Titel: | Ueber die Bereitung verschiedener chlorsaurer Salze mittelst chlorsaurer Thonerde; von Brandt. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. XX., S. 67 |
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XX.
Ueber die Bereitung verschiedener chlorsaurer
Salze mittelst chlorsaurer Thonerde; von Brandt.
Aus dem Bulletin de la
Société industrielle de Mulhouse, t. XLII p. 311;
September- und Octoberheft 1872.
Brandt, über Bereitung chlorsaurer Salze mittelst chlorsaurer
Thonerde.
Ich habe schon vor einiger Zeit die chemische Section unserer Industriegesellschaft
auf die sehr große Löslichkeit des chlorsauren Baryts und des chlorsauren Kalkes im
Vergleich mit derjenigen des chlorsauren Kalis aufmerksam gemacht.
Schon lange vor mir hatte Hr. Rosenstiehl das chlorsaure
Ammoniak empfohlen. Alle diese chlorsauren Salze erhielt man durch vorherige
Zersetzung des chlorsauren Kalis mittelst Weinsäure, was ihren Preis viel höher als
den des chlorsauren Kalis macht.
Die (vorstehende) Mittheilung des Hrn. Ernst Schlumberger
über die Bildung von chlorsaurer Thonerde und Alaun durch ein Gemisch von
schwefelsaurer Thonerde und chlorsaurem Kali, eröffnet uns aber einen neuen Weg zur
Bereitung der anderen chlorsauren Salze, zwar nicht im Zustande der Reinheit, aber
in einem für den Zeugdruck hinreichend reinen Zustande. Mittelst der chlorsauren
Thonerde wird man die chlorsauren Salze aller Basen erhalten können, welche die
Thonerde verdrängen, z.B. das chlorsaure Ammoniak, den chlorsauren Kalk, den
chlorsauren Baryt, das chlorsaure Natron, das chlorsaure Anilin. Das Anilin
verdrängt nämlich, gerade so wie das Ammoniak, die Thonerde.
Um das chlorsaure Ammoniak zu erhalten, braucht man nur die Thonerde aus der
chlorsauren Thonerde entweder durch Ammoniak oder durch kohlensaures Ammoniak zu
fällen und dann zu filtriren; die Auflösung enthält nun chlorsaures Ammoniak mit ein
wenig schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Ammoniak. Schlumberger's chlorsaure Thonerde enthält offenbar ein gewisses
Verhältniß von Alaun, welcher mit dem Ammoniak schwefelsaures Ammoniak und
schwefelsaures Kali gibt.
Den chlorsauren Kalk erhält man wie das chlorsaure Ammoniak, indem man die chlorsaure
Thonerde durch eine Kalkmilch fällt; da aber der schwefelsaure Kalk welcher sich
gleichzeitig mit dem chlorsauren Kalk bildet, sehr wenig löslich ist, so setzt er
sich zum großen Theile ab, und der so erhaltene chlorsaure Kalk ist verhältnißmäßig
reiner als das nach demselben Verfahren erhaltene chlorsaure Ammoniak.
Den chlorsauren Baryt erhält man nach diesem Verfahren verhältnißmäßig im reinsten
Zustande; denn aller in der chlorsauren Thonerde enthaltene Alaun wird durch den
caustischen Baryt zersetzt, und es setzt sich außer der Thonerde schwefelsaurer
Baryt ab.
Das mittelst der chlorsauren Thonerde erhaltene chlorsaure Anilin enthält ebenfalls
weniger schwefelsaure Salze, wegen der geringen Löslichkeit des schwefelsauren
Anilins welches sich fast vollständig absetzt, und in Lösung bleibt nur chlorsaures
Anilin mit ein wenig schwefelsaurem Kali.
Diese Bereitung des chlorsauren Anilins ohne Weinsäure scheint mir als eine
ökonomische von Wichtigkeit zu seyn, und da man seit einiger Zeit Anilinschwarz
mittelst chlorsauren Anilins in zufriedenstellender Weise erzeugt, so will ich auf
die bezügliche Frage näher eingehen.
Die chlorsaure Thonerde ist sehr sauer, und löst noch ziemlich viel Thonerdegallerte
auf, daher ihre Formel nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann. Sie löst auch
ein beträchtliches Verhältniß von Magnesia auf, ohne daß Thonerde gefällt wird. Man
erhält auf diese Weise ein Gemisch von chlorsaurer Thonerde und chlorsaurer
Magnesia, welches bei mehreren Dampffarben mit Rothholz Dienste leisten kann.
Um auf das Anilinschwarz zurückzukommen, so sind jetzt
drei Hauptmethoden zur Herstellung dieser Farbe gebräuchlich.
Erste Methode. – Sogenanntes Anilinschwarz mit Anilinsalz, bestehend aus einem Gemisch von chlorsaurem
Kali, salzsaurem Anilin, Salmiak und Schwefelkupfer.
Da das chlorsaure Kali nur in seinem sechzehnfachen Gewicht kalten Wassers löslich
ist, gewisse Farben aber manchmal eine größere Concentration erfordern, so begreift
man daß der chlorsaure Baryt, welcher in seinem vierfachen Gewichte kalten Wassers
löslich ist, oder der chlorsaure Kalk und das chlorsaure Ammoniak, welche noch
löslicher sind, wegen ihrer Löslichkeit den Vorzug verdienen. Der chlorsaure Baryt
entwickelt überdieß das Schwarz viel schneller, wahrscheinlich weil die Oxydation
des Schwefelkupfers, welches sich in schwefelsaures Salz umwandeln muß, rascher in
Gegenwart eines Barytsalzes erfolgt, welches stets unmittelbar schwefelsauren Baryt
und chlorsaures Kupferoxyd erzeugen wird in dem Maaße als das Schwefelkupfer in
schwefelsaures Salz übergeht.
Zweite Methode. – Sogenanntes Anilinschwarz mit Weinsäure, bestehend aus einem Gemisch von
weinsaurem Anilin, chlorsaurem Kali, Salmiak und Schwefelkupfer.
Das weinsaure Anilin gibt mit dem chlorsauren Kali chlorsaures Anilin und
zweifach-weinsaures Kali; da man aber in die Farbe mehr weinsaures Anilin
bringt, als erforderlich ist um das chlorsaure Kali zu zersetzen, so bleibt noch
weinsaures Anilin zurück. Die Farbe besteht also schließlich aus chlorsaurem Anilin,
zweifach-weinsaurem Kali, weinsaurem Anilin, Salmiak und Schwefelkupfer. Das
zweifach-weinsaure Kali bildet aber in der Farbe einen krystallisirten
Niederschlag, welcher für den Druck sehr nachtheilig ist. Wenn man daher anstatt des
chlorsauren Kalis chlorsaure Thonerde anwendet, so erhält man ein viel besseres
Resultat. Die weinsaure Thonerde welche sich bildet, ist außerordentlich löslich,
und überdieß ist die weinsaure Thonerde für die Entwickelung des Anilinschwarz viel
günstiger als das zweifach-weinsaure Kali, wie im Allgemeinen die
Thonerdesalze für das Schwarz viel günstiger sind als die entsprechenden
Kali- oder Natronsalze.
Dritte Methode. – Anilinschwarz mit chlorsaurem und salzsaurem Anilin.
Da in dem Anilinschwarz mit Weinsäure sich chlorsaures Anilin,
zweifach-weinsaures Kali und weinsaures Anilin bildet, so ist es offenbar
rationeller das zweifach-weinsaure Kali zu eliminiren und das weinsaure
Anilin durch salzsaures zu ersetzen, welches in Gegenwart eines Ueberschusses von
Basis das Gewebe nicht angreift. Dieß führt uns unvermeidlich zur Darstellung eines
Schwarz direct mit chlorsaurem und salzsaurem Anilin; man nimmt nämlich vom
chlorsauren Anilin die Quantität welche dem bisher angewandten chlorsauren Kali
entspricht, und von salzsaurem Anilin so viel als dem Theile des weinsauren Anilins
entspricht welcher zur Zersetzung des chlorsauren Kalis nicht erforderlich war. Nur
bereitet man das chlorsaure Anilin, anstatt mit Weinsäure, Anilin und chlorsaurem
Kali, nun mit chlorsaurer Thonerde und Anilin, was eine beträchtliche Ersparniß
gewährt.
Es ist eine sehr interessante Thatsache, daß ein Ueberschuß von Thonerde die
Entwickelung des Schwarz nicht beeinträchtigt, während die geringste Menge der
meisten anderen Basen das Schwarz mehr oder weniger zerstört. Man braucht daher die
Thonerdegallerte bei der Darstellung der Druckfarbe nicht abzusondern. Dieses
Anilinschwarz darf natürlich nicht für Krappartikel angewandt werden, weil es sich
beim Färben verändern würde; aber für alle Artikel wo man nicht in Krapp zu färben
hat, wäre dieß ein sehr vortheilhaftes Schwarz.