Titel: | Ueber Geleis-Sperrvorrichtungen auf Bahnhöfen; von Professor Dr. Eduard Schmitt. |
Autor: | Eduard Schmitt |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. III., S. 6 |
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III.
Ueber Geleis-Sperrvorrichtungen auf
Bahnhöfen; von Professor Dr. Eduard Schmitt.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Schmitt, über Geleis-Sperrvorrichtungen auf
Bahnhöfen.
Auf den Bahnhöfen kommen namentlich zwei Fälle vor, in denen die Geleise mit
Sperrvorrichtungen zu versehen sind:
a) Wenn Wagen oder Locomotiven in Nebengeleisen
aufgestellt sind, die in Hauptgeleise einmünden, so können diese Fahrzeuge durch
verschiedene äußere Einflüsse, namentlich durch den Wind, in die Hauptgeleise
getrieben werden; dadurch können leicht Unfälle geschehen, und die Gefahr ist auf
solchen Stationen besonders groß, die im Gefälle liegen. Deßhalb müssen in
derartigen Wagenaufstellungs-Geleisen Sperrvorrichtungen angebracht werden,
welche eine Bewegung der Wagen in Folge solcher Zufälle verhindern. In der zweiten
Alinea des §. 38 des Bahnpolizei-Reglements für die Eisenbahnen
Deutschlands ist deßhalb die Bestimmung aufgenommen worden: „Die auf den
Bahnhöfen stehenden Wagen sind durch Vorlagen, Bremsen etc. so festzustellen,
daß sie durch Wind nicht in Bewegung gesetzt werden können.“
b) In todtlaufenden oder Sackgeleisen ist die Gefahr
vorhanden, daß beim Einschieben der Wagen in dieselben die Wagen leicht ablaufen,
das Geleise leicht verlassen; auch können die Wagen welche in solchen Geleisen
aufgestellt sind, durch den Wind in eine ähnliche Gefahr gebracht werden. In Folge
dessen ist es nothwendig, die Enden solcher Sackgeleise gleichfalls mit
Sperrvorrichtungen zu versehen.
Die Geleissperrvorrichtungen müssen so construirt seyn, daß keine ihrer Theile mehr
als 5 Centimet. über die Schienenoberkante hervorragen, weil sonst das gefahrlose
Passiren gewisser Fahrzeuge (Wagen mit Bremsen, Locomotiven mit tiefliegendem
Mechanismus etc.) nicht mehr möglich ist. Auch müssen die Arbeiter derartige
Apparate vollständig gefahrlos bedienen können.
Die Geleissperrvorrichtungen sind entweder fix oder transportabel; die ersteren sind in der Regel wirksamer
und auch sicherer, als die letzteren; dagegen können sie natürlich nur an jenen
Stellen der Geleise verwendet werden, wo sie errichtet sind, und stehen den
transportablen in dieser Beziehung nach; die letzteren sind für den Betrieb weit
bequemer, weil sie sich an jeder beliebigen Stelle der Haupt- und
Nebengeleise anwenden lassen. Das Letztere ist namentlich auf den Stationen älterer
Bahnen von Wichtigkeit, auf denen, ihrer Beschränktheit wegen, nicht immer die
gleichen Geleise zum Aufstellen von Wagen bestimmt werden können, wo es also
wünschenswerth ist, die Fahrzeuge augenblicklich an Punkten aufzustellen, wo sich
gerade die Geleissperrvorrichtung nicht befindet, wo somit transportabele Apparate
erforderlich sind.
Zur Sicherung des Betriebes wäre es wünschenswerth, daß
Geleis-Sperrvorrichtungen nicht nur auf solchen Bahnhöfen angeordnet würden,
deren Geleise selbst im Gefälle liegen, sondern daß dieß auf allen jenen Stationen
geschehe, auf denen überhaupt ein Localverkehr der Eisenbahnwagen stattfindet. Ohne
derartige gewissenhaft benutzte Vorkehrungen sind nur jene seltenen Bahnhöfe als
gefahrlos zu betrachten, welche in einem kesselartigen Terrain liegen und in allen
Geleisenden erhebliche Steigungen haben.
In Deutschland sind Geleis-Sperrvorrichtungen nur
wenig im Gebrauche; man findet sie entweder gar nicht, oder nur in sehr einfacher
Construction in Verwendung. Die am häufigsten vorkommenden Vorrichtungen sind etwa
folgende:
1) Es werden die Wagen durch Holzkeile oder durch kurze Balkenstücke, sogenannte Vorlegeklötze, die man quer über die Schienen, nur ganz
lose, legt, aufgehalten. Sollen diese Holzobjecte ihren Zweck überhaupt und längere
Zeit erfüllen, so müssen sie kräftig construirt und mit Eisen beschlagen seyn. Dieß
hat aber wieder die Besorgniß zur Folge, daß die Arbeiter den unbequemen Transport
der Keile oder Klötze an den Ort der Verwendung unterlassen, und daß die
herumliegenden Stücke derselben den Verkehr in und neben den Strängen erschweren. Auch ist die
Entwendung solcher Stücke schwer zu verhüten. Endlich ereignet es sich nicht selten,
daß die Klötze, besonders aber die Keile, von den Schienen herabfallen und dann eine
Bewegung der Wagen nicht mehr verhindern; auf diese Weise sind schon mannichfache
Unfälle geschehen. Man hat deßhalb empfohlen, die Klötze an ihrer unteren Fläche,
der Schienenform entsprechend, auszuhöhlen; allein bei den verschiedenen
Schienenprofilen, welche die Bahnhöfe, namentlich die älteren darbieten, müßte man
eine große Menge ganz verschiedener Vorlegeklötze vorräthig haben.
2) Man biegt die Schienenenden aufwärts, welche Einrichtung nur an Sackgeleisen
statthaft ist und auch nur dann ihren Zweck erfüllt, wenn die am Ende liegenden und
aufwärts gebogenen Schienen mit einigen an dieselben sich anschließenden Schienen
gehörig verbunden, also fest verlascht sind. Ist somit ein Geleise nur kurz, so daß
eine solche gute Kuppelung nicht stattfinden kann, so ist diese Anordnung nicht
anwendbar.
3) Man befestigt zwei umgekehrte Schienenstühle auf den Schienen, die über den Kopf
der letzteren vorspringen; diese sehr einfache Vorrichtung läßt sich zwar
allenthalben anbringen und hat auch den Vortheil, daß sie nach beiden Seiten hin
wirksam ist; doch besitzt sie die Uebelstände fixer Sperrvorrichtungen im höchsten
Grade.
4) Auf einigen Bahnen ist es Gebrauch, einen etwa 1,5 Met. langen Holzpfahl, einen
sogenannten Baum, quer durch die Radspeichen eines
Räderpaares zu stecken. Diese Methode ist jedoch durchaus nicht zu empfehlen; der
damit beabsichtigte Zweck wird allerdings erreicht; allein es zeigt sich der
Uebelstand, daß der zwischen den Speichen befindliche Baum bei einer Umdrehung die
Räder mit Gewalt gegen die Achsgabelverbindung oder bei Bremswagen gegen die
Bremszugstange gedrückt wird, wodurch diese Constructionstheile leicht verbogen
werden. Ferner spricht dagegen auch der Umstand, daß die Arbeiter, denen es speciell
obliegt, die Feststellung der Wagen zu bewirken, nicht selten aus Trägheit das
Herbeiholen der etwa entfernt liegenden Bäume unterlassen; ferner, daß diese Pfähle,
wenn sie nicht zuvor entwendet werden, bald alt und unbrauchbar werden und oft den
Widerstand nicht mehr leisten, welcher bei ihrer Verwendung gleichwohl noch
vorausgesetzt wurde. Werden diese Bäume neben dem Geleise gelagert, so gefährden
sie, namentlich in der Dunkelheit, den Fußverkehr auf dem Bahnhofe; besteht aber
andererseits die Bestimmung, daß sie innerhalb des Geleises zu placiren sind, so
gefährden sie in der Nähe von Zwangschienen, Weichen etc. wieder den Verkehr der Züge. Weiter
sind diese Bäume auch in der Beziehung noch unverläßlich, als sich dieselben leicht
losrütteln und von selbst herausfallen. Endlich läßt sich noch der Umstand
einwenden, daß solche Bäume bei den Wagen mit Scheibenrädern nicht anwendbar
sind.
5) Man legt Balkenstücke in Gestalt von vierkantigen Querschwellen quer über das
betreffende Geleise und hält sie durch eingeschlagene Pfähle fest. Vortheilhaft ist
es auch, wenn man vor und hinter diesem Balkenstücke eine gegen dasselbe ansteigende
Erdanschüttung anbringt, welche den Vorzug einer allmählichen Hemmung der Wagen
herbeiführt. Diese Methode empfiehlt sich in hohem Maaße, wenn man von den
Nachtheilen jeder fixen Sperrvorrichtung absieht, und man kann die Manipulation des
Vorbringens und Beseitigens einer solchen Schwelle zu einer einfachen und
ordnungsmäßigen machen, wenn die Schwelle derart befestigt wird, daß sie um einen
Zapfen drehbar ist, was sich in verschiedener Weise leicht und einfach bewirken
läßt. Nur ist es räthlich, diese Schwellen nicht zu niedrig zu machen, wenn
Fahrzeuge mit bedeutender Geschwindigkeit oder in Folge heftigen Stoßes dagegen
anfahren können, weil dann ein Hinüberdrücken der Wagen stattfindet; doch darf man
hierin auch wieder nicht zu weit gehen, weil sonst eine Beschädigung der Bremsklötze
etc. herbeigeführt wird.
6) Auf den braunschweigischen Bahnen stehen seit mehreren Jahren transportable
Vorrichtungen in Anwendung, welche nach Art der Wagenbremsen aus zwei niedrigen
Holzklötzen bestehen, die an der inneren Seite nach der Form der Radreifen und an
der unteren Seite nach der Form des Schienenkopfes ausgearbeitet sind und durch eine
Eisenstange zusammengehalten werden. Der eine dieser Bremsklötze ist mit der
Eisenstange fest verbunden, der andere dagegen auf derselben beweglich, so daß
derselbe je nach der Größe des festzustellenden Rades mittelst eines
Schraubengewindes und einer kleinen Kurbel auf der Stange vor- und rückwärts
bewegt werden kann. Der Apparat wird von der äußeren Seite her über den Radreifen
geschoben und auf den Schienenkopf gelegt, worauf die beiden Bremsklötze mit der
Kurbel fest angezogen werden; die letzteren können, wenn die Wagen wieder in
Bewegung gesetzt werden sollen, ohne Weiteres wieder gelöst werden.
7) Auch auf der Altona-Kieler Bahn steht eine transportable Sperrvorrichtung
unter dem Namen Vorleger
Man vergl. H. Tellkampf: Apparate zum Feststellen
der Fahrzeuge, im Handbuch für specielle Eisenbahntechnik, Bd. IV S.
107. im Gebrauche, die sich dort als zweckmäßig bewährt haben soll. Sie besteht
(Fig. 12)
aus einem leichten hölzernen Querbalken g, welcher
normal zu den Schienen über das Geleise gelegt wird; an demselben sind zwei, ebenso
wie bei der Vorrichtung der braunschweigischen Bahnen, nach der Form des Radreifens
ausgeschnittene Holzklötze d, d befestigt, welche sich
auf die Schienen legen und von den Rädern des zu hemmenden Wagens niedergedrückt
werden, bevor die Sperrvorrichtung weggenommen werden kann. Um den ganzen Apparat
leicht tragen zu können, ist daran ein eiserner Bügel c
angebracht, und damit sich der Querbalken nicht etwa nach der einen oder anderen
Seite verschiebt, ist er an seiner unteren Fläche mit zwei flachen Einschnitten i, i versehen, welche mit den Schienenköpfen
correspondiren. Diese Sperrvorrichtungen halten somit den Wagen nur nach einer
Richtung fest und wirken gleichzeitig auf zwei Räder desselben; die sub 6 beschriebene Vorrichtung dagegen hält die Wagen
nach beiden Seiten fest, wirkt aber nur auf ein Rad.
8) Eine von Dulon
Man vergl. Zeitung des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen 1862 S. 254.
– Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1862 S. 182. empfohlene und mehrfach ausgeführte Sperrvorrichtung besteht aus einem
eisernen Bolzen, der in verticaler Stellung mitten durch eine Schwelle des
betreffenden Bahngeleises hindurch getrieben wird und an seinem oberen
hervorstehenden Ende in zwei oder drei Kettenglieder ausläuft, mit denen ein
eiserner Ring verbunden ist; in diesen Ring wird die Kuppelungskette oder auch eine
der beiden Nothketten des festzustellenden Wagens eingehängt. Diese Vorrichtung
zeichnet sich durch ihre große Einfachheit und Billigkeit in der Herstellung und
Unterhaltung aus, und gewährt daneben den Vortheil daß sie nicht verschleppt werden
kann und den Verkehr auf den: Bahnhofe in keiner Weise hindert, da sie sich zwischen
den Schienen befindet und platt auf die Erde gelegt werden kann. Allerdings müßte
die Erfahrung auch lehren, ob der Oberbau nicht durch deren Benutzung aus seiner
richtigen Lage gebracht wird; unter allen Umständen muß man die Bolzen nicht in
Stoßschwellen, sondern in Zwischenschwellen befestigen. Ferner kann ein solcher
Apparat auch nur für Wagen-Aufstellungs- und ähnliche Nebengeleise
Verwendung finden, nicht aber in solchen Rangirgeleisen, in denen mittelst
Locomotiven rangirt wird. Die Dulon'sche Vorrichtung ist
nämlich gegen eine Bewegung der Wagen welche durch den Wind hervorgebracht wird,
vollständig ausreichend; dagegen widersetzt sie sich der Bewegung durch einen
heftigen Stoß auf eine Weise, welche andere erhebliche Nachtheile herbeiführt. Es
ist trotz aller Anordnungen und Vorsichtsmaßregeln beim Rangiren nicht zu erreichen,
daß die Wagen ohne mehr oder weniger starke Stöße zusammengeschoben werden, und es ist namentlich das
allerdings verpönte, aber beim schnellen Rangiren fast nicht zu vermeidende
Ablaufenlassen der Wagen häufig Veranlassung zu heftigem Anprallen der geschobenen
gegen die stehenden Wagen. Erfolgt nun ein solcher Stoß gegen einen an der Dulon'schen Kuppelung gefesselten Wagen, so biegen sich
die Federn des letzteren so gewaltig nieder, daß ein Brechen derselben sehr leicht
erfolgen kann.
Jedenfalls besitzt dieser Apparat die Nachtheile aller fixen
Geleis-Sperrvorrichtungen; doch ließe sich vielleicht diesen Uebelständen
auch durch den von anderer SeiteMan vergl. Zeitung des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen, 1862 S.
273. gemachten Vorschlag vorbeugen, wenn man, anstatt zu festen Ringen und
Ketten, seine Zuflucht zu transportablen, mit Einhakketten versehenen Ankern nehmen
würde, insofern man die letzteren ganz auf die von Dulon
angegebene praktische Weise einrichten und doch an jeder beliebigen Stelle verwenden
könnte.
9) Wenn sich an die Bahnhöfe unmittelbar starke Gefälle anschließen, was namentlich
bei Gebirgsbahnen der Fall ist, werden nicht selten an den Enden der horizontalen
Bahnhofspartie, also an den Stellen wo sich die stark abfallenden Strecken
unmittelbar anschließen, Dreh- oder Schlagbarrièren angebracht, womit
das Hauptgeleise gesperrt werden kann; die Dreh- resp. Schlagbäume dieser
Verschlußvorrichtungen liegen dann in der Höhe der Wagenbuffer. Obwohl man
zugestehen muß, daß auf Gebirgsbahnen derartige Vorkehrungen nicht selten kaum zu
umgehen sind, so läßt sich doch nicht läugnen, daß sie die Sicherheit des Betriebes
leicht gefährden, indem die regelmäßigen Züge dagegen stoßen können, wenn die
Barrièren nicht rechtzeitig geöffnet wurden. Auch wäre zu bedenken, daß sich
die Aufstellung solcher Sperrvorrichtungen auf den Bahnhöfen selbst nur schwer
vornehmen läßt, daß man sie vielmehr zweckmäßiger Weise, wie eben angedeutet wurde,
jenseits der äußersten Bahnhofsweichen zu errichten genöthigt ist; der Wahrnehmung
des Dienstes an solchen Schutzbarrièren, mit welcher gewöhnlich der
Weichensteller der daneben liegenden Einfahrtsweiche betraut ist, muß dieselbe
Wichtigkeit beigelegt werden, wie dieß in Hinsicht der Weichenbedienung geschieht.
Es ist nun einleuchtend, daß eine solche Vorrichtung nicht dazu geeignet ist, zu
verhindern daß sich Wagen auf den Bahnhöfen in Bewegung setzen; sie wird vielmehr
nur bewirken können, daß die in Bewegung gerathenen Wagen in ihrem Laufe gehemmt
werden und das Hauptgeleise nicht erreichen. Haben die durch den Wind oder sonst
eine Ursache in Bewegung gesetzten Wagen bei ihrem Eintreffen vor der
Barrière schon eine erhebliche Geschwindigkeit, wie dieß am Ende langgestreckter Bahnhöfe wohl
vorkommen kann, so werden die Wagen allerdings nur dann durch den Schlag-
oder Drehbaum aufgehalten werden, wenn sowohl er, als auch die ihm zugehörigen
Pfosten entsprechend kräftig construirt sind.
Weit häufiger als in Deutschland, findet man auf französischen
und englischen Bahnhöfen Sperrvorrichtungen in den Geleisen, und zwar sind
dieselben entweder bloß in Nebengeleisen angeordnet, um dort das Davonlaufen der
Wagen zu verhindern, oder sie sind auch in anderen Geleisen gelegen und sind so
eingerichtet, daß sie das Geleise nur nach einer bestimmten Richtung schließen und
sich von selbst öffnen, sobald ein Wagen von der entgegengesetzten Seite kommt.
Einige in Frankreich häufiger vorkommende Apparate dieser
Art sind folgende:
a) Auf der französischen Ostbahn steht eine
Sperrvorrichtung im Gebrauche, bei welcher sich zwei bewegliche Arme q, q (Fig. 13) auf die Schienen
legen und den Rädern auf die ganze Breite der Bandagen einen Widerstand bieten. Die
Sperrarme q, q ruhen nahe an den Schienen auf
ausgeschnittenen Langschwellen a, a und stützen sich
gegen einen Vorsprung, welcher an einem der Langschwellenenden angebracht ist. Die
Drehung der Sperrarme findet um eine geneigte Achse statt, wodurch sich dieselben
tief genug innerhalb des Geleises legen, wenn die Bahn frei seyn soll. Diese
Vorrichtung hat den Nachtheil, daß nicht ein Mann allein die beiden Sperrarme kurz
vor dem Anschieben des Wagens verrücken kann, ohne beim Ueberschreiten des Geleises
in Gefahr zu kommen. Man kann allerdings auch bei dieser Construction einen
Bewegungsmechanismus anbringen, um beide Sperrarme gleichzeitig von einem Punkte
außerhalb des Geleises aus zu bewegen.
b) Auf der Paris-Lyon-Mittelmeer Bahn und
manchen anderen Bahnen wird die in Fig. 14 dargestellte
Sperrvorrichtung benutzt.Man vergl. Ch.
Couche
: Voie matériel roulant et exploitation
technique des chemins de fer, t. I p.
289. Dieselbe besteht aus einer Klappe q, welche auf
einer Schwelle s mittelst eiserner Scharniere drehbar
befestigt ist und für gewöhnlich in einer Vertiefung des Geleises ruht. Wird diese
Klappe gehoben, so stützt sie sich an zwei auf den Schwellen festgeschraubte Stützen
d und sperrt das Geleise; jeder Wagen, der in der
anderen Richtung kommt, stößt die Klappe in die Vertiefung zurück. Jene Stellen der
Klappe q, welche von den Spurkränzen der Räder berührt werden, sind mit
Eisen armirt. Diese Vorrichtung hat der eben vorgeführten gegenüber den Vortheil daß
sie ein einziger Arbeiter bedienen kann, ohne das Geleise überschreiten zu müssen;
doch ist sie theurer wie die erstere und hat auch den Uebelstand, daß sie nur gegen
den Spurkranz der Räder wirkt.
c) Ganz ähnlich und der eben vorgeführten Construction
nachgebildet ist die in Fig. 15 dargestellte
Sperrvorrichtung, welche auf der französischen Südbahn im Gebrauche steht.Man vergl. Ch.
Goschler
: Traité pratique de l'entretien et de
l'exploitation des chemins de fer, t. II, p. 253. – Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens,
1864 S. 38.
Auf den englischen Eisenbahnen sind die Nebengeleise fast
allgemein mit Sperrvorrichtungen versehen. Die dießfälligen Apparate sind ziemlich
verschieden durchgeführt worden:
1) Zwei ältere englische HemmvorrichtungenMan vergl. Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1848 S. 173. sind in Fig. 16 und 17 dargestellt. Die
erstere wurde zuerst auf der Eisenbahn von Leeds nach Manchester eingeführt; ihre
Einrichtung besteht darin, daß man auf die Schwellen s,
s zwei Zangen z, z in bestimmter Entfernung von
einander befestigt und darüber den Sperrarm q legt,
welcher die Hemmung hervorzubringen hat. Der letztere ist auf der einen Zange
drehbar eingerichtet, um die Hemmung außer Thätigkeit setzen zu können; soll das
Geleise gesperrt seyn, so wird der Arm q durch eine
Zunge d, die auf der zweiten Zange drehbar ist,
festgehalten; im geöffneten Zustande wird die Zunge d
ausgelöst.
Die in Fig. 17
dargestellte Sperrvorrichtung ist selbstthätig und ursprünglich auf der
London-Birmingham Bahn in Gebrauch gekommen. Ueber die Querschwellen s, s wurde ein Langschwellenstück a gelegt und darauf die Sperrschiene b drehbar
befestigt. Mit der Sperrschiene ist die Zugstange c und
mit dieser ein Gegengewicht g und ein Hebel h in der in der Figur angedeuteten Weise verbunden. Geht
ein Fahrzeug in der Richtung des Pfeiles 2, so wird die Sperrschiene b durch die Räder selbst auf die Seite geschoben und
jedesmal wieder durch das Gegengewicht g das Geleise
gesperrt. Erfolgt dagegen die Bewegung in der Richtung des Pfeiles 1, so ist das
Geleise so lange versperrt, bis mittelst des Hebels h
das Gewicht g gehoben und die Schiene b zur Seite geschoben wird.
2) Die am häufigsten im Gebrauche stehende Einrichtung zeigt
Fig. 18.Man vergl. Erbkam's Zeitschrift für Bauwesen, 1863
S. 480. – Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1864 S. 78.
– Zeitung des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen, 1864 S.
644. Auf die Bahnschwellen s, s sind zwei Längsstücke
a, a befestigt, auf denen wieder das Querstück q, welches die Sperrung hervorzubringen hat, drehbar
vorgerichtet ist. Das letztere kann nun leicht quer über die betreffende Schiene
gelegt werden und ist in dieser Stellung einfach durch Knaggen d, gegen welche sich dasselbe lehnt, zu stützen.
3) Auf einzelnen Kohlenabladestellen der North-Eastern Bahn befinden sich
Geleis-Sperrvorrichtungen, um das Herablaufen der Wagen im Gefälle zu
verhüten, welche sich auch durch Gegengewichte von selbst einstellen und zum
Durchlassen eines einzelnen Wagens durch Anheben des Gegengewichtes von einem
Arbeiter leicht eingezogen werden können. Fig. 19 gibt eine Skizze
dieser Anordnung –, q, q sind zwei Sperrhölzer,
welche um die Achsen o, o drehbar sind und behufs
Aushaltens der Wagen durch die Stangen e, e aus einander
gehalten werden, wobei sie mit ihren Enden i, i auf den
Schienen aufliegen. Durch Anheben des Gegengewichtes g
werden die Enden der Stangen e, e angezogen und die
Sperrhölzer q, q legen sich in der Mitte des Geleises
neben einander, so daß dadurch das Geleise frei ist. Diese Vorrichtung hat den
Nachtheil, daß bei ihr, wenn das Geleise frei ist, Theile zu viel über den Schienen
erhöht liegen; dadurch wird die Circulation von gewissen Wagen mit Bremsen oder von
Locomotiven mit tief liegendem Mechanismus auf den mit solchen Sperrvorrichtungen
versehenen Nebengeleisen verhindert.
4) Eine von Hurry
Man vergl. Engineering vom 25. September 1868.
– Zeitung des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen, 1868 S.
722. erfundene Sperrvorrichtung, welche von Yardley
and
Comp. in Manchester geliefert wird, besteht im
Wesentlichen aus einem gußeisernen Klotze, der um die Schiene des betreffenden
Geleises in solcher Weise drehbar ist, daß derselbe, wenn er als Hemmvorrichtung
dient, entweder oben auf dem Schienenkopfe, oder wenn das Geleise frei seyn soll, in
horizontaler Lage seitwärts neben dem Schienenkopfe (an der äußeren Seite des
Geleises) liegt. Dieser Klotz wird durch einen großen Schlüssel regiert, der auf
verschiedene Weise in eine entsprechende Büchse hineingeschoben werden und dann den
Klotz in richtiger Lage, entweder auf der Schiene oder neben derselben, festhalten
kann. Wenn der Klotz auf der Schiene liegt, so ist der scheibenförmige Griff des
Schlüssels normal zur Geleisachse gerichtet, also schon aus größerer Entfernung zu
erkennen. Eine solche Sperrvorrichtung kann an jedem beliebigen Punkte, also auch am
äußersten Ende eines Geleises ohne Weiteres angebracht und nöthigenfalls, wenn ein
Wagen dagegen geschoben ist, bei Seite gedreht werden, ohne deßhalb den Wagen
zurückschieben zu müssen, wie solches bei vielen anderen Sperrvorrichtungen
erforderlich ist, bevor man dieselben lösen und beseitigen kann.