Titel: | Ueber Gewinnung des Platins und der es begleitenden Metalle aus dem Platinerz, und über Darstellung von Platinlegirungen für chemische Gerätschaften; von H. Sainte-Claire Deville und H. Debray. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. XII., S. 39 |
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XII.
Ueber Gewinnung des Platins und der es
begleitenden Metalle aus dem Platinerz, und über Darstellung von Platinlegirungen für
chemische Gerätschaften; von H.
Sainte-Claire Deville und H. Debray.
Aus den Comptes rendus, April 1859, Nr.
15.
Deville, über Gewinnung des Platins und der es begleitenden Metalle
aus dem Platinerz.
Wir haben in diesem Betreff der (französischen) Akademie der Wissenschaften eine
Abhandlung übergeben, welche als Fortsetzung der ihr im J. 1857 „über das
Verhalten der Metalle des Platinerzes in hohen Temperaturen“
überreichtenPolytechn. Journal Bd. CXLV S.
44. zu betrachten ist.
Jene Abhandlung – wovon wir hier nur einen Auszug mittheilen – enthält
die vollständige Beschreibung der aus Kalk bestehenden Apparate, mittelst welcher
man eine beliebige Quantität Platin schmelzen und in Zainformen ausgießen kann. In
unserm Laboratorium haben wir zwar nie eine größere Menge Platin als 11 1/2 Kilogr.
geschmolzen und gegossen, well unsere Gasometer wenig mehr als das hierzu
erforderliche Sauerstoffgas faßtenZum Schmelzen von 1 Kilogr. Platin sind, je nach dessen Reinheit, 60 bis 100
Liter Sauerftoffgas erforderlich. 1 Kilogr. Platinerz erfordert zu seiner
vollständigen Bearbeitung 600 bis 900 Liter Sauerstoffgas. Der Kubikmeter
(1000 Liter) Sauerstoffgas, mit Braunstein bereitet, kommt auf höchstens 4
1/2 Francs zu stehen., aber das Princip, auf welchem die Construction unserer Apparate beruht, ist
ganz unabhängig von deren Dimensionen. Als Brennmaterial haben wir bei unseren
Versuchen das Leuchtgas angewendet. Diese Apparate gestatteten uns nicht nur
Platinerze von jeder Zusammensetzung zu schmelzen und folglich dreifache Legirungen
von Platin, Rhodium und Iridium zu erhalten, welche sehr schätzbare Eigenschaften
besitzen, sondern auch diesen Güssen Platinrückstände von sehr verschiedener
Zusammensetzung einzuverleiben, welche jetzt in beträchtlicher Menge von den
Platinfabriken und der russischen Münze bezogen und auf diese Weise vortheilhaft
verwendet werden können.
Unsere Abhandlung enthält somit alle Behandlungen auf trocknem Wege (denn nur diese
Methode wollten wir bei allen unseren Verfahrungsarten anwenden), welchen man das
Platinerz unterziehen muß:
1) um daraus im Großen reines Platin mit allen seinen schätzbaren physischen
Eigenschaften darzustellen;
2) um durch Schmelzen des Platinerzes das Platin mit Rhodium und Iridium legirt zu
erhalten;
3) um dieselbe Legirung mit verschiedenem Gehalt an Rhodium oder Iridium mittelst
Benützung der verschiedenartigen Platinrückstände zu gewinnen. Diese Legirungen sind
für chemische Geräthschaften dem Platin selbst weit vorzuziehen, weil sie nicht nur
härter als dieses sind, sondern auch den Säuren besser widerstehen.
Zur Lösung dieser Aufgaben mußten wir die Zusammensetzung aller jetzt in den Handel
kommenden Platinerze kennen und auch die Zusammensetzung der Rückstände, welche die
Platinfabrikanten und die russische Münze besitzen. Hierzu mußten wir eine sehr
große Anzahl mühsamer und langwieriger Analysen durchführen, wobei wir uns nicht auf
die Verfahrungsarten von Berzelius und Wöhler, mit den Verbesserungen von Claus, Fritzsche, Fremy etc. beschränken konnten, sondern diese Methoden
auf nassem Wege oft durch schnell ausführbare Methoden auf trocknem Wege ersetzten.
Unsere Abhandlung enthält die Beschreibung der von uns angewandten neuen
Verfahrungsarten und die von uns ermittelte Zusammensetzung jener Rohstoffe.
Wir haben auch Osmiumiridium von verschiedenen Bezugsquellen und verschiedenem
Ansehen analysirt. Das Osmiumiridium und die Rückstände welche dem Königswasser
widerstehen, greifen wir mit einer genau gewogenen Quantität von Baryumsuperoxyd
oder einem Gemenge desselben mit salpetersaurem Baryt an und scheiden dann den Baryt
von den aufgelösten Metallen mittelst titrirter Schwefelsäure ab, deren Volum man
nach dem Gewicht des angewandten Baryumsuperoxyds und salpetersauren Baryts genau
berechnen kann; übrigens beschränken wir uns dabei auf die Anwendung flüchtiger
Reagentien.
Unsere Abhandlung enthält auch eine große Anzahl neuer oder abgeänderter
Verfahrungsarten, um die im Platinerz enthaltenen Metalle in reinem Zustande
darzustellen, deren physische Eigenschaften wir mit der größten Sorgfalt bestimmt
haben. Bisher wurde insbesondere der Einfluß der Wärme auf die physischen
Eigenschaften dieser Metalle nicht genügend ermittelt. So hat nach Berzelius das Osmium höchstens eine Dichtigkeit = 10,
während es nach unseren Versuchen das schwerste der bekannten Metalle ist; man kann
das Osmium ganz metallisch, sehr glänzend, so hart daß es das Glas ritzt und sehr
compact mit einer Dichtigkeit = 21,4 erhalten, während das Platin und IridiumPelouze und Fremy
nahmen in ihrem Traité de Chimie die
Dichtigkeit des Indiums = 15,7 an; da es nämlich erst uns gelang, dieses
Metall vollständig zu schmelzen, so waren alle früheren Proben noch porös.
Das Osmium, Iridium und Platin haben das gleiche Aequivalent und nahezu
gleiche Dichtigkeit; dasselbe ist der Fall bei den drei Metallen Palladium,
Rhodium und Ruthenium, deren Aequivalente und Dichtigkeiten beiläufig die
Hälfte von jenen Metallen betragen., nicht hartgeschlagen, eine Dichtigkeit = 21,15 besitzen. Wir haben das
Osmium mittelst der Verfahrungsarten welche schon für das Silicium und das Bor
angewandt wurden, krystallisirt dargestellt.
Mittelst unserer Apparate können wir sowohl Tiegel, als Retorten und Röhren auf
Temperaturen über dem Schmelzpunkt des Platins erhitzen. Unsere Schmelzgefäße
bestehen aus Kalk oder aus Gaskohks; wir haben die merkwürdige Beobachtung gemacht,
daß man den Kalk und die Kohle bei so hoher Temperatur nur sehr kurze Zeit mit
einander in Berührung lassen darf, weil sich dieselben sonst gegenseitig zersetzen,
wobei Kohlenoxyd und Calcium gebildet werden.
Unsere Verfahrungsarten werden bereits in den Anstalten der HHrn. Desmoutis und Chapuis zu Paris
und bei Hrn. Mathey in London zur Fabrication von
Platingeräthschaften angewendet.