Titel: | Versuche über die Leuchtkraft verschiedener Lampen und Kerzen und über die Kosten des Lichtes, welches sie geben. Von Dr. Andrew Ure, F. R. S. etc. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. XLVIII., S. 202 |
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XLVIII.
Versuche uͤber die Leuchtkraft
verschiedener Lampen und Kerzen und uͤber die Kosten des Lichtes, welches sie
geben. Von Dr. Andrew
Ure, F. R. S. etc.
Aus dem Civil Engineers and Architects Journal. Sept.
1839, S. 328.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Ure, uͤber die Leuchtkraft verschiedener Lampen und
Kerzen.
Die Kostspieligkeit der Beleuchtung mit Wachs-, Wallrath- und selbst
mit Stearinkerzen einerseits, und andererseits die Widerlichkeiten der Beleuchtung
mit Talgkerzen gaben Anlaß zur Erfindung einer beinahe zahllosen Menge von Lampen,
unter denen die mechanische oder die sogenannte Carcel'sche Lampe, die in den wohlhabenderen Familien in Paris allgemein in
Gebrauch kam, unstreitig die beste ist. In dieser Lampe wird bekanntlich das Oehl
mittelst eines Uhrwerkes in Röhren so emporgetrieben, daß es am Grunde des Dochtes
beständig überfließt, damit der Docht fortwährend mit Oehl getränkt erhalten werde,
das überschüssige Oehl hingegen wieder in den Oehlbehälter zurük tropfe. Ich besaß
vor einigen Jahren eine treffliche Lampe dieser Art, welche mir sehr gute Dienste
leistete, und an der ich nur das auszustellen hatte, daß man sie den Händen des
Dienstpersonales nicht anvertrauen durfte; denn kam etwas daran in Unordnung, so
blieb beinahe kein anderes Mittel, als sie dem Erfinder nach Paris zur Ausbesserung
zu schiken. Das Licht dieser Lampen ist, wenn sie mit einem Rauchfangglase von
gehöriger Höhe versehen werden, sehr glänzend, jedoch nicht vollkommen gleichförmig.
Ein aufmerksamer Beobachter wird nämlich bei dem Wechsel des Pumpenspieles ein
leichtes Fluctuiren bemerken; d.h. die Flamme wird nach jedem neu emporgetriebenen
Oehlstrahle etwas dunkler, und unmittelbar vor dessen Rükkehr wieder etwas Heller.
Ueberdieß flakert die Flamme wegen der Stärke des Zuges und der rechtwinkeligen
Verschulterung des Rauchfanges stets mehr oder weniger. Dagegen zeichnet sich die
mechanische Lampe dadurch aus, daß sie 7 bis 8 Stunden lang nicht nur mit
ungeschwächtem, sondern selbst mit gesteigertem Glanze brennt; indem die Verbrennung
in dem Maaße lebhafter wird, als die Temperatur und mithin der Grad der Flüssigkeit
des Oehls, welches
durch die fortwährende Circulation durch den brennenden Docht endlich ganz warm
wird, zunimmt.
Die Pariser Physiker nehmen die mechanische Lampe bei den über verschiedene Lichter
vergleichsweise anzustellenden Versuchen gewöhnlich als Maaßstab. Ich glaube jedoch
nicht, daß sie diese Auszeichnung ganz verdient; denn sie wird und muß je nach der
Beschaffenheit des Oehls und des Zuflusses von diesem, so wie auch nach der Form und
Stellung des Rauchsanges stets sehr verschiedene Quantitäten Licht geben. Abgesehen
davon sind dergleichen Lampen in England zu selten, als daß sie auch bei uns als
Maaßstab der Beleuchtung dienen könnten. Ich habe mich vielmehr nach vielen
vergleichenden Beobachtungen überzeugt, daß große Wachskerzen, wovon drei auf das
Pfund gehen, und von 12 oder 15 Zoll Länge, wie sie einer der ersten
Wachskerzen-Fabrikanten Londons erzeugt, mit einem Dochte von 27 bis 28 Fäden
der besten türkischen Baumwolle, ein höchst gleichförmiges und beinahe unwandelbares
Maaß für die Beleuchtung geben. Eine derlei Kerze brennt mit dem zehnten Theile des
Lichts, den eine der Argand'schen Lampen des Trinity
House gibt und mit dem eilften Theile des Lichts meiner mechanischen Lampe, wenn
ihre Flamme auf das ohne Rauch erzielbare Maximum gesteigert ist.
Das große Hinderniß, welches an den Lampen der Verbrennung entgegensteht, liegt in
der Klebrigkeit des Oehls und in der hiedurch erschwerten Speisung der Lampen; ja an
den gewöhnlichen Lampen ist dieses Hinderniß während der Wintermonate beinahe
unbezwingbar. Da, soviel ich weiß, die relative Klebrigkeit verschiedener
Flüssigkeiten bei verschiedenen Temperaturen noch nicht genau erörtert ist, so fand
ich mich veranlaßt, einige Versuche in dieser Beziehung anzustellen.
Ich brachte zu diesem Zweke in ein halbkugelförmiges, auf den Ring eines chemischen
Lampengestelles geseztes Platinschälchen 2000 Granmaaße von der Flüssigkeit, deren
Klebrigkeit bestimmt werden sollte, und ließ sie durch einen gläsernen Heber von 1/8
Zoll im Lichten, dessen äußerer Schenkel 3 1/4, der innere dagegen 3 Zoll Länge
hatte, laufen. Die zum Abflusse erforderliche Zeit gab das Maaß der Klebrigkeit;
denn diese Zeit deutete für zwei Flüssigkeiten von gleichem specifischem Gewichte
und hieraus folgendem Druke auf den Heber genau die relative Klebrigkeit derselben
an. Terpenthin- und Wallrathöhl z.B. haben beinahe gleiches spec. Gew.; denn
dieses beträgt für ersteres, so wie es gewöhnlich im Handel vorkommt, 0,876, und für
lezteres 0,876 bis 0,880, wenn es rein und ächt ist. Da ich nun gefunden habe, daß
2000 Granmaaße Terpenthinöhl in 95 Secunden durch den kleinen Heber liefen, während
dieselbe Quantität Wallrathöhl hiezu 2700 Secunden brauchte, so ergab sich, daß
ersteres um 28 Mal flüssiger ist als lezteres. Brennzeliger Holzgeist, den man
gewöhnlich Naphtha nennt, und Alkohol, die beide ein spec. Gew. von 0,825 besizen,
liefen in 80 und 120 Secunden durch die Heberröhre, wonach also ersterer um 50 Proc.
flüssiger ist als lezterer. Wallrathöhl floß, wenn es auf 265° F. erhizt
worden, in 300 Secunden hindurch, mithin in dem neunten Theile der Zeit, welche bei
64° F. erforderlich war. Wallfischthran aus den südlichen Ländern, der ein
etwas größeres spec. Gew. besizt als das Wallrathöhl, müßte demnach schneller
fließen, wenn er nicht etwas klebriger wäre. Sein spec. Gew. ist 0,926, und er
braucht sowohl in kaltem Zustande als bei einer Temperatur von 265° ebenso
lange Zeit wie das Wallrathöhl. 2000 Granmaaße Wasser flossen bei 60° F. in
75, bei 180° F. dagegen in 61 Secunden durch den Heber. Concentrirte
Schwefelsäure dagegen braucht, ihres spec. Gewichtes von 1,840 ungeachtet, bei
64° F. ihrer Klebrigkeit wegen 660 Secunden.
Hr. Samuel Parker, der dem Publicum schon lange durch
seine Verbesserungen an den Lampen sowohl, als durch mehrere andere Erfindungen
bekannt ist, nahm kürzlich ein Patent auf eine Lampe, in der das Oehl in dem
Behälter und bevor es an den Docht gelangt, mittelst einer sehr einfachen
Vorrichtung auf jeden beliebigen Grad erwärmt werden kann. Ich machte mir zur
Aufgabe durch eine Reihe von Versuchen zu ermitteln, welcher Werth dieser Lampe
sowohl in Bezug auf die Lichterzeugung, als in Bezug auf den Verbrauch an Oehl im
Vergleiche mit anderen Lampen und mit Kerzen beizumessen ist. Das Verfahren, welches
ich hiebei einschlug, war folgendes. Nachdem ich meine französische mechanische
Lampe sorgfältigst gepuzt und mit reinem Wallrathöhle gefüllt hatte, stellte ich
dieselbe in einer Entfernung von 10 Fuß von einer Mauerwand, an der weißes Papier
aufgeklebt worden, auf einen länglichen Tisch. Auf denselben Tisch sezte ich dann
eine mit gleichem Oehle gefüllte Parker'sche heiße
Oehllampe; und nachdem ich an beiden das stärkste ohne Rauch mögliche Licht
hervorgebracht, bestimmte ich deren Leuchtkraft auf die bekannte Weise durch
Vergleichung der Schatten. Ein einige Zoll langer Draht von der Dike einer
Rabenfeder schien mir ganz passend und genügend, um mit dem Auge den durch
Unterbrechung des Lichts bewirkten Schatten mit ziemlicher Genauigkeit messen zu
können. Sowohl ich als mehrere andere bemerkten bei mannichfacher Wiederholung der
Versuche einen wesentlichen Unterschied in der Farbe des Schattens, wenn eine der
Lampen dem Papiere auch nur um einen halben Zoll genähert oder davon entfernt wurde.
Prof. Wheatstone war so gütig, die Richtigkeit der auf
Beobachtung der Schatten beruhenden Methode mittelst eines Photometers von seiner
Erfindung, an welchem der relative Glanz zweier Lichter durch den relativen Glanz
der gegenüberliegenden Seiten einer von ihnen beleuchteten, umlaufenden und
versilberten Kugel bestimmt wurde, zu prüfen.
1. Die mechanische Lampe hatte einen gläsernen Rauchfang, welcher unten 1,5, oben
dagegen 1,2 Zoll im Durchmesser hatte, und an dem der weitere Bodentheil 1,8 Zoll,
der obere engere Theil aber 8 Zoll lang war. In eine Entfernung von 10 Fuß von der
Wand gestellt konnte man ihr Licht als das Quadrat dieser Zahl oder als 100
annehmen. Bei der ersten Reihe von Versuchen, bei denen sie mit ihrem stärksten
Lichte brannte, und nur bisweilen Rauchstöße bemerken ließ, gab sie ein Licht,
welches jenen von 11 Wachskerzen gleichkam. Dabei verbrannte sie 912 Grane Oehl in
der Zeitstunde. Das Wallrathöhl war ganz rein, und hatte ein spec. Gewicht von
0,874. Bei einer zweiten Reihe von Versuchen, bei denen ihr Licht weniger flakerte
und nur jenem von 10 Wachskerzen gleichkam, verbrauchte sie stündlich 815 Gran oder
0,1164 Pfd. Oehl. Multiplicirt man diese Zahl mit dem Preise des Oehls zu 8 Sch. per Gallon oder 11 Den. per
Pfund, so erhält man 1,2804 Den. als die Summe der relativen Kosten dieser im
folgenden = 100 angenommenen Beleuchtung.
2. Die heiße Oehllampe brennt mit einer weit stätigeren Flamme als die mechanische,
was großen Theils der rundlichen Abdachung der glokenförmigen Mündung des gläsernen
Rauchfanges zugeschrieben werden muß; denn hiedurch wird die Luft nach und nach in
immer innigere und innigere Berührung mit der äußeren Oberfläche der Flamme
gebracht, und nicht mit Gewalt gegen dieselbe angetrieben, wie dieß bei dem
gewöhnlichen Rauchfange mit rechtwinkeliger Schulter der Fall ist. Mit Wallrathöhl
gefüllt mußte diese Lampe, wenn sie mit ihrer stärksten Flamme brannte, um einen Fuß
weiter als die mechanische Lampe von der Wand weg gestellt werden, wenn der Schatten
beider gleich seyn sollte. Ihre relative Leuchtkraft verhielt sich daher wie das
Quadrat von 11 zu dem Quadrate von 10, oder wie 121 zu 100. Dessen ungeachtet
verbrauchte sie stündlich nur 696 Gran oder etwas weniger als 0,1 Pfd. Oehl in der
Stunde. Wäre ihr Licht auf 100 reducirt worden, so hätte sie stündlich gar nur 576
Gran oder 0,82 Pfd. Oehl verzehrt. Multiplicirt man diese Zahl mit 11 Den., so
erhält man 0,902 Den. als die relativen Kosten von 100 bei dieser Art der
Beleuchtung.
3. Wenn die heiße Oehllampe mit südlichem Wallfischthrane von 0,926 spec. Gewichte,
wovon der Gallon 2 Sh. 6 Den. oder das Pfund 3 3/4 Den. gilt, gefüllt wurde, so
mußte sie, wenn sie mit ihrer stärksten Flamme brannte, in eine Entfernung von 9 Fuß
1 Zoll von der Wand gestellt werden, um denselben Schatten zu geben, den die beiden
Lampen unter Anwendung des Wallrathöhles in Entfernungen von 10 und 11 Fuß gaben.
Das Quadrat von 9 Fuß 1 Z. oder 82 ist also die Leuchtkraft der heißen Oehllampe,
wenn sie das genannte Oehl brennt. Da sie stündlich 780 Gran oder 0,111 Pfd. davon
verzehrte, und bei einem Lichte von 100 911 Gran oder 0,130 Pfd. verzehrt haben
würde, so erhält man 0,4875 Den. als die relativen Kosten von 100 dieses
Lichtes.
4. Wenn die heiße Oehllampe mit Olivenöhl von 0,914 spec. Gewichte, wovon der Gallon
5 Shill. 6 Den. oder das Pfund 7 1/2 Den. kostete, gefüllt war, und mit ihrer
stärksten Flamme brannte, so mußte sie in eine Entfernung von 9 Fuß 6 Zoll von der
Wand gestellt werden, um einen Schatten von dem bestimmten Maaße zu geben. Das
Quadrat von 9 1/2 Fuß ist 90 1/4, welche Zahl als die relative Intensität des Lichts
dieser Lampe betrachtet werden muß. Ihr Verbrauch an Oehl betrug stündlich 760 Gran,
und dieser Verbrauch würde bei einem Lichte von 100 stündlich 840 Gran oder 0,12
Pfd. betragen haben. Diese Zahl mit dem Preise des Oehles multiplicirt, gibt 0,9
Den. als die relativen Kosten von 100 eines derartigen Lichtes.
5. Wenn die heiße Oehllampe mit dem Cocosnußöhle oder dem Olein der HHrn. Price und Comp., welches bei einem spec. Gewichte von
0,925 per Gallon 4 Shill. 6 Den. oder per Pfd. 5 3/4 Den. kostet, gefüllt war, mußte sie auf
eine Entfernung von 9 Fuß von der Wand gestellt werden. Sie verbrauchte dabei
stündlich 103 Gran, und wäre ihr Licht auf 100 statt auf 81 (9²) gebracht
worden, so würde der Verbrauch gar 1277 Gran oder 0,182 Pfd. in der Stunde gewesen
seyn. Diese Zahl mit dem Preise per Pfund multiplicirt,
gibt 1,031 Den. als die Kosten von 100 eines derartigen Lichtes.
6. Bei einem Vergleiche der gewöhnlichen französischen Ringlampe mit der mechanischen
Lampe zeigte sich, daß erstere nur halb soviel Licht gibt und dabei 2/3 des Oehles
der mechanischen Lampe verzehrt.
7. Bei den Versuchen, welche ich mit Wachskerzen von den ersten Fabrikanten Londons
anstellte, war vor Allem besonders merkwürdig, daß sie sämmtlich, es mochten 3, 4
oder 6 von ihnen auf das Pfund gehen, beinahe eine gleiche Quantität Licht gaben;
denn jede derselben mußte in eine Entfernung von 3 Fuß von der Wand gestellt werden, um einen
Schatten von jener Farbe zu geben, wie ihn das auf 100 geschäzte Licht der
mechanischen Lampe warf. Die Verzehrung, welche an einer reinen Wachskerze bei
ruhiger Luft Statt findet, beträgt nach einem aus zahlreichen Versuchen gezogenen
Durchschnitte 125 Gran in der Zeitstunde. Da sie aber dabei nur den eilften Theil
des Lichts der mechanischen Lampe gibt, so sind 11 Mal 125 Gran oder 1375 Gran, d.h.
0,1064 Pfd. Wachs erforderlich, um ein Licht zu geben, welches jenem der genannten
Lampe gleichkommt. Multiplicirt man nun diese Zahl mit dem Preise der Wachskerzen,
welcher 30 Den. auf das Pfund beträgt, so erhält man 5,892 Den. als die Kosten einer
Wachsbeleuchtung = 100. Eine Wachskerze, wovon in der kurzen Sorte drei auf das
Pfund gehen, hat bei einem Durchmesser von einem Zolle 12 Zoll Länge und enthält in
ihrem Dochte 27 bis 28 Fäden zu je 1/90 Zoll Durchmesser. Die Qualität des Dochtes
hängt jedoch von der Capillarität der Baumwollfasern, die an der türkischen
Baumwolle am größten seyn soll, ab. Die Dochte für die besten Wachskerzen werden
deßhalb auch nur aus levantinischer Baumwolle erzeugt. Eine Wachskerze, wovon in der
langen Sorte drei auf das Pfund gehen, hat bei einem Durchmesser von 7/8 Zoll 15
Zoll Länge und im Dochte 26 Fäden. Eine Wachskerze, wovon 6 auf das Pfund gehen, hat
bei 4/5 Zoll im Durchmesser 9 Zoll Länge und 22 Dochtfäden. Das Licht einer Kerze
der lezteren Art kann höchstens um 1/11 schwächer angeschlagen werden, als das Licht
einer Kerze, wovon drei auf das Pfund gehen. Eine gute Dreierkerze brennt in ruhiger
Luft mit außerordentlicher Regelmäßigkeit; d.h. es verbrennt in je anderthalb
Stunden 1 Zoll, so daß die ganze Kerze 18 Stunden lang dauert. Ein langer Dreier
dauert eben so lang und ein Sechser ungefähr 9 1/2 Stunden. Das spec. Gewicht des
Wachses ist dabei 0,960.
8. Die Wallrathkerzen zu drei auf das Pfund haben 9/10 Zoll im Durchmesser, 15 Zoll
Länge, und einen Docht, der nicht aus parallelen Fäden besteht, sondern geflochten
ist. Gleiche Kerzen zu vier auf das Pfund haben 8/10 Zoll Durchmesser und 13 1/2
Zoll Länge. Alle diese Kerzen geben so ziemlich dieselbe Quantität Licht wie die
ihnen entsprechenden Wachskerzen: d.h. 1/11 des Lichtes der oben erwähnten
mechanischen Lampe. Da der Verbrauch hiebei 142 Gran in der Stunde beträgt, so
erhält man, wenn man diese Zahl mit 11 multiplicirt, 1562 Gran oder 0,223 Pfd. als
die Quantität Wallrath, welche verzehrt wird, um eine Beleuchtung = 100 zu erlangen.
Multiplicirt man diese leztere Zahl mit 24 Den., als dem Preise eines Pfundes
Wallrathkerzen, so erhält man 5,352 Den. als die relativen Kosten einer
Wallrathbeleuchtung = 100.
9. Kerzen aus Stearinsäure oder sogenanntem deutschen Wachse verbrennen, um eben so
viel Licht zu geben, als die Muster-Wachskerze 168,5 Gran oder 0,024 Pfd. in
der Stunde. Multiplicirt man leztere Zahl mit 11 und mit 16 Den., als dem Preise des
Pfundes dieser Kerzen, so erhält man 4,224 Den. als den relativen Kostenbetrag einer
Stearinbeleuchtung = 100.
10. Von Talgkerzen wurden probirt: gegossene kurze Dreier von einem Zolle Durchmesser
und 12 1/2 Zoll Länge; dergleichen lange von 9/10 Zoll Durchmesser und 15 Zoll
Länge; und dergleichen lange Vierer von 8/10 Zoll Durchmesser und 13 3/4, Zoll
Länge. Alle diese Kerzen brennen mit einem sehr unsicheren Lichte, welches von 1/12
bis zu 1/16 des Lichtes der mechanischen Lampe wechselt, so daß man 1/14 als
Durchschnittszahl annehmen kann. Die Dreier verbrennen stündlich 144 Gran oder 0,2
Pfd.; und diese Zahl mit 14 und mit 9 Den., als dem Preise des Pfundes solcher
Kerzen, multiplicirt, gibt 2,52 Den. als den relativen Kostenbetrag einer
Talgbeleuchtung = 100.
11. Palmer's Kerzen mit ausgebreitetem Dochte gaben in
einer Entfernung von 3 Fuß 4 Zoll einen dem Maaßstabe gleichkommenden Schatten,
wobei der Verbrauch an Talg stündlich 232,5 Gran oder 0,0332 Pfd. betrug. Das
Quadrat von 3 Fuß 4 Zoll, nämlich 11,9, ist also die Leuchtkraft dieser Art von
Kerze; und da 11,9 : 0,3332 = 100 : 0,28, so gibt 0,28 multiplicirt mit 10 Den., als
dem Preise dieser Kerzen, den relativen Kostenbetrag einer derlei Beleuchtung = 100
mit 2,8 Den.
12. Cocosnuß-Stearinkerzen verbrannten stündlich 168 Gran und gaben ein Licht,
welches einem 1/16 der Musterstamme gleichkam. Multiplicirt man 168 mit 16, so
erhält man 3088 Gr. oder 0,441 Pfd. als die Quantität, welche stündlich verbrannt
werden muß, um ein Licht = 100 hervorzubringen. Diese 0,441 Pfd. mit dem Preise
dieser Kerzen, von denen das Pfund 10 Den. gilt, multiplicirt, geben den
Kostenbetrag einer derlei Beleuchtung = 100 zu 4,41 Den in der Stunde.
13. Eine Londoner Argand'sche Gaslampe mit 12 Löchern in
einem Ringe von 3/4 Zoll im Durchmesser und einer Flamme von 3 Zoll Länge, gab im
Vergleiche mit der mechanischen Lampe ein Licht von 78 1/2. Schlägt man das Licht
der mechanischen Lampe zu 100, jenes der Parker'schen
heißen Oehllampe zu 120 an, so kann man jenes der Gaslampe in runden Zahlen zu 80,
und jenes der gewöhnlichen französischen Lampe im Allgemeinen zu 50 anschlagen.
Wenn man nun die hier aufgezählten Resultate zusammenstellt, so erhält man
nachstehende Tabelle des stündlichen Kostenbetrages verschiedener Beleuchtungsarten, wenn das
Licht jenem der mechanischen Lampe, welches zu 100 gerechnet ist, oder dem Lichte
von 11 Wachskerzen, wovon drei auf das Pfund gehen, gleichkommt.
Pence.
1.
Parker's heiße Oehllampe mit südlichem
Wallfischthrane
0,4875
2.
Mechanische oder Carcel'sche Lampe mit
Wallrathöhl
1,2804
3.
Parker's heiße Oehllampe mit Wallrathöhl
0,902
4.
Dieselbe mit Olivenöhl
0,900
5.
Dieselbe mit Cocosnußöhl
1,031
6.
Gewöhnliche französische Lampe mit Wallrathöhl
1,7072
7.
Wachskerzen
5,892
8.
Wallrachkerzen
5,352
9.
Stearinkerzen
4,224
10.
Palmer'sche Kerzen mit ausgebreitetem
Dochte
2,800
11.
Gegossene Talgkerzen
2,520
12.
Cocosnuß-Stearinkerzen von Price und Comp.
4,41
Die heiße Oehllampe gibt mit dem fünften Theile ihrer Maximalstamme soviel Licht, daß
man dabei lesen, schreiben, nähen etc. kann; sie brennt bei diesem Lichte 10 Stunden
lang, ohne mehr als einen Penny Kosten zu verursachen, und kann daher allerdings auf
den Namen einer Sparlampe, welche ihr von dem Erfinder beigelegt wurde, Anspruch
machen. Das Wesentliche ihrer Einrichtung erhellt aus der in Fig. 91 gegebenen
Abbildung.
In dieser ist nämlich A, A, B, B ein Durchschnitt des den
Oehlbehälter bildenden Cylinders. Das Oehl ist zwischen dem inneren und äußeren
Cylinder enthalten, und wird durch die Flamme der Lampe, welche durch den inneren
Cylinder B, B emporsteigt, und hiebei durch die an dem
oberen Theil des eisernen Rauchfanges C befindliche
Ausbiegung mehr oder weniger gegen die Seitenwände des Cylinders anzuschlagen
veranlaßt wird, erhizt. D ist ein Sperrhahn, welcher
geöffnet wird, wenn man das Oehl an den Docht herabfließen lassen will, und den man
dagegen schließt, wenn der Oehlbehälter zum Behufe einer neuen Füllung der Lampe von
der Speisungsröhre E getrennt werden soll. Die
Abänderungen der Flamme werden nicht wie an den gewöhnlichen Lampen dadurch
veranlaßt, daß man den Docht höher oder tiefer stellt, sondern dadurch, daß man den
glokenförmig ausmündenden gläsernen Rauchfang, welcher mit seinem unteren Theile auf
drei Zapfen ruht und durch den Zahnstangen-Mechanismus F in Bewegung gesezt werden kann, hebt oder senkt. Der concentrisch
cylindrische Raum A, A, B, B enthält eine Imperialpinte,
und soll, bevor man die Lampe anzündet, ganz gefüllt werden, so daß keine Luft in
ihm zurükbleibt; denn durch die Ausdehnung, welche diese Luft in der Hize erleiden würde, würde
unvermeidlich ein Ueberfließen des Oehles eintreten.
Hr. Brewster gab, als er vor einer Parlamentscommission
über die Beleuchtung des neuen Hauses der Gemeinen befragt wurde, an, daß die
französische Leuchtthurmlampe von Fresnel ein Licht gäbe,
welches dem von 40 Argand'schen Flammen gleichkommt. Da
andere dieser Lampe ein viel schwächeres Licht beimessen, und ich, bevor ich selbst
von der Commission hierüber befragt würde, über diese Sache im Klaren zu seyn
wünschte, so begab ich mich nach dem Trinity-House, um daselbst eine von den
beiden Lampen, die von Fresnel selbst abstammten, zu
probiren. Die Lampe besteht aus vier concentrischen, ringförmigen, in eine
horizontale Fläche gebrachten Dochten, von denen der innerste 7/8, der äußerste 3
1/2 Zoll im Durchmesser hat. Als ich nun dieselbe auf das Sorgfältigste gepuzt, mit
dem besten Wallrathöhle gefüllt, und mit ihrem großen gläsernen Rauchfange
ausgestattet hatte, warf sie, wenn sie mit ihrer stärksten Flamme brannte, auf den
in einer Entfernung von 13 Fuß 3 Zoll befindlichen Schirm einen Schatten, welcher
dieselbe Farbe hatte, wie der Schatten, den meine mechanische Lampe in einer
Entfernung von 4 Fuß 6 Zoll auf den Schirm warf. Die Quadrate dieser beiden Zahlen
verhalten sich beinahe wie 8 3/4, zu 1 (175,5625 zu 20,25), woraus hervorgeht, daß
die Lampe Fresnel's nicht ganz ein neun Mal so starkes
Licht gibt, wie meine mechanische Lampe, und ungefähr ein 9,6 Mal so starkes Licht
wie eine der Argand'schen Lampen des
Trinity-House. Dazu kommt noch, daß diese Lampe wegen der großen Intensität
ihrer Hize schwer zu handhaben ist, und daß ihre Rauchfänge häufig brechen; ja ihrer
zwei zersprangen mir allein bei den Versuchen, welche ich im Trinity-House
damit anstellte.
Nachdem Hr. Goldworthy Gurney, der Erfinder der neuen
Leuchtthurmlampe, in welcher durch eine kleine Röhre ein Strom Sauerstoffgas in den
brennenden kreisrunden Docht einer kleinen Argand'schen
Lampe emporströmt, mir zwei seiner Lampen und einen Schlauch Sauerstoffgas
zuzusenden die Güte hatte, suchte ich auch die Leuchtkraft dieser mit jener der
mechanischen Lampe und der Wachskerzen zu vergleichen, wobei ich vorläufig nur
bemerke, daß Hr. Gurney seinem Lichte nach seinem Wohnort
in Cornwallis den Namen des Lichtes von Bude (Bude-light) beilegte.
Die größere dieser Lampen hat einen Docht von 5/8 Zoll im Durchmesser, gibt aber eine
Sauerstoffflamme von nicht mehr dann 5/8 Zoll. Ihr Licht ist um so viel weißer als
jenes der besten Lampe oder der besten Kerze, daß eine äußerst genaue
vergleichsweise Bestimmung der Schatten sehr schwierig wird. Nach einem aus mehreren
Versuchen gezogenen
Durchschnitte hat obiges Bude-Licht die Leuchtkraft von 28 bis 30
Wachskerzen. Die kleine Lampe, welche einen Docht von 1/2 Zoll Durchmesser und eine
Flamme von 1/4 Zoll hat, gibt ein Licht, welches dem Lichte von 18 bis 20
Wachskerzen gleichkommt. Hr. Gurney machte den Vorschlag,
zum Behufe der Beleuchtung des Hauses der Gemeinen an der Deke 60 derlei Lampen in 8
Abtheilungen vertheilt anzubringen, und deren Licht mit concaven Spiegeln nach
Abwärts werfen zu lassen.
Als mich die Commission bei Gelegenheit der Probe dieser Beleuchtung befragte, in
welchem Maaße die Luft durch das Athemholen und durch das Brennen von Kerzen
verdorben würde, gab ich folgende Antwort: Wachs enthält in 100 Theilen 81,75 Theile
Kohlenstoff, welche bei der Verbrennung 300 Theile kohlensaures Gas erzeugen. Da nun
von einer Wachskerze im Durchschnitte stündlich 125 Gran verbrennen, so werden
hiedurch 375 Gran kohlensauren Gases, welche dem Volumen nach ein Aequivalent für
800 Kubikzoll Gas sind, erzeugt. Nach den genauesten über das Athmen angestellten
Versuchen stoßt ein Mann von gewöhnlicher Größe stündlich 1632 Kubikzoll
kohlensaures Gas aus seinen Lungen aus, mithin eine beinahe doppelt so große Menge
als durch das Brennen einer Wachskerze erzeugt wird. Durch das Brennen zweier
solcher Wachskerzen wird daher die Luft beinahe in demselben Maaße verdorben, wie
durch das Athmen eines Menschen. Eine Talgkerze, von 3 bis 4 aus das Pfund, erzeugt
beinahe dieselbe Quantität Kohlensäure wie die Wachskerze; denn wenn auch der Talg
nur 79 Proc. Kohlenstoff, das Wachs dagegen 81,75 Proc. enthält, so verbrennt doch
ersterer um soviel schneller, daß dieser Unterschied völlig ausgeglichen wird.