Titel: | Ueber die Verwendung der Euxanthinsäure in der Färberei und Farbenbereitung; von Dr. Rudolph Wagner. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. LVIII., S. 210 |
Download: | XML |
LVIII.
Ueber die Verwendung der Euxanthinsäure in der
Färberei und Farbenbereitung; von Dr. Rudolph Wagner.Vorgetragen in der Würzburger physikalisch-medicinischen Gesellschaft am
16. Juli 1859. – Aus den Verhandlungen dieser Gesellschaft, Bd. X S.
25.
Wagner, über die Verwendung der Euxanthinsäure in der Färberei und
Farbenbereitung.
Die unter dem Namen Purée aus Ostindien und China
eingeführte gelbe Substanz besteht nach den Untersuchungen von Erdmann
Journal für praktische Chemie Bd. XXXIII S. 190, Bd. XXXVII S. 385 und Stenhouse
Annalen der Chemie und Pharmacie Bd LI S. 423; Berzelius' Jahresbericht Bd. XXV S. 680. wesentlich aus der Magnesiaverbindung einer eigenthümlichen organischen
Säure, Euxanthinsäure genannt. Das gereinigte Purée, ein schönes gelbes Pulver, kommt seit etwa
zehn Jahren als Jaune indien oder Indian Yellow in dem Handel vor und wird in der Oelmalerei dem chromsauren
Blei- und Zinkoxyd, sowie dem Königsgelb (durch Fällen erhaltenem
Schwefelarsenik), ja selbst dem Schwefelkadmium öfters vorgezogen. Das in Paris
dargestellte Jaune indien scheint indessen nicht durch
Reinigen des rohen Farbstoffes durch Auskochen mit Wasser etc. erhalten, sondern mit
Hülfe der reinen Säure, der Euxanthinsäure, dargestellt worden zu seyn, auch ergab
sich bei der Analyse einer Pariser Probe, daß die unorganische Substanz nicht allein
aus Magnesia, sondern aus Magnesia und Thonerde bestehe. 0,530 Grm. des bei
100° C. getrockneten Euxanthingelbs hinterließen nach dem Verbrennen einen
grauweißen Rückstand von 0,253 Grm. Gewicht.
In 100 Th. besteht demnach dieser Körper aus:
organischer Substanz und Wasser
52,3
unorganischen Bestandtheilen
47,7
–––––
100,0
Daß die organische Substanz Euxanthinsäure war, davon überzeugte man sich durch
Kochen der gelben Farbe mit Salzsäure, wobei vollständige Lösung stattfand; beim
Erkalten schieden sich blaßgelbliche Nadeln aus, welche die Reactionen der
Euxanthinsäure zeigten, beim Erhitzen schmolzen und ein krystallinisches Sublimat
(Euxanthon) gaben. Der Glührückstand bestand aus:
Thonerde
0,182 = 72
Magnesia
0,070 = 28
–––––––––––
0,252 = 100
Diese Zusammensetzung entspricht fast ganz genau der des Spinells (Al₂O₃, MgO) und gibt uns das Mittel an die Hand,
das Euxanthingelb darzustellen. Es ist durch Adich's
Untersuchungen bekannt, daß wenn man ein Magnesiasalz mit einem Thonerdesalz mengt,
so daß auf 1 Aeq. Magnesia 1 Aeq. Thonerde kommt und so viel Salmiak hinzufügt, daß
dadurch die Magnesia vor dem Fällen durch Ammoniak geschützt seyn müßte, auf Zusatz
von Ammoniak die sich niederschlagende Thonerde die Magnesia mit sich niederreißt,
einen künstlichen gewässerten Spinell bildend. Ich fand
nun, daß die Thonerdeverbindung ebenso wie reine Thonerde die Eigenschaft besitzt,
mit Farbstoffen Verbindungen einzugehen und Lacke zu bilden, die sich durch große
Lockerheit auszeichnen.
Man kann demnach Euxanthingelb auf folgende Weise erhalten:
Man löst
45 Grm.
Kalialaun,
13 „
Bittersalz,
6 „
Salmiak
in
250 „
Wasser.
Auf der anderen Seite löst man einige Grm. Euxanthinsäure in verdünntem Ammoniak,
mischt diese Lösung mit der ersten und fällt nun das Gemisch in der Kälte mit
Ammoniak, wobei jeder Ueberschuß an Ammoniak zu vermeiden ist. Der sich sofort
bildende, ziemlich voluminöse, gelbe Niederschlag wird ausgewaschen, ausgepreßt und
getrocknet. Der so erhaltene Niederschlag kam jedoch an Schönheit der Farbe dem
Pariser Präparat nicht gleich.
Das Magnesia-Aluminat scheint in der Färberei als neues Beizmittel alle
Beachtung zu verdienen. Ich erhielt eine ächte und schöne gelbe Farbe, als ich
Baumwollzeug mit einer Mischung von essigsaurer Thonerde und essigsaurer
MagnesiaDiese Mischung läßt sich auch aus dem Magnesia-Alaun durch dessen
Zersetzung mittelst essigsauren Baryts darstellen. beizte und dann mit Euxanthinsäure ausfärbte. In Verbindung mit einer
Indigküpe läßt sich auf diese Weise ein Grün herstellen, welches dem durch Mischen
von Indigcarmin und Pikrinsäure erhaltenen nicht nachsteht. Da die neue Beize nach
der Formel des Spinells Al₂O₃, MgO zusammengesetzt ist, so schlage ich
für sie den Namen Spinellbeize vor.
Zinkoxyd verhält sich gegen Thonerde der Magnesia ähnlich und es lassen sich
Zinkoxyd-Aluminate darstellen, welche ebenfalls in die Färberei eingeführt zu
werden verdienen. Ich erhielt nicht ungenügende Resultate, als ich in dem oben
erwähnten Euxanthingelb die Magnesia durch Zinkoxyd zu ersetzen versuchte. Die der
Spinellbeize entsprechende Zinkbeize würde consequenterweise den Namen Gahnitbeize (nach dem Mineral Gahnit Al₂O₃,
ZnO) erhalten.