Titel: | Ueber das Wärmeleitungsvermögen der Metalle und ihrer Legirungen; von Prof. F. C. Calvert und Richard Johnson. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. LXXX., S. 285 |
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LXXX.
Ueber das Wärmeleitungsvermögen der Metalle und
ihrer Legirungen; von Prof. F. C.
Calvert und Richard
Johnson.
Aus den Philosophical Transactions for 1858, Part II p. 349.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Calvert, über das Wärmeleitungsvermögen der Metalle und ihrer
Legirungen.
Um mit Genauigkeit das Wärmeleitungsvermögen aller gewöhnlichen Metalle, von
siebenzig ihrer Legirungen und dreißig ihrer Amalgame bestimmen zu könnenDie Resultate, welche die Verfasser hinsichtlich des Wärmeleitungsvermögens
der Metalle und Legirungen erhielten, haben wir bereits nach den Comptes rendus im polytechn. Journal Bd. CLII S. 125 mitgetheilt; in der
französischen Uebersetzung ihrer Abhandlung war aber das zur Bestimmung des
Wärmeleitungsvermögens angewendete Verfahren weggelassen, welches wir hier
– nebst weiteren Ergänzungen – aus dem englischen Original
nachtragen. Der zweite Theil dieser Abhandlung, welcher die Untersuchungen
der Verfasser über die Amalgame enthält, ist noch nicht veröffentlicht
worden.A. d. Red., mußten wir eine neue Methode ermitteln; denn das von Despretz befolgte Verfahren konnte nur für wenige der besten Wärmeleiter,
wie Silber, Gold und Kupfer, verläßliche Resultate geben. Da man bei seinem
Verfahren einen langen und dicken Stab von dem Metall besitzen muß, um Löcher
hineinbohren zu können, in welche Quecksilber und die Kugel des Thermometers
gebracht werden, so hatten wir uns von jedem Metall eine beträchtliche Quantität im
Zustande der Reinheit verschaffen müssen, was bekanntlich sehr schwierig ist. Der
Umstand, daß bei seinem Verfahren Quecksilber angewandt wird, hätte es uns überdieß
unmöglich gemacht, das Leitungsvermögen so wichtiger Legirungen, wie Messing und
Bronze, zu bestimmen, und für die Amalgame wäre das Verfahren gar nicht anwendbar
gewesen.
Die wichtige Frage, ob die Legirungen bloße Mischungen oder chemische Verbindungen
sind, konnte bisher nicht gelöst werden, weil dieselben mit unreinen oder käuflichen
Metallen, und nicht in stöchiometrischem Verhältniß dargestellt wurden; da nämlich
hierbei die chemischen Verbindungen, welche die Metalle zu bilden streben, mit einem
Ueberschuß von einem der angewandten Metalle gemischt sind, so zeigen die erhaltenen
Legirungen Eigenschaften, welche zu keinem Aufschluß über ihre Natur führen können.
Dazu kommt noch der Umstand, daß in vielen Legirungen, wie denen von Kupfer und Zinn,
oder Kupfer und Zink, die Metalle das Bestreben haben beim langsamen Erkalten
mehrere krystallisirbare Verbindungen zu bilden, deren Zusammensetzung in den
äußeren und inneren Theilen der Legirung eine verschiedene ist, indem die inneren
Theile der Masse die leichtflüssigeren und die äußeren Theile die strengflüssigeren
Verbindungen enthalten. Ueberdieß sind die Unreinigkeiten in den käuflichen Metallen
oft so beträchtlich, daß dadurch die Eigenschaften ihrer Legirungen bedeutend
modificirt werden; denn wir haben bei unseren Untersuchungen gefunden, daß wenn 1
Proc. eines Metalles 99 Th. eines andern zugesetzt wird, das Leitungsvermögen des
letztern sich wesentlich ändert. Um diese Fehlerquellen zu vermeiden, haben wir
unsere Legirungen mit reinen Metallen und zwar in stöchiometrischen Verhältnissen dargestellt.
Die Metalle, welche wir anwandten, haben wir auf folgende Weise gereinigt:
Gold. – Beiläufig 140 Gramme nahezu reines Gold
wurden in Königswasser aufgelöst, und die Flüssigkeit zur Trockne verdampft. Der
Rückstand wurde wieder aufgelöst und filtrirt, dann das Filtrat mit einer Auflösung
von Eisenvitriol versetzt. Das so gefällte Gold wurde mit Salzsäure gewaschen, und
mit ein wenig Borax und Salpeter geschmolzen.
Silber. – Reines Chlorsilber wurde durch Schmelzen
mit reinem kohlensauren Kali reducirt.
Kupfer. – Reines Kupferoxyd wurde durch einen
Strom von reinem Wasserstoffgas reducirt; oder man fällte aus einer Auflösung von
reinem Kupfersalz das Metall auf galvanischem Wege.
Zinn. – Gut krystallisirtes Zinnchlorür wurde
umkrystallisirt, und nachdem es ganz rein war, durch Schmelzen mit einem Gemenge von
Natron – Bicarbonat und Lampenschwarz reducirt.
Wismuth. – Gepulvertes Wismuth wurde in starker
Salpetersäure aufgelöst, die Flüssigkeit durch Asbest filtrirt, und mit ihrem
zwanzigfachen Volum Wasser gemischt. Das so gefällte basische Salz wurde gewaschen,
getrocknet und mit Lampenschwarz reducirt.
Antimon. – Dieses Metall wurde gepulvert und mit
einem Gemenge von reinem salpetersaurem und kohlensaurem Natron geschmolzen; das so
erzeugte antimonsaure Natron wurde mit kochendem Wasser gewaschen bis das Filtrat
nicht mehr alkalisch reagirte. Die unauflösliche Masse wurde getrocknet und mit
Lampenschwarz reducirt.
Blei. – Salpetersaures Blei wurde umkrystallisirt,
und nachdem es rein war, das Salz getrocknet und calcinirt. Das so dargestellte
Bleioxyd wurde mit Lampenschwarz reducirt.
Zink. – Es wurde Zink von Vieille Montagne zweimal
umdestillirt.
Cadmium. – Käufliches Cadmium wurde in Salzsäure
aufgelöst und die Flüssigkeit durch hineingeleitetes Schwefelwasserstoffgas gefällt.
Das erhaltene Schwefelcadmium wurde mit einer Auflösung von Schwefelwasserstoff gut
ausgewaschen und in Salzsäure aufgelöst; diese Lösung wurde mit kohlensaurem
Ammoniak versetzt, der Niederschlag ausgewaschen, getrocknet, mit Lampenschwarz
gemengt, und das Cadmium destillirt.
Platin, Aluminium, Eisen und Natrium gebrauchten wir in dem Zustande wie sie im Handel vorkommen.
Der von uns zur Bestimmung des Wärmeleitungsvermögens der Metalle benutzte Apparat, Fig. 21 und 22, besteht
aus einem Kästchen von Fichtenholz A, welches 105
Millimeter breit, 165 Millimeter lang und 220 Millim. hoch ist; dasselbe ist mit
einem Deckel versehen und außen und innen weiß angestrichen. In diesem Kästchen
befinden sich zwei viereckige Behälter von vulcanisirtem Kautschuk, deren Wände 15
Millim. dick sind. Der größere Behälter B mißt innerlich
52 Millimeter an jeder Seite, hat 125 Millimeter lichte Höhe und kann 336
Kubikcentimeter Wasser fassen. Der kleinere Behälter C
mißt 27 Millimeter an jeder Seite, ist 125 Millim. hoch und hat einen Inhalt von 90
Kubikcentimetern.
Diese Behälter sind weiß angestrichen und mit Watte umgeben; zur Verhütung jeder
Wärmeausstrahlung ist auch noch ein Fichtenbret D
zwischen den zwei Behältern angebracht. Aus dem Behälter B strahlt so wenig Wärme aus, daß, wenn er 200 Kubikcentimeter Wasser von
90° C. enthält und der kleinere Behälter C 50
Kubikcentimeter von 16°, in einer Viertelstunde, der zu unseren Versuchen
erforderlichen Zeit, das Wasser in dem letzteren Behälter nicht um einen
Zehntels-Centesimalgrad wärmer wurde. Es war daher alle fühlbare Strahlung
und Leitung vermieden und die Temperaturerhöhung, welche in letzterem Behälter
während des Versuches stattfand, mußte gänzlich von der Wärme herrühren, die das
angewandte prismatische Metallstäbchen G leitete. Dieses
Stäbchen ist 6 Centimeter lang und 1 Centim. breit, und wird bei dem Versuche so
angeordnet, daß sich von demselben 1 Kubikcentimeter im Behälter B und 1 Kubikcentim. im Behälter C befindet; 3 Kubikcentim. werden von den Wänden der Behälter, durch
welche es geht, umhüllt; der letzte 1 Kubikcentimeter, in Fig. 21 mit H bezeichnet, ist mit einem Röhrchen von vulcanisirtem
Kautschuk überzogen; das Ganze wird dann wasserdicht gemacht, indem man die Seiten
der Löcher, durch welche das Stäbchen geht, mit einem Firniß überzieht, der aus
Kautschuk, in Benzin aufgelöst, besteht. Das Stäbchen befindet sich 54 Millim. vom Boden von B, und 12 Millim. vom Boden von C.
Wenn ein Versuch gemacht werden soll, so legt man die Behälter in Wasser, um ihre
Temperatur auszugleichen; dann werden sie sorgfältig abgewischt und in das hölzerne
Kästchen gebracht, mit Watte umgeben und 50 Kubikcentim. Wasser von der Temperatur
des Zimmers in den Behälter C gegossen; die zwei
Behälter werden dann mit Deckeln von vulcanisirtem Kautschuk bedeckt, wovon jeder
mit zwei Löchern versehen ist; nachdem die Behälter noch mit Watte bedeckt worden
sind, schließt man den Deckel des Kästchens. Durch eines der Löcher im Behälter C wird ein sehr empfindliches Thermometer eingeführt,
welches in Zehntels-Centesimalgrade getheilt ist; im andern Loch steckt ein
Fischbeinstäbchen E, an seinem untern Ende mit einem
Scheibchen von vulcanisirtem Kautschuk versehen, um das Wasser im Behälter während
des Versuchs gehörig umrühren zu können, damit es eine gleichförmige Temperatur
bekommt. Nachdem das Wasser im Behälter C eine fixe
Temperatur erreicht hat (welche gewöhnlich innerhalb eines Grades von derjenigen des
Zimmers liegt), führt man ein Thermometer in den Behälter B ein, und gießt 200 Kubikcentimeter kochendes Wasser mittelst eines
Trichters durch die Röhre F hinein; die Temperatur der
Flüssigkeit sinkt auf 86° oder 88°, sie steigt aber in drei Minuten
wieder auf 90° durch einen kleinen Dampfstrahl, den man in einem Kolben (Fig. 22)
erzeugt, worin das Wasser während des ganzen Versuchs im Kochen erhalten wird. Nach
einigen Versuchen ist man bald im Stande eine konstante Temperatur von 90° im
Behälter B während der Viertelstunde, welche der Versuch
erfordert, zu unterhalten. Sofort nach dem Eingießen des kochenden Wassers in den
Behälter B beobachtet man aufmerksam die Scala des
Thermometers im Behälter C, und sobald man bemerkt daß
die Quecksilbersäule steigt, notirt man sorgfältig die Secunde und Minute der Uhr,
und macht ähnliche Notirungen in den nächsten fünfzehn Minuten. Während dieser Zeit
rührt man die Flüssigkeit im Behälter C mit dem Stäbchen
E um, und notirt nach je fünf Minuten das Steigen
der Temperatur. Das Wasser im Behälter B behält eine
gleichförmige Temperatur, weil der kleine Dampfstrahl, welcher ganz nahe am Boden in
dasselbe austritt, ein Umrühren in ihm hervorbringt.
Folgende Ziffern zeigen, wie unbedeutend die Strahlung von dem großen Behälter,
welcher 200 Kubikcentimeter Wasser von 90° C. enthielt, zum kleineren
Behälter C, welcher 50 Kubikcentim. Wasser von der
natürlichen Temperatur enthielt, war, als die zwei Behälter nicht durch ein
Metallstäbchen verbunden, jedoch in ihrer natürlichen Stellung im Apparate angebracht waren, denn
in fünfzehn Minuten stieg die Temperatur des Wassers, im kleinem Behälter C nur um 0,05 eines Centesimalgrades, und in einer
halben Stunde nur um 0°,7.
Temperaturdes Wassers im Behälter C.
17°,20
Nach 15 Minuten
17°,25
Nach 30 Minuten
17°,90
Daher mußte die ganze Temperaturzunahme im Behälter C,
bei unseren Versuchen, von der durch das Stäbchen geleiteten Wärme herrühren.
Wenn man 200 Kubikcentimeter kochendes Wasser in den Behälter B goß und den Apparat der Abkühlung überließ, so waren vierundzwanzig
Stunden erforderlich, bis die Temperatur des Wassers in den Behältern des Apparates
mit derjenigen der umgebenden Atmospäre im Gleichgewicht war. Man könnte einwenden,
daß wir bei unseren Versuchen die von den Wänden des Behälters C absorbirte Wärme nicht berücksichtigten; wir fanden
aber durch eine große Anzahl von Versuchen, daß es für das relative Leitungsvermögen
der Metalle und ihrer Legirungen ganz gleichgültig war, ob wir dieselbe
berücksichtigten oder nicht; auch wurde ja im Behälter C
nicht die dem Stäbchen im Behälter B mitgetheilte
absolute Wärmemenge bestimmt, sondern die relative Leitungsfähigkeit verschiedener
Metalle unter gleichen Umständen. Die besten Beweise für die Genauigkeit unseres
Verfahrens sind: 1) daß die Reihe von Legirungen, welche die Wärme im Verhältniß der
Aequivalente ihrer Metalle leiten, keine solche Uebereinstimmung zwischen den
beobachteten und berechneten Resultaten gezeigt hätte, wenn unser Verfahren
einigermaßen mangelhaft wäre; 2) daß wir im Stande waren mit Genauigkeit den
auffallenden Einfluß zu bestimmen, welchen der Zusatz von 1 Proc. eines Metalles zu
einem andern äußert.
Unser Verfahren, die vom Behälter C absorbirte Wärmemenge
zu bestimmen, bestand darin, in diesen Behälter, nachdem er auf die natürliche
Temperatur abgekühlt war, 50 Kubikcentimeter Wasser zu bringen, welches die
Temperatur hat, die das Wasser nach Beendigung des letzten Versuchs besaß, und zu
notiren wie viel Wärme von dem Wasser während der Viertelstunde absorbirt wurde. Zum
Beispiel:
MittleresLeitungsvermögen.
MittlereAbsorption.
Summe.
Zink, vertikal gegossen
20,03
8,80
28,83
Antimon, vertical gegossen
6,12
2,50
8,62
Da aber 20,03 : 6,12 = 28,83 : x =
8,80, das relative Leitungsvermögen des Antimons.
Es ist daher ganz klar, daß durch die Addition der vom Behälter C absorbirten Wärme zu der Wärme des Wassers in
demselben unsere Resultate ohne allen Nutzen complicirter gemacht worden wären.
Wir wollen hier nur durch zwei Beispiele zeigen, wie regelmäßig der Gang unseres
Apparates ist, und wie genau er das verschiedene Wärmeleitungsvermögen von zwei
Metallen anzeigt. Die Temperaturzunahme, nach je fünf Minuten, steht in demselben
Verhältniß, die Leiter mögen gute oder schlechte seyn.
Textabbildung Bd. 153, S. 290
Metalle; Temperatur des Zimmers;
Tempertatur der 50 Kubikcentimeter Wasser vor Beginn des Versuchs; Temperatur
der 50 Kubikcentim. Wasser nach je 5 Minuten; Constante Temperatur der 200
Kubikcentimeter Wasser; Gefundenes Leitungsvermögen; Mittleres; Reines Kupfer;
Blei
In der That setzte uns nur die Leichtigkeit, in den Gränzen von zwei Zehnteln eines
Centesimalgrades, bei zwei aufeinanderfolgenden Versuchen, das Leitungsvermögen
eines Metalles oder einer Legirung ermitteln zu können, in den Stand das genaue
Leitungsvermögen einer so großen Anzahl von Legirungen und Amalgamen zu bestimmen
– eine Arbeit, welche uns aber dennoch ein ganzes Jahr lang beschäftigte.
Wie man aus dem Vorstehenden ersieht, haben wir bei unseren Versuchen stets
prismatische Stäbchen von 1 Centimeter Breite und 6 Centimeter Länge angewandt.
Diese Stäbchen wurden immer größer als erforderlich gegossen, und auf die genauen
Dimensionen abgefeilt. – Für Quecksilber und Natrium waren wir genöthigt andere Methoden
einzuschlagen. Wir
wandten ein Gehäuse von sehr dünnem Eisenblech an, dessen innere Dimensionen genau
diejenigen der von uns benutzten prismatischen Metallstäbchen waren. Zum Eingießen
des Quecksilbers war in der Mitte von einer der langen Seitenflächen ein kleines
Loch von 4 Millimeter Durchmesser angebracht, welches, nachdem es voll Quecksilber
war, mit ein wenig dickem Kautschukfirniß verschlossen wurde. Das Gehäuse wurde dann
gewogen, wodurch man leicht ermitteln konnte ob es ganz voll war. Hierauf wurde es
in die zwei Behälter von vulcanisirtem Kautschuk gebracht, und das Leitungsvermögen
des Quecksilbers sammt seinem Gehäuse bestimmt. Indem man das Leitungsvermögen des
Gehäuses, welches vorher bestimmt worden war, von dem Gesammtleitungsvermögen des
Gehäuses und Quecksilbers abzog, ergab die Differenz das Leitungsvermögen des
Quecksilbers.
Einfluß eines geringen Gehalts an Unreinigkeiten auf das
Leitungsvermögen der Metalle.
Wir haben den Einfluß ermittelt, welchen 1 Proc. eines Metalles ausübt, wenn es einem
andern zugesetzt wird, und erhielten folgende auffallende Resultate mit Gold und
Silber:
Gefunden.
Leitungsvermögen,Silber = 1000.
reines Gold
31,31
981
Gold mit 1 Proc. Silber
26,80
840
Der Zusatz von 1 Proc. Silber, dem besten Leiter, zu Gold, vermindert also das
Leitungsvermögen des letzteren fast um 20 Procent.
Das Leitungsvermögen des reinen Quecksilbers ist 21,60; wenn dasselbe aber mit 1,25
Proc. Zinn amalgamirt ist, so ist sein Leitungsvermögen nur 13,15.
Da Prof. W. Thomson neuerlich entdeckt hat, daß eine
kleine Menge verschiedener Metalle, dem Kupfer zugesetzt, dessen Leitungsvermögen
für die Elektricität bedeutend ändertPolytechn. Journal Ad. CXLIX S. 364, so veranlaßte uns dieß zu untersuchen, ob das Leitungsvermögen des Kupfers
für die Wärme durch das Legiren desselben mit 1 Proc. verschiedener Metalle
ebenfalls geändert wird; dabei erhielten wir Resultate, welche mit den seinigen
übereinstimmen, indem einige Metalle das Leitungsvermögen des Kupfers für die Wärme
vergrößern, während andere es vermindern.
Wir haben auch den Einfluß des Kohlenstoffs auf das
Leitungsvermögen des Eisens untersucht; die dabei
erhaltenen Resultate dürften sich in industrieller Hinsicht nützlich erweisen, da sich
eine Differenz von beiläufig 18 Proc. herausstellt. Folgendes sind die
Resultate:
Gefunden.
Leitungsvermögen,Silbers = 1000.
StabeisenDas
Stabeisen war aus dem bei diesem Versuche angewandten Roheisen
dargestellt; sie hatten folgende Zusammensetzung:Roheisen.Stabeisen.Kohlenstoff2,2750,296Silicium2,7200,120Phosphor0,6450,139Schwefel0,3010,134Mangan und AluminiumSpurenEisen 94,059 99,311––––––––––––––––––––––––– 100,000 100,000
13,92
436
Stahl
12,65
397
Roheisen
11,45
359
Einfluß der Krystallisation auf das Leitungsvermögen der
Legirungen.
Nach zahlreichen von uns angestellten Untersuchungen müssen wir annehmen, daß das
Wärmeleitungsvermögen der Legirungen bedeutend modificirt wird durch das
Krystallsystem zu welchem jedes der Metalle gehört, woraus sie bestehen, oder durch
die besondere Krystallform ihrer eigenen Krystalle; denn wir haben beobachtet, daß
einige der krystallisirten Legirungen von Kupfer und Zinn, und Kupfer und Zink, ein
specielles Leitungsvermögen besitzen; zum Beispiel:
Gefunden
Berechnet
Silber = 1000
Gefunden
Berechnet
Zinn, 1 Aeq.Kupfer, 3 Aeq.
38,21 61,79
15,75
21,37
494
670
–––––––
100,00
Zinn, 1 Aeq.Kupfer, 4 Aeq.
31,73 68,27
4,06
21,88
155
686
–––––––
100,00
Dagegen leiten die Legirungen, welche wenig oder keine Krystallisation zeigen, die
Wärme im Verhältniß der relativen Aequivalente der Metalle, woraus sie bestehen; zum
Beispiel:
Gefunden
Berechnet
Silber = 1000
Gefunden
Berechnet
Blei, 1 Aeq.Zinn, 3 Aeq.
36,99 63,01
11,96
11,86
375
372
–––––––
100,00
Blei, 1 Aeq.Zinn, 4 Aeq.
30,56 69,44
12,17
12,14
381
381
–––––––
100,00
Um das theoretische Leitungsvermögen unserer Legirungen zu berechnen, multipliciren
wir die Procentmenge jedes Metalles mit dem respectiven Leitungsvermögen dieses
Metalles, addiren die Resultate zusammen und dividiren durch 100; z.B. in der
Legirung Pb 3 Sn,
Pb 36,99 ×
9,17 =
339,19
3 Sn 63,01 ×
13,45
847,48
–––––––––––
100)
1186,67
–––––––––––
11,86 das theoretische Leitungsvermögen der Legirung.
Leitungsvermögen der Legirungen von Kupfer und
Zink.
Erhalten
Berechnet
Silber = 1000
Erhalten
Berechnet
Cu = 49,32 Zn =
50,68
21,95
22,92
688
718
Cu = 62,742 Zn = 67,26
13,65
21,91
428
687
Cu = 24,643 Zn = 75,36
16,95
21,44
531
672
Cu = 19,574 Zn = 80,43
18,80
21,14
589
663
Cu = 16,305 Zn = 83,70
19,00
20,95
595
657
Es ist wahrscheinlich, daß die Legirungen Cu 2 Zn und Cu 3 Zn chemische Verbindungen sind, denn sie haben nicht nur ein specielles
Leitungsvermögen, welches weit niedriger ist als dasjenige der Metalle woraus sie
bestehen, sondern sind auch vollkommen krystallisirt.
Die schönste aller Messinglegirungen ist die Legirung Cu Zn, welche aus 49,32 Proc.
Kupfer und 50,68 Proc. Zink besteht; sie hat eine herrliche Goldfarbe und krystallisirt in Prismen, welche oft 3 Centimeter lang sind.
Diese Krystalle sind auch wegen ihrer außerordentlichen Biegsamkeit interessant. Es
ist auffallend, daß eine so wohlfeile Legirung nicht in Gebrauch kam, denn keine im
Handel vorkommende Messingsorte enthält mehr als 30 bis 35 Proc. Zink. Wir können
uns dieß nur dadurch erklären, daß wenn das Kupfer mit mehr als 50 Proc. Zink legirt
wird, die entstehenden Legirungen nicht mehr die Farbe des Messings besitzen,
sondern weiß wie Zink sind, daher die Messingfabrikanten niemals diese Metalle in
dem angegebenen genauen Verhältniß zu vereinigen versuchten; eine Abweichung von nur
wenigen Procenten in dem relativen Verhältniß der zwei Metalle liefert aber diese
schöne Legirung schon nicht mehr, sondern nur noch eine weiße Legirung.