Titel: | Chemische Untersuchungen über einige Punkte der Fabrication hämmerbaren Gußeisens; von Russell Davenport. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. XIV., S. 51 |
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XIV.
Chemische Untersuchungen über einige Punkte der
Fabrication hämmerbaren Gußeisens; von Russell Davenport.
Aus den Mechanics'
Magazine, November 1872, S. 392.
Davenport, über die Fabrication des hämmerbaren
Gußeisens.
Das zur Darstellung von hämmerbarem Gußeisen übliche Verfahren besteht bekanntlich
darin, daß man die Gußstücke mit Eisenhammerschlag in gußeiserne Büchsen oder Kästen
verpackt, letztere zu je sechs oder acht auf den Herd eines einem Flammofen
ähnlichen Glühofens bringt und fünf bis sechs Tage lang einer hellen Rothglühhitze
aussetzt, worauf man den Ofen erkalten läßt; die Gußstücke sind, sobald sie sich
manipuliren lassen, zum Fertigmachen bereit. Die im Rachstehenden mitgetheilten
Analysen wurden mit zwei Proben von einem ungefähr 1/4 Zoll starken Stücke gemacht,
deren jede zweimal geglüht und sowohl vor als auch nach jede Glühen analysirt wurde;
aus denselben ist der Einfluß des Processes auf die im Eisen enthaltenen
Unreinigkeiten ersichtlich. Das zu dem Product verwendete Eisen war ein recht gutes
Holzkohleneisen. Die noch nicht geglühten Gußstücke zeigten sich auf dem Bruche
weiß, da sämmtlicher Kohlenstoff im gebundenen Zustande vorhanden war. Diese letzte
Eigenschaft muß alles zu diesem Producte zu verwendende Roheisen besitzen, wenn das
Verfahren gelingen soll. Die geglühten Gußstücke zeigten beim Zerschlagen im
Durchschnitt die gewöhnliche Festigkeit des hämmerbaren Gußeisens und nach dem
zweiten Glühen erschien dieselbe nicht wesentlich vermindert.
I. Gußstück Nr. 1; vor dem Glühen.
1
2
Im Mittel.
Silicium
0,44
0,45
0,445
Phosphor
0,29
0,34
0,315
Mangan
0,524
0,534
0,529
Schwefel
0,064
0,054
0,059
Gesammt-Kohlenstoff
3,44
3,42
3,43
II. Gußstück Nr. 1; nach dem ersten
Glühen.
1
2
Im Mittel.
Silicium
0,440
0,436
0,438
Phosphor
0,323
0,330
0,327
Mangan
0,57
0,60
0,585
Schwefel
0,062
0,072
0,667
Gesammt-Kohlenstoff
1,53
1,49
1,51
III. Gußstück Nr. 1.; nach dem zweiten
Glühen.
Textabbildung Bd. 207, S. 52
Im Mittel; Silicium; Phosphor;
Mangan; Schwefel; Gesammt-Kohlenstoff; Procent
IV. Gußstück Nr. 2; vor dem
Glühen.
1
2
Im Mittel.
Silicium
0,59
0,58
0,585
Phosphor
0,29
0,27
0,280
Mangan
0,55
0,62
0,585
Schwefel
0,11
0,10
0,105
Gesammt-Kohlenstoff
3,50
3,43
3,48
V. Gußstück Nr. 2; nach dem ersten
Glühen.
1
2
Im Mittel.
Silicium
0,616
0,612
0,614
Phosphor
0,290
0,291
0,290
Mangan
0,619
0,613
0,616
Schwefel
0,152
0,143
0,147
Gesammt-Kohlenstoff
0,43
–
0,43
VI. Gußstück Nr. 2; nach dem zweiten
Glühen.
Textabbildung Bd. 207, S. 52
Im Mittel; Silicium; Phosphor;
Mangan; Schwefel; Gesammt-Kohlenstoff; Procent
Aus diesen Analysen ergeben sich folgende Schlüsse: erstens daß der Gehalt des
verwendeten Roheisens an Silicium, Phosphor und Mangan durch den Glühproceß in
keiner Weise beeinflußt wird; zweitens daß sich der Schwefelgehalt nicht vermindert,
sondern im Gegentheil um ein Geringes zunimmt; und drittens daß der
Kohlenstoffgehalt durch wiederholtes Glühen so vermindert wird, daß zuletzt nur noch
eine Spur davon zurückbleibt. Die aus beiden Versuchsreihen sich ergebende geringe
Zunahme des Schwefelgehaltes rührt wahrscheinlich von einem Schwefelgehalte der als
Brennmaterial benutzten Steinkohle her.
Bezüglich der Abnahme des Kohlenstoffgehaltes müssen wir Folgendes bemerken. Die vor
dem Glühen 3 1/2 Procent gebundenen Kohlenstoff enthaltenden Gußstücke erschienen
nach dem Zerschlagen auf dem Bruche weiß und waren so hart, daß sie von einem
Metallbohrer nicht angegriffen wurden; nach dem ersten Glühen zeigte sich auf dem Bruche
eine interessante Veränderung: nach allen Seiten hin erstreckte sich eine weißliche
Fläche von ungefähr 1/16 Zoll Breite, welche einen dunkleren schwärzlichen Kern
umgab; die Linie welche die Veränderung der weißen Farbe des Eisens in die schwarze
markirte, war ganz deutlich zu unterscheiden und das Ganze ließ sich mit dem
Metallbohrer leicht schneiden. Eine Portion dieser weißen äußeren Schicht wurde
weggefeilt und ergab bei der Untersuchung, daß sie nur Spuren von Kohlenstoff
enthielt, während die Analysen II und V das Vorhandenseyn eines bedeutenden
Kohlenstoffgehaltes nachweisen, da eine Probe vom ganzen Querschnitte zu denselben
verwendet worden war. Der schwarze Kern war bei dem Gußstücke Nr. 2 merklich kleiner
als bei Nr. 1, wodurch der geringe Betrag des Gesammt-Kohlenstoffgehaltes bei
Analyse V erklärlich wird. Nach dem zweiten Glühen war bei beiden Proben der dunkle
Kern gänzlich verschwunden; die ganze Bruchfläche hatte durchweg dasselbe Ansehen
wie der oben erwähnte weiße Rand, und der Kohlenstoffgehalt einer Probe vom ganzen
Querschnitte zeigte sich bei der Analyse auf eine bloße Spur reducirt. Aus diesen
Erscheinungen ergibt sich, daß aus einem Gußstücke von nicht viel über einem
Achtelzoll Stärke durch den gewöhnlichen Glüh- oder Temperproceß der
Kohlenstoff beinahe aus der ganzen Masse entfernt wird; wogegen seine Abscheidung
bei größerer Stärke des Gußstückes sich nur bis auf eine gewisse Tiefe von der
Oberfläche aus erstreckt, durch Wiederholung des Processes jedoch weiter getrieben
werden kann. Daraus würde sich ferner ergeben, daß im Inneren eines dicken
Gußstückes, wo die Menge des Kohlenstoffes jedenfalls nur theilweise vermindert ist,
der zurückgebliebene Antheil desselben in Folge der sehr hohen Temperatur und des
nachfolgenden langsamen Erkaltens, nicht mehr in gebundenem, sondern in
graphitischem Zustande vorhanden ist; denn während das Eisen vor dem Glühen weiß und
sehr hart ist, erscheint es nach dem Glühen auf dem Bruche dunkelgrau und ist ganz
weich. Sein Verhalten gegen Salpetersäure führt zu demselben Schlusse; denn während
sich das weiße ungeglühte Eisen in diesem Reagens nach mehrstündiger Einwirkung
desselben in der Kälte vollständig auflöste, und der Lösung dieselbe klare braune
Färbung ertheilte, welche man beobachtet wenn Stahl von feiner Sorte so behandelt
wird, gab der schwarze Kern (technisch „Herz“ benannt) eine
schmutzig grüne Lösung und es hinterblieb ein schwarzer kohliger Rückstand.
Die Fabrikanten von hämmerbarem Eisen haben zuweilen mit einem großen Uebelstande zu
kämpfen, nämlich einer zu geringen Zähigkeit oder Festigkeit ihrer Producte wenn
dieselben einer plötzlichen Erschütterung oder einer Belastung ausgesetzt werden. Diese ungenügende
Festigkeit wird mitunter ohne Zweifel durch die ursprüngliche schlechte Qualität des
Eisens verursacht welche von einem zu großen Gehalte an Silicium, Phosphor oder
Schwefel bedingt wird; häufig aber muß sie einer krystallinischen Structur
zugeschrieben werden, welche das Eisen während des Glühens unter gewissen, noch
unbekannten Bedingungen annimmt. Diese Structur gibt sich auf dem Bruche eines
geglühten Gußstückes in Form glänzender krystallinischer Flächen zu erkennen, welche
zuweilen über die ganze Bruchfläche sich erstrecken.
Außer den oben angeführten wurde noch eine andere Probe, und zwar sowohl vor, als
nach dem Glühen analysirt; dieselbe erwies sich nach dem Glühen als spröde und
zeigte auf dem Bruche die krystallinische Structur in ziemlichem Grade.
VII. Vor dem Glühen.
1.
2.
Im Durchschnitt.
Silicium
0,577
0,580
0,579
Phosphor
0,425
0,423
0,424
Mangan
0,54
0,117
0,165
Schwefel
0,116
0,112
0,114
Gesammt-Kohlenstoff
3,277
3,285
3,281
VIII. Nach dem Glühen.
Textabbildung Bd. 207, S. 54
Im Mittel; Silicium; Phosphor;
Mangan; Schwefel; Gesammt-Kohlenstoff
In diesem Falle mag der Mangel an Festigkeit theilweise durch den großen
Phosphorgehalt des Roheisens verursacht seyn; die beiden nächsten Analysen jedoch,
welche mit Proben ausgeführt wurden, die sich beim Zerschlagen nach dem Glühen als
sehr spröde erwiesen und ein ganz entschieden krystallinisches Gefüge zeigten,
liefern den Beweis, daß diese Krystallisationserscheinung nicht einem übermäßigen
Gehalte an Silicium, Phosphor oder Schwefel zugeschrieben werden kann.
IX. Nach einmaligem Glühen; auf dem Bruche
große krystallinische Flächen zeigend.
Textabbildung Bd. 207, S. 54
Im Mittel; Silicium; Phosphor;
Mangan; Schwefel; Kohlenstoff
X. Zweimal geglüht; die krystallinischen
Flächen erstreckten sich über den ganzen Bruch.
Textabbildung Bd. 207, S. 55
Im Mittel; Silicium; Phosphor;
Mangan; Schwefel; Kohlenstoff; fehlt oder ist nur in geringer Spur
vorhanden
Die vorstehenden Analysen scheinen keinen Anhaltspunkt zur Erklärung der
krystallinischen Structur zu geben, deren Ursache nur durch sorgfältiges
Experimentiren und durch die Vergleichung einer großen Anzahl zuverlässiger Analysen
bestimmt werden kann.
Die nächste Analyse betrifft ein geglühtes Gußstück, welches bei der Biegprobe
größere Festigkeit zeigte als gewöhnlich. Dasselbe war von kreisförmigem
Querschnitt, hatte 1/2 Zoll Durchmesser und ließ sich in kaltem Zustande unter einem
rechten Winkel biegen, ohne zu brechen.
XI. Nach dem Glühen.
1.
2.
Im Mittel.
Silicium
0,717
0,722
0,719
Phosphor
0,206
0,202
0,204
Mangan
0,273
0,268
0,270
Schwefel
0,035
0,037
0,036
Gesammt-Kohlenstoff
1,840
1,844
1,842
Aus dieser Analyse läßt sich der Schluß ziehen, daß der Siliciumgehalt bis auf 0,70
Procent steigen kann, ohne daß er die Zähigkeit des geglühten Productes
beeinträchtigt; ihre Resultate deuten ferner darauf hin, daß, wie sich voraussehen
ließ, ein Eisen mit niedrigem Phosphor- und Schwefelgehalte zur Fabrication
von hämmerbarem Gußeisen vorzüglich geeignet ist.
Bezüglich der bei vorstehenden Analysen befolgten Methoden bemerke ich, daß ich in
den wichtigen Punkten die in der neuesten amerikanischen Ausgabe von Fresenius' analytischer Chemie angegebenen Verfahren zur
Analyse von Eisen und Stahl befolgte und von denselben nur in Details abwich, welche
mir von Prof. Allen empfohlen wurden. Sämmtliche
untersuchte Proben, mit Ausnahme von Nr. XI, wurden von den HHrn. O. B. North und Comp. in
New-Haven (bei New-York) geliefert.