Titel: Beschreibung eines unterseeischen Schiffes oder Bootes, welches von Hrn. Lemaître, Fabrikant von Kesselblechapparaten in Chapelle-Saint-Denis, gebaut wurde.
Fundstelle: Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XLII., S. 243
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XLII. Beschreibung eines unterseeischen Schiffes oder Bootes, welches von Hrn. Lemaître, Fabrikant von Kesselblechapparaten in Chapelle-Saint-Denis, gebaut wurde. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Jan. 1849, S. 12. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Lemaître's unterseeisches Schiff. Gegen das Ende des Jahres 1842 wurden zu London und Plymouth von Hrn. Payerne öffentliche Versuche mit einer Taucherglocke seiner Erfindung angestellt, in welcher eine hinreichende Luftmenge untergebracht war, um für eine gegebene Zeit ohne Verbindung mit der äußeren Atmosphäre darin athmen zu können. Außerdem befanden sich in der Glocke Substanzen, welche die durch das Athmen gebildete Kohlensäure absorbirten, und andere Substanzen, welche den nöthigen Sauerstoff lieferten.Man vergl. die Beschreibung seiner Taucherglocke im polytechn. Journal Bd. XCII S. 178. Diese vollkommen gelungenen Versuche wurden in Frankreich wiederholt, und zwar mit einem großen Apparate, welchen Hr. Lemaître baute. Die Taucherglocke, von welcher jetzt die Rede seyn soll, hat eine verlängerte Eiform, und ist aus Blechtafeln von 6 bis 10 Millimeter Dicke zusammengesetzt. Das Ganze ist durch eine gewölbte Zwischenwand in zwei Theile getheilt, und im Innern befinden sich Ringe von Winkeleisen, die als Rippen dienen, während die Außenseite breite flache Eisenbänder umgeben, an welchen starke Ringe zum Anhängen des Apparates angebracht sind. Die Länge dieser Taucherglocke beträgt 9 Meter bei einem Durchmesser von 3 Metern. Der innere Raum dieser Taucherglocke ist, wie erwähnt, in zwei Kammern abgetheilt, und die vordere Kammer, welche einen Inhalt von ungefähr 23 Kubikmetern hat, dient als Reservoir für comprimirte Luft, weßhalb sie auch auf einen Druck von 7 Atmosphären probirt wurde. Die hintere viel kleinere Kammer hat die Bestimmung Menschen aufzunehmen, und ihnen zu gestatten auf dem Grunde des Wassers zu arbeiten. Man gelangt auf denselben durch eine Oeffnung, die in einer röhrenförmigen Erhöhung angebracht ist, welche eine Cisterne bildet, die mit dem Wasser direct in Verbindung steht. In dieser Cisterne befinden sich die arbeitenden Leute. Will man das Boot auf den Grund eines Flusses oder des Meeres versinken lassen, so comprimirt man zuerst eine hinreichende Menge Luft in dem Reservoir, und zwar mittelst zweier Pumpen und einer Hahnen- und Röhrenverbindung, durch welche man nach Bedürfniß Luft oder Wasser zupumpen kann. Ist dieß geschehen, so verschließt man von innen die Einsteigöffnung, und bringt in das Boot, sey es in die vordere oder hintere Kammer, oder in beide zugleich, eine gewisse Menge Wasser, bis das Boot zu sinken anfängt. Hierauf öffnet man behutsam einen Hahn, durch welchen Luft aus der vorderen in die hintere Kammer gelassen wird, um das Eindringen des Wassers in die Cisterne und durch diese in den hinteren Raum des Bootes zu verhüten. Von diesem Augenblicke an befinden sich die Leute in comprimirter Luft, deren Dichtigkeit von der Höhe der Wassersäule abhängt, welche über dem Boote steht. Hat der Apparat den Grund des Wassers erreicht, so läßt man noch so lange in die hintere Kammer Luft aus der vorderen einströmen, bis sich alles Wasser aus der Cisterne entfernt hat. Die Menschen in dem Boote können dann, wenn der Grund fest ist, und sie nicht durch Strömungen gehindert sind, den Apparat dirigiren, wie sie es für gut halten. Derselbe ist so leicht beweglich, daß ein einziger Mann ihn dahin bringen kann, wo es nöthig ist. Handelt es sich um werthvolle Gegenstände, welche man vom Grunde des Wassers heraufholen will, so kann man sie in das Innere des Bootes bringen; schwere Gegenstände aber hängt man entweder an die Seilwelle, welche in der Cisterne angebracht ist, oder an die Ringe, die sich in letzterer befinden. Ist dieß geschehen, so genügt es, um das Boot wieder auf die Oberfläche des Wassers zu bringen, so viel Luft ausströmen zu lassen, als nöthig ist, um der Last das Gleichgewicht zu halten, und das Boot zu erleichtern. In diesem Augenblick geht durch die Cisterne eine ziemlich beträchtliche Luftmenge verloren; denn in dem Verhältniß als man sich der Oberfläche des Wassers nähert, vermindert sich der Druck des Wassers auf die Luft. Hat die Operation lange gedauert, so ist es nöthig von dem Luftverbesserungsapparate Gebrauch zu machen, welcher der Luft Sauerstoff zuführt und sie fast beständig in athembarem Zustande erhält. Dieß geschieht mittelst der Pumpen, welche die Luft aus der hinteren Kammer durch den Reinigungsapparat treiben, der sich im Reservoir befindet. Die verbesserte Luft vermischt sich dann wieder mit derjenigen, welche in der vorderen Kammer aufbewahrt ist. Das Boot kann von innen aus getrieben und geleitet werden, und zwar mittelst einer archimedischen Schraube und dreier Steuerruder, die sich am Hintertheile befinden. Das erste Steuerruder, welches vertical steht, wirkt wie ein gewöhnliches; die beiden anderen liegen seitwärts und horizontal, und dienen um das Boot auf- oder abwärts zu lenken. Beschreibung der Abbildungen. Fig. 1 ist ein horizontaler Durchschnitt nach der Linie GH, Fig. 2. Er geht durch die Achse des Bootes; die beiden Einsteiglöcher in die Cisterne sind daraus von oben ersichtlich. Fig. 2 verticaler Längendurchschnitt durch die Achse des Bootes. Fig. 3 verticaler Querschnitt nach der Linie AB, CD, Fig. 1. Die eine Hälfte zeigt die vordere, und die andere Hälfte die hintere Kammer. Fig. 4 verticaler Durchschnitt des Hintertheiles durch die Mitte der Cisterne, nach der Linie EF, Fig. 2. In allen Ansichten bezeichnen dieselben Buchstaben denselben Gegenstand. A hintere Kammer des Bootes. B vordere Kammer, welche als Luftreservoir dient. C gewölbte Zwischenwand, welche den inneren Raum des Bootes in zwei ungleich große Abtheilungen oder Kammern theilt. D eiserne Reife, welche zur Verstärkung der Blechwände dienen; an ihnen sind die Anhängringe a befestigt. E Ringe von Winkeleisen, welche als Schiffsrippen dienen. F Gucklöcher mit gläsernen Linsen. G Einsteigloch im hinteren Raume. H und I Einsteiglöcher in die im hinteren Raume befindliche Cisterne. J Einsteigloch in die Cisterne im vorderen Raume. K Cisterne des hinteren Raumes. L vordere Cisterne. M Seilwelle. b Ringe zum Anhängen von gefundenen Gegenständen. N Kurbelachse zum Bewegen der Schraube. O Schraube. P Räderwerk, durch welches die Schraube getrieben wird. Q verticales Steuerruder. R, R horizontale Steuerruder. c, c Steuerruderhebel. S Pumpen. T, T', T'', T''' und T'''' Hahnen mit drei Wegen. U, U' Tubulirungen mit drei Oeffnungen, von denen die eine die Verbindung mit Außen, die andere, mittelst einer Röhre, mit dem Luftreservoir herstellt. An der gewölbten Zwischenwand sind die Pumpen mit ihren Röhren und Hahnen befestigt. Letztere sind so angeordnet, daß die Pumpen zu acht verschiedenen Operationen geeignet sind, welche wir nun beschreiben wollen, wobei wir jedoch voraussetzen, daß alle Hahnen beim Beginn jeder Operation geschlossen waren. 1) Der erste Zweck der Pumpen ist, Luft in dem vorderen Raum des Bootes anzusammeln. Zu diesem Zweck stellt man die Hahnen so, daß das Ansaugen durch die Mündung d des Hahnen T geschieht. Von da aus gelangt die Luft durch die Oeffnung e an demselben Hahn zur Pumpe. Von der Pumpe ausgestoßen, geht sie durch den Hahn T', und zwar durch die Oeffnungen f und g, um in die Tubulirung U' zu kommen, welche mit dem Vordertheil des Bootes in Verbindung steht. Ist diese Operation beendigt, so beschwert man das Boot, indem man Wasser in beide Kammern bringt. 2) Um Wasser in die vordere Kammer zu pumpen, stellt man die Hahnen wie folgt: Der Hahn T'' wird geöffnet, so daß das Wasser durch die Mündung U angesaugt werden kann. Es gelangt von da durch die Oeffnungen h und i des Hahns T'' zu den Oeffnungen i und e des Hahns T, von wo aus dasselbe in die Pumpe tritt. Von da aus geht es denselben Weg, wie vorhin die Luft, d.h. durch die Oeffnungen f, g des Hahns T' in die Tubulirung U', welche mit dem vorderen Raum in Verbindung ist. 3) Will man Wasser in den hinteren Raum pumpen, so gelangt dasselbe auf dem nämlichen Wege wie vorhin durch die Mündung U in die Pumpe, und geht von da durch die Oeffnungen f, k des Hahns T' zum Hahn T''', durch welchen es auf dem Wege l, m ausfließt. 4) Will man Wasser von dem hinteren in den vorderen Raum bringen, so wird es durch die Oeffnung n des Hahns T'''' angesaugt, von wo es durch die Oeffnung o in die Pumpe gelangt, die es durch den Hahn T' der Tubulirung U' zuführt. 5) Handelt es sich darum, das Wasser in entgegengesetzter Richtung zu führen, d.h. aus der vorderen Kammer in die hintere zu bringen, so saugt die Pumpe durch die Tubulirung U'. Das Wasser geht durch die Oeffnungen o, p des Hahns T'''', und o, i des Hahns T'' in die Pumpe, und von da zum Hahn T', den es nach der Richtung f, k durchströmt, um durch die Oeffnungen l, m des Hahns T''' auszutreten. 6) Um das Wasser aus dem vorderen Raume wegzuschaffen, saugt die Pumpe durch die Oeffnung U', und das Wasser gelangt auf dem nämlichen Wege wie im vorhergehenden Falle in die Pumpe. Von der Pumpe weg geht es durch die Oeffnungen f, h des Hahns T' zum Hahn T''', den es nach der Richtung l, g durchströmt, um bei U aus dem Boote auszutreten. 7) Um Wasser aus dem hinteren Raume wegzuschaffen, saugt die Pumpe durch n und o des Hahns T'''', und gießt das Wasser durch l, g des Hahns T''' und U aus. 8) Die achte Operation besteht darin, die verdorbene Luft des hinteren Raumes durch den Reinigungsapparat zu treiben, welcher in der vorderen Kammer angebracht ist. In diesem Falle gelangt die Luft durch die Oeffnung d des Hahns T in die Pumpe, welche die Luft durch den Hahn T' weiterführt, und zwar auf dem Wege f, k zu dem kleinen Hahn V, der die Verbindung mit dem Reinigungsapparat herstellt.

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