Titel: | Ueber eine Modification des Scalenaräometers; von Dr. Wilson Pile. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. XI., S. 36 |
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XI.
Ueber eine Modification des Scalenaräometers; von
Dr. Wilson Pile.
Aus den Chemical News,
November 1872, S. 248.
Pile, über eine Modification des Scalenaräometers.
Bei Gelegenheit eines in der amerikanischen pharmaceutischen Gesellschaft zu
Baltimore im Jahre 1870 gehaltenen Vortrages erläuterte ich eine neue Methode, durch
welche die Beziehung zwischen den Graden des Baumé'schen Aräometers und dem
specifischen Gewichte leicht festgestellt werden kann. Da diese Methode mit dem
vorliegenden Gegenstande in engem Zusammenhange steht, so will ich die Hauptpunkte
kurz recapituliren.
Man taucht eine glatte cylindrische, unten geschlossene Röhre aus dünnem Glas in
reines Wasser von einer Temperatur von 15,5° Cels., gießt Schrot oder
Quecksilber hinein, bis sie ungefähr auf 2/3 ihrer Länge einsinkt, und markirt den
Wasserstand an der Röhre. Wenn man nun den in das Wasser eingetauchten Theil der
Röhre in 145 gleiche Theile theilt, und diese Theile von oben nach unten zählt, so
stellt die Röhre ein Baumé'sches Aräometer für schwerere Flüssigkeiten als
Wasser dar. Läßt man also das Instrument in irgend einer Flüssigkeit von größerer
Dichtigkeit als Wasser schwimmen, so kann man den Dichtigkeitsgrad an der Röhre
ablesen. Man kann auch die Gradeintheilung auf Papier vornehmen und das Papier in
die Röhre bis an den Boden derselben schieben, so daß die obere Marke oder der Nullpunkt mit
dem vorher auf der Röhre markirten Strich coincidirt.
Ich gehe nun zu dem eigentlichen Gegenstand meiner Mittheilung über. Nachdem man eine
unten geschlossene Röhre in Wasser getaucht hat, gießt man Wasser in die Röhre bis
sie ungefähr auf 2/3 ihrer Länge einsinkt und aufrecht schwimmt. Sodann markirt man
den Stand des Wassers worin die Röhre schwimmt, und ebenso den Wasserstand in der
Röhre. Das Röhrenstück unterhalb dieser letzteren Marke muß dann in 145 gleiche
Theile getheilt werden, indem man dieselben entweder in das Glas ätzt oder, was
praktischer ist, eine Scala auf Papier zeichnet und die Grade von oben (0°)
nach unten zählt. Zur Ermittelung des specifischen Gewichtes irgend einer
Flüssigkeit welche schwerer als Wasser ist, muß die Röhre entleert und getrocknet
werden, indem man sie mit Alkohol ausspült, und mittelst eines langen Rohres Luft
durchbläst. Dann taucht man die Röhre in Wasser von 15,5° C. und gießt die
Flüssigkeit, um welche es sich handelt, hinein, so daß die Röhre bis zur oberen
Marke einsinkt. Man kann sie dann herausnehmen und den Dichtigkeitsgrad entweder
unmittelbar an der Röhre ablesen, wenn sie eine eingeätzte Scala enthält, oder indem
man sie in geeigneter Lage gegen die Papierscala hält. Soviel bezüglich der
Flüssigkeiten welche schwerer als Wasser sind.
Für Flüssigkeiten leichter als Wasser müssen die Röhren oder Scalen anders getheilt
werden. Leider fallen nach Baumé's Methode die
Aräometer zu theilen, die Grade bei Instrumenten für leichte Flüssigkeiten größer
aus, als bei solchen für schwere Flüssigkeiten, und zwar im Verhältniß von 145: 140.
Um daher eine Scala für leichte Flüssigkeiten anzufertigen, theilen wir den Raum
unterhalb des Wasserniveau's in der Röhre in 140 anstatt in 145 Theile, und setzen
die Grade aufwärts bis auf 70 oder noch weiter fort. Diese Eintheilung wird an dem
Wasserpunkt mit 10° bezeichnet und aufwärts beliebig weit gezählt. Die Scala
unterhalb des Wasserpunktes braucht nicht markirt zu werden, da sie nur für
leichtere Flüssigkeiten als Wasser zu brauchen ist.
Die Röhre dient auf gleiche Weise für alle Flüssigkeiten, indem man die zu
behandelnde Flüssigkeit hineingießt, so daß die Röhre in das Wasser bis zu dem
zuerst auf die Röhre markirten Strich einsinkt, und sie dann gegen die auf dem
Papier verzeichnete Scala hält, wobei das Niveau der Flüssigkeit ihren eigenen
Dichtigkeitsgrad anzeigt.
Ein Vortheil, welchen die Röhre bei diesem Verfahren besitzt, besteht in der geringen
Quantität der nöthigen Flüssigkeit, weil man der Röhre einen sehr kleinen
Durchmesser geben kann. Dadurch, daß man ihr eine größere Länge gibt, erzielt man größere Grade und
somit eine größere Genauigkeit. Man kann sich dieses Scalenaräometers auch zur
Bestimmung des specifischen Gewichtes sehr schwerer Flüssigkeiten bedienen, wo ein
anderes Aräometer seinen Dienst versagen würde.