Titel: | Ueber Aufbewahrung der Blutegel; von Dominé. |
Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. LXXIII., S. 389 |
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LXXIII.
Ueber Aufbewahrung der Blutegel; von Dominé.
Aus dem Journal de Pharmacie, August 1849, S.
109.
Dominé, über Aufbewahrung der Blutegel.
Die Blutegel secerniren in großer Menge eine schleimige Materie, welche im Wasser,
worin man die Egel aufbewahrt, schwimmend, sich sehr fest an deren Körper anlegt,
und sie oft zu erwürgen droht, wodurch sie ihre Saugkraft und ihren Werth verlieren,
wo man sie dann „geknüpft“ nennt.Diese schleimige Substanz ist, wie Guibourt schon
im Jahr 1832 beobachtete, ein Häutchen, welches der Blutegel von Zeit zu
Zeit abwirft, folglich das Resultat einer zu seiner Constitution gehörigen
Function und keine krankhafte Aussonderung. Nur geht diese Function in
seinem freien Zustande vielleicht leichter vor sich. Eine Menge Blutegel geht auf diese Weise zu Grunde, trotz der
mannichfaltigen Veränderungen in ihrer Aufbewahrung, die dagegen schon vorgeschlagen
wurden. Der von Hrn. Dessaux-Valette
vorgeschlagene Apparat (polytechn. Journal Bd.
XCIX S. 115) erfüllt den Zweck noch am besten, der hohe Preis desselben
verhindert aber seine allgemeine Anwendung. Ich suchte ihn durch ein 20–30
Liter fassendes Reservoir (eine Art sehr weites Gefäß von Zinn) zu ersetzen, welches
mit grober Leinwand zugedeckt und dem beständig Tag und Nacht ein Wasserstrom
zugeführt wird. Obwohl ich auf diese Weise weniger Blutegel verlor als auf jede
andere, gab ich das Verfahren doch wieder auf, weil die Absonderung der Egel so
stark war, daß ich die Leinwand, an welche sie sich hing, zu oft wechseln mußte. Ich
verwendete nun das allerwärts sich findende Moos (hypnum
triquetrum) und fand seit zwei Jahren, daß es sich als das beste Mittel
bewährt. Man wählt das grünste Moos, reinigt und wäscht es gut aus, füllt ein
gläsernes Gesäß (etwa auf 100 Blutegel von 1 Liter Rauminhalt) abwechselnd mit
Blutegeln und dem Moose ganz, aber locker, an, und bedeckt es mit Leinwand. Im
Winter werden die Blutegel und das Moos etwas befeuchtet; wenn es aber warm wird,
bringt man ein wenig Wasser auf den Boden der Gefäße. Im Winter braucht man sie
nicht oft zu wechseln, im Sommer aber muß es alle zwei Tage geschehen und sie müssen
überdieß im Keller gehalten werden. So lange die Temperatur über
10–12° R. steigt, behalte ich sie in der Officin.
Die Blutegel bleiben auf diese Weise immer kräftig und beißen sogleich an. Da die
Materie welche sie absondern immer im Moose zurückbleibt, in welchem sie
herumkriechen, so sind sie nie klebrig, und werden nie erdrosselt. Ich habe einmal
im Winter in Steinguttöpfen von 1/4 bis 1/2 Liter Inhalt 25–50 Blutegel einen
Monat lang gelassen und im Ganzen nur vier Blutegel verloren. Das Moos war nun
klebrig; der Farbstoff des Bluts (eines gebissenen Blutegels) setzte sich ebenfalls
ins Moos und das Wasser wurde wieder farblos. Nichts wirkt so unvermeidlich tödtlich
auf die Blutegel, als der (jedoch nur vorübergehende) elektrische Zustand der
Atmosphäre bei Gewittern.Es wurde schon öfters vorgeschlagen Moos, Sand oder andere harte Körper in
das Wasser zu bringen, um durch die Reibung der Egel an denselben, die
Abstreifung der schleimigen Haut zu befördern.