Titel: | Needham's Verbesserungen an Percussionsflinten. |
Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XLIV., S. 249 |
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XLIV.
Needham's Verbesserungen an Percussionsflinten.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Oct. 1849, S.
152.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Needham's Verbesserungen an Percussionsflinten.
Eine der größten Verbesserungen, welche seit der Einführung der Percussionsschlösser
an Schießgewehren gemacht wurden, ließ sich unlängst der Büchsenmacher Needham (Vine street,
Piccadilly in London) für England und Frankreich patentiren. Um die
Eigenthümlichkeiten seiner Verbesserung ins gehörige Licht stellen zu können, müssen
wir kurz das Verfahren, die gewöhnlichen Flinten zu laden, angeben. Der Hahn wird
nach dem Schuß in die Rast aufgezogen und dann von Hand ein einzelnes Zündhütchen
aufgesetzt, das man aus einem von der Flinte getrennten Behälter nimmt, in welchem
sich ein Vorrath solcher Hütchen befindet. Um nun sowohl die Mühe bei dieser
Manipulation zu ersparen, als auch das Verlieren oder Beschädigen der Zündhütchen
beim Aufsetzen zu vermeiden, brachte Hr. Needham einen
selbstthätigen Apparat in Verbindung mit dem Hahnen, so daß letzterer selbst nach dem Schusse jedesmal
wieder ein Hütchen auf den Zündstift bringt.
Fig. 23 (in
1/4 natürlicher Größe), welche einen Theil eines Schießgewehres in der Seitenansicht
darstellt, wird die Erklärung des Mechanismus erleichtern. Das Gewehr ist mit
gespanntem Hahn dargestellt. A ist der
Zündhütchen-Zubringer, welcher sich an der Schloßplatte befindet, und sich in
einer Vertiefung derselben vor- und rückwärts bewegen kann. Auf der inneren
Seite des Hahns B befindet sich bei C ein kleiner vorstehender Stift, der in eine Nuth,
welche sich an dem unteren Theile des Zubringers befindet, eingreift, und erst dann
auf den Zubringer wirkt, wenn der Hahn von der Rast aus gespannt wird. Bei dieser
Bewegung des Hahns veranlaßt der Stift den Zubringer vorwärts zu gehen, so daß
letzterer sich genau über den Zündstift stellt, wie dieß in der Zeichnung angegeben
ist. Die Magazine für die Zündhütchen liegen an den Seiten der beiden Läufe, und
eines davon ist bei D, D sichtbar. Sie haben die Form
von Canälen, und sind entweder dadurch hergestellt, daß sie aus dem Holze des
Schaftes ausgeschnitten, oder daß Metallröhrchen von solcher Weite in denselben
eingelassen sind, daß sich die Zündhütchen leicht darin verschieben, ohne jedoch
sich querüber legen zu können.
Die Oeffnungen, durch welche die Canäle mit Zündhütchen gefüllt werden, sind in Fig. 24 für
ein Zwillingsgewehr abgebildet. Sie sind unten am vorderen Schaftende angebracht,
und zwar da wo die Canäle enden. Diese Oeffnungen sind länglich rechteckig, und weit
genug um ein Zündhütchen aufnehmen zu können. Da jedoch ein kleiner Conus sich in
der Aufnahmsmündung befindet, so kann niemals ein Zündhütchen verkehrt eingelegt
werden, da es nicht Platz hat, wenn nicht der hohle Theil des Hütchens den Conus
aufnimmt. Diese unscheinbare Anordnung ist sehr sinnreich, und beugt allen
Irrthümern vor, welche ohne dieselbe beständig beim Füllen der Magazine dadurch
gemacht würden, daß Zündhütchen-Mündungen gegen die Schwanzschraube gerichtet
wären. Dieser Fall kann bei der Erfindung des Hrn. Needham nie eintreten, weil, ehe das Zündhütchen eingelegt werden kann,
der Führungsconus in die Höhlung desselben eingetreten seyn muß. Die
Füllungsmündungen werden, wenn die Canäle voll sind, durch Plättchen geschlossen,
die sich um Schrauben drehen. In Fig. 24 ist die eine
Mündung bei E offen, die andere verschlossen.
Die Wirkung des Zündhütchen-Zubringers ist sehr einfach. Wenn beim Laden der
Gewehrkolben auf den Boden aufgestellt wird, rutschen die Zündhütchen in Folge der
Schwere in dem Canale abwärts gegen das Flintenschloß, und gelangen so in den
gekrümmten Canaltheil, an dessen Ende sich der Zubringer befindet, der mit seiner
Höhlung das unterste Hütchen aufnimmt. Hiebei ruht der Hahn auf dem Zündstifte auf,
und der Zubringer befindet sich also in der richtigen Lage, um das erste Hütchen aus
dem gekrümmten Canale aufzunehmen. Ist das Gewehr geladen, und der Hahn in die Rast
aufgezogen, so bleibt das Hütchen an seinem Platze im Zubringer, bis es nöthig ist
den Hahn zu spannen, wobei dann durch die Bewegung des Hahns der Zubringer vorwärts
geht, um das Zündhütchen auf den Zündstift aufzusetzen. Beim Losdrücken des Gewehres
geht der Zubringer zurück und nimmt seinen Platz neben dem Hahn ein, um schnell
wieder für den nächsten Schuß ein Zündhütchen in Bereitschaft zu haben. Die Zahl der
Zündhütchen, welche im Canale Platz hat, hängt von der Länge des Schaftes ab. Der
Patentträger behauptet, daß bei der gewöhnlichen Schaftlänge leicht Vorrath für
einen ganzen Tag untergebracht werden kann.
Eine andere Verbesserung des Hrn. Needham hat den Zweck,
das zufällige Losgehen der Gewehre zu verhindern. An der unteren Seite des Kolbens
befindet sich ein kurzer Hebel, der sich gegen das Flintenschloß hin erstreckt, wo
sein Ende in einer Vertiefung liegt. Dieses freistehende Hebelende begegnet einem
vorstehenden Stifte an einem andern kurzen Hebel, dessen Drehungsachse sich auf der
Schloßplatte befindet. Letztere wird durch eine Feder beständig gegen die Nuß
angedrückt, und schnappt deßhalb auch in die erste Kerbe der Nuß ein, wodurch es dem
Hahn unmöglich wird, auf das Zündhütchen zu kommen. Wenn man aber beim Schießen den
Flintenschaft faßt, so drückt man dabei den ersten Hebel nieder, und entfernt so das
Hinderniß, welches den Hahn nicht auf das Zündhütchen kommen ließ. Auf diese Weise
kann sich, wenn man auch zufällig an dem Drücker allein drückt, das Gewehr nie
entladen.