Titel: | Ueber die vorgeschlagene Anwendung der Aluminiumbronze für Flintenläufe und Geschützrohre. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. LXXV., S. 263 |
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LXXV.
Ueber die vorgeschlagene Anwendung der
Aluminiumbronze für Flintenläufe und Geschützrohre.
Ueber die Anwendung der Aluminiumbronze für Flintenläufe und
Geschützrohre.
Hr. C. Christofle in Paris, welcher die Aluminiumbronze
(Legirung von 90 Procent Kupfer und 10 Procent Aluminium) wegen ihrer Härte und
Zähheit mit dem besten Erfolge zu Zapfenlagern, Lagerfuttern und Reibungsflächen bei
Maschinen angewandt hat, bemerkt in der betreffenden Notiz (polytechn. Journal Bd. CLII S. 180), daß er nach vergleichenden
Versuchen mit dieser Legirung, der Geschützbronze, dem Schmiedeeisen und Stahl, von
der Anwendbarkeit der Aluminiumbronze in der Artillerie vollkommen überzeugt
sey.
Der Büchsenmacher C. W. Lancaster in London ließ sich
schon am 8. October 1858 die Anwendung der Aluminiumbronze für Feuergewehre und
Geschütze patentiren. Er sagt in der Specification seines Patents:Repertory of Patent-Inventions, Juni
1859, S. 476.
„Die Aluminiumbronze läßt sich heiß gerade so wie Stabeisen und Stahl
schmieden und walzen. Für Geschütze jeder Größe eignet sie sich sehr
vortheilhaft, da ihre absolute Elasticität oder Festigkeit, auf den engl.
Quadratzoll bezogen, 97,000 Pfd. (engl.) beträgt, bei der besten brittischen Geschützbronze aber
nur 32,000 Pfd. – Da sich die Aluminiumbronze nicht oxydirt, so ist sie
in der Artillerie zur Anfertigung von Richtschrauben, Visirstollen
(Vergleichungskegeln) etc., und für die Metalltheile der Laffetten zu empfehlen.
– Um Flintenläufe aus Aluminiumbronze anzufertigen, gießt man ein hohles
Rohr von 1 Fuß Länge, 2 Zoll Durchmesser und 3/4 Zoll Oeffnung, erhitzt dasselbe
in einem Ofen zum Weißglühen und walzt es dann auf Dornen zwischen
Kaliberwalzen, nach dem gewöhnlichen Verfahren.“
Wir verdanken Hrn. Artillerie-Oberst G. Weber,
Vorstand der kgl. Geschützgieß- und Bohranstalt in Augsburg, folgende
Berechnung der Gestehungskosten und Cohäsionskraft der Aluminiumbronze im Vergleich
mit der gewöhnlichen Geschützbronze:
Gestehungskosten der Aluminiumbronze.
Die Fabrik zu Nanterre in Frankreich, welche bisher das Aluminium am billigsten
liefert (polytechn. Journal Bd. CLII S.
442), berechnet 1 Zollpfund desselben mit 13 1/3 Rthlr. oder 23 fl. 20 kr.,
wonach sich 1 bayer. Pfd. zu 26 fl. 8 kr. und 1 bayer. Centner zu 2618 fl. 20 kr.
herausstellt.
1 bayer. Centner
Kupfer zu
75 fl. angenommen
und
1
„
„
Zinn „
85
fl. „
ergeben sich folgende Kosten für Aluminiumbronze im Vergleich
mit gewöhnlicher Geschützbronze.
A. Legirung von 90 Th. Kupfer mit
10 Th. Aluminium.
90 Pfd. Kupfer10
„ Aluminium
kosten „
67 fl. 30 kr.261 fl. 20 kr.
= 328 fl. 50 kr. = 1 Ctr.
hiezu 3 Procent Feuerabgang
9 fl. 52 kr.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
ergibt sich für 100 Pfd. bayer.
338 fl. 42 kr.
B. Legirung von 90 Th. Kupfer mit
10 Th. Zinn.
90 Pfd.
Kupfer10 „
Zinn
kosten „
67 fl. 30 kr. 8 fl. 30 kr.
= 76 fl. – kr. = 1 Ctr.
hiezu 3 Proc. Feuerabgang
2 fl. 16,8 kr.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
folglich 100 bayer. Pfd. dieser Legirung
78 fl. 16,8 kr.
Wäre z.B. irgend ein Geschützrohr 10 bayer. Centner schwer, so berechen sich die
Kosten des Metalles a) bei Aluminiumbronze zu 33871.
– kr.; b) bei gewöhnlicher Geschützbronze zu 782
fl. 48 kr. Die Stehungskosten der Aluminiumbronze sind also mehr als viermal so groß wie diejenigen der gewöhnlichen
Geschützbronze.
Cohäsionskraft der Aluminiumbronze.
Die Aluminiumbronze soll nach Lancaster ergeben haben:
1 Quadratzoll
engl. = 97000 engl. Pfd.
= 78570 Pfd. bayer.
= 44000 Kilogr.
1 „
rhein
= 83312
„ „
= 46654,7 „
Für die brittische Geschützbronze gibt er an:
1 Quadratzoll
engl. = 32000 engl. Pfd.
= 25920 Pfd. bayer.
= 14515 Kilogr.
1 „
rhein.
=
27484 „
„
= 15391 „
Die Cohäsionskraft einer (aus reinen Metallen dargestellten) Legirung von 90 Th.
Kupfer und 10 Th. Zinn ergab sich in der Geschützgießerei zu Augsburg, auf 1 rhein.
Quadratzoll zu 30000–34000 bayer. Pfd. = 16800 bis 19040 Kilogramme; in
dieser Geschützgießerei würde eine Cohäsionskraft der Bronze von 27484 bayer. Pfd.
auf 1 rhein. Quadratzoll nicht als genügend betrachtet werden.Man s. Weber's Versuche über die Cohäsions-
und Torsionskraft des für Geschütze bestimmten Krupp'schen Gußstahls im Vergleich mit der Geschützbronze, im
Jahrgang 1855 des polytechn. Journals, Bd.
CXXXV S. 401. – In analger Weise sollte bei den
Zerreißungsversuchen stets die Streckung des Metalles auf eine gewisse Länge
und die Verminderung der ursprünglichen Stärke, sowie die Zerreißungsfläche
ermittelt werden; auch sollte man, besonders bei gegossenen Legungen, neben
der Cohäsionskraft stets auch die Torsionskraft bestimmen.A. d. Ued.
Bei den Versuchen des Hrn. v. Burg mit Aluminiumbronze
(polytechn. Journal Bd. CLI S. 286) wurde
ein heißgehämmertes Prisma von 108/4000 Wiener Quadratzoll Querschnitt bei einer
Belastung von 8650 Wiener oder bayer. Pfd. abgerissen; auf ein rhein. Quadratzol
bezogen, ergibt dieß eine Cohäsionskraft von 78862 bayer. Pfd. Ein zweites Prisma
aus Aluminiumbronze, jedoch bloß gegossen, ergab eine Cohäsionskraft von 60655
bayer. Pfd. auf 1 rhein. Quadratzoll.
Die absolute Festigkeit der gehämmerten Aluminiumbronze fällt also nach den Versuchen
des Hrn. v. Burg nahe mit der Festigkeit von stalartigem
Eisen zusammen, während nach Lancaster's Angabe die
Festigkeit der Aluminiumbronze sogar größer als diejenige des besten Gußstals
wäre.