Titel: | Analyse einiger verbreiteteren Porzellansorten; von Joseph Müller aus Prag. |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. XI., S. 55 |
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XI.
Analyse einiger verbreiteteren Porzellansorten;
von Joseph Müller aus
Prag.
Aus Wittstein's Vierteljahresschrift für prakt.
Pharmacie, Bd. VIII H. 3.
Müller's Analyse einiger Porzellansorten.
Die zahlreichen im Handel vorkommenden Porzellansorten zeigen in ihren physikalischen
Eigenschaften oft die allergrößte Verschiedenheit, weßhalb zu gewissen, namentlich
chemischen und pharmaceutischen Zwecken, die eine oder die andere Sorte besonders
geeignet erscheint und allen anderen vorgezogen wird.
Liegt nun diese Verschiedenheit in der wechselnden chemischen Constitution der
Porzellane, oder im verschiedenen Temperaturgrade, dem sie bei ihrer Darstellung
ausgesetzt gewesen, oder ist endlich dieser Unterschieb von beiden Umständen zu
gleicher Zeit bedingt?
Diese für die praktische Porzellanfabrication vielleicht nicht ganz unwichtige Frage
dürften wir nach den jetzigen Erfahrungen kaum mit Sicherheit zu beantworten im
Stande seyn.
Ob aber, und welchen Einfluß die chemische Zusammensetzung auf die Beschaffenheit und
Anwendbarkeit des Porzellans ausübe, darüber können wir uns nur dann einen Schluß
erlauben, wenn uns eine Reihe ausführlicher Analysen vorliegt. Durch Untersuchung
einiger der bedeutenderen Sorten glaube ich hiezu einen kleinen Beitrag geliefert zu
haben.
Der Analyse wurden unterworfen Meißner, Elgersburger und
böhmisches Porzellan, letzteres aus Dallwitz (bei
Carlsbad) Als Material
bei der ersten Sorte diente mir ein noch ungebrauchter Schmelztiegel, bei der
zweiten ein nur einerseits glasirtes Rohr, beide aus einer hiesigen (Münchener)
Handlung bezogen. Das böhmische Porzellan hatte ich vom Besitzer der Dallwitzer
Fabriksniederlage in Prag, Hrn. J. S. Kohn, gütigst
zugesandt erhalten. Es war ein ziemlich dickes Bruchstück, wahrscheinlich von einem
Hausgeräthe herrührend.
Was nun den von mir zur Analyse eingeschlagenen Weg anbelangt, so war ich vorerst
bemüht, mir reine, von der Glasur vollständig befreite Stücke zu verschaffen. Bei
den dickeren Sorten genügen schon einige Hammerschläge auf das in Papier gewickelte
Stück, um reine Splitter in hinreichender Menge zu bekommen. Schwieriger ist dieß
bei den dünneren Sorten, und nur mit Hülfe von Messer, Meißel und Feile ausführbar.
Hierauf schritt ich zum Pulvern desselben in einem eisernen Mörser, wobei sich
jedoch so viel Eisen abrieb, daß das Pulver vor der weitern Behandlung mit
verdünnter Salzsäure digerirt werden mußte. Nach dem Auswaschen wurde es im
Achatmörser aufs Feinste zerrieben und geglüht.
Ein Theil des auf diese Weise behandelten Pulvers wurde behufs der Alkalienbestimmung
mit kohlensaurem Kalk und Salmiak, eine andere Portion zur Bestimmung der übrigen
Bestandtheile mit kohlensaurem Natronkali aufgeschlossen.
Die Resultate waren folgende:
I. Meißner Porzellan.
Kieselsäure
60,033
Thonerde mit Spur Eisenoxyd
35,435
Kali
2,264
Natron
1,547
Kalk
0,577
Magnesia
Spuren
––––––
99,856
II. Elgersburger Porzellan.
Kieselsäure
72,77
Schwefelsäure
0,06
Thonerde mit Spur Eisenoxyd
24,53
Kali
0,94
Natron
1,61
Magnesia
Spuren
––––––
99,91
III. Böhmisches Porzellan.
Kieselsäure
74,798
Schwefelsäure
0,087
Thonerde
21,303
Kali
2,484
Natron
0,584
Kalk
0,639
Magnesia
Spuren
––––––
99,895
Zur Vervollständigung und Vergleichung erlaube ich mir auch die Analyse des
Nymphenburger Porzellans von Vielguth und die des
Berliner Porzellans von Wilson
Polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S.
53. hier nochmals mitzutheilen.
IV. Nymphenburger Porzellan.
Kieselsäure
72,80
Thonerde
18,40
Eisenoxyd
2,50
Kalk
3,30
Magnesia
0,30
Natron
1,84
Kali
0,65
–––––
99,79
V. Berliner Porzellan.
Kieselsäure
71,340
Thonerde
23,763
Eisenoxyd
1,743
Kalk
0,568
Magnesia
0,192
Kali
2,001
––––––
99,607