Titel: | Ueber die Rauchverbrennung; vom Bergwerksdirector Heitz in Ratibor. |
Autor: | Heitz |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. LXXXIV., S. 321 |
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LXXXIV.
Ueber die Rauchverbrennung; vom Bergwerksdirector
Heitz in
Ratibor.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Heitz, über die Rauchverbrennung.
Nachdem ich mehrfache Versuche zur Verbrennung des bei größeren Feuerungsanlagen
häufig außerordentlich lästigen und stets mit Brennmaterialverluft verbundenen
Kohlenrauches gemacht und dabei die mannichfachen, zur Abhülfe von verschiedenen
Seiten her vorgeschlagenen und veröffentlichten Mittel, welche meistens complicirte
Feuerungsvorrichtungen bedingen und mehr auf eine Verminderung der Rauchbildung als
auf eine Verbrennung des Rauches hinwirken, geprüft, bin ich zu der Ueberzeugung
gelangt, daß es nur Ein wirksames Mittel zur Erreichung einer vollständigen
Rauchverbrennung gibt, nämlich:
Zuführung einer hinreichenden Menge stark erhitzter
atmosphärischer Luft in dünnen Strahlen zu den in den Feuercanälen hinziehenden
Rauchgasen.
Der in der heißen Luft zugeführte Sauerstoff bewirkt durch seine innige Mischung mit
den in den Feuerzügen befindlichen Producten einer unvollkommenen Verbrennung,
namentlich Kohlenoxydgas und Kohlenrauch, gemeinhin Rauchgase genannt, eine
Entzündung und Verbrennung derselben, und zwar desto vollständiger, je heißer die
zugeführte Luft ist und je mehr ihre Menge dem Volumen der zu verbrennenden
Rauchgase entspricht.
Zur Anwendung dieses Princips auf eine Dampfkesselfeuerungs-Anlage ließ ich
von der Stirnwand des Kessels aus neben jedem längs des Kessels laufenden Feuerzuge
zwei kreisrunde Luftcanäle a und b, Fig.
16 und 17, von 2 Zoll Durchmesser, dicht über einander und am hinteren Ende des
Canals mit einander verbunden, mittelst hohl geformter Charmotteziegel (Fig. 18)
anlegen. Die Hohlziegel des oberen Luftcanals a wurden
längs des Feuerzuges mit kleinen, 1/4 Zoll großen Löchern in den letzteren hinein
versehen, und zwar erhielt jeder Hohlziegel drei solcher Löcher seiner Länge
nach.
Hierauf wurde die vordere Mündung des oberen Luftcanals an der Stirnwand des Kessels
dicht verschlossen, um ein Hineinströmen der äußeren Luft in denselben zu
verhindern, wogegen der untere Luftcanal zur Aufnahme der Luft offen blieb.
Durch diese Einrichtung der Luftcanäle wurde bewirkt, daß die atmosphärische Luft, in
Folge der bei Erwärmung der Feuerzüge resp. Luftcanäle, eintretenden Verdünnung
zuerst in den unteren Canal einströmte, daselbst die von dem Feuerzuge durch die
dünne Charmottewand mitgetheilte Hitze aufnahm und demnächst in dem oberen, noch
stärker erhitzten Canal zur Gluthhitze gebracht, durch die kleinen Seitenöffnungen
desselben in den Feuerzug eintrat. Hier erfolgte durch ihre Mischung mit den
Rauchgasen die beabsichtigte Entzündung und Verbrennung des Rauchgases so
befriedigend, daß ich diese einfache Einrichtung, welche sich mit geringen
Modificationen bei jeder Feuerungsanlage anbringen läßt (z.B. bei einem gewöhnlichen
Kachelofen mittelst thönerner, in dem Kachelfutter eingebetteter, neben der Ofenthür
mündender Röhren, von denen die obere, auswendig geschlossen, mit feinen Löchern zur
Ausströmung der heißen Luft in den Ofenraum hinter der Feuerbrücke zu versehen seyn
würde), als bewährt empfehlen kann.
Schließlich ist noch Folgendes zu bemerken:
1) Zur Verminderung der Rauchbildung ist es zweckmäßig, dem Feuer
durch schmale Zuglöcher in den Ofenthüren frische Luft über den Rost
zuzuführen.
2) Die Feuer- resp. Rauchcanäle müssen von guten
feuerfesten Ziegeln hergestellt werden, weil durch die aus den kleinen
Oeffnungen der Luftcanäle strömende erhitzte Luft eine ziemlich intensive
Stichflamme erzeugt wird, welche geringeres Charmottematerial bald
niederschmelzen würde.
3) Bei Kesseln mit weiten und hohen Feuerzügen wird es rathsam
seyn, anstatt je 1 Paares Luftcanäle neben jedem Feuerzuge je 2 oder mehrere
Paare solcher Luftcanäle unabhängig von einander anzubringen, um die
erforderliche Menge heißer Luft zuführen zu können.
4) Zur etwaigen Reinigung der Luftcanäle von hineingezogenem
Flugstaub kann man sich eines Krätzers von 3/8'' starkem Eisendraht mit 2 bis 3
Fuß langen Gelenken bedienen.
5) Da die Verbrennung der Rauchgase abhängig ist von der Menge
und von dem Hitzgrade der in die Feuerzüge geführten atmosphärischen Luft, so
kann bei dem Beginn der Feuerung und so lange die Feuerzüge noch nicht
hinreichend erhitzt sind, um den Luftcanälen die erforderliche Glühhitze
mitzutheilen, eine Rauchverbrennung gar nicht oder nur unvollkommen
stattfinden.
Ratibor, den 22. August 1859.