Titel: | Ueber ein Treibrad mit beweglichen Schaufeln für Dampfschiffe. Vom Bergverwalter Grandjean. |
Autor: | Grandjean |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. VI., S. 40 |
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VI.
Ueber ein Treibrad mit beweglichen Schaufeln
fuͤr Dampfschiffe. Vom Bergverwalter Grandjean.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Grandjean, uͤber ein Treibrad mit beweglichen
Schaufeln.
Schon vor längerer Zeit war ich auf eine Verbesserung an den mit beweglichen
Schaufeln versehenen Dampfschiffsrädern gekommen, deren Beschreibung ich in
Nachfolgendem der Oeffentlichkeit übergebe.
Die Ericsson'sche, nunmehr angewendete Erfindung einer
Spiralfläche, wovon die patentirten Methoden Lowe's und
Taylor's nur Ableger sind und welche ich für einen
sehr zwekmäßigen und einfachen Treibapparat halte, hatte mich bisher zur
Zurükhaltung der von mir aufgefundenen und – wie ich glaube, nicht ganz
unzwekmäßigen Methode bewogen. Da ich nunmehr aber in neuerer Zeit noch mehrere
Verbesserungen an den gewöhnlichen seitlichen Dampfschiffsrädern beschrieben
gefunden habe, worunter ich die von Holebrook und Gifford namentlich hervorhebe, und die seitlichen
Schaufelräder wohl noch lange in der Praxis den Vorzug behalten dürften: so habe ich
es in Betracht der schwierigen Zusammensezung und geringen Haltbarkeit der mir in
fraglicher Beziehung bisher bekannt gewordenen Verbesserungen im allgemeinen
Interesse nicht für unrichtig gehalten, die von mir aufgefundene, und meiner Meinung
nach neue und einfachere Construction bekannt zu machen.
Fig. 20 ist
die seitliche Ansicht eines Ruderrades, woran die Schaufeln in den Punkten a am Radkranze oder auch an den Radarmen nach Belieben
und Bedürfniß beweglich befestigt sind.
In Fig. 21,
der Ansicht von der schmalen Seite des Rades, sind die zwei anderen wesentlichen
Theile des Schaufelapparates verdeutlicht. Diese bestehen nämlich an den Schaufeln
c in den nach der unteren Seite gerichteten
Ausschnitten d, und den an den Radarmen befestigten
Leisten b, welche dazu bestimmt sind, den Schaufeln in
ihren oberen und unteren Theilen als Unterstüzung zu dienen. Es kommt übrigens je
nach Beschaffenheit der Schaufeln nicht darauf an, ob die Ausschnitte, welche
ebenfalls nur zur Unterstüzung der Schaufeln gegen den Radkranz dienen sollen, durch
Leisten vertreten werden, oder ob an dem oberen Theile der Schaufeln, anstatt der
Leisten, Ausschnitte angebracht sind. Ich bemerke nur noch, daß ich es für
nothwendig halte, die untere Unterstüzungsvorrichtung so anzubringen, daß die
Schaufeln bei ihrem Eintritt in das Wasser entweder horizontal zu liegen kommen,
oder nur in einem kleinen Winkel gegen den Wasserspiegel stehen. Ich halte es ferner
zu dem vorhabenden Zwek am passendsten, wenn der obere Theil der Schaufeln von dem
Bleizapfen an breiter ist, als der untere.
Um nun zur Erklärung der Wirksamkeit der beschriebenen Schaufeln überzugehen, nehme
ich an, daß das Rad bis auf die Linie e, f in das Wasser
eingetaucht ist, und die Bewegung des Rades nach der Linie g,
h von g nach h
geschehen. Tritt nun die Schaufel a' bei g auf den Wasserspiegel, so wird durch den Widerstand
des Wassers die obere breitere Seite der Schaufel allmählich gegen den Leisten b' angetrieben, und wird dieses vollständig geschehen
seyn, wenn die Schaufel
den Punkt i erreicht hat. Von i bis k wird die Schaufel zunehmend kräftig
wirken, und von k bis l
abnehmend, wenn ich nämlich, wie vorausgesezt ist, annehme, daß in k und l der obere Theil der
Schaufel dem unteren das Gleichgewicht hält. Von l nach
h gewinnt der untere Theil der Schaufel das
Uebergewicht, und wird demnach die Schaufel gegen ihren Unterstüzungspunkt am
Radkranze zurükgetrieben, wodurch sie verhindert wird, bei ihrem Austritte das
Wasser mit sich fortzureißen.
Ich bin der Ansicht, daß durch diese Einrichtung mehrere wesentliche Nachtheile der
gewöhnlichen Schaufelräder größten Theils vermieden werden: worunter ich das
schlagende Eintauchen der Schaufeln, wodurch der größte Theil der Erschütterung auf
Dampfschiffen erzeugt wird; das schädliche – viele Kraft verschwendende
– Emporschleudern der Hinterwasser und die geringe Länge der im Interesse der
Fortbewegung Statt findenden Wirkungsart der Schaufeln namentlich verstehe.
Sobald die Schaufel ausgetreten ist, und bei a'' gelangt,
wird sich dieselbe wieder umschlagen und mit ihrem oberen Theile an den Leisten b zu liegen kommen, bis sie bei a''' wieder die Richtung gegen das Wasser zum Eintreten nehmen muß etc.
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