Titel: | Verfahren die Holzfasern zur Anfertigung des Papiers aus Holz von einander zu trennen; patentirt für W. E. Newton in London. |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. LXXIII., S. 348 |
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LXXIII.
Verfahren die Holzfasern zur Anfertigung des
Papiers aus Holz von einander zu trennen; patentirt für W. E. Newton in London.
Aus dem London Journal of Arts, April 1859, S.
206.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Newton's Verfahren, die Holzfasern zur Anfertigung des Papiers aus
Holz von einander zu trennen.
Die Fasern der meisten Holzarten sind bekanntlich in Form äußerst feiner Röhren, in
denen der Saft circulirt, angeordnet. Die hier zu beschreibende Methode (patentirt
in England am 21. Juni 1858) diese Fasern
zu trennen, besteht darin, daß man das Holz in einem starken Cylinder unter einem
hohen Drucke der Einwirkung von Dampf, heißem Wasser oder einer andern Flüssigkeit
aussetzt und jene feinen Röhren und ihre Zwischenräume damit füllt, dann das Holz
plötzlich aus dem Cylinder in die freie Luft oder in einen luftverdünnten Raum
wirft, wo dann jene Röhrchen in Folge der auf sie einwirkenden Expansivkraft bersten
und die vollständige Trennung der Fasern veranlassen. Auf gleiche Weise läßt sich
auch die Trennung der Flachsfasern oder sonstiger Faserstoffe bewerkstelligen.
Fig. 35
stellt einen solchen Cylinder A im Längendurchschnitte
dar. Derselbe ist aus Eisenblech von geeigneter Länge und Breite angefertigt, an dem
einen Ende durch einen Stöpsel B geschlossen und an dem
andern Ende mit einem beweglichen dampfdicht schließenden Deckel C versehen. Zur Befestigung dieses Deckels ist ein
Träger H an die Seite des Laufs geschraubt, von dem aus
ein um a drehbarer starker Hebel D quer über den Deckel C geht und mittelst
eines Hakens b in dieser Lage befestigt wird. Dieser
Haken bildet das Ende eines um c drehbaren Hebels,
dessen anderes Ende mit einem Stücke d versehen ist,
welches, gegen den Lauf sich stützend, den Haken b gegen
den Hebel D angedrückt erhält. F ist eine durch den Hebel D gehende Schraube,
welche den Deckel fest gegen die Mündung des Laufs andrückt; e, e sind Schraubenbolzen, welche den Deckel mit dem Hebel D verbinden. G ist eine mit
einem Hahn versehene Röhre, durch die der Dampf aus einem Dampfkessel in den Lauf
gelangt; f ist eine Röhre am andern Ende des Laufs,
durch welche die Luft beim Einströmen des Dampfs entweicht; j eine Röhre, durch welche das Wasser aus dem Lauf in den Dampfkessel
zurückgeführt werden kann. Der Lauf wird auf einem starken Gestell in einer etwas
geneigten Lage angeordnet, so daß eine kleine Quantität Wasser an dem unteren Ende
sich sammeln kann. Das Holz kommt entweder in Form eines Klotzes oder kleinerer
Scheiter in den Lauf, der jedenfalls bis auf jenen für das sich sammelnde Wasser
dienenden Raum ganz gefüllt werden kann. Es ist zweckmäßig, das Holz zu schneiden,
so lange es noch grün ist und dasselbe, bevor es in den Lauf kommt, mehrere Tage im
Wasser einzuweichen, bis nämlich der Saft durch das Wasser verdrängt ist. Wenn das
Holz sich im Laufe befindet, so preßt man den Deckel C
mittelst der Hebel D und E
und der Schraube F fest gegen die Mündung des Laufs.
Dann öffnet man den Hahn der Röhre f und läßt durch die
Röhre G Dampf einströmen, welcher sofort die Luft durch
f austreibt. Sobald der Dampf reichlich aus der
Röhre f entweicht, schließt man die letztere gänzlich,
und läßt Dampf nachströmen. Die Temperatur im Dampfkessel sollte ungefähr
390º Fahr (200º C.) betragen, was einem Druck von ungefähr 200 Pfund
per Quadratzoll entspricht. Nachdem man den Dampf
einige Minuten hat zuströmen lassen, wird die Temperatur des in dem Holz
zurückgebliebenen, durch den Dampf nicht verdrängten Wassers die gleiche seyn, wie
in dem Dampfkessel; dasselbe gilt von dem am unteren Ende des Laufs sich sammelnden
Condensationswasser. Ein in einiger Entfernung hinter der Mündung stehender Arbeiter
zieht nun mittelst eines Strickes h das Stück d zurück, wodurch das hintere Ende des Hebels E frei und der Haken b von
dem Hebel D ausgelöst wird. Der Druck des eingeschlossenen Dampfs wird in
demselben Moment den Deckel C hinwegdrängen, und der
Dampf, welcher in Folge der Verminderung des Druckes augenblicklich aus dem an dem
unteren Ende des Laufs befindlichen überhitzten Wasser sich entwickelt, wird das
Holz aus dem Lauf schleudern. Sobald dieses an die Luft kommt, bewirkt die Expansion
des Dampfs in und zwischen den Röhrchen und die augenblickliche Verwandlung des
eingeschlossenen Wassers in Dampf, eine vollkommene Trennung der Fasern, welche in
einer Entfernung von 70 bis 80 Fuß von der Mündung zerstreut, ohne Schwierigkeit
eingesammelt und in diesem Zustande sofort in Papierzeug verwandelt werden
können.