Titel: | Ueber eine neue Anwendung der Reduction der Silbersalze zum Reproduciren von Zeichnungen; von Renault. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. XVIII., S. 62 |
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XVIII.
Ueber eine neue Anwendung der Reduction der
Silbersalze zum Reproduciren von Zeichnungen; von Renault.
Aus den Comptes rendus,
t. LXXV p. 1766; December 1872.
Renault, Verfahren zum Reproduciren von Zeichnungen.
Die verschiedenen Verfahrungsarten zum Reproduciren von Zeichnungen welche ich bisher
angegeben habe,Polytechn. Journal, 1872, Bd. CCIV S. 228 und 489. will ich durch nachstehende Mittheilung vervollständigen.
Bekanntlich werden alle Silberoxydsalze, womit man Papier oder einen Stoff getränkt
hat, durch das Kupfer, den Wasserstoff, die Phosphordämpfe reducirt; die Haloidsalze
(Chlorsilber, Cyansilber etc.) aber nicht bei der gewöhnlichen Temperatur.
Wenn man daher eine Zeichnung oder einen Stich auf ein Cartonblatt legt, welches
vorher einige Zeit lang Salzsäuredämpfen ausgesetzt worden ist, und über dieser
Zeichnung ein Blatt sensibilisirten Papieres anbringt, so werden die Säuredämpfe,
indem sie durch die Zeichnung (wie durch ein Sieb) dringen, das Silbersalz des
sensibilisirten Blattes in Chlorsilber umwandeln, ausgenommen in den Theilen welche
den (einen Schirm bildenden) Strichen der Zeichnung entsprechen. Wird dann das
sensibilisirte Papierblatt auf einer Kupferplatte angebracht, so kommt die
Reproduction der Originalzeichnung zum Vorschein, in Folge der Reduction des durch
die Säuredämpfe ausgesparten Silberoxydsalzes.
Die Striche der Zeichnung sind unauslöschlich, denn sie befinden sich nicht bloß an
der Oberfläche des Papieres, sondern erstrecken sich in dessen Dicke; wenn man das
sensibilisirte Papier mit der Kupferplatte einige Zeit in Berührung läßt, schreitet
die Reduction des Silbersalzes bis zur anderen Seite des Papieres vor.
Anstatt einer Kupferplatte kann man, um das Bild zum Vorschein zu bringen, sich des
Wasserstoffes bedienen, oder der durch einen Kohlensäurestrom mitgerissenen
Phosphordämpfe; das Bild kommt dann unter der Gasausströmung augenblicklich zum
Vorschein. Ein Papierblatt welches mit einem Silbersalz, sey es ein Oxyd-
oder Haloidsalz,Das Cyansilber scheint eine Ausnahme zu machen, vielleicht in Folge der
Gegenwart von Cyankalium. getränkt wurde, bräunt oder schwärzt sich am zerstreuten Lichte nach Verlauf
von einigen Stunden; die Färbung ist braun, wenn das Silber ein Suboxydsalz bilden kann,
hingegen schwarz oder dunkelviolett wenn das Silber in metallischem Zustande
vorhanden ist.
Die folgenden Doppelsalze: Cyansilber und Cyankalium, salpetersaures Quecksilberoxyd
und Silberoxyd, phosphorsaures wie arseniksaures Quecksilberoxydul und Silberoxyd,
salpetersaures Wismuth- und Silberoxyd, salpetersaures Eisenoxyd und
Silberoxyd, schwärzen sich am Lichte nicht, wenn mit denselben ein Papierblatt oder
ein Stoff getränkt ist. Da das Doppelsalz von salpetersaurem Eisenoxyd und
Silberoxyd leicht löslich ist, so wurde es zum Sensibilisiren des Papieres
vorgezogen.
Das sensibilisirte Papier, auf welchem man die Zeichnung entwickelt hat, wird mit
Salzwasser gewaschen welchem ein wenig Sauerkleesalz beigemischt wurde, dann mit
einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron und Kochsalz fixirt.
Durch das vorstehend beschriebene Verfahren kann man die Zeichnungen, Stiche und
Schrift reproduciren, welche mittelst autographischer Tinte oder Druckerschwärze
hergestellt sind, sowie die mit lithographischer Kreide ausgeführten
Zeichnungen.
Die porösen Körper, das fossile Holz, die trockenen Pflanzen etc., können ebenfalls
mit einer ziemlich großen Genauigkeit reproducirt werden.