Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. , S. 74 |
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Miscellen.
Miscellen.
Herland's Vorrichtung zum
Auflegen der Treibriemen.
Diese Vorrichtung hat den Zweck, einen abgeworfenen Riemen während des Ganges der
Transmission wieder auf die Treibscheibe aufzulegen, ohne die Arbeiter den Gefahren
auszusetzen, welche gewöhnlich mit dieser Operation verbunden sind. Herland wendet eine gewöhnliche Ausrückgabel an, durch
deren entsprechende Stellung der Riemen entweder auf der Scheibe gehalten oder von
derselben abgeworfen werden kann. Um den abgeworfenen Riemen mit Leichtigkeit wieder
aufzulegen, ist der Kranz der Riemenrolle auf der Seite, wo der Riemen abgeworfen
wird, auf die Länge eines Quadranten verlängert und durch einen schief zur Achse der
Transmissionswelle gelegten Schnitt begränzt, so daß dadurch der Kranz eine
Verbreiterung erhält, deren Breite von Null bis zur Riemenbreite oder etwas darüber
ansteigt. Das breitere Ende dieser Hervorragung wird rechtwinkelig umgebogen, so daß
sich eine ebene, tangential zum Umfang der Transmissionswelle liegende und an dieser
endigende Fläche bildet. Wird nun die Hervorragung so gestellt, daß ihr breiterer
Theil bei der Rotation stets dem übrigen schmäleren Theile vorangeht, dann wird der
durch die Gabel zurückgeführte Riemen sich zunächst auf die tangential zur
Transmissionswelle angebrachte ebene Fläche auflegen und schon nach einer einzigen
Umdrehung auf die Treibscheibe übergehen.
Diese Vorrichtung existirt bis jetzt nur in Herland's
Werkstätten, soll sich dort aber so bewährt haben, daß die Akademie der
Wissenschaften zu Paris dem Erfinder eine Belohnung von 1500 Fr. gewährte. (Moniteur industriel, 1859, Nr. 2337; württembergisches
Gewerbeblatt Nr. 41.)
Ueber die Berechnung des Kohksverbrauchs auf den
Eisenbahnen.
Die Berechnung nach Nutzmeilen ist falsch, weil dabei auf das Gewicht der Züge nicht
Rücksicht genommen wird; die Berechnung nach Achsmeilen zwar besser, aber immer noch
unsicher, weil die leere Achse mit der beladenen gleich hoch angesetzt wird; am
meisten empfiehlt sich daher die Berechnung nach Hundertcentnermeilen, wobei
natürlich nur das, während der Bewegung erforderliche, Brennmaterialquantum in
Betracht kommen kann. Eine solche Berechnung hat Hr. Plathner (s. Erbkam's Zeitschrift für Bauwesen,
Jahrgang VIII) nach den ministeriellen statistischen Angaben durchgeführt und dabei,
um richtige Verhältnißzahlen zu gewinnen, der Schwierigkeit des Betriebes (im
Verhältniß zu einer ganz geraden horizontalen Eisenbahn) Rechnung getragen. Seine
Tabelle zeigt, daß bei Personenzügen der Brennmaterialverbrauch pro Einheit im Jahr 1854 von 2,42 bis 10,09 und im Jahr
1855 von 2,58 bis 8,74 Zollpfund Kohks schwankt und zwar bei den leichteren Zügen
höher ausfällt, als bei den schweren, daß bei den Güterzügen geringere Differenzen
vorkommen (im Jahr 1855 von 1,67 bis 3,75 Zollpfund), der Kohksverbrauch auch mit
demjenigen von Personenzügen von 2000 Centnern Gewicht harmonirt, endlich daß bei
Arbeitszügen die Differenzen sehr viel größer sind (1,73 bis 7,06 Zollpfund), was
sich leicht denken läßt. Eine zweite Tabelle gibt, ohne Rücksicht auf die Art der
Züge, deren gegenseitiges Verhältniß bei verschiedenen Bahnen ziemlich dasselbe
bleiben wird, den durchschnittlichen Kohksverbrauch pro
Hundertcentnermeile für 18 preußische Bahnen, welcher, auf die horizontale Bahn
reducirt, im Jahr 1855 zwischen 1,85 Pfund bei der Saarbrückner Eisenbahn und 6,09
bei der Bonn-Kölner Eisenbahn schwankt, im Mittel aber 3,68 Zollpfund
beträgt. Der Nutzen solcher Zusammenstellungen springt von selbst in die Augen und
verweisen wir in dieser Beziehung noch auf die früher (im polytechn. Journal Bd. CLII S. 235) referirten
Zusammenstellungen des Hrn. v. Weber über einige
sächsische Bahnen. (Notizblatt des Civilingenieur, 1859, Nr. 7.)
Entwässerung von Kellern mittelst des liegenden
Erdbohrers.
Viele Keller sind naß, obgleich das nöthige Gefäll zur Ableitung des Wassers
vorhanden ist, weil die Anlage einer Entwässerungsdohle zu kostspielig oder wegen
Gebäuden, Gärten etc. nicht ausführbar wäre. In diesem Falle und wo die Erdart es
gestattet, ist die Entwässerung auf folgende Weise mit geringen Kosten möglich.
Es wird mit dem liegenden Erdbohrer ein 2 Zoll weites Loch mit etwa 1 Fuß Gefäll auf
100 Fuß Länge gebohrt, sey es von Außen bis in den Wasserbehälter des Kellers, oder
von diesem nach Außen. In dieses Loch wird ein 1 Zoll weites Bleirohr eingezogen,
innen mit abwärts gebogenem Seiher versehen und dadurch ein Wasserverschluß
gebildet, der keinen Luftzug durch die Röhre gestattet.
Auf diese Weise hat der Oberamtsbaumeister Nördlinger,
welcher sich zur Ausführung solcher Anlagen erbietet, den Keller des
Gymnasialgebäudes in Tübingen entwässert und ebenso in der Schott'schen Bierbrauerei eine zinnerne Röhrenleitung vom Gährkeller unter
dem Hofe hindurch bis zur Straße eingezogen, durch welche bei der Abfuhr des Biers
in den Lagerkeller dasselbe vom Gährgeschirr bis ins Fuhrfaß geschlaucht wird.
(Württembergisches Gewerbeblatt, 1859, Nr. 38.)
Ueber die Gasretorte von Rotch.
Die dem Genannten in England patentirte Verbesserung an den gewöhnlichen Gasretorten
besteht darin, daß das Gas nicht, wie bisher, aus dem vorderen, sondern aus dem
hinteren, heißesten Ende der Retorten fortgeführt wird. Im vorderen, nie vollständig
erhitzten Theile entwickeln sich vorzüglich die dampfförmigen Kohlenwasserstoffe,
welche den Theer
geben, im hinteren bilden sich mehr permanente Gase. Wenn man die Dämpfe nicht
gleich unmittelbar nach ihrer Bildung durch die Steigröhre entweichen läßt, sondern
sie zwingt, vorher die ganze Länge der Retorte, und somit auch den heißesten Theil
derselben zu durchziehen, so werden auch die dampfförmigen Kohlenwasserstoffe
größtentheils in permanente Gase verwandelt, und man erhält als Resultat mehr Gas
und weniger Theer. Der Erfinder bringt zu dem Ende in dem oberen Theile der Retorte
einen Canal an, der hinten offen ist, und vorn mit dem Steigrohre in Verbindung
steht, der also hinten die Gase aufnimmt, sie nochmals der Länge nach durch die
Retorte führt und sie dann vorn in die Steigröhre entweichen läßt. Es wird jedoch
bemerkt, daß es im Wesentlichen die Dimension dieses Canals ist, wodurch sich die
neue Erfindung von früheren ähnlichen unterscheidet. Für Newcastle-Kohlen
soll der Querschnitt nicht über 3 bis 4 Quadratzoll betragen. Hat man einen Canal
von 4 Quadratzoll Querschnitt und bemerkt, daß die Production von Theer noch nicht
aufhört, so verengt man den Querschnitt noch weiter, indem man lose Eisenstangen
einschiebt, bis man keinen Theer mehr erhält. Der Erfinder führt noch an, daß die
Destillation nach seiner Methode weit rascher beschafft wird, wie bisher.
Vierstündige Beschickungen erfordern nur eine mäßige Hitze; bei der gewöhnlichen
Kirschrothglühhitze kann man 8 Füllungen in 24 Stunden abdestilliren. Nachdem man
die Kohks aus der Retorte gezogen hat, muß man eine Stange durch den Canal führen,
um den etwaigen Kohlenabsatz zu entfernen. (Journal für Gasbeleuchtung, 1859. Nr.
2)
Ein Mittel zur Reinigung der zur Bereitung des Leuchtgases
dienenden thönernen Retorten.
Im Journal of Gas Lighting wird von einem englischen
Gasingenieur folgendes Mittel zur Reinigung von Thonretorten angegeben, welches
dieser nach seiner Mittheilung seit 14 Jahren mit Erfolg in seiner Anstalt
angewendet hat. Sowie man die zu reinigende Retorte entleert hat, bestreut man ihren
Boden 3 Zoll hoch mit Asche oder Breeze, und zwar so weit, daß die Asche nach vorn
noch etwa 3 Zoll in das Mundstück hineinreicht. Dann nimmt man ein 6 bis 8 Fuß
langes 1zölliges schmiedeeisernes Rohr mit einem aufwärts gebogenen Knie am äußeren
Ende, und gießt durch dieses Rohr 3 bis 4 Töpfe Wasser in die Retorte. Der Dampf, in
welchen das Wasser sofort verwandelt wird, löst die Kohlenkruste und zwar in Stücken
bis zu 1/4, bis 1/2 Centner, wenn die Kruste sehr dick ist. Die Asche verhindert,
daß das Wasser die Retorte berühre und beschädige. Die einzig nöthige Vorsicht
besteht darin, daß man das Rohr nicht heiß werden lassen darf, bevor man Wasser
eingießt; denn sonst fließt dieses leicht zurück und verbrennt die Hand des
Arbeiters. Wird das Rohr zu heiß, so zieht man es heraus und legt es eine halbe
Stunde bei Seite, bevor man fortfährt. Bei entsprechender Wiederholung der
Manipulation wird die Retorte vollkommen rein, und man braucht sie dazu nicht länger
als für eine Charge außer Dienst zu setzen. (Journal für Gasbeleuchtung, 1859, Nr.
4.)
Ueber die Erkennung von salpetrigsauren und salpetersauren
Verbindungen in Flüssigkeiten.
Nach G. C. Schäffer's Beobachtungen (Silliman's
american Journal t. XII p.
117) versetzt man die zu prüfende Flüssigkeit mit 1 bis 2 Tropfen oder so viel
Blutlaugensalzlösung (Kaliumeisencyanür), daß dieselbe dadurch nicht merklich
gefärbt wird, und fügt alsdann 1 Tropfen Essigsäure zu, wonach sich die Flüssigkeit
entweder unmittelbar oder nach einigen Minuten, je nach der Menge des
salpetrigsauren Salzes, gelb färbt. Bei Gegenwart von nur
sehr kleinen Mengen salpetrigsaurer Verbindungen empfiehlt Schäffer einen Gegenversuch mit reinem Wasser und denselben Quantitäten der
Reagentien anzustellen, da diese selbst in reinem Wasser nahezu dieselbe Färbung
erzeugen. Schäffer beschreibt das Verfahren als so
empfindlich, daß man in einer wässerigen Auflösung noch wenigstens 1/600,000 davon
entdecken könne.
Um salpetersaure Salze auf dieselbe Art nachzuweisen, habe man die zu prüfende
wässerige Flüssigkeit zuvor erst mit geschabtem metallischen Blei zu schütteln oder
zu digeriren und könne dann noch 1 Theil Salpeter in 60,000 Theilen Wasser
nachweisen. Statt der Essigsäure lassen sich, nach Schäffer, auch Oxalsäure, Weinsteinsäure oder verdünnte Salzsäure
anwenden. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1859, Nr. 19.)
Ueber das Steinbühler Gelb, eine neue Art Chromgelb; von Dr. L. Pappenheim.
Unter dem in der Ueberschrift angegebenen Namen befindet sich seit einiger Zeit eine
gelbe Farbe im Handel, die sicher ist, viele Gönner zu finden, obgleich ihr Preis
weit höher, als der des gewöhnlichen Chromgelbs ist. Dieselbe ist prachtvoll gelb
und sticht von den besten Sorten Chromgelb wesentlich ab. Sie ist pulverig, von
geringem spec. Gewicht, verliert bei schwacher Glühhitze nicht an Gewicht, wird
dabei vorübergehend rothbraun, gibt an Wasser einen Theil ab, ohne sich ganz darin
zu lösen. In Salzsäure und Salpetersäure löst sie sich; wenn die Säure concentrirt
aufgegossen wird, tritt ein leichtes Aufbrausen ein. Mit wenig Säure hergestellt,
ist die Lösung etwas trübe, ohne jedoch bei der Filtration einen erheblichen Theil
zurückzulassen. Mit Alkohol erhitzt, wird die salzsaure Lösung intensiv dunkelgrün;
wird weiter Alkohol und dann Schwefelsäure zugesetzt, so tritt eine weiße Fällung
ein. Gypslösung fällt die salzsaure Lösung der Farbesubstanz nicht, Schwefelsäure
thut dieß mit und ohne. Alkoholzusatz. Die salpetersaure Lösung der Farbesubstanz
wandelt ihre rothgelbe Farbe durch Erhitzen mit Weingeistzusatz in schönes Blau um.
Wird der verdünnten salpetersauren Lösung essigsaures Blei zugesetzt, so tritt ein
schwerer Niederschlag von der Farbe des chromsauren Bleies ein. Wurde Bleiüberschuß
zugegeben, abfiltrirt, der Bleiüberschuß und der Kalk durch Schwefelsäure
ausgefällt, Alkohol zugesetzt, abfiltrirt, eingedampft, so ergeben größere Mengen
einen Rückstand, der, in Wasser gelöst, mit Platinchlorid unter Salzsäurezusatz die
Oktaeder von Kaliumplatinchlorid gibt. Talkerde oder andere Basen als Kalk und Kali
ergab die Untersuchung nicht. Von Säuren war außer der nach dem Vorhergehenden
unzweifelhaft vorhandenen Chromsäure nur noch Schwefelsäure in geringer Menge
vorhanden.
Als der Verf. eine heiß gesättigte Lösung von saurem chromsaurem Kali mit gesättigter
Chlorcalciumlösung zusammen mischte, resultirte ein Niederschlag, der, ausgewaschen
und getrocknet, von dem Steinbühler Gelb nicht zu unterscheiden war.
An destillirtes Wasser gab die Farbsubstanz 3,1 Proc. nach kurzer Berührung ab. Das
gelbe Filtrat gab mit salpetersaurem Silber die rothe Fällung von chromsaurem
Silber, das sich nach Zusatz einiger Tropfen Salzsäure schnell in weißes Chlorsilber
umwandelte. Schwefelsäure und Alkohol bewirken in dem Filtrate eine starke Trübung.
Mit reducirenden organischen Stoffen und Salzsäure gekocht, verliert das gelbe
Filtrat seine Farbe, ohne jedoch mehr als einen Stich ins Grünliche anzunehmen.
Essigsaures Blei fällt das gelbe Filtrat mit der Farbe des chromsauren Bleies.
Platinchlorid trübt das ursprüngliche Filtrat sehr schwach. Auch nach 16 Stunden
setzt sich kein Niederschlag ab.
Das Steinbühler Gelb ist sonach qualitativ aus Chromsäure, Kalk und Kali
zusammengesetzt, und gibt an kaltes Wasser nach kurzer Berührung chromsauren Kalk
ab.
Die Giftigkeit der Chromsäure und der zur Lösung kommenden Salze derselben, und der
Umstand, daß die Farbe, wenn auch nicht bedeutende, so doch immer merkliche Mengen Chromsäure an
kaltes Wasser schon in Lösung gibt, lassen das Steinbühler Gelb als eine höchst
gefährliche Farbensubstanz erscheinen, an deren Verwendung für die Zwecke der
Conditoren und ähnlicher Gewerbe nicht gedacht und vor der nicht genug gewarnt
werden kann. (Monatsbl. d. Gewerbevereins zu Köln, Mai 1859.)
Ueber die Bildung von Weinsteinsäure aus Milchzucker.
Wenn man die Mutterlauge von der Darstellung der Schleimsäure (durch
Aufeinanderwirkung von Salpetersäure und Milchzucker erhalten) zur Hälfte mit Kali
neutralisirt und sich selbst überläßt, so gerinnt sie, nach Prof. Liebig's Beobachtung, zu einer weißen krystallinischen
Masse, welche saures, weinsteinsaures Kali (Weinstein) ist, ohne Beimischung von
zuckersaurem Kali. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXI S. 256.)
Statistisches über Hopfenproduction des Jahres 1858,
namentlich im Königreich Bayern; mitgetheilt vom Professor Dr. Rudolph Wagner in Würzburg.Man vergl. polytechn. Journal Bd. CXLIX S.
78.
Bayern:
Spalt, Stadt
1,000 Cntr.
„
Land
8,500 „
Heideck und Kinding
2,000 „
Aisch- und Zenngrund
19,500 „
Hersbruck, Stadt
2,200 „
„ Land
8,000 „
Lauf und Umgegend
5,000 „
Altdorf, Stadt
2,200 „
„ Land
3,600 „
Heroldsberger und Umgegend
1,800 „
Bamberg und Forchheim
4,000 „
Wasserburg und div. kl. Plant.
2,500 „
Sulzbacher Rothrebe
300 „
Hollerdau
13,000 „
=
73,600 Cntr.
––––––––––
Böhmen:
Saaz, Stadt
1,000 Cntr.
„ Land
10,000 „
Roth- u. Grünland (Auscha u. Dauba)
30,000 „
=
41,000 „
––––––––––
Baden:
Schwetzingen
14,000 Cntr.
=
14,000 „
Württemberg:
RothenburgAischhausenSchwäb. Gmünd
6,000 „
=
6,000 „
Braunschweig und Altmark:
11,000 „
=
11,000 „
Preuß. Polen:
15,000 „
=
15,000 „
Elsaß und Lothringen:
16,000 „
=
16,000 „
Belgien:
20,000 „
=
20,000 „
England:
500,000 „
–––––––––––
696,600 Cntr.
Durchschnitts-Preise von 1858er Hopfen auf dem
Münchener Hopfen-Markte.
Textabbildung Bd. 154, S. 78
Anfang October; Ende October;
November; Anfang December; Ende December; Januar; Anfang Februar; Ende Februar;
Ober- u. nieder bayer. Gew.; Mittelgattungen; fl.; Bevorzugte Sorten
Hollerdauer Landhopfen; Wolnzacher und Auer Siegel-Hopfen; Mittelfränk.
Gewächs.; Spalter Umgegend, Kinding u. Heideck; Spalter Stadtgut, Weingarten,
Mosbach und Stirn; Ausländis. Gut; Schwetzinger; Böhmen, Landgut Leitmeritzer;
Saazer Stadt-, Herrschafts- und Kreisgut
Umsatz des Münchener Hopfenmarktes circa 5000 Cntr. im
Betrage von 640,000 fl.
Alkalisirter Kautschuk von Gérard zu Grenelle (Seine).
Der sogenannte vulcanisirte Kautschuk besitzt bekanntermaßen eine sehr große und
starke Elasticität, wird von Säuren, fetten Körpern, ätherischen Oelen etc. nicht
angegriffen, erhärtet nicht in der Kälte und bleibt immer elastisch. Trotz des
allgemeinen Gebrauches, welchen ihm diese Eigenschaften sicherten, gibt es doch
Fälle, wo seine Anwendung kein befriedigendes Resultat liefert.
Wird nämlich der vulcanisirte Kautschuk über 125° C. erhitzt, oder in
Berührung gebracht mit Wasser oder Wasserdampf von einem höheren Wärmegrad als
diesen, so erhärtet er allmählich, wird verbrechlich und bildet mit der Zeit einen
trockenen, zerreibbaren, der Brodkruste nicht unähnlichen Körper ohne Elasticität,
welcher mit dem Kautschuk nur noch den Namen gemein hat.
Hrn. Gérard ist es nun gelungen, einen Kautschuk
herzustellen, der nicht nur die gewöhnlichen Eigenschaften des vulcanisirten in sich
vereinigt, sondern auch die Fähigkeit hat, selbst unter einer bis 150 und
160° C. steigenden Temperatur allen nachtheiligen Veränderungen zu
widerstehen; ja er vermag sogar einen noch höheren Wärmegrad zu ertragen und ist bei
weitem stärker und zäher, als der im Gebrauche stehende vulcanisirte Kautschuk. Er
eignet sich deßhalb ganz vorzüglich zur Verfertigung von Ventilen an Dampfmaschinen
und ersetzt vollkommen die Mennige beim Zusammenfügen von Röhren oder Apparaten,
welche einer hohen Temperatur und starkem Drucke unterworfen sind.
Dieses neue Product wird auf folgende Weise erlangt:
Man nehme gleiche Theile pulverisirte Kohle und Gyps und calcinire dieselben stark in
einem bedeckten Schmelztiegel; hierauf mische man zwei Theile des Residuums zu vier
Theilen Kautschuk und füge, wenn eine besonders kräftige und widerstandsfähige Masse
erzeugt werden soll, überdieß noch zwei Theile gelöschten oder caustischen Kalk
hinzu. Das Ganze wird während 3 und 4 Stunden bis zu 150° C. erhitzt.
Zu demselben Zwecke kann auch mit gleichem Erfolge schwefelsaurer Baryt angewendet
werden.
Mischt man 25 Theile saures schwefelsaures Kali oder andere alkalische
Schwefelverbindungen zu 50 Theilen Kalk und 100 Theilen Kautschuk, so gewinnt man
ein Product, das gleichfalls eine hohe Temperatur aushält, etwas weich ist und eine
außerordentliche Elasticität und Geschmeidigkeit zeigt.
Eine nicht ganz so widerstandsfähige Masse läßt sich bereiten durch Mischung von 50
Theilen Kalk, 5–10 Theilen Schwefel mit 100 Theilen Kautschuk. (Armeng. Génie indust.,
April 1859, S. 193, durch die gemeinnützige Wochenschrift.)
Eine Cochenillefabrik.
Wer hätte im Jahr 1835 gedacht, daß die Jahre der Reben Teneriffa's gezählt seyen?
„War die Insel nicht seit drei Jahrhunderten ein Weinland und was
sollte hindern, daß dem nicht immer so sey?“ sagten
fortschrittsfeindliche Naturforscher. Als daher in jenem Jahre ein eingeborener
Grundbesitzer das Insect, die Cochenille, und die für dasselbe geeigneten Cactus aus
Honduras einführte, hielten ihn seine Freunde für einen Dummkopf und das Landvolk
zerstörte bei Nacht seine Pflanzungen, weil sie eine Neuerung seyen, welche man in
einem Traubenlande nicht dulden dürfe. Die Regierung ließ ihm indeß ihre
Unterstützung angedeihen und so erhielten sich, obgleich hin und wieder auf Kosten
einer agrarischen Störung, einige Cochenillen und Cactus in abgelegenen Theilen der
Insel. Die Zeit verging und die Rebenkrankheit brach über das Land herein. Die
Frucht verwelkte, die Pflanzen starben ab, Hungersnoth starrte Jedem aus dem
Gesicht. Oratora, sonst so häufig besucht von Amerikanern, um Breter und Zimmerholz
gegen Wein einzutauschen, ward von diesem materiellen Volke bald ganz verlassen. Nun
kam der Versuch, ob Cochenille in den verlassenen Weinbergen gedieh. Er gelang zum
Erstaunen.
Das Insect pflanzt sich reißend schnell fort und seine Embryonen gehen von Hand zu
Hand. Eine wahre Wuth erfaßte in Kurzem das Volk für Cochenille und hat sich noch
nicht gelegt. Alles disponible Land, Gärten, Felder wurden in Cactuspflanzungen
umgewandelt. Innerhalb 6 Monaten nach Einsetzen der Blätter kann das Ernten
beginnen. So nutzbar hatte man nie zuvor das Land verwendet. Man fand, daß ein Acker
des trockensten Landes mit Cactus bepflanzt 300 bis 500 Pfund zu einem Werthe von 75
Pfund Sterling für den Pflanzer liefere. Kein Wunder also, daß die Begeisterung
unbegränzt war. Die Männer legten Pflanzungen in großem Maaßstabe auf den Feldern
an, während die Weiber in jedem Winkel am Hause Nadelgeld sammelten. Sodann
durchforschten Abenteurer die Schluchten und Gebirgshalden; wo immer sie eine
Cactuspflanze fanden, da hefteten sie mit deren eigenen Dornen das Zeichen dieses
kleinen Cochenillenthieres an, d.h. die Lumpen, in welchen sich die jungen Insecten
befanden. Diese winzigen Thiere werden von ihrer Mutter in Menge erzeugt. Die
wenigen Männer unter ihnen sind geflügelt, leben nur kurze Zeit und sterben; sie
hinterlassen das Weibchen, das einer Wanze gleicht, um seine nützliche und mühsame
Lebensaufgabe, die Ausscheidung einer großen Menge Purpurflüssigkeit, zu erfüllen.
Sind sie mit dieser gehörig imprägnirt, so nimmt man sie von den Pflanzen ab, legt
sie auf ein Bret und backt sie, um das trockne Präparat der Märkte herzustellen, in
einem Ofen zu Tode.
Die Cochenille gedeiht am besten im Süden Teneriffa's, wo die Pflanzer zwei Ernten im
Jahre machen. Im Norden haben sie nur eine und sind genöthigt jedes Jahr frische
Insecten aus dem Süden zu kaufen, da diese den strengen Winter nicht überleben. In
früherer Zeit pflegten die Bewohner des Südens nach Norden zu kommen und ihre
nördlichen Brüder um Abnahme anzuflehen, denn obgleich sie Reben pflanzten, kam die
Frucht in so trockenem Boden selten zur Reife. Jetzt ist der Süden der reichere
Bezirk geworden und dieß verdankt er der Cochenille und ihrer Kraft Farbe zu
bereiten aus dem sonst nutzlosen Cactus – einer Pflanze, die auf weit
trockenerem Grund als der Weinstock wächst und blüht. Unglücksfälle werden hin und
wieder eintreten, so kann z.B. ein schwerer Regenschauer die Insecten von den
glatten Cactusblättern abspülen, wodurch ein großer Theil des Ertrages verloren
geht. Auch sind die Thierchen, obschon sie eine hohe Temperatur und ziemlich trockne
Luft lieben, doch äußerst empfindlich gegen die Sonnenstrahlen. (Zeitschrift für die
gesammte Naturwissenschaft, Bd. XIII S. 411.)
Einfaches Mittel, Ratten und Mäuse sicher und schnell zu
tödten.
In Böttger's polytechnischem Notizblatt wird in Erinnerung
gebracht, daß mehrfach bestätigten Wahrnehmungen des Professor Kastner zufolge, fein zerschnittene, mit Mehl bestäubte bittere Mandeln sowohl Ratten als Mäuse sicher und
schnell tödten. (Kastner's Archiv, Bd. V S. 246.)
Ueber die Anfertigung eines sehr haltbaren Bindfadens zu
Bauten, namentlich um das Schilf an den Wänden und Decken zu befestigen; von Dr. Artus.
In einer in diesem Jahre im Gewerbevereine zu Jena abgehaltenen Sitzung wurde von
einem Maurermeister die Frage gestellt: „Ob es nicht möglich sey, einen
haltbaren Bindfaden für Bauten feuchter Räume herzustellen?“
Es wurde demnächst von mir eine Reihe Versuche angestellt, die zu dem günstigen
Resultate führten, einen solchen Bindfaden in der Weise darzustellen, daß man den
Bindfaden eine halbe Stunde lang in eine mäßig concentrirte Leimauflösung bringt,
hierauf denselben herausnimmt, etwas abtrocknen läßt und dann in eine concentrirte
noch warme Abkochung von Eichenrinde gibt, in welcher man eine kleine Quantität
Catechu gelöst hatte. Nachdem der Bindfaden etwa 1–2 Stunden mit der
gerbstoffhaltigen Flüssigkeit in Berührung war, wird derselbe herausgenommen,
getrocknet und durch einen mit etwas Oel getränkten Lappen gezogen, d.h. geglättet.
Auf diese Weise erhält man einen Faden, der den Darmsaiten an Farbe gleich kommt,
sehr fest erscheint und der Feuchtigkeit widersteht.
Der Seilermeister F. A. Hunger hat den Vorschlag im
größeren Maaßstabe ausgeführt und dieses neue Fabricat in der am 17. März
abgehaltenen Sitzung des hiesigen Gewerbevereins den Mitgliedern desselben
vorgelegt, worüber man sich einstimmig günstig aussprach, und dürfte daher dieses
neue Fabricat der weiteren Beachtung empfohlen werden. (Vierteljahrsschrift für
technische Chemie.)
Erhaltung des Reit- und Zaumzeuges von braunem
Leder.
Wenn das Reit- und Zaumzeug von braunem Leder durch den Schweiß, Staub etc.
schmutzig geworden ist, wird es zunächst mit einem feuchten wollenen Lappen gehörig
abgewischt und dann mit sehr wenig grüner Seife auf einem trockenen wollenen Lappen
ordentlich abgerieben. Schon durch dieses für gewöhnlich ausreichende Verfahren
erhält das Leder die zur Conservation nöthige Fettigkeit und natürlichen Glanz.
Erscheint eine gründlichere Behandlung nothwendig, so werden die braunen
Reit- und Zaumzeugstücke, nachdem sie mittelst eines feuchten Lappens gehörig
gereinigt worden, mit einer geringen Quantität Rindertalg oder mit rohem Talg aus
den Eingeweiden des Schafes, oder auch mit einer Mischung von 2/3 reinem russischen
Talg und 1/3 gutem Lederthran auf einem trockenen wollenen Lappen so lange tüchtig
abgerieben, bis die Fettsubstanz in das Leder eingedrungen ist und letzteres den
entsprechenden Glanz hat. Um bei solchem Verfahren das Lederwerk stets geschmeidig
zu erhalten, genügt es, dasselbe jährlich ein- bis zweimal mit einer Mischung
von 2/3 ausgelassenem Talg und 1/3 Fischthran auf der Fleischseite einzuschmieren.
Auch reiner Thran oder Klauenfett kann hiezu verwendet werden. (Preuß. Centralblatt
der Abgaben-, Handels- und Gewerbegesetzgebung, 1859, Nr. 13.)