Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. , S. 232 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die württembergische Alpbahn.
Zu einem der wesentlichsten Fortschritte neuerer Zeit im Fache des Eisenbahnbaues
gehört unstreitig das Uebersteigen von Anhöhen mit der Locomotive. Während man
solches vor einigen Jahren noch als eine Unmöglichkeit betrachtete, und entweder,
wenn die Steigungen nicht durch bedeutende Umwege vermieden werden konnten, sich zu
dem Bau von Tunnels oder zum Heraufziehen der Züge mittelst stehender Maschinen
– beides kostspielig und nicht ohne Gefahr – entschließen mußte, ist
es dem regen Erfindungsgeist gelungen eine Locomotive herzustellen, deren Zugkraft
im Stande ist mit Lasten von 2000 Centnern und mehr Anhöhen zu überwinden, wobei die
Steigung sich wie 1 zu 45, selbst 1 zu 40 Fuß verhält. Die Fortbewegung geschieht
mit einer mäßigen Geschwindigkeit von etwa zwei Meilen in der Stunde, und gewährt
sowohl beim Aufsteigen als Abwärtsfahren des Zuges völlige Sicherheit. Einen
erfreulichen Beweis dieses Erfolges lieferte abermals die am 1 November stattgehabte
erste Probefahrt mit der in der Maschinenfabrik Eßlingen (bei Stuttgart) erbauten
Locomotive „Alp“ auf der sogenannten schiefen Ebene zwischen
Geißlingen und Amstetten, dem höchsten Punkt der über die schwäbische Alp geführten
Eisenbahn nach Ulm. Jene Maschine von allein 680 Centner an Gewicht, bewegte
aufwärts einen Zug, bestehend aus fünf mit Schienen beladenen achträdrigen Wagen,
auf welchen noch eine große Anzahl Personen Platz nahmen, mit Leichtigkeit innerhalb
24 Minuten über eine Bahnstrecke von 18,000 Fuß Länge, deren Steigung 1 auf 45 Fuß
beträgt, aus einer Krümmung in die andere übergehend. Der Bahnhof in Geißlingen
liegt 1626 und jener in Amstetten 2021 Fuß über der Meeresfläche. Die Thalfahrt
geschah mit derselben Last, etwa 1800 Centnern, in 18 Minuten bei abgesperrtem
Dampf; bloß die Tender-Bremsen waren leicht angezogen, und mehrere Versuche
den Zug unterwegs zum Stehen zu bringen gelangen vollkommen. Dieses Ergebniß auf
einer noch nicht befahrenen Bahnstrecke, mit einer ganz neuen Maschine erreicht,
läßt es außer allem Zweifel, daß die Zugkraft der letzteren sich auf eine Last von
2000 Centnern ausdehnen werde, sobald dieselbe erst einige Zeit auf jener Bahn
eingefahren seyn wird. Nicht minder wichtig ist die zuverlässige Sicherheit, welche
diese eigenthümlich construirte Maschine in Bezug auf richtige Adhäsion und ruhigen
Gang gewährt, so daß nunmehr jede Besorgniß bei dergleichen Bergfahrten verschwinden
muß. Rühmende Anerkennung deßhalb, insbesondere dem oben gedachten Etablissement, so
wie im allgemeinen unserer deutschen Industrie in ihrem Streben den betretenen Pfäd
des Fortschritts mit Beharrlichkeit zu verfolgen! (Allg. Ztg. Nr. 282.)
Die Eisenbahnbrücken über das Elster- und
Göltzschthal.
Nachdem jezt die ganze Bahnstrecke von München resp. Kaufbeuren bis an die fächsische
Gränze vollendet ist, hängt die Vollendung der directen Eisenbahnverbindung des
deutschen Südens mit Norddeutschland bloß noch von der Beendigung der großen
Brückenbauten zwischen Plauen und Reichenbach ab. Die sächsische Regierung läßt
bekanntlich das Elsterthal, 1 1/2 Stunden unterhalb Plauen, und das Göltzschthal bei
Netzschkau, welche beiden Thäler der zwischen Plauen und Reichenbach sich
hinziehenden Bahnlinie sich quer in den Weg legen, mit einem enormen Kostenaufwande
(man sagt acht Millionen Thaler Voranschlag) überbrücken, und die deßfallsigen
Arbeiten dauern mit geringen Unterbrechungen bereits seit 1845, also vier Jahre
lang. Die Höhe der am tiefsten stehenden Brückenpfeiler ist in beiden Thälern
ziemlich gleich, und beträgt von der Thalsohle bis zur Fahrbahn nicht weniger als
274 bis 280 Fuß – eine wahrhaft schwindelnde Höhe Die Länge der Brücken ist
aber sehr verschieden, indem sie bei der Brücke über die Göltzsch 1610, bei der über
die Elster 528 Fuß betragen wird. Jetzt ist in beiden Thälern nahezu die halbe Höhe
erreicht, denn im Elsterthal sind die zwei unteren großen Spannbogen (jeder von 100
Fuß Spannung) kürzlich geschlossen worden, und im Göltzschthale wird nächstens der
untere große Mittelbogen (deren zwei von gleicher Höhe, jeder von 120 Fuß bei 100
Fuß Spannung, übereinander sich erheben werden) geschlossen. Die 29 Pfeiler, welche
die ganze Brücke dieses Thales zu tragen haben, sind ebenfalls an fast allen Theilen
schon zur halben Höhe emporgewachsen, und die Ingenieure hoffen sowohl hier als im
Elsterthale die Bauten, falls nicht unvorhergesehene Ereignisse hindernd in den Weg
treten, im Laufe des Jahrs 1851 zur Vollendung zu bringen. Die Zahl der Arbeiter,
welche gegenwärtig an den Brücken beschäftigt sind, beträgt im Göltztschthale 1500,
im Elsterthale 800, und ihre Thätigkeit ist unterstützt durch Dampfmaschinen welche
die Lasten emporziehen, das nöthige Wasser in die Höhe pumpen, Pochwerke treiben
etc. Es ist für den Beschauer ein wunderbares Schauspiel das täglich wachsende
Gerüste zu sehen, welches für sich allein schon ein Riesenbau von tausend nach allen
Seiten sich durchkreuzenden Linien ist, diese immer gleiche Rührigkeit von Tausenden
von Händen, dieses Hin- und Herschwirren von Karren die in allen Stockwerken
des Gerüstes sich auf Schienenwegen bewegen, endlich die aus einiger Entfernung
bereits durch das Gerüste hindurch erkennbaren Formen der ebenso zierlichen als
massenhaften Bauten zu betrachten, welche an Kühnheit und Großartigkeit wohl kaum
ihres Gleichen haben mögen – in Deutschland wenigstens gewiß nicht. (Allg.
Ztg. Nr. 273.)
Ueber den gegenwärtigen Zustand der elektrischen Telegraphie
in England, Preußen und Nordamerika; von Fr. Whishaw.
In der Versammlung der British Association zu Birmingham
im September d. J. hielt Hr. Whishaw über diesen
Gegenstand einen Vortrag, worin er zuerst die Ausdehnung der telegraphischen
Communication in England und ihre Richtung beschrieb. Die ganze Länge beträgt
beiläufig 2000 (englische) Meilen, wobei der Lauf der Drähte unwandelbar der
Eisenbahnlinie folgt. Anders ist es in Preußen und Amerika. In Preußen sind etwa
1700 Meilen, in Amerika etwa 10,000 Meilen Draht gelegt, der aber nicht immer der
Eisenbahnlinie folgt; in Preußen lauft der Draht oft am Rande der Poststraße hin und
durchkreuzt den Rhein; in Amerika wurden die ausgedehnten Wiesen und
landwirthschaftlichen Districte mit einander zu einer Kette vergliedert. In Preußen
wurde das von Hrn. Whishaw empfohlene System, die Drähte
durch einen Ueberzug von Gutta-percha zu isoliren und sie unter der Erde
fortzuführen, zum Theil angenommen. Er empfahl dieses. System sehr, weil das
gegenwärtig (in England) gebräuchliche System, abgesehen von den Kosten für die
Stangen, mehrere Nachtheile darbietet; die Stangen werden nämlich beschädigt, wenn
die Wagenzüge aus den Schienen weichen, die elektrische Wirkung wird durch den
Zustand der Atmosphäre häufig gestört und auch die Drähte werden oft von böswilligen
Personen
durchschnitten. Die Erfahrung hat jetzt hinreichend gelehrt, daß die
Gutta-percha, womit die Drähte überzogen wurden, durchaus keine Veränderung
erleidet. In Preußen wird hauptsächlich Morse's Telegraph
angewandt und mit der größten Leichtigkeit bloß durch Knaben bedient.
Die Kosten, um eine (engl.) Meile Draht zu legen, sind sehr verschieden; in England
betragen sie etwa 150 Pfd. St.; in Amerika 20 Pfd. St.; in Preußen 40 Pfd. St. In
Preußen und Amerika hat man einen einfachen Draht angewandt. Der Tarif für die
elektrischen Telegraphen in Amerika und England differirt bedeutend und die
Erfahrung lehrt, daß ein wohlfeiles Tarifsystem bei weitem das einträglichste
ist.
Tarif in Amerika.
Von Washington nach
Entfernung.
20 Worte.
50 Worte.
100 Worte.
Sh.
P.
Sh.
P.
Sh.
P.
Alexandria
10 Meilen
1
1
2
4
4
5
Fredericksburg
60
„
1
3 1/2
2
6 1/2
7
7 1/2
Raliegh
292 „
2
8
5
2
9
4
Columbia
509 „
4
0
7
9
14
0
Macon
1107 „
7
9
15
3
27
9
Columbus
1200 „
8
6 1/2
16
9 1/2
30
6 1/2
Mobile
1523 „
10
3 1/2
20
3 1/2
36
11
New-Orleans
1716 „
12
6
25
0
45
10
Tarif der englischen Compagnie der
elektrischen Telegraphen.
Entfernung.
20 Worte.
50 Worte.
100 Worte.
Sh.
P.
Sh.
P.
Sh.
P.
10 Meilen
2
6
9
1/2
20
0
60 Meilen
4
7
12
7 3/4
26
1
100 Meilen
6
3
15
7 1/2
31
3
200 Meilen
8
4
20
10
41
8
Tarif der
South-Eastern-Eisenbahn.
Von London nach
Entfernung.
20 Worte.
50 Worte.
100 Worte.
Sh.
P.
Sh.
P.
Sh.
P.
Merstham
19 Meilen
5
0
12
6
25
0
Ashford
68 Meilen
8
6
21
3
42
6
Dover
88 Meilen
11
0
27
6
55
0
(Civil Engineer and Architect's
Journal, Octbr. 1849, S. 311.)
Ueber ein Kettenrohr, um die Drähte der elektrischen
Telegraphen unter dem Wasser fortzuführen; von Fr. Whishaw.
Das Rohr besteht aus einzelnen eisernen Röhren von 1 bis 3 Fuß Länge und 1 bis 2 1/2
Zoll Durchmesser, welche durch Kugelgelenke mit einander verbunden sind; die Länge
des Gliedes richtet sich nach der Krümmung des Flusses. Die Gelenke werden nicht
wasserdicht gemacht, was unnöthig ist, weil die Röhren nur ein Gehäuse für die
Drähte bilden, welche durch einen Ueberzug von Gutta-percha isolirt sind. Die
Röhren werden auf dem Bett des Flusses festgemacht und dienen bloß als Schutzmittel
gegen das Abreiben der Drähte. Mittelst einer solchen Kette von 1200 Fuß Länge
wurden die Drähte des elektrischen Telegraphen durch den Rhein geführt. (Civil Engineer and Architect's Journal, Octobr. 1849, S.
304.)
Die Anwendung elektrischer Telegraphen zur geographischen
Längenbestimmung.
Nach dem Bericht des Astronomen Bache waren die
Operationen der Küstenaufnahme im Herbst vorigen Jahrs zwischen Philadelphia und
Cincinnati von ganz befriedigendem Erfolge, indem man den elektrischen Telegraph von
Philadelphia nach Louisville benutzte. Die Länge der Drahtleitung in der Luft
beträgt 900 (engl.) Meilen, die Länge der galvanischen Kette also 1800. Mit
demselben Erfolg wurde der elektrische Telegraph von Philadelphia nach dem
Missisippi-Fluß, gegenüber St. Louis, benutzt. Die Länge dieser galvanischen
Kette ist ein Zehntel des Erdumfangs. Es ist daher kein
Zweifel, daß wenn es möglich wäre eine Drahtleitung um die ganze Erde herzustellen,
dieselbe mit Leichtigkeit zum Telegraphiren angewandt werden könnte; die Kosten für
die Säuren, um die tausend Grove'schen Pintengläser zu
speisen, welche zum Betrieb dieses Telegraphen erforderlich wären, würden beiläufig
ein Pfd. Sterl. per Tag betragen. (Philosophical Magazine, Juni 1849, S. 463.)
Ueber die relativen Leistungen der gebräuchlichsten
galvanischen Batterien.
Ueber diesen Gegenstand hielt W. S. Ward bei der British Association in Birmingham einen Vortrag; seine
Berechnungen ergaben, daß der Nutzeffekt der gebräuchlichsten Batterien gleich ist,
wenn statt 100 Paaren von Smee's Batterie, 55 Daniell'sche oder 34 Grove'sche Paare angewandt werden; und daß die Betriebskosten dieser Batterien
– wenn man 60 Gran Zink in jeder Zelle per Stunde
als Norm annimmt – respective etwa 6 Pence, 7 1/2 P. und 8 P. seyn würden.
(Practical Mechanic's Journal, Octbr. 1849, S.
165.)
Ueber die Batterien zur galvanischen Vergoldung und
Versilberung.
Bei Besprechung dieses Gegenstandes in der Versammlung der British Association wurde erwähnt, daß man jetzt in Birmingham meistens
die magnet-elektrischen Maschinen anwendet, welche durch eine Dampfmaschine
in Bewegung gesetzt werden. Hr. Elkington bemerkte dabei,
daß er in seiner Fabrik niemals die Volta'sche Batterie aufgegeben habe, weil er sie
ökonomischer finde als die magnetelektrische Maschine, auf welche er das Patent hat.
Er bestätigte auch die merkwürdige Beobachtung, daß einige Tropfen
Schwefelkohlenstoff, dem Cyansilber in der Zersetzungszelle zugesetzt, die Wirkung
haben, daß das Silber vollkommen glänzend niedergeschlagen wird, anstatt in körnigem
Zustande oder so matt wie es aus den gewöhnlich angewandten Auflösungen sich
niederschlägt. (Practical Mechanic's Journal, Octbr.
1849, S. 165.)
Apparat zur Vergleichung der Länge des preußischen Grundmaaßes
mit seinen Copien.
Die jetzige Berliner Gewerbeausstellung enthält unter Nr. 85 des Katalogs den obigen
Apparat mit der Bezeichnung: „Ein Bessel'scher Comparateur“
aufgeführt, ausgestellt vom Verfertiger, Mechanicus Th. Baumann. Die meisten Besucher der Ausstellung werden mit ziemlicher
Gleichgültigkeit an einem Apparate vorübergegangen seyn, in welchem deutsche
Wissenschaft und deutsche Technik in noch unübertroffener Weise sich bewährt haben.
Nachdem durch den bewährten Astronomen Bessel die Länge
des Secundenpendels für die Königsberger Sternwarte (Verhandl. der Berliner Akademie
1826) und demnächst für die Berliner Sternwarte (ebendaselbst 1835) mit einem hohen
Grade von Schärfe bestimmt war, übernahm er es, das preußische Normalmaaß, dessen
Länge bereits gesetzlich festgestellt und mit dem französischen Normalmaaße, der Toise du Pérou, in Beziehung gebracht war, in
einer Weise herzustellen, daß danach mit möglichster Sicherheit Copien genommen
werden könnten – eine Aufgabe von der größten wissenschaftlichen und
praktischen Wichtigkeit. Der vorliegende Apparat ist das Endresultat der
mehrjährigen Arbeit Bessel's und Baumann's, über welche Bessel in einer
besondern Abhandlung, bekannt gemacht durch das Ministerium der Finanzen und des
Handels, ausführliche Rechenschaft gibt.
Das preußische Normalmaaß besteht in einem Stabe von weichem Gußstahl 3/4 Zoll im
Quadrat, der an beiden Enden cylindrisch abgedreht ist, und dessen Endflächen zwei
abgestumpfte Saphirkegel, auf unverrückbare Weise in ein Lager von Gold eingebettet,
bilden. Der Abstand dieser beiden Saphirflächen bildet das körperlich dargestellte
preußische Normalmaaß, dessen Ausführung, wie die Inschrift von 1837 ergibt, gegen
die gesetzlich bestimmte Länge von 3 Fuß nach der sorgfältigsten Revision um etwas
weniger als 4 Zehntausendstel einer Linie kürzer ist. Bei Abnahme einer Copie, deren
Herstellung für den Preis von 60 Rthlr. unter Autorität der königl.
Normaleichungs-Commission durch Hrn. Baumann
bewerkstelligt wird, wird unter Beobachtung aller erforderlichen Vorsichtsmaßregeln,
abwechselnd dieses Original und die Copie zwischen zwei mikrometrisch verrückbare
Stahlflächen gebracht, und nach geschehener Authenticität durch eine Inschrift in
folgender Weise bekundet: (Jahreszahl) Dieser Stab, in der Wärme von.. Graden des
100theiligen Thermometers gemessen, ist.. Linien länger (kürzer) als drei preußische
Fuß. – Die Copien sind ebenfalls von weichem Gußstahl mit Spitzen von
gehärtetem Stahl, die, wie die Enden des Normalstabes, durch Messingkapseln vor
Beschädigung geschützt sind.
Die Genauigkeit des Meßapparates geht so weit, daß die Genauigkeit der Copien bis auf
zwei Zehntausendstel einer Linie gewährleistet wird. Auf eine specielle Erörterung,
auch nur der wichtigsten Momente, welche bei diesen bewunderungswürdig genauen
Bestimmungen berücksichtigt werden müssen, als Temperatur, Beschaffenheit des
Materials, Einfluß der Schwere u.s.w., dürfen wir hier nicht eingehen, wollten
jedoch nicht unterlassen, auf einen Apparat aufmerksam zu machen, dessen Ansicht
durch das Zusammentreffen besonderer Umstände jetzt gewährt wird, während er bei der
allgemeinen deutschen Gewerbeausstellung den Besuchern nicht zur Ansicht gestellt
werden konnte. (D. Handelsztg.)
Ueber eine neue Metalllegirung (Britannia Metal). Von Karl Rumler.
Bei meiner im Herbst des Jahres 1847 durch einen Theil der Rheinländer und durch
Belgien unternommenen Reise traf ich in fast allen Gasthöfen Kaffee-,
Milch- und Theekannen an, welche aus der in Deutschland unter dem Namen
„Britannia Metal,“ und in
England unter dem Namen „Pewter“
schon längere Zeit bekannten Composition angefertigt waren. Diese Gefäße zeichneten
sich durch ihre geschmackvolle Form und durch ihr silberähnliches Aussehen ganz
besonders aus. Ferner wurde mir in London mitgetheilt,
daß diese Metallcomposition sich nicht allein für Tischgeräthe eigne, sondern daß
das aus ihr dargestellte Blech auch in der Technik eine vortheilhafte Anwendung
finde, nämlich dort, wo das so leicht oxydirbare verzinnte Eisenblech vermieden
werden muß, wie z.B. bei den mit Blech ausgeschlagenen Badewannen, bei den stets im
Wasser befindlichen Trommeln der Gasmesser und dergl. Ich nahm daher ein Stückchen
von diesem Bleche mit, um es bei meiner Rückkunft einer chemischen Untersuchung zu
unterwerfen. Diese Untersuchung übernahm auf mein Ansuchen Hr. Dr. Köller, und ich theile
hier das Resultat derselben mit, indem durch dasselbe die über das „Britannia Metal“ in mehreren technischen
Journalen enthaltenen Angaben größtentheils bestätigt werden.
Dr. Köller fand in
demselben:
85,72
Zinn,
10,39
Antimon,
2,91
Zink, und
0,98
Kupfer
––––––
100,00
Es ist hieraus zu ersehen, daß sich diese Metalllegirung durch Zusammenschmelzen von
zwei Gewichtstheilen Kupfer, 6 Gewichtstheilen Zink, 21 Gewichtstheilen Antimon und
175 Gewichtstheilen Zinn darstellen läßt, wobei, wie auch schon an einem andern Orte
angegeben ist, die drei ersten Metalle am zweckmäßigsten zuerst für sich in Fluß
gebracht und sodann erst in das gleichfalls schon geschmolzene Zinn gegossen
werden.
Daß man statt des Zinks und Kupfers auch einen bestimmten Gewichtstheil Messing, etwa
in der Form von Drehspänen nehmen könne, versteht sich wohl von selbst. (Verhandl.
d. niederösterr. Gew.-Ver. Heft 15, S. 96.)
Ueber Wagner's neue Methode zum Härten stählerner Werkzeuge; von Franz Wertheim, Werkzeugfabrikanten in Wien.
In der Eisenbahnzeitung und daraus im polytechn. Journal Bd. CX S. 232 ist eine von dem Wagenmeister
bei der königl. württembergischen Eisenbahn, Hrn. Wagner,
empfohlene neue Methode zum Härten stählerner Werkzeuge veröffentlicht worden. Meine
Erfahrungen und viele Versuche haben jedoch erwiesen, daß dieses Mittel, wie es in jenen Zeitschriften angegeben, nicht verläßlich
ist, und daß einige Species anders gewählt werden müssen,
nämlich wie folgt: 1 Pfd. Unschlitt, 3/4 Pfd. Salmiak, 1/4 Pfd. 1/2 Pfd. schwarzes
Pech, 3 Loth Pfeffer und 3 Loth Seifenpulver.
Unschlitt und Pech werden in einem irdenen Gefäße
geschmolzen, bis sie flüssig sind, die andern Species werden zu einem Pulver
gestoßen und in die heiße flüssige Masse hineingerührt; ist dieß geschehen, so wird
der verbrannte Gußstahl hineingesteckt – ein-, zwei- auch
dreimal herausgenommen, frisch glühend gemacht und so gehärtet (während der
Stahlkörper herausgenommen ist, muß das Gefäß zugedeckt bleiben, sonst verdampft die
Masse). Die ausgefransten zerrissenen Theile bekommen wieder Festigkeit und eine ausgezeichnete Härte; als Härtemittel überhaupt für feine
Stahlinstrumente ist es ebenfalls eines der besten. In Sheffield habe ich ein
ähnliches anwenden gesehen.
Für den Erfolg birgt der Obengenannte, der gern dieses Verfahren der Oeffentlichkeit
übergibt. (Zeitschr. d. niederösterr. Gewerb-Vereins, Heft 15, S. 143.)
Stärkezucker oder Melassenzucker, das bewährteste Mittel zur
Verhinderung der Incrustationen in Dampfkesseln. Von Professor A. Burg in Wien.
Nach einer Mittheilung des Hrn. Guinon zu Lyon, in den Annales de la Société royale pour
l'agriculture, l'histoire naturelle et les arts utils à Lyon,
Jahrgang 1847, besitzen die zuckerstoffhaltigen Substanzen, und zwar in einem sehr
hohen Grade, die Eigenschaft das Anlegen der aus dem Speisewasser für Dampfkessel
durch das Kochen oder Sieden sich ausscheidenden Salze an die Kesselwände zu
verhindern. Hr. Guinon, zugleich Mitglied der eben
genannten gelehrten Gesellschaft, besitzt in seiner Färberei zwei Dampfkessel von 17
1/2 Fuß Länge und 3 1/2 Fuß Durchmesser, in welchen, und zwar in jedem, täglich 15
bis 18 Hektoliter (circa 22 bis 26 preußische Eimer) Wasser verdampft werden.
Früher mußten die Kessel monatlich ausgeleert und auf eine mühsame Weise vom
Wassersteine befreit oder gereinigt werden, was immer eine Unterbrechung von
mehreren Tagen herbeiführte.
Seitdem jedoch Hr. Guinon dem Kesselwasser in jedem Kessel
5 Kilogr. (circa 10 1/2 Pfd. preuß.) Cassonade oder auch nur Melassenzucker zusetzt,
geschieht das Reinigen der Kessel ohne jene Unterbrechung nur alle zwei Monate, und besteht lediglich in einem einfachen Ausleeren des
noch vorhandenen Wassers, worauf der Kessel wieder frisch gefüllt und abermals mit 5
Kilogrammen solchen Zuckers versehen wird.
Hr. Guimet, welcher sich glücklich schätzt das große
Etablissement Guinon's besucht und bei dieser Gelegenheit
das eben genannte Mittel gegen die Incrustation der Dampfkessel kennen gelernt zu
haben, ersetzt bei seinen eigenen Dampfkesseln von 8 Pferdekraft, den Zucker durch
Dextrin- (d.h. Stärkezucker-) Syrup, wovon er jeden Monat (bei 14
Arbeitsstunden täglich) 3 Kilogramme (circa 6 1/2 preuß. Pfund) zusetzt, und seiner
Angabe nach ein so vollständiges Resultat erhält, daß der Kessel nach jedesmaligem
Ausleeren von jedem Niederschlage vollkommen frei ist, und die Kesselwände,
besonders die oberen derselben, auf eine merkwürdige Weise rein erscheinen.
Bevor Hr. Guimet dieses Mittel kannte, mußte dieser
Kessel, in welchem jedesmal 1/4 Hektoliter (7 1/4 preuß. Metzen) Erdäpfel gegeben
wurden, alle 3 Wochen ausgeleert werden, ohne daß dadurch ein eben so günstiger
Erfolg stattgefunden hätte, wie es jetzt mit Anwendung dieses neuen Mittels der Fall
ist. (Verhandl. d. niederösterr. Gewerb-Ver. Heft 15. S. 151.)
Wilson's
Verfahren die festen und flüssigen Theile der Oele von einander zu trennen.
Der Engländer G. F. Wilson ließ sich am 28. Februar d. J.
zum Trennen der festen und flüssigen Theile von Fetten und Oelen folgendes Verfahren
patentiren.
Bekanntlich bringt man die Baumwollzeuge (in den Bleichereien und Kattundruckereien)
in eine Maschine, welcher eine schnelle rotirende Bewegung ertheilt wird, um das in
ihnen enthaltene Wasser vermittelst Centrifugalkraft gegen durchlöcherte Platten zu
treiben, welche die Peripherie dieser Maschine (des sogenannten Hydro-Extracteur) bilden. Um mittelst dieser
Vorrichtung die flüssigeren Theile der Fette und Oele von den festeren zu trennen,
füllt der Patentträger diese Substanzen in einen Sack aus starkem geköpertem
Baumwollzeug und bringt diesen in die Maschine; letztere muß aber in einer gegebenen
Zeit weniger Umdrehungen machen, als wenn man Stearin oder Stearinsäure behandeln
würde; man richtet sich hiebei nach dem klaren oder trüben Aussehen der austretenden
Flüssigkeit.
Dieses Verfahren läßt sich vortheilhaft anwenden, um die flüssigen Theile aus fetten
und öligen Substanzen abzusondern, welche durch die Einwirkung der Kälte in festen
Zustand übergegangen sind; in diesem Falle erhält man die Temperatur des Zimmers,
worin sich die Centrifugalmaschine befindet, auf einer Temperatur, welche um
beiläufig zwei Fahrenheit'sche Grade höher als diejenige der eingebrachten
Substanzen ist.
Ferner ist dieses Verfahren anwendbar um fremdartige Substanzen, z.B. Sand von den
fetten und öligen Materien zu trennen; in diesem Falle muß die Temperatur des
Zimmers so hoch sehn, daß die angewandten Substanzen in geschmolzenem Zustande
verbleiben.
Endlich kann man dieses Verfahren benutzen, um die fetten oder öligen Materien von
anderen Substanzen abzusondern, z.B. von den getrockneten Kernen der Kakaobohnen; in
diesem Falle muß die Temperatur des Zimmers um zehn Fahrenheit'sche Grade über dem
Schmelzpunkt dieser Materien erhalten werden. London Journal
of arts, Octbr. 1849, S. 176.)
Branntwein aus dem Saft der Vogelbeeren (Sorbus aucuparia). Von Prof. J. Liebig.
Bei der Bearbeitung größerer Mengen von unreifen, Mitte August gesammelten
Vogelbeeren zur Darstellung von äpfelsaurem Kalk, wurde wahrgenommen, daß der Saft
ähnlich wie Traubensaft, von selbst, bei gewöhnlicher Temperatur, in eine ganz
regelmäßige Gährung überging. Diese gegohrene Flüssigkeit lieferte durch
Destillation und Rectification des Destillats einen sehr reinschmeckenden
Branntwein, welcher sich von gewöhnlichem Kirschwasser (aus gegohrenen Kirschen
destillirter Branntwein) nur schwer unterscheiden ließ. Es müssen die Vogelbeeren
eine beträchtliche Menge Zucker enthalten, da die Menge Branntweins (von
50procentigem Alkoholgehalt) nahe an 4 Procent vom Volumen des Saftes betrug.
Zu Ende der Rectification des Branntweins geht eine milchigtrübe Flüssigkeit über,
welche sich mit dem Vorlauf mischt, ohne dadurch klar zu werden. Nach einigen Tagen
bemerkte man, daß in der Flüssigkeit eine Menge glänzender kleiner Krystalle eines
Stearoptens schwammen, die sich zu grauen Flocken allmählich vereinigten. Diese
Substanz wurde in zu geringer Menge erhalten, um sie einer Untersuchung unterwerfen
zu können, was sie sicher verdient.
Aus dem gegohrenen Saft wurde ebensoviel äpfelsaurer Kalk
erhalten, wie aus dem frischen, so daß also die
Aepfelsäure in der Zuckergährung keine Umwandlung zu erleiden scheint.
In Norddeutschland werden die Vogelbeeren von den Landwirthen häufig auf Branntwein
benutzt, und ich glaube, daß durch einen einfachen Zusatz von Saft zur
Kartoffelmaische, die Bildung von Kartoffelfuselöl in der Gährung verhindert und ein
weit vorzüglicheres Product aus Kartoffeln erzielt werden könnte, ohne daß der
Rückstand deßhalb zur Fütterung untauglich wird. Vortheilhaft ist es jedenfalls, die
Beeren vollkommen reif werden zu lassen. (Annalen d.
Chemie 1849, Heft 7.)
Kölner Kaffee-Surrogat; von Fr. Höhing.
Bekanntlich ist die Bereitung des Kölner Kaffee-Surrogats bis jetzt geheim
gehalten und noch nicht entdeckt worden. Die häufige Verwendung desselben aber und
die nicht selten übertriebenen Preise desselben veranlassen den Erfinder, das von
ihm schon lange aufgefundene Recept zu veröffentlichen, um so mehr als er
Gelegenheit gefunden hat, dasselbe mit dem der Fabrik zu vergleichen. An der Stelle
der Kaffeebohne wurden früher bekanntlich mehrere Getreidesamen verwendet, und so
bildet auch eine Getreideart den Hauptbestandtheil des Kölner
Kaffee-Surrogats, nämlich die Gerste. Von dieser nimmt man eine beliebige
Quantität von guter, schöner Qualität, reinigt sie durch Sieben von Unreinigkeiten
und röstet sie sehr stark; es hängt davon die erforderliche gute Eigenschaft des
Surrogats ab, dem Kaffee die Farbe zu geben, wie die Hausfrauen sagen. Die geröstete
Gerste wird ganz fein gemahlen und in diesem Zustande zur Bereitung des Surrogats in
gut bedeckten Behältern aufbewahrt, oder sogleich verwendet. Zu diesem Behufe setzt
man einen eisernen Kessel aufs Feuer und gießt in denselben auf jedes Pfund der
gewonnenen gerösteten Gerste 2 Pfd. holländischen Syrup, mit welchem (was eine
Hauptsache ist) 2 Messerspitzen voll Weinsteinsäure vermischt worden sind, und kocht
denselben bis er ganz dunkel geworden ist. Ist dieß der Fall, so wird das
Gerstenmehl beigegeben, umgerührt und gemischt, und das Gemisch wird dann, um das
Anbrennen zu verhüten, unter fortwährendem Umrühren auf dem Feuer gelassen, bis es
ganz schwarz ist und bitter schmeckt, in welchem Fall das Surrogat fertig ist. Es
wird dasselbe dann auf ein mit Fett bestrichenes Blech gebracht und erkalten
gelassen, gestoßen und in Blech- oder Papierkapseln gefüllt, welche, wie sich
von selbst versteht, wenn sie für den Handel
bestimmt sind, mit Signatur versehen werden. (Gewerbeblatt aus
Württemberg, 1849, S. 306.)
Ueber ein einfaches Mittel, die Verfälschung ätherischer Oele
durch Weingeist zu erkennen.
Nach Dr. J. J. Bernoulli löst
sich essigsaures Kali in Weingeist auf und bildet damit eine Lauge, die sich aus dem
ätherischen Oele absondert. Ist das Oel frei von Weingeist, so findet beim Zusatze
jenes Salzes keine Absonderung statt und die Flüssigkeit bleibt vollkommen
wasserhell. (Polyt. Notizbl. 1849, Nr. 22.)
Collins' Desinficirpulver.
Das Desinficirpulver, welches sich R. N. Collins in London
am 2. Decbr. v. J. patentiren ließ, besteht aus 2 Gewichtstheilen Chlorkalk von 34
Proc. Chlorgehalt (wie er in England gewöhnlich bereitet wird) und 1 Gewichtstheil
wasserfreier schwefelsaurer Thonerde, welche gut gemengt in verschlossenen Gefäßen
aufbewahrt werden. Man stellt dieses Gemenge in offenen Gefäßen (Schalen) an die
Stellen wo sich durch Fäulniß thierischer und vegetabilischer Substanzen etc. üble
Gerüche entwickeln) die Feuchtigkeit der umgebenden Luft reicht gewöhnlich hin,
damit sich das Chlor langsam entbindet; wünscht man eine rasche Chlorentbindung, so
braucht man das gemengte Pulver nur mit Wasser zu versetzen. (London Journal of arts, Octbr. 1849, S. 166.)
Derselbe Zweck läßt sich durch Vermengung des Chlorkalks mit gepulvertem saurem
schwefelsaurem Kali erreichen, wie in Deutschland längst bekannt ist.
Zur Kenntniß des Nährgewächses Picquotiane.
Die Mittheilungen über diese Pflanze im polytechn. Journal Bd. CVIII S. 399, Bd. CXI S. 239 und Bd. CXIII S. 455 ergänzen wir durch einige
Notizen, welche Hr. Lamare-Picquot, der sie
einführte, darüber im Agriculteur-praticien,
August 1849 veröffentlichte. Diese eßbare Wurzel der Psoralea
esculenta, vulgo Tipsina, kann im ganzen östlichen und nördlichen Europa
heimisch werden; ob auch im Süden, muß erst die Erfahrung lehren. Sie enthält
durchaus nichts Schädliches. Trockne und anhaltender Regen schaden im Sommer ihrem
Wachsthum nicht; eben so wenig die Kälte des Winters. Sie läßt sich leicht trocknen
(was die Wilden häufig thun); da sie nämlich nur etwa 12 Proc.
Vegetations-Wasser enthält, braucht sie nur, gleichviel ob geschält oder
nicht, an ihren Würzelchen aufgehangen zu werden. Sie gibt ein gutes Viehfutter; das
Pferd frißt sie gern. Da sie ein Surrogat für das Getreide abgibt und sich gut
aufbewahren läßt, so kann sie zur Verproviantirung befestigter Plätze etc. und
überhaupt als Nahrungsmittel in unserm Haushalt in allerlei Formen sehr gute Dienste
leisten. – Eine im Jardin des plantes vom Samen
aus ihrem Vaterland seit zwei Jahren gezogene Pflanze hat jedoch, wie die Redaction
des Agriculteur bemerkt, zur Zeit nur erst
rabenfederndicke und 4 1/2 Linien lange Knollen.
Betrug mit durch Alter verdorbenem Wickensamen und altem
Incarnatkleesamen.
Man sucht bisweilen Wickensamen, welcher durch Alter schon
vermodert ist, Wenn die Ernte schlecht war, noch anzubringen. Um seine schlechte
Beschaffenheit zu maskiren, wird er dann in eine dünne Leimauflösung getaucht,
sowohl damit er aufschwelle, als damit Beinschwarz an seiner Oberfläche hangen
bleibe, mit welchem der noch feuchte Samen in Säcken geschüttelt wird, worauf man
ihn trocknet. Dieser Betrug ist leicht zu erkennen, wenn man den Samen in lauwarmem
Wasser einweicht und dann in demselben umschüttelt, worauf sich ein schwarzes Pulver
absetzt, welches sich als kohlensauren und phosphorsauren Kalk enthaltende Kohle zu
erkennen gibt. – Der Same des Incarnatklees
verliert, wenn er länger als ein Jahr aufbewahrt wurde, seine gelblichweiße Farbe
und seinen Glanz und wird braunroth. Da er alsdann nicht mehr so kräftig wächst, so
versuchte man ihn mit schwefliger Säure zu bleichen, wodurch der Same mattweiß wird,
aber dann nicht besser aufgeht. Dieser Betrug ist schwer zu erkennen, weil der
Schwefeldunst keine Spuren zurückläßt; wir können nur so viel sagen, daß von gutem
Samen 95–98, von zweijährigem nicht präparirtem aber, und noch mehr vom
präparirten, nur 60–80 Proc. aufgehen und die Pflanzen, wenn Trockne
eintritt, sehr bald absterben. Girardin. (Journal de Chimie médicale, März 1849.)
Schwärze zum Abdruck von Blättern.
Zum Abdruck der Blattnerven von Blättern nimmt man, nach J. Clieft, den durch Verbrennen von Kampher unter einem glasirten Topfe
erhaltenen Ruß, mischt ihn mit feinem Olivenöl und bestreicht damit ein Stück
Papier. Auf dieses Papier legt man das natürliche Blatt, überdeckt es dann mit
Papier und einem Stück Zeug, drückt es vorsichtig auf und dann auf dem Papier, wo
die Zeichnung entstehen soll, ab. (Pharm. Centralbl. 1849, S. 669)