Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. , S. 315 |
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Miscellen.
Miscellen.
Anwendung des Zeuner'schen
Diagrammes auf Steuerungen mit kurzen Excenterstangen.
Unter diesem Titel findet sich im polytechn. Journal Bd. CL S. 241 ein Aufsatz von Hrn. Fuhst, auf den sich Hr. Fuhst
bei späteren Arbeiten mehrfach bezieht. In diesem Aufsatze wird gezeigt, daß das
Diagramm für Steuerungen mit sehr kurzen Stangen nicht mehr genüge und man bei
Bestimmung des Schieberweges in der Formel auch noch das Glied benutzen müsse,
welches ich das Fehlerglied genannt habe, und das nur in solchen Fällen, wo die
Excenterstangen lang genug sind, noch vernachlässigt werden kann. Diese Bemerkung,
die ganz richtig ist, und die ich auch schon in meiner Schrift „die
Schiebersteuerungen“ gemacht habe, führt nun Hrn. Fuhft dazu, eine graphische Methode zu geben, die in
Verbindung mit dem Diagramme ganz genau die Schieberwege geben soll, indem er die
Größe des Fehlergliedes auf constructivem Wege bestimmt
An einer Meyer'schen Steuerung zeigt dann Hr. Fuhst beispielweise, wie die Scala für die variable
Expansion construirt werden kann und findet bedeutende Abweichungen von den
Resultaten, die nach meiner Methode gefunden werden.
Die ganze Rechnung und die sich darauf stützenden Bemerkungen und Regeln des Hrn. Fuhst sind aber unrichtig und
aus einem Rechnenfehler hervorgegangen, der sich auch in seinen späteren Aufsätzen
(Bd. CLI S. 321 und 341) wiederholt.
Ist r die Excentricität einer einfachen Steuerung, δ der Voreilwinkel, l
die Länge der Excenterstange, so ist der Schieberweg ξ beim Drehwinkel ω:
Textabbildung Bd. 153, S. 315
wie ich im „Civilingenieur“, Bd. II S.
203 zeigte. Das zweite Glied ist das Fehlerglied, das ich vernachlässigte; nennt
man, wie Fuhst, für diesen Fall den Schieberweg ξ₁, so ist:
ξ₁ = r sin .
(ω + δ), (2)
und das ist der Werth, den man durch das Diagramm erhält;
dieser Werth, in die erstere Gleichung substituirt, gibt den Schieberweg genau
ξ = ξ₁
– ξ₁²/21. (3)
So weit ist die Betrachtung von Hrn. Fuhst ganz richtig,
bei der Anwendung aber übersieht er einen wichtigen Punkt. Die Gleichung (3) ist
nämlich nur richtig für den Drehwinkel ω =
– δ bis ω = 180 – δ; denn nur
während dieses Winkelintervalles ist in Gleichung (1) das erste Glied, nämlich r sin . (ω + δ) positiv; wenn hingegen die Kurbel die andere
Hälfte des Kreises, also den Winkel:
ω = 180 – δ bis 360 – δ
durchläuft, ist das Glied r sin .
(ω + δ)
negativ, während das Fehlerglied immer das gleiche Vorzeichen behält, da es im Quadrat vorkommt.
Fällt also ω in das zweite Intervall, so ist:
ξ = – ξ₁ – ξ₁²/21,
oder
= – (ξ₁ + ξ₁²/21), (4)
und diese Gleichung mit (3) vereinigt, gibt allgemein:
ξ = ± (ξ₁ ± ξ₁²/21), (5)
und das ist die wahre Gleichung;
die Vorzeichen vor der Klammer geben an, ob der Schieber nach Rechts oder Links vom Oscillationsmittelpunkte
absteht; gilt sonach das obere Vorzeichen (für ω
= – δ bis 180 – δ), so muß das Fehlerglied vom
Diagrammschieberwege subtrahirt werden; gilt das untere
Vorzeichen (für ω = 180 – δ bis 360 – δ), so muß es addirt werden. Hr. Fuhst subtrahirt aber das zweite Glied vom ersten unter
allen Umständen und darin liegt der Fehlschluß; wäre das richtig, so würde der
Schieber vollkommen symmetrisch schwingen, wären die Excenterstangen auch noch so
kurz! Gerade in dem Wechsel des Vorzeichens innerhalb der
Klammer [Gleichung (5)] liegt der Grund der Ungenauigkeit aller Steuerungen mit kurzen Stangen.
Daraus geht hervor, daß die Scala, welche Hr. Fuhst für
eine Meyer'sche Steuerung construirt, und die angibt,
welche Stellung die Platten bei verschiedenen Expansionsverhältnissen haben sollen,
nur richtig ist, während die Kurbel den Winkel – δ bis 180 – δ durchläuft.
Hätte Hr. Fuhst dann die Scala auch für den Weg der
Kurbel von 180 – δ bis 360 – δ construirt, so würde sich ergeben haben, daß
die Scala nach der entgegengesetzten Seite von der
meinigen abweicht. Zwei Scalen haben aber im vorliegenden Falle keinen Sinn, und
sonach ergibt sich, daß, wenn man eine richtig arbeitende Steuerung haben will, das
Fehlerglied unbedingt so klein gemacht werden muß, daß es zu vernachlässigen ist, d h. man kann nur
dann ein befriedigendes Resultat erwarten, wenn die Excentricität klein und die Excenterstange lang genug ist.
Das Gesagte gilt auch für alle Coulissensteuerungen; so lange auch bei diesen nicht
die Bedingungen erfüllt werden, welche die Theorie verlangt, daß nämlich diejenigen
Dimensionen, welche im Fehlergliede vorkommen, so gewählt werden, daß dieses Glied
möglichst klein werde, so lange wird man auch nie eine
Steuerung erhalten, welche die Anforderungen vollkommen erfüllt, die die Praktiker
an dieselbe stellen. Wenn sonach die Versuche an einer ausgeführten Steuerung nicht
mit den Angaben des Diagramms stimmen, dann trifft der Vorwurf nicht die Theorie und
nicht das Diagramm, sondern den Mechanismus; es sind dann an diesem eben nicht die
Bedingungen erfüllt, welche die Theorie verlangt, und die, ich hebe das bestimmt
hervor, einzig und allein zu befriedigenden Resultaten
führen. Wer eine gute Steuerung construiren, dabei aber nicht die Bedingungen
erfüllen will, welche die Theorie vorschreibt, wird vergeblich an seinem Modelle
herum experimentiren, er müßte denn eine ganz neue Steuerungsanordnung erfinden, die
im Princip von allen jetzt angewandten abweicht.
Wo eigentlich die Gränze der Anwendbarkeit einer Steuerung liegt, ist auch ohne
Modell leicht zu bestimmen; man zeichne nur das Diagramm mit Rücksicht auf das
Fehlerglied, wie ich es in meiner Schrift S. 34 angegeben habe, und dabei wird das
von Hrn. Fuhst gegebene Verfahren mit Rücksicht auf meine
oben gegebene Berichtigung gute Dienste leisten. Man findet dann die Größe der
Abweichungen vom wahren Diagramme und kann sich dann leicht Rechenschaft ablegen, ob
diese Abweichungen praktisch noch zulässig sind oder nicht.
Zürich, 11. Mai 1859.
Gustav Zeuner.
(Notizblatt des Civilingenieur, 1859, Nr. 6.)
Kühlung der großen Hämmer.
Bei dem Gebrauche der Hämmer, Luppenquetschen etc. gießt man gewöhnlich von Zeit zu
Zeit Wasser darauf, um sie abzukühlen; dieß Verfahren entspricht aber dem Zwecke,
der nachtheiligen Einwirkung der Hitze vorzubeugen, nur sehr unvollkommen. Um
dasselbe zu verbessern, hat sich – wie das Mining
Journal S. 473 berichtet – W. H. Dawes
von West-Bromwich eine Erfindung patentiren lassen, welche darin besteht, daß
den Hammer etc. kaltes Wasser durchströmt. Er macht darin eine Anzahl von
Durchgängen, am besten in einer mit der Arbeitsfläche parallelen Ebene, welche jener
Flache so nahe liegen muß, als die Festigkeit solches gestattet. Durch diese Canäle
läuft ununterbrochen das Wasser. (Wochenschrift des schlesischen Vereins für
Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr. 30.)
Ueber Cementstahlbereitung; von E. H. Duhamel.
F. C. Knowles von Lovel-Hill schlägt ein neues
Mittel zur Verbesserung des Cementstahls vor.
Wenn derselbe nämlich in Form von Barren, Blech etc. den Cementirofen verlassen hat,
so bringt man ihn in Röhren von paffender Form und Weite, aber ohne Holzkohle oder
andere kohlehaltige Substanzen hinzuzufügen. Den Eintritt der atmosphärischen Luft
in die Röhren verhindert man gänzlich. Darauf wird der ganze Apparat, ähnlich wie
die Windleitung der Hohöfen, mehr oder weniger lange erhitzt, je nach der Form und
der Stärke der Stahlstücke. Die Cementation schreitet dann von den äußern Partien
der Stücke nach Innen fort, und wenn dieselben dadurch fast vollkommen gleichförmig
in der Masse geworden sind, nimmt man sie aus der Röhre und läßt sie ohne
Luftzutritt erkalten, indem man sie mit Kohlenlösch und dergleichen bedeckt.
Wenn das so behandelte Eisen von guter Beschaffenheit war, so erhält man einen Stahl,
der sich nach vorherigem Erhitzen sehr gut unter dem Hammer bearbeiten läßt, ohne
zuerst bündelweise geschweißt zu werden, wie der Grobstahl.
Knowles glaubt, daß man auf diese Art, wenn nur die
Cementation richtig geleitet und gutes Material verwendet wurde, Stahl erster
Qualität erzielen würde, und schlägt vor, nach dieser Methode auch die Barren aus
Gußstahl zu behandeln, um sie möglichst homogen und alle Fehlstellen verschwinden zu
machen. (Aus dem Journal des mines, 1859, Nr. 9, durch
die berg- und hüttenmännische Zeitung, Nr. 31)
Anwendung des Puddelstahls.
Seit einiger Zeit – schreibt der Mon. des Int.
mat. Nr. 27 – hat man in Belgien zahlreiche Versuche angestellt, um die
Vortheile kennen zu lernen, welche der Ersatz des geschmiedeten Holzkohlenstabeisens
durch Puddelstahl bewirken würde.
In der Umgebung von Charleroi, Barbançon und Namur werden die Räder der Fuhrwerke mit Radreifen
beschlagen, die zur Hälfte aus Stahl und zur Hälfte aus Eisen bestehen, und zwar so,
daß der Stahl nach außen gekehrt ist und die rollende Fläche der Räder bildet. Die
Abnutzung ist bedeutend geringer, und außerdem bewirkt die Elasticität dieser
Verbindung von Stahl und Eisen eine viel größere Festigkeit der Räder, indem das
„Längen“ der Radreifen und damit die Nothwendigkeit
wegfällt, dieselben oftmals abzunehmen und um den Betrag der Ausdehnung zu
verkleinern. In mehreren Gegenden hat man außerdem den Puddelstahl zum Beschlagen
der Pferde angewendet und eine doppelte Dauer gefunden, Versuche, die besonders zu
Renaix stattgefunden haben.
In Luxemburg hat eine andere glückliche Anwendung des Puddelstahles stattgefunden,
die darin besteht, die Pflugschaaren, die Hacken und andere Ackerwerkzeuge aus
diesem Stahle zu fertigen. Besonders beim Aufbrechen steinigen Bodens sollte man die
Schneiden dieser Werkzeuge aus solchem Stahle herstellen, da derselbe nicht mehr als
gutes Holzkohlenstabeisen kostet. – Die erwähnten Resultate sind sowohl für
die Landwirthschaft, als auch für die Eisenindustrie von Bedeutung. (Wochenschrift
des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr. 33.)
Verfahren, das Chlor und den Schwefel in dem Kautschuk
nachzuweisen, welcher mittelst Schwefelchlorür vulcanisirt worden ist; von H. Gautier de Claubry.
Der Kautschuk haftet sehr stark an den Zeugen; man kann ihn jedoch mit großer
Leichtigkeit von denselben absondern, wenn man die Rückseite des Zeuges mit
Schwefelkohlenstoff oder mit Benzin tränkt und mittelst einer Messerklinge das Kautschukblatt ablöst.
Behufs der nachfolgenden Untersuchung darf man aber zum Tränken des Zeuges nur
Benzin anwenden.
Der so abgesonderte Kautschuk wird behufs der Untersuchung in eine tubulirte Retorte
gebracht, in welche man einen Strom von Sauerstoffgas oder von atmosphärischer Luft
leitet, und die hierbei gebildeten Producte läßt man in eine rothglühende Röhre
ziehen, von welcher aus sie durch destillirtes Wasser streichen.
Man mag diese Operation aber noch so gut leiten, so destillirt stets eine Quantität
Oel über, welches man durch ein naß gemachtes Filter absondert.
In der filtrirten Flüssigkeit bildet salpetersaures Silber einen Niederschlag,
welcher Chlorsilber und Schwefelsilber enthalten kann, nebst metallischem Silber,
welches durch die öligen Substanzen reducirt wurde; kocht man diesen Niederschlag
mit Salpetersäure, so bleibt nur Chlorsilber zurück, welches sich manchmal sehr
langsam aus der, ölige Producte enthaltenden Flüssigkeit absetzt.
Wenn die öligen Producte in großem Verhältniß vorhanden sind, so sondert man sie
durch Decantiren ab, und unterwirft sie dann der Destillation, indem man sie durch
eine rothglühende Röhre ziehen läßt und von dieser in Wasser leitet; letzteres gibt
dann mit salpetersaurem Silber einen reichlichen Niederschlag.
Indem man auf diese Weise die mit Schwefelchlorür vulcanisirten Kautschukartikel
untersucht, überzeugt man sich leicht, daß der Kautschuk nach und nach den
Ueberschuß des Schwefelchlorürs verliert, womit er durchdrungen war, aber die
Elemente desselben in einem gebundenen Zustande zurückhält, dessen Natur ich noch
nicht zu bestimmen vermochte.
Aus diesen Thatsachen geht jedoch hervor, daß man durch Anwendung des beschriebenen
Verfahrens das Chlor und den Schwefel welche durch das Vulcanisiren dem Kautschuk
einverleibt wurden, von demjenigen Chlor und Schwefel unterscheiden kann, welche dem
im Kautschuk enthaltenen Chlornatrium und schwefelsauren Kali angehören. (Comptes rendus, Juli 1859, Nr. 2.)
Nachtrag.
Wenn aber der mit Schwefelchlorür vulcanisirte Kautschuk sehr wenig Chlor
enthält, so kann man nach dem vorstehend beschriebenen Verfahren kein sicheres
Resultat erhalten, weil man dabei nur einen Theil von dem Chlor sammelt. Ich
mußte daher eine Methode ermitteln, wodurch man das Chlor und den Schwefel in
den beiden Zuständen, worin sie im Kautschuk vorkommen können (als natürliches
Chlornatrium und schwefelsaures Kali, als eingeführtes Chlor mit Schwefel), mit
aller Sicherheit zu ermitteln und selbst quantitativ zu bestimmen im Stande ist.
Dazu verfährt man auf folgende Weise:
Von zwei gleichen Quantitäten Kautschuk wird die eine zerstört, entweder durch
(ganz reinen) Kali- oder Natronsalpeter, oder durch ein Gemenge von einem
dieser Salze mit (reinem) kohlensaurem Kali; in dem Product bestimmt man dann
nach den gewöhnlichen Verfahrungsarten das Verhältniß von Chlor und Schwefel,
welche sowohl von dem im Kautschuk ursprünglich enthaltenen Chlornatrium und
schwefelsauren Kali, als von dem ihm einverleibten Schwefelchlorür herrühren.
Die andere Portion Kautschuk wird mit den gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln
eingeäschert; die Asche liefert bloß das Chlor und den Schwefel von den im
Kautschuk enthaltenen Salzen. Die Differenz zwischen den gefundenen Quantitäten
ergibt die Menge des Schwefelchlorürs.
Bei einem Kautschuk, welchem nichts anderes zugesetzt wurde als Schwefelchlorür,
läßt das Resultat der zuerst beschriebenen Probe nichts zu wünschen übrig: es
wird aber jetzt dem Kautschuk zur Darstellung verschiedener Artikel eine Menge
von Substanzen einverleibt, worunter einige im Stande sind bei der vorgenommenen
Destillation desselben Chlor und Schwefel zurückzuhalten, daher von diesen ein
beträchtlicher Theil nicht übergehen kann.
Die Hauptsubstanzen, welche man dem Kautschuk beimengt, sind Kreide, Bleiweiß und
Ocker. Wenn ihm bloß Kreide beigemengt wurde, so findet man in der Asche
Chlorcalcium und vielleicht schwefelsauren Kalk; enthielt das Gemenge Bleiweiß,
so findet man in der Asche Chlorblei und Schwefelblei oder schwefelsaures
Bleioxyd. Im Falle wo Ocker zugesetzt wurde, kann man in der Asche auch
Eisenchlorür und vielleicht schwefelsaures Eisen finden. Wenn dem Kautschuk, was
sehr häufig geschieht, diese verschiedenen Körper sämmtlich beigemengt
wurden, so findet man in der Asche die erwähnten verschiedenen Verbindungen von
Chlor und von Schwefel. (Comptes rendus, August
1859, Nr. 6.)
Fabrication des Pausekattuns (Zeichnenkattuns); von Husson.
Das angewandte Material besteht je nach der beabsichtigten Qualität aus Musselin oder
einer gröberen Sorte Jaconnet. Das rohe Gewebe wird zunächst gesengt, dann möglichst
sorgfältig gebleicht, hierauf in einem Bade von weißem Oel behandelt, mittelst
besonders construirter Maschinen gepreßt, gewaschen, ausgewunden und getrocknet.
Hierauf folgt die wichtigste Operation, das Appretiren. Die Appreturmasse besteht
gewöhnlich aus 5 Theilen Maniokwurzelsaft (tapioca), 2
Thl. Stärke und 1 Theil Alaun; diese Verhältnisse werden nach dem Grade der Derbheit
und Dichtheit, welche man dem Stoff geben will, entsprechend abgeändert. Das mit
dieser Masse imprägnirte Gewebe wird getrocknet und hierauf der letzten Operation,
dem Glätten, unterworfen, wozu man sich eines gewöhnlichen, aus Eisen- und
Papierwalzen zusammengesetzten Kalanders bedient, dessen Eisenwalzen durch Dämpfe
oder glühende Eisenbolzen geheizt werden. In Folge des Druckes und der Wärme
durchdringt das im Stoffe vorhandene Oel die Appreturmasse, wodurch das Gewebe die
gewünschte Durchsichtigkeit und Undurchdringlichkeit erhält, so daß man auf dasselbe
zeichnen, schreiben und tuschen kann.
Die Appreturmasse kann noch auf mannichfache andere Weise zusammengesetzt werden;
alle Harzseifen in Verbindung mit Stärke und Alaun geben brauchbare Apprets,
z.B.:
11 4/5 Maaß Wasser (württ. Maaß),
3 Pfund Soda oder Potasche,
120 Pfund Kalk.
Diese Substanzen zusammengekocht, geben eine Lauge, zu welcher man 20 Pfd.
zerkleinertes Colophonium und eine dem beabsichtigten Zweck entsprechende Quantität
Stärke oder Mehl beifügt.
Mit gutem Erfolg kann man auch folgende Zusammensetzung anwenden:
20 Pfd. weiße Marseiller Seife, aufgelöst in 54 1/2 Maaß Wasser (württ. Maaß),
10 Pfund Alaun,
10 Pfund Stärke.
Die letzteren beiden Mittel sind billiger als das erstere, geben aber auch nicht
einen so hohen Grad von Durchsichtigkeit. Handelt es sich um die Fabrication von
Stoffen geringerer Qualität, so kann man auch das oben erwähnte, weiße Oel durch
andere Fettsubstanzen, als Talg, Schmeer, Harzöl, Firniß u.s.w. ersetzen. (Moniteur industriel Nr. 2344, durch das württembergische
Gewerbeblatt, 1859, Nr. 23)
Schwarzfärben der Filzhüte.
Huaultjun. in Paris erzeugt die schwarze Farbe auf Filzhüten
nach folgendem Verfahren, für welches derselbe schon vor mehreren Jahren die große
goldene Preismedaille von der Société
d'Encouragement erhielt: 1) Vorbeizen. Hiezu
sind Gelbholz, Salzburgervitriol (Eisenvitriol) und rother Weinstein, von jedem 8
Pfund, anzuwenden, welche zusammen mit der erforderlichen Menge Wasser eine halbe
Stunde gekocht werden. Der Filz wird hierauf in die Beize gebracht und später
ausgewaschen. 2) Schwarzbad. Dieses besteht (zum Färben
für 100 Stück Hüte aus feinem Filz) aus 55 Pfd. Blauholz (Campecheholz), 3 Pfund
Galläpfeln und 1 1/2 Pfund ordinärem arabischem Gummi, welche Mischung man 3 Stunden
im Wasser kochen läßt, zu der erhaltenen Abkochung setzt man, um ein tiefes Schwarz
zu erhalten, 5 Pfund krystallisirten Grünspan und 2 Pfund Kupfervitriol hinzu.
Nachdem das Bad eine Viertelstunde gekocht hat, kühlt man es bis zu 66° R.
und legt den gebeizten
Filz eine halbe Stunde hinein, worauf man ihn eine halbe Stunde an die Luft hängt.
Dieses abwechselnde Eintauchen und Lüften wird noch sechsmal wiederholt, und zwar
mit der Vorsicht, daß die Wärme des Bades während der ersten zwei Passagen
65° R., während der zwei folgenden 70° R., während der fünften und
sechsten 75° R. nicht übersteigt; bei der siebenten Passage dagegen wird die
Hitzung bis zum Kochpunkte des Wassers erhöht. Nächstdem ist hiebei noch zu
beachten, daß man dem Bade beim vierten Eintauchen 1 Pfund Candiszucker, bei dem
sechsten 2 Pfund gebrannten Kalk zusetzt. Zuletzt wird der Filz so lange gespült,
bis das Wasser ungefärbt davon abläuft. (Aus Bulletin de la
Société d'Encouragement nach gemeinnütz. Wochenschr. Nr. 25
von 1859.)
Verfahren zum Conserviren der Bierhefe; von C. de Changy in Brüssel.
Das Patent zu diesem Zweck, welches der Chemiker de Changy
am 25. August 1856 sich in Belgien ertheilen ließ, lautet: „Wenn man der
Hefe, in flüssigem oder teigförmigem Zustande, eine gewisse Menge Thierkohle,
Torf- oder Holzkohle innig beimischt und das erhaltene Gemenge einem
Luftstrom aussetzt oder in einem Centrifugalapparat behandelt, um es zu
trocknen, so erhält man ein Pulver, welches sein Vermögen die zuckerhaltigen
Flüssigkeiten in Währung zu setzen, eine unbeschränkte Zeit lang beibehält (in
Folge der antiseptischen Eigenschaft der Kohle). Man kann eine gewisse Menge
Thierkohle etc in die Gährbottiche geben, um die geistige Gährung zu befördern
und die Bildung der Säuren zu verhindern.“
Hr. Jobard, welcher vom Erfinder ermächtigt wurde dieses
Verfahren zum Conserviren der Hefe zu veröffentlichen, bemerkt, daß dasselbe nach
Zeitungsberichten in Ungarn schon seit langer Zeit mit dem besten Erfolg in Gebrauch
ist. (Moniteur industriel, 1859, Nr. 2377.)
Erwärmung mittelst Eis.
Folgende, ganz neue Erfindung verdient die Aufmerksamkeit aller Derer, welche keine
Treibhäuser besitzen, sich aber mit der Cultur von Pflanzen beschäftigen, die sehr
empfindlich gegen Frost sind. Es handelt sich um das System der Erwärmung mittelst
Eis, welches man H. Lecop von Clermont-Fernand
verdankt. Lecop hat beobachtet daß es, um eine Pflanze
vor dem Erfrieren zu bewahren, genüge, einige Gefäße voll Wasser um dieselbe herum
zu setzen. Das Wasser gefriert und entwickelt während des Uebergangs zum festen
Zustande eine hinreichende Menge von Wärme, welche die Temperatur der zunächst
befindlichen Körper nicht unter 0° herabsinken läßt. Wenn man weiß, daß ein
Kilogramm Wasser beim Uebertritt aus dem flüssigen in den festen Zustand 75 bis 80
Proc. Wärme verliert, so hat man das Geheimniß des neuen Erwärmungssystems.
Natürlich darf der Ort, wo die Pflanzen sich befinden, keinem Durchzuge ausgesetzt
seyn. (Journal de Pharmacie d'Anvers, aus der gemeinn.
Wochensch. Nr. 25 von 1859.)