Titel: | Ueber die Anwendung der elektrischen Telegraphie zum Dienste des Publicums. Von Breguet dem Sohn, Constructor der telegraphischen Apparate des Staats, Mitglied des Längenbureau's, und V. de Séré, Director des Telegraphen am Bahnhof der Nordbahn. |
Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XLVIII., S. 260 |
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XLVIII.
Ueber die Anwendung der elektrischen Telegraphie
zum Dienste des Publicums. Von Breguet dem Sohn, Constructor der telegraphischen Apparate des Staats,
Mitglied des Längenbureau's, und V. de Séré, Director des Telegraphen am Bahnhof der
Nordbahn.
Aus dem Moniteur industriel, 1849, Nr. 1371, 1374 und
1375.
Breguet, über die Anwendung der elektrischen
Telegraphie.
(Die Verfasser suchen in dieser Abhandlung nachzuweisen, daß der elektrische
Telegraph es möglich macht:
1) eine elektrische Briefpost zu errichten, welche die gewöhnliche vervollständigt,
um dem Publicum die Dienste zu leisten, welche letztere nicht leisten kann;
2) auf elektrischem Wege Frankreich Zeitungen zu verschaffen, welche in Paris wie in
der Provinz, zu einer und derselben Stunde, alle
Tagesneuigkeiten drucken;
3) die Geschäfte der innern Verwaltung, welche täglich durch die Post expedirt
werden, mittelst des Telegraphen abzufertigen und auf diese Weise eine vollkommenere
Centralisation herzustellen, welche die Wohlthaten einer wahrhaften
Entcentralisirung bewerkstelligt, ohne deren Uebelstände zu theilen;
4) neue Einkommensquellen für den Staatsschatz zu schaffen.)Diese Vortheile können zur Zeit freilich nur für die gegenwärtig sich auf 135
franz. Meilen (Lieues) erstreckenden elektrischen Linien erlangt werden;
solche können aber auch bald auf den 250 Meilen schon in Betrieb stehender
Eisenbahnen errichtet werden, so daß im Jahr 1850 400 Meilen elektrischer
Linien vorhanden wären, die später über ganz Frankreich ausgedehnt werden
könnten.Im Jahr 1849 betragen die Errichtungskosten auf den bestehenden Linien
höchstens 500,000 Franken; im Jahr 1850 würden sie für die noch zu
errichtenden sich auf 2 Millionen Franken belaufen, wobei auf jeder Linie 5
Drähte oder 5 Telegraphen und das dazu nöthige Personal vorausgesetzt
werden; dann noch 3 Supplementdrähte für außerordentliche Fälle.
Mittheilungen in weite Ferne, Unglücksfälle, jedoch ohne Vermehrung des
Personals.
Ueber den gegenwärtigen Zustand der
elektrischen Telegraphie in England und Amerika.
Bekanntlich ist die elektrische Telegraphie in England und Amerika schon seit
mehreren Jahren dem Publicum zur Benützung übergeben.
In England besteht eine einzige Compagnie, die Electric
Telegraph Company, welche ihr Monopol über ganz England ausgedehnt hat, die
Patente der verschiedenen Erfinder auf telegraphische Apparate, Methoden zur
Drahtlegung etc. an sich kauft, so daß sie gegenwärtig darin die Alleinherrschaft
besitzt, und man sich wegen Errichtung einer elektrischen Linie an sie wenden muß.
Sie schreibt denjenigen, welche eine solche herstellen wollen, ihre Bedingungen und
den Apparat vor, dessen sie sich zu bedienen haben.
Sie hat in der City von London, zunächst der Bank, im Quartiere der größten
Handelsthätigkeit ein prächtiges Gebäude aufgeführt; diese Anstalt steht mit allen
Ausgangspunkten der Eisenbahnen, welche mit elektrischen Bureaux versehen sind,
durch metallene Conductoren in Verbindung, welche in Röhren eingeschlossen sind, die
unter dem Boden liegen.
Dieses Centralbureau ist also mit allen elektrischen Linien Englands in Communication
und correspondirt zur Zeit mit 118 Stationen oder elektrischen Bureaux in London und
mehreren anderen bedeutenden Städten.
Die Correspondenzen des Publicums sowohl als der Regierung finden durch Vermittelung
der Compagnie statt. Die Regierung genießt aber aus
Ehrerbietung das Vorrecht in der Versendung ihrer Depeschen, ein Vorzug
der, wie man versichert, ihr bestritten werden könnte.
Bei den jüngsten Unruhen in Irland übermittelte die Electric
Telegraph Company die Ordern zum Abmarsch mehrerer Regimenter. Noch mehr:
jeder Actionnär der Companie hat ein eigenes Alphabet für seine Privatcorrespondenz,
so daß zwei Actionnäre in einer geheimen, nur ihnen bekannten
Schrift mit einander correspondiren können.
Es ist gewiß bemerkenswerth, daß die Macht des Geldes, oder selbst die Macht der
Dinge, ein auf seine Freiheiten so eifersüchtiges und jedem centralisirten Monopole
feindliches, vor allem aber praktisches Volk dahin bringen konnte, eine Compagnie zu
dulden oder zu errichten, welche alle elektrischen Mittheilungen centralisirt und
ein wahrhaftes Monopol ausübt.
Jedenfalls leistet diese Compagnie dem Publicum große Dienste. Es befinden sich im
Centralbureau zu ebener Erbe große Säle, welche zur Expedition der Correspondenz von
der Hauptstadt aus ins Innere des Königreiches bestimmt sind; ferner zur Vertheilung
der Briefe in London;
zum Lesen der politischen und mercantilischen Zeitungen und der verschiedenen, den
Tag über vom Telegraphen gegebenen Auskünfte etc. Diese Auskünfte werden zu
bestimmten Stunden ertheilt.
Man liest auf Tafeln: den um 9 Uhr Morgens in den verschiedenen Häfen beobachteten
Stand der See und der Atmosphäre; die Ankunft und Abfahrt der Schiffe, den
Preiscourant der Waaren in den bedeutendsten Fabrikstädten.
An den Gängen des obern Stockwerkes befinden sich getrennte Cabinette, worin sich ein
Beamter und ein telegraphischer Apparat befinden.
Man bedient sich in England des Zeigerapparates und der SandbatterieMan vergleiche über dieselbe polytechn. Journal Bd. CX. S. 177.
Der Dienst beginnt Morgens um 5 1/2 Uhr und schließt Abends 7 Uhr.
Der Correspondenztarif ist wie folgt festgesetzt:
20 Wörter
5 Shilling
(2 fl. 48 kr. rhn.)
20 Wörter darüber
2
– 6 Pence
(1 fl. 24 kr. rhn.)
Jedes Wort darüber
2
– 6
–
(1 fl. 24 kr. rhn.)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
41 Wörter
10 Shilling oder
5 fl. 36 kr.
Also kosten 41 Wörter 10 Shilling oder 5 fl. 36 kr. unseres Geldes, um welchen Preis
aber die Richtigkeit der Mittheilung am Bestellungspunkt nicht garantirt wird.
Wenn die Compagnie dafür verantwortlich seyn soll, so muß die Hälfte des Preises der
aufgegebenen Depesche noch zulegt werden. In diesem Fall läßt man die Depesche von
der Station aus, wohin sie telegraphirt wurde, wiederholen. 41 Wörter kosten also
statt 10 Shilling, 15 Shill. oder 8 fl. 24 kr.
Für Bestellung von Wägen, Pferden, Betten und anderer die Bequemlichkeit der
Reisenden betreffender Botschaften besteht ein besonderer Tarif.
Jede solche Botschaft kostet
2 Shilling
6 Pence
oder
1 fl. 24 kr.
Die Antwort
1 Shill.
3 Pence
oder
– 42 kr.
––––––––––––––––––––––––––––––
Zusammen, Botschaft und Antwort
3 Shill.
9 Pence
oder
2 fl. 6 kr.
Auch kann man Geldsendungen mit 1 Pfd. Sterling (11 fl. 12 kr.) für je 100 Pfd.
Sterl. der Sendung versichern. Die Versicherung von 1000 Pfd. Sterl. kostet demnach
10 Pfd. Sterl.
In keinem Fall übernimmt die Compagnie die Verantwortlichkeit für die durch den Gang
des Telegraphen verursachten Verspätungen.
Sie regulirt ihren Dienst, indem sie jeden Tag von jeder Station aus eine
Zusammenstellung der Anzahl der gegebenen oder erhaltenen Botschaften, mit ihrer
laufenden Nummer und den Stunden des Empfangs und des Abgangs erhält.
Ueber die amerikanischen Telegraphen können wir nur wenige Details geben, obwohl die
elektrischen Linien in den Vereinigten Staaten zu einer bedeutenden Entwickelung
gelangt sind. Die amerikanische Republik hat diesem Verbindungsmittel große
Aufmerksamkeit geschenkt und auf ihre Kosten elektrische Linien herstellen lassen,
welche, insbesondere diejenige von Baltimore nach Washington, unter ihrem Patronat
betrieben werden.
Im Jahr 1844 erließ Professor Morse ein Schreiben an den
Congreß, worin er denselben aufforderte, seine Erfindung im allgemeinen Interesse
und als eine Quelle des öffentlichen Einkommens mit Entschädigung der
Privatcompagnien zu übernehmen.
Einige Monate darauf, im März 1845, trug das Comité für Straßen und
Communicationsmittel in einem dem Congreß erstatteten Bericht darauf an, den
elektrischen Telegraph zu einem Monopol der Union zu machen, indem er als ein neuer
Zweig des Post-Office, also als ein durch die Konstitution vorgesehener Fall,
zu betrachten sey. Das Comité stützte sich dabei noch auf den Grund, daß der
Staat durch die ihm angehörigen telegraphischen Linien leichter im Stande sey ein st
großes vom atlantischen bis zum stillen Meere sich erstreckendes Land, besonders in
Kriegszeiten zu regieren.Der Antrag des Comité's hinsichtlich des Staatsmonopols wurde vom
Congreß verworfen.
So bringt jedes Volk die neuen Erfindungen nach seinen Bedürfnissen und seinem
Charakter in Ausführung. Das vom Grundsatz der individuellen Freiheit ausgehende
England sehen wir ein wahrhaftes Monopol zu Gunsten einer Privatgesellschaft
errichten; während das vom gleichen Grundsatz ausgehende Amerika elektrische Linien
für Rechnung des Staats sowohl als von Privaten errichtet, wodurch einigermaßen ein
Wetteifer zwischen der Telegraphie des Staats und derjenigen der Privaten
hervorgerufen wird.
Wir fügen dieser kurzen Darstellung einige Thatsachen bei, welche Prof. Morse dem Congreß mittheilte, um den Nutzen der
Telegraphie in einer Menge von Fällen einleuchtend zu machen.
„Während der Unruhen in Philadelphia im Jahr 1843 wurden vom Bürgermeister
daselbst versiegelte Depeschen an den Präsidenten der Vereinigten Staaten
abgesandt. Als der Courier in Baltimore ankam, wurde der Inhalt der Depeschen
ruchbar; während nun ein Extrazug zur Abfahrt des Couriers vorbereitet wurde,
versandte der Telegraph die Nachrichten nach Washington und setzte die
Eisenbahncompagnie in Kenntniß daß sie keinen Zug von Washington abgehen lassen
solle, damit die Ankunft des Couriers beschleunigt werde. Alles wurde verstanden
und so ausgeführt. Die Bahn blieb frei für den Extrazug und der Präsident und
das Cabinet hatten schon vorläufig von der Ankunft wichtiger Depeschen und ihrem
Inhalt Kenntniß erhalten. Wirklich war auch bei Ankunft des Couriers die
Rückantwort schon bereit.“
„Im October desselben Jahres entwich ein Deserteur des amerikanischen
Schiffs „Pennsylvanien,“ damals zu Norfolk, mit
600–700 Pfd. Sterling. Man hatte Grund zu vermuthen, daß er sich mich
Baltimore geflüchtet habe. Der Schiffscassier begab sich nach Washington in das
Telegraphenbureau, erzählte den Fall und versprach eine Belohnung für die
Verhaftung des Schuldigen. In 10 Minuten befand sich der Verhaftbefehl mit dem
Signalement schon in den Händen des Justizbeamten zu Baltimore. Kaum waren 1 1/2
Stunden seit der Anzeige des Cassiers verflossen, so hatte der Telegraph von
Baltimore schon geantwortet durch die Worte: „der Deserteur ist
verhaftet; er ist im Gefängniß; was soll mit ihm geschehen?“
Hr. Morse erzählt auch: „Während des
schrecklichen Seesturms am 5. December, bei schwarzer Nacht, wo der Regen in
Strömen fiel und der Wind wüthend blies, war es ein seltsames Schauspiel, eine
Gesellschaft in Washington in einem warmen, einsamen Zimmer um einen Tisch herum
sitzend, Schach spielen zu sehen mit einer andern Gesellschaft in
Baltimore.“
Er führt auch ein Beispiel an, wie der Handel sich des Telegraphen bedienen kann, und
setzt den Fall daß ein Kaufmann zu New-York eine Handelsnachricht nach
New-Orleans gibt, wie folgt:
New-York, 31. December.
„Kaufen Sie 25 Ballen Baumwolle zu ... per Centner und 300 Fäßchen
Schweinefleisch zu ... per Liter.“ Auf diese Weise, sagt er kann man mittelst des
Telegraphen in einigen Minuten ein Geschäft abschließen, zu welchem sonst 4–5
Wochen erforderlich sind.Auch in Frankreich kommen täglich Beispiele vor, die den Nutzen der
elektrischen Telegraphie bezeugen. Im letzten März zeigte der
Stationsoberbeamte zu Amiens dem Director des Telegraphen an, daß eine arme
Frau in einem Wagen dritter Classe einen Korb zurückgelassen habe, worin
sich ihr ganzes Vermögen (von 2500 Fr.) befinde; der Zug ging nach Arras ab,
sollte in 15 Minuten dort ankommen und nur 5 Minuten sich aufhalten; die
Nachricht wurde verstanden und schon vor Ankunft des Zuges dem Director
zugestellt; der Korb wurde gefunden und die Nachricht davon kam nach Amiens
im Augenblick wo der Zug nach Lille abging.
Die elektrische Post, oder
elektrisch-telegraphische Anstalt zum Dienste des Publicums in
Frankreich.
Die französische Regierung besaß das Monopol der Telegraphie stets seit dem Jahr
1793, wo es von Claude Chappe erfunden wurde. Die
Lufttelegraphie (mit Signalfiguren) machte ein solches Monopol nothwendig; die
elektrische Telegraphie gestattet dasselbe jetzt zu beschränken, indem sie
zahlreiche Mittheilungen im öffentlichen Dienste sowohl als zwischen Privaten auf
neuem Wege ermöglicht.
Doch kann der Staat, indem er dem Publicum dieses Communicationsmittel überläßt, es
nur unter gewissen, durch das allgemeine Interesse bedingten, Beschränkungen thun.
Ueberdieß gebieten die politischen Verhältnisse, daß die telegraphische Verwaltung
ihre Zeichensprache geheim halte, und nur die Directoren sie kennen; ferner daß sie,
mit Unterbrechung aller übrigen Geschäfte, sogar zum Nachtheil des Privatdienstes,
officielle Depeschen mittheilen könne. Der Staat muß das Recht haben, unter gewissen
Umständen allen Privatdienst zu unterbrechen und aufzuheben, sowie jederzeit die
Politik und Agiotage, oder das Börsenspiel von letzterm auszuschließen.
Unter dieser Voraussetzung errichtete der Staat eine elektrische Briefpost, die der Regierung und dem Publicum Dienste leistet,
welche die gewöhnliche Post nie leisten kann.
Die elektrische Post bedient sich der Vermittelung der gewöhnlichen Post um bis an
die entferntesten Punkte des Staatsgebietes zu gelangen. Die elektrische Post wird
nach einigen Monaten mit aller nur zu wünschenden Regelmäßigkeit und Genauigkeit
ihre Dienste verrichten können.
Wie gesagt, theilt die Telegraphenverwaltung gegenwärtig das Geheimniß ihrer
Depeschen nur den Directoren mit; sie kann aber in der Privatcorrespondenz davon
abgehen und eine alphabetische Sprache anwenden. Das Publicum weiß sonach, daß alle
Telegraphenbeamten die alphabetische Sprache kennen; es ist ihm aber gestattet, die
bloß den Directoren bekannte geheime Sprache zu verlangen.
Das Publicum muß ferner wissen, daß die Telegraphenverwaltung für Verspätungen,
welche bei ihren Mittheilungen eintreten können, nicht verantwortlich ist, und daß
die elektrische Post bloß die treue Abschrift des ihr anvertrauten Briefes Wort für
Wort wieder gibt; es kann sich mithin niemals über die Unrichtigkeit der durch den
Telegraphen mitgetheilten und erhaltenen Thatsachen beklagen, sondern muß diese
Correspondenz als eine neue Art gewöhnlicher Briefe betrachten.
Es steht Jedermann frei, für ihm zweckmäßig erscheinende Vorsicht und Sicherheit zu
sorgen. Man kann den Brief bloß mit seinem Namen unterzeichnen, oder auch andere
Unterschriften zusetzen, und wenn man will, ihn legalisiren lassen. Alles dieß wird
in der Abschrift genau wiedergegeben, so daß nur der Empfänger zu beurtheilen hat,
welchen Grad von Vertrauen er der erhaltenen Mittheilung schenken darf. Ueberdieß
geschehen die elektrischen Mittheilungen so schnell, daß es immer möglich bleibt,
sich an den Abgangspunkt um Aufschlüsse zu wenden.
Die elektrische Post, wie wir sie aufgefaßt haben, soll also das Publicum nicht
zwingen, die Briefe auf ihre Bureaux zu tragen, sondern ihm alle Erleichterungen der
gewöhnlichen Post verschaffen. Die Briefpost hat demnach den Directionen der
elektrischen Posten die durch den Telegraphen zu expedirenden Briefe zuzuschicken
und die von der Telegraphenverwaltung erhaltenen Briefe den Privaten
zuzustellen.
Es ist Aufgabe der Regierung, diesen neuen Dienst für das Innere des Landes
herzustellen und auch auf andere Länder durch Postvertrag auszudehnen. Durch
Vermittelung der gewöhnlichen Post können die entferntesten Punkte des Landes
sogleich die Vortheile der elektrischen Post genießen, obwohl zur Zeit die
elektrischen Linien erst kurze Strecken darbieten. Man könnte auch für die
Telegraphenpost gestempelte Marken einführen, wie sie gegenwärtig zum Frankiren der
Briefe gebräuchlich sind, nur müßte, um den Dienst zu erleichtern und zu
vereinfachen, das Frankiren des Briefs am Ort der Aufgabe sowohl bei den
elektrischen Directionen als in den Postbureaux zur Verbindlichkeit gemacht werden. Dem Publicum ist
ferner gestattet, bei Absendung eines Briefes zu gleicher Zeit dessen Beantwortung
zu frankiren.
Die täglichen Vertheilungen der Abschriften werden von den Telegraphen- und
Briefpostbeamten vorgenommen; sie geschehen auch auf Verlangen des Publicums direct
und unmittelbar.
Tarif für die elektrischen
Briefe.
Die Schwierigkeiten der Ausführung nehmen in geradem Verhältniß mit der Anzahl
der abzusendenden Wörter und den von der telegraphischen Mittheilung zu
durchlaufenden Entfernungen zu; diese Elemente dienen also dem Tarif zur
Grundlage; man hat folglich einen Tarif für Wörter und einen Tarif für
Entfernungen.
Größerer Klarheit wegen bedient sich der Tarif des französischen Decimalsystems
und verändert sich nur in Decimalabtheilungen.
Der Preis der Briefe ändert sich nur von 50 zu 50 Wörtern, indem er bei je 50
Wörtern um 5 Franken steigt. Um ferner das Zählen der Wörter zu erleichtern,
wird jede Adresse unabänderlich für 10 Wörter angenommen; um endlich die
Francatur zu erleichtern, bleibt der Tarif der Entfernungen für die ersten 100
Meilen außer Anwendung.
Wir stellen demnach für die ersten 100 telegraphischen Meilen folgenden Tarif für
die Wörterzahl auf:
Depesche von
1 – 50
Wörtern
5
Franken
–
51 – 100
–
10
–
–
101 – 150
–
15
–
–
151 – 200
–
20
–
(inclus. der Adresse).
Um keiner Zweideutigkeit Raum zu geben, bemerken wir, daß die zehn Wörter der
Adresse, je nach der Classe, in welche der gesandte Brief fällt, für das Innere
des Briefes nur noch 40, 90, 140, 190 etc. Wörter übrig lassen.
Nach 100 Meilen beginnt der Entfernungstarif. Derselbe ist unabänderlich auf 10
Fr. per Brief festgesetzt, für 101 Meilen (Lieues) wie für die ganze Ausdehnung
des Landes.
Die gleichmäßige Taxe von 20 Centimes wird zum Besten der Postenverwaltung für
Briefe, die ihrer Vermittelung bedürfen, forterhoben.
Das Publicum kann eine unmittelbare und außerordentliche Absendung am
Abgangspunkt verlangen, sowie auch die directe und unmittelbare Zustellung am
Ankunftspunkt; dafür werden weitere 5 Fr. über den gewöhnlichen Tarif bezahlt.
Die Absendung eines Briefs in geheimen Lettern, welche ohne Verzug geschehen
muß, sowie die Rücksendung der Copie, kostet für jeden Brief 10 Fr. über den
gewöhnlichen Tarif.
Man muß die Beziehungen zwischen benachbarten Städten zu erleichtern suchen und
deßhalb die Anzahl der Wörter für die erste Briefclasse und den Tarif dafür
geringer ansetzen. Briefe von 100 Wörtern und darüber gehen nach dem
gewöhnlichen Tarif; Briefe von 50 Wörtern (der ersten Classe) aber theilen sich
in solche von 25 und von 50 Wörtern und kosten nur 1 1/2 Fr. und 3 Fr.
Die gewöhnliche Briefpost besorgt Geldrimessen, indem sie eine Provision von 2
Proc. vornweg abzieht. Mittelst des elektrischen Telegraphen können diese
Geschäfte unter gleichem Tarif bewerkstelligt werden. Die telegraphische
Depesche wird dann ein dem Addressaten, sobald er sich über seine Identität
ausgewiesen hat, nach Sicht auszahlbarer Schein (bon) und kostet für weniger als 100 Meilen 5 Fr., für mehr als 100 Meilen
10 Fr. über den Tarif.
Die Organisation der elektrischen Post läßt sich also in Folgendes
zusammenfassen:
Francatur des elektrischen Briefes an seinem Abgangsort sowohl bei
telegraphischen Directionen, als auf Postbureaux und mittelst telegraphischer
Stempelmarken;
Ermöglichung, auch die Antwort zu frankiren, durch Verdoppelung des Preises des
abgesandten Briefes;
Vertheilung der Abschriften durch die Telegraphen- oder Postbeamten zu
vorgeschriebenen Stunden;
sofortige Vertheilung auf Verlangen;
außerordentliche Mittheilung auf Verlangen;
Anwendung der geheimen Schriftzeichen auf Verlangen;
Angabe von laufenden Nummern zur Regelung der Ordnung der Mittheilungen, wodurch
Reclamationen und die Nachforschung hinsichtlich möglicher Irrthümer erleichtert
werden;
Creirung von Scheinen (bons), die dem Addressat des
telegraphischen Briefes nach Sicht ausgezahlt werden.
Folgendes wäre eine Uebersicht des Tarifs:
Brief von
1 bis 25 Wörtern
1 1/2
Fr.
„
„
1 bis 50
„
3
„
von einem
Telegraphen-Bureau zum andern.
Brief von
1 bis 50
Wörtern
5
Fr.
bis zu
100 telegr.
Meilen
„ „
51 bis
100 „
10
„
„
„
„
„ „
101 bis 150
„
15
„
„
„
„
„ „
151 bis 200
„
20
„
„
„
„
gleichmäßige Entfernungs-Taxe
10
Fr. nach
100 Meilen
außerordentliche Mittheilung (hors-rang)
5
„
„
mit sofortiger Bestellung
5
„
„
geheime Schriftzeichen
10
„
„
Provision für Scheine nach Sicht
2
Procent.
Weitere 5 Fr. für Mittheilung des Scheins (bon) auf
weniger als 100 Meilen und 10 Fr. nach 100 Meilen.
Ankunft und Vertheilung der Drähte
in Paris.
Die elektrische Post wird eine große Anzahl Drähte nach Paris ziehen, welche in
die Stadt hineingeleitet werden müssen, ohne dem Verkehr hinderlich und dem
Verderben ausgesetzt zu seyn. Man wird die gewünschte Sicherheit dadurch
erreichen, daß man sie zuvörderst längs der Umfassungsmauern der Befestigungen
anbringt, und dann ein Paar unterirdische gewölbte Canäle herstellt, um die
Drähte in das Innere der Stadt zu leiten. Die Breite dieser Canäle richtet sich
nach der Anzahl der hindurchzuleitenden Drähte; ihre Länge darnach, daß man in
Paris weit genug gelangt, um die mit Gutta-percha überzogenen Drähte bei
30–40 Centimeter Tiefe durch die Straßen bis zu den verschiedenen
Bahnhöfen und andern elektrischen Bureaux führen zu können.
Dieß sind im Allgemeinen die zu ergreifenden Maßregeln, um die Drähte in die
Hauptstadt zu leiten; im Interesse des Betriebes ist aber noch erforderlich, daß
die elektrischen Linien auch unter sich durch eine gewisse Anzahl Drähte
verbunden seyen, welche sich nach den Depeschen berechnen, die von einer Linie
zur andern gehen, z.B. von Perpignan nach Straßburg, von Toulon nach Brest
etc.
Fortpflanzungskraft des elektrischen
Telegraphen.
Der zweidrähtige Telegraph, dessen man sich gegenwärtig bedient, um die Signale des
Lufttelegraphen fortzupflanzen, gibt per Minute
20–25 Signale.
Der eindrähtige Telegraph, dessen man sich bedient, wenn ein Draht zerbrochen ist,
oder wenn sich die Drähte verwirrt haben, gibt ebenfalls die Signale des
Lufttelegraphen wieder, aber mit einer Geschwindigkeit von nur 20 Signalen per Minute.
Dieses ist die gegenwärtige Geschwindigkeit der geheimen Sprache.Die geheime Sprache besteht aus horizontalen und verticalen Signalen. Jedes
horizontale Signal hat in der Regel zwei; jedes verticale Signal drei
Bewegungen. Die alphabetische Correspondenz hat eine größere Geschwindigkeit als die
geheime Sprache.
Wenn der zweidrähtige Telegraph Buchstaben ausdrückt, die alle durch horizontale
Zeichen dargestellt werden, so gibt er 30–40 Buchstaben per Minute. Man hat auch schon 50, 60 und bis zu 102
Buchstaben, und im Mittel 90 per Minute erhalten; in
diesem Falle aber wurden von einem Beamten die Buchstaben dictirt und von einem
andern geschrieben.
Eine nachhaltige Geschwindigkeit von 80 bis 90 Buchstaben per Minute ist heutzutage von zwei einsichtsvollen Beamten, die sich in
den Dienst theilen, ausführbar; der eine hätte die Briefe zu dictiren, der andere zu
schreiben.
Der eindrähtige Telegraph gibt mit einem einzigen Beamten genau 25 bis 30 Buchstaben
per Minute. Zwei Beamten, der eine zum Dictiren, der
andere zum Schreiben der Buchstaben, würden 60 Buchstaben per Minute erhalten. Da diese Geschwindigkeit aber nur durch ein mehr als
verdoppeltes Personal erreicht werden kann, so begnügen wir uns, ihre Möglichkeit
angedeutet zu haben, und gehen nun wieder auf die mit einem Beamten per Telegraphen erzielbare Geschwindigkeit zurück.
Man ersieht aus dem Vorhergehenden, daß es vortheilhaft ist, nur eindrähtige
Telegraphen anzuwenden. Die Geschwindigkeit gewinnt dabei, indem zwei Maschinen mit
einem Draht mehr Signale hervorbringen als eine Maschine mit zwei Drähten. Wir
übergehen daher den zweidrähtigen Telegraph, um nur den eindrähtigen in Betracht zu
ziehen, welcher das wahrste und richtigste Element der elektrischen Fortpflanzung
repräsentirt.
Wir sagten soeben, daß der eindrähtige Telegraph 25 bis 30 Buchstaben per Minute gibt; 25 Buchstaben per Minute geben aber 1500 Buchstaben (oder Signale) per Stunde.
Jedes Wort besteht im Durchschnitt aus 5 Buchstaben; folglich pflanzt der elektrische
Telegraph in einer Stunde 300 Wörter von einem Punkt zum andern fort.Es ist nicht praktisch, wenn man, wie hier geschehen, für die Mittheilungen
eben so viele Signale als Buchstaben zählt; denn es läßt sich fast ein
Drittheil der mitzutheilenden Buchstaben ersparen durch Anwendung einer
kleinen Tabelle, welche für Abkürzungen der alphabetischen Mittheilungen
angefertigt ist.
Die Briefe oder Depeschen der elektrischen Post bestehen aus 50, 100, 150, 200 etc.
Wörtern. Folglich kann ein Telegraph in einer Stunde von einem Punkt zum andern,
z.B. von Paris nach Amiens, 6 Briefe oder Depeschen von 50 Wörtern, 3 von 100
Wörtern, 2 von 150 Wörtern u.s.f. senden.
Wir werden uns hier, um die Berechnung zu erleichtern, nur an Depeschen von 50
Wörtern halten.Welche Depesche man auch zu Grund legen mag, so gibt der Telegraph immer
dieselbe Anzahl von Wörtern; man ändert also nichts an seiner
Fortpflanzungskraft.
Von den 6 Depeschen oder 300 Wörtern, die der Telegraph per Stunde gibt, wollen wir für die in der Praxis sich ergebenden
Schwierigkeiten einen guten Theil in Abzug bringen und die Leistung auf 5 Depeschen
oder 250 Wörter per Stunde reduciren. Nimmt man nun die
Arbeit eines Tages, wegen möglicher Störungen, nur zu 20 Stunden an, so gibt der
elektrische Telegraph per Tag 100 Depeschen oder 5000
Wörter.Man sieht, jede Uebertreibung ist hier sorgfältig vermieden, der Verlust an
Geschwindigkeit zu 1/6, der an Zeit zu 1/5, der Gesammtverlust also zu 2/6
oder 1/3 angerechnet. Die Fortpflanzungskraft des Telegraphen hätte sonach,
ohne die möglichen Abkürzungen in Anschlag zu bringen, auf 133 Depeschen per Tag angesetzt werden können. Diese Leistung soll uns als Basis für unsere Berechnungen dienen.
Fortpflanzungskraft eines
Telegraphen, 100 Depeschen.
Die Leistungsfähigkeit verschiedener Linien von 1 bis 5 Drähten berechnet sich
darnach folgendermaßen:
1
drahtige
Linie
100
Depeschen
oder
5,000
Wörter
2
„
„
200
„
„
10,000
„
3
„
„
300
„
„
15,000
„
4
„
„
400
„
„
20,000
„
5
„
„
500
„
„
25,000
„
Eine aus 5 Telegraphen bestehende Linie kann also im Tag von 20 Stunden 500
Depeschen oder 25,000 Wörter von einer Stadt zur andern senden.
Sie kann ferner diese 500 Depeschen nach allen elektrischen Stationen der Linie
senden, wenn sie nach allen Städten mitgetheilt und dort bekannt werden
sollen.
Mit 5 Drähten oder Telegraphen können 25,000 Wörter in allen mit
Telegraphen-Directionen versehenen Städten Frankreichs bekannt gemacht
werden.
Um Mißverständnissen vorzubeugen, bemerken wir noch, daß jede Stadt täglich
25,000 Wörter erhält. Wenn man sich des Telegraphen bediente, um in zehn Städten
alle Nachrichten bekannt zu machen, welche die fünf Telegraphen mittheilen
können, so hätte man dieselben Nachrichten oder dieselben 25,000 Wörter in jeder
Stadt, im Ganzen also 250,000 Wörter per Tag, indem
dieselben Neuigkeiten im Verlauf des Tages zehnmal wiederholt würden.Die jetzt in Frankreich gebräuchlichen Lufttelegraphen theilen die
Signale von Stadt zu Stadt mit einem Verlust von etwa 2 Minuten per Telegraphen-Station mit; so daß
in einem bestimmten Augenblick alle Städte in gleicher Entfernung vom
Ausgangspunkt die Nachricht erhalten. Diese Arbeit wird nachher wieder
um eine Strecke fortgesetzt, mit abermals 2 Minuten Zeitverlust, bis zur
Beendigung. Im Ganzen beträgt der Zeitaufwand für die Beförderung von
25,000 Wörtern von einer Direction zu einer andern 4 Minuten. So wird
die dritte Stadt die 25 000 Wörter 4 Minuten nach der zweiten
vollständig besitzen; die vierte Stadt 4 Minuten nach der dritten oder 8
Minuten nach der zweiten etc.; die zwölfte Stadt also 40 Minuten nach
der zweiten erhalten.Der elektrische Telegraph macht es einem einzigen Beamten möglich, alle Apparate einer Linie zugleich in Gang zu
setzen. Dieß ist gegenwärtig auf der Linie
Montereau-Troyes der Fall. Der Beamte von Montereau setzt die
Apparate von Ormes, Romilly und Troyes; der Beamte von Troyes, wenn er
die Antwort gibt, die von Romilly, Ormes und Montereau in Gang. Sie
kündigen dieß durch ein verabredetes Signal an, welches die Zeitdauer
der Mittheilung bestimmt.
Höchste Transmissionskraft einer
elektrischen Linie von 5 Drähten oder 5 Telegraphen auf den zwei Linien von
Paris nach Rouen und von Paris nach Calais.
Wir haben gesehen, daß eine elektrische Linie von 5 Drähten von einem Punkt zum
andern täglich 500 Depeschen oder 25,000 Wörter gibt.
Die Mittheilungskraft erstreckt sich hier von Paris nach Amiens, Arras, Lille,
Calais und Valenciennes, und von Paris nach Ronen, im Ganzen von Paris nach
sechs Provinzialstädten, und gibt im Tag sechsmal 25,000, oder 150,000 Wörter, indem sie
sechsmal dieselben Nachrichten wiederholt.
Die Veröffentlichung der Depeschen durch den elektrischen Telegraphen in allen
mit ihm verbundenen Orten ist jedoch ein Fall, der mehr ausnahmsweise vorkommt;
in der Regel beabsichtigt man die Depeschen bald in die eine, bald in die andere
Stadt gelangen zu lassen. Dadurch wird der Nutzeffect des Telegraphen bedeutend
reducirt. Diesen haben wir aber bei den zwei in Rede stehenden Linien zu
bestimmen.Wenn eine Depesche von Paris nach Calais geht, so verhindert dieselbe
jede andere Mittheilung zwischen Paris, Amiens, Arras und Lille, sowohl
wenn sie unmittelbar von Paris nach Calais geht und alle
Zwischenstationen liegen läßt, als wenn sie in jeder Stadt wiederholt
wird, um stationenweise endlich nach Calais zu gelangen. Letzteres
Verfahren ist von allen das schlechteste, weil die Beamten der ganzen
Linie unnützer Weise in Anspruch genommen werden, um eine Depesche, die
nur für Paris und Calais Interesse hat, fünfmal zu wiederholen. Wir
lassen deßhalb diese Correspondenzweise weg, und behalten nur die
directen Korrespondenzen im Auge. Die Erfahrung hat gelehrt, daß man auf
100 bis 200 Meilen Entfernung direct mittheilen kann, und allem Anschein
nach bringt man es noch dahin, ebenso auf 500 und 1000 Meilen zu
telegraphiren.
Auf der Rouener Linie geben die fünf Telegraphen täglich unstreitig 500 Depeschen
zwischen Paris und Rouen.
Auf der Nordlinie, von Paris nach Calais und Valenciennes, beträgt der tägliche
Durchschnitt 1500 Depeschen.
Wenn also diese beiden Linien den ganzen Tag hindurch jede für sich arbeiten, so
gibt dieß
auf der
Rouener Linie
500
Depeschen
„
Nordlinie
1500
„
–––––––––––––––––
Zusammen
2000
Depeschen.
Um diese Zahl 1500 der Nordlinie zu erhalten, muß man das höchste und das
geringste tägliche Resultat kennen und von beiden die Mittelzahl nehmen. Die
Voraussetzung, nach welcher die größte Anzahl Depeschen erhalten wird, ist die,
daß alle Depeschen von einer zur andern der fünf Städte gehen, was 5 ×
500 = 2500 Depeschen betragen würde. Die niedrigste Annahme hingegen wäre die
Aufhebung aller Zwischenstationen und die Voraussetzung, daß alle Depeschen von
Paris gleich nach Calais gingen; auf diese Weise wären 500 Depeschen zu rechnen.
Das Mittel zwischen
2500 und 500 ist (2500 + 500)/2 = 1500,
wornach 1500 Depeschen per Tag das mittlere Resultat
der Nordlinie sind.Es sind hier, um gewiß nicht zu übertreiben, sogar die 500 Depeschen
vernachlässigt, welche die Zweiglinie von Arras nach Valenciennes
gibt.
Beide Linien zusammengenommen, aber getrennt wirkend, gaben als Gesammtanzahl für
den Tag 2000 Depeschen; wenn aber diese beiden Linien gemeinschaftlich arbeiten,
wenn es Depeschen gibt, die von einer Linie auf die andere übergehen, so ergibt
sich ein anderes Maximum für den Tag.So z.B. die Depeschen von Rouen nach Calais, von Lille nach Rouen
etc.
Um das wirkliche Maximum zu erhalten, müssen diese beiden Linien als eine einzige
betrachtet werden, die im Ganzen Neben Directionen und sechs Stationen
benachbarter Städte enthält. Jede solche Station gibt 500 Depeschen; alle sechs
also 3000 im günstigsten Fall. Der ungünstigste Fall, wobei nur die äußersten
Punkte der Rouen-Calais-Linie berücksichtigt werden, ergibt noch
500 Depeschen, so daß das Mittel von 3000 und 500 genommen werden muß (3000 +
500)/2 = 1750.
Die zwei gegenwärtig bestehenden elektrischen Linien ergeben daher als tägliche
höchste Fortpflanzungskraft 1750 Depeschen.
Höchste Fortpflanzungskraft einer
elektrischen Linie von 5 Drähten auf dem elektrischen Netz, welches alle im
J. 1849 dem Verkehr übergebenen Eisenbahnen umfaßt.
Von den verschiedenen, fern von Paris errichteten Eisenbahnlinien soll hier keine
Rede seyn, sondern nur von den mit der Hauptstadt in Verbindung stehenden.
Zur Vervollständigung der Nordlinie müssen mit der bestehenden Linie noch
Dünkirchen und Boulogne verbunden und in Douai ein telegraphischer Mittelpunkt
hergestellt werden.Die Eisenbahngesellschaft hat zu ihrem Gebrauch in Douai schon ein
telegraphisches Bureau errichtet.
Zur Vervollständigung der Rouener Linie ist mit der schon bestehenden Linie noch
Havre und Dieppe zu verbinden.
Zwischen Paris und Versailles hat die Regierung gar keine telegraphische
Verbindung hergestellt.
Die elektrische Linie von Paris nach Orleans, Blois, Tours, Bourges und
Châteauroux ist erst herzustellen. Ebenso die von Paris nach
Châlons-für-Marne.
Diese neuen Linien, mit den ersten in Verbindung gesetzt, bilden ein elektrisches
Netz, dessen Mittelpunkt Paris ist und das sich erstreckt: gegen Norden nach
Amiens, Arras, Valenciennes, Douai, Lille, Dünkirchen, Calais und Boulogne (8
Städte); gegen Süden nach Orleans, Blois, Tours, Bourges und Châteauroux
(5 Städte); gegen Osten nach Châlons-sur-Marne (1 Stadt);
gegen Westen nach Versailles, Rouen, Havre und Dieppe (4 Städte); dieses Netz
umfaßt sonach Paris und 18 Provincialstädte, im Ganzen 19 Städte, von denen
wenigstens 10 sehr wichtig sind.Die auf diesem Netz zu errichtenden Linien haben zusammen eine Länge von
ungefähr 250 Meilen. Die Mittheilungskraft erstreckt sich hier auf 19 Städte; Paris kann
sonach täglich 25,000 Wörter an 18 Provincialstädte gehen lassen.
Die höchste Fortpflanzungskraft dieses Netzes berechnet sich wie diejenige des
ersten. Wir haben zu Paris 4 Eisenbahnhöfe, im Ganzen 19 Städte und folglich 18
verschiedene Stationen benachbarter Städte. Jede Station gibt 500 Depeschen;
alle 18 also zusammen im günstigsten Fall 9000 Depeschen. Um den ungünstigsten
Fall zu ermitteln, denke man sich die vier Linien als je zwei mit einander
verbunden, so daß sie nur zwei Linien bilden, deren jede täglich 500 Depeschen
gibt, zusammen 1000. Das Mittel zwischen 9000 und 1000 ist 5000. Also ist das
Maximum der Fortpflanzungskraft 5000 Depeschen.Dieses Netz ist wirklich von großer Wichtigkeit. Es geht von Paris in
vier Richtungen aus, die sich vom Mittelpunkt um 90, 60, 50 und 40
Meilen entfernen; es umfaßt befestigte Plätze, große Handels- und
Fabrikstädte, und kann daher in Friedens- wie in Kriegszeiten
große Dienste leisten.
(Der Beschluß folgt im nächsten Heft.)