Titel: | Prägwerk von außergewöhnlicher Mächtigkeit, von Hrn. Pinchon in Paris. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. LXV., S. 241 |
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LXV.
Prägwerk von außergewöhnlicher Mächtigkeit, von
Hrn. Pinchon in
Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, März 1859, S.
113.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Pinchon's Prägwerk von außergewöhnlicher Mächtigkeit.
Obgleich man in der letzten Zeit zahlreiche Verbesserungen an den Präg- und
Durchschneidmaschinen angebracht hat, so war es doch immer noch eine Schwierigkeit,
von solchen Maschinen eine große Wirkung zu erhalten, ohne gleichzeitig eine
bedeutende Triebkraft anzuwenden, besonders wenn es sich darum handelte, Medaillen
von einem gewissen Durchmesser zu prägen, oder hohl getriebene Arbeit mit sehr hohen
Erhabenheiten darzustellen.
Die Construction eines derartigen Apparates, welcher die Eigenschaft hat, eine große,
man kann sagen noch nicht dagewesene Wirkung hervorzubringen, ohne mehr als die
Kraft von ein Paar Männern zum Betriebe zu erfordern, war demnach immer noch eine
schwierig zu lösende Frage. Sie wurde jedoch auf eine äußerst befriedigende Weise
von Hrn. Pinchon gelöst, der ein Prägwerk ausführen ließ,
welches vor Allem durch seine großen Dimensionen auffällt, während man ihm im
Ganzen, in Folge der glücklichen Anordnungen, doch einen gewissen Grad von Eleganz
nicht absprechen kann.
Durch die beigegebene Zeichnung des Prägwerkes, Fig. 23, welche einen
Aufriß desselben darstellt, kann man sich eine Vorstellung von demselben machen, da
seine ganze Construction aus dieser, im sechzigsten Theile der natürlichen Größe
gezeichneten Abbildung ersichtlich ist. Zur Aufstellung dieses Prägwerkes war
natürlich ein großer Raum erforderlich; dasselbe befindet sich in einer besonderen
Werkstätte, welche mehr als sechzig Quadratmeter Fläche hat, und steht auf sehr
massigen Quadern, die 1 1/2 Meter tiefer liegen als der Boden der Werkstätte; der so
vertiefte Raum, in welchem der Fuß des Prägwerkes untergebracht ist, wurde oben mit
einem Geländer umgeben. Der die Maschine bedienende Arbeiter kann auf einer kleinen
Treppe in die Grube hinabsteigen.
Dieses mächtige Prägwerk, welches zur Fabrication von Metalldecken (für
Cigarren-Etuis etc.) hergestellt wurde, übertrifft noch die von ihm gehegten
Erwartungen, denn es arbeitet regelmäßig und leicht mit nur zwei bis drei Männern,
und macht durch einen einzigen Wurf die Metalldecke ganz fertig, und zwar so, daß
auch die feinsten Details der Matrize vollständig ausgeprägt sind. Die gewöhnlichen
Apparate, welche zu dieser Fabrication angewendet werden, sind weit entfernt, solche
Resultate, selbst mit Hülfe sehr großer Triebkräfte, zu liefern, denn bei denselben
sind nicht nur oft wiederholte Würfe, sondern in Folge derselben auch häufige
Ausglühungen nothwendig; hiedurch wird aber die zeitraubende und kostspielige Arbeit
des Abbeizens, Reinigens, Polirens und Beschneidens verursacht, welche bei dem neuen
Prägwerke ganz wegfällt.
Die erwähnten Schwierigkeiten zeigen sich in noch größerem Maaße, wenn es sich um die
Prägung großer Medaillen handelt, oder um Abklatsche in Stahl von voluminösen und
hoch gearbeiteten Stempeln. Solche Arbeiten wurden mit dem großen Prägwerke des Hrn.
Pinchon ausnahmsweise ausgeführt, ohne daß man eine
beträchtliche Anzahl von Leuten dazu nöthig gehabt hätte, wie dieß bei den
gewöhnlichen Prägwerken der Fall ist, wo zehn, zwölf und fünfzehn Männer kaum
hinreichend sind.
Die Kraft, welche die Arbeiter bei dem neuen Prägwerke anwenden müssen, ist nicht
größer als gewöhnlich, und dasselbe gewährt noch den Vortheil, daß es nicht geworfen
zu werden braucht; die Arbeiter haben nur die Ruthe zu führen, welche, wenn sie
nicht mehr zurückgehalten wird, selbst anderthalb Umdrehungen macht.
Nach dem Schlage steigt die Schraube um eine ganze Umdrehung, so daß die Leute kaum
noch eine halbe Umdrehung zu machen haben, um sie wieder in ihre höchste Lage zu
bringen.
Es ist einleuchtend, daß eine derartige Maschine zahlreiche Anwendungen in der
Industrie und den Künsten finden kann, um so mehr, als ihre Wirkung nach Belieben
geändert und den zu fertigenden Gegenständen angepaßt werden kann.
Mit den gewöhnlichen Prägwerken hatte man vergebens versucht, Abklatsche für
Medaillen von 12–15 Centimeter Durchmesser, selbst durch mehrere Hundert
Würfe und zahllose Ausglühungen, herzustellen. Bei der Maschine von Pinchon gelang dieß vollständig; durch ihre enorme
Wirkung erhielt man in einem Stahlblock den vertieften Abklatsch eines Christus von
15 Centimetern Länge, der ein 2 Centimeter hohes Relief bildete.
Dasselbe Prägwerk stellte auch die Matrizen für die Decken dar, welche Hr. Alard ebenfalls aus einem Stücke unter seiner Maschine
prägt.
Eine Haupteigenthümlichkeit der Maschine von Pinchon ist,
daß sie einen enormen Druck bei sehr verringerter Geschwindigkeit ausübt, statt mit
großer Geschwindigkeit zu schlagen, wie dieß bei den bisherigen Prägwerken der Fall
ist, welche man werfen muß.
Das bloße Gestell dieser Maschine, welches mehr als 3 1/2 Meter Hohe und unten eine
Breite von 2 Metern hat, wiegt mit seinem Untersatz nahe an 21000 Kilogramme (420
Centner).
Die schmiedeeiserne Schraube hat 22 Centimeter Durchmesser, ist 2 Meter lang
geschnitten, und wiegt über 950 Kilogramme (19 Centner). Ihre bronzene Mutter hat 1
1/4 Meter Höhe, und wiegt auch 900 Kilogr. (18 Centner).
Die schmiedeeiserne Ruthe hat 6 Meter Länge, an dem mittleren Auge 22 Centimeter
Durchmesser, und trägt an ihren Enden die bronzenen, 500 Kilogr. schweren Linsen,
von denen jede mit drei verticalen starken Eisenstangen versehen ist. Der ganze
Apparat wiegt ungefähr 30000 Kilogramme (600 Centner).
Die Haupttheile dieser Maschine, welche, als sie zum erstenmale arbeitete, in Paris
Aufsehen erregte, wurden, nämlich diejenigen von Schmiedeeisen, in dem Etablissement
von Cavé hergestellt, diejenigen von Gußeisen
durch das Haus Pihet, und diejenigen von Bronze von Hrn.
Thiébaut
sen. Die Schraube und die Mutter wurden von Hrn. Ravetier geschnitten, der das hölzerne Modell davon
aufbewahrt hat. Die ganze Maschine wurde von Hrn. Gustav Christian adjustirt, vollendet und montirt.