bronzeglanz zu geben
wuͤnscht. Wenn Alles getroknet ist, so uͤberzieht man den Gegenstand
mit einer Schichte
schoͤnen Copalfirnisses. – Wenn man schoͤne Gegenstaͤnde
sehr sorgfaͤltig behandeln will, so muß man sie nach jedem Anstriche in einem
Trokenofen troknen, und jedes Mal sorgfaͤltig poliren. – 3) Einen sehr
wohlfeilen Anstrich kann man geben, wenn man die Gegenstaͤnde ganz einfach
mit Oehl anstreicht, und sie endlich, wenn sie noch etwas klebrig sind, mit
Bronzepulver abreibt. Auch hier ist jedoch zulezt die Firnißschichte noͤthig.
– Will man noch mehr Glanz geben, so kann man statt Bronzepulver auch
Messingpulver und andere aͤhnliche Metallfarben anwenden. Manchmal wird es
jedoch noͤthig zwei Firnißschichten aufzutragen. Es ist an diesen
Vorschriften zwar durchaus nichts Neues, allein sie duͤrften doch Manchem
willkommen seyn.
Ueber die Verzinnungsmethode der HH. Etiennal und Vuillemot.
Wir haben im Polyt. Journal
Bd. LII. S. 155 von einer
Verzinnungs-Methode gesprochen, welche in Paris unter dem Namen Etamage polychrone in neuerer Zeit sehr empfohlen, aber
von den Erfindern noch geheim gehalten wird. Man weiß nun gegenwaͤrtig,
worauf dieses Verfahren beruht, indem aus der Eingabe, welche die HH. Etiennal und Vuillemot, die
dasselbe in Compagnie betrieben, bei dem Conseil de
Salubrité machten, deutlich hervorging, daß dasselbe nicht neu sey,
sondern mit jenem Biberel's zusammenfaͤllt. Die
Akademie in Paris erstattete schon im Jahre 1778 einen guͤnstigen Bericht
uͤber Lezteres und Biberel's Sohn wurde bei dessen
Ausuͤbung im Jahre 1811 nicht bloß durch ein empfehlendes Gutachten der Société d'encouragement, sondern auch
durch Napoleon selbst unterstuͤzt. Der Handelsminister sprach naͤmlich
Hrn. Biberel eine Belohnung von 1200 Fr. zu, und Napoleon
befahl, daß die Kupfergeschirre der Hofkuͤche saͤmmtlich von Biberel verzinnt werden sollten. Da dieses Verfahren
dessen ungeachtet viel zu wenig bekannt und neuerdings wieder von dem Conseil de Salubrité allen großen und kleinen
Haushaltungen empfohlen wurde, so nehmen auch wir keinen Anstand neuerdings wieder
dringend hierauf aufmerksam zu machen. Die Verzinnung der HH. Etiennal und Vuillemot besteht nicht aus reinem
Zinne, sondern aus einer Legirung aus Zinn und Eisen, welche viel haͤrter und
viel schwerer schmelzbar ist, als das gewoͤhnliche Zinn, so daß sie daher
auch in viel dikeren Schichten auf das Kupfer aufgetragen werden kann. Hierauf
allein beruht die große Dauerhaftigkeit dieser Verzinnung, die in den Kuͤchen
bei keiner Art von Speise irgend einen Nachtheil bringt, und gegen die sich
uͤberhaupt nur beim Faͤrben einiger Farben eine Einwendung machen
laͤßt. (Aus den Annales de la Société
polytechnique-pratique 1834, No.
12.)
Ueber architektonische Verzierungen aus
Papiermaché.
Es duͤrfte nicht allgemein bekannt seyn, schreibt das Architectural Magazine, daß man gegenwaͤrtig sowohl in
oͤffentlichen als Privathaͤusern Englands viele architektonische
Verzierungen aus Papiermaché arbeitet. London besizt mehrere
vorzuͤgliche Kuͤnstler in diesem Fache; auf den hoͤchsten Grad
von Vollkommenheit brachte jedoch Hr. Chas. F. Bielefield
seine Kunst. Alle die Verzierungen im Innern des Pantheon-Bazaar,
Oxford-Street, so wie die reichen Carnieße, die Consols, die Alto- und
Bassoreliefs wurden von diesem Kuͤnstler aus Papiermaché gearbeitet.
Gegenwaͤrtig arbeitet er an dem koͤniglichen Wappen, welches im Hause
der Gemeinen uͤber dem Size des Sprechers angebracht werden soll; an den
Verzierungen, womit die zur Ventilation dienenden Oeffnungen in den Deken verdekt
werden sollen; und an den gothischen Verzierungen, Carnießen etc., womit man die
Waͤnde und Deken des Hauses der Lords schmuͤken will.
Ames's Verbesserungen an den Maschinen zum Zerschneiden
des endlosen Papieres.
Hr. John Ames in Springfield im Staate Massachusetts,
erhielt kuͤrzlich ein Patent auf eine verbesserte Maschine, um endloses
Papier, so wie es von den Trokencylindern kommt, in Blaͤtter von gehoͤriger Laͤnge zu
schneiden. Das Franklin Journal gibt folgende kurze
Beschreibung dieser Maschine. Das Papier gelangt in Folge seiner eigenen Schwere von
den Trokenwalzen herab, und geht hiebei uͤber die Schneide eines aufrecht
stehenden Messers, welches der Quere nach durch die Maschine laͤuft. Unter
diesem Messer laͤuft eine Welle mit zwei Scheiben oder zwei Armen durch die
Maschine, und an diesen ist ein anderes sich drehendes Messer befestigt. Dieses
leztere kommt, so wie es sich umdreht, mit ersterem Messer in Beruͤhrung,
wodurch das Papier wie mit einer Scheere entzwei geschnitten wird. Da das Papier
fortwaͤhrend herabsinkt, so wuͤrde dasselbe nicht unter rechten
Winkeln abgeschnitten werden, wenn hiefuͤr nicht eigene Vorsorge getroffen
waͤre. Dieß leztere geschieht mittelst eines Schwingrahmens, der durch ein
Muschelrad in Bewegung gesezt wird, und der mit Huͤlfe eines Stabes das
Papier waͤhrend des Abschneidens auf dem feststehenden Messer fixirt. Die
Groͤße des Papieres wird durch die Groͤße der Rolle, die sich an der
Welle des kreisenden Messers befindet, und die daher ausgewechselt werden kann,
regulirt. – Dieß mag genuͤgen, um zu zeigen, daß diese neue
amerikanische Vorrichtung vor den aͤlteren englischen nichts voraus hat. (Mechanics' Magazine, No. 587.)
Truman's Verbesserungen an der sogenannten
Cylinder-Papier-Maschine.
Das Franklin-Journal gibt in seinem Septemberhefte
vom Jahre 1834 eine Beschreibung des Patentes, welches Joseph
Truman von Pennsylvania auf einige Verbesserungen an den sogenannten
Cylinderpapiermaschinen nahm. Der Patenttraͤger bemerkt hienach am Eingange
seines Patentes, daß sich die Fasern des Zeuges bei dieser Art von Maschinen
hauptsaͤchlich in einer und derselben Richtung an den Cylinder anlegen, und
daß die Festigkeit des Papieres hiedurch Schaden leide. Diesem Uebelstande
abzuhelfen ist die Absicht des Erfinders, und er bezwekt dieß auch wirklich, indem
er Stuͤke Kupferblech oder Stuͤke eines anderen geeigneten Materiales
mit dem einen Ende an einem Querstabe befestigt, und auf diese Weise eine Art von
Rechen oder Rakel verfertigt. Die Metallstreifen macht der Erfinder an der einen
Seite concav, und die gekruͤmmte Seite wird gegen die Oberflaͤche des
Cylinders gerichtet; der Apparat wird in der Buͤtte auf solche Weise
angebracht, daß die concaven Raͤnder der Metallstreifen beinahe mit dem
Cylinder in Beruͤhrung kommen, und daß der Zeug, der in denselben
uͤbergeht, folglich zwischen diesen Platten durchfließen muß. Der Querstab,
an welchem die Blaͤtter befestigt sind, wird in schwingende Bewegung versezt,
wobei die Summe der seitlichen Bewegung der Rakel der Summe jener Bewegung gleich
ist, die der Cylinder innerhalb derselben Zeit vollbringt. Der ganze Apparat stellt
also einen sogenannten Agitator vor, und der Zwek desselben ist dem Papiere nach
allen Richtungen gleiche Staͤrke zu geben, indem die Zeugtheilchen in
verschiedenen Richtungen abgesezt werden. – Das Mechanics' Magazine bemerkt zu diesem Patente, daß der Vorwurf einer
ungleichen Staͤrke zwar mit allem Rechte die Producte der ersten,
Cylinderpapiermaschinen, die man in England hatte, traf; daß diesem Uebelstande aber
in England selbst bereits durch mannigfache Agitatoren hinreichend und vollkommen
gesteuert wurde.
Statistische Notizen uͤber die
Papier-Fabrikation in England.
Wir entlehnen aus der dem Recueil industriel, Dec. 1834,
beigegebenen zwoͤlften Nummer der Annales de
statistique folgende Notizen uͤber die Papierfabrikation in England,
die vielleicht manchem unserer Leser nicht uninteressant seyn duͤrfte.
– Im 17ten Jahrhunderte wurde England noch groͤßten Theils vom
Continente und namentlich von Frankreich aus mit Papier versehen. Im Jahre 1690
erzielte man daselbst, Dank sey es dem Edicte von Nantes, welches einige Franzosen
nach England trieb, schon ziemlich huͤbsche Papiere. Im Jahre 1721 fabricirte
England 300,000 Rieß oder beilaͤufig den dritten Theil seines damaligen
Bedarfes. Im Jahre 1783 schaͤzte man den mittleren Werth des fabricirten
Papieres auf 19 1/2 Mill. Fr.; im Jahre 1813 schaͤzte Dr. Colquhoun
dessen Werth auf 50
Mill. Fr., ein Betrag, der jedoch nach Stephenson um die
Haͤlfte zu hoch angenommen war. Im Jahre 1831 endlich war man der Ansicht,
daß der Werth des Papieres, welches jaͤhrlich in den drei
Koͤnigreichen fabricirt wurde, zu 30 bis 32 1/2 Mill. Fr. anzuschlagen sey.
– England besizt 700, Schottland 70 bis 80 und Irland eine noch geringere
Anzahl von Papier-Fabriken. In diesen Fabriken finden 27,000 Arbeiter
Beschaͤftigung, so daß dieser Industriezweig von groͤßerer Wichtigkeit
ist, als es den englischen Gesezgebern wohl scheinen mag, da sie denselben mit einer
Auflage belegten, welche drei Mal groͤßer ist, als der Gesammtverdienst aller
darin beschaͤftigten Arbeiter. Aus einem Vergleiche der Papierfabrikation
Englands in den lezten Jahren ergibt sich folgende Zusammenstellung.
1831.
1832.
1833.
England und Wallis
51,149,069
52,923,026
55,912,774
Schottland
8,354,508
8,806,780
9,088,014
Irland
1,771,827
2,179,303
2,397,080
–––––––––
–––––––––
–––––––––––
61,275,404
63,909,169
67,397,868 Fr.
Die davon erhobenen Auflagen beliefen sich
in England
566,029
Pfd. St.
590,259
Pfd. St.
622,933
Pfd. St.
Schottland
94,559
–
100,061
–
102,556
–
Irland
19,212
–
24,303
–
26,785
–
––––––––––
–––––––––––
–––––––––––
679,800
Pfd. St.
714,623
Pfd. St.
752,274
Pfd. St.
(16,995,000 Fr.)
(17,865,565 Fr.)
(18,806,850 Fr.)
England erzeugt gegenwaͤrtig nicht nur seinen eigenen Bedarf an Papier,
sondern es fuͤhrt jaͤhrlich 2 bis 3 Mill. Pfd. Papier aus, deren Werth
auf 2 1/2 Mill. Fr. angeschlagen werden kann, und von denen der Fiscus eine Auflage
von 950,000 Fr. erhebt. Frankreich, welches fruͤher England mit Papier
versah, muß gegenwaͤrtig wenigstens jenes Papier, dessen es zu seinen
Kupferstichen bedarf, aus England beziehen!
Ueber einige Materialien zur Bereitung von Pakpapier.
Ein unter dem Namen Enort auftretender Correspondent des
Mechanics' Magazine empfiehlt in No. 585 dieser Zeitschrift abermals die Verwendung der
Spelzen des tuͤrkischen Kornes oder Mais und die aus verschiedenen
Binsenarten verfertigten russischen Matten zur Papierfabrikation. Er versichert, daß
man aus diesen Substanzen, wenn auch keine bessere Sorte, so doch unter Zusaz eines
gleichen Antheiles alter Taue vortreffliches Pak- und Zukerpapier erhalten
koͤnne, ohne daß eine weitere Behandlung dieser Substanzen, als die
Zermalmung in den Zeugmaschinen noͤthig waͤre. Eben so empfiehlt er
auch altes Papier, welches zum Aufkleben von Papiertapeten diente, hiezu zu
verwenden, welches, wenn es auch noch so sehr mit Kalk und Schmuz verunreinigt ist,
doch noch ein ziemlich gutes Pakpapier gibt, und von den englischen
Papierfabrikanten gegenwaͤrtig auch schon mit 6 Pfd. Sterl. per Tonne bezahlt wird. Alle diese Substanzen werden, so
viel wir wissen, auch auf dem Continente bereits zur Papierfabrikation benuzt; neu
duͤrfte es aber unseren Fabrikanten seyn, daß man seit einigen Jahren zu
Newcastle-upon-Tyne auch jene Abfaͤlle, die sich in den
Gerbereien beim Zuschneiden der Felle ergeben, zur Bereitung eines sehr starken
braunen Papieres verwendet, welches in England unter dem Namen Imperial bekannt und nicht nur staͤrker, als alle andere Sorten
ist, sondern auch die Tinte sehr gut annimmt, ohne dabei zu fließen. –
Jedermann kennt das starke braune englische Pakpapier, welches in England unter dem
Namen Royal-Hand verkauf wird, und zu welchem
außer verschiedenen groͤberen Materialien hauptsaͤchlich auch alte
Taue verwendet werden. In neuerer Zeit nun erzeugt man auch eine schlechtere, mehr
weißliche Sorte dieses Papieres, uͤber welches wegen seiner geringeren
Staͤrke sehr geklagt wird. Zu dieser schlechteren Sorte nimmt man die aus den
Misthaufen aufgelesenen alten Paktuͤcher, Truͤmmer von Fußdeken, von
Matten und dergl., und da diese Substanzen waͤhrend der Maceration in der
Maschine einen Gewichtsverlust von 25 bis 30 Proc. erleiden, so sezt man ihnen
dafuͤr eine entsprechende Quantitaͤt Thon zu, der der braunen Farbe
sowohl, als der Festigkeit des Pakpapieres sehr nachtheilig ist. – Hr. Baddeley suchte in einem anderen, gleichfalls im Mechanics' Magazine enthaltenen Aufsaze zu beweisen, daß
alle Versuche, die bisher angestellt wurden, um neue Materialien zur
Papierfabrikation aufzufinden, nur als Curiositaͤten einen Werth hatten, und daß durch sie
die Aufgabe das Publicum um den niedrigsten Preis mit dem moͤglich besten
Papiere zu versehen, um nichts in der weiteren Loͤsung fortschritt. Das beste
Surrogat fuͤr die immer seltner werdenden Lumpen sind nach seiner Ansicht
noch die Papierschnizel, obschon auch diese theils wegen des Verlustes, den man beim
Reinigen erleidet, theils auch deßwegen in Mißcredit kamen, und gegenwaͤrtig
von den Fabrikanten nur mehr um die Haͤlfte des fruͤheren Preises
angenommen werden, weil die Staͤrke dieses Papieres wegen des oͤfteren
Abschneidens, welches seine Faser erlitten hatte, bedeutend geringer wurde.
Uebrigens gesteht Hr. Baddeley sehr gern zu, daß man
wahrscheinlich aus Stroh, Maisspelzen und gar vielen anderen vegetabilischen
Substanzen sehr gutes und wohlfeiles Papier wird verfertigen koͤnnen, wenn
man es ein Mal dahin gebracht haben wird, diese Substanzen in ihre Fasern, aus denen
sie bestehen, aufzuloͤsen; d.h. wenn man sie faserig und zum Filzen geeignet
gemacht haben wird. Dahin haben nach seiner Ansicht alle Bestrebungen jener zu
gehen, die sich mit Versuchen hieruͤber beschaͤftigen; denn durch das
bloße Maceriren und Stampfen dieser Substanzen erhaͤlt man zwar allerdings
mit Beimischung von Hanf oder Flachs eine Papiermasse, aber ein Papier ohne
Koͤrper und Festigkeit und von schlechtem Aeußeren.
Nachricht fuͤr Zukerraffinerien und
Runkelruͤbenzuker-Fabriken.
Die Zunahme der Runkelruͤbenzuker-Fabriken in Frankreich bewirkte eine
solche Anhaͤufung von Melasse, die man bei dieser Fabrikation als
Ruͤkstand behaͤlt, daß diese Substanz beinahe werthlos geworden, und
zwar um so mehr, als sie der Rohrzukermelasse an Guͤte und Brauchbarkeit
etwas nachsteht. Man ist daher allen Ernstes auf die bereits alte und oft empfohlene
Methode gekommen, diese Ruͤkstaͤnde als Viehfutter zu verwenden. Hr.
J. J. Bernard, der in Petival ein schoͤnes Landgut
und eine ausgedehnte Runkelruͤbenzuker-Fabrik besizt, ging seinen
Collegen in dieser Hinsicht mit ruͤhmlichem Beispiele voraus, und fordert nun
wiederholt zur Befolgung desselben auf. Er gibt mehrere Vorschriften, nach denen man
hiebei zu verfahren hat; das Wesentlichste reducirt sich darauf, daß man die Melasse
mit reinem Wasser oder auch mit dem Ablaufwasser der Fabriken bis auf 20° des
Araͤometers verduͤnnen, und mit diesem Wasser dann Strohhaͤksel
anmachen soll. Hr. Bernard versichert, daß nicht nur
Hornvieh, sondern auch Schafe und Pferde diese Nahrung dem besten Heue vorziehen,
und daß sich alle Thiere sehr wohl dabei befinden. (Aus dem Recueil industriel.)
Ueber die Bereitung einiger Weinfabrikate.
Wir entlehnen aus dem Journal des connaissances usuelles,
Dec. 1834, S. 310 folgende Recepte zu einigen kuͤnstlichen Weinen, nicht als
ob wir dieselben empfehlen moͤchten, sondern um zu zeigen, welche
Pantschereien man selbst in Weinlaͤndern treibt. – 1) Kuͤnstlicher Madera. Man verseze eine bestimmte
Quantitaͤt suͤßen Aepfelmost mit so viel Honig, daß ein Ei darauf
schwimmt, und koche das Gemenge in einem verzinnten oder irdenen Gefaͤße,
wobei man dasselbe gehoͤrig abschaͤumt. Die abgekuͤhlte
Fluͤssigkeit gieße man in ein Faß, in welchem man sie bis zum
naͤchsten Fruͤhjahre liegen laͤßt, ehe man sie in Flaschen
fuͤllt. Je aͤlter dieses Getraͤnk wird, um so mehr wird sein
Geschmak dem Madera aͤhnlich werden. – Ein anderes Verfahren ist
folgendes. Man nehme auf 100 Liter suͤßen Aepfelmost 7 bis 10 Kilogr.
ausgewaschene und getroknete Holzasche, wovon man unter Umruͤhren nach und
nach so lange zusezt, als noch ein Aufbrausen Statt findet. Nach 2 Tagen Ruhe ziehe
man die Fluͤssigkeit klar ab, und verseze sie auf 100 Theile mit 15 bis 20
Liter guter Melasse oder Erdaͤpfelzuker, worauf man sie uͤber einem
Feuer so lange eindikt, bis sie ein Eintraͤgt. Nachdem dieß geschehen, seze
man 20 Liter guten Branntwein zu, und bringe das Ganze nach gehoͤrigem
Umruͤhren und einiger Ruhe in ein Faß; in diesem wird die Gaͤhrung
bald eintreten und nach 2 Jahren wird der Wein geschoͤnt und in Bouteillen
abgezogen. Einige Fabrikanten pflegen diesen Ingredienzien auch noch geringe Mengen
aromatischer Substanzen zuzusezen. – 2) Kuͤnstlicher Malaga. Man digerire 3 Flaschen weißen Chablis, 2 Pfd.
Rohzuker, 1 1/2 Pfd.
Malagaweinbeeren, 1 Pfd. Honig, 1/2 Liter Weingeist 3 Stunden lang in einem
Trokenofen; lasse das Ganze 6 Wochen bis 2 Monate lang in einem Fasse oder Kruge bei
einer Temperatur von 10 bis 12° R. stehen, und ziehe es, nachdem man es mit
dem Eiweiße von 2 Eiern geschoͤnt und filtrirt, in Flaschen. Nach einem
anderen Verfahren soll man 5 Pfd. Malagaweinbeeren und 3 Unzen
Pfirsichbluͤthen 2 Monate lang mit 10 Flaschen gutem weißen Chablis oder noch
besser mit Champagner angegossen lassen; nach dieser Zeit soll man die Masse gut
umruͤhren und abermals 2 Monate stehen lassen, um sie dann endlich
abzuziehen, nach 3 Wochen Ruhe zu schoͤnen und in Flaschen zu fuͤllen.
– 3) Kuͤnstlicher Muscat wird bereitet,
indem man 10 Flaschen guten weißen Wein auf 5 Pfd. trokenen Muscatellertrauben und 3
Unzen Hollunderbluͤthen stehen laͤßt, und uͤbrigens wie beim
Malaga verfaͤhrt. – 4) Gekochter Wein. Man
kocht 6 Pinten Most in einem Kessel und unter Abschaͤumen bis auf die
Haͤlfte ein, und gießt die Fluͤssigkeit siedend auf drei Pinten
Branntwein, dem man eine Prise Coriander und Anis, ein halbes Quentchen Zimmt, 4
zerstoßene Apricosen- und eben so viel Pfirsichkerne zugesezt. Wenn das
Gefaͤß dann 2 bis 3 Tage gut verschlossen gestanden, so seiht man die
Fluͤssigkeit ab, um sie den Winter uͤber ruhig stehen zu lassen.
– Alles dieß wird als Wein verkauft und getrunken!
Notiz fuͤr Staͤrkmehlfabrikanten.
Da wir in einem großen Theile unserer Staͤrkmehlfabriken den Kleber, der
bekanntlich zur Gewinnung des Staͤrkmehles aus dem Mehle ausgewaschen wird,
noch immer unbenuzt gelassen sehen, obschon derselbe ein kraͤftiges
Nahrungsmittel fuͤr Thiere gibt; und da die Faͤulniß, in welche man
das unbenuzte kleberhaltige Waschwasser uͤbergehen laͤßt, die Luft in
der ganzen Umgebung einer solchen Fabrik verpestet, so fuͤhlen wir uns mit
dem Journal des connaissances usuelles veranlaßt,
neuerdings darauf aufmerksam zu machen, daß man den Kleber und verschiedene andere
Abfaͤlle ganz vortrefflich zur Schweinemast benuzen koͤnne. In
England, wo man mit dem Getreide mehr haushaͤlterisch umgeht als bei uns,
weiß man dieß Verfahren sehr gut zu schaͤzen, und mehrere der dortigen
Staͤrkmehlfabriken verdanken mehr der Schweinemast als der
Staͤrkmehlfabrikation den hohen Ertrag, dessen sie sich erfreuen. Es gibt
daselbst mehrere Fabriken, welche jaͤhrlich 3 bis 4000 Schweine
maͤsten, indem sie den Kleber, der sonst verloren ging, mit
Erdaͤpfeln, Kleien oder anderen derlei Substanzen zu einem Schweinefutter
anmachen, bei welchem diese Thiere sehr schnell außerordentlich fett werden. Wir
empfehlen dieses Verfahren dringend der Beruͤksichtigung unserer Fabriken, in
denen man, wie uns scheint, noch viel zu wenig auf Vielseitigkeit der Benuzung der
Stoffe, mit denen man es zu thun hat, sieht.
Von selbst entzuͤndbare Cigarren.
Das Franklin-Journal enthaͤlt in seinem
lezten Decemberhefte die Beschreibung hoͤchst sonderbarer Cigarren, auf die
sich John Marck von New-York ein Patent ertheilen
ließ und die er unter dem Namen: selbst entzuͤndbare
Cigarren (self igniting cigars) bekannt machte.
An den Enden dieser Cigarren ist naͤmlich ein papiernes Buͤchschen
angebracht, in welchem sich eines jener chemischen Gemische befindet, die sich durch
Reiben oder Schlagen leicht entzuͤnden. Mit diesem Buͤchschen steht
aber auch noch ein Stuͤkchen Zunder oder Schwamm in Verbindung, der das
Anbrennen der Cigarren vermittelt. Das Mechanics'
Magazine, welches in seiner No. 598 gleichfalls
von diesem Patente spricht, glaubt, daß diese Cigarren zu feuergefaͤhrlich
sind, und daß zu viele Cigarrenkistchen in Brand aufgehen duͤrften, als daß
dieses Cigarrensystem in Gang gebracht werden koͤnnte. Uebrigens
moͤchte der Patenttraͤger schon durch die Neugierde, die er unter dem
tabakdampfenden Publicum erregen wird, fuͤr die geringen Kosten, die ein
Patent in Amerika veranlaßt, entschaͤdigt werden.
Reitpeitschen und Angelschnuͤre aus Kautschuk.
Ein Correspondent des Mechanics' Magazine zeigt an, daß
er sich ganz aus Kautschukftreifen eine Reitpeitsche verfertigt habe, die ihm
vortreffliche Dienste leistet, und die er mit allem Rechte allen anderen zur Nachahmung empfehlen zu
koͤnnen glaubt. Derselbe Verehrer des Kautschuks machte sich auch
Angelschnuͤre aus Kautschuk, die er sehr gut fand, und welche weit
dauerhafter seyn sollen, als die gewoͤhnlichen. Eben so empfiehlt er
Kautschuk anstatt der Blasen zum Zubinden verschiedener Dinge, die man lange Zeit
aufbewahren will.
Shaw's Reitpeitschen, eine Vorrichtung fuͤr
Selbstmoͤrder.
Ein Hr. Josua Shaw zu Philadelphia erhielt in neuerer Zeit
ein Patent auf eine Reitpeitsche, in deren Griff er eine Percussionspistole
anbringt. Die Construction ist dieselbe, wie an den Pistolenstoͤken. Das
Lederwerk der Peitsche ist an einem Drehringe befestigt, der durch ein
Bajonnetschloß an dem Griffe der Peitsche befestigt, und vor dem Abfeuern entfernt
wird. Die Percussionskapsel befindet sich unmittelbar hinter der Pistole; das
Spannen der Pistole geschieht durch das Zuruͤkziehen eines Stabes, der durch
den Mittelpunkt des Griffes geht, und an dessen Kopf ein kleiner Knopf hervorragt;
das Abfeuern geschieht durch Niederdruͤken eines kleinen, an der Seite
angebrachten Knopfes. – Wie man an einer Reitpeitsche, welche so unendlich
vielen Erschuͤtterungen ausgesezt ist, eine Percussionspistole anbringen, und
wie man die Muͤndung der Pistole uͤberdieß noch an das untere Ende des
Mordinstrumentes verpflanzen kann, moͤgen nur die begreifen, die ihres Lebens
uͤberdruͤssig sind.
Ueber die sogenannte graue Seide.
Die Société royale et centrale
d'agriculture in Paris ließ sich durch Hrn. Chevreul Bericht uͤber die Muster der sogenannten grauen Seide erstatten, welche von Cocons
herruͤhrten, die Hr. Maupoil in Venedig theils
ganz, theils zum Theil mit Blaͤttern des Philippinischen oder
vielstaͤngeligen Maulbeerbaumes erzogen hatte. Die Resultate dieses Berichtes
sind: Erstens, daß die mit dieser Art von Maulbeerbaum gefuͤtterten Raupen
eine Seide geben, welche sowohl in Hinsicht auf Staͤrke und Feinheit, als in
Hinsicht auf das Product an entschaͤlter Seide, welches man bei der
Behandlung derselben mit Seife erhaͤlt, zu den vorzuͤglichsten
gehoͤrt. Zweitens, daß sich diese Seide vollkommen bleichen und eben so gut
faͤrben laͤßt, wie die uͤbrigen Seidensorten. Drittens, daß man
sich ohne alle Sorge ein schlechteres Product zu erzielen, weiteren Versuchen
uͤber die Fuͤtterung der Seidenraupen mit dieser Art von
Maulbeerblaͤttern uͤberlassen koͤnne, um zu ermitteln, ob
hiebei vielleicht in oͤkonomischer Hinsicht vor der Fuͤtterung mit den
gewoͤhnlichen Maulbeerblaͤttern ein Vortheil zu erzielen waͤre.
– Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, daß die Lyoner behaupten, der
vielstaͤngelige Maulbeerbaum sey bereits vor der Reise des Hrn. Perrottet, der denselben von den Philippinen brachte,
lange Zeit in Lyon gezogen worden. Der Botaniker Jaume Saint-Hilaire, welcher die aus Lyon gesendeten Exemplare zu
untersuchen hatte, erkannte dieselben wirklich fuͤr vollkommen identisch mit
der Pflanze des Hrn. Perrottet. Er glaubt
uͤbrigens, daß diese Maulbeerbaumsorte in fruͤheren Jahren durch Hrn.
Poivre, ehemaligen Intendanten der
franzoͤsischen Besizungen in Indien, nach Lyon, wo er sich nach seiner
Ruͤkkunft niederließ, gebracht worden sey. (Aus dem Recueil industriel, November 1834, S. 91.)
Ueber die Benuzung der Saͤgespaͤne.
Das Journal des connaissances usuelles enthaͤlt in
seinem neuesten Hefte einen Aufsaz uͤber die Benuzung der
Saͤgespaͤne in waldreichen Gegenden oder in der Naͤhe von
Saͤgemuͤhlen, woraus wir Folgendes ausziehen, da einiges davon auch
fuͤr unser Vaterland, in welchem jaͤhrlich eine große Masse
Saͤgespaͤne verwuͤstet wird, von Interesse seyn duͤrfte.
– Man kann die Saͤgespaͤne in geschlossenen eisernen Cylindern
oder in derlei Retorten gleich dem Holze der trokenen Destillation unterwerfen, und
dadurch Holzessig, Theer und Kohlenpulver erhalten. Der Holzessig erhaͤlt
eine immer ausgedehntere Anwendung, so daß es an Absaz dafuͤr nicht fehlen
kann, und den Kohlenstaub kann man mit dem gewonnenen Theere zu einer Art von Ziegeln,
welche sehr gut brennen und große Hize geben, verwenden. Aehnliche Ziegel lassen
sich auch aus den unverkohlten Saͤgespaͤnen bereiten, wenn man
dieselben mit Theer zu einer Masse anmacht. Uebrigens kann man das Kohlenpulver auch
mit 50 bis 60 Proc. thierischer Stoffe vermengen, wo dasselbe dann einen
vortrefflichen Duͤnger geben soll. – Eine andere Art die
Saͤgespaͤne, die an und fuͤr sich schon ein guter, aber etwas
langsam wirkender Duͤnger sind, als solchen zu benuzen, besteht darin, daß
man dieselben mit duͤrrem Gestruͤppe und Erdschollen vermengt, in
Gruben oder in Oefen, welche mit den Kalkoͤfen einige Aehnlichkeit haben,
einaͤschert, und das erhaltene Pulver dann als Duͤnger ausstreut.
– Endlich kann man die Saͤgespaͤne auch noch beim Kohlenbrennen
nach der gewoͤhnlichen alten Methode zum Ausfuͤllen der
Zwischenraͤume benuzen.
Verschiedenheit des Salzgehaltes verschiedener Meere.
Die Kessel des Dampfbootes Carron, welches kuͤrzlich nach mehrmonatlichem
Dienste im mittellaͤndischen Meere zu Woolwich anlangte, hatten durch die
Salzincrustationen, welche sich waͤhrend dieser Zeit ansezten, bedeutend
Schaden gelitten. Der Niederschlag, der sich im Mittelmeere innerhalb einer Woche
erzeugt, soll naͤmlich groͤßer seyn, als, zwischen Falmouth und
Lissabon im Laufe eines Monates; denn er betrug beinahe taͤglich 1/8 Zoll.
Diese groͤßere Abnuͤzung der Kessel war uͤbrigens nicht der
einzige Nachtheil, der sich hiebei beurkundete, sondern in Folge der
groͤßeren Anhaͤufung von Salzkrusten erfolgte auch die Mittheilung der
Waͤrme langsamer, so daß der Verbrauch an Brennmaterial bedeutend
groͤßer war. Man erwartet, daß diese Beobachtung sehr zur Verbreitung der
Hall'schen Dampfkessel beitragen werde. (Mechanics' Magazine,
No. 594.)
Ueber die Quantitaͤt der festen Bestandtheile, welche
der Rhein jaͤhrlich fortschwemmt,
hat Hr. Leonard Horner Esq., F. G.
S. F. R. S. im Laufe dieses Jahres vor der Geological
Society in London eine Abhandlung vorgetragen, zu deren Behuf er in den
Monaten August und November in Bonn mehrere Versuche angestellt hatte. Nach einem
Versuche, den er im August bei niederem Wasserstande mit Wasser anstellte, welches
er in einer Entfernung von 165 Fuß von dem linken Ufer in einer Tiefe von 7 Fuß
auffing, enthielt das Wasser 1/20784 fester Bestandtheile, welche getroknet ein blaß
gelblich-braunes, sanft anzufuͤhlendes, mit Salzsaͤure
aufbrausendes, und von dem Loͤß des Rheinthales nicht zu unterscheidendes
Pulver darstellten. Bei einem spaͤteren Versuche, den er im Monate November,
nachdem es laͤnger geregnet, unternahm, fand er in dem aus der Mitte des
Stromes genommenen Wasser 1/12500 feste Bestandtheile. Nimmt man nun an, daßdnß die mittlere Breite des Rheines bei Bonn 1200 Fuß betraͤgt, daß die
mittlere Tiefe 15 Fuß mißt, daß die mittlere Geschwindigkeit 2 1/2 Meilen in der
Stunde ausmacht, und daß in einem Kubikfuß Wasser im Durchschnitte 28 Gran fester
Substanzen schwebend erhalten werden, so ergibt sich hieraus, daß der Rhein
innerhalb 24 Stunden nicht weniger als 145981 Kubikfuß fester schwebender Theilchen
bei Bonn vorbeiwaͤlzt. (Aus dem Repertory of
Patent-Inventions, November 1834, S. 300.)
Ueber Nutt's
Bienenzuchtsystem,
welches Hr. Nutt selbst in einem
eigenen Werke (von dem wir bereits eine deutsche Uebersezung besizen) beschrieb,
enthaͤlt das Mechanics' Magazine seit einiger
Zeit einige dafuͤr und dagegen sprechende polemische Aufsaͤze, die
hauptsaͤchlich in historischer Hinsicht fuͤr gelehrte
Bienenzuͤchter von Interesse sind. Wir begnuͤgen uns auf dieselben
aufmerksam zu machen, und bemerken den Praktikern, daß in diesem Jahre 10
Bienenstoͤke des Hrn. Nutt zu Moulton Chapel, dem
Morning Herald gemaͤß, 808 Pfd. Honig
abwarfen.