Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. , S. 390 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Ruhmkorff's Inductionsapparat zu medicinischem
Gebrauch.
Hr. Despretz übergab der französischen Akademie der
Wissenschaften einen von Hrn. Ruhmkorff construirten
kleinen Inductionsapparat; derselbe beruht auf keinem neuen Princip, aber eine gute
Construction gestattete ihm geeignete Dimensionen zu geben, um ihn leicht tragbar zu
machen. In dem Kästchen, worin der Apparat eingeschlossen ist, findet man alle
wesentlichen Theile eines elektro-medicinischen Apparats. Man wendet nach
Belieben den inducirten Strom oder den Extrastrom an, man kann die Anzahl der
Erschütterungen in einer gegebenen Zeit vergrößern oder vermindern und auch die
Stärke des Stroms reguliren.
Bei den bisherigen elektro-medicinischen Apparaten entwickelten sich stets
mehr oder weniger saure Dämpfe, überdieß war das Inbetriebsetzen und
Auseinandernehmen der Säule umständlich. Der Vortheil des neuen Apparats besteht
hauptsächlich in der Anwendung einer Säule, welche man mit Wasser und gepulvertem
schwefelsaurem Quecksilberoxyd ladet, die keinen sauren Dampf entwickelt und für die
längsten Versuche eine ziemlich konstante Stärke behält. Diese Säule verdankt man
Hrn. Marié-Davy, Professor der Physik am
Lyceum Bonaparte (Ann. télegraph., t. II p. 147), welcher sie
schon zum Betrieb der Inductionsapparate angewendet hat. (Comptes rendus, August 1859, Nr. 5.)
Anwendung des Wasserglases zum Weichmachen des Wassers behufs
der Dampfkesselspeisung etc.
Im polytechn. Journal Bd. CLII S. 189 wurde
das Verfahren mitgetheilt, welches die HHrn. Buff und Versmann, Chemiker in London, zum Weichmachen des Wassers
für industrielle Zwecke erfanden und dessen guten Erfolg Prof. A. W. Hofmann bestätigt. Dieses Verfahren, welches auf der
Fällung der das Wasser hart machenden Kalk- und Bittererdesalze mittelst
kieselsauren Natrons (Wasserglas) beruht, wurde aber im Wesentlichen schon vor drei
Jahren von Hrn. Dr. Van den
Corput, Professor der organischen Chemie am Musée royal de l'industrie in Brüssel angegeben, in seiner
Abhandlung „über die Krustenbildung in den Dampfkesseln“,
welche in den Annales des travaux publics de Belgique,
t. XIV, Bruxelles 1856 erschien und daraus in den
Bulletin de Musée de l'Industrie von 1856
übergieng. Hr. Van den Corput sagt in dieser
Abhandlung:
„Man kann das sogenannte harte Wasser weich machen, indem man es mit kieselsaurem Kali oder Natron (Wasserglas von Fuchs) versetzt; das Wasser mag den Kalk als schwefelsaures oder als
kohlensaures Salz enthalten, so entsteht durch Zusatz einer entsprechenden
Quantität Wasserglas ein vollkommen unauflösliches Silicat, wogegen im Wasser
nur schwefelsaures oder kohlensaures Alkali aufgelöst bleibt, deren Gegenwart
für die meisten industriellen Anwendungen des Wassers ganz unschädlich
ist.“ Er fügt dann noch bei: „Diese Methode, welche sich
auf positive chemische Daten gründet und daher mit der größten Genauigkeit
ausgeführt werden kann, scheint mit wegen ihrer Einfachheit und wegen der
geringen Kosten, welche sie veranlaßt, die besondere Beachtung der Fabrikanten
in allen denjenigen Fällen zu verdienen, wo dieselben ein Reservoir benützen
können, welches das zur Kesselspeisung bestimmte Wasser aufzunehmen
vermag.“
Ueber das Feuchtwerden des Schießpulvers in verschiedenen
Körnungen; von Prof. Dr. A. Vogel
jun.
Man weiß, daß einer der Gründe, welche das Körnen des Schießpulvers nothwendig
machen, darin liegt, daß dadurch eine größere Haltbarkeit des Pulvers erzielt wird,
indem die Anziehungsfähigkeit des Schießpulvers für Feuchtigkeit im gekörnten
Zustande etwas geringer ist, als in Staubform. Es findet indeß, wie ich mich durch
mehrere Versuchsreihen überzeugt habe, auch ein sehr wesentlicher Unterschied in der
Anziehungsfähigkeit des Schießpulvers für Feuchtigkeit statt, je nachdem das Pulver
gröber oder feiner gekörnt ist. Zu den folgenden Versuchen in dieser Richtung sind
drei Pulversorten von verschiedener Körnung verwendet worden, und zwar:
I. Jagdpulver (feinste Körnung),
II. Musketenpulver (etwas gröbere Körnung wie I.),
III. Kanonenpulver (gröbste Körnung).
Von jeder dieser drei Sorten wurde im lufttrockenen Zustande eine bestimmte Menge
abgewogen und diese auf einem flachen Glasteller im Keller ausgebreitet. Aus der
Zunahme des Gewichtes nach einiger Zeit mußte sich natürlich die Wasseraufnahme in
Procenten ergeben.
Nach fünf Tagen, während welcher der Versuch fortgesetzt worden war, fand keine
bemerkbare Gewichtszunahme mehr statt, es schien also nach dieser Zeit die größte
Menge Feuchtigkeit, deren überhaupt eine jede Sorte fähig ist, aufgenommen worden zu
seyn.
Aus den folgenden Versuchszahlen ergibt sich eine große Verschiedenheit der
Wasseraufnahme der drei Pulversorten:
Trocken.
Nach 5 Tagenim Keller.
d. i. Wasseraufnahmein Proc.
I. Jagdpulver (feinste Körnung)
5,713
5,781
1,0
II. Musketenpulver (etwas gröbere Körnung wie Nr.
I.)
6,963
7,055
1,3
III. Kanonenpulver (gröbste Körnung)
5,868
6,152
4,8
Man erkennt aus diesen Zahlen, daß das am gröbsten gekörnte Schießpulver nahezu
fünfmal mehr Feuchtigkeit in derselben Zeit und unter gleichen Verhältnissen
aufgenommen hat, als das am feinsten gekörnte. Dieser große Unterschied in der
Wasseraufnahme dürfte allerdings mit darin begründet seyn, daß das Pulver Nr. I. und
Nr. II. geglättet war, Nr. III. dagegen eine nicht glänzende, rauhe Oberfläche
zeigte. (Buchner's neues Repertorium für Pharmacie, Bd. VIII Heft 6.)
Ueber chromsaures Chromoxyd; von Demselben.
Wenn man eine wässerige Lösung von zweifach-chromsaurem Kali mit Alkohol
versetzt, so scheidet sich im Lichte alsbald ein reichlicher brauner Absatz aus.
Dieser ist offenbar das durch Reductionsmittel bereits mehrfach erhaltene sogenannte
chromsaure Chromoxyd; indeß dürfte sich diese Bildungsweise besonders zur
Darstellung desselben eignen. Mit Salzsäure liefert diese Verbindung Chlor und beim
Glühen wird sie zu grünem Chromoxyd. Von Interesse ist der Einfluß des Lichtes auf
die Bildung dieses Productes. Nimmt man von ein und derselben Lösung zwei Proben und
setzt die eine Probe den directen Sonnenstrahlen aus, während man die andere im
Dunkeln verwahrt, so sondert sich aus der ersteren rasch ein starker Niederschlag
ab, während die andere Probe vollkommen hell bleibt. Dieses Verhalten gleicht
demnach ganz dem bekannten Bräunen des mit doppelt-chromsaurem Kali
getränkten Papiers am Lichte, nur daß dieses Bräunen hier in einer Flüssigkeit
stattfindet. Eine Probe, in welcher Alkohol mit einer geringen Menge
Chromsäurelösung versetzt war, zeigte nach einiger Zeit ein völliges Gelatiniren,
ohne daß sich ein Sediment ausschied, hatte sich aber tief braun gefärbt und
hinterließ beim Eintrocknen eine spröde, glänzende, zerrissene Masse von brauner
Farbe.
Dieses Verhalten einer so raschen Zersetzung am Lichte läßt sich zu einer rohen Art
der Photographie mit Vortheil anwenden, indem man eine
poröse Thonplatte mit
einer Mischung von doppelt-chromsaurem Kali und Alkohol tränkt, das Licht
theilweise einwirken läßt und nachträglich im dunkeln Raume erhitzt, um den
überschüssigen Alkohol zu entfernen. Da nach Verflüchtigung des Alkohols das
Reductionsmittel beseitigt ist, so bleiben die auf solche Weise hergestellten Bilder
nachher am Lichte unverändert. (A. a. O.)
Werthverhältniß verschiedener Metalle.
Der Vergleich, wie sich die Durchschnittspreise bei den verschiedenen Metallen in den
Zeiten der lebhaften Speculation und dann der Reaction, sowie im ganzen Verlaufe
gestaltet haben, erscheint für die Untersuchung über den Werth des Geldes besonders
beachtenswerth, weil die Metalle unter den verschiedensten Verhältnissen und in weit
von einander entlegenen Gegenden producirt werden. Wenn bei Eisen, das in
Schottland, Blei, das am Harz oder in Spanien, Kupfer, das in Schweden oder in
Chili, Zink, das in Schlesien, und Zinn, das in Ostindien gewonnen wird, anhaltend
und im Ganzen ziemlich ebenmäßig eine und dieselbe Tendenz der Preise mit Evidenz
hervortritt, so wird man hier mehr als bei anderen Handelsartikeln zu der Annahme
gedrängt werden, daß die Ursache einer solchen Preisveränderung nicht so sehr in den
wechselnden Produktionsverhältnissen dieser Artikel, als in einer Veränderung
hinsichtlich des Werthes der Edelmetalle an sich, welche den gemeinsamen Maaßstab
der Preise abgeben, zu suchen seyn dürfte. Von diesem Gesichtspunkte aus wird es von
einigem Interesse seyn, wenn wir im Nachstehenden das Werthverhältniß der
verschiedenen Metalle seit 1821, einfach nach dem Gewichte unter sich verglichen,
vor Augen stellen. Es waren nämlich im Durchschnittswerthe einander gleich:
Textabbildung Bd. 153, S. 392
Gold; Silber; Kupfer; Zinn; Blei;
Zink; Eisen (St.); Pfund
Nach dieser dem Bremer Handelsblatt entnommenen Nachweisung ist seit 1850 bis 1851,
d.h. seit der Ausbeutung der neuen Goldfelder, der Werth der übrigen Metalle im
Verhältniß zum Gold stetig gestiegen und nur das Eisen macht aus naheliegenden
Gründen einigermaßen eine Ausnahme. Ob dieses Werthsverhältniß der Metalle bleibend
seyn, oder sich noch mehr zu Ungunsten des Goldes ändern wird, läßt sich indeß nach
erst zehnjähriger Erfahrung mit Sicherheit nicht entscheiden. (Austria, 1859 S.
374.)
Firniß für Eisen- und Stahlwaaren gegen Rost.
Das von Conse angegebene Verfahren besteht darin, daß man
die Stücke, welche gefirnißt werden sollen, mit einer stark alkalischen Lauge rein
putzt, sie sodann mit reinem Wasser abwäscht und mit reinem Leinenzeug abtrocknet.
Man nimmt hierauf sogenannten dicken Oelfirniß, dessen Hauptbestandtheil Copal ist,
und zwar den weißesten, den man haben kann, und mischt zur Hälfte bis 4/5 ein gut
rectificirtes
Terpenthinöl dazu, je nachdem man den Metallglanz der Stücke mehr oder weniger
bewahren will. Die Mischung erhält sich ohne Veränderung, wenn sie gut verschlossen
ist. Bei der Anwendung dieses Firnisses nimmt man ein kleines Stück feinen
ausgewaschenen Schwamm, taucht es, um das Wasser zu entfernen, in Terpenthinöl, gibt
hierauf ein wenig Firniß in ein Gefäß, legt den Schwamm hinein, bis er ganz
angesogen ist, und drückt ihn zwischen den Fingern, so daß nur eine ganz kleine
Menge Firniß darin bleibt. In diesem Zustande fährt man damit leicht über das Stück
mit der Vorsicht, daß man nicht wieder zurückfahrt, wenn die Essenz einmal verflogen
ist, weil dadurch der Anstrich rauh und ungleich wird. Man läßt ihn dann an einem
vor Staub geschützten Orte trocknen.
Die Erfahrung hat bewiesen, daß Eisen- und Stahlwaaren, auf diese Weise
behandelt, ihren Metallglanz behalten und nicht den leichtesten Rostfleck annehmen,
auch wenn sie mit den Händen gerieben werden und zum täglichen Gebrauch dienen.
Dieser Firniß läßt sich auch auf Kupfer anwenden, wenn man dieselbe Vorsicht
beobachtet, wie bei dem Eisen und dem Stahl. Man muß nur dafür sorgen, daß die
Stücke nicht in dem Augenblicke gebraucht werden, wo das Kupfer eben erst
geschliffen wurde. Man reinigt es und läßt es einen Tag an der Luft liegen, wobei es
eine dem Gold ähnliche Farbe annimmt, und kann man es dann nach dem angegebenen
Verfahren firnissen. Hiedurch ist es vor aller oxydirenden Einwirkung geschützt und
behält Politur und Farbe. Physikalische Instrumente können, auf diese Art überzogen,
bei Experimenten, bei welchen man sich des Wassers bedient, gebraucht werden, ohne
die geringste Veränderung zu erleiden. (Recueil de la
Société polyt., aus gem. Wochenschr. Nr. 25 von 1859.)
Ueber eine schwarze Tinte zum Zeichnen der Wäsche; von G. C.
Kindt in Bremen.
Ziemlich allgemein wird zum Zeichnen der Wäsche eine Lösung von salpetersaurem Silber
benutzt, mit Vorbereitung des Zeuges durch Gummi- und Natronlösung. Wird aber
die Wäsche, wie es an vielen Orten gebräuchlich ist, mit Lauge und Chlor behandelt,
so verschwindet die Schrift nach und nach; diese Tinte verdient mithin keineswegs
die ihr oft beigelegte Benennung der unauslöschlichen.
Mit vollem Recht aber kann eine Flüssigkeit auf diesen Namen Anspruch machen, die man
in Indien zu diesem Zweck benutzt. Ein junger Kaufmann von hier, Hr. Capelle, der einige Jahre in Ostindien verlebte und die
Producte des Landes möglichst kennen zu lernen suchte, erzählte mit von einer Nuß,
welche eine schwarze Flüssigkeit enthalte, die dort zum Zeichnen der Wäsche benutzt
werde.
Einige von diesen Nüssen, die er mit gab, erkannte ich gleich für die Samen von Anacardium orientale.
Da der in großen Zellen der Schale enthaltene schwarze Saft nicht mehr flüssig genug
war, so zerschnitt ich sie, und übergoß sie, nach Beseitigung des öligen Kerns, mit
Schwefeläther und etwas wasserfreiem Alkohol. Hiemit mischte sich der Saft leicht.
Ich goß die Flüssigkeit ab und ließ den Aether soweit verdunsten, daß sie zum
Schreiben tauglich wurde.
Nachdem die Stoffe, welche von der Schlichte nicht einmal befreit zu werden brauchen,
beschrieben sind, muß die Schrift mit Kalkwasser benetzt werden; dadurch nimmt sie
eine dunkelschwarze Farbe an. Kali, Natron und Ammoniak scheinen eben so zu
wirken.
Bis jetzt habe ich kein Mittel gefunden, die Schrift völlig aus den Zeugen zu
vertilgen; selbst Kochen mit Salzsäure und chlorsaurem Kali zerstört sie nicht;
obgleich sie dadurch viel blässer wird, färben Alkalien sie doch gleich wieder
dunkler.
So viel mit bekannt ist, wird diese Flüssigkeit in Deutschland nicht benutzt, was um
so auffallender ist, da in zwei sehr verbreiteten BüchernGeiger's pharmaceutische Botanik, 2te Auflage, S.
1190; Oken's Naturgeschichte, Bd. III S.
1782. der Verwendung genannter Nüsse zu diesem Zweck Erwähnung geschieht.
Das beste Mittel gegen Leichtverbrennlichkeit von Webstoffen;
nach Dr. Franz Döbereiner,
von Th. Oelsner.
In Nr. 2 des Jahrg. 1859 der „Gartenlaube“ behandelt ein
längerer Aufsatz Döbereiner's die Schutzmittel gegen die
in neuester Zeit so schreckend häufig vorgekommenen Kleiderverbrennungen. Nachdem er
für Eintreten des Unfalles als Bestes den Rath ertheilt, heftige Bewegungen zu
vermeiden, sich niederzulegen und mit beliebigen dichten Gegenständen: Kleidern,
Decken, Betten, was gerade zur Hand ist, selbst mit massenhaftem Heu u. dgl.
überdecken zu lassen, wendet er sich zu den Vorbeugungsmitteln, welche gegen das
Vorkommen des Falles anzuwenden. Wenn auch die sogenannten Feuerschutzmittel in
neuester Zeit eine größere Anwendung bei Holzwerk u. dgl. finden, so ist doch ihre
Benutzung für Sicherung der Kleidungsstücke und dadurch mittelbar gegen Beschädigung
des menschlichen Körpers und gegen Gefährdung des Lebens noch gänzlich unbeachtet
geblieben; und doch ist sie hier am nothwendigsten, da die Gewebe für
Kleidungsstücke, und besonders die aus dem Pflanzenreiche, also die leinenen und
baumwollenen, um so leichter Feuer fangen, je feiner das Gewebe selbst ist. Die
Gefahr, d.h. die feuerfangende Natur solcher Gewebe, wird aber noch durch das
Waschen derselben erhöht, weil einestheils die mehr dicht machende Schlichte (das
aufgetrocknete Stärkmehl, welches in Form von gewöhnlichem Stärke- oder
Weizenmehlkleister beim Weben benutzt wird, oder der zu gleichem Zwecke verwendete
eingetrocknete Schleim) dadurch beseitigt, anderntheils der Stoff durch das Reiben
beim Waschen viel lockerer gemacht wird Besonders tritt eine solche Gefahr ein, wenn
die gewaschenen Gewebe nicht wieder gestärkt worden; aber auch wenn dieß geschieht,
bleibt sie, wenn nicht dabei zugleich solche Substanzen zugesetzt werden, welche die
Gewebe relativ unverbrennlich machen.
Die vorzüglichsten, welche man als Schutzmittel gegen die flammende Verbrennung
entzündbarer Körper vorgeschlagen und angewendet, sind: Borax, Alaun, Wasserglas,
phosphorsaures Ammoniak. Die ersteren Stoffe in einem entsprechenden Verhältnisse in
Wasser gelöst, leisten fast gleiche Dienste bei gröberen brennbaren Körpern, eignen
sich aber nicht zur Sicherstellung der feineren, der gewebten, gestrickten und
gehäkelten Gegenstände. Borax hat die Eigenschaft, beim Eintrocknen durch das heiße
Plätteisen aufzublähen und nicht allein die Maare hart zu machen, sondern selbst
auch abzustäuben. Auf gleiche Weise verhält sich Alaun, und besitzt außerdem die
Eigenschaft, feine Gewebe leicht so mürbe zu machen, daß sie bei der geringsten
Drehung zerreißen. Das Wasserglas macht die damit getränkten oder überzogenen Gewebe
hart und brüchig und wirkt auch in gelinderem Grade selbst auf die Faser ein, so daß
diese mürbe und das Zeug leicht zerreißbar wird. Das phosphorsaure Ammoniak hingegen
besitzt keinen dieser Fehler; es läßt nach dem Trocknen an der Luft oder durch das
heiße Plätteisen die Gewebe u.s.w. hinreirend beweglich und faltenschlagend, ohne im
Geringsten auf die Faser störend einzuwirken, und kann selbst mit dem zum Stärken
dienenden Kleister vermischt werden. Es wird für den einen oder den anderen Fall in
der 20fachen Menge (2 Loth auf 1 preuß. Quart) Wasser aufgelöst und entweder mit
dieser Lösung für sich oder mit dem Stärkekleister vermischt ins Gewebe gebracht,
dieses aber dann dem Trocknen an der Luft überlassen oder geplättet. Vorsorgende
Hausfrauen mögen sich durch einen Versuch an einem so vorbereiteten werthlosen
Gewebe überzeugen, und sie werden finden, daß dieses beim Hineinhalten in eine
Kerzenstamme zwar nach einiger Zeit verkohlt, sich aber sonst entweder gar nicht
oder erst nach längerer Dauer und dann nur an einzelnen Stellen entzündet. Sie
werden gewiß zur Sicherstellung ihrer und der Angehörigen alle leicht feuerfangenden
Kleidungsstücke, besonders Oberkleider, für die Zukunft auf diese Weise zubereiten
und dürfen dann mit weit mehr Ruhe die Kinder ihren Beschäftigungen überlassen, da
der schrecklichsten und in ihrem Gefolge oft gar nicht zu berechnenden Gefährdung,
der Feuersgefahr, vorgebeugt ist. Umsichtige Frauen werden diese Vorbeugung auf alle
leicht entzündlichen Gegenstände aus Leinenzeug, Baumwolle und Papier ausdehnen. Zur
allgemeinen Sicherstellung ist es aber auch nothwendig, daß die Fabrikanten der
leinenen, baumwollenen und Papierzeuge dieselben sogleich bei der Anfertigung mit
einem Sicherungsmittel gegen Entzündung versehen, damit sie, da sie doch ohne
vorheriges Waschen benutzt werden, vollständige Sicherheit gewähren; und ist eine
derartige Vorkehrung um so leichter, da die meisten Gewebe oder Gespinnste unter
Anwendung von Schlichte, der das phosphorsaure Ammoniak zuzusetzen, verfertigt
werden. Diejenigen, welche zuerst eine derartige Sicherung ihrer Erzeugnisse
vornehmen und auf denselben bemerken, würden gewiß reichlichen Absatz haben. Am
Preise des phosphorsauren Ammoniaks kann die Ausführung nicht scheitern, da
einestheils eine derartige Sicherstellung nicht zu hoch erkauft werden kann,
anderentheils es Mittel und Wege gibt, dieses Salz, wenn auch nicht von absoluter
Reinheit, die hier nicht erforderlich ist, billig darzustellen. Wir wollen nur die
Fabrikanten von feinen Leinen und Baumwollenzeugen, welche diese in der angegebenen
Weise sichern, oder Verfertiger chemischer Präparate, auch namentlich Apotheker,
welche das phosphorsaure Ammoniak als Feuerschutzmittel in den Handel bringen
wollen, darauf hinweisen, daß es billig und fast rein durch Neutralisiren der
Knochenphosphorsäure, wie dieselbe durch längere Digestion von 5 Theilen
weißgebrannten und gepulverten Knochen mit 3 Theilen concentrirter Schwefelsäure und
20 Theilen Wasser gewonnen wird, mit reinem oder kohlensaurem Ammoniak, erhalten
werden kann, noch billiger aber, indem man die bei der Knochenleimfabrication
mittelst Salzsäure erhaltene Flüssigkeit durch kohlensaures Ammoniak neutralisirt
und die von dem gebildeten Niederschlag getrennte Flüssigkeit zur Krystallisation
verdünsten läßt. Das auf letztere Weise erhaltene Gemenge von phosphorsaurem
Ammoniak und Salmiak kann man durch wiederholte Umkrystallisation zwar scheiden,
aber auch diese Operation umgehen, da der Salmiak nicht störend wirkt und in
gewisser Beziehung den Schutz gegen die stammende Verbrennung der damit getränkten
feuerfangenden Gegenstände erhöht, und das Gemenge, da es von dem Franzosen Gay-Lussac als Feuerschutzmittel vorgeschlagen
worden ist, als Gay-Lussac'sches
entflammunghinderndes Salz in den Handel bringen. 2 Loth dieses Salzgemisches würden
im Detailhandel um weniger als 1 Groschen zu verkaufen, und in 1 Quart Wasser gelöst
für sich oder mit dem Stärkekleister vermischt, hinreichend seyn, eine große Menge
leicht feuerfangender Gegenstände zu sichern.
Abermals soll übrigens, wie das „Magazin für Literatur des
Auslandes“ mittheilt, ein Mittel erfunden seyn, von einem Hrn. Carteron zu Ronen, Stoffe aller Art. auch Gewebe, vor dem
Verbrennen zu bewahren. Es ist ein weißes Pulver, das sich mit jeder Flüssigkeit
behufs Ueberstreichung der Gegenstände leicht vermischt. Wo diese vom Feuer
unmittelbar berührt werden, findet zwar eine Verkohlung statt, die sich jedoch nicht
weiter verbreitet. Vielleicht – ist es das eben empfohlene Salzgemisch
selbst. (Breslauer Gewerbeblatt.)
Neue Methode zur Erkennung von Blutflecken; von Hrn. Apotheker C. Scriba in Darmstadt.
Die Erkennung von Blutflecken und deren Unterscheidung von anderen Farbstoffen kann
in gerichtlich-chemischer Beziehung von derselben Wichtigkeit werden, als die
Nachweisung von Giften. Die bis jetzt in den chemischen Lehrbüchern angegebenen
analytischen Methoden gewähren aber in vielen Fällen unvollkommene und unsichere
Resultate, und es kann daher nur von Interesse seyn, hier auf eine neue Art zur
Erkennung von Blutflecken aufmerksam zu machen, welche die bisherigen an Sicherheit
des Resultats und an Leichtigkeit der Ausführung bei weitem übertrifft. Bei einiger
Uebung läßt sich nach ihr das Blut als solches so leicht und sicher nachweisen, als
z.B. die Schwefelsaure durch ein lösliches Barytsalz, oder Salzsäure durch
Silbersolution.
Dr. Teichmann in Göttingen
machte im Jahr 1853 die Entdeckung, daß rothes Blut durch Einwirkung von Essigsäure
rothe mikroskopische Krystalle bildet, welche er zur Unterscheidung von früher
bekannten, im Blute entstehenden Krystallen Hämin-Krystalle genannt hat; namentlich zur Unterscheidung von den
in stagnirendem Blute gefundenen mikroskopischen rothen
Hämatoidin-Krystallen. Diese rothen oder braunrothen Hämin-Krystalle
in rhombischen Tafeln bilden sich so sicher aus Blut oder Blutflecken und sind unter dem Mikroskop so
leicht von anderen Körpern zu unterscheiden, daß sie ein sicheres Erkennungs-
und Unterscheidungsmittel für Blutflecken darbieten.
Am sichersten und schnellsten gelangt man zum Ziele, wenn man den Flecken mit der
Leinwand, dem wollenen oder baumwollenen Zeuge oder daran haftenden Holze, oder die
von Metall abgeschabte Substanz unmittelbar mit wenigem Eisessig in einem
Reagensgläschen kocht, einige Tropfen der dadurch erzielten Auflösung des Blutes auf
einem Uhrgläschen vorsichtig im Sandbade bei 40 bis 60° C. zur Trockene
verdampft und den Rückstand dann mit dem Mikroskope durchsucht.
Auch schon mit gewöhnlicher Essigsäure bilden sich auf diese Weise
Hämin-Krystalle, doch ist unter allen Umständen Eisessig vorzuziehen. Bei
frischen, noch stark gefärbten Flecken oder eingetrocknetem Blute ist ein Zusatz von
Kochsalz nicht nöthig; ist aber der Blutflecken schon alt oder theilweise mit Wasser
ausgewaschen, so daß die im Blute enthaltenen Salze dadurch entfernt worden sind, so
ist ein Zusatz einiger Tropfen Kochsalzlösung oder eines Minimums von Kochsalz in
Substanz beim Kochen oder vor dem Abdampfen unerläßlich,
und möchte daher in allen vorkommenden gerichtlichen Fällen anzurathen seyn,
besonders dann, wenn eine allzu geringe Menge des Objects eine mehrmalige
Wiederholung des Versuchs nicht zuläßt.
Es gelang aus Blutstecken auf Leinwand, die dreimal mit Wasser ausgewaschen waren und
kaum noch eine röthliche Färbung bemerken ließen, durch Zusatz von Kochsalz
Häminkrystalle darzustellen, wo Essigsäure allein keine mehr hervorbrachte. Diese
Beobachtung ist mit der bereits von Teichmann gemachten
in Parallele zu setzen, nach welcher ausgewaschenes Blutgerinnsel mit Essigsäure
allein keine Krystalle mehr gibt, daß diese aber mit Zusatz von Kochsalz wieder
erscheinen. Hat man Kochsalz angewendet, so läßt sich vor der Durchmusterung mit dem
Mikroskope der Ueberschuß von Kochsalz, das in Wasserhellen Würfeln sichtbar ist,
durch Abspülen mit destillirtem Wasser entfernen, um der besseren Ansicht der
Hämin-Krystalle nicht hinderlich zu seyn.
Von rothen Farbstoffen gibt nur Murexid (purpursaures Ammoniak) dem Hamm ähnliche
Krystalle, aber auch ohne Essigsäure. Die murexidhaltige
Flüssigkeit ist beim Abdampfen ziegelroth, die Lösung des Blutes in Essigsäure
braunroth. Mit Kali gibt das Murexid eine blaue, die Hämin-Krystalle eine
schmutziggrüne Lösung, wodurch sich beide Körper leicht unterscheiden lassen.
– Virchow fand, daß auch Indigo, mit Essigsäure
behandelt, Krystalle bildet. – Man erhält diese, wenn man etwas
feingepulverten Indigo mit Eisessig übergießt und die Mischung zum Trocknen
verdampft. Diese Krystalle sind aber blau und dadurch hinlänglich von den
Hämin-Krystallen verschieden. Beide Arten von Krystallen in einem Präparat
auf einem Uhrgläschen dargestellt, ließen sich leicht und vollständig neben einander
unterscheiden.
Hr. Dr. Merk hat durch
Anwendung großer Quantitäten von fibrinfreiem Blut und Eisessig die
Hämin-Krystalle in größerer Quantität dargestellt und als braunrothes,
feines, krystallinisches, glänzendes Pulver erhalten, das sich unter dem Mikroskop
als die schönsten Krystalle in Rhombenform darstellt. Nach seiner Analyse enthalten
sie neben 85 Procent organischer Bestandtheile 15 Procent Eisenoxyd und
Chloralkalimetalle, woraus sich die Nothwendigkeit von Kochsalz oder der Blutsalze
zu ihrer Bildung hinlänglich erklärt; die organischen Bestandtheile möchten als eine
Verbindung des Blutfarbstoffs – Hämatin – mit Essigsäure zu betrachten
seyn. Es spricht dafür der von Dr. Simon und mit gemachte Versuch, daß nach der Methode von Berzelius dargestelltes, von Fibrin, Serum und Globulin
befreites Hämatin mit Essigsäure und Kochsalz Hämin-Krystalle bildet, ohne
Salzzusatz ist die Darstellung derselben jedoch unmöglich. Wird dem Hämatin durch
concentrirte Schwefelsäure der Eisengehalt entzogen, wodurch es in seiner übrigen
procentischen Zusammensetzung nicht verändert werden soll, so gelingt die
Darstellung der Hämin-Krystalle nicht mehr, auch nicht mit einem Zusatz von
Kochsalz und essigsaurem Eisenoxyd.
Durch diese Methode zur Erkennung von Blutstecken möchten die übrigen bald verdrängt
werden oder wenigstens doch eine sehr wesentliche Bereicherung erhalten: leider
bietet sie jedoch keinen Anhaltspunkt, um das Blut von Menschen von dem der Thiere
zu unterscheiden, da sich aus allen rothen Blutarten
Hämin-Krystalle bilden lassen. (Neues Jahrb. für Pharmacie Bd. XI S.
289.)
Das Färben ganzer Schaffelle, deren Verwendung zu Bettvorlagen
etc.
Die Art, ganze Schaffelle so zu präpariren und in jeder beliebigen Farbe zu färben,
um als elegante Vorlagen für Betten, Sophas, Thüren etc. benützt werden zu können,
ist, obgleich außerordentlich einfach, noch wenig bekannt, und es dürfte deßhalb für
Manchen von Interesse seyn, das Verfahren, welches wir in Folgendem geben wollen,
näher kennen zu lernen.
Um alle Unreinigkeiten, die im Vließ sich befinden, zu entfernen, wird dasselbe
zuerst in fließendem Wasser gehörig ausgewaschen und die Fleischseite des Felles auf
die gewöhnliche Art mit dem Schaber geschabt. Füße, Kopf und sonstige Unebenheiten
an den Kanten werden abgeschnitten und das Fell auf eine Rahme gespannt, um gegerbt
zu werden. Die Rahme wird für diesen Zweck auf einen mit einer Oeffnung versehenen
Tisch oder Gestell gelegt, so daß das Vließ vom Druck keinen Schaden erleidet, und
es wird jetzt auf die nach oben gerichtete Fleischseite des Felles der Gerbstoff
gegossen und mit Hülfe des Schabers derselbe tüchtig in die Poren der Haut
eingearbeitet. Der Gerbstoff selbst besteht aus einer Abkochung von Sumach, wobei je
1 Pfd. des letzteren zu 3 Maaß Wasser genommen wird. Ist diese Seite gut
abgetrocknet, was überhaupt nach jeder Operation abgewartet werden muß, ehe eine
andere vorgenommen wird, so wird die Rahme jetzt so auf den Tisch gelegt, daß die
Wollseite des Felles nach oben zu liegen kommt und das Vließ wird nochmals, erstlich
mit einer starken alkalischen Seife und Wasser tüchtig ausgewaschen und dann
vollends mit klarem Wasser so gereinigt, daß aller Schweiß, Schmutz und sonstige
Unreinigkeiten entfernt werden. Nun wird die zweite Gerboperation auf der
Fleischseite, welche der ersten ganz gleich gehalten wird, vorgenommen, und, wenn
wieder getrocknet, die steife harte Oberfläche mit Bimsstein glatt und weich
gerieben.
Jetzt kann das Vließ in jeder gewöhnlichen und beliebigen Wollfarbe gefärbt werden,
indem dasselbe, so lange es noch in der Rahme aufgespannt ist, mit der Wollseite
nach unten in den Farbkessel getaucht und natürlich, um den Ueberschuß der Farbe zu
entfernen, auch wieder ausgewaschen werden muß.
Mit Hülfe der Schere werden die Kanten hübsch eben beschnitten, die Ecken erhalten
eine etwas abgerundete Form und der Artikel ist für den Verkauf fertig.
(Württembergisches Gewerbeblatt, 1859, Nr. 37.)
Ueber vegetabilisches Leber
enthält das Londoner Journal of the
Society of Arts vom 1. Juli folgenden interessanten Artikel:
Nachdem wir einige Muster vegetabilischer Ledersorten und daraus verfertigte
Gebrauchs-Gegenstände zu Gesicht bekommen hatten, besuchten wir kürzlich die
großen Fabriklocalitäten der HHrn. Spill u. Comp. auf
Stepney-green bei London, um den gegenwärtigen Zustand und die Eigenschaften
dieses künstlichen Leders, als Surrogat des wirklichen, genau zu untersuchen. Das
äußere Ansehen und allgemeine Wesen des vegetabilischen Leders haben so große
Aehnlichkeit mit den Eigenschaften des natürlichen Produktes, daß nur bei sehr
genauer Prüfung der Unterschied wahrgenommen werden kann. Dieß ist besonders der
Fall bei derjenigen Sorte, welche zu Büchereinbänden, zu großen Tischüberzügen und
ähnlichen Zwecken zubereitet wird. Unter anderen Vorzügen, die es vor dem
eigentlichen Leder besitzt, können diejenigen hervorgehoben werden, daß, wie dünn
auch der künstliche Artikel ist, derselbe nicht ohne Anwendung bedeutender Gewalt
zerreißt, daß er jeder Feuchtigkeit widersteht und daß auf demselben Nässe, ohne
Nachtheil zu verursachen, irgend eine Zeit lang bleiben kann, so daß es weder
aufquillt noch runzelig wird, es bleibt immer trocken und seine Glätte und Politur
nimmt durch Reiben eher zu, als ab. Auch wird durch Kratzen mit dem Nagel oder durch
andere zufällige Berührung mit einem harten Gegenstande die Oberfläche des
vegetabilischen Leders nicht angegriffen. Die Erwähnung dieser Eigenschaften genügt
hinlänglich, um darzuthun, daß es gegen den zum täglichen Gebrauch so nothwendigen
Artikel, von welchem zur Deckung des Bedarfs seit einigen Jahren nicht genug aufzutreiben war
und dessen Preis deßhalb zur großen Benachtheiligung aller Classen des Publicums
eine übermäßige Höhe erreichte, mit Erfolg in Concurrenz treten kann. Nach unserem
Wissen hat das größte ganze Stück wirklichen Leders, das aus einer Ochsenhaut
geschnitten werden kann, keine größere Länge, als 7 Fuß, und keine größere Breite,
als 5 Fuß, worin auch die dünneren und weniger benützbaren Theile begriffen sind.
Vegetabilisches Leder hingegen wird in der Länge von 50 englischen Yards und in der
Breite von 1 1/2 Yard fabricirt, und zwar durchgehende in gleichmäßiger Dicke, wie
man solche eben wünschen mag, so daß ein jeder Theil gehörig benutzt werden kann.
Uebrigens vernahmen wir zu unserer Ueberraschung, daß das vegetabilische Leder nicht
eine Erfindung ist, der erst noch durch namhafte Verbesserungen aufzuhelfen wäre,
sondern daß dieser Artikel, trotz seiner Neuheit, schon zu vielen Gegenständen des
täglichen Gebrauchs mit vollständigem Erfolge verwendet wird, und daß zur Lieferung
desselben bereits große, ja ungeheure Contracte abgeschlossen sind.
Kautschuk und Naphtha werden zur Fabrication desselben genommen; allein durch ein dem
älteren Affocié des Hauses, einem sehr gediegenen Chemiker, bekanntes
Verfahren wird jeder Geruch der Naphtha beseitigt, so daß der Geruch des
vegetabilischen Leders, wenn je einer obwaltet, weniger stark ist, als der des
wirklichen Leders. Die hauptsächlichsten Gegenstände, zu denen bis jetzt schon das
vegetabilische Leder verwendet wird, sind Wagen- und Pferdedecken, Riemenzeug
für Soldaten, Wassereimer, die zusammengelegt werden können, Geschirre für
Zugthiere, Büchereinbände und so fort. Für letztere eignet es sich ganz besonders
wegen feiner Zähigkeit, Waschbarkeit und wegen der Eigenschaft, keine Flecken
anzunehmen. Die Dicke, welche bis zum höchsten Grad gebracht werden kann, wird ihm
durch vermehrtes Einlegen von Leinen und anderen Stoffen, die mit Kautschuk
verbunden werden, gegeben. Seine Stärke gränzt aus Erstaunliche, während, was mit
ein Hauptpunkt ist, der Preis nur den dritten Theil jenes des wirklichen Leders
beträgt. Viele Artikel, die man uns zeigte, zeichnen sich durch Eleganz und
vollendete Arbeit aus. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1859, Nr. 37.)
Untersuchung der toskanischen Weine; von O. Silvestri und C. Giannelli.
Die Genannten haben bei dieser im Laboratorium der Universität zu Pisa ausgeführten
Arbeit die toskanischen Weine vom J. 1857 auf ihren Gehalt an Alkohol, Wasser,
organischen und mineralischen Substanzen untersucht, auch das Glycerin in denselben
nachgewiesen.
Der Alkohol, welcher nach dem Verfahren von Gay-Lussac bestimmt wurde, beträgt in den toskanischen Weinen
zwischen 4 und 14 Procent. Das aus 67 Bestimmungen, die mit einer gleichen Anzahl
von Weinsorten gemacht wurden, gezogene Mittel ist beiläufig 9 Procent. Nur eine
Sorte rothen Weines, nämlich der von Ferrajolo bei Siena, lieferte 17,5 Procent
Alkohol bei 10°,5 C. Temperatur. Der Wein Monte
Pulciano, welchen Rodi für den „König
aller Weine“ erklärte, enthält nur 9 bis 11 Proc. Alkohol, und ist
nicht mehr der beste der toskanischen Weine.
Alle toskanischen Weine, ohne Ausnahme, enthalten freie Essigsäure, welche ohne
Zweifel eines der Oxydationsproducte des Alkohols ist.
Im Mittel enthalten die toskanischen Weine in 100 Theilen:
organische Substanzen
2,62
mineralische Substanzen oder Asche
0,24
Wasser
88,00
Alkohol
9,14
––––––
100,00
Nach Pasteur's Untersuchungen über die geistige Gährung
müssen die Weine als constantes Product der Spaltung des Traubenzuckers eine gewisse
Menge Glycerin enthalten. Hr. Ubaldini hat zwei
Weinsorten auf dasselbe untersucht: man erhielt eine kleine Menge einer syrupartigen
Flüssigkeit, welche sich in der Wärme verflüchtigen ließ, wobei sie einen Weißen Rauch und einen
eigenthümlichen faden Geruch verbreitete. Diese Flüssigkeit wird durch die Bierhefe
nicht in Gährung versetzt, gibt aber, wenn man Jodphosphor auf sie einwirken läßt,
Jodpropylen C⁶H⁵J, welches in Berührung mit Chlorwasserstoffsäure und
Quecksilber Propylengas entbindet. Dieß sind bekanntlich die charakteristischen
Eigenschaften des aus den Fetten abgeschiedenen Glycerins. (Comptes rendus, August 1859, Nr. 6.)
Kiefernes Bauholz gegen Wurmfraß zu schützen.
Ueber diesen Gegenstand macht Forstrath Zimmer (Allgem.
deutscher Telegraph, 1859, Nr. 1) nachfolgende Mittheilung:
„Wenn wir das Holz in unseren Gebäuden untersuchen, finden wir in der
Regel bei Kiefern das Splintholz durch Wurmfraß zerstört und unsere Gebäude
würden öfter längere Dauer haben, wenn der Wurmfraß nicht wäre. Zeit und
Witterung, in welcher das Holz gefällt wird, haben hierbei sehr großen Einfluß.
Holz in Wintermonaten bei großer Kälte gefällt, wird weniger vom Wurm
angegangen, als wenn selbes bei gelinder Witterung gefällt wird. Das bei
eintretendem Safte in den Monaten April bis Juni gefällte Holz wird vom Wurm am
meisten zerstört. Versuche, Bauhölzer durch Imprägniren gegen Wurmfraß zu
schützen, sind vielfach gemacht worden und nicht selten auch gelungen, sind
aber, so viel ich davon kenne, wegen der Vorrichtungen und der damit verbundenen
Umständlichkeiten und großen Kosten in der Regel für das praktische Leben gar
nicht oder doch nur sehr beschränkt anzuwenden, z.B. das Imprägniren im
luftleeren Raume.
Ich habe das Imprägniren beim Kiefernholz auf folgende einfache, billige Weise
bewirkt. Im Monat Mai 1850 ließ ich um mehrere Kiefernbaumstämme von 10 bis 12''
unterem Durchmesser den Erdboden bis auf den Wurzelknoten entfernen, dann wurde
das Splintholz bis aus den Kern mit der Art durchhauen, so daß die Stämme nur
noch auf dem Kernholze mit den Wurzeln in Verbindung standen Jeder Stamm wurde
dann schüsselförmig mit Thon umgeben, so daß der Rand der von Thon gebildeten
Schüssel mehrere Zoll höher war, als der in das Splintholz eingehauene Kreis.
Auf der Sohle der schüsselartigen Vertiefung wurde der Thon um den Stamm herum
fest angebracht und verstrichen, damit die einzugießende Flüssigkeit nicht in
den Erdboden entweichen konnte. So vorbereitet wurde in die von Thon um den
Stamm herum gebildete schüsselförmige Vertiefung aufgelöster Alaun gegossen. Der
aufgelöste Alaun wurde von den Kiefernstämmen aufgesogen, ganz ähnlich wie der
Blumenstrauß das Wasser aus dem Glase aufsaugt, und so wurde von Zeit zu Zeit
immer wieder Alaunlösung in die Thonvertiefung eingegossen und der in das
Splintholz eingehauene Kreis immer unter dem Niveau der eingegossenen
Alaunauflösung gehalten und hiermit einige Tage fortgefahren, dann ließ ich die
auf diese Weise imprägnirten Stämme fällen und wieder einige Tage unabgewipfelt
liegen, indem die an dem Stamme belassenen Aeste den Saft (hier den aufgelösten
Alaun) nach oben ziehen, wie dieß z.B. bei Kiefern, die im Sommer gefällt
werden, ein Mittel ist, das Blauwerden des Holzes zu verhindern.
Dieß ist das ganz einfache Verfahren der von mit im Monat Mai 1850 versuchsweise
vorgenommenen Imprägnation. Alaun wählte ich besonders aus dem Grunde, weil
solcher in Beziehung auf Feuersgefahr die Brennbarkeit des Holzes auf jeden Fall
vermindert.
Neben diesen, mit Alaun imprägnirten Kiefern, ließ ich gleichzeitig einige nicht
imprägnirte Kiefern von gleicher Stärke fällen und nebst jenen, den
imprägnirten, zu Bauholz beschlagen und genau bezeichnet zu Sparren auf ein
Stallgebäude mit eingebauter Schäferwohnung in demselben Jahre (1850) auf dem
Rittergute Hohenprießnitz bei Eilenburg im Herzogthume Sachsen mit
verwenden.
Da ich bald darauf meinen Wohnsitz Hohenprießnitz änderte, mithin die
Beobachtungen an Ort und Stelle nicht fortsetzen konnte, ließ ich vor einigen
Wochen durch den Revierförster Hrn. Müller und den
Zimmerpolirer Faust, beide zu Hohenprießnitz wohnhaft
und mit der ganzen Angelegenheit genau bekannt, indem der Erste die Aufsicht bei
dem Imprägniren der Stämme und dem Bau führte, der andere aber als Zimmerpolier
den Bau leitete und die verwendeten imprägnirten und nicht imprägnirten Hölzer
kannte, die betreffenden Sparren untersuchen, beide versicherten, daß die
imprägnirten Sparren vom Wurmfraß verschont geblieben, in den nicht imprägnirten
aber der Wurm in großer Menge sich eingefunden habe.
Hierauf verfügte ich mich an Ort und Stelle und fand zu meiner großen Freude die
Angelegenheit dahin bestätigt, daß in den nicht imprägnirten Sparren der Wurm
gar arg hauste, so, daß nicht nur beim Anschlagen mit der Art das Wurmmehl
herausstäubte, sondern auch bei näherer Untersuchung das Splintholz überall von
Wurmgängen durchzogen gefunden wurde; während bei 7 Stück der imprägnirten
Sparren (8 Stück wurden imprägnirt) keine Spur von Wurmfraß zu finden war und an
dem einen Sparren bloß ein einziges Wurmloch entdeckt wurde.
Die Thatsache steht fest, wie dieß die zu dem Versuche verwendeten Sparrenhölzer
bekunden, und wird nur noch zu beachten bleiben, ob nach spätern Jahren mit
Alaun imprägnirte Hölzer vom Wurm verschont bleiben.
Im Interesse der Sache werde ich in dem nächsten Frühjahre anderweit Hölzer auf
die angegebene Weise imprägniren, erlaube mit aber auch allgemein aufzufordern,
auch an anderen Orten derartige Versuche vorzunehmen, und bemerke nur, daß nicht
allein Alaun, sondern auch andere Auflösungen, z.B. von Eisen-,
Zink-, Arseniksalzen etc. hierzu angewendet werden können, und vielleicht
ist eine sehr verdünnte Arseniklösung schon hinreichend, den Wurm abzuhalten.
Die angewendete Alaunlösung war stark, keineswegs aber eine gesättigte.
Bei gewöhnlicher Temperatur lösen 13 Theile Wasser 1 Theil Alaun (Kalialaun)
auf.
Daß bei Anwendung von Giften Vorsicht zu beobachten
ist und mit Gift imprägnirte Hölzer zu Gefäßen etc., z.B. zu Fässern oder sonst
zu Wirthschaftsgeräthschaften nur beschränkt verwendet werden dürfen, versteht
sich von selbst.
Welchen Einfluß das derartige Imprägniren mit dieser oder einer anderen
Flüssigkeit auf die Dauer und Haltbarkeit des Holzes hat, werden fortgesetzte
Beobachtungen ergeben, und bemerke ich nur noch, daß nach Versicherung des schon
gedachten Försters Müller bei den Stöcken der im
Jahre 1850 imprägnirten Kiefern, welche ungerodet in dem Boden geblieben, bei
einer jetzt vorgenommenen Untersuchung sich ergeben hat, daß auf der Oberfläche,
wo bei der Imprägnation die Alaunlösung gestanden und soweit die Auflösung in
das Splintholz in der Richtung nach den Wurzeln zu eingedrungen ist, das
Splintholz weder von Fäulniß, noch vom Wurme angegriffen ist, während tiefer
hinab Stock und Wurzeln in dem Splintholze bis auf den Kern total verfault und
vom Wurme zerstört worden sind. Der Boden besteht aus reinem Sande.“
Nägel, im Holze sich krümmend.
Dieß bewirkt man – nach dem Amerikaner Horatio Bates – dadurch, daß in das vorgebohrte Loch eine kleine
Eisenkugel, oder auch ein Sandkorn geworfen wird, durch welches sich die Spitze des
Nagels zur Seite krümmt und hakenförmig in das Holz dringt. Man kann aber auch den
Nagel gespalten machen und erhält so im Holze einen Doppelhaken, welcher fester als
eine Schraube halten soll. (Stamm's neueste Erfindungen, 1859, Nr. 19.)