Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. , S. 153 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Schloßfabrik des Hrn. Hobbs in
London.
Der Name Hobbs ist zur Zeit der großen
Industrie-Ausstellung in London (1851) vielfach genannt worden, wo sich
dieser Herr durch das Oeffnen mehrerer, früher in England als unaufmachbar
betrachteten Schlösser einen gewissen Ruf erwarb. Hr. Hobbs ist aber nicht bloß ein wissenschaftlicher Schloßaufmacher, sondern
auch ein tüchtiger Schloßfabrikant und besitzt eine trefflich eingerichtete Fabrik
(Firma: Hobbs, Ashley und Comp.) in London (Arlington-street, New North
Read), wo er mit allen Hülfsmitteln der Mechanik und genauer Kenntniß der
Schlosserkunst alle Sorten seiner einfachen und seiner Sicherheitsschlösser
anfertigt.
Wir erläutern hier namentlich die Fabrication eines gewöhnlichen eingesteckten
Schlosses in der Art und Weise wie sie Hobbs
verfertigt.
Starkes Schwarzblech wird mit einer Dampfschere in Stücke zerschnitten von der Größe
wie der Schloßkasten es erheischt. Diese Stücke werden in einem Sauerwasser gebeizt,
um allen Rost von ihrer Oberfläche zu entfernen. Man bringt sie dann unter einen
Durchstoß, wo mit einem Schlag alle Löcher eingepreßt werden, welche in die
Schloßkastenplatte hineinkommen müssen. Eine zweite Maschine nimmt auf sehr zarte
Weise den Grath weg, mit anderen Worten, reibahlt die Löcher aus. Es sind nun
Schloßbleche. An diese wird eine Kante, dem Stulp entgegengesetzt, umgebogen, was
ebenfalls kalt geschieht. Die beiden langen Seiten des Umschweifs bestehen aus
Stücken von hämmerbarem Gußeisen und haben Stifte, die in die Löcher des
Schloßbleches sehr genau passen. Die Kanten dieser Umschweifsstücke, womit sie gegen
das Schloßblech stoßen, sind genau parallel abgefräst. Der Stulp des Schloßkastens
endlich besteht aus einem Eisenstreifen, welcher mit 7 Oeffnungen durchlocht ist,
nämlich die Oeffnungen für den Riegel, die Falle, den Nachtriegel und 4 Löcher für
Schrauben, mit denen das Schloß an die Thür angeschlagen wird. Die Deckplatte wird
ebenso angeschlagen und gelocht wie das Schloßblech, aber man nimmt ein dünneres
Blech dazu. Kleine Messingringe, die ausgepreßt, dann auf einer sehr sinnreichen
Maschine ausgedreht werden, paßt man in die Löcher des Schloßbleches und der
Deckplatte für die Thürgriffe und den Schlüssel mittelst einer Stellmaschine
ebenfalls genau ein.
Der Schloßkasten oder das Aeußere des Schlosses ist nun fertig. Es handelt sich
weiter um das Eingerichte. Es sind zunächst nöthig 7 Stifte, Niete und Schrauben von
verschiedener Länge und Dicke, und werden dieselben sämmtlich auf kleinen
selbstthätigen Maschinen gleich den übrigen nöthigen Schloßtheilen gefertigt.
Mehrere dieser Maschinen, die wir hier natürlich nicht einzeln beschreiben können,
sind sehr merkwürdig. So unter anderen die Schrauben-Schneidemaschine, welche
einen Eisendraht packt, den Schraubengang einschneidet, auf einer Seite den Kopf
anschneidet und auf der andern die Spitze der nächsten Schraube andreht, und wenn
dieß geschehen ist, die fertigen Schrauben abschneidet und alles dieß, ohne daß eine
Menschenhand dabei nöthig wäre.Diese Maschine mag vielleicht der von J. B. Rechsteiner in Connewitz bei Leipzig ähnlich seyn, die auch ganz
selbstthätig Metallschrauben von großer Vollkommenheit schneidet, ohne daß,
wie der Erfinder sagt, eine Aufsicht dabei nöthig wäre. Er hält aber seine
Maschine so geheim, daß selbst seine vertrautesten Freunde dieselbe nicht zu
Gesicht bekommen.Wieck. Sämmtliche arbeitende Maschinen werden von jungen Mädchen beaufsichtigt.
Die Riegel werden in Gesenken geschmiedet, welches Verfahren bekannt ist, durch
Maschinen abgeglichen, der Angriff angesetzt, die Riegelstifte eingesetzt und
abgefräst bis die erforderliche Form erreicht ist.
Die Zuhaltungen und Besatzungen werden ebenfalls auf Durchstößen zur Form gebracht
und abgefräst und passend gemacht nach genauer Schablone, so daß ein Theil in alle
Schlösser von einer Art und Nummer paßt.
Die Federn werden aus Stahlblech ausgepreßt, mit Rundsägen eingeschnitten, gelocht,
gehärtet, gebogen und endlich angenietet, wo sie wirken sollen auf Zuhaltungen und
Hebel.
Die Schlüssel werden zunächst roh auf einem Fallhammer in Gesenken geschmiedet,Solche roh in Gesenken geschmiedete Schlüssel, welche die Schlosser fertig
machen, liefert u.a. F. Schörg in München.
Derselbe liefert auch noch sonst maschinenmäßig gearbeitete Schloßtheile.
Ganz fertige Schlüssel bis zum Richtigfeilen und Einstreichen des Barts
kommen überhaupt viel in den Handel.Wieck. dann der Schaft zum Rohr durch Einbohren des Loches auf einer kleinen
Drehbank gemacht. Man schneidet dazu in den Schaft eine kleine Rinne ein, um ihn auf
der Bank in richtiger Lage zu erhalten. Die Fräsmaschinen und die Drehbank vollenden
nun die Form des Ringes und das Aeußere des Bartes. Dieses Schmieden in Gesenken,
Bohren, Drehen und Fräsen geschieht auch in einigen deutschen Fabriken und werden
solche Schlüssel vielfältig verkauft. Ein Makel dieser Schlüssel ist, daß die Fasern
des Eisens im Barte dieselbe Richtung haben wie die des Rohrs, woraus hervorgeht,
daß bei zu großer Gewalt der Bart leicht abbrechen kann. Da aber die Hobbs'schen Schlösser sich gewiß sehr sanft und fleißig
schließen, so dürfte wohl keine Gefahr vorhanden seyn, daß die Bärte brechen, um so
weniger da Hobbs gewiß das beste Eisen zu seinen
Schlüsseln nimmt.
Wenn alles, wie wir beschrieben, so weit fertig ist, werden die Stufen oder Staffeln
in den Bart geschnitten, welche bekanntlich auf Hebel-Zuhaltungen in den
Schlössern wirken, die in Deutschland Chubb-Schlösser genannt werden, obgleich die erste Erfindung derselben
von einem gewissen Barron herrührt und schon im Jahr 1778
gemacht worden ist. Hobbs scheint demnach diese
Hebel-Zuhaltungen auch für seine gewöhnlichen Einsteckschlösser zu benutzen,
wodurch sie allerdings viel sicherer werden, zumal er Einrichtungen anbringt, die
ihr Oeffnen, außer mit dem richtigen Schlüssel, sehr schwierig machen. Wir in
Deutschland dahingegen begnügen uns mit Schlössern die jeder einfache Dietrich
öffuet. Unsere deutschen Spitzbuben sind noch nicht gelehrt genug, was eine wahre
Wohlthat wäre, wenn's wirklich so wäre!
Die Staffeln der Schlüsselbärte für Hobbs'sche Schlösser
werden nicht alle in gleicher Abstufung abgeschniten. Wäre dieß der Fall, so würde
ein Schlüssel alle Schlösser schließen, was vermieden werden muß. Für jedes Schloß
muß im Gegentheil ein besonderer Schlüssel vorhanden seyn, der nur dieses und kein
anderes Schloß schließt, während sein Schloß von keinem andern Schlüssel geschlossen
werden kann.
Zum Einschneiden der Staffeln in der mannichfachsten Versetzung bedient sich Hobbs einer Maschine, in welcher sich Schneideräder mit
leichter Mühe verstellen laßen, so zwar, daß sie bei jedem Schlüssel verschiedene
Tiefen einschneiden. Jeder Schlüssel kann also verschieden von Bart gemacht werden,
und damit der Arbeiter an der Schneidemaschine nicht zufällig einen Schlüssel macht
wie den andern, geschieht das Verstellen der Räder der Schneidemaschine mittelst
eines selbstthätigen Stellapparats. Die genaue Beschreibung dieser Maschine kann
hier nicht gegeben werden.
Es begreift sich nun ferner, daß die Schlüssel nicht nach der Stellung der
Zuhaltungshebel der Schlösser gemacht werden, sondern umgekehrt die Zuhaltungshebel
oder vielmehr deren Schlitze, wodurch der Stift des Ringels schlüpft, wenn das
Schloß sich öffnen soll, nach einem betreffenden Schlüssel eingeschnitten werden.
Daraus folgt denn, daß nur dieser Schlüssel und kein anderer das betreffende Schloß
öffnen kann, weil kein anderer Schlüssel den Schlitz der Zuhaltungshebel so genau
einzustellen vermag, in Folge der Einwirkung der Schlüsselstaffeln, daß der
Riegelstift durch den Schlitz zu schlüpfen vermag.
Unsere französische Quelle hat die Sache nicht so beschrieben. Die scheint zu
glauben, daß der Schlüssel nach der Hebelstellung im Schlosse gemacht wird, wovon
sie keine richtige
Vorstellung hat. Sie beschreibt eine Maschine mit welcher die Schlüssel auf ihre
richtige Staffelhöhe geprüft werden, was ganz unnöthig ist, da der Schlüssel, er mag
seyn wie er will, die ihm beigehörige Schloßstellung, wenn man sich so ausdrücken
darf, selbst bestimmt. Es handelt sich nur darum, den Schlüssel einzusetzen (zu
härten), so daß er sich beim Gebrauch nicht abschleifen kann. Dieses Abschleifen der
Bartstaffeln hat zur Folge, daß die Hebel sich beim Schließen nicht gehörig
einstellen und das Schloß nicht geschlossen werden kann. Tritt ein solcher Fall ein,
so muß im Zuhaltungshebelschlitz nachgeholfen werden.
Zum Oeffnen der Falle in Riegel- und eingesteckten Schlössern dient die
sogenannte Nuß, welche durch die Spindel derselben mittelst des Thürknopfes bewegt
wird. Dieser Theil wird ebenfalls ganz in derselben Weise wie die andern
Schloßtheile gefertigt und bedient sich Hobbs dazu unter
andern auch sehr gut wirkender Schleifscheiben.
Die Zuhaltungshebel sind aus Messing gemacht.
Wer die Wirkung einer gut eingerichteten Fabrik auf Verwohlfeilerung der Arbeit und
Verbesserung der Beschaffenheit des Artikels, der fabricirt wird, kennt, wird nicht
darüber in Zweifel seyn, daß Hobbs bessere und billigere
Schlösser anzufertigen im Stande ist als irgend ein deutscher Schlosser mit all
seiner Kunst, billigerem Arbeitslohn und geringerem Verdienst. Und in der That wird
es keinem Fachkenner einfallen, die vorzüglichen Schlösser, welche Hobbs, Grund seiner vorzüglichen Einrichtungen, machen
muß, mit unsern deutschen Fabrikschlössern vergleichen zu wollen, die wohl
Fabrikschlösser heißen, es aber nicht sind, denn unseres Wissens werden deutsche
Fabrikschlösser ebenso fabricirt wie englische Fabrikschlösser, d.h., von kleinen
Meistern und ihren Gehülfen in Städten und auf Dörfern, die ihre Schlösser an
sogenannte Fabrikverleger verkaufen, welche sich für Fabrikanten ausgeben, es aber
nicht sind.
Es mag Ausnahmen von dieser Regel in Deutschland geben, aber sie sind wenig bekannt.
Jeder weiß aber, daß man in Deutschland in die größten Eisenwaarenhandlungen gehen
und nach guten deutschen Zuhaltungs- und tüchtig gearbeiteten
Sicherheitsschlössern fragen kann, erhalten wird man nur englische Schlösser. Ob die
Kunstschlosser in Deutschland, welche sich jetzt gar sehr auf die Fabrication von
feuerfesten Geldschränken geworfen haben, ihre Sicherheitsschlösser selbst machen
oder aus England beziehen, wissen wir nicht, und die Schlosser wissen nichts von
uns, da sie sich um die Literatur nicht bekümmern.
Allerdings macht ein sogenannter Schloßfabrikant in Westphalen oder in Staffordshire
(Wolverhampton) sein Lebelang nichts anderes als Schlösser und bringt es zu einer
großen Fertigkeit in deren Anfertigung bei ungeheuer billigen Preisen, aber die
Schlösser selbst werden nicht besser, sondern immer schlechter, je länger sie so
gemacht werden und es noch Leute gibt, die sie kaufen. –
Die Hobbs'sche Fabrik ist ein Gebäude von 4 Stockwerk, das
Kellergeschoß dient zur Aufbewahrung von Vorräthen. Zu ebener Erde stehen die
schweren Werkzeuge, im ersten Geschoß die feineren Arbeitsmaschinen und in dem
oberen Geschoß geschieht die Zusammensetzung der Schlösser, die Verpackung und was
sonst zum Geschäft gehört. Eine Dampfmaschine bewegt das ganze Werk.
Die Zahl der Arbeiter, Mädchen, Kinder, Burschen und Männer ist 150. Außer
gewöhnlichen Thürschlössern werden auch Kasten-, Koffer-,
Pult-, Gefängniß-, Geldschrank- und Hängeschlösser
fabricirt.
Wenn wir in Deutschland unsere Schloßfabrication zu verbessern wünschen, so möchten
wir ein Studium jener Hobbs'schen Fabrik, doch
gleicherweise empfehlen einen Abstecher nach Wolverhampton zu machen, um die Fabrik
von Chubb zu sehen, welche ähnliche Einrichtungen wie Hobbs hat, wenn auch nicht so vollkommen, dann auch die
Fabrik von John Harper u. Comp., Albion Works Willenhall, endlich die von George
Price, Cleveland Safeworks, Wolverhampton, wo man Geldschränke bekommen
wird von einer Vorzüglichkeit wie sie in Deutschland kaum gefertigt werden dürften,
wenn auch im Aeußern schöner, zierlicher und bestechlicher, worauf es aber
begreiflicher Weise nicht ankommt. (Deutsche Gewerbezeitung, 1859, Heft 1, S.
30.)
Krupp's Gußstahlfabrik.
Die Krupp'sche Gußstahlfabrik ist nach dem Essener Handelskammerbericht so ausgedehnt worden, daß
sie gegenwärtig umfaßt: 161 Schmelz-, Glüh- und Cementiröfen; 12
Dampfmaschinen von 4, 6, 7, 10, 13, 15, 25, 30, 40, 100 und 200 Pferdekräften; 7
Dampfhämmer von 7, 10, 17, 20, 30, 100 und 150 Ctr.; 2 Aufwerfhämmer à 10 und 20 Ctr.; 1 Schwanzhammer à 1 1/2 Ctr.; 45 Schmiede-Essen; 57
Drehbänke, 18 Hobelmaschinen, 15 Fräsbänke, 10 Bohrmaschinen und 5 Schleifbänke.
Dieselbe producirte 7,000,000 Pfd. Gußstahl und beschäftigte über 1000 Arbeiter. Wie
das Etablissement einzig in seiner Großartigkeit dasteht, so ist sein Ruf ein
europäischer. Die Fabricate desselben, hauptsächlich Kanonen, Achsen,
Eisenbahnwagen-Federn und Radbandagen erfreuen sich der allgemeinen
Anerkennung. Eine weitere Ausdehnung in großartigem Maaßstabe wird für dieses Jahr
bezweckt. (Allgemeine berg- und hüttenmännische Zeitung, 1859, Nr. 29.)
Hohles Stabeisen.
W. G. Cambrige zu Bristol – schreibt das Min. Journal S. 437 – bringt eine neue Erfindung
in der Darstellung von Stabeisen, wobei die Vortheile einer Röhre mit denjenigen
eines Stabes verbunden werden, indem große Festigkeit und zugleich große
Leichtigkeit erlangt wird. Er formt nämlich eine Röhre von beliebigem Durchmesser,
an welcher eine Rippe oder Flantsche entlang läuft und zwar in der ganzen oder in
einem Theile der Länge. Diese Flantsche läßt sich mit Löchern versehen, um Haken
oder andere Verbindungen daran zu befestigen. (Wochenschrift des schlesischen
Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr. 29.)
Legirung von Aluminium und Eisen.
Der in England und auch bei uns wohlbekannte Eisenhüttenmann, Hr. S. B. Rogers, führt mit Bezugnahme auf die in neuerer Zeit so
viel besprochenen Legirungen von Aluminium (dem in der Thonerde enthaltenen Metalle)
mit andern Metallen an, daß er schon in seiner „Metallurgie“
auf die Wichtigkeit des Aluminiumgehaltes, besonders für Stahl hingewiesen habe.
Indem man kohlenstoffreichen Stahl mit Thonerde schmilzt, erhält man eine spröde
Legirung, welche im Bruche weiß und körnig ist, und bei der Analyse 64 Proc.
Thonerde (vielmehr das diesen 64 Proc. entsprechende Aluminium) gibt. Wenn man 1
Thl. davon mit 8 Thl. Stahl zusammenschmilzt, erlangt man einen Stahl, der 8 Proc.
Thonerde (vielmehr das diesen 8 Proc. entsprechende Aluminium) enthält und in seinen
Eigenschaften dem besten Bombay-Wootz nichts nachgibt. Beim Anätzen zeigt er
die eigenthümliche feinwellige Damascirung. Der nach dem Verfahren des Sir C. Knowles gefertigte Stahl wird wegen seiner großen
Dichtigkeit, Festigkeit und Härte sehr gerühmt. Auch hier ist ein Aluminiumgehalt
anzunehmen, da das Wesentliche dabei in dem Zuschlage von Porzellanerde besteht, die
reich an Thonerde ist. In dem besten Süd-Wales- und
Monmouthshire-Eisen ist durch den Verfasser ein starker Gehalt an Aluminium
und Silicium nachgewiesen worden, so besonders in dem Beaufort- und
Blaenavon-Eisen. (Mining Journal, 1859 S. 118;
Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr.
28.)
Ueber die chemischen Veränderungen, welche das Roheisen
während des Puddelns erfährt; von Prof. Calvert und Dr. R. Johnson.
Die Abhandlung der Genannten „über die chemischen Veränderungen, welche das
Roheisen während seiner Umwandlung in Stabeisen erfährt“ (polytechn.
Journal Bd. CXLVI S.
121) hat den Oberbergingenieur Gruner in
Saint-Etienne zu Gegenbemerkungen veranlaßt, welche wir im zweiten Januarheft
(Bd. CLI S. 134) mitgetheilt haben. Bezüglich der letzteren erhielten wir von Hrn.
Prof. Calvert folgende Zuschrift:
„In Ihrem zweiten Januarheft befinden sich einige Bemerkungen über eine
frühere Arbeit von uns, die ich nicht ganz unberücksichtigt lassen mag, da sie
leicht zu Irrthum führen können.
Die Zunahme des Kohlenstoffgehalts beim Schmelzen des Eisens erklärt sich einfach
dadurch, daß man beim Puddeln von Eisen welches zum Drahtziehen bestimmt ist
– was hier der Fall war – genöthigt wird, den mit
kohlenstoffreichen Gasen angefüllten Ofen zu schließen, um die Temperatur so
hoch wie möglich zu erhalten, wobei das Metall Kohlenstoff aufnimmt.
Jeder der das Aufschäumen und Kochen der geschmolzenen Eisenmasse genau
beobachtet hat, wird zu der Meinung gelangen, daß dasselbe nicht von der Bildung
von Kohlenoxyd herrühren kann, denn Kohlenoxyd wird erst gegen das Ende des
Aufkochens entwickelt.
Ob die Erklärung die ich gegeben habe, die richtige sey oder nicht, mag dahin
gestellt bleiben, jedenfalls rührt das Aufkochen von dem von mit angegebenen
oder einem noch unbekannten Umstande her, und gewiß nicht von der Bildung von
Kohlenoxyd.
Manchester, 6. Juli 1859.
F. Crace Calvert.“
Benutzung des in den galvanischen Säulen zurückbleibenden
Zinkvitriols und Behandlung der Zinkblende auf nassem Wege; von Hrn. Keßler.
Wenn man gleiche Aequivalente von Zinkvitriol und Kochsalz mischt, so sind die
Krystalle welche sich bei einer Temperatur über 10° C. bilden, ein Doppelsalz
von schwefelsaurem Zinkoxyd und schwefelsaurem Natron, aber bei 0° bestehen
sie aus reinem schwefelsauren Natron. In jenem Falle kann man die Mutterlauge mit
Vortheil zur Darstellung von Zinkoxyd benutzen.
Die Zinkblende gibt nach dem Rösten und Vermengen mit Kochsalz durch ein ähnliches
Verfahren schwefelsaures Natron und Chlorzink, mit welchem man Zinkweiß darstellen
kann. (Comptes rendus, Juni 1859, Nr. 26.)
Ueber das Lackiren und Bronziren verschiedener Thonwaaren; von
J. Fischer, Werkmeister in der Steingutfabrik zu
Totis.
Viele Gattungen der Thonwaaren, insbesondere Luxusgegenstände oder auch solche, die
nie oder doch selten der Wärme ausgesetzt sind, werden jetzt häufig, anstatt des
kostspieligen und mühevollen Verfahrens des Glasirens, mit einem aus Harz
gefertigten, wenn auch nicht dauerhaften, doch schönen Lackfirniß überzogen oder
auch bronzirt. Durch dieses Verfahren erreicht man eine Auswahl von Nüancen die dem
Auge des Käufers schmeicheln, und dadurch und durch sehr wohlfeile Preise hat dieser
Industriezweig einen bedeutenden Aufschwung genommen.
Die Erzeugung dieser Geschirre ist an und für sich sehr einfach, indem hiebei das bei
anderen Thonwaaren so unumgänglich nothwendige Glattbrennen wegfällt und der
Erzeuger dadurch eine beträchtliche Summe an Holz und Arbeitslohn erspart. Der Thon
wird fein geschlämmt in reinen und scharfen Gypsformen verarbeitet, dann die
erhaltenen Waaren getrocknet und in einem gewöhnlichen Töpferofen gebrannt. Nach dem
Abkühlen werden dann die Geschirre ausgenommen und den Arbeitern zum Lackiren
übergeben. Das Lackiren zerfallt in zwei Abtheilungen, nämlich die Erzeugung des
Lacks und das Auftragen desselben auf die Geschirre. Je nachdem man mehr oder
weniger glänzenden und dauerhaften Lack haben will, wendet man entweder Bernstein
oder Copal zur Anfertigung desselben an.
Einen schönen Bernsteinlack erhält man, wenn man 1 Pfund klaren Bernstein in einem
glasirten Topfe auf Kohlen so weit zerfließen läßt, bis einige Tropfen auf einen
eisernen Spatel genommen tropfenweise ablaufen; ist dieses geschehen, so gießt man
12 bis 16 Loth gekochtes und warmes Leinöl hinzu und rührt gut um Hat sich das Oel
mit dem Bernstein vereinigt, so wirft man ein Stückchen getrocknete Brodrinde
hinein, nimmt den Topf vom Feuer, um ihn ein wenig erkalten zu lassen, und gießt
dann unter beständigem Umrühren 1 Pfund klares erwärmtes venetianisches Terpenthinöl
hinzu. Dieser Firniß gibt, durch Löschpapier filtrirt, dem chinesischen Lack in
nichts nach. Auf andere Art erhält man einen schönen Lack, wenn man den Bernstein
auf die oben angegebene Art schmilzt, bis er von dem Spatel rein abläuft; dann läßt
man ihn unter stetem Umrühren erkalten und gießt, wenn dieß erfolgt ist,
tropfenweise Terpenthinöl hinzu. Hat nun die Masse die Consistenz von Syrup erlangt,
so setzt man das Gefäß auf Kohlenfeuer, und sobald die Masse zu wallen anfängt,
gießt man Terpenthinöl in stärkeren Portionen hinzu. Ist der Firniß gehörig flüssig,
so gießt man, indem man das Gefäß vom Feuer nimmt, eine kleine Portion klares Leinöl
hinzu. Will man sich überzeugen, ob der fertige Firniß anwendbar ist, so lasse man
einige Tropfen auf Glas oder Blech fallen, läuft er langsam ab, so ist er gut,
bleibt er aber stehen, so ist er zu dickflüssig und muß mit etwas Terpenthinöl
verdünnt werden.
Copallack wird erzeugt, wenn man pulverisirten Copal in einem in heißem Sande
stehenden Gefäße mit Rosmarinöl in kleinen Portionen überschüttet, bis das Oel
gesättigt ist; gießt man nun eine verhältnißmäßige Menge Alkohol hinzu, so erhält
man einen vortrefflichen Firniß. Beim Auflösen des Copals in Lavendelöl oder Alkohol
verfährt man auf folgende Weise: 6 Loth rectificirtes Lavendelöl werden mit 1/8 Loth
Kampher in einem gläsernen Kolben so lange in der Wärme stehen gelassen, bis der
Kampher aufgelöst ist und die Lösung zu wallen anfängt; dann schüttet man nach und
nach in ganz kleinen Portionen (bis zu 4 Loth) pulverisirten Copal zu, rührt Alles
so lange, bis letzterer geschmolzen ist, setzt sodann 8 Loth reines klares
Terpenthinöl hinzu und hat nun einen schönen Firniß.
Zum Anstrich auf Geschirre wird der Firniß mit der beliebigen Farbe abgerieben und
dann mit einer langhaarigen Bürste auf das Geschirr aufgetragen, in einer Muffel aus
Thon oder Eisenblech bei einer solchen Wärme scharf getrocknet, wie sie die Hand
eines Menschen erleiden kann, denn ist die Hitze stärker, so kocht der Lack auf und
verbrennt. Es ist viel vortheilhafter für den Fabrikanten, wenn er die zum Anstrich
gewählte Farbe erst mit Terpenthinöl fein abreibt, sodann den Firniß zusetzt und mit
dieser Mischung so lange das Stück überstreicht und trocknet, bis die Farbe ganz
gleichmäßig darauf vertheilt ist, dann wird erst der reine Firniß aufgetragen und
gut eingetrocknet. Soll aber das Stück bronzirt werden, so reibt man, je nachdem man
eine Nüance anzuwenden gedenkt, zu Gold-, Silber- oder Kupferfarbe Zinnoberroth, zu Bronzefarbe Chromgrün etc. in den Firniß zur Grundfarbe auf, überstreicht damit den zu
bronzirenden Gegenstand, läßt den Firniß halb auftrocknen und tupft sodann das feine
Bronzepulver mit einem Dachs- oder Fischpinsel auf. Je feiner das
angestrichene Geschirr gearbeitet ist und je feiner das Bronzepulver war, desto
schöner und gelungener wird die erzeugte Waare seyn. Daher muß man sehr aufmerksam
und rein zu Werke gehen, um etwas sehr Gelungenes in diesem Industriezweige liefern
zu können. (Die neuesten Erfindungen, 1859 S. 2.)
Ueber die Extraction des Farbstoffs der Alkannawurzel mittelst
Schwefelkohlenstoff; von Lepage.
Grob gestoßene Alkannawurzel wird mit Schwefelkohlenstoff erschöpft, welcher den
Farbstoff derselben vollständig auszieht. Von dem Auszuge wird der größte Theil des
Menstruums im Wasserbade abdestillirt, der Rückstand in einer Schale einige Zeit in
heißes Wasser gehalten, um den letzten Rest des Schwefelkohlenstoffes zu verjagen,
dann kalt mit destillirtem Wasser behandelt, welches 2 Proc. Aetznatron gelöst
enthält. Das Anchusin löst sich darin und ertheilt der Flüssigkeit eine prächtige
indigoblaue Farbe; im
Rückstande bleibt eine, größtentheils aus Fettstoffen bestehende Substanz. Nachdem
die blaue Flüssigkeit filtrirt worden, setzt man ihr nach und nach sehr verdünnte
Salzsäure bis zum geringen Ueberschusse zu, wodurch sie getrübt wird und nach
längstens 24 Stunden einen rothbraunen Niederschlag absetzt. Man wäscht diesen
fünf- bis sechsmal mit destillirtem Wasser aus, sammelt ihn auf starkem
Leinen, preßt nach dem Abtropfen gehörig aus und trocknet. So dargestelltes Anchusin
bildet eine zerreibliche Masse, welche ein purpurrothes Pulver von so beträchtlicher
Färbekraft liefert, daß 5 Centigramme desselben hinreichen, 100 Grm. Fett gehörig zu
färben. (Aus l'Echo méd., durch Archiv der
Pharmacie.)
Ueber Anilin-Violett.
Die neuerlichen Untersuchungen über die violette Färbung, welche das Anilin unter
gewissen oxydirenden Einflüssen annimmt, veranlaßten Hrn. Berthelot folgende, von ihm schon vor einigen Jahren beobachtete Thatsache
zu veröffentlichen.
Wenn man Phenylsäure (Karbolsäure) mit ein wenig Ammoniak
vermischt und dann Chlorkalk zusetzt, so entsteht eine blaue
Färbung, analog derjenigen, welche das Anilin unter denselben Umständen
annimmt.
Diese Erscheinung gab vielleicht Veranlassung die Gegenwart von Anilin in Substanzen
anzunehmen, welche von demselben keine Spur enthielten. (Répertoire de Chemie appliquée, Mai 1859, S. 284.)
Ueber die Anwendung von Wachs und Harz zu Anstreichfarben, von
Alluys; nach einem Bericht von Barreswil.
Die Oelanstriche haben den Uebelstand, daß sie verhältnißmäßig lange Zeit zum
Trocknen erfordern. Wenn das Terpenthinöl verdunstet ist, bleibt der Anstrich noch
weich und wird nur langsam vollkommen trocken. Man kann zwar durch Zusatz gewisser
Stoffe das Trocknen beschleunigen, es erfordert aber immer noch verhältnißmäßig
lange Zeit, so daß man einem Oelanstrich deßhalb öfter den weniger dauerhaften
Leimanstrich vorzieht. Alluys schlägt nun eine Mischung
vor, die eben so schnell wie Leimanstrich trocknet und doch einen Anstrich gibt,
welcher geschmeidig und dauerhaft wie Oelanstrich ist. Zu diesem Zweck fügt er der
in gewöhnlicher Manier angeriebenen Farbe statt des Ueberschusses von Leinöl eine
Lösung von Wachs und Harz in Terpenthinöl hinzu. Die so bereitete Mischung hat das
Ansehen gewöhnlicher Oelfarbe und verhält sich fast eben so, läßt aber nach dem
Verdunsten des Terpenthinöls eine Schicht zurück, welche hinreichend fest ist, um
ohne Abfärben eine gelinde Reibung zu vertragen. Der mit dieser Mischung
hergestellte Anstrich wird mit der Zeit vollkommen trocken und hart, erlangt aber
nach Barreswil doch niemals eine gleiche Härte wie ein
mit gewöhnlicher guter Oelfarbe bereiteter Anstrich. Derselbe bezweifelt jedoch
nicht, daß wenn auch die gewöhnliche Oelfarbe in manchen Fällen vorzuziehen ist,
doch unter Umständen die Alluys'sche Mischung mit
Vortheil angewendet werden kann. Diese Mischung wird bereitet aus:
reinem gelben Wachs
10 Kilogr.
Leinöl
10 „
Terpenthinöl
8 „
gewöhnlichem Harz
5 „
Man löst einerseits das Wachs in dem Leinöl und andererseits das Harz in dem
Terpenthinöl in gelinder Wärme auf, indem man dabei ganz reine Gefäße anwendet. Wenn
die Lösung erfolgt und der Inhalt der beiden Gefäße vollkommen flüssig ist, nimmt
man dieselben vom Feuer weg und bewirkt die Vermischung, indem man den Inhalt des
einen Gefäßes in das andere gießt und die Masse umrührt, bis sie dicklich geworden
ist. In diesem Zustande kann man dieselbe ohne weiteren Zusatz für verschiedene Zwecke
verwenden, namentlich zum Ersatz der Wachszubereitungen und der Frescomanier in
Kirchen etc., zum Schutz von im Freien befindlichen Steinarbeiten und Sculpturen
etc. Wenn man sie zum Anstreichen anwenden will, fügt man ihr so viel Terpenthinöl
hinzu, daß sie genügend verdünnt, jedoch nicht flüssig wird. Man nimmt dann den mit
Oel abgeriebenen Farbstoff, fügt ihn der Masse im Verhältniß von 1/3 des Volumens
derselben hinzu und rührt mit einem Spatel um, indem man von Zeit zu Zeit noch etwas
Terpenthinöl zusetzt. Die so bereitete Mischung wird zum Anstreichen und Malen in
gewöhnlicher Art verwendet. (Polytechnisches Centralblatt, 1859 S. 830.)
Kautschukleim zur Reparatur der Kautschukschuhe etc.
Zur Darstellung des Kautschukleims, welcher zu mannichfachen Zwecken, besonders aber
zur Reparatur der Kautschukschuhe verwendet wird, löst man 1 Theil Kautschuk in
5–6 Theilen Schwefelkohlenstoff. Man verfährt dabei am besten so, daß man den
Kautschuk fein zerschnitten in ein verschließbares Glasgefäß bringt, die nöthige
Menge Schwefelkohlenstoff darauf gießt und dann das Glas verschließt. Zur Auflösung
eignet sich nicht jeder Kautschuk, am besten dazu ist das schwarze, welche
Radirgummi.
Die Auflösung geht schon in der Kälte allmählich vor sich und kann befördert werden
durch häufiges Schütteln des Glases und Umrühren dsr Masse. Sollte der Leim etwas zu
dick ausfallen, oder sollte er im Laufe der Zeit durch öfteres Oeffnen des Gefäßes
dickflüssiger werden, als für seine Verwendung wünschenswerth ist, so kann leicht
dadurch nachgeholfen werden, daß man etwas Schwefelkohlenstoff darüber gießt und die
Masse wieder unter einander mengt, wie umgekehrt ein zu dünnflüssiger Leim durch
Zusatz von Kautschuk verbessert werden kann.
Rascher als bei gewöhnlicher Temperatur geht die Auflösung vor sich, wenn man das
Glas, das den Kautschuk und Schwefelkohlenstoff enthält und das mit Kork und Blase
gut verschlossen ist, einige Zeit in erwärmtes Wasser stellt, das aber die
Temperatur von 25° R. nicht überschreiten sollte.
In Betreff des Schwefelkohlenstoffs ist noch zu bemerken, daß derselbe ganz
wasserfrei seyn muß. Da er aber wegen seiner großen Flüchtigkeit in der Regel mit
einer Schichte Wasser übergossen wird, so muß er vor der Verwendung entwässert
werden dadurch, daß man Stücke von geschmolzenem Chlorcalcium in das Gefäß und
einige Zeit unter Umschütteln mit dem Schwefelkohlenstoff in Berührung bringt;
derselbe kann dann in ein anderes trockenes, gut verschließbares Gefäß übergefüllt
werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1859, Nr. 30.)
Neues Deckmaterial für Zuckerfabriken.
Die mehrfachen Nachtheile, welche mit der Anwendung des Thonbreies als Deckmasse
verbunden sind, haben den Fabrikanten Verdeur in Bordeaux
veranlaßt, ein anderes Material in Anwendung zu bringen, nämlich eine aus weißem,
ungeleimtem Papier hergestellte Paste.
Auf die Oberfläche des zu deckenden Brodes wird zunächst eine Baumwollpackung
gebracht und auf diese Packung wird ein Zinkgefäß gestellt, welches denselben
Durchmesser hat wie die Form, mit einem durchlochten Boden versehen und durch drei
Scheidewände in drei Abtheilungen getrennt ist. Das aus der aufgelegten Papierpaste
hervordringende Wasser verbreitet sich in der Baumwollpackung und vertheilt sich
ganz gleichmäßig durch die gesammte Zuckermasse. (Württembergisches Gewerbeblatt,
1859, Nr. 23.)