Titel: | Praktische Untersuchungen über technische Metalllegirungen; von A. Guettier. |
Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XXIV., S. 128 |
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XXIV.
Praktische Untersuchungen über technische
Metalllegirungen; von A.
Guettier.
Aus dem Moniteur industriel, 1848, Nr. 1255–1258
und Nr. 1261–1268.
Guettier's praktische Untersuchungen über technische
Metalllegirungen.
Ich habe eine sehr bedeutende Anzahl von Legirungen der in der Technik am häufigsten
gebrauchten Metalle dargestellt und ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften
behufs eines systematischen Studiums derselben bestimmt. Bisher hat man die
Zusammensetzung der zu gewissen Zwecken bestimmten Metalllegirungen als eine fixe
und nothwendige betrachtet (wonach z.B. Bronze aus 88 Kupfer und 12 Zinn für
Zapfenlager, eine Legirung von 78 Kupfer und 22 Zinn für Glockengut, eine solche von
75 Kupfer und 25 Zinn für Messing etc. angewandt wird) und wich daher von diesen
Verhältnissen wenig ab. Aus meinen Versuchen geht aber hervor, daß man mit anderen,
ziemlich abweichenden Verhältnissen Legirungen erhalten kann, welche zu denselben
Zwecken eben so geeignet sind und entweder wohlfeiler zu stehen kommen, oder sich
durch größere Härte, Zähigkeit, schönere Farbe etc. empfehlen.
Meine Versuche bestanden bei jeder Legirung in drei Operationen: 1) dem Abwiegen der
Metalle in bestimmten Verhältnissen; 2) dem Zusammenschmelzen derselben und 3) der
Prüfung des Products. Für die Hauptversuche wurden sehr einfache
Gewichtsverhältnisse festgehalten und von einer Legirung nie unter 1/4 Kilogr. (1/2
Pfd.) dargestellt, um auf die im Großen erzielbaren Resultate einen sichern Schluß
ziehen zu können. Die im Tiegel zusammengeschmolzenen Metalle wurden in eine
vertical stehende Form ausgegossen, wodurch man einen Stab von 0,10 Meter Länge und
0,01 Met. Dicke, sowie ein Gußstück von 0,035 Met. Durchmesser und 0,015 Met. Höhe
erhielt.
Beim Schmelzen wurden folgende Regeln beobachtet:
Das schwerschmelzbarste Metall wurde immer zuerst in den Tiegel gebracht und
geschmolzen; nach dem Schmelzen wurde es noch so weit erhitzt, daß es, ohne
plötzlich und bedeutend zu erkalten, den Zusatz der übrigen Metalle vertrug.
Nachdem das erste Metall geschmolzen war, wurden die übrigen in der Reihenfolge ihrer
Strengflüssigkeit zugesetzt, also das leichtschmelzbarste zuletzt. Würde man bei
Darstellung einer Legirung das leichterschmelzbare Metall zuerst in den Tiegel
geben, so könnte sich dasselbe oxydiren, verflüchtigen und den Tiegel zerreißen,
wenn man es so stark erhitzen würde als nöthig wäre damit es ohne zu erstarren ein
strengflüssigeres Metall aufnimmt; man erhielte dann auch einen größeren Abgang und
es würde überdieß die Zusammensetzung der Legirung geändert.
Das Metall, welches einem bereits geschmolzenen zugesetzt werden sollte, z.B. Zink,
wurde vorher in der Ofenflamme so weit erhitzt, als es sein Schmelzpunkt
gestattete.
Nach dem Eintragen eines jeden Metalles wurde die Masse umgerührt, der Tiegel bedeckt
und etwas stärker erhitzt.
Die zinkhaltigen Legirungen erhielten eine Decke von Kohlenpulver, wenn
schwerschmelzbare Metalle, z.B. Eisen oder Kupfer, ein starkes und andauerndes
Erhitzen derselben nöthig machten.
Bei zinnhaltigen Legirungen schadet die Kohlendecke, weil sie Schlackenbildung
veranlaßt, daher man feingemahlenen feuerfesten Sand als Decke anzuwenden hat.
Vor dem Ausgießen und wo möglich auch während des Ausgießens muß das geschmolzene
Metallgemisch mit einem gedörrten Holzstabe gut umgerührt werden, ja nicht mit einem
Eisenstab, weil das Eisen die Eigenschaften der Legirung leicht ändern kann.
Bei Legirungen aus 3 oder 4 Metallen, z.B. aus Kupfer, Zinn, Zink und Blei ist es
zweckmäßig, die drei letzteren leichtschmelzbaren Metalle zuerst für sich
zusammenzuschmelzen und die erhaltene Legirung dann dem geschmolzenen Kupfer
zuzusetzen.
Es ist eine in der Praxis bekannte Thatsache, daß man immer eine größere
Gleichförmigkeit des Products erlangt, wenn man zu einer aus ihren Bestandtheilen
neu zusammen zu setzenden Legirung etwas alte Legirung derselben Art zusetzt, oder
wenn man sie umschmilzt.
Im Allgemeinen steht fest, daß jedes Metall seine ursprünglichen Eigenschaften um so
mehr verliert, je öfter es umgeschmolzen wird. Das Eisen z.B. verliert nach
mehrmaligem Umschmelzen seine Weichheit und seinen sogenannten Nerv, und wird dafür härter und
spröder. Das Kupfer erlangt durch mehrmaliges Umschmelzen ein feineres Korn,
zugleich vermindert sich aber seine Zähigkeit. Zink, Zinn und Blei zeigen dasselbe
Verhalten, doch erlangen die beiden letzten Metalle durch das erste Umschmelzen
zuvor eine größere Reinheit und Zähigkeit. Diese Veränderungen sind in der Regel
neuen chemischen Verbindungen zuzuschreiben, welche sich beim Umschmelzen der
Metalle unter dem Einfluß der hohen Temperatur und der Luft, sowie durch die nie zu
vermeidende Gegenwart von Eisen erzeugen. Dieß gilt im Wesentlichen auch von den
Metallgemischen, und es ist also natürlich, daß die Legirungen durch öfteres
Umschmelzen sowohl ihr Mischungsverhältniß als ihre Eigenschaften ändern.
Meine bisherigen Versuche betreffen die Legirungen von Kupfer, Zink, Zinn und Blei,
welche ich in folgender Ordnung abhandle: 1) Zinn-Zink; 2) Zinn-Blei;
3) Zinn-Zink-Blei; 4) Zink-Blei; 5) Kupfer-Zinn; 6)
Kupfer-Zink; 7) Kupfer-Blei; 8) Kupfer-Zinn-Zink; 9)
Kupfer-Zinn-Zink-Blei.
Es versteht sich, daß die einzelnen Metalle zu den Proben so rein angewandt wurden,
als sie im Handel vorkommen. Um sie noch einmal zu reinigen und behufs des
leichteren Abwiegens in Stängchen gießen zu können, wurden sie stets vorher noch
einmal geschmolzen. Nach diesem Umschmelzen betrug ihre Dichtigkeit:
Kupfer
8,675
Zink
7,080
Zinn
7,250
Blei
11,300
A. Legirungen aus Zinn und Zink.Ich erinnere, daß alle folgenden Angaben das Ergebniß meiner eigenen Versuche
sind und auf bisher Bekanntes oder Geltendes keine Rücksicht genommen
ward.
Nr. 1. – Zinn 30, Zink 70. – Grauweiß auf dem Bruch.Die Farbe auf dem Bruch, ein für alle Legirungen charakteristisches
Kennzeichen, hängt von der Natur der Form und der Temperatur der Legirung
beim Ausgießen ab; ich suchte bei allen meinen Versuchen in dieser Hinsicht
eine ziemliche Gleichheit zu beobachten; diese Umstände sind auch von
Einfluß auf die äußere Oberfläche und das Einsinken der Gußstücke. Einsinken mittelmäßig. Leichtbrüchig. Bruch breitblätterig, Blätter stärker
glänzend als Zink. Das Metall auf dem Boden der Form dichter als das obere. Trocken
beim Feilen; nach dem Feilen bläulichglänzend. Unter dem Meißel zerspringend. Glanz
matt. Oberfläche gelblichbläulich, krystallinisch.
Nr. 2. – Zinn 25, Zink 75. – Auf dem Bruch bläulichweiß. Einsinken
unbedeutend. Dieses Einsinken findet wie bei Nr. 1, nur bei der Stange statt. Bruch
glänzend und breitblätterig, wie beim Zink. Der untere Theil des Gußstücks enthält,
wie bei Nr. 1, mehr Zinn. Die Oberfläche regenbogenfarbig strahlig.
Nr. 3. – Zinn 50, Zink 50. – Auf dem Bruch blaßweiß. Die Oberfläche
sehr gleichförmig, körnig feinblätterig, regenbogenfarbig. Einsinken nicht zu
bemerken. Auf dem Bruche glänzendes Korn mit kleinen Blättern und weißem Zinngrund.
Fett beim Feilen, nervig und hämmerbar.
Nr. 4. – Zinn 70, Zink 30. – Auf dem Bruch reinweiß. Kein Einsinken.
Klang matt. Die Oberfläche körnig, mattweiß, mit gelblichen Flecken. Bricht sehr
schwer. Läßt sich gut hämmern und meißeln. Fett beim Feilen. Bruch, wie der des
Zinns, ohne Krystallisation und ohne Glanz. Die Politur hat etwas Glanz, der jedoch
matter ist als beim Zinn. Die Mischung ist vollkommener als bei den vorhergehenden
Legirungen.
Nr. 5. – Zinn 75, Zink 25. Auf dem Bruch zinnweiß, aber ohne Glanz. Kein
Einsinken. Oberfläche körnig, mit glänzenden Flecken. Fetter beim Feilen als Nr. 4.
Sehr hämmerbar, aber dem Hammer größern Widerstand leistend und mit dem Meißel
schwerer zu bearbeiten als Nr. 4. Läßt sich zusammenbiegen, ohne wie das Zinn zu
schreien.
Nr. 6. – Zinn 10, Zink 90. – Die Stange zeigt auf dem Bruch dieselben
Eigenschaften wie das Zink. Etwas fetter beim Feilen und der Bruch nach dem Feilen
von minder mattem Grau. Der untere Theil des Gußstücks besteht fast nur aus Zinn und
ist sogar noch weicher als reines Zinn.
Nr. 7. – Zinn 90, Zink 10. – Die Stange hat den Bruch wie Zinn. Das
Gußstück mußte ganz abgeschnitten werden, um es loszumachen. Die Legirung ist nicht
so fett beim Feilen wie das reine Zinn. Das Gußstück war in der Mitte beträchtlich
eingesunken mit Beibehaltung seiner scharfkantigen Ränder. Diese Legirung ist sehr
hämmerbar, obgleich nicht weich unter dem Hammer.
Nr. 8. – Zinn 1, Zink 99. – Bruch wie beim reinen Zink, nur die Blätter
etwas breiter. Glanz nach dem Feilen etwas stärker. Einsinken in der Mitte des
Gußstücks ziemlich stark. Auch hier das Zinn größtentheils unten abgeschieden wie
bei Nr. 6, jedoch in keiner so dicken Schicht, weil weniger Zinn in der Legirung ist; die untere
Schicht ist bleigrau und wird durch den Nagel des Fingers geritzt.
Nr. 9. – Zinn 99, Zink 1. – Bruch etwas körnig, nicht so matt und nicht
so hackig wie beim reinen Zinn. Politur auch minder glänzend. Das bei der Stange
ziemlich deutliche Einsinken ist unmerklich beim Gußstück, dessen Oberfläche schwach
schillert.
Allgemeine Bemerkungen. – Die Legirungen, in
welchen das Zink vorherrscht, zeigen auf dem Bruch große glänzende Blätter, ähnlich
dem Graphit; eine sehr kleine Menge dem Zink zugesetzten Zinns bewirkt diese
Krystallisation. Im Aeußern besitzen diese Legirungen ein gelblichweißes
moiréartiges Ansehen.
Bei massiven Stücken, in welchen das Zink vorherrscht, tritt sehr leicht eine
Trennung der Bestandtheile ein und dieses Bestreben nimmt in dem Grade zu, je
weniger Zinn zugesetzt wird, daher es bei Nr. 8 merklicher ist als bei Nr. 6. Auch
ist die Erscheinung als eine sonderbare zu erwähnen, daß das in das Zink gekommene
und darin zu Boden gesunkene Zinn die es auszeichnenden Merkmale verliert, matt und
bläulich wird wie Blei und eben so weich.
Die Farbe des Zinks, des rohen oder gefeilten, erhält einen höhern Glanz im
Verhältniß der zur Legirung kommenden Menge Zinns.
Die sehr zinnhaltigen Legirungen werden im Verhältniß des Zinkzusatzes körniger.
Die Legirung Nr. 3 (50 + 50) hat den Bruch des Eisens, nur ist die Farbe matter und
blasser.
Eine Legirung von 99 Zinn und 1 Zink hat auf dem Bruch schon nicht mehr das hackige
Ansehen des Zinns; der Bruch ist mattgrau und feinkörnig.
Die Dichtigkeit der Legirungen aus Zinn und Zink ist proportional der mittleren
Dichtigkeit der beiden Metalle; die sehr zinnhaltigen sind folglich die
schwerern.
Der Abgang ist bei sehr zinkhaltigen Legirungen größer; da das Zinn erst in den
Tiegel kam, nachdem das Zink geschmolzen war, so muß er hauptsächlich der
Verflüchtigung des Zinks zugeschrieben werden.
Ein Zusatz von nur 1 Proc. Zinn zum Zink genügt, um letzterm eine größere Festigkeit
zu geben, ohne ihm an seiner Härte zu benehmen.
Ein Zusatz von 1 Proc. Zink zum Zinn macht dieses minder biegsam und benimmt ihm die
Eigenschaft beim Biegen zu schreien.
Das zu einer festen und wohlfeilen Legirung zu wählende Verhältniß ist 50 Zinn und 50
Zink. Mehr Zink gibt eine nicht so gut gemischte, zur Krystallisation geneigtere und sprödere
Legirung; mehr Zinn ein zu fettes, zu biegsames Metall. Doch eignet sich zu dünnen
Gegenständen, welche Festigkeit besitzen müssen, die Legirung von 70 Zinn und 30
Zink sehr gut. Die Legirungen zwischen dieser und derjenigen von 50 + 50 besitzen
viel Festigkeit und Zähigkeit; sie sind im Verhältniß ihres größern Zinngehalts
hämmerbarer.
Ein Zusatz von 1 Zink zu 99 Zinn macht letzteres, ohne daß es an Hämmerbarkeit
verliert, härter, minder biegsam und zäher.
Die wohlfeilen Legirungen mit großem Zinkgehalt eignen sich nur zum Gießen massiver
Gegenstände. Bis zu dem Verhältniß von 30 Zinn und 70 Zink bleiben sie beinahe eben
so spröde wie Zink. Das Verhältniß von 25 Zinn und 75 Zink, welches eine minder
biegsame Legirung als das Zinn, und eine minder spröde als das Zink gibt, dürfte
sich besonders für Gußmodelle eignen.
B. Legirungen aus Zinn und Blei.
Nr. 1. – Zinn 75, Blei 25. – Bruch grauweiß; sich mit Hülfe des Hammers
weit weniger hackig trennend als reines Zinn. Trockner als letzteres. Fetter beim
Feilen als Zinn, und minder fett als Blei. Minder biegsam und hämmerbarer als Zinn.
Sehr dehnbar. Einsinken kaum bemerklich. Glanz nach dem Feilen etwas matter als beim
Zinn. Die Stange schreibt nicht auf Papier.
Nr. 2. – Zinn 25, Blei 75. – Auf dem Bruch deutlicher hackig als Nr. 1;
mehr gerissen als gebrochen. Die Fläche beim Zerreißen hat das Ansehen jener des
Bleies, ist jedoch viel glänzender. Hämmerbar. Sehr leicht in die Länge zu hämmern,
wie Blei. Fett beim Feilen, doch nicht so an der Feile haftend wie das Blei.
Schreibt deutlich auf Papier. Nicht unbedeutendes Einsinken bei der Stange,
unmerkliches beim Gußstück. Schwache Regenbogenfarben auf der Gußfläche. Die
gefeilten Flächen von mattem Glanz.
Nr. 3. – Zinn 50, Blei 50. – Mit dem Hammer nach dem Einschnitt mit der
Feile leicht zu zerbrechen; Bruch trockener als bei Nr. 1. Etwas weniger leichter zu
hämmern, doch eben so dehnbar und fest wie Zinn. Feilspäne minder glänzend, aber
fetter als die des Zinns; eben so hart zu feilen wie dieses. Geringes Einsinken,
Gußstück und Stange von der Farbe des Zinns. Schwach auf Papier abfärbend.
Nr. 4. – Zinn 90, Blei 10. – Bruch wenig hackig, dem von Nr. 1 gleich.
Nach einem Feilstrich ziemlich leicht zu zerbrechen. Der mit der Feile gegebene
Glanz bleibt ziemlich derselbe wie beim Zinn. Bei der Stange kaum sichtbares
Einsinken; beim Gußstück keines. Die Legirung gibt etwas gröbere Feilspäne als Zinn, ist etwas
weicher, kömmt aber im Gefüge diesem sehr nahe. Färbt auf Papier nicht ab.
Nr. 5. – Zinn 10, Blei 90. – Grauweißer Bruch, deutlich hackig wie bei
Nr. 2. Weich wie dieses, doch bei weitem nicht so weich wie reines Blei. Färbt auf
Papier beinahe eben so stark ab wie Blei. Fett beim Feilen; die Feilspäne haften
stark aneinander. Fester und nicht so biegsam wie Blei. Ritzbar durch den
Fingernagel wie Nr. 2. Nr. 1 und 4 lassen sich nicht so ritzen; Nr. 3 nur wenig.
Allgemeine Bemerkungen. – Die Legirungen aus Zinn
und Blei sind leicht herzustellen. Sie ertheilen in der Regel dem Blei mehr
Festigkeit, ohne dabei die Eigenschaften des Zinns bedeutend zu verändern. Man kann
die Menge des darin enthaltenen Bleies ziemlich annähernd durch das Verhalten der
Legirungen beim Zerschneiden mit der Schere, beim Graviren mit dem Stichel und durch
das Abfärben auf Papier erkennen.
Nr. 4 (Zinn 90, Blei 10) schreibt nicht auf Papier. Nr. 1 (Z. 75, B. 25) nur wenig.
Zwischen diesen beiden Gränzen, gegen 85 Z. und 15 B., verschwindet jede Spur eines
Abfärbens auf Papier, wonach sich in der Praxis bis zu diesen Mengenverhältnissen
die Gegenwart von Blei erkennen läßt.
Die Blei-Zinn-Legirungen sinken weniger ein als jedes dieser beiden
Metalle für sich; sie sind etwas weniger fließend und die gegossenen Stücke haben
weichere Oberflächen als von den einzelnen Metallen.
Blei, dem Zinn zugesetzt, erhöht dessen Hämmerbarkeit und Streckbarkeit, vermindert
aber seine Zähigkeit und ertheilt ihm zugleich die Eigenschaft beim Hin- und
Herbiegen schneller zu brechen.
Bei der Legirung Nr. 4 (90 Z., 10 B.) behält das Zinn sein Knirschen, vielleicht in
geringerem Grade als im reinen Zustande, doch hinreichend, um ungeübte Käufer irre
leiten zu können. Diese Eigenschaft der Legirung Nr. 4, welche übrigens noch andere
Aehnlichkeiten mit dem reinen Zinn besitzt, erklärt die im Handel öfters
vorkommenden Verfälschungen des Zinns. Die Probe auf Papier ist, wie das Knirschen,
solcher Verfälschung förderlich. Das Zink verhält sich in dieser Hinsicht ganz
anders als das Blei, da 1 Proc. davon schon hinreicht, um das sogenannte Knirschen
des Zinns zu vernichten.
Die Legirung Nr. 1 (75 Z., 25 B.) knirscht beim Biegen nicht. Biegt man sie im
rechten Winkel, so zeigt sie deutlich einen Riß, der, wenn man die Stange wieder
gerade biegt, sich noch weiter öffnet. Diese Erscheinung findet nicht statt, wenn
reines Zink ein einzigesmal gebogen wird. Sogar bei der Legirung Nr. 4 ist sie nicht
mehr wahrzunehmen, obwohl diese spröder ist; auch zeigt diese Legirung im Bruche ein
anderes Ansehen als reines Zinn.
Namentlich durch den Bruch kann die Legirung Nr. 4 vom reinen Zinn unterschieden
werden; berücksichtigt man noch, daß das Knirschen etwas schwächer, das Abfärben
etwas stärker, das Gefüge etwas dunkler, der Glanz etwas geringer ist, so besitzt
man Mittel genug, um nicht betrogen zu werden. Aber alle diese Merkmale müssen
zusammentreffen und erfordern ein geübtes Auge zu ihrer Erkennung. Je weniger Blei
die Legirung enthält, desto schwieriger ist seine Gegenwart zu erkennen; in der That
kommt im Handel selbst unter den sogenannten reinsten Sorten wenig Zinn vor, welches
kein Blei enthielte.
Das Gefüge des Zinns auf den in Berührung mit der Luft gegossenen Stellen liefert
ebenfalls ein Mittel die Gegenwart von Blei zu erkennen. Bei Legirungen, welche eine
nicht unbedeutende Menge Bleies enthalten, ist das Gefüge weniger krystallinisch;
das Metall ist mit einem körnigern und mehr gerunzelten Häutchen überzogen, und ist
weniger spiegelnd, kurz es hat einen dunklern, mehr metallischen Glanz. Neben diesen
Merkmalen kann der Käufer, ohne eine chemische Analyse vorzunehmen, noch andere
Unterscheidungsmittel der Blei-Zinn-Legirungen benutzen; so können sie
z.B. nach ihrer Dichtigkeit beurtheilt werden, welche der mittlern Dichtigkeit der
beiden legirten Metalle proportional ist. Auch kann man die Legirungen, welche Blei
als wesentlichen Bestandtheil enthalten, daran erkennen, daß sie sich an der Luft
mit einem weißlichen Staub, Bleioxyd, überziehen.
Eine Legirung, welche auf 70 Th. Zinn 100 Th. Blei enthält, eignet sich schon nicht
mehr so gut zum Verlöthen als die zinnreichern Legirungen; für grobe Gegenstände
benutzt man aber nicht selten noch Legirungen, welche auf 70 Theile Blei nur 30 Th.
Zinn enthalten.
(Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)