Titel: | Verfahren zur Bestimmung des Gehalts der Luft an Schwefelwasserstoff und organischen Substanzen; von Em. Monier. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. XVIII., S. 60 |
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XVIII.
Verfahren zur Bestimmung des Gehalts der Luft an
Schwefelwasserstoff und organischen Substanzen; von Em. Monier.
Aus den Comptes rendus, Decbr. 1858, Nr.
25.
Monier's Verfahren zur Bestimmung des Gehalts der Luft an
Schwefelwasserstoff und organischen Substanzen.
Die Luft der Spitäler, der ungesunden Sümpfe, der Bergwerke etc. enthält oft
Schwefelwasserstoff in äußerst geringem Verhältniß, welches genau bestimmen zu
können von Wichtigkeit ist. Diese Aufgabe ist leicht zu lösen durch Anwendung von
übermangansaurem Kali, welches den Schwefelwasserstoff rasch absorbirt. Wenn man
durch eine Reihe Willscher Apparate, die eine verdünnte
Aetzkalilösung enthalten, ein Gasgemisch leitet welches auch nur einen halben
Milliontheil Schwefelwasserstoff enthält, so wird dieses Gas vollständig absorbirt
werden und Schwefelkalium bilden, welches man mittelst einer titrirten Auflösung von Chamäleon bestimmen
kann; aus dem gefundenen Schwefel berechnet man dann den Schwefelwasserstoff. Da
sich bei diesem Versuche in der Regel nur eine höchst geringe Menge (einige
Milligramme) Schwefelkalium bildet, so bediene ich mich zur Bestimmung desselben
eines sehr verdünnten Chamäleon, welches vorher mittelst einer Normallösung von
Oxalsäure titrirt wurde. Ein Liter dieser Normallösung enthält nur 5 Gramme
Oxalsäure, und man verwendet von dieser sauren Lösung 10 Kubikcentimeter zum
Titriren des Chamäleon.
Oft enthalten die zu prüfenden Gase Staub und flüchtige organische Substanzen, welche
auf das Chamäleon reagiren: um dieselben auszuscheiden, leitet man das Gas durch Uförmige Röhren, welche zerstoßenes und mit säuerlichem
Wasser befeuchtetes Glas enthalten. Nachdem das Gas durch diese Röhren gezogen ist,
gelangt es in die Will'schen Apparate, wo es seinen
Schwefelwasserstoff abgibt.1 Kubikcentimeter Schwefelwasserstoff in 1 Liter Wasser kann durch das
Chamäleon nachgewiesen werden. Mittelst eines Aspirators kann man das zur Untersuchung zu verwendende Gas
genau messen.
Wenn ein Gas sehr geringe Mengen von schwefliger Säure enthält, so befolgt man
dieselbe Methode. Es bildet sich dann schwefligsaures Natron, welches man, wie
vorher, in der alkalischen oder neutralen Flüssigkeit mittelst Chamäleon bestimmt)
letzteres absorbirt in diesem Falle nach Péan
Polytechn. Journal Bd. CXLIX S.
33. genau 1 Aequivalent Sauerstoff. Will man diese Methode zur Bestimmung der im
Leuchtgase enthaltenen schwefligen Säure anwenden, so leitet man durch die Will'schen Apparate wenigstens 10 Liter von dem
Leuchtgase, und bestimmt dann das gebildete schwefligsaure Natron mittelst
Chamäleon.
Flüchtige organische Substanzen. – Die verdorbene
Luft enthält oft, außer Schwefelwasserstoff, flüchtige organische Substanzen,
sogenannte Miasmen, deren Natur uns fast ganz unbekannt
ist. Man kann dieselben sehr leicht nachweisen, indem man das Gas durch Will'sche Apparate leitet, welche verdünnte Schwefelsäure
enthalten; die organischen Substanzen lösen sich darin auf, nebst einer geringen
Menge Schwefelwasserstoff. Letzteren verjagt man durch Kochen der Flüssigkeit,
wornach die organischen Substanzen zurückbleiben, welche man mittelst des Chamäleon
erkennt. Nach dem entfärbten Volum von Chamäleon können wir uns sofort eine
Vorstellung von dem Verhältniß flüchtiger oder fester Stoffe machen, die in einem
gewissen Volum verdorbener Luft enthalten sind.