Titel: | Ueber das Platin und die es begleitenden Metalle; von H. Sainte-Claire Deville und H. Debray. |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. LXIII., S. 287 |
Download: | XML |
LXIII.
Ueber das Platin und die es begleitenden Metalle;
von H. Sainte-Claire
Deville und H.
Debray.
(Fortsetzung von S. 205 des vorhergehenden
Heftes.)
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Deville, über das Platin und die es begleitenden
Metalle.
VI. Metallurgie des Platins.
Wir wollen nun die Verfahrungsarten auf trocknem Wege beschreiben, durch welche es
uns gelungen ist:
1) das benutzte und durch den Gebrauch veränderte Platin
wiederherzustellen;
2) reines Platin im Großen darzustellen;
3) Legirungen darzustellen, welche außer den das Platin in seinem
Erz begleitenden Metallen auch die im Osmium-Iridium befindlichen
enthalten;
4) Legirungen von Platin mit Iridium und Rhodium darzustellen,
welche die für chemische Geräthschaften erforderlichen Eigenschaften
besitzen.Die Aluminium-Gesellschaft zu Nanterre ließ sich diese
Verfahrungsarten patentiren; sie hat ihr Patent in Frankreich an die
HHrn. Desmoutis,
Chapuis und
Quenessen.
Fabrikanten von Platinapparaten zu Paris, in England an Hrn. Mathey, Fabrikant von
Platinapparaten zu London, abgetreten.
1. Wiederherstellen des
Platins.
Um das Platin von verdorbenen Platingeräthschaften wieder benutzbar zu machen,
muß man es in Zainform gießen, nachdem man es von allen fremdartigen Substanzen,
welche es enthalten kann, gereinigt hat. Unsere Schmelzmethode haben wir bereits
S. 130 dieser Abhandlung beschrieben. Wir haben daher nur noch anzugeben, wie
die Reinigung des Metalles bewerkstelligt werden muß.
Gold. – Da nur solches Gold abzuscheiden ist,
welches zum Löthen der Platinstücke gedient hat, so braucht man das Platin bloß
in ein sehr schwaches Königswasser zu bringen, welches das Gold rasch angreift
und von dem Platin nur sehr wenig auflöst.
Unreinigkeiten des Platins. – Die gewöhnlichen
und oxydirbaren Metalle, sowie die Metalloide, welche dem Platin während seines
Gebrauchs einverleibt werden oder sich mit ihm verbinden konnten, verschwinden
nothwendig
während des Schmelzens in dem aus Kalk bestehenden Tiegel oder Ofen, entweder
durch Oxydation, wie das Silicium, oder durch Verflüchtigung, wie das Blei,
Silber etc., oft auch durch Oxydation und Verflüchtigung, wie das Kupfer, Blei,
Silber und Palladium. Das Osmium verschwindet während des Schmelzens
vollständig, so daß, wenn das Feinen gut ausgeführt wurde, das geschmolzene
Platin viel reiner ist als im ursprünglichen Zustande. Solches Platin ist so
geschmeidig und weich wie das Kupfer, und daher für Medaillen vorzüglich
geeignet; für die meisten chemischen Geräthschaften ist es aber zu weich.
2. Darstellung reinen Platins im
Großen.
Das Blei und die das Platin in seinem Erz begleitenden Metalle legiren sich mit
großer Leichtigkeit; wenn aber Eisen mit dem Platin verbunden ist, so verhindert
dasselbe in sehr kräftiger Weise die Wirkung des Bleies auf die Erzkörner,
welche jedoch nach und nach vollständig im Blei aufgelöst werden können. Auf das
Osmium-Iridium äußert das Blei gar leine Wirkung; nach dem
Zusammenschmelzen des Platinerzes mit Blei findet man alles
Osmium-Iridium ohne die geringste Veränderung am untern Theil des
platinhaltigen Bleikönigs.
Um das Osmium-Iridium vom Platin abzuscheiden, braucht man es daher nur
mit Blei zu schmelzen, indem man einen Kunstgriff anwendet, um die Auflösung des
Platins im Bleie zu beschleunigen; dieser besteht darin, daß man das Blei durch
Bleiglanz oder Schwefelblei ersetzt, welches bekanntlich durch das Eisen
zersetzt wird, wobei Blei frei wird, das sich mit dem Platin legirt.
Behandlung im Kleinen. – Man schmilzt in einem
Tiegel einige Kilogramme Platinerz mit dem gleichen Gewicht Bleiglanz und ein
wenig Glas, oder statt des letztern besser einem Gemenge von Glas und Borax. Man
treibt die Hitze auf die lebhafte Rothgluth (den Schmelzpunkt des Silbers) und
rührt von Zeit zu Zeit mit einer gußeisernen Stange um, bis alles Erz
verschwunden ist, und man unter dem Druck der Stange nur noch einige Körner von
Osmium-Iridium fühlt. Bei dieser Operation liefert der Bleiglanz, indem
er mit dem im Platinerz enthaltenen Eisen und demjenigen der Rührstange in
Berührung kommt, das Blei zum Auflösen des Platins. Man steigert alsdann die
Hitze und schüttet auf die Masse Bleiglätte, bis alle Entbindung von schwefliger
Säure aufhört und die Schlacke eine bleihaltige und oxydirte geworden ist. Um
die Reaction zwischen der Bleiglätte und dem Bleiglanz zu begünstigen, rührt man
von Zeit zu Zeit mit einer gußeisernen Stange um. Die Operation muß in der Art
geleitet werden, daß am Ende dem Blei aller Schwefel entzogen ist; die erzeugte
Legirung hat beiläufig das vierfache Gewicht des angewandten Platins.
Man läßt den Tiegel langsam erkalten, und nachdem das Blei gänzlich erstarrt ist,
löst man den König ab; man beseitigt dann mit der Säge das untere Zehntel,
welches das Osmium-Iridium enthält, und bewahrt es auf, um es bei der
folgenden Operation (behufs des Anreicherns mit Osmium-Iridium)
zuzusetzen. Man kupellirt hernach, und indem man die Kupellation bei hoher
Temperatur und in einem lebhaften Luftstrom fortsetzt, gelangt man dahin fast
alles Blei abzutreiben, so daß man nur noch dieses bleihaltige Platin in einem
aus Kalt bestehenden Ofen nach den schon beschriebenen Verfahrungsarten zu
schmelzen und zu feinen hat. Im Anfang des Schmelzens entwickelt sich ein
Bleirauch, welchen man in eine Zugesse leitet. Während des Feinens ist der
Osmiumgeruch fast unmerklich.
Behandlung im Großen. – Hierzu wird das
Verfahren etwas abgeändert.
1) Schmelzen mit dem Bleiglanz. – Dieses
Schmelzen kann man in einem kleinen Flammofen vornehmen, dessen aus Ziegeln
bestehende Sohle halbkugelförmig seyn muß. Um 100 Kilogr. Erz auf einmal
behandeln zu können, braucht diese Sohle nur einen Inhalt von beiläufig 50
Litern zu haben. Ein kleiner Ofen, dessen Sohle ungefähr 1 Met. Länge, 1 1/2
Decimeter mittlere Tiefe und eine Breite von 50 Centimetern hat, wäre zur
Behandlung von 100 Kilogr. Erz mehr als ausreichend. Wenn man dem Feuerungsraum
dieselbe Breite gibt wie der Sohle, nämlich 50 Centimeter auf 35 bis 40
Centimet. in der andern horizontalen Dimension, so erhält man eine hinreichende
Hitze; man müßte aber eine Brennmaterialschicht von wenigstens 30 Centimet.
Dicke anwenden, um beständig eine reducirende Flamme zu haben, damit die
Oxydation des Bleiglanzes und folglich die Bleierzeugung nicht zu rasch
erfolgt.
Nachdem der Ofen geheizt ist, bringt man das Gemenge von Bleiglanz und Erz zu
gleichen Gewichten hinein, und schmilzt unter beständigem Umrühren, bis sich ein
Bleistein und die Legirung von Platin mit Blei gebildet hat. Man wirft dann ein
wenig schmelzbares Glas auf die Masse, steigert die Hitze, und bringt nun nach
und nach die 200 Kilogr. Bleiglätte hinein, welche beiläufig erforderlich sind,
um die Operation zu beendigen und den Schwefel auszutreiben. Nach beendigter
Reaction läßt man das Metallbad in vollständigster Ruhe, damit sich das
Osmium-Iridium auf den Boden niederschlägt, und nachdem man die
bleihaltige Schlacke
abgestochen hat, schöpft man das bleihaltige Platin mittelst eines gußeisernen
Löffels ab und gießt es in Eingüsse. Der untere Theil des Bades, welcher das
Osmium-Iridium enthält, wird beim folgenden Schmelzen zugesetzt, bis er
sehr reich an Osmium-Iridium ist.Wenn diese bleihaltige Masse reich an Osmium-Iridium ist, schmilzt
man sie auf einer geneigten kleinen Sohle. Hierbei fließt platinhaltiges
Blei ab, welches man den folgenden Behandlungen zusetzt, und man erhält
eine Masse von Osmium-Iridium, welcher man das Blei durch
Salpetersäure entziehen kann (das gebildete salpetersaure Blei liefert
durch Zersetzung mit Schwefelsäure wieder die Salpetersäure), oder die
man kupellirt und dadurch in eine an Iridium reiche Masse umwandelt, auf
deren Benutzung wir unten zurückkommen.
Wir empfehlen als Sohle des Flammofens einen gußeisernen Kasten anzuwenden, auf
welchen die Ziegelsteine gelegt werden, damit das sehr schmelzbare platinhaltige
Blei nicht tief zwischen den Ziegeln hinabdringen kann; aus demselben Grunde muß
die Brücke hohl seyn und innerlich durch einen Luftstrom abgekühlt werden.
Kupellation. – Diese Operation wird in
derselben Weise ausgeführt wie das Abtreiben des Silbers auf dem Treibherd; nur
geht gegen das Ende derselben, obgleich man das Feuer verstärkt, die an Platin
sehr reiche Legirung in den festen Zustand über, und man kann sie wegnehmen,
nachdem man ihre Oberfläche rasch mit Wasser abgekühlt hat. Den größten Theil
des Bleies kann man auch in einem, dem Herde zum Saigern des silberhaltigen
Kupfers ähnlichen Apparat verbrennen; nur lassen hierbei die Stücke bleihaltigen
Platins, auf welche eine oxydirende und sehr heiße Flamme einwirkt, Tröpfchen
von Bleiglätte aussintern und verwandeln sich endlich in einen
blumenkohlförmigen Kuchen, welchen man bloß noch zu schmelzen hat, nachdem er in
Stücke zertheilt wurde.
Schmelzen des Platins. – Das Schmelzen und
Feinen des Platins muß man in Oefen vornehmen, welche 15 bis 20 Kilogr. Platin
enthalten. Wenn man den geschmolzenen Inhalt von drei oder vier dieser Oefen in
dieselbe Form gießt, so kann man Zaine von 60 bis 80 Kilogr. erhalten, welche
also schwerer sind als die größten jemals anzufertigenden
Platingeräthschaften.
3. Ausbringen des Platins durch
bloßes Schmelzen.
Man kann auf die einfachste Weise mit einem geeignet gewählten Platinerz eine
dreifache Legirung von Platin, Iridium und Rhodium darstellen, welche vor dem
Platin den Vorzug hat, daß sie etwas härter ist, auch der Einwirkung der
Reagentien und der Hitze mehr widersteht.
Es ist einleuchtend, daß wenn wir dem Platinerz alle oxydirbaren oder flüchtigen
Bestandtheile entziehen, eine Legirung von Platin, Iridium und Rhodium
zurückbleiben muß. Das Gold, welches man dem Erz vor seiner Verarbeitung
entziehen kann, und das Palladium sind flüchtig, und wenn man sie in dem zu
schmelzenden Erze läßt, so wird man sie in den verdichtbaren Dämpfen finden. Das
Osmium wird sich als Osmiumsäure verflüchtigen. Das Kupfer und das Eisen werden
sich oxydiren und letzteres wird als Oxyd mit dem Kalk eine schmelzbare
Verbindung bilden. Der größte Theil des Kupfers wird in die Flammen
übergehen.
Folgende Tabelle enthält die Zusammensetzung der Legirungen, welche die
wichtigsten Platinerze mittelst Austreibens ihrer oxydirbaren und flüchtigen
Bestandtheile liefern.
Textabbildung Bd. 154, S. 291
Platinerz aus; Columbien;
Californien; Rußland; Platin; Iridium; Rhodium
Flußmittel. – Um diese Legirungen zu erhalten,
braucht man nur das Erz in Kalk zu schmelzen; es wird sich Osmium entwickeln,
welches man nöthigenfalls sammeln kann, indem man die es enthaltende Flamme in
ein Rohr leitet, welches in einem Schornstein mit starkem Zug angebracht ist (in
einer mit Ammoniak gefüllten Schale, deren Oberfläche die Gase zu belecken
genöthigt sind, kann man den größten Theil der Osmiumsäure sammeln). Damit aber
nicht der Kalk des Ofens selbst angegriffen wird, setzt man dem Erz ein
Flußmittel zu, welches sich des Eisenoxyds bemächtigt und dasselbe in eine
schmelzbare Substanz verwandelt, die in den Kalk des Ofens wie in eine Kapelle
eindringt. Dieses Flußmittel ist der Kalk selbst, von welchem man eine dem
Eisengehalt des Erzes gleiche Quantität zusetzt.Der Kalk hat dasselbe Aequivalent wie das Eisen, daher, um die Verbindung
F²O³, CaO zu bilden, nur die Hälfte des als Flußmittel
zugesetzten Kalks erforderlich ist; der Rest desselben verbindet sich
mit der Kieselerde, Thonerde, dem Eisen, der Zirkonerde und den anderen
im Sand des Erzes enthaltenen Substanzen.
Apparat. – Nachdem man das Erz mit seinem
Flußmittel gemengt hat, bringt man es in den Flammofen Fig. 7, Tab. II,
welcher nach denselben Principien wie die schon beschriebenen construirt ist;
man hat nur ein wenig vor dem Löthrohr E, P ein mit
einem Pfropf aus Kalk versehenes Loch T angebracht,
durch welches man das Erz einführt. Man wird bemerken, daß das Löthrohr E, P mehr gegen den Boden des Apparats angebracht
ist, so daß das Erz auf einen Punkt der Sohle fällt, wo die Hitze am größten
ist; dieser Punkt liegt ein wenig vor dem Centrum der Sohle. Man führt das Erz
nach und nach in der Weise ein, daß man ein Los fast ganz schmilzt ehe man ein
anderes hineinbringt, und setzt die Operation fort, bis die Sohle durch die
Schlacken ganz zerstört ist, was nach Verlauf einer gewissen Zeit eintritt,
welche von der Beschaffenheit der Erze abhängt. Man gießt das geschmolzene
Platin und reinigt dann den Ofen mit der größten Sorgfalt, indem man die Stücke
wo man einige Platinkörner vermuthet, mit Salzsäure digerirt und mit viel Wasser
schlämmt. Die gallertartige Kieselerde, welche mit den sehr feinen Platinkörnern
zurückbleibt, wird vom Wasser mitgerissen und das Platin bleibt zurück. Man
schmilzt das Platin in einem andern Ofen um, und kann es erst dann als rein
betrachten, wenn es in der oxydirenden Flamme den Osmiumgeruch nicht mehr
verbreitet und den Kalk nicht mehr angreift. Manchmal ist ein drittes Schmelzen
mit Feinen nach den schon für das Platin beschriebenen Verfahrungsarten
erforderlich.
Beispiel. – Wir wollen als Beispiel die
Verarbeitung von zwei Platinerzen aus Columbien beschreiben.
Erste Operation. – Dazu diente ein Platinerz
aus Columbien, von vorzüglicher Reinheit, welches wir Hrn. Claudet in London verdanken. Wir passirten
dieses Erz durch das Sieb, um diejenigen Theile, welche am meisten Sand und
Osmium-Iridium enthalten und in der Regel die feinsten sind, abzusondern.
Letztere wurden mit Blei und Bleiglätte behandelt und dann kupellirt.
Kil.
1)
Durch das feine Sieb gegangener Theil
0,234
2)
Auf dem Sieb zurückgebliebener Theil
2,827
–––––
3)
Menge des angewandten Erzes
3,061
Dieses Erz, auf die schon beschriebene Weise behandelt, gab in einem Ofen von 8
Centimet. Durchmesser, auf zweimal:
Gewicht.Kil.
Erhaltenes Platin.Kil.
Ausbeute.
1)
Feine Theile
0,234
0,133,7
57,1
2)
Grobe Theile
2,827Zur Behandlung dieser 2,827 Kil. wurden 1050 Liter
Sauerstoffgas verbraucht, also für 1 Kilogr. Erz 371
Liter.
2,606,0
92,2
–––––––––––––––––––––––
3,061
2,739,7
Im Mittel wurden auf diese Weise 98,5 Proc. Platin erhalten.
Zweite Operation. – Erz aus Columbien, von
Hrn. Mathey in London
erhalten.
Dieses Erz wurde mittelst Siebens in drei Portionen getheilt; man erhielt:
Gewicht.Kil.
Erhaltenes Platin.Kil.
Ausbeute.
Feine Theile, durch das
Seidensieb abgesondert
0,098,8
0,055
55,7 Proc.
Mittelfeine Theile, durch ein
grobes Sieb abgesondert
1,270,0
1,161
91,4 „
Geschiebe, worunter einige
ziemlich große
0,180,0
0,160
88,9 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
1,548,8
1,376
88,9 im Mittel.
Nach einem zweiten Schmelzen hatte der Zain 11 Gramme verloren, wodurch sich die
Ausbeute auf 88,1 Procent reducirt.
Dieses Erz enthielt eine sehr große Menge Palladium, nämlich nach der Analyse
1,48 Procent.
4. Darstellung von Legirungen in
verschiedenen Verhältnissen.
Die von uns oben angegebene Methode gestattet Legirungen von Platin mit Iridium
und Rhodium in mannichfaltigen Verhältnissen darzustellen, indem man entweder
Erze von verschiedener Zusammensetzung in geeigneter Weise vermengt, oder Erzen
von bekannter Zusammensetzung Osmium-Iridium (oder Platinrückstände von
bekannter Zusammensetzung) beimengt. Das Schmelzen geschieht auf dieselbe Weise
wie beim Platin; es dauert aber etwas länger, weil man eine beträchtlichere
Menge Osmium oxydiren muß und die Legirung etwas strengflüssiger ist. Auch muß
das Feinen länger fortgesetzt werden als beim Platin, wenn man Legirungen
erhalten will, welche sehr reich an Iridium und dabei hinreichend hämmerbar
sind.
Es handelt sich jetzt darum, durch Versuche im Großen die Gränze zu bestimmen,
bis zu welcher das Iridium dem Platin beigemischt werden darf, um eine
hämmerbare Legirung zu erhalten. Als Anhaltspunkt bei derartigen Versuchen
wollen wir einige Ziffern mittheilen.
Versuche über das Legiren des Platins mit Iridium
allein. – Wir vermengten ein, sehr wenig Rhodium enthaltendes
russisches Platinerz in verschiedenen Verhältnissen mit Osmium-Iridium,
welches mittelst Zink zertheilt und dann geröstet worden war, um ihm den größten
Theil des Osmiums zu entziehen; das Ganze schmolzen wir mit Zusatz von
überschüssigem gepulvertem Kalk. Die gefeinte Masse wurde mit dem Hammer
probirt, wobei es sich herausstellte, daß man auf diese Weise sehr harte, jedoch
sehr hämmerbare Legirungen erhalten kann, welche bis 15 Procent mehr Iridium
enthalten als sich schon im Erz befand.
Ein anderer Versuch wurde mit geröstetem Osmium-Iridium und vollkommen
reinem Platin gemacht. Wir erhielten so eine Legirung, welche enthielt:
Platin
78,7
Iridium
21,3
–––––
100,0
Dieselbe war von vorzüglicher Beschaffenheit, denn sie wurde vom Königswasser
fast gar nicht angegriffen, und war zugleich hart und hämmerbar.Von Hrn. Chapuis
erhielten wir eine vortreffliche Iridium-Legirung, welche sehr
hart und sehr starr, aber doch vollkommen hämmerbar ist; nach unserer
Analyse hat sie folgende Zusammensetzung:Platin75,2Iridium23,3Rhodium1,7–––––100,2Ein sehr dünnes Blech derselben, welches 1 Gramm wog, mußte fast einen
Monat lang im Königswasser liegen bleiben, um die Hälfte desselben
aufzulösen, obgleich das Königswasser alle zwei Tage erneuert wurde.Aus den chemischen Fabriken im Elsaß wird uns berichtet, daß diese
Legirungen, selbst wenn sie weniger Iridium enthalten, viel besser als
das reine Platin der kochenden Schwefelsäure widerstehen.
Je mehr man den Iridiumgehalt vermindert, desto weicher wird die Legirung. Die
Legirungen mit 10 bis 15 Procent Iridium besitzen vortreffliche Eigenschaften;
aus denselben verfertigte Gefäße widerstehen den Reagentien und dem Feuer viel
besser; sie sind strengflüssiger als das Platin, dabei härter und nicht so
leicht aus ihrer Form zu bringen.
Versuche über das Legiren des Platins mit einem Gemisch
von Iridium und Rhodium. – Da gewisse Specien von Osmium-Iridium viel
Rhodium enthalten, so dachten wir daß man dieselben als Zusatz bei den
Legirungen benutzen könnte. Sie lieferten uns wirklich gute Resultate. Wir
versetzten z.B. ein Gemisch von Iridium und Rhodium, welches aus gefällten
Rückständen dargestellt war, so lange mit reinem Platin, bis die Legirung sehr
geschmeidig wurde; sie hatte dann die Zusammensetzung:
Platin
75,4
Rhodium
5,0
Iridium
19,6
–––––
100,0
Aus der Platingeräthschaften-Fabrik der HHrn. Desmoutis und Chapuis in Paris erhielten wir eine Legirung
von sehr guten Eigenschaften, welche sehr starr ist und den Säuren besser
widersteht als das gewöhnliche Platin; unsere Analyse ergab für sie folgende
Zusammensetzung:
Platin
91,2
Indium
5,4
Rhodium
4,1
–––––
100,7
Darstellungsweise dieser Legirungen. – Hierzu
braucht man nur einem Platinerz von bekannter Zusammensetzung so viel geröstetes
Osmium-Iridium zuzusehen, daß man nach dem Schmelzen und Feinen ein
Metall von geeigneter Geschmeidigkeit und Härte erhält. Dieses Schmelzen
geschieht in derselben Weise wie bei der schon beschriebenen Behandlung des
Erzes. Wenn das Osmium-Iridium schwierig zu rösten ist, kann man es
zuerst mit Zink behandeln, und dann das Zink entweder durch die Hitze verdampfen
oder in Salzsäure auflösen; das Rösten ist hernach sehr leicht zu
bewerkstelligen, z.B. in Muffeln welche durch ein irdenes Rohr mit einem gut
ziehenden Schornstein in Verbindung stehen. Der nach dem Rösten verbleibende
Rückstand wird nach dem Waschen mit Salzsäure nur noch Rhodium und Iridium
enthalten, nebst Spuren von Zink, welche bei den nachfolgenden Operationen gar
nicht hinderlich sind. Man calcinirt denselben stark in einem mit Kohle
bedeckten Tiegel, um ihm Dichtigkeit zu ertheilen, damit er der Gewalt des in
den Kalkofen geleiteten Gasstroms zu widerstehen vermag.
In allen Handbüchern der Chemie fanden wir die Ansicht aufgeführt, daß das
Iridium die Güte des Platins beeinträchtigt. Wir kamen von diesem Irrthum selbst
erst vor einigen Jahren zurück, als wir direct an Iridium sehr reiche Platinerze
schmolzen und uns von der Güte der so erhaltenen Legirungen überzeugt
hatten.
(Der Schluß folgt im nächsten Heft.)