Titel: | Ueber eine veränderte Hohofen-Construction; vom Hüttenmeister Abt in Malapane. |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. XXIV., S. 102 |
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XXIV.
Ueber eine veränderte
Hohofen-Construction; vom Hüttenmeister Abt in Malapane.
Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1859, Nr. 38.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Abt, über eine veränderte Hohofen-Construction.
Um eine größere Roheisenproduction bei sonst gleich reichhaltigen Erzen in einem
Hohofen zu erlangen, hat man letzterem bei größeren Schachtöfen entsprechend größere
Querschnitte gegeben und dadurch bedingt auch entweder die Anzahl der Formen
vermehrt, oder denselben größere Durchmesser und dem Windstrome stärkere Pressung gegeben. Bei den
meisten nach diesem Princip in Oberschlesien erbauten Hohöfen hat sich jedoch die
Production nicht in dem Maaße erhöht, als angenommen ward.
Die englischen und belgischen Verhältnisse dienen insofern nicht als Norm für
Oberschlesien, als hier, wenigstens im Steinkohlenreviere, vorzugsweise viel mulmige
Erze verschmolzen werden. Der Wind kann die mit zunehmender Höhe auch dichter
werdende Schmelzsäule nicht so gut durchdringen, als dieß bei einer aus Eisensteinen
bestehenden Beschickung der Fall ist. Aber abgesehen von alldem glaube ich, daß
durch eine auf anderen Principien beruhende Schachtconstruction der Zweck, eine
größere Roheisenproduction in einem Hohofen zu erzielen, sich leichter erreichen
läßt, und der Bau, also das Anlagecapital eines solchen Ofens, auch geringer
ist.
Je mehr Gichten von gleicher Schwere und Beschaffenheit in einer gegebenen Zeit
niedergehen, desto mehr Roheisen wird man erhalten; dieß wird geschehen, je weiter
die Schachtdimensionen sind, oder je rascher das Verzehren des Brennmaterials
geschieht.
Bis jetzt sind bei allen Hohöfen die Schachtdimensionen im Querschnitt rund, nur dem
Gestell gibt man bei den meisten Hohöfen mit 2 Formen einen etwas ovalen
Querschnitt, und zwar liegt die kürzere Achse in der Richtung des einströmenden
Windes. Nach einiger Zeit wird das Gestell durch das Wegschmelzen rund und zuletzt
wieder oval, nur daß dann die längere Achse in der Richtung der Formen liegt.
Wie die Erfahrung lehrt, wird in einem niedrigen Ofen von 30–40 Fuß Höhe der
Eisengehalt der Erze bei nicht größerem Brennmaterial-Verbrauch vollständig
reducirt und gekohlt, und ist eine größere Höhe durchaus keine Bedingung einer
besseren und vollständigeren Reduction etc. etc.
Den Betrieb niedriger Oefen, in denen die Beschickung zum Niedergehen von der Gicht
bis zur Form nicht soviel Zeit beansprucht, als in hohen Oefen, hat man besser in
seiner Gewalt, da ein, durch andere Beschickung, andere Pressung und Temperatur des
Windes veränderter Betrieb viel rascher seine Einwirkung zeigt und daher
Unregelmäßigkeiten des Hohofenganges leichter behoben werden können.
Niedrige Oefen beanspruchen weniger Baukosten und nicht so starken Wind, als hohe
Oefen. Wollte man nun nach dem jetzt herrschenden Princip auch in Oefen bei gleicher
Gichthöhe mehr Roheisen von gleicher Qualität erblasen, so müßte man bedeutend
weitere Schachtdimensionen, d.h. mit rundem Querschnitt geben. Da jedoch die
reducirend und kohlend wirkenden Gase die Rast und den Kohlensack bis zur Gicht von
den Schachtwänden nach der Achse des Ofenschachtes zu mit abnehmender
Geschwindigkeit und
Kraft durchströmen, so tritt bei immer weiter werdenden Oefen endlich ein Moment
ein, wo die Gase keine Einwirkung mehr auf die Erzbeschickung ausüben können, und
zwar wird dieß um so eher eintreten, je dichter die Beschickung ist.
Es kann daher ein großer Querschnitt des Schachtes in allen seinen Theilen nur dann
vortheilhaft auf größere Production wirken, wenn die senkrechte Achse nicht zu weit
von den Schachtwänden entfernt ist; dieß ist bei rundem Querschnitt nicht zu
erreichen, wohl aber bei einem ovalen oder elliptischen, so daß der kürzere
Durchmesser dem bisherigen Durchmesser entspricht und der längere nach Erforderniß
vergrößert wird. Die Gicht-Kohlensack- und
Gestell-Durchschnitte erhalten dasselbe proportionale Verhältniß als bisher,
nur daß ebenso proportional dem größeren Querschnitt mehr Formen von gleicher Größe
als bisher eingelegt zu werden brauchen.
Nimmt man z.B. die Malapaner Hohofen-Dimensionen zum Anhalt, und wollte man
bei gleicher Ofenhöhe die doppelte Production erzielen, so müßte der Gicht, dem
Kohlensack und dem Gestelle die in Fig. 35, 36 und 37 verzeichnete ovale
oder eine entsprechende elliptische Form und Größe gegeben werden.
Die Gicht, welche in der bisherigen Form bei 3 1/2 Fuß Durchmesser 9,62 Quadratfuß
Flächeninhalt hat, würde die ovale Form Fig. 35 erhalten, und bei
einem kurzen Durchmesser von 3,5, und einem längeren von 6,25 Fuß 19,24 Quadratfuß
Fläche messen (a = 4,81, b =
9,62, c = 4,81 Quadratfuß). Der Kohlensack hat bisher 7
Fuß Durchmesser und einen Flächeninhalt von 38,48 Quadratfuß; in der ovalen Form
Fig. 36
würde der kurze Durchmesser 7 Fuß, der lange 12,5 Fuß, und der Flächeninhalt 76,96
Quadratfuß betragen (a = c =
19,24 Quadratfuß; b = 38,48 Quadratfuß). Ebenso würde
das Gestelle im Niveau der Formen, welches bisher 18'' Durchmesser und 254,469
Quadratzoll oder 1,7 Quadratfuß Flächeninhalt besitzt, in der ovalen Form Fig. 37 bei
einem großen Durchmesser von 32'' und einem kleineren von 18'' eine Fläche von
508,938 Quadratzoll oder 3,5 Quadratfuß erhalten.
Bei elliptischer Form des Ofenschachtes könnte der Flächeninhalt der einzelnen Theile
in demselben oder ähnlichem Verhältnisse vergrößert werden.
Das Niedergehen der Gichten wird ebenso wie bisher stattfinden, das specifisch
leichtere Brennmaterial wird allmählich durch die schwere Erz- und
Kohlenbeschickung an die Schachtwände gedrückt, letztere jedoch ebenso wie früher
der Einwirkung der Gase ausgesetzt seyn, als in den bisherigen Oefen so daß die
Reductions- und Kohlungszone ganz in denselben Gränzen als bisher bleibt.
Auch die Schmelzzone im Gestell bleibt ganz dieselbe, ja wird dadurch eine
wirksamere werden, als man bei diesem Querschnitte die Formen leichter als bisher so legen
kann, daß sich die einströmenden Windmengen nicht treffen, resp. nicht ihr kräftiges
Ausströmen hindern. Bei doppelter Querschnittfläche muß bei doppelter Windmenge auch
unbedingt die doppelte Roheisen-Production gleicher Qualität erfolgen. Das
Aufgeben müßte allerdings, um eine möglichst gleichförmige horizontale Schichtung
der Gichten zu erlangen, an zwei Punkten geschehen. Bei gleichmäßiger Windmenge und
Pressung in allen Formen muß alsdann die Schmelzsäule so gleichmäßig als bisher
niedergehen.
Unbedingt ist der Bau eines solchen Ofens billiger als die Herstellung zweier
bisherigen, oder eines hohen, das Doppelte gebenden großen Ofens. – Was die
Arbeiten des Schmelzers anbetrifft, so dürfte allerdings zweckmäßig seyn, an dem
Ofen noch eine Reserve-Arbeitsseite (dem langen Durchmesser entsprechend)
anzulegen, um etwaige Versetzungen leichter beseitigen zu können.
In vielen mit viereckigen Rauhschächten versehenen Hohöfen läßt sich ein elliptischer
Schacht einziehen, der, wenn er auch nicht den doppelten, so doch einen bedeutend
größeren Querschnitt als bisher besitzt, dann aber allerdings auch mehr Wind und
Material braucht, alsdann aber auch proportional soviel mehr Roheisen geben muß. Ein
Einstürzen des Schachtes ist bei dieser Construction des Querschnittes nicht zu
befürchten. Es gibt jetzt schon Hohöfen, deren Gestell einen ovalen Querschnitt hat
und 4 bis 5 Formen besitzt; jedoch erstreckt sich dieser Querschnitt nur auf das
Gestell; die Production ist eine bedeutende.
Malapane, 21. April 1857.
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Vorstehender Vorschlag wurde nicht die Veranlassung zum Bau eines Ofens mit
elliptischem oder ovalem Schachte. Im Jahre 1858 erschien im „Mechanics' Magazine“ (September
4–25) ein Aufsatz (Alger's
Patent Furnace Company), der ganz dieselbe Construction
vorschlägt, und es ist in Folge des von Hrn. Alger
gemachten Vorschlages ein Hohofen gebaut worden, oder im Bau befindlich.
Ich kann jetzt nachträglich nur noch zu meinem früheren Vorschlage hinzufügen, daß
ich meine Ansicht nicht geändert habe, um so weniger als ich glaube, daß in den
meisten Fällen wohl zu starke Pressung dem Gebläsewinde gegeben wird. Bis jetzt
nimmt man (Scherer) 22 bis 32 Kubikfuß Windmenge pr. Minute auf jeden Quadratfuß des
Kohlensack-Querschnittes an. Bei diesen Ermittlungen ist jedoch noch nie die
Menge Brennmaterial, die pr. Minute den Quadratfuß
Kohlensack-Fläche passirt, in Berücksichtigung gezogen worden.
Was den Niedergang der Gicht anbetrifft, so zeigt sich bei genauer Beobachtung einer
niedergesunkenen Erzgicht, daß das Brennmaterial von dieser auf die Seite gedrückt
wird, und die Erzgicht selbst die Form eines nach oben abgestumpften Kegels annimmt;
ist das Brennmaterial in kleinen Stücken aufgegeben, so wird der abgestumpfte Kegel
frei stehen; ist das Brennmaterial in großen Stücken aufgegeben, so werden die
Stücke auf die Seite gedrückt und die Höhe der Erzgicht erreichen. Bei
Holzkohlen-Hohöfen kann diese Erscheinung stets beobachtet werden; dieß
bestätigt die von mir aufgestellte Ansicht, daß im Kohlensack bis zur Gicht die
Schmelzsäule von der Achse des Schachtes aus an Schwere und Dichtigkeit abnimmt, und
die Gase vorzugsweise an den Schachtwänden entlang gehen und nach der Achse des
Schachtes an Geschwindigkeit abnehmen.
Malapane, den 27. August 1859.