Titel: | Anfertigung und Verwendung von Portland-Cement-Röhren zu Chausseedurchlässen; von Sanftleben. |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. XCI., S. 421 |
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XCI.
Anfertigung und Verwendung von
Portland-Cement-Röhren zu Chausseedurchlässen; von Sanftleben.
Aus Erbkam's Zeitschrift für Bauwesen, 1859, S.
417.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Ueber Anfertigung und Verwendung von
Portland-Cement-Röhren zu Chausseedurchlässen.
Bei Ausführung der unter Leitung des Verf. stehenden Chausseebauten sind seit einem
Jahre, statt der bekannten Durchlässe von Feldstein mit Deckplatten,
Portland-Cement-Röhren mit Erfolg angewendet worden; dieselben haben
gegen erstere, bei gleicher Haltbarkeit und besserem Ansehen, den Vorzug der
Billigkeit, sind leichter und schneller herzustellen, und man bedarf nicht erst der
Maurer, sondern läßt dieselben von gewöhnlichen Arbeitern fertigen.
Diese Röhrendurchlässe sind je nach der Oertlichkeit mit 2 bis 35 Fuß Boden
beschüttet worden und haben im letzten Falle auch bei einer Belastung von 200
Centnern keine Veränderung gezeigt. Es ist zu diesen Röhren der Stettiner
Portland-Cement und grober Kies (bis zur Größe von Haselnüssen) im Verhältniß
von 1 : 3 verwendet worden. Die Versuche, statt des groben Kieses groben Sand und
Ziegelsteinstücke anzuwenden, haben eine geringere Festigkeit der Röhren ergeben.
Zur Anfertigung der Durchlässe gehört:
1) die Kieswäsche,
2) die Herstellung der Röhrenstücke,
3) die Zusammenstellung der Durchlässe.
Die Kieswäsche. Da von der Kieswäsche die Festigkeit der
Röhren abhängig ist, so erfordert dieselbe die größte Aufmerksamkeit; sie wurde hier
in folgender Weise ausgeführt: Ueber die Ufer eines aufgestauten Baches ist bei a (Fig. 15) der Lagerplatz
für den ungewaschenen Kies angeordnet; von hier wird der Kies auf das Drahtsieb b geworfen und auf demselben durch das darauf fallende
Wasser gereinigt. Das auf Rädern laufende Sieb wird sodann nach der Trockenbühne c gezogen und dort entleert, der Kies daselbst
getrocknet und zum weiteren Transport und Schutz gegen Nässe in Tonnen verpackt.
Herstellung der Röhrenstücke. Die Röhrenstücke (Fig. 16)
bestehen aus dem Unterstück e und dem Oberstück d, sind 5 Fuß lang und 3 Zoll in den Wänden stark: die
lichte Röhrenweite ist 2 Fuß. Die Anfertigung der Röhren geschieht in folgender Weise: Die
Formen (Fig.
17) zum Unterstück e und zum Oberstück d sind von Bretern gefertigt und liegen über den
Unterlagen f, f auf den Keilen g,
g. Die Stücke h, h sind die Schablonen zur
äußeren Form der Röhren. Die Form d und e wird mit Strohpapier belegt und tüchtig mit Wasser
genetzt; hierauf wird die ganze Form mit der Cementmasse (bestehend aus 1 Thl.
Cement und 3 Thln. Kies, trocken gemengt und dann naß angerührt) bedeckt, und durch
Streichbreter auf den Schablonen h, h die Röhre
gefertigt. Nach einigen Stunden werden die Keile g, g
unter der Form herausgeschlagen; letztere fällt auf die Unterlagen f, f und kann unter der Röhre bequem hervorgezogen und
zur weiteren Arbeit benutzt werden. Sowie die Masse zu erstarren beginnt, ist ein
wiederholtes Benetzen mit Wasser erforderlich, welches am besten durch die Brause
einer Gießkanne geschieht. Das Abglätten und Poliren der Röhre wird mit einem
eisernen Reibebret bewirkt. Nach Verlauf von sechs Tagen können diese Röhrenstücke
transportirt und in den Durchlässen verlegt werden.
Zusammenstellung der Durchlässe (Fig. 18). Die Sohle der
Baugrube wird in der Breite des Unterstücks gepflastert, stark abgerammt und mit
Sand abgeglichen; hierauf werden sämmtliche Unterstücke auf das Sohlenpflaster
gestreckt und die 2 Zoll starken Stoßfugen mit derselben Masse, welche zur
Anfertigung der Röhren dient, ausgefüllt. Die Oberstücke werden in gleicher Weise
zusammengesetzt. Um die Lagerfugen dichten zu können, legt man zwischen Ober-
und Unterstück 2 Zoll starke Steinwürfel. Schwächere Fugen erschweren die Arbeit des
Zusammensetzens und werden nicht so dicht. Die Flügel und Brustmauern werden von
kleinen Bruchsteinstücken und Cementmörtel, im Verhältniß von 1 : 5 gemengt,
aufgeführt.
Was die Kosten anbetrifft, so ergeben sich dieselben aus dem Anschlag eines
derartigen Durchlasses in der Chaussee von Clarenwender nach Börnen im Schlawer
Kreise, welcher 34 3/4 Fuß lang ist, Flügel von Bruchsteinen erhält und mit der
Sohle 5 Fuß unter der Krone des Planums zu liegen kommt, wie folgt:
A. Materialien.
Thlr.
Sgr.
Pf.
26 1/5 Kubikfuß Stettiner Portland-Cement, franco Baustelle zu
liefern, à 1/3 Thaler
34
28
–
82 Kubikfuß Kies, gesiebt und gewaschen zu liefern franco Baustelle, à 1 1/4 Sgr.
3
12
6
1/2 Schtr. Bruchsteine zu 50 Kubikfuß Flügelmauern 1/2 Meile
weit, franco Baustelle zu liefern, à
4 1/2 Thlr.
2
7
6
1/3 Schtr. Pflastersteine zu 2 . 32 3/4 = 65 1/2 Quadratf.
Sohlenpflaster und 2 . 5 . 2 1/2 = 25
Quadrtf. Pflaster zur Aus- und Einmündung
zu liefern, à 3 Thlr.
1
–
–
1/3 Schtr. Pflastersand zur Unterhaltung des sämmtlichen
Pflasters zu liefern, à 1 1/2 Thlr.
–
15
–
B. Arbeitslohn.
5 Schtr. Erde aus der Baugrube zu heben etc. à 10 Sgr.
1
20
–
90 1/2 Quadrtf. Sohlen-, sowie Aus- und
Einmündungspflaster zu fertigen und
abzurammen, à 3 Pf.
–
22
8
34 3/4 lauf. Fuß 3 Zoll starke, 2 Fuß weite Cementröhren zu
fertigen, à 3 Sgr.
3
14
3
33 3/4 lauf. Fuß Cementröhren vom Anfertigungsorte 1/2 Meile
nach der Baustelle zu transportiren, à 5 Sgr.
5
23
9
34 3/5 lauf. Fuß Cementröhren auf dem Sohlenpflaster im
Verband zu strecken und die Fugen
auszufüllen, à 5 Sgr.
5
23
9
50 Kubikfuß Flügelmauerwerk von Bruchstein in Cementmörtel
zu fertigen, à 1 Sgr.
1
20
–
35 Quadratf. äußere Ansicht der Flügelmauern mit Cementmörtel
zu putzen, à 1/2 Sgr.
–
17
6
C. Insgemein.
Für Wasserschöpfen, Utensilientransport, Vorhaltung der
Geräthe und Aufräumung der Baustelle
etc.
4
5
1
–––––––––––––––
Summa der Kosten des Durchlasses
66
–
–
Es kostet also der lauf. Fuß Durchlaß circa
1
27
–