Titel: | Zabel's Feuerlösch-Apparat (Extincteur). |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. XXIX., S. 114 |
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XXIX.
Zabel's
Feuerlösch-Apparat (Extincteur).
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Zabel's Feuerlösch-Apparat.
Die meisten Feuersbrünste würden im Entstehen erstickt werden, resp. keine weitere
Ausdehnung gewinnen, wenn gleich bei der Entdeckung energische Löschmaßregeln
getroffen würden. Je kürzere Zeit wischen Entdeckung des Feuers und dem Beginn des Löschens
verstreicht, desto geringere Wassermengen und Anstrengungen genügen, um die erst
entstehende Gefahr zu beseitigen; je größer dagegen die Zeitversäumniß, welche die
Herbeischaffung und Instandsetzung des Löschmateriales erfordert, desto bedeutender
wächst die Gefahr und die damit verbundenen Anstrengungen.
Ein sehr empfehlungswerther Apparat, um das Feuer gleich im Entstehen zu ersticken
oder am Umsichgreifen zu verhindern, ist der neue Feuerlöscher oder der von Zabel verbesserte Extincteur. Der Apparat, welcher stets
nahe zur Hand liegt, enthält ein genügendes Quantum Wasser, um bei sofortiger
Anwendung ein schon in Ausbreitung begriffenes Feuer zu löschen oder doch bis zur
Herbeischaffung größeren Löschmateriales zu hemmen.
Abgesehen davon, daß das Wasser dieses Apparates rasch zur Hand ist, wirkt dieses
Wasser auch sehr energisch durch seinen großen Druck, mit dem es die brennenden
Gegenstände trifft und die Flamme erdrückt; ferner wirkt auch der große
Kohlensäure- und Salzgehalt auf das Feuer erstickend; die von diesem Wasser
getroffenen Gegenstände entzünden sich nicht so leicht wieder, da sie mit einer
dünnen Schicht des im Wasser aufgelösten schwefelsauren Natrons überzogen sind.
Da der Apparat gar keine beweglichen oder mechanischen Theile enthält, so können
Schäden an demselben wie solche bei den Feuer- oder Handspritzen erst beim
Gebrauche bemerkt werden, nicht vorkommen. Die Construction des Apparates gestattet
mit demselben rasch jeden Winkel zu erreichen, Leitern zu ersteigen etc., und er
eignet sich daher auch besonders zur zweckmäßigen Unterstützung der Feuerspritze bei
größeren Feuersbrünsten.
Die Apparate haben bereits eine bedeutende Anwendung gefunden, nicht nur in
Privathäusern, sondern auch in Spinn- und Webereien, Zuckerfabriken,
Tuchfabriken, Theatern, Magazinen, Schiffen etc.
Fig. 21 zeigt
den Apparat ohne Druck, wie er mit kaltem Wasser bis zur Höhe der Bleirohröffnung
b gefüllt, umgestülpt, den Hahn nach oben, stets zum
Gebrauche fertig steht. Der Apparat erhielt 1 1/2 Pfund doppelt-kohlensaures
Natron; das Bleirohr B wurde bis zum Halse r, r (Fig. 23) mit
Schwefelsäure (80procentiger) gefüllt, deßgleichen etwas derselben in die
Randvertiefung bei c gegossen; das über den Hals r, r gefallene Bleihütchen h
taucht in die Schwefelsäure der Randvertiefung und schließt dadurch die feuchte Luft
im Apparate von der Schwefelsäure in B ab; letztere
würde sonst aus der feuchten Luft nach und nach Wasser anziehen, das Quantum
Schwefelsäure würde sich fortwährend vermehren, aus dem Bleirohre überlaufen und den Apparat
vorzeitig laden. Noch vollkommener als durch Schwefelsäure geschieht die Absperrung
in der Randvertiefung durch etwas Oel, worin das Bleihütchen eintaucht.
Bei der Entdeckung eines Feuers wird der Apparat wie in Fig. 22 umgestülpt (den
Hahn nach unten), einige Male durchgeschüttelt und mit dem Tornisterriemen R auf den Rücken genommen. Durch das Umstülpen ist das
Bleihütchen aus dem Halse r, r abgefallen; die
Schwefelsäure, aus dem Bleirohr ausgelaufen, hat das doppelt-kohlensaure
Natron zersetzt, das Wasser dadurch mit Kohlensäure gesättigt und eine starke Lösung
von schwefelsaurem Natron gebildet; gleichzeitig ist in dem Apparat ein Druck von 4
1/2 bis 5 1/2 Atmosphären (je nach der Temperatur des Wassers) entstanden. Der
Apparat ist mit 14 Atmosphären Druck geprüft und die Sicherheitsvorrichtung öffnet
sich schon bei der Hälfte dieses Druckes.
Beim Gebrauche wird das Mundstück M in die rechte Hand
genommen, der Hahn H mit der linken Hand geöffnet. Mit
dem Mundstück geht man dem Feuer so dicht wie möglich zu Leibe, damit der starke
zusammengehaltene Strahl das Feuer erdrückt.
Die Vortheile dieses neuen Feuerlöschers gegen die Extincteurs älterer Construction
bestehen: ad 1. der Trichter d,
d erleichtert das Einfüllen des Wassers; ad 2.
die Füllung 200 Kubikcentimeter (oder 360 Gramme) Schwefelsäure ist um ca. 80 Proc. billiger als die Füllung mit
Weinsteinsäure; ad 3. der Apparat erhält seinen Druck
erst beim Gebrauch, arbeitet also auch mit dem ursprünglichen Druck, während
diejenigen der älteren Construction fortwährend unter Druck liegen, letzteren nach
und nach verlieren und oft im entscheidenden Momente unbrauchbar sind; ad 4. die Sicherheitsvorrichtung c verhindert ein Platzen des Apparates, selbst wenn derselbe dem Feuer
direct ausgesetzt würde; ad 5. ist es unmöglich, den
Apparat stärker als nach Vorschrift zu laden, da das Bleirohr nur das bestimmte
Quantum Schwefelsäure faßt; ad 6. kann dieser Apparat
auch während des Brandes immer von Neuem gefüllt und in Thätigkeit gesetzt
werden.
Apparate älterer Construction werden billigst nach dieser neuen Construction
umgeändert.
Vorstehende Apparate sind stets am Lager und liefert billigst die Specialfabrik für
Manometer und Sicherheits-Apparate von Raven und
Zabel in Quedlinburg.