Titel: | Das Pauli'sche Trägersystem und seine Anwendung auf Brückenbauten. |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. LXX., S. 328 |
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LXX.
Das Pauli'sche Trägersystem und seine Anwendung auf
Brückenbauten.
Aus der Eisenbahnzeitung, 1859, Nr. 44.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Ueber das Pauli'sche Trägersystem und seine Anwendung auf
Brückenbauten.
Unter diesem Titel hat der Besitzer des bekannten großen Etablissements von Klett und Comp. in Nürnberg eine kleine Schrift
veröffentlicht, deren Tendenz in einem Vorwort wie folgt bezeichnet wird:
„Das beim Eisenbahn- und Straßenbau mehrfach in Anwendung
gekommene Pauli'sche Trägersystem erfuhr, wie alles
Neue, sehr verschiedene Beurtheilungen. Diese Verschiedenheiten entstanden
hauptsächlich aus einer unrichtigen Auffassung des Systems in seiner Form und
der Wirkung der Kräfte in demselben, so wie auch aus der Verkennung des Werthes
des neuen Systems gegenüber den älteren. Die Isarbrücke bei Groß Hesselohe, die
erste Brücke nach Pauli'schem System, steht nun zwei
Jahre in Betrieb und genügte sowohl bei den Proben, als während der Betriebszeit
allen Anforderungen so vollständig, daß alle Bedenken gehoben seyn müssen, die
wegen der Sicherheit des neuen Systems gehegt wurden. Das genannte
Etablissement, dessen technischer Director, Hr. Ludwig Werder, besondern Antheil an der
Ausarbeitung der Constructionspläne für die Isarbrücke genommen hatte und unter
dessen Leitung die Ausführung dieses Bauwerks geschehen war, hat sich zur
Aufgabe gesetzt, dem Pauli'schen System durch
sorgfältigste Ausführung eine möglichste Verbreitung zu verschaffen, und übergibt die von seinem
Ingenieur für Brückenbau, Hrn. H.
Gerber, bearbeitete Abhandlung der Oeffentlichkeit, mit dem
Wunsche an die Leser, durch eingehende Prüfung der Grundsätze, auf denen das Pauli'sche System basirt ist, sich von dem Werthe
desselben zu überzeugen und im Interesse der Nationalökonomie und der
wissenschaftlichen Technik auf seine Verbreitung zu wirken.“
Die Abhandlung beschäftigt sich zunächst mit der Anordnung der eisernen Brückenträger
im Allgemeinen, sodann mit der Beschreibung des Pauli'schen Systems und der Berechnung der Pauli'schen Brücken, gibt eine durch Holzschnittfiguren erläuterte allgemeine
Anordnung der DetailsWir lassen deren Beschreibung am Schluß dieses Artikels folgen.A. d. Red. und schließt mit den Notizen über Ausführung und Kosten.
Wir lassen nachstehend im Auszug folgen, was über die Ausführung und Kosten des auch
in diesen Blättern schon früher besprochenenMan s. den Bericht über die Isarbrücke bei Groß-Hesselohe im
polytechn. Journal Bd. CXLVII S.
150. als bekannt vorauszusetzenden Systems gesagt ist.
Der Erfinder der Träger von gleichem Widerstand mit gleichförmig starken Gurtungen,
Hr. von Pauli, k. bayr.
Oberbaudirector und Vorstand der Eisenbahn-Baucommission, hat die Ausführung
seines Systems an die Maschinenfabrik des Hrn. von Cramer-Klett in Nürnberg übergeben
und wurden durch dieselbe bis jetzt 44 eingeleisige Oeffnungen von 8 bis 55 Meter
Weite mit zusammen 822 M. (2740 Fuß) Lichtweite nach diesem System aufgestellt. Es
werden von der Fabrik im Benehmen mit dem Patentinhaber sämmtliche Berechnungen und
Constructionsdetails nach den entwickelten Grundsätzen für bestimmte Projecte
aufgestellt, welche dann sorgfältig im Anschluß an die Detailpläne und die voraus
bestimmte Wirkung der Kräfte zur Ausführung gebracht werden.
Alle Hauptverbindungen geschehen durch conische Bolzen, welche auf den Conus 1/100
gedreht, mit wenig stärkerem Kopfe und Mutter und Unterlegscheibe versehen sind; die
cylindrisch gebohrten Löcher werden mit tonischen Reibahlen ausgerieben, bis der
Bolzen auf eine gewisse, durch Erfahrung bestimmte, Weite hineinpaßt, dann dieser
durch einige Hammerschläge eingetrieben und zugleich die Mutter scharf angezogen, um
die Eisen fest zusammenzupressen. Dadurch wird das Eisen um das Loch herum etwas comprimirt und der
Bolzen füllt es vollkommen aus. Die Unterlegscheiben sind verhältnißmäßig stark,
damit kein Gewinde der Schraube im Eisen, sondern dieß ganz mit dem gedrehten
Bolzenschaft ausgefüllt ist. Nachdem die Muttern so fest als möglich angezogen sind,
werden sie verstemmt, damit sie durch die Erschütterungen nicht möglicherweise
losgehen können, wozu übrigens das Bestreben kaum vorhanden ist, da durch die
Anordnung der Bolzen kein Stoß auf die Mutter geschehen kann. Diese conischen Bolzen
wurden zum erstenmale bei der Isarbrücke zu Groß-Hesselohe zur Anwendung
gebracht.
Von den verschiedenen zur Anwendung kommenden Eisen werden die
Elasticitätsverhältnisse für Zug mittelst einer besonders hiezu construirten
MaschineWir verweisen auf die Bemerkungen des Hrn. v. Pauli über diese Maschine im
polytechn. Journal Bd. CXXVIII S.
20. ermittelt und auf derselben Maschine sämmtliche Flacheisen, die auf Zug in
Angriff genommen werden, mit 1200 Kilogr. pro
Quadratcentimeter gereckt unter Prellung durch Hammerschläge. Es werden dadurch
schlecht geschweißte Stellen sichtbar und die Eisen innerhalb dieser Belastung
elastischer, d.h. ihre permanente Verlängerung durch spätere Belastungen Null.
Zum Schutze des Eisens gegen die Einflüsse der Atmosphärilien wird dasselbe durch
Beizen und Scheuern von dem daran haftenden Hammerschlag und Rost gereinigt und dann
in siedendes Oel gebracht, so daß durch die große Siedehitze des Oels jede Spur von
Feuchtigkeit entfernt und eine festhaftende Firnißschichte auf dem Eisen gebildet
wird. Durch diese Operation wird der Uebelstand vermieden, der beim gewöhnlichen
Verfahren entsteht, daß der unter dem Anstrich befindliche Rost schnell weiter
greift, diesen hebt und daher fortwährende Reparaturen nöthig macht. Es ist zwar
möglich, auf trocknem Wege die Eisenoberfläche zu reinigen, aber, um nur
einigermaßen eine blanke Oberfläche zu erhalten, mit so großem Kostenaufwand, daß er
außer allem Verhältniß mit den übrigen Arbeitskosten steht; man mußte daher die
chemische Reinigung durch Beizen wählen und wird dem Umstand, daß die sehr
empfindlich gewordene Oberfläche schnell rostet, sobald einige Fruchtigkeit auf ihr
zurückbleibt, durch Sieden des Eisens in Leinöl vorgebeugt, dessen Siedhitze von
316° C. nothwendig alles anhängende Wasser in Dampf verwandelt und dadurch
jede Spur desselben entfernt. Die entstehende Firnißschichte haftet sehr fest an der
blanken Eisenoberfläche und gibt damit zugleich dem Menniganstrich eine gute
Grundlage.
Alle Diagonalen werden beim Montiren durch eigenthümliche Vorrichtungen um circa 1/6000 ihrer Länge gespannt, damit noch
möglicherweise vorhandene kleine Biegungen verschwinden und sie bei dem Anfang der
Biegung des Trägers sofort in Wirksamkeit treten.
Die Aufstellung der Pauli'schen Brücken hat auf einem
Gerüste zu geschehen, und wird man gewöhnlich dieses in die zu überbrückende
Oeffnung setzen und die Träger am Platze montiren. Wo die Herstellung eines
derartigen Gerüstes unthunlich ist, kann man die Träger an geeigneten Orten fertig
zusammensetzen, zwischen die Pfeiler flößen und dann aufziehen, nach Art der neuen
großen Brücken in England.
Bei der angegebenen Sorgfalt in der Behandlung und Bearbeitung des Eisens ist es
klar, daß die Kosten der Ausführung der Pauli'schen
Brücken pro Gewichtseinheit bedeutend größer als bei der
gewöhnlichen Ausführungsart der Gitter- und Blechbrücken seyn müssen. Diese
Mehrkosten sind jedoch bei weitem nicht so groß, daß sie die Gewichtsdifferenz
gegenüber geraden Balkenbrücken auswiegen und bleibt immer eine erhebliche
Ersparung, die mit der Spannweite stark zunimmt.
Um zur Vergleichung Anhaltspunkte zu geben, werden im Folgenden die approximativen
Kosten der Pauli'schen Brücken für Eisenbahnen mit der
möglich größten zufälligen Belastung mitgetheilt und wurde bei Anfertigung der
Tabelle zur Bestimmung der größten zulässigen Spannung von dem Gesichtspunkte
ausgegangen, daß dieselbe bei zunehmendem permanenten Gewicht der Brückenträger auch
größer angenommen werden dürfe; es zeigt dieß auch eine Vergleichung der bestehenden
Eisenbahnbrücken. Um hiefür bestimmte Anhaltspunkte zu erhalten, wurde festgesetzt,
daß bei jeder Eisenbahnbrücke die dreifache veränderliche Belastung die Spannung in
der Construction auf die Elasticitätsgränze (zu 16 Klgr. pro Quadratmillimeter) bringe.
Eisenbahnbrücken nach Pauli's System für ein Geleise.
Stützweite
Lichtweite
Belastung pro
Meter
GrößteSpannung
GeometrischeHöhe
Kostenpro
inMeter
inMeter
permanente.Ton
variable.Ton
proQdrtmillim.Kilogr.
des TrägersMeter
lauf. Met.Thaler
8,0
7,4
0,66
5,63
6,0
1,14
123
10,0
9,4
0,71
4,80
„
1,43
134
12 0
11,3
0,76
4,29
„
1,71
142
14,0
13,3
0,81
4,14
„
2,00
154
16 0
15,2
0,86
4,12
„
2,29
168
18,0
17,2
0,92
4,05
„
2,57
182
20,0
19,2
0,97
4,03
„
2,86
196
22,0
21,1
1,03
3,96
„
3,14
210
24,0
23,1
1,06
3,87
„
3,43
218
26,0
25,0
1,09
3,81
„
3,71
235
28,0
27,0
1,17
3,74
„
4,00
246
30,0
28,9
1,23
3,68
„
4,29
260
32,0
30,8
1,28
3,64
„
4,57
274
34,0
32,8
1,34
3,61
6,50
4,86
316
36,0
34,7
1,39
3,58
„
5,14
330
38,0
36,7
1,43
3,55
„
5,43
341
40,0
38,6
1,50
3,53
„
5,71
361
45,0
43,4
1,63
3,46
„
6,43
397
50,0
48,4
1,77
3,40
„
7,14
436
55,0
53,3
1,82
3,33
7,00
7,86
450
60,0
58,2
1,96
3,28
„
8,57
373
70,0
68,0
2,22
3,18
„
10,00
543
80,0
77,8
2,34
3,09
7,50
11,43
575
90,0
87,6
2,63
3,00
„
12,86
654
100,0
97,3
2,74
2,93
„
14,29
737
105,0
102,5
2,87
2,90
8,00
15,00
718
110,0
107,3
3,03
2,88
„
15,71
733
120,0
117,0
3,44
2,84
8,50
15,00
840
130,0
126,8
3,86
2,81
„
16,25
949
140,0
136,4
4,35
2,79
„
17,50
1076
150,0
146,3
4,92
2,77
„
18,75
1178
Die Kosten sind für deutsche Eisenpreise unter gewöhnlichen Verhältnissen und die
obige Ausführungsart bestimmt ohne Rüstung.
Aus dieser Uebersicht geht die Ersparung gegenüber den älteren Systemen zur Genüge
hervor, und dürfte sich für größere Weiten das Pauli'sche
System vorzüglich eignen. So findet man bei Vergleichung mit den Kosten der
Schweizer Eisenbahnbrücken nach Etzel's Werk folgende
Resultate:
a) Die Sitterbrücke bei St. Gallen hat zwei Oeffnungen
zu 38,4 Met. und zwei zu 36,24 Met. Lichtweite; nach obiger Tabelle kosten diese
nach Pauli'schem System:
2 . 40,0 . 1350
=
108000 Frcs.
2 . 37,5 . 1270
=
95,250 „
–––––––––––
Summa
203,250 Frcs.
Die Gitterconstruction kostet 261,285 Frcs., daher 58,035
Frcs. oder 29 Proc. mehr.
b) Die Emmenbrücke bei Emmenbaum mit zwei Oeffnungen zu
28,8 und zwei zu 24,0 Met. Lichtweite; Kosten nach Pauli'schem System:
2 . 30,0 . 970
=
58,200 Frcs.
2 . 25,0 . 840
=
42,200 „
Rüstung circa
2,200 „
–––––––––––
Summa
102,600 Frcs.
Die Gitterbrücke kostet 139,200 Frcs., also 37,000 Frcs. oder
36 Proc. mehr.
c) Die Glattbrücke bei Flawyl hat eine Oeffnung mit 36,0
Met. und zwei mit 28,8 Met. Lichtweite; Kosten nach der Tabelle:
2 . 30,0 . 970
=
58,200 Frcs.
37,2 . 1270
=
47,034 „
–––––––––––
Summa
105,234 Frcs.
Die Gitterbrücke kostet 145,227 Frcs., daher 39,995 Frcs. oder
38 Proc. mehr.
Diese Differenzen werden noch größer, wenn man berücksichtigt, daß für ausländisches
Eisen in der Schweiz nur unbedeutende Abgaben zu zahlen sind, daher die Eisenpreise
bedeutend kleiner als im Zollverein seyn müssen.
In Erbkam's Zeitschrift für Bauwesen 1859, Heft
1–3, ist die Beschreibung der Flackensee-Brücke auf der
niederschlesisch-märkischen Eisenbahn enthalten, welche mit vieler Sorgfalt
construirt ist und eine nur zweifache Gitterausfüllung hat. Die
Spannungsverhältnisse sind genau dieselben, wie die der Pauli'schen Brücken in der Tabelle und ergibt diese für die Lichtweite
25,74 Met. die Kosten für einfache Bahn nach Pauli'schem
System
ohne eiserne Langträger
26,7 . 240
=
6408 Thlr.
eiserne Langträger
26,7 . 40
=
1068 „
Rüstung circa
224 „
––––––––
Summa
7700 Thlr.
Der eiserne Oberbau der Flackensee-Brücke kostete für eine einfache Bahn
11,000 Thlr., daher 3300 Thlr. oder 43 Proc. mehr.
So weit unser Auszug aus der Eingangs erwähnten kleinen Schrift. Bekanntlich hat das
Pauli'sche Brückensystem bei den deutschen
Ingenieuren bisher wenig
Gnade gefunden. Als Haupteinwendungen gegen dessen allgemeinere Anwendung hören wir
geltend machen, daß die von demselben bedingte äußerst sorgfältige Ausführung es mit
sich bringe, daß bei der Veraccordirung solcher Brücken nur auf eine geringe
Concurrenz gerechnet werden könne; es sey vorzuziehen bei gleichen Kosten eine
Brücke mit größerem Materialaufwand herzustellen, welche wegen ihres einfachen
Constructionssystems überall leicht anzuwenden; es fehle noch an Erfahrungen über
die Haltbarkeit der Pauli'schen Brücken, während diese
über Gitter- und Blechbalkenbrücken allenthalben und seit lange vorliegen.
Unter diesen Umständen ist es erfreulich aus der vorliegenden Schrift zu erfahren,
daß das Pauli'sche Brückensystem auf der Staatsbahn von
München nach Salzburg für die verschiedensten Spannweiten (von 8 bis 55 Meter) in
Anwendung gekommen ist, und wird hiedurch die beste Gelegenheit gegeben seyn,
dasselbe in seinen verschiedenen Anwendungen kennen zu lernen und praktisch zu
erproben. Ein Constructionssystem, dessen wissenschaftliche Begründung keine
Einwendung zuläßt und welches darauf berechnet ist, mit dem geringsten
Materialaufwand das Verlangte zu leisten, verdient jedenfalls „a fair trial“, wie die Engländer sagen,
und dieß wird ihm, wie gesagt, auf der bayerischen Staatsbahn zu Theil.
Allgemeine Anordnung der Details.
Die bis jetzt ausgeführten Pauli'schen Brücken sind in
ihren Hauptanordnungen einander ähnlich und wurden nur einzelne Theile nach der
verschiedenen Lage der TrägerDie Details der Groß-Hesseloher Isarbrücke sind in Förster's allgemeiner Bauzeitung 1859, Heft 3 und
4, veröffentlicht. modifcirt. Die Figuren 1 bis 8 auf Tab. V
geben einige Skizzen von der Eisenbahnbrücke über die Groß-Achen auf der
Bahn: Rosenheim-Salzburg (Fig. 1 und 2 Ansicht, Horizontalplan
und Querschnitt).
Der Spannbogen (Fig. 3) besteht aus
aufeinander liegenden Flacheisen, die durch conische Bolzen mit einander verbunden
sind, und deren abwechselnde Stöße je nach der Größe des Querschnitts entweder durch
ein durchlaufendes Flacheisen oder durch eigene Stoßplatten gebunden sind. Für große
Querschnitte legt man zwei solche Flacheisenbänder neben einander, um auf Zug nur
Eisen zu verwenden, das nur im Ganzen erhitzt worden war, gut geschweißt und gewalzt
ist, und die Bolzen nicht zu lang machen zu müssen.
Der Druckbogen (Fig. 4) ist bei allen
größeren Objecten in kastenförmigem Querschnitte angeordnet, dessen Dimensionen
unter Berücksichtigung der Weite der Felder bestimmt und bei dem daher die Massen
möglichst in die Ecken gelegt werden, um an Material zu sparen. Bei sehr großen
Weiten verbindet man zweckmäßig die Druckbögen der beiden Rippen zu einem Ganzen. (Fig. 5.)
Die Verbindung der beiden Bögen an den Enden geschieht durch den sog. Bogenschuh (Fig. 6), welcher entweder
aus Gußeisen oder gewöhnlicher aus Schmiedeeisen construirt ist und sowohl genügende
Fläche für die vollständige Befestigung der Gurtungen, als auch genug Stärke
besitzt, um der Tendenz zum Abscheren über dem Stützpunkt zu widerstehen.
Die verticalen Pfosten sind aus Winkeleisen in
Kreuz- oder doppelt T-Form gebildet und
oben der in ihnen wirkenden Spannung gemäß mit Bolzen an den Druckbogen befestigt,
unten auf dem Spannbogen so aufstehend, daß keine Seitenbewegung möglich ist (Fig. 7 und 8). In diese
Pfosten sind die Träger der Fahrbahntafel angebracht und müssen sie daher nach der
Lage der Fahrbahn über den Druckbogen hinaus oder unter den Spannbogen hinabgehen,
wodurch ihr verschiedener Querschnitt bedingt ist.
Die Diagonalen bestehen aus Flacheisen, die an ihren Enden
an Bleche verbolzt sind, welche in entsprechender Verbindung mit den Gurtungen und
Pfosten stehen (Fig.
7 und 8).
Die ganze Trägerconstruction liegt an jedem Ende mittelst einer ebenen auf einer
cylindrischen Stahlfläche von großem Radius (Fig. 6), welche Anordnung
zum Zweck hat, die elastische Biegung des Trägers möglich zu machen, ohne
einseitigen starken Druck auf die Stützflächen hervorzurufen oder hölzerne
Unterlager nehmen zu müssen (wie dieß bei den großen Brücken in England und
theilweise auch in der Schweiz geschehen ist). Eine Längen- oder
Querverschiebung dieser beiden Flächen ist durch die auf beiden Seiten befindlichen
Vorsprünge, die wie Zähne in einander greifen, verhindert. Die unteren Stützplatten
sind auf gußeiserne Stühle befestigt (Fig. 6), von denen der
eine unmittelbar auf dem Auflagersteine feststeht, während der andere, wegen der
Längenveränderung der Brücke durch Temperaturwechsel, auf Stelzen steht, deren auf
beiden Seiten angegossene Zähne zwischen entsprechende Zähne am Rollstuhl und an der
Bodenplatte eingreifen, um den Parallelismus zu erhalten. Die Cylinderflächen der
Stelzen sind gedreht und wälzen sich auf abgehobelten ebenen Flächen. Man wendete
Stelzen, also Stücke von Walzen an, weil offenbar der Druck, dem man eine Walze
aussetzen darf, mit dem Durchmesser derselben zunimmt, daher man durch größere Höhe
an der Gesammtlänge
der Stelzen und dadurch zugleich an der Größe der Auflegerplatten spart. Es wird die
Höhe der Stelzen so gewählt, daß die Maximalneigung derselben bei den Extremen der
Temperatur eine bestimmte nahe gleiche Größe für die verschiedenen Lichtweiten wird.
Der Druck per Längeneinheit wurde proportional dem
Radius r gesetzt und für die gußeisernen Stelzen zu 12
r Kgr. per lfd.
Centimeter genommen, wenn r in Centimeter gegeben ist;
innerhalb der Gränzen, in denen sich r bewegt, ist diese
Annahme gewiß statthaft.
Die Träger der Fahrbahntafel werden bei den
Eisenbahnbrücken aus Fachwerk construirt und bestehen daher die Querträger
gewöhnlich aus einem vereinigten einfachen Häng- und Sprengwerk. Für größere
Weiten sind zur Uebertragung der Belastung auf die Knotenpunkte Längenträger nöthig,
die entweder in der Ebene der Tragrippen liegen und die nahe an einander
befindlichen Querträger tragen oder zwischen die, nur an den Knotenpunkten
stehenden, Querträger befestigt sind, so daß auf ihnen unmittelbar die Unterlagen
der Schienen liegen. Diese Träger haben den Stoß der bewegten Last zunächst
aufzunehmen, müssen daher mit größerer relativer Stärke, d.h. kleinerer zulässigen
Flächenspannung als die Hauptträger construirt werden.
Die Verspannungen werden immer aus Flacheisen gebildet, die nur an beiden Enden
entsprechend verbolzt sind und dabei zugleich um eine bestimmte Länge gespannt
werden. Es wird für nachtheilig erachtet, in diese Verspannung sog.
Correctionsglieder anzubringen, da eine gut construirte eiserne Brücke für den normalen Betrieb immer in ihrer richtigen Stellung
bleibt und deßhalb eine willkürliche Veränderung der Länge einzelner
Constructionstheile nur schädlich wirken kann.