Titel: | Beschreibung eines neuen Manometers für Dampfkessel; von dem Fabriken-Commissarius Hrn. Hofmann in Breslau. |
Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XV., S. 103 |
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XV.
Beschreibung eines neuen Manometers für
Dampfkessel; von dem Fabriken-Commissarius Hrn. Hofmann in
Breslau.
Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen 1849, 3te Lief.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Hofmann, über eine neuen Manometer für Dampfkessel.
Die gewöhnlich im Gebrauche befindlichen Quecksilbermanometer haben viele
Unannehmlichkeiten, versagen sehr oft, daher sie nichts weniger als zuverlässig
sind. Oben offene Röhren werden für Hochdruck höchst unbequem und kosten viel
Quecksilber. Das Quecksilber wird sehr bald schmutzig, oxydirt sich, die eisernen
Schwimmer kleben an der Wandung der Röhre fest und bleiben stehen, wenn auch das
Quecksilber steigt und
fällt. Gläserne Röhren belegen sich sehr bald, so daß man den Stand des Quecksilbers
nicht mehr sieht, und wenn sie oben verschlossen sind, müssen sie genau calibrirt
seyn, wenn sie richtig zeigen sollen. Alle diese Uebelstände hat das in Fig. 1 bis 6 dargestellte
Manometer nicht. Fig. 2 gibt einen Längen- und Querdurchschnitt, Fig. 4 Ansicht des
Manometers in seinem Gehäuse, Fig. 5 ist ein
Durchschnitt nach a, b und Fig. 6 nach c, d in Fig. 1. Fig. 4 ist ein
Durchschnitt des Apparats ohne Gehäuse.
a ist ein schwaches kupfernes Rohr, welches mit dem
Dampfraume, in welchem man die Spannung messen will, in Verbindung steht. Es muß
dieses Rohr mit seinem Ende, wo es an das Hahnstück b
angeschraubt ist, senkrecht stehen, damit immer Wasser, welches aus den condensirten
Dämpfen entsteht, darin stehen bleibe. Das Hahnstück b
ist mit einem kupfernen Rohre verbunden, welches drei aufrecht stehende Säulen c, d und e bildet. Der
oberste Theil von e hat einen messingenen Aufsatz, in
welchen ein anderer f eingesetzt werden kann, der die
Glasröhre g trägt, neben welcher die Scala h im Gehäuse angebracht wird. – Um jederzeit das
Quantum Luft abzumessen, welches man comprimiren will, ist eine Oeffnung in dem
Stücke f angebracht, welche mittelst einer einfachen
Schraube k verschlossen werden kann.
Um das Instrument brauchbar zu machen, öffnet man die Schraube m und gießt mittelst eines Trichters Spiritus in den Schenkel d so lange, bis er zur Oeffnung k stark herausläuft, und läßt ihn laufen bis nichts mehr abtropft; darauf
verschließt man die Schraube k und darauf erst m. Das Rohr a füllt man mit
Wasser; oder man kühlt es mittelst eines nassen Tuches eine Zeit lang ab, so
condensirt sich so viel Wasser, daß es gefüllt wird, was man dadurch bemerkt, daß es
nicht mehr durch den Dampf erwärmt wird. Auf diese Art erhält man gutes, reines
Wasser in dem Rohre a. Nunmehr öffnet man den Hahn b und der Druck des Dampfes drückt das Wasser aus dem
Rohre a durch das Hahnstück b in die Röhre c und preßt die darin
befindliche Luft zusammen, welche wiederum auf den Spiritus in den Schenkeln d und e drückt und ihn so
lange in die Glasröhre g hineintreibt, bis die in dem
Rohre g befindliche eingesperrte Luft der Spannung des
Dampfes das Gleichgewicht hält. Die Höhe des Standes, welchen die Oberfläche des
Spiritus in der Glasröhre erreicht, zeigt an der nebenstehenden Scala den Druck des
Dampfes sehr genau an.
Um die Scala ziemlich gleich und möglichst groß in der Theilung zu erhalten und den
Druck mit Sicherheit ablesen zu können, ist die Röhre unten weiter, nach oben zu
enger, so weit als man Theilungen haben will, und ist dann birnförmig erweitert, um
mehr Luft und dadurch größere Theilungen zu erhalten. Die in der Zeichnung
angegebene Scala ist nach einer eingetheilten gemacht, welche den Druck des Dampfes
in Pfunden für den Kreiszoll angibt, daher man den Dampfdruck bis nahe an acht
Atmosphären daran sehen kann.
Früher füllte ich diese Manometer mit Wasser, allein dasselbe setzt mit der Zeit doch
Schmutz ab, und macht die Röhre undurchsichtig; der Spiritus dagegen läßt das Glas
ganz rein und hat noch die Eigenthümlichkeit, daß seine Oberfläche eine ziemlich
schwarze Linie zu bilden scheint, daher der Stand viel besser als bei Wasser
sichtbar ist. Damit der Spiritus sich nicht mit Wasser mischen könne und auch kalt
bleibe, ist die Luft als schlechter Wärmeleiter in der Röhre c nothwendig.
Wenn der Maschinenwärter den Hahn b nicht schließt,
nachdem der Kessel nicht mehr geheizt wird, so kommt es vor, daß im Kessel ein
luftverdünnter Raum durch die Condensation des nach und nach erkaltenden Kessels
entsteht, welche so weit gehen kann, daß die Luft in der Röhre g sich so weit ausdehnt, daß der Spiritus in das Rohr
c übertreten würde. Um dieß zu verhüten, ist unten
in dem Hahnstück b noch ein kleines Ventil p angebracht, durch welches die Luft eintreten kann. Bei
Locomotivkesseln, auch bei andern Kesseln, kann man das Hahnstück b auch direct an die Wandung des Dampfkessels
anschrauben, man muß es dann aber so tief setzen, damit nur Wasser und niemals Dampf
eintreten könne. In solchem Falle bleibt das hölzerne Gehäuse mit seinem Glasfenster
weg, welches nur dann gut ist, wenn man das Manometer im Kesselhause anbringen und
gegen Schmutz und Staub schützen will.
Die Anfertigung der Scala geschieht dadurch, daß man das Instrument mit einem
einfachen Quecksilbermanometer in Verbindung setzt, in welches nun kaltes Wasser
mittelst einer Druckpumpe eintritt, bis das Quecksilber in der Röhre steigt. So wie
das Quecksilber im Rohre, steigt auch der Spiritus im Glasrohre, und man braucht auf
der Scala nur die Pfunde ebenso zu bezeichnen, wie sie das Quecksilbermanometer
angibt. Das Stück f, in welches das Glasrohr vorher fest
eingekittet werden muß, wird immer genau gleich groß gemacht, damit es in jedes
Manometer paßt, und man sofort ein anderes aufschrauben kann, wenn ein solches
Glasrohr zerbrochen wird. Durch den Druck zerbricht es niemals, da es bei
Anfertigung der Scala schon den Druck tragen mußte und niemals warm wird. Der Spiritus ist auch
deßwegen vorzuziehen, weil er nicht sobald einfriert.
Diese Manometer, welche ich schon mehrere Jahre im Gebrauche habe, versagen den
Dienst nie, und sind viel empfindlicher als Quecksilbermanometer; sie zeigen die
kleinste Schwankung des Dampfdrucks. – Die Maschinenbauanstalt in Breslau
liefert solche Manometer das Stück, ohne Gehäuse, für 25 Thlr., und ein Glas mit dem
Stück f und der Scala für 5 Thlr.