Titel: | Zur Erklärung des Puddelprocesses; von Otto Zobel. |
Autor: | Otto Zobel |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. XXVII., S. 111 |
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XXVII.
Zur Erklärung des Puddelprocesses; von Otto Zobel.
Zobel, zur Erklärung des Puddelprocesses.
Einiges über die für den Puddelproceß wichtigen
Schlacken.
Die Schlacken, welche überhaupt in Puddel- und Schweißöfen fallen, deren
Vorkommen wenigstens für die in jenen Oefen vorgehenden chemischen Processe von
Wichtigkeit ist, sind einbasische Kieselsalze, deren
hauptsächlichste Basis Eisenoxydul ist, und welche mehr
oder minder Eisenoxyd-Oxydul in sich aufgelöst
enthalten. Ihr Gehalt an Kieselsäure scheint gewisse Gränzen nicht zu überschreiten
(47 Proc.).Das Eisenoxydul-Bisilicat FS₂, welches circa 47 Proc. Kieselsäure enthält, hat nach Scherer seinen Bildungspunkt bei 1832° C. – eine
Temperatur, die in Flammöfen wohl selten erreicht wird. A. d. Verf.
Diese Schlacken, im Allgemeinen Frischschlacken genannt,
theilt man ein in Rohschlacken und Garschlacken, eine Bezeichnung, welche von ihrer oxydirenden Einwirkung
(Gare) auf die fremden Beimengungen des Roheisens (auf Kohlenstoff und Silicium)
herrührt. Das Eisenoxydul kommt auch durch gewisse äquivalente Theile von
Manganoxydul, Kalk, Magnesia, auch wohl Kali und Natron vertreten vor, die
Kieselsäure auch wohl durch Thonerde, doch stets nur in sehr geringen Mengen
(vielleicht Mn O ausgenommen), so daß der Charakter des Eisenoxydulsalzes wohl nicht
wesentlich dadurch verändert wird.
Zu den Rohschlacken gehört:
1) das Bisilicat vom Eisenoxydul (nach der chemischen
Nomenclatur zweidrittel-kieselsaures Eisenoxydul = 3FeO + 2SiO₃), bei
welchem der
Sauerstoff in der Kieselsäure doppelt so groß ist als im Eisenoxydul. Es enthält 47
Proc. SiO₃ und 53 Proc. FeO. – Dieses Silicat kommt für sich allein
höchst selten vor, höchstens unvollkommen geflossen in der Sohle der Schweißöfen.
Häufiger kommt es vor in Verbindung mit dem
2) Singulosilicat von Eisenoxydul FS
(drittel-kieselsaures Eisenoxydul = 3FeO + SiO₃), bei welchem der
Sauerstoff der Basis gleich dem der Säure ist.
Es enthält in 100 Theilen
circa 30 Proc. SiO₃
und 70 Proc. FeO.
Es ist im kalten Zustande eine metallglänzende, spröde, durchweg verglaste Masse,
deren muschliger Bruch in den verschiedensten Farben spielt. Es kommt krystallisirt
vor in der Krystallform des Chrysoliths, mit einem spec. Gewicht von
3,88–4,14. Wichtiger für den Hüttenmann sind seine Eigenschaften im
geschmolzenen Zustande. Es ist ein leichtflüssiges (jedenfalls eines der
leichtschmelzbarsten) und dünnflüssiges Silicat. Sein Bildungspunkt ist nach Scherer 1789° C. – Es zeichnet sich im
geschmolzenen Zustande durch einen lebhaften Glanz vor
der Flamme des Ofens aus. Diesen Glanz behält die Schlacke auch nach dem Erkalten an
der Oberfläche, wie man dieß bei einem guten Gange eines Stahlpuddelofens am Gezähe
zu sehen Gelegenheit hat. Es ist dieser Glanz eine vortreffliche Eigenschaft, um
dieses Silicat (welches noch zu den Rohschlacken gehört) von den Garschlacken zu
unterscheiden. Die am Gezähe haftende und erkaltete Garschlacke glänzt nicht.
– Noch sicherer unterscheiden sich diese Schlacken durch die Farbe ihres Lichtes. Dieß Singulosilicat hat geschmolzen
ein viel gelb-rotheres Licht, während die Garschlacken mehr ein weißes Licht
zeigen. Ferner ist dieses Silicat frisch (und nicht saiger wie die Garschlacken), d.h. es erstarrt durch
seine ganze Masse zugleich, ohne durch einen teigartigen Zustand hindurchzugehen.
– Durch Hinzutreten von Eisenoxyd-Oxydul verliert dieß Silicat viel
von seinen charakteristischen Eigenschaften, besonders aber an Glanz und
Dünnflüssigkeit.
Es kommt in dieser Reinheit selten, doch mehr oder minder mit dem Bisilicat gemengt
in Schweißöfen vor als Fuchsschlacke.
Analyse I. Eine Schweißofenschlacke aus Althütten in
Böhmen enthielt nach Feistmantel:
Kieselerde
35,13 mit
18,26 Sauerstoff.
Eisenoxydul
59,97 „
13,33 Sauerstoff
Magnesia
4,88 „
1,89 „
––––––––––––––––––––
99,98
15,22
Sie entspräche also ungefähr dem Ausdruck F⁶S⁷. Ihr Schmelzpunkt ist
1650° C., also etwas höher als die Schweißhitze.
Analyse II. Eine dergleichen aus Lohhütte in Siegen,
welche daselbst zum Rohstahlpuddeln zugeschlagen wurde (spec. Gew. 4,167), enthielt
nach Schnabel:
Kieselsäure
25,4 mit
13,20 Sauerstoff
Thonerde
5,0 „
2,34
„
Eisenoxyd
3,1 „
0,93
„
Eisenoxydul
66,8 „
–––––––––––––
–––––––
14,84 Sauerstoff;
16,47 Sauerstoff.
100,3
Rechnet man Thonerde und Eisenoxyd zu den elektronegativen Bestandtheilen, so ist
diese Schlacke ähnlich wie jene zusammengesetzt.
Ferner kommt diese Schlacke im Puddelofen vor, und zwar zeigt sie sich, wie wir
später sehen werden, beim Aufkochen, besonders beim Puddeln von Stahl und
Feinkorneisen.
Analyse III. Eine solche Schlacke aus dem Stahlpuddelofen
zu Lohhütte in Siegen enthielt nach Schnabel:
Kieselerde
26,0 mit
13,51 Sauerstoff
Thonerde
6,8 „
3,18
„
Eisenoxydul
55,9 „
12,42 Sauerstoff
–
Manganoxydul
10,5 „
2,36
„
–
Kalk
0,6 „
0,17
„
–
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
99,8
14,95 Sauerstoff
16,69 Sauerstoff.
Diese Schlacke war bei einem sehr rohen Ofengange gefallen, bei gutem reinen
Puddelstahl. Das spec. Gewicht derselben beträgt 3,643.
Analyse IV. Eine andere Schlacke daher, bei etwas garerem
Gange gefallen, enthielt nach Demselben:
Kieselerde
23,5 mit
12,21 Sauerstoff
Thonerde
3,3 „
1,54
„
Eisenoxydul
66,0 „
14,67 Sauerstoff
–
Manganoxydul
8,4 „
1,89
„
–
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
101,2
16,56 Sauerstoff
13,75 Sauerstoff.
Diese Schlacke ist also schwächer silicirt. Spec. Gew. 4,127.
3) Das wichtigste Agens für die Förderung des Frischprocesses im Puddelofen sind die
Garschlacken, unter denen man im Allgemeinen die
geringer silicirten Eisenoxydulschlacken oder solche versteht, welche viel
Eisenoxyd-Oxydul (Hammerschlag, 6FeO + Fe₂O₃) enthalten. Sie
kommen in den verschiedenartigsten Atomgruppirungen vor, und können mit Basen
(Eisenoxydul und Oxyd-Oxydul) bis zur Unschmelzbarkeit übersättigt seyn.
Das wichtigste Silicat darunter, auf dessen Betrachtung wir uns hier beschränken, ist
das Subsilicat Fe₂S oder
sechstel-kieselsaure Eisenoxydul (6FeO + SiO₃), bei welchem der
Sauerstoff im Eisenoxydul doppelt so groß ist, als in der Kieselsäure.
Es enthält auf
17,4 Proc. Kieselsäure,
82,6 Proc. Eisenoxydul,
so daß also auf 1 Atom Kieselsäure 2 Atome FeO kommen, während
bei dem Singulosilicat auf 1 Atom Kieselsäure 1 Atom FeO kommt. Es ist
krystallinisch, hat eisenschwarze Farbe und schwachen Metallglanz. Geschmolzen hat
es ein weißeres Licht als das Singulosilicat, ist weniger glänzend an der Oberfläche
und ist saiger. Diese Eigenschaften sind es gerade,
welche dem geübteren Auge einen sichern Maaßstab zur Unterscheidung desselben von
der Rohschlacke, zur Erkennung des Ofenganges an die Hand geben.
Seine wichtigste Eigenschaft ist sein Verhalten zum geschmolzenen Roheisen, welches
nach Scherer
Scheerer's Metallurgie, Bd. I S. 125. auf Folgendem begründet ist:
„Wird Eisen, welches durch Kohlenstoff, Silicium,
Schwefel und andere leicht oxydirbare Stoffe verunreinigt ist, mit
sechstel-kieselsaurem Eisenoxydul zusammengeschmolzen, oder doch so
stark erhitzt, daß das Eisen sich erweicht und das Silicat schmilzt, so wird
die Hälfte des in letzterem vorhandenen Eisenoxyduls in metallisches Eisen
und Sauerstoff zerlegt, und dieser Sauerstoff oxydirt die leicht oxydirbaren
Stoffe, mit denen das Eisen verunreinigt war. Aus der Kohle entsteht auf
diese Weise Kohlenoxydgas, aus dem Silicium Kieselsäure und aus dem Schwefel
schweflige Säure, während das Sechstel-silicat zu einem
Drittelsilicate umgewandelt wird.“
Aus dem Roheisen entsteht auf diese Weise Schmiedeeisen. Diese garende Eigenschaft
besitzen auch die freien Oxyde des Eisens, das Oxydoxydul (als Hammerschlag und
Magneteisen), selbst noch wenn sie mit den Kieselsalzen des Eisens sich zu
Doppelsalzen verbunden haben. Wenigstens hat die Erfahrung bereits über ihre
Verwendbarkeit entschieden.
Diese Garschlacken bilden den festen Herdboden des Puddelofens.
Analyse V. Eine solche Schlacke aus Rakonitz in Böhmen
enthielt nach Feistmantel:
Kieselsäure
18,403 mit
9,56 Sauerstoff
Thonerde
6,023 „
2,82
„
Eisenoxydul
65,075 „
14,46 Sauerstoff
–
Kalk
5,173 „
1,48
„
–
Magnesia
4,915 „
1,95
„
–
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
99,589
17,89 Sauerstoff
12,38 Sauerstoff.
Diese Schlacke wäre demnach als ein Gemenge von Sub- und Singulosilicat zu
betrachten, und würde genau ein Subsilicat seyn, wenn man die Thonerde zu den Basen
rechnete.
Analyse VI. Eine andere Schlacke, und zwar tafelartige
Krystalle aus den Blasenräumen an der obersten Stelle des im Ofen zurückbleibenden
Schlackenherdes aus Rakonitz, enthielt nach Demselben:
Kieselsäure
8,96 mit
4,66 Sauerstoff
Thonerde
9,89 „
4,63 „
Eisenoxydul
60,49 „
13,44 Sauerstoff
–
Kalk
13,25 „
3,78 „
–
Magnesia
7,40 „
2,87 „
–
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
99,99
20,09 Sauerstoff
9,29 Sauerstoff,
also ziemlich genau ein Subsilicat.
Analyse VII. Die Schlacke, welche bei den Versuchen von
Calvert und JohnsonPolytechn. Journal Bd. CXLVI S. 121. im
Puddelofen zurückblieb, enthielt:
Kieselsäure
16,53 mit
8,59 Sauerstoff
Eisenoxydul
66,23 „
14,29 Sauerstoff
–
Manganoxydul
4,90 „
1,10 „
–
Kalk
0,70 „
0,20 „
–
Thonerde
1,04 „
0,49
Schwefeleisen
6,80 ↗
Phosphorsäure
3,80
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,00
15,59 Sauerstoff
9,08 Sauerstoff,
also auch eine stark basische Garschlacke.Hierbei muß bemerkt werden, daß bei der Berechnung des Sauerstoffs angenommen
wurde, daß durch 3,8 Proc. PO₅ neutralisirt wurden 1,92 FeO zu FeO,
PO₅, so daß obige 14,29 Sauerstoff von 64,31 Thln. Eisenoxydul
herrühren.A. d. Verf.
Die Analysen V, VI und VII, auf welche ich später zurückkommen werde, beweisen also
das Auftreten jener Subsilicate (Garschlacken) in der im Ofen zurückbleibenden
Schlacke, wenigstens wenn auf gares sehniges Eisen gearbeitet wird; also dürfte für
solches Product auch die Schlacke, welche unter Hämmern und Quetschwerken aus den
Luppen ausgepreßt wird, eine ähnliche Zusammensetzung haben.
Eine sehr kräftige Garschlacke, welche für sich sehr strengflüssig und jedenfalls
sehr schwach silicirt ist, findet sich oft am oberen Rande der Kühlung an den
Ofenwänden abgesetzt. Sie ist porös und sehr geeignet zur Herstellung eines neuen
Schlackenbodens im Ofen; ihr Ansehen deutet darauf hin, daß eine leichtflüssigere
Masse aus den strengflüssigeren Theilen herausgeflossen ist, ähnlich wie dieß beim
Rösten von Puddelschlacken der Fall ist (wo man die Garschlacken für den
Puddelproceß wieder gewinnen will).
Hammerschlag, Magneteisen wirken auch garend, ersterer wird auch als Zuschlag viel
angewendet.
Ueber die relative Schmelzbarkeit jener Silicate stimmen die Ansichten der
Metallurgen nicht in allen Stücken überein, und obige Ansichten, welche sich zum
Theil auf den Schmelzpunkt, zum Theil aber auf den Bildungspunkt beziehen, sind ohne
Anhalt. Darin stimmen sie überein, daß die höher silicirten Schlacken
strengflüssiger sind, das Trisilicat strengflüssiger als das Bisilicat, und dieses
wieder strengflüssiger als das Singulosilicat ist; ob aber das Subsilicat noch
leichtflüssiger ist, darüber sind die Meinungen verschieden, und ich glaube, daß
auch hier eine Gränze stattfindet, bei welcher die sehr basischen Schlacken wieder
strengflüssiger werden. Die Erfahrung liefert unter andern den Beleg, daß sich eine
Schweißofenschlacke (nahezu Singulosilicat) und Kühltrogschlacke (darüber weiter
unten) leichter in einem neuen Ofen zu einem Herd einschmelzen läßt als andere
Eisensilicate, die im Walzwerk vorkommen (Zängeschlacke etc. vom Eisenpuddeln).
Daß Eisenoxydsilicate in den Puddelschlacken auftreten,
dürfte zu bezweifeln seyn, weil kieselsaures Eisenoxyd zu den unschmelzbaren
Silicaten gehört. Wo Eisenoxyd auftritt, muß es als elektronegativer Körper
auftreten.
Betrachtungen über den Puddelproceß selbst.
Nachdem der Schlackenherd des Ofens von dem letzten Satz wieder hergestellt ist, wird
das Roheisen eingesetzt und nach und nach zu einer dünnflüssigen Masse
eingeschmolzen oder doch in einen breiartigen Zustand gebracht.
So wie nun das Roheisen allmählich vor der oxydirenden Einwirkung der Flamme
tropfenweis auf den Boden fällt, geht mit demselben ein Proceß vor sich, welcher mit
dem Ausdruck „Feinen“ bezeichnet
wird. Es wird das Silicium in Kieselsäure umgewandelt und von den basenreichen
Schlacken aufgenommen; es wird der mechanisch gebundene Kohlenstoff in chemisch gebundenen umgewandelt,
aus dem grauen Roheisen wird ein weißes. Vielleicht erfolgt zu dieser Periode des
Einschmelzens auch die Ausscheidung von Phosphor bis zu einem gewissen Grade, wie
dieselbe doch sonst bei dem Feinproceß vor der Einwirkung des Windes erfolgt.
Daß die Ausscheidung von Silicium gerade am stärksten
jetzt erfolgt, haben die schätzbaren Analysen von Calvert
und Johnson unzweifelhaft festgestellt; aber auch die
Erfahrung spricht dafür, daß durch das Umschmelzen des Roheisens im Flammofen
dasselbe an Silicium verliert, wobei es dichter und fester wird und zum Weißwerden
hinneigt. Eine hohe Temperatur scheint diese Abscheidung zu begünstigen; und deßhalb
hat es sich auch beim Verpuddeln von stark siliciumhaltigem Roheisen als sehr gut
bewährt, den eingeschmolzenen Satz mit einigen Haken bei voller Hitze zu bearbeiten,
bevor man die eigentliche Oxydation des Kohlenstoffs einleitet. Ich verweise dabei
auf das Beispiel der durch ihre Fabricate (besonders ihr Feinkorneisen) bekannten
Pielahütte in Oberschlesien.
In dieser Periode des Einschmelzens findet aber noch eine andere Reaction statt, die
zur Erklärung des Frischprocesses von größerer Wichtigkeit zu seyn scheint, nämlich
eine Oxydation des Eisens vor der Einwirkung der Flamme,
welche nicht unbedeutend ist. Daß beim Einschmelzen von Roheisen im Puddelofen eine
Oxydation von Eisen stattfindet, dafür spricht der ziemlich hohe Eisenverlust, den
man beim Umschmelzen von Roheisen in Gießereiflammöfen erleidet. Derselbe betrug im
Jahre 1855 auf dem k. preuß. Hüttenwerk zu Gleiwitz durchschnittlich 10,6 Proc.
Dafür spricht ferner der Umstand, daß man beim Verpuddeln großer Gußstücke, welche
eine längere Zeit zum Einschmelzen brauchen, einen viel höhern Abgang hat. Aus
demselben Grunde ist der Abgang in kalt gehenden Oefen größer, und eben deßhalb gibt
die erste Charge nach einem Stillstand weniger Ausbringen. Am klarsten zeigt eine
während des Einschmelzens herausgenommene Probe die stattfindende Oxydation des
Eisens. Das allmählich erweichende Roheisen zeigt an den Stellen, wo zuerst einzelne
Theile desselben flüssig wurden, in dem noch zurückgebliebenen festen Theile eine
poröse schwammige Masse, welche über und über mit Oxyd bedeckt ist.
Dieses Eisenoxyd-Oxydul (wahrscheinlich 6FeO + Fe₂O₃,
HammerschlagEs dürfte überhaupt noch fraglich seyn, ob bei diesem Verbrennen immer
dieselbe Oxydationsstufe gebildet wird, da bei den mir bekannten Analysen
von Schweißofenschlacken das Eisenoxyd in sehr variablem Verhältniß zum
vorhandenen Oxydul steht. A. d. Verf. gibt das wesentlichste Agens zu dem nachfolgenden Frischproceß, der Verbrennung des
Kohlenstoffs. Es tritt dasselbe zum Theil an das während der Zeit und nachher sich
ausscheidende Silicium, zum Theil aber an die im Ofen zurückgebliebene Schlacke,
welche allmählich schmilzt und das specifisch schwerere Eisen bedeckt, und macht
dieselbe basenreicher, d. i. zu einer Garschlacke, wenn schon dieselbe häufig (beim
Puddeln von sehnigem Eisen) an und für sich zu den Subsilicaten gehört. Vergl.
Analyse V bis VII.
Nach Calvert und Johnson, deren
Roheisen nicht gerade zu den siliciumarmen Sorten gehörte, gingen bis nach dem
Einschmelzen 2,720–0,197 also 2,523 Proc. Silicium verloren. Um die daraus
gebildete Kieselsäure zu 3FeO, SiO₃ zu verschlacken, sind 10,04
Gewichtstheile pro 100 Eisen (Abbrand) erforderlich. Es
dürfte der Verlust an Eisen aber zu Anfang viel beträchtlicher seyn, da von jenem
Eisen wieder ein Theil reducirt wird, und ein Materialverlust von 10 Proc. ohnehin
schon zu den günstigsten Betriebsresultaten gehört.
Ist nun das Einschmelzen des Einsatzes so weit gediehen und die Masse tüchtig
durcheinandergerührt, so pflegt man die Verbrennung des
Kohlenstoffs einzuleiten, indem man den Einsatz etwas abkühlt, entweder
durch Schließen des Registers, durch Hineinwerfen von Schlacke (gewöhnlich
Garschlacke, die dann aber gleichzeitig als Reagens wirkt) oder auch wohl, wie dieß
früher geschah, durch Hineingießen von Wasser.
Mit dem Eisen ist auch die im Ofen befindliche Frischschlacke eingeschmolzen und
schwimmt auf dem Eisen, wovon man sich leicht durch geschöpfte Proben überzeugt.
Eine Oxydation des Kohlenstoffs durch die mit der Flamme fortgeführte
Verbrennungsluft oder durch deren Kohlensäure ist also nicht mehr gut möglich;
wenigstens muß eine Oxydation der bei zu heftigem Rühren herausgeschleuderten
Eisentheilchen als unwesentlich bezeichnet werden, da mit vorsichtigem Rühren
dasselbe erreicht wird, nämlich eine Berührung des in dem Roheisen gelösten
Kohlenstoffs mit der Schlacke. Hierin und in dem oben S. 114 erwähnten Verhalten des
Subsilicates von Eisenoxydul gegen geschmolzenes Roheisen, finden wir die Erklärung
für die weitere Verbrennung des Kohlenstoffs, das Frischen. Mag immerhin beim Rühren noch ein Theil des Eisens verschlackt
werden und eben dadurch zur Verbrennung des Kohlenstoffs beitragen, rationell wäre
ein darauf allein basirtes Verfahren nicht zu nennen, da auf diese Weise dem
Eisenverlust keine Gränze gesetzt ist, während von dem Subsilicat sich nur so viel
zur Oxydation des Kohlenstoffs zersetzt, als durch die vorhandene Menge desselben
bedingt wird, wobei man noch ein sonst werthloses Material verwerthet. Es dürfte
dann aber auch schwerlich möglich seyn, bei einem guten Puddelbetrieb mit 10 Proc. Abgang
wegzukommen, wenn beim Umschmelzen im Gießereiflammofen allein schon mehr verloren
geht, in einem Ofen, dessen ganze Construction doch das Einschmelzen mehr befördert
als der von den Seiten und am Boden fortwährend abgekühlte muldenförmige
Puddelofen.
Es scheint, als wenn jene Reaction zwischen Garschlacke und Roheisen, d.h. die
Zersetzung der ersteren und die Verbrennung des Kohlenstoffs, besser nach einiger
Abkühlung, d.h. in dem körnigen teigartigen Zustande der Masse vor sich ginge; weiß
man doch aus der Roheisenproduction im Hohofen, daß die Verwandtschaft des Eisens
zum Kohlenstoff mit der Temperatur zunimmt, während umgekehrt in dem Eck'schen Gasfeinofen das Roheisen leicht zu frischen
anfängt, wenn die Hitze nicht stark genug ist. Man nennt die Operation, durch welche
im Puddelofen die Abkühlung bewirkt wird, das Steifmachen
oder Andicken des Satzes. Bald darauf bemerkt man an den
emporsteigenden blauen Flämmchen von Kohlenoxydgas, daß die Verbrennung des
Kohlenstoffs im Innern der Masse beginnt; und in dem Grade als sie sich durch die
ganze Masse verbreitet, nimmt der Satz an Volumen zu, er steigt. Dieß ist der beste Beweis dafür, daß die Verbrennung des
Kohlenstoffs nicht an der Oberfläche durch die Flamme allein bewirkt wird, sondern
durch Reactionen, welche zwischen anderen im Innern der Masse sich befindenden
Stoffen vorgehen.
Man beobachtet aber noch mehr. Die Schlacke, welche nach dem Einschmelzen das
Roheisen bedeckt, ist meist dickflüssig, schmierig (saiger) und wenig glänzend, alles Eigenschaften, welche mehr den
Garschlacken eigen sind. In dem Maaße als die Verbrennung des Kohlenstoffs
fortschreitet, der Satz höher und höher steigt, nimmt die Schlacke mehr das Ansehen
einer Rohschlacke an; sie wird dünnflüssiger, leuchtet – man kann dieß
besonders beim Stahlpuddeln wahrnehmen – in dem eigenthümlichen gelbrothen
Lichte, wie es die Schweißofenschlacken geschmolzen zeigen; sie fließt über die
Schaffplatte, hat aber zu Anfang noch eine etwas schmierige Consistenz, klebt an der
Arbeitsthür in Klumpen, an der Schaffplatte in langen Zapfen. Später, und zwar bei
sehr gutem Ofengange, wird sie ganz frisch, fließt wie
Wasser über die Schaffplatte, glänzt an der Oberfläche und an dem aus dem Ofen
kommenden Gezähe, und dieß sind sichere Vorboten für einen guten Stahl.
Dieses Roherwerden der Schlacke ist in Folgendem begründet. Nach dem Einschmelzen war
also durch die bedeutende Verbrennung an Eisen, und wohl auch noch von der
vorgehenden Charge, eine gare, mehr basische Schlacke vorhanden. Diese Oxyde
zersetzen sich, wie oben bei dem Subsilicat des Eisenoxyduls erwähnt; doch wird
wahrscheinlich zuerst das Eisenoxyd von Oxyd-oxydul in Eisenoxydul
übergeführt, weil keine von jenen Schlacken aus der spätern Zeit des Puddelprocesses
noch Eisenoxyd bei sich führt. Schon während des Einschmelzens wird der größte Theil
des Siliciums als SiO₃ in die Schlacke übergeführt, aber auch nachher wird
noch Silicium durch die Zersetzung der Garschlacken oxydirt. Subsilicate werden auf
diese Weise zu Singulosilicat (Rohschlacke) und reducirtem Eisen:
Si + 2 (6FeO, SiO₃) = 3 (3 FeO, SiO₃) + 3Fe,
so daß durch 1 Atom Silicium 3 Atome Eisen, oder durch 1 Proc.
beinahe 4 Proc. Eisen reducirt worden. Das Vorhandenseyn von Eisenoxyd mag dieß
Verhältniß wohl um ein Weniges mäßigen, doch läßt sich hierüber keine sichere
Rechnung anstellen. Ferner werden hierbei aus 2 Atomen Garschlacke 3 Atome
Rohschlacke. Sodann wird durch die Oxydation des Kohlenstoffs selbst die Schlacke in
derselben Weise roh gemacht und Eisen reducirt:
3 C + (6FeO, SiO₃) = 3↗CO + (3FeO, SiO₃) 3
Fe.
Durch 1 Atom Kohlenstoff wird also hier 1 Atom Eisen
wiedergewonnen. Zum Verbrennen von 1 Pfund Kohlenstoff zu Kohlenoxydgas gehören 1
1/3 Pfund Sauerstoff, welche an 6 Pfd. Eisenoxydul oder 4 2/3 Pfd. Eisen gebunden,
letztere werden dadurch reducirt. Wäre der Sauerstoff an 6FeO, Fe₂O₃
gebunden, so würden nur 4,15 Pfd. Eisen reducirt, und durch FeO, Fe₂O₃ (Magneteisen) nur 3 1/2 Pfd. Eisen. Außerdem
wird dabei aus 1 Atom Subsilicat 1 Atom Singulosilicat.
Nach den Analysen von Calvert und Johnson sind seit dem Einschmelzen bis zum Aufkochen aus 2,726 Proc.
Kohlenstoff 1,647 Proc. geworden, 1,073 Proc. also verbrannt und aus 0,915 Proc.
Silicium 0,185 Proc., also 0,730 Proc. zu Kieselsäure umgewandelt worden. Dadurch
wären durch F₂S bis zum Aufkochen
5
Proc.
=
4 2/3
×
1,073
Proc.
2,92
„
=
4
×
0,730
„
–––––––
also circa
7,9
Proc. Eisen reducirt worden,
dagegen sind circa 1,8
Gewichtsprocente an Si und C verloren gegangen, und es blieben demnach noch circa 6,1 Gewichtsprocente, welche dabei wieder gewonnen
werden. Die Oxydation des Eisens während des Einschmelzens muß also bedeutend seyn,
und vielleicht kann dieser Umstand dazu beitragen, die anfängliche Zunahme an
Kohlenstoff zu erklären, welche die Analysen von Calvert
und Johnson nachweisen. Jedenfalls erhellt, daß durch ein
schnelles Einschmelzen, d.h. durch einen heißgehenden Ofen viel an Eisenverlust
erspart werden kann.
In diesem Rohwerden der Schlacke liegt eine sehr wesentliche Stütze für das Gelingen
des Stahlpuddelprocesses, für ein regelmäßiges
Unterbrechen der Entkohlung des Eisens, da das Singulosilicat sich nicht mehr in
Gegenwart von Kohlenstoff zersetzt; und in einer richtigen Anordnung der Schlacke,
wohl passender Zuschläge, unterstützt durch ein passendes Roheisen, ferner in der
Sorge für einen heißgehenden Ofen, liegt hier die Hauptaufgabe des Hüttenmannes.
Unter den Roheisensorten werden die hochgekohlten immer
bessere Resultate geben; auch habe ich gefunden, daß der Siliciumgehalt des
Roheisens durchaus nicht ein so gefährlicher Feind ist, wenn man nur dafür Sorge
trägt, daß vor allem die Ausscheidung des Siliciums wirklich erfolge, oder daß der
daraus gepuddelte Stahl nicht an einzelnen Stellen zu roh bleibe, was sich dann
durch Längenrisse und ein eigenthümliches Funkeln zu erkennen gibt und die
Schweißbarkeit dieses Stahles sehr beeinträchtigt. Die feinkörnig grauen
Roheisensorten, welche bekanntlich durchschnittlich den größten Siliciumgehalt haben
(sowohl bei Holzkohlen als bei Kohks erblasen), habe ich lange Zeit ebenso
gleichmäßig zu Stahl verpuddelt als es die sehr manganhaltigen Roheisensorten
gestatten.
Warum der Mangangehalt des Roheisens dasselbe so tauglich
zum Stahlpuddeln macht, ist uns in vielen Stücken ebenso unklar wie die Einwirkung
des Wolframs auf diesen Proceß. Jedenfalls aber wird das Mangan in Folge seiner
Verwandtschaft zu Sauerstoff sich eher als das Eisen oxydiren und durch die dabei
entwickelte Wärme das Einschmelzen des Eisens befördern. Ferner ist uns von
Mangansilicaten nicht bekannt, daß sie sich zersetzen wie die Eisenschlacken
(Garschlacken), wohl aber, daß sie sehr dünnflüssig und daher dem Bedecktbleiben der
Masse sehr förderlich sind.Merkwürdig ist es, daß sehr manganhaltiges Roheisen (mit Ausnahme von
Spiegeleisen) dem gefeinten Eisen in seinem Bruch sehr ähnlich sieht. Dr. List in Hagen
fand in einem solchen Eisen sämmtlichen Kohlenstoff chemisch gebunden.A. d. Verf.
Es tritt in dieser Periode des Aufkochens noch ein anderer Umstand ein, der den
Proceß unterbrechen hilft. Durch das Aufkochen des Satzes wird die anfangs durch
einen größeren Ofenraum wirbelnde Flamme immer mehr zusammengedrängt, ihre
Wirkungsweise muß intensiver werden. Die muldenförmige Gestalt des Ofens, zuerst nur
zu einem kleinen Theil von der Masse bedeckt, ist jetzt ganz bis zur Schaffplatte
damit angefüllt, der Puddelofen auf diese Weise mehr dem Schweißofen ähnlich. Die
größere Hitze zu dieser Zeit des Processes ist nicht nur durch den Augenschein zu erkennen, sondern sie
läßt sich auch aus Vorstehendem natürlich folgern, weil bekanntlich durch das
Erniedrigen des Ofengewölbes die Hitze im Ofen erhöht wird und Oefen mit
ausgebrannten Gewölben besonders deßhalb mit kaltem Ofengang zusammenhängen. Ebenso
wie durch das Abkühlen des Roheisens das Frischen anfangs befördert wurde, ebenso
wird die erhöhte Temperatur den Proceß jetzt unterbrechen helfen; und in der That
beobachtet man, daß bei dem höchsten Aufkochen die aufsteigenden Bläschen kleiner
und weniger werden. Die Stahlpuddler wissen sehr wohl, wie schwierig es ist, in kalt
gehenden Oefen regelmäßig Stahl zu machen.
Ich habe die Erfahrung hinlänglich gemacht, von welchem Vortheil für das Stahlpuddeln
starke Bodenplatten sind, die der allzugroßen Abkühlung des Ofenraumes von Unten her
entgegenwirken, und um wie viel besser Oefen mit Luftcirculation sind als solche mit
Wasserkühlung, wenn gleich die ersteren etwas mehr Betriebsstörung verursachen. Eine
Luftkühlung, deren Zug durch den Kamin bewirkt, und bei welcher mit dem Schließen
des Registers auch die fernere Abkühlung unterbrochen wird, hat mir die besten
Resultate gegeben; denn gerade die Abkühlung von dem Augenblick an, wo man zur
Verhütung einer etwaigen schädlichen Oxydation des Eisens genöthigt ist das Register
zu schließen, ist sehr schädlich für die Gleichmäßigkeit des Productes.
Wesentlich ist auch, die Stahlpuddelöfen mit tiefer liegendem
Herd zu versehen, damit nicht zu viel von der specifisch leichtern
Rohschlacke hinwegfließe, und damit die nun allmählich aneinander schweißenden und
aus der Schlacke hervortretenden Stahltheilchen durch Untertauchen vor Oxydation
geschützt werden können.
Die fünfte Probe, welche zu dieser Zeit des Processes, d.h. nach beendigtem
Aufschäumen, von Calvert und Johnson genommen wurde, ist das erste schweißende Product und enthält
1,647 Proc. Kohlenstoff; nach Karsten liegt aber der
Kohlenstoff aller bekannten und untersuchten Stahlsorten zwischen 0,9 und 1,9 Proc.
Jene Probe zeigt also, daß aus dem Roheisen Stahl geworden ist. Jetzt wird das
Register geschlossen, die Masse noch so lange unter der Schlacke umgewendet, bis sie
gleichmäßig ausgefrischt und deßhalb schweißbar ist, und sich zu Luppen
zusammenballen läßt.
Vielleicht bewirkt die durch das Registerschließen hervorgebrachte, mit Ruß und
kohlereichen Gasen geschwängerte Flamme eine Kohlung an einzelnen hervorragenden
Theilchen der Masse. Leplay und Laurent beobachteten, daß wenn Stückchen von weichem Eisen (Eisendraht) in
dem durch unvollkommene Verbrennung von Holzkohlen erzeugten Kohlenoxydgas geglüht wurden, dann
stets eine wenigstens bis zur Stahlbildung gehende
Kohlung des Eisens stattfand. Auch wissen wir, daß Eisen, welches lange im
Schweißofen bei geschlossenem Register liegen mußte, dadurch härter wird.
Kohlenoxydgas, durch unvollkommene Verbrennung erzeugt, und fein zertheiltes Eisen
im glühenden Zustand, finden wir beides hier zusammen. Ich führe diese Thatsachen
hier nur an, ohne irgend welche Behauptung daran knüpfen zu wollen; jedenfalls
dürfte auch die Abkühlung, welche durch das längere Registerschließen immer bewirkt
wird, auf der andern Seite wieder schädlich wirken. Man kann auch deutlich
beobachten, daß nach dem Schließen des Registers die Gasentwickelung wieder stärker
wird, als sie zuvor war.
In Bezug auf die Wahl der Schlackenzuschläge zum
Stahlpuddeln läßt sich kaum eine allgemeine Regel geben, welche mit der Qualität des
Stahles und der Oekonomie Hand in Hand geht. Das Roheisen und der Ofengang geben
hiefür die Norm an. Es gibt Roheisensorten (manches feinkörnig graue Kohkseisen),
welche einen Zuschlag von Walzensinter vertragen; bei anderen hat sich die Anwendung
von Schweißofenschlacke sehr bewährt. Immer muß die Schlacke so gewählt seyn, daß
sie gegen Ende des Processes sich einem Singulosilicat einer Rohschlacke nähert, und
dieß dürfte eher durch zu rohe als durch zu gare Schlacke erreicht werden.
Glücklich ist gewiß der Gedanke des Hrn. Düber, wonach er zu Lohhütte zuerst die Schweißofenschlacke beim
Stahlpuddeln zur Anwendung brachte. Das Roheisen, welches zur Zeit meines Dortseyns
verpuddelt wurde, war ein weißes, strahliges bis luckiges Roheisen aus
Spatheisensteinen erblasen, also Roheisen, welches durchschnittlich durch sehr
geringen Gehalt an Kohlenstoff und Silicium sich auszeichnet. Dasselbe schmolz zwar
dünn ein, garte aber sehr rasch, so daß Hr. Düber selbst bei Anwendung von
Schweißofenschlacken, welche doch nach obigen Analysen noch saurer sind als das
Singulosilicat, noch sehr viel mit dem Aufwachsen des Herdes zu kämpfen hatte
– ein Umstand, der sich sonst beim Stahlpuddeln gewiß selten zeigt. Dieses
Aufwachsen des Herdes wurde selbst nicht ganz gehoben, als man über die Bodenplatten
eine Schicht feuerfester Steine gelegt hatte. Dieses schnelle Garen findet in dem
geringen Gehalt an Kohlenstoff und Silicium seine Erklärung hinlänglich; doch treten
noch einige Umstände hinzu, welche berücksichtigt werden müssen. Der eine Ofen hatte
einen Rost von 36 × 25 Zoll rhld., also 6 1/4 Quadratfuß, der andere sogar
nur 33 × 24 Zoll = 5 1/2 Quadratfuß, also eine Rostfläche, welche für 400
Pfd. Einsatz gewiß klein genannt werden muß, und nur in dem hohen Steinkohlenpreise
daselbst Erklärung findet. Die Ofenwände waren ferner durch einen gußeisernen Wassercanal
von 12 QuadratzollNach den Angaben des Hrn. Düber daselbst. lichtem Querschnitt gekühlt, durch welchen immer frisches Wasser floß. Diese
Umstände tragen also durch ihre Abkühlung und die Oxydation beim verzögerten
Einschmelzen bedeutend zu einem schnelleren Garen bei; und dieß dürfte hinlänglich
die Anwendung so roher Zuschlagsschlacke motiviren. Mit einem andern Roheisen als
einem so manganhaltigen, wie das Siegener, dürfte unter obigen Umständen der Betrieb
schwerlich so durchzuführen seyn.
Die Analysen II, III und IV sind von dortigen Schlacken. Nr. III, welche nach den
Angaben des Hrn. Düber bei
gutem Rohstahl gefallen ist, zeigt eine rohe Schlacke; Nr. IV aber, welche bei zu
garem Gange fiel, zeigt, daß die Schlacke schon zu gar geworden ist, sie liegt
zwischen Singulosilicat und Subsilicat.
Die Schlacke, welche beim Zängen von Stahlluppen fällt, ebenso die Schlacke aus den
Kühltrögen, sind rohere Schlacken aus leicht erklärlichen Gründen. In dem Kühltrog
werden meist nur die Spitzen und Luppenhaken abgekühlt, welche zu einer Periode in
den Ofen kommen, wo die Rohschlacke überwiegend ist. Sie sind daher beide gut zum
Stahlpuddeln zu verwenden.
Ueberraschend waren die Resultate, welche ich bei zu garem Gange durch Anwendung von
Schweißofensand erhielt, um damit die Schlacke gegen
Ende des Processes roh zu machen. Die rohen Schweißofenschlacken halten den
Frischproceß im Anfang zu sehr auf, was bei der Anwendung von Sand (Kieselsäure),
gegen Ende des Processes zugeschlagen, nicht der Fall ist, während man damit doch
das Garen unterbrechen hilft.
In Puddlingswerken, wo neben dem Stahl auch viele gewöhnlichere Eisensorten (z.B.
Rohschienen zur Schienenfabrication etc.) verpuddelterpuddelt werden, muß man mit der Wahl der Schlacken, um den Ofen damit zu
repariren, sehr vorsichtig seyn. Zängeschlacken von solchem Eisen stören durch ihre
Ungleichmäßigkeit und durch ihre schädlichen Beimengungen (Schwefel, Phosphor)
selbstverständlich sehr oft den regelmäßigen Betrieb.
Soll nun nicht auf Stahl gearbeitet werden, sondern vielleicht auf Feinkorneisen oder auf sehniges Eisen, so wird
bekanntlich nicht das Register geschlossen, um den Frischproceß zu unterbrechen. Es
sind aber auch jene Vorsichtsmaßregeln in Bezug auf das Erreichen einer rohen
Schlacke unnöthig, ja es können dieselben sogar gefährlich werden und den weiteren Verlauf
aufhalten, wie sich aus nachfolgender Betrachtung ergibt.
Die einzelnen Eisenkörnchen kleben immer mehr aneinander, bilden größere Aggregate,
Klumpen, welche beim Umwenden nicht mehr unter der Schlacke gehalten werden können.
Sowie der Proceß soweit fortgeschritten ist, wird neben der oxydirenden Einwirkung
der Schlacke auch wieder eine Oxydation durch die Flamme möglich; und dieselbe
findet in der That auch statt. Man beobachtet, daß die oben liegenden Theilchen
anfangen heller zu leuchten, und, wenn sie nicht öfter umgewendet werden, weiß zu
glühen (zu brennen). Dieses Brennen zeigt sich besonders
an den Theilchen, welche zwischen der Arbeitsthür und dem Fuchs liegen. Die durch
erstere einströmende Luft bewirkt eine starke Oxydation des Eisens und verbrennt
dadurch mittelbar den in der Nähe befindlichen Kohlenstoff, so daß ein Schmiedeeisen
entsteht, und entwickelt dabei eine so bedeutende Wärmemenge, daß diese
zunächstliegenden Theilchen ausgefrischten Eisens in Weißgluth gerathen. Dieses
Brennen ist nur durch die Annahme einer Oxydation des Eisens erklärlich; ein kalter
Luftstrom müßte ohne diese sonst das Eisen abkühlen. Zu weit ausgebrannte Füchse,
welche einen stärkeren Luftzug bedingen, lassen Aehnliches beobachten.
Diese von Neuem eintretende Oxydation des Eisens befördert die Gare desselben. Diese
Oxyde werden durch den Kohlenstoff des Eisens zum Theil reducirt und es bildet sich
auf diese Weise ein kohleärmeres, resp. entkohltes Eisen an der Oberfläche der
Masse, welche vielleicht durch Cementation (Austausch des
Kohlenstoffs) mit den zunächstliegenden Theilchen auch die Gare befördert.
Jedenfalls dürfte es aber ziemlich gewagt seyn, das weitere Fortschreiten der
Entkohlung allein auf diese Weise erklären zu wollen, da die Flamme unmöglich bis in
die Mitte der überall mit Schlacke angefüllten Ballen wirken kann und eine
Cementation so rasch nicht fortschreiten würde, als der Proceß in der That sich
entwickelt. Zur weiteren Erklärung müssen wir wieder die Schlacke zu Hülfe
nehmen.
Der Puddler ist jetzt fortwährend bemüht das Eisen umzuwenden, d.h. die bisher der
Flamme bloßgestellten Theilchen unter die Schlacke zu bringen und andere Theilchen
der Flamme zuzukehren. Diese Eisenoxyde, welche auf diese Weise vor der Flamme sich
bilden, ohne genügenden Kohlenstoff zu ihrer Reduction in der Nähe zu finden, werden
von der rohen Schlacke gelöst. Diese wird dadurch basischer und erhält ihre garende
Eigenschaft wieder, falls sie ganz in eine Rohschlacke übergegangen war. Beim
nächsten Umsetzen durchfließt diese Schlacke, dem Gesetz der Schwere folgend, die
locker geballten Luppenstücke, entkohlt die der Flamme weniger zugänglichen inneren Theilchen
der Eisenmasse und wird so der Träger und Vermittler der Gare, in diesem flüssigen
Zustande so unschätzbar. Es wird einleuchten, daß in einem raschen Umwenden und dem
Bestreben, die Masse so lose als möglich aufzuschichten, jetzt die Hauptaufgabe des
Arbeiters besteht. Man kann sehr gut beobachten, wie immer noch zwischen Eisen und
herabrinnender Schlacke eine Reaction stattfindet. Einmal nämlich sieht man die aus
der Schlacke von Zeit zu Zeit aufsteigenden Gasbläschen bis zur Beendigung des
Processes, sodann aber bekundet dieses träge und langsame Herunterfließen der
Schlacke eine Verwandtschaft derselben mit dem Eisen (d.h. dessen Kohlenstoff); ist
aber der Proceß ganz vollendet, dann fließt die Schlacke viel schneller aus der
Luppe, und eben dieß gilt ja auch als Zeichen der vollendeten Gare. In dieser
Verwandtschaft zwischen Schlacke und kohlehaltigem Eisen finden wir auch die
Erklärung des Umstandes, daß die Schlacke der Stahlluppen beim Auszängen unter dem
Hammer nicht so spritzt (weit fortfliegt) wie die der Luppen von garem sehnigem
Eisen. Einen andern sichern Beweis für die Einwirkung der Schlacke bis zu Ende des
Processes (falls sie nicht ganz in Rohschlacke übergegangen ist) finden wir in
folgender bekannten Erscheinung. Werden Luppen gezängt, welche auf Feinkorn
gearbeitet wurden (also noch Kohlenstoff enthalten), oder welche in ihrem Innern
durch fehlerhaftes Arbeiten noch rohe Stellen eingeschlossen enthalten, so geben
sich dieselben kund durch kleine blaue Flämmchen, welche stets von Schlacke
begleitet sind und verschwinden, sobald die Schlacke durch den Hammer ausgepreßt
ist.
Dieses Vorhandenseyn oder Fehlen der Flämmchen, und dieser dünnflüssige Zustand der
spritzenden Schlacke beim Zängen, sind auch gewöhnlich Zeichen, mit welchen der
Betriebsbeamte den Puddler zu controliren pflegt; aber auch dieses täuscht; ich habe
bei manchen schlechten englischen Eisensorten, namentlich solchen, welche beim
Steigen in groben Körnern in die Höhe kamen, wo aber der Puddler alle seine Kräfte
angestrengt hatte, um das Eisen gar zu machen, und wo dann die Zangeschlacke wie
Milch herausfloß und nichts von Flammen zu beobachten war, doch bei der Bruchprobe
in der Luppe noch Rohbruch gefunden. Später aber fand ich beim Abstechen solcher im
Ofen zurückgebliebenen Schlacke, wo sie in diesen größeren und langsamer erkaltenden
Partien Gelegenheit hatte ihre Atome zu gruppiren, die schönsten Drusen von
Chrysolithkrystallen (Eisenoxydulsingulosilicat), Rohschlacke. Die Schlacke war also
zu sehr ausgefrischt, zu roh, das Zusammenkleben der Luppenstücke war bei dem
häufigen Umwenden nicht mehr zu verhindern. Schlacken vom Stahlpuddeln oder vom
Feinkorneisen sind hier sehr schädlich als Zuschlag, ebenso Schweißofenschlacken.
Die erste Bedingung um gutes sehniges Eisen darzustellen, ist also eine möglichst gare Schlacke. Hammerschlag, Walzensinter
reichen in einem Puddelwerk in der Regel nicht weit, und deßhalb bedient man sich
– und zwar namentlich in den belgischen Werken – eines reichen
Eisenerzes zum Besetzen und Ausbessern der Oefen. Hierbei ist aber nicht außer Acht
zu lassen, daß nur sehr reiche Eisenerze sich dabei
bezahlt machen; denn jede 30 Proc. Kieselsäure verschlacken 70 Proc. Eisenoxydul
(siehe oben S. 112 unter Singulosilicat), d.h. 54,4 Proc. Eisen. Am besten sind
reine Magneteisensteine und Glaskopf. Das Uebersehen dieses wesentlichen Umstandes
mag wohl der Grund seyn, daß man die Anwendung der Erze an vielen Orten wieder
aufgegeben hat, weil dieselben zu bald flüssig geworden sind. Noch besser sind geröstete Frisch- und Puddelschlacken (wie oben schon erwähnt). Diese Röstung (in Stadeln
vorgenommen) trennt die rohen, leichtflüssigeren Theile von den ungeflossen
zurückbleibenden gareren. Obige Analysen V, VI und VII beweisen auch das
Vorhandenseyn der Garschlacke nach Beendigung des Processes.
Eben so nöthig als eine Garschlacke zum Puddeln von sehnigem Eisen ist auch ein hitziges Einschmelzen, wenigstens bei schlechtem
Roheisen, damit man vor allen Dingen die Ausscheidung des Siliciums vollendet hat,
bevor man an die Entfernung des Kohlenstoffs geht. Es ist nicht unmöglich, daß
gerade der Siliciumgehalt bei solchen grobkörnig frischenden Eisensorten die Folge
des oft nicht ganz zu vermeidenden Grobkorns (Rohbruch) in der Rohschiene ist.
Leider sind in Bezug auf diesen so wichtigen Punkt noch viel zu wenig Analysen
vorhanden.Hr. Grundmann, früher
Lehrer an der Gewerbeschule zu Hagen, sucht durch Analysen nachzuweisen, daß
eingeschlossene Hohofenschlacke die Ursache davon ist.A. d. Verf. Von merkwürdigem Erfolge ist in solchen Fällen die Anwendung von Wolfram
begleitet. Manganhaltiges Roheisen scheint jenen Uebelstand auch nicht zu
zeigen.
Es muß hier noch eines Umstandes Erwähnung geschehen, der dem Beobachter ein Zeichen
für den Grad der Gare an die Hand gibt, nämlich der Farbe des
Lichtes, in welchem das Product beim Glühen leuchtet. Stahl glüht gelbroth
wie die Rohschlacken, und zwar um so dunkler, je härter dieser Stahl (z.B. Gußstahl)
ist. Wird derselbe über diese Temperatur erhitzt, so verliert er seine
Eigenschaften, er verbrennt. Weiß glüht nur gares sehniges Eisen, und zwar am
hellsten das mehrmals umgeschweißte Eisen. Die Farbe des Feinkorneisens liegt
dazwischen, je nach dem Grad seiner Härte. Der Puddler hat also die Aufgabe, so lange
zu arbeiten, bis das Eisen in dem ihm eigenthümlichen Lichte an allen seinen Theilen glänzt, um ein gares und homogenes
Product zu liefern.
Es wird nach dem bisher Gesagten nun klar seyn, welche Roheisensorten am geeignetsten
sind zur Darstellung von sehnigem Eisen. Feinmetall,Ich habe auch aus Feinmetall öfters das schönste weiche Feinkorneisen
erhalten, wenn nämlich in einem neuen aber hitzig gehenden Ofen der Herd mit
Schweißofenschlacke eingeschmolzen war und eben dieses Eisen darauf zuerst
verpuddelt wurde, um den Herd fest zu machen. A. d. Verf. welches siliciumfrei ist, und auf diese Weise nicht wieder die Schlacke roh
macht, eignet sich am besten dazu; es frischt deßhalb auch schnell und macht wegen
der damit zusammenhängenden Garschlacke den Herd fest; ebenso weißgeblasenes
Roheisen (luckiges und strahliges); geeignet ist auch graues Kohkseisen, welches bei
stark basischen Hohofenschlacken erblasen ist, wenn gleich dieses sich auch zum
Zusetzen beim Feinkornpuddeln eignet. Durch den hohen Kalkzuschlag wird im Hohofen
die starke Reduction von Kieselsäure vermieden.
Nach alledem liegt auch die Erklärung des Verfahrens um Feinkorneisen darzustellen, welches in Bezug auf seinen Kohlenstoffgehalt
zwischen Stahl und sehnigem Eisen liegt, nicht fern. Es werden mehr hochgekohlte und
auch manganhaltige Roheisensorten verwendet; sie sind bei mehr sauren
Hohofenschlacken und bei höherer Windhitze erblasen. Man gattirt sie je nach dem
Ofengange und nach dem Grad der Weichheit des verlangten Productes mit
siliciumärmeren grauen Roheisensorten, damit das Frischen durch die Schlacke etwas
länger dauert als beim Stahlpuddeln, das Rohwerden derselben später eintritt, wo
schon mehr Kohlenstoff verbrannt ist. Es wird hier bei weiter fortschreitender Gare
auch das Register geschlossen, wenn es die Charge erfordert, doch nur so weit, daß
man eine neutrale Flamme (also nicht eine Reductionsflamme wie beim Stahlpuddeln)
bekommt, welche das Verbrennen einzelner Luppentheilchen und die Bildung von
sehnigem Eisen verhütet. Die Farbe des Productes liefert hier auch ein Zeichen
seiner Gleichmäßigkeit und dieß ist wieder die erste Bedingung der Schweißbarkeit
der Luppen.
Folgerungen aus obigen Anschauungen.
Leider habe ich nie etwas erfahren können, ob man den Versuch gemacht hat, das
Roheisen aus dem Hohofen sogleich flüssig in den Puddelofen zu bringen, obgleich der
Gedanke sehr nahe liegt und auf manchem Eisenwerk die Ausführbarkeit durch die
Localität gestattet wäre. Möglich ist es aber, daß alle derartigen Versuche bisher mißglückt
sind. Unser gewöhnliches, oben beschriebenes Puddelverfahren, wobei das Eisen
tropfenweise vor der Flamme niedergeschmolzen und dadurch gefeint und zum Theil
oxydirt wird, um in seinen Oxyden das Reagens zur Verbrennung des Kohlenstoffs zu
haben, würde hier unzulänglich seyn. Selbst wenn das Roheisen sehr rein wäre von
Silicium und anderen schädlichen Beimengungen, vielleicht aus Spatheisensteinen
erblasen, würde doch durch das Frischen die Schlacke schon nach einigen Einsätzen so
roh werden, daß man sehr bald mit dem Haken auf den gußeisernen Bodenplatten
angekommen seyn würde, und Ansätze von Frischeisen (Sauen) nicht mehr zu verhüten
wären. Und dennoch ist diese Sache wegen ihrer großen ökonomischen Vortheile
jedenfalls einer weitern Discussion und vielleicht auch eines Versuchs würdig.
Ist die oben aufgestellte und bewiesene Erklärung des chemischen Vorganges im
Puddelofen richtig, so müßte ein Eisen, welches noch flüssig aus dem Feineisenfeuer
kommt, allemal ein vorzügliches Material liefern, und es müßte der Proceß
durchzuführen seyn, wenn man die Oxyde zum Verbrennen des Kohlenstoffs durch
Zuschläge ersetzte. Ein solches Eisen kann höchstens 5 Proc. Kohlenstoff und zwar
chemisch gebunden enthalten; Silicium wird bekanntlich durch das Feinen entfernt.
Hätte man nun einen Einsatz von 400 Pfd. Feineisen, so würde man zum Oxydiren der
darin enthaltenen 20 Pfd. Kohlenstoff gebrauchen 96 2/3 Pfd. an
chemisch-reinem Magneteisen F₃O₄, oder 80 Pfd. an dergl.
Eisenoxyd, wenn nicht jene Oxyde vor ihrer Lösung durch die Schlacke und also auch
noch vor ihrer Wirksamkeit in Oxydoxydul durch die Einwirkung der Flamme übergeführt
werden. Dieß würde dann noch mehr davon bedingen; und deßhalb dürfte es wohl gut
seyn, die Einsätze etwas kleiner zu nehmen, da man außerdem als Schweiß- und
Lösungsmittel noch Schweißofenschlacke zuschlagen müßte, und weil obige Oxyde in
dieser Reinheit nicht leicht zu haben sind. Man müßte reinen Magneteisenstein,
Glaskopf, Roth-, Spath- oder auch Brauneisenstein verwenden –
ein Gehalt an Mangan dürfte wohl dabei nicht schaden; doch müßte durch eine
sorgfältige Analyse vorher untersucht werden, wieviel von den Oxyden für den
Frischproceß übrig bleibt, wenn ihr Gehalt an Kieselsäure und Thonerde zu
Singulosilicat verschlackt werden soll.
Eben so gut wie Feinmetall dürfte ein siliciumarmes gutes weißes Roheisen, vielleicht
aus Spatheisensteinen erblasen, nichts in den Weg stellen, da Calvert und Johnson durch ihre Analysen ja auch
feststellen, daß noch nach dem Einschmelzen Silicium oxydirt wird, was auch aus dem
obigen Verhalten der Subsilicate des Eisenoxyduls folgt. Die Darstellungsweise von Gußstahl nach der
Methode von Uchatius gibt wenigstens einen Beweis, daß
solche Oxyde wirken, und die Methode nicht ohne Hoffnungen ist.
Beim Gelingen des Verfahrens würde aber nicht nur eine Brennmaterialersparung erzielt
werden, und vielleicht auch eine erhöhte Production, sondern es ist auch
wahrscheinlich, daß man ohne Abgang arbeiten würde, da durch die Reduction der Oxyde
der Verlust an Kohlenstoff und Silicium etc. hinlänglich ausgeglichen würde.
Wie weit ein solches Verfahren bei den gewöhnlichen Roheisensorten (Kohkseisen)
gelingen würde, ist a priori schwer zu bestimmen, da wir
über die zum Feinen wesentlichen Momente noch nicht hinlänglichen Aufschluß haben.
Vielleicht würden Läuterungsdüsen, wie beim Eck'schen
Gasfeinofen, auch hier ihre Dienste leisten; dann würde es aber besser seyn, das
Feinen vom eigentlichen Frischen zu trennen.
Wenn ich nun in vorstehender Arbeit versucht habe, zur Erklärung eines für die
Eisenindustrie so wichtigen Processes einen Beitrag zu liefern, so gebe ich gern zu,
daß noch so Manches zu erklären bleibt. Möchten obige Zeilen hier und da den Anstoß
geben, den Proceß einer genaueren Analyse zu unterwerfen, als es dem Hüttenmann mit
dem Auge möglich ist.
Senftenberg in der Nieder-Lausitz, im September 1859.