Titel: | Maschine zum Schneiden der Spiegelgläser, von Hrn. Ferrand in Paris. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. XLV., S. 186 |
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XLV.
Maschine zum Schneiden der Spiegelgläser, von
Hrn. Ferrand in
Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, Juni 1859, S.
325.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ferrand's Maschine zum Schneiden der Spiegelgläser.
Das Schneiden der Spiegelgläser geschieht bekanntlich von Hand mittelst eines
Diamantes und eines Lineales, wobei das zu beschneidende Glas auf einer ebenen
Fläche liegt und das Lineal als Leitung oder Führung dient.
Diese Operation ist mit erheblichen Uebelständen verbunden: das Lineal läßt sich
schwer in seiner Lage erhalten, bleibt nicht gerade; die Hand zittert in Folge des
Quecksilbereinflusses, wenn belegte Gläser geschnitten werden; die Hand neigt sich
mehr oder weniger, und die Schnittlinie wird deßhalb selten gerade. Eine große
Schwierigkeit besteht außerdem darin, die Tafeln vollkommen rechtwinkelig zu machen,
oder ihnen andere, mehr oder weniger verschiedene Winkel zu geben, wozu bisher
Schablonen gebraucht wurden, welche wie das Lineal dem Arbeiter als Führung oder
Leitung dienen.
Die von Hrn. Ferrand erfundene Maschine (patentirt in
Frankreich am 6. Februar 1858) beseitigt die genannten Uebelstände, und überdieß
kann die Arbeit mit derselben sehr rasch ausgeführt werden.
Fig. 28 ist
ein verticaler Längendurchschnitt, und Fig. 29 ein Grundriß
derselben.
Man ersieht aus diesen beiden Ansichten, daß die Maschine aus einem hölzernen Tische
A besteht, worauf vier kleine Säulchen B befestigt sind, welche die starken Schienen oder
Lineale C, C' tragen.
Sowohl die der Länge nach als auch die querüber liegenden Lineale C, C' sind in Centimeter, nach Erforderniß auch noch in
Millimeter eingetheilt. Sie dienen vier kleinen Schiebern c,
c¹, c², c³, welche auf den Linealen gleiten und durch Stellschrauben
festgestellt werden können, als Führung.
Ein Rahmen A' dient dazu, die Ränder der Glastafel nach
zwei Richtungen hin festzuhalten, so daß dieselbe immer vollkommen parallel zu den
eingetheilten Linealen C, C' liegt.
Will man nun eine Glastafel G nach einem gegebenen Maaße
zuschneiden, so steckt man vorläufig in das Loch f des
Schiebers c³ eine Art Gabel F, die unten einen runden Zapfen hat.
Ist der Schieber c³ auf dem verlangten
Theilstriche des Lineals durch seine Stellschraube eingestellt, so verschiebt man
auf der andern Seite den Schieber c², der
ebenfalls mit einem Loche d versehen ist, bis zum
entsprechenden Theilstriche, und zieht seine Stellschraube ebenfalls an. Hierauf
nimmt man ein großes, genau abgehobeltes Lineal D, auf
welchem der Diamantträger D' (Fig. 28) sich verschieben
läßt, und welches an einem Ende mit der Hülse F'
versehen ist, die ebenfalls unten einen Zapfen hat. Diesen Zapfen steckt man in das
Loch d, während das andere Ende des Lineals in die Gabel
F auf dem Schieber c³ zu liegen kommt.
Da nun das Lineal D in Folge der oben erwähnten
Eintheilungen genau gleichen Abstand von dem Lineale C
hat, so braucht man nur den Knopf H des Diamantträgers
an sich zu ziehen, um das Glas in einer Richtung vollkommen gerade abzuschneiden. Um
die Glastafel nun auch in der anderen Richtung zu beschneiden, hebt man das Lineal
D aus, und bringt es in die in Fig. 29 durch punktirte
Linien angedeutete Lage. Auf den Linealen C, C befinden
sich ähnliche Schieber c, c' wie auf den Linealen C', welche ganz denselben Zweck haben, und zur Aufnahme
der Gabeln F ebenfalls mit Löchern versehen sind. Hat
man diese Schieber auf die nöthige Breite der Glastafel eingestellt, so zieht man
wieder den Diamant gegen sich, und die Glastafel wird vollkommen rechtwinkelig zum
ersten Schnitte durchschnitten seyn, da die vier Lineale C,
C und C', C' rechtwinkelig und parallel zu
einander stehen.
Der Tisch A ist da, wo das Glas aufliegt, mit Filz, Tuch,
Kautschuk oder einer ähnlichen Substanz überzogen, die von dem Rahmen A' gehalten wird.
Wir haben nun noch das Verfahren anzugeben, um Glastafeln mit abgerundeten Ecken zu
erhalten. Auf zwei Hülfsschiebern h, h' liegt ein
ebenfalls eingetheiltes (punktirt gezeichnetes) Lineal I, welches mit einem Schieber i (wie diejenigen
c, c¹, c²,
c³) versehen ist; diesen Schieber i stellt man je nach dem Bogen, den man beschreiben will, fest. Man
bedient sich alsdann des Lineales D wie eines
Stangenzirkels, und beschreibt aus dem Mittelpunkte i'
einen Bogen, der die Entfernung des Diamantes von i' zum
Radius hat. Natürlich muß der Diamant bei dieser Operation um einen rechten Winkel
gedreht werden. Man kann auf diese Weise nach Erforderniß ganze Kreise beschreiben,
oder auch mehr oder weniger lang gestreckte Ovale, je nachdem man die Mittelpunkte
c, c¹, c²,
c³ versetzt. Schließlich ist noch zu
erwähnen, daß das Lineal D, obgleich es sehr stark ist,
doch Biegsamkeit genug hat, um dem Druck des Arbeiters auf den Diamant nachzugeben,
so daß dieser unter günstigen Bedingungen schneidet.