Titel: | Ueber G. Pfannkuche's Maschine um Webstoffe nach der Appretur in der Richtung ihrer Breite strecken zu können; von G. v. Winiwarter, Ingenieur-Assistent. |
Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XLV., S. 252 |
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XLV.
Ueber G. Pfannkuche's Maschine um Webstoffe nach der
Appretur in der Richtung ihrer Breite strecken zu können; von G. v. Winiwarter,
Ingenieur-Assistent.
Aus der Zeitschrift des österr. Ingenieurv. 1849, Nr.
12.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Winiwarter, über Pfannkuche's Maschine um Webstoffe nach der
Appretur in der Richtung ihrer Breite zu strecken.
Ein bedeutender Uebelstand bei der Appretur von Schafwoll-, Baumwoll-
oder Flachsgeweben wurde bisher zwar stets empfunden, aber noch durch keine
Vorrichtung oder Maschine beseitigt. – Es ist nämlich allgemein bekannt, daß
die Webstoffe, besonders die aus Baumwolle oder Schafwolle, sich bei den
verschiedenen Manipulationen der Appretur sowohl in ihrer Längen- als
Breitenrichtung verziehen und daher eingehen.
Das Eingehen in der Längenrichtung wird dadurch aufgehoben, daß die Zeuge bei allen
Appreturarbeiten, als Waschen, Bleichen, Drucken etc., über Walzen geführt und mit
größerer oder geringerer Kraft aufgewickelt werden, so daß die Kettenfäden der Zeuge
sich immer wieder strecken.
Je mehr man aber auf diese Art das Eingehen der Zeuge in ihrer Längenrichtung
aufzuheben bemüht ist, desto auffallender und störender wird das Eingehen und
Zusammenziehen in der Breitenrichtung, daher die Klagen der Käufer über ungleiche
Breite und über verzogene Schußfäden vollkommen gegründet sind. Um diesen Klagen
einigermaßen zu begegnen, lassen die Fabrikanten, namentlich die leichten
Baumwollenstoffe, nach ihrer Appretur von Arbeiterinnen mit der Hand in der Richtung
der Breite strecken. Natürlich kann dieses Strecken oder Ausziehen nur
ungleichförmig geschehen, indem die Arbeiterinnen nur nach ihrem Gefühle und in
ihrer Kraft den Maaßstab und die Gränze für diese Arbeit finden.
Der Mechaniker und Maschinenbauer Gust. Pfannkuche in Wien
wurde schon im Winter 1846–1847 von mehreren Wiener Fabrikanten aufgefordert,
wegen Verrichtung der oben erwähnten Arbeit, nämlich des Streckens der Zeuge in
ihrer Breitenrichtung, eine Maschine zu construiren. Er übernahm die Lösung dieser
Aufgabe, und glaubt nun mit der zu beschreibenden Maschine allen Anforderungen, die
an dieselbe gemacht werden können, vollkommen entsprochen zu haben.
Die Maschine ist sehr einfach, leicht zu handhaben, und gestattet den Zeug auf jede
bestimmte Breite zu strecken. Zur besseren Verständigung verweisen wir auf die
Abbildung in Fig.
13 und 14.
Auf dem hölzernen Gestelle G liegen in eisernen Lagern
die Walzen A und B. Auf der
ersten ist der zu streckende Zeug, auf der zweiten wird der schon gestreckte Zeug
aufgerollt. Auf den gußeisernen Lagerplatten C liegen
die Achsen zweier Riemenscheibenpaare. Die eine Lagerplatte ist mit Stellschrauben
versehen, um mittelst derselben die beiden Riemen beliebig spannen zu können. Wie
die Zeichnung im Grundrisse zeigt, stehen die Achsen der Riemenscheibenpaare sowohl
gegen einander als auch gegen die Breitenrichtung des Zeuges geneigt, und der Winkel
a läßt sich durch die Stellung der Lager, die in
bogenförmigen Schlitzen verstellbar sind, vergrößern oder verkleinern. Die eine
Riemenscheibe D wird mittelst der Kurbel E gedreht und ihre Bewegung durch das Universalgelenke
der andern Riemscheibe D mitgetheilt. Mit dieser
Maschine wird nun auf folgende Art gearbeitet: das Ende des zu streckenden Zeuges
wird von der Walze A auf die Riemscheiben D, D unter die Riemen gelegt; haben beide Riemen den
Zeug einmal gefaßt, so wird an der Kurbel E gedreht; die
Riemen führen ihn um die Scheiben und der Zeug muß beiderseits um die Längen x, x gestreckt werden.
Die zweite Arbeiterin rollt gleichzeitig den schon gestreckten Zeug auf die Walze B wieder auf.
Aus dem bisher Gesagten lassen sich folgende Folgerungen als besondere Vortheile
dieser Maschine entnehmen. 1) Ist diese Maschine so einfach und solid construirt,
daß ihre Behandlung gar keinen Schwierigkeiten unterliegt, und daher jedem
gewöhnlichen Arbeiter oder jeder Arbeiterin überlassen werden kann. 2) Ist diese
Maschine eben ihrer Einfachheit wegen gar nicht kostspielig. 3) Sie verrichtet die
Arbeit in sehr kurzer Zeit, so daß sich mit derselben gegen das Strecken der Zeuge
mit freier Hand ein Zeitgewinn herausstellt, indem der Zeug während des Streckens
auf die Walze aufgewickelt wird, was für die folgenden Appreturarbeiten stets
nothwendig ist. 4) Die Kraft mit der die Zeuge gestreckt werden sollen, läßt sich
sehr zweckmäßig reguliren, denn sollte dieselbe für stärkere Zeuge, namentlich
Tücher, nicht genügen; so könnte man Handschnüre anwenden, die in Ruthen gehen;
dadurch würden wohl die Enden der Zeuge etwas gedrückt, was aber nicht schaden
würde, weil das Tuch noch durch Cylinder laufen muß, um seine vollkommene Appretur
zu erreichen. 5) Werden mit dieser Maschine die Schußfäden allmählich gleichförmig
gestreckt, so daß sowohl das Zerreißen als auch die wellenförmigen Büge
verhindert werden. 6) Läßt sich mittelst dieser Maschine jeder Grad der Streckung
erreichen und im vorhinein vollkommen genau bestimmen.