Titel: | Willmer's Farbholzraspelmaschine. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. CVIII., S. 411 |
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CVIII.
Willmer's
Farbholzraspelmaschine.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
1859 S. 174.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Willmer's Farbholzraspelmaschine.
Alle zur Zeit bekannt gewordenen Maschinen zum Raspeln, Schneiden oder überhaupt
Zertheilen des Farbholzes lassen sich in zwei Classen theilen, nämlich 1) in solche,
wobei Raspeln oder schneidende Messer auf der ebenen Fläche einer festen rotirenden
Scheibe angebracht sind, gegen welche man das zu zertheilende Holz drückt; und 2) in
solche, wo die Mantelflächen rasch umlaufender Scheiben mit entsprechenden Messern
oder Hobeleisen ausgerüstet sind, gegen welche man das zu raspelnde Holz preßt.Abbildungen und Beschreibungen von Maschinen der ersten Classe finden sich u.
A im Bulletin de la Société
d'Encouragement etc. 38e Année (1839) p. 367, daraus im polytechn. Journal Bd. LXXIV S. 408; von Maschinen der
zweiten Classe in Armengaud's Publ. industr. Vol. II. p. 234. Pl. 17.
Die hier zu beschreibende Maschine gehört zur zweiten Classe und hat dem principe
nach viel Aehnlichkeit mit einer von Behrendorf in Paris construirten
derartigen Raspel, welche sich in dem vorher (in der Note) bezeichneten Werke Armengaud's vorfindet, von dieser jedoch im Einzelnen wie
Ganzen derartig abweicht, daß dem Fabrikanten Willmer in
Hannover ein Patent auf die fragliche Maschine ertheilt werden konnte.
Beim Arbeiten mit Willmer's Maschine wird das Holz in
möglichst feine Theile zertheilt, welche jedoch noch so viel Zusammenhang besitzen,
daß es nicht in Holzmehl zerfällt. Das Product, welches die Maschine liefert, zeigt
sich beim Anfassen mit der Hand als eine lockige, fast wollige Masse, ohne daß man
das Gefühl von Spänen, Schiefern etc. dabei empfindet.
Fig. 12 ist
der Grundriß der Willmer'schen Holzraspel, Fig. 13 der
Aufriß im Längendurchschnitte und Fig. 14 ein Theil des
Mechanismus zum Fortschieben des Holzes. Die Bewegung der Riemenscheiben Z, Z wird unmittelbar von einer Dampfmaschine
übertragen, wodurch die Umdrehung der Zahnräder X und
Y und mit letzterem der Welle W erfolgt, auf welcher die Raspeltrommel D
festgekeilt ist. Zur Aufnahme des zu raspelnden Holzes dient das gußeiserne Bett N, in welchem sich eine Platte C bewegt, die zum Fortschieben des Holzes und beziehungsweise Andrücken
desselben an die Raspeltrommel dient. Die fortschreitende Bewegung von C erfolgt mit Hülfe von zwei Schrauben S, S, welche in den äußersten Wandungen der Langseiten
des kastenförmigen Bettes N placirt sind. Die Muttern
der Schrauben S, S befinden sich in den Naben der
Zahnräder M, M
Fig. 14,
welche letztere ihre Umdrehung vom Rade R erhalten. Die
Bewegung von R wird durch die endlose Schraube T bewirkt, welche auf der Welle Q angebracht ist, die wieder durch einen Riemen in Umdrehung gesetzt wird,
der von einem oberhalb der Maschine laufenden Vorgelege (das seine Bewegung von
einer zwischen X und Z
angebrachten Scheibe erhält) ausgeht.
Um den Rücklauf der Schiebplatte C rasch zu bewirken, ist
ein Zahnrad U vorhanden, das mit R im Eingriffe steht, und wenn erforderlich, seine Umdrehung von einem
Riemen erhalten kann, der über die Scheiben auf der Welle P geschlagen ist.
Ursprünglich war die beschriebene Maschine auf ein Abraspeln des Farbholzes von
dessen Hirnfläche, also rechtwinkelig gegen die Richtung der Fasern, angeordnet,
indem eine Schicht Langhölzer A (Fig. 12) der Länge nach
in den gußeisernen Kasten B gelegt wurde. Die so
erzeugten Holzspäne hatten jedoch den Fehler, daß sie zu viel feines Holzmehl
enthielten, weßhalb Willmer das Holz in Stücke von etwa
einem Fuß Länge schneiden und lothrecht A, A. in den
Kasten B stellen ließ, worauf die geraspelten Späne
allen Anforderungen entsprachen. Indeß zeigte sich dabei auch der Uebelstand, daß sich sehr oft unten
bei E, Fig. 13, zwischen der
Walze D und der Grundplatte (dem Gegenmesser), sobald
die lothrechten Holzstücke in der Mitte bis F
durchgeraspelt waren, der obere noch übrig gebliebene keilförmige Körper FGH festsetzte, da derselbe, auf der Spitze
stehend, durch die sich drehende Walze D oft ungeraspelt
hineingezogen wurde und dadurch die Maschine plötzlich zum Stehen brachte.
Diesen Uebelstand hat Willmer damit völlig entfernt, daß
er die Schiebeplatte C in eine schräge Lage brachte,
parallel mit der Tangente HJ, wodurch dann auch
die spitzen Zähne an der Innenfläche von C überflüssig
wurden.
In der Zeit von 12 Stunden liefert die Maschine circa 20
Centner vortrefflich geraspeltes Farbholz.