Titel: | Ueber Schmelzen und Gießen des Kupfers; von Dr. C. Stölzel in Nürnberg. |
Autor: | C. Stölzel |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. XLIII., S. 193 |
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XLIII.
Ueber Schmelzen und Gießen des Kupfers; von Dr.
C. Stölzel in
Nürnberg.
Stölzel, über Schmelzen und Gießen des Kupfers.
In einer früheren AbhandlungS. 51 in diesem Bande des polytechn.
Journals. wurde ein einfaches und billiges Verfahren mitgetheilt versilberte kupferne
Abfälle, welche bei Herstellung von Drähten, Flittern, Kantillen, silberplattirten Waaren
u.s.w. entstehen zu versilbern; daran schloß sich die weitere Aufgabe das
entsilberte Kupfer direct einzuschmelzen und umzugießen, so daß es von seiner guten
Beschaffenheit nichts einbüßt und für die betreffenden Fabriken unmittelbar wieder
Verwendung finden kann. Es ist dieß für sie nicht unwichtig, weil sie, abhängig von
einigen wenigen Bezugsquellen, für das Kupfer bester Qualität hohe Preise zahlen
müssen. Man sollte glauben daß dieser einfache Proceß ohne Weiteres zu
bewerkstelligen sey; dennoch treten bei dessen praktischer Ausführung
eigenthümliche, durch die Natur des Kupfers bedingte Schwierigkeiten in den Weg, und
sieht man sich nach den Mitteln zu deren Ueberwindung um, so stößt man auf die
verschiedensten, oft sich ganz widersprechenden Ansichten über die Umstände, welche
schädlichen Einfluß beim Schmelzen und Gießen des Kupfers äußern.
Draht- und Silberplattirfabriken verlangen ein Kupfer welches erstens größte Zähigkeit besitzt, so daß es fein gewalzt
und gezogen werden und die Mißhandlungen beim Drücken auf der Drehbank oder unter
Prägwerken zur Herstellung der mannichfachsten Verzierungen aushalten kann; zweitens soll es durchgängig homogen seyn. Die geringsten
Fehler in letzter Beziehung, nach dem Gießen des Kupfers in Barren- oder
Plattenform oft gar nicht wahrnehmbar, vergrößern sich durch die weitere
Verarbeitung. Kleine poröse Stellen veranlassen bei Drähten ein Zerreißen, bei
Blechen Bläschen, welche durch das Dünnwalzen und Ausglühen deutlich zum Vorschein
kommen – Zähigkeit und Homogeneität stehen nicht in unmittelbarem
Zusammenhang, man kann einestheils ein zähes Material herstellen, welches wegen
Undichtigkeiten nicht genügt, anderntheils ein gleichmäßig dichtes, dem die nöthige
Festigkeit mangelt. Aus der Metallurgie ist zur Genüge bekannt, welche
Schwierigkeiten der Erzeugung eines in jeder Beziehung tadellosen Kupfers im Wege
stehen, aber selbst wenn es mit den besten Eigenschaften hergestellt war, so
verliert es dieselben wieder durch ungeeignete Behandlung und zwar schon durch
geringe Versehen.
Drei unangenehme Eigenschaften des Kupfers bewirken sehr leicht eine Verschlechterung
desselben; es hat zunächst mehr wie ein anderes Metall die Neigung durch gewisse
Verunreinigungen wieder spröde zu werden, dann beim Guß
zu spratzen und endlich in der Form
zu steigen. – Zur Vermeidung dieser Umstände wurde es bei
Verarbeitung von Kupferabfällen oben bezeichneter Art am geeignetsten befunden,
dieselben einfach in bedeckten Graphittiegeln unter einer Decke von Holzkohlenpulver
zu schmelzen, mit einem Holzstabe einigemal umzurühren und die Masse, wenn sie eine
ruhige Oberfläche zeigt, bei nicht unnöthig hoher Temperatur in geschlossene etwas
eingeölte eiserne Formen zu gießen.
Faßt man die Ursachen etwas näher in das Auge, durch welche eine Verschlechterung des
Kupfers eintreten kann, so wird es klar werden warum der angedeutete Weg am
leichtesten zum erwünschten Ziele führt.
1. Die Sprödigkeit des Kupfers ist bedingt durch fremde
Beimengungen, besonders gefährlich wirken selbst in geringen Quantitäten Blei,
Antimon, Eisen, Zink, Zinn, Wismuth, Arsenik, dann Kupferoxydul und Schwefel.
Handelt es sich um Umschmelzung eines tadelfreien Kupfers, so können nur die beiden
letzten Stoffe gefährlich werden, da Zutritt fremder Metalle leicht zu vermeiden
ist. – Zur Abhaltung des Schwefels ist auf Anwendung möglichst schwefelfreier
Kohks, oder statt dessen Benutzung von Holzkohlen als Brennmaterial zu sehen; zur
Vermeidung der Bildung von Kupferoxydul muß Zutritt des Sauerstoffs der Luft zum
schmelzenden Kupfer thunlichst verhütet werden. Letzteren Zweck erreicht man am
besten durch eine schützende Decke von Holzkohlenpulver und Eingießen in geschlossene Formen. Vielfältige Erfahrungen zeigen, daß
kleine Mengen von Kupferoxydul nützlich seyn können, wenn das Kupfer gewisse fremde
Metalle enthält, deren schädlichem Einfluß es dann entgegenwirkt; nach Dick's Mittheilungen über Versuche
welche im metallurgischen Laboratorium für praktische Geologie in London angestellt
wurden,Polytechn. Journal Bd. CXLI S.
207 enthielt zähes Gahrkupfer 3–3,5 Proc. Kupferoxydul als einen neben
Blei und Antimon für die Geschmeidigkeit nothwendigen Bestandtheil; andererseits muß
aber hervorgehoben werden, daß gerade Kupferoxydul in jedem Falle sehr ungünstig
wirkt wenn seine Menge eine gewisse Gränze übersteigt, bei reinem Kupfer nichts zur
Verbesserung desselben beiträgt und deßhalb ganz zu vermeiden ist. – Hiermit
steht in innigem Zusammenhang inwiefern Berührung des schmelzenden Kupfers mit
Kohlenstoff nachtheilig werden kann. Nur bei Kupfer geringer Qualität, in dem eine
kleine Menge Kupferoxydul erwünscht ist, kann er mittelbar dessen Zähigkeit insofern
vermindern als er das Kupferoxydul reducirt, dagegen muß ihm bei Kupfer bester
Qualität schädlicher Einfluß abgesprochen werden und zwar um so mehr, als seine
Aufnahme nur schwierig stattfindet und vielleicht gar nicht, wenn man das Kupfer wie
gewöhnlich nur kürzere Zeit unter einer Kohlendecke schmilzt. Die geringe Güte des
sogenannten überpolten Kupfers wird deßhalb nach Dick
nicht durch eine directe, sondern indirecte Einwirkung des Kohlenstoffs
hervorgerufen, und reines galvanoplastisches Kupfer konnte man ohne Verminderung
seiner Festigkeit bei höchster Temperatur mit Kohlenpulver schmelzen und dann einer langsamen
Abkühlung im Tiegel aussetzen. Vielfache Schmelzversuche mit Kupferabfällen aus
bestem Kupfer haben mir dasselbe Resultat ergeben, ich erhielt bei Anwendung von
Kohlenpulver ein gutes Product, während jedes andere Bedeckungsmittel höchst
ungünstig für Zähigkeit oder Homogeneität des Metalles war.
2. Eine weitere Verschlechterung des Kupfers kann durch dessen Neigung zum Spratzen eintreten. Diese Erscheinung besteht bekanntlich
darin, daß aus der geschmolzenen Masse beim Erstarren durch eine eintretende
Gasentwickelung größere oder geringere Mengen flüssigen Metalles in die Höhe
geschleudert werden. Die schädliche Folge davon ist Erzeugung poröser Stellen im
Gusse. Es ist noch nicht durch ganz einwurfsfreie Versuche entschieden ob die
Gasentwickelung durch einfache Aufnahme von Sauerstoff in der Glühhitze und
Wiederabgabe beim Erstarren des Kupfers hervorgerufen wird, oder durch eine Reaction
zwischen kleinen im Kupfer enthaltenen Mengen Schwefels oder Kohlenstoffs und dem
Sauerstoff der Luft. Die bei vorliegenden Versuchen verwandten Kupferabfälle, mit
nur Spuren von Schwefel, zeigten, als sie unter einer Kochsalzdecke geschmolzen
wurden, wobei also auch Aufnahme von Kohlenstoff vermieden war, sehr heftigen
Kupferregen wenn das flüssige Metall in eine offene vorher zum Glühen erhitzte
eiserne Form gegossen wurde. Directe Aufnahme und Wiederabgabe des Sauerstoffs
erscheint hiernach als die wahrscheinlichere Ursache des Spratzens; zum Austrag
könnte die Frage übrigens nur gebracht werden, wenn man von chemisch reinem Kupfer, welches während des Schmelzens in keiner Weise mit
Schwefel oder Kohlenstoff in Berührung käme, zeigte, ob es die Fähigkeit besitzt zu
sprechen oder nicht.
Für die Praxis genügt die einfache Thatsache sowohl beim Schmelzen als beim Gießen
des Kupfers die Luft möglichst abzuhalten.
Marchand und Scheerer haben
nachgewiesenJournal für praktische Chemie Bd. XCVII S. 193. daß selbst Sauerstoff haltige Bedeckungsmittel wie Borax, Soda, Glas beim
Schmelzen vom feinsten russischen Kupfer auf dessen Dichtigkeit schädlich einwirken,
während Kochsalz dieß nicht thut. Auf diese Thatsache gestützt und von der falschen,
vielfach verbreiteten Meinung ausgehend, daß Kohle das Kupfer überhaupt spröde
mache, wurde beim Umschmelzen der Kupferabfälle anfänglich Kochsalz zugegeben; der
dadurch erhaltene Regulus war äußerlich ganz fehlerfrei und dicht, allein als er
unter dem Hammer für das später beabsichtigte Auswalzen zur Bearbeitung kam, zeigte
er sich außerordentlich
spröde. Es ist somit dieses Bedeckungsmittel unstatthaft wo es sich nicht bloß um
Dichtigkeit, sondern zugleich um Zähigkeit des Kupfers handelt. – Wendet man
statt dessen Holzkohlenpulver an, so erzielt man ein in jeder Hinsicht
befriedigendes Resultat. Die glühenden Kohlentheilchen lassen nicht nur keinen
Sauerstoff zum Kupfer treten, sondern befreien auch das geschmolzene Metall von
demselben, wenn es solchen enthält, wie es bei Verarbeitung von Kupferabfällen mit
meist etwas oxydirter Oberfläche gewöhnlich der Fall ist. Mehrmaliges Umrühren mit
einem Holzstabe befördert hier, wie bei der Gewinnung des Kupfers im Großen, beim
Polen, die Reduction, indem die flüssigen Metalltheile in heftige Bewegung gesetzt
und mehrfach mit der Kohle und den aus dem Holze sich entwickelnden Gasen in
Berührung gebracht werden. Man bemerkt die zwischen Kupferoxydul und Kohlenstoff
eintretende Reaction an einer Gasentwickelung durch die Kohlendecke hindurch, und
erst wenn letztere ruhig da liegt, darf zum Ausgießen geschritten werden.
Beim Ausgießen des Kupfers wurde es genügend gefunden, zur Abhaltung der Luft geschlossene Metallformen anzuwenden, die etwas eingeölt
waren.
3. Ein dritter Umstand welcher Verschlechterung des Kupfers hervorruft, ist dessen
Bestreben in den Formen zu steigen. Häufig werden
Spratzen und Steigen auf gleiche Ursache zurückgeführt und diese Begriffe
durcheinander geworfen; es liegen aber bei den Erscheinungen ganz verschiedene
Ursachen zu Grunde. Das Spratzen ist bedingt durch Sauerstoffaufnahme, das Steigen
in der Form durch die Schnelligkeit des Erstarrens des Metalles. Es ist eine
bestimmte Thatsache, daß das Kupfer beim Erstarren sich zusammenzieht; werden die
äußeren Theile eines Gußstückes durch die von Außen nach Innen fortschreitende
Abkühlung nicht möglichst gleichzeitig, sondern früher fest als die inneren, so
müssen sie deßhalb nothwendig einen starken Druck auf den noch flüssigen Kern
ausüben und ihn mit Gewalt herauspressen. Das dadurch erzeugte Steigen in der Form
ist demnach auf eine rein mechanische Wirkung zurückzuführen, während die chemische
Zusammensetzung des Kupfers hierbei entweder gar keine Bedeutung hat oder nur
insofern von Einfluß seyn kann, als damit die Raschheit des Erstarrens
zusammenhangt. Die Mittel, welche ein möglichst rasches und gleichzeitiges Abkühlen
des ganzen Gußstückes herbeiführen, sind auch die geeignetsten zur Verhütung des
Steigens, nämlich Ausgießen bei nicht zu hoher Temperatur und Anwendung von
Metallformen, in welchen schnelle Abkühlung erfolgt. Es wurden anfänglich die
Probeplatten (von 1 Pfund Gewicht) aus den geschmolzenen Kupferabfällen in geschlossenen gut
ausgeglühten Lehmformen hergestellt; in diesen zeigte sich aber häufig ein sehr
starkes Steigen, wenn nicht gerade die richtige Temperatur beim Ausgießen des
Kupfers getroffen wurde. Daß in Sand- und Lehmformen der Guß so leicht porös
ausfällt, liegt meines Trachtens nicht sowohl in einer etwaigen Einwirkung der
Kieselsäure auf das Kupfer, als vielmehr in der geringen Wärmeleitungsfähigkeit der
Formmasse. Bei Anwendung von eisernen Formen trat das Steigen nicht mehr ein.
Dieselben bestanden aus zwei länglich-viereckigen Platten von Schmiedeeisen,
zwischen welchen auf drei Seiten eiserne Schienen eingelegt und durch eine passende
Keilvorrichtung festgepreßt waren, während die vierte schmale Seite zum Einguß
diente.
Aus diesen Versuchen und Erörterungen ergibt sich, daß einestheils ein gutes Kupfer
durch falsche Behandlung leicht benachtheiligt werden kann, daß aber anderntheils
das Schmelzen und Gießen desselben, bei richtiger Würdigung der dabei wesentlichen
Umstände, keine besonderen Schwierigkeiten darbietet. – Die auf dem
angedeuteten Wege erzeugten Gußplatten waren tadelfrei, obgleich man den
Kupferabfällen kein neues Kupfer beim Schmelzen zugesetzt hatte, was die Herstellung
eines guten Productes wesentlich erleichtert; äußerlich von glatter glänzender
Oberfläche ließen sie sich zu dünnen Blechen auswalzen, welche die Bearbeitung durch
Drücken auf der Drehbank und unter Prägwerken, ohne Risse zu bekommen, aushielten.
Um über die innere Natur des erhaltenen Kupfers weitere Aufschlüsse zu bekommen,
wurden mehrere Bleche qualitativ analysirt und deren spec. Gewicht bestimmt. Es
fanden sich darin kleine Mengen von Eisen, Nickel und Silber (quantitativ 0,09 Proc.
Ag.), Spuren von Schwefel und Mangan, dagegen waren
sie ganz frei von den schädlichen Beimengungen des Bleies und Antimons. – Das
spec. Gewicht zweier – Blechproben von 1/3 Millimeter Stärke betrug 8,947 und
8,952. Diese Zahlen geben, mit Berücksichtigung des sehr geringen Silbergehaltes des
Kupfers, welcher ohne erheblichen Einfluß auf das specifische Gewicht seyn mußte,
den besten Beweis für die Dichtigkeit des erzielten Materiales, sie erreichen die
höchsten Dichtigkeitswerthe, welche nach Marchand's und Scheerer's Untersuchungen über die Zusammendrückbarkeit der Metalle
und Dick's Beiträgen zur
Metallurgie des Kupfers für das Kupfer gefunden wurden.