Titel: | Neue Thermosäule von Mure und Clamond. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. XXXII., S. 125 |
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XXXII.
Neue Thermosäule von Mure und Clamond.
Aus dem Telegraphic
Journal, November 1872, S. 11.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Mure und Clamond's Thermosäule.
Unter den verschiedenen in jüngster Zeit erfundenen thermo-elektrischen Säulen
vereinigt die der HHrn. Mure und Clamond am besten die Bedingungen der Oekonomie mit denen der Solidität
und Stärke. Die Construction dieses neuen Generators eignet sich für die Ausführung
in großem Maaßstabe und er liefert in ökonomischer Hinsicht sehr vortheilhafte
Resultate; seine Anordnung läßt sich überdieß so abändern, daß er mit Gas, Petroleum
oder sogar mit Kohks für den Betrieb geheizt werden kann. Die Elemente, Eisen und
Bleiglanz,Das im Mineralreich vorkommende Schwefelblei. woraus jedes Paar besteht, werden beide selbst bei sehr hohen Temperaturen
nicht angegriffen, und sind sehr billig. Da 60 Paare einer solchen Säule eine
elektromotorische äquivalent 2 Bunsen'schen Elementen
erzeugen, so darf man wohl zugeben, daß die thermo-elektrische Säule mit der
hydro-elektrischen hinsichtlich der elektrischen Intensität concurriren kann,
mehr aber noch in ökonomischer Hinsicht, weil die Elemente nicht consumirt
werden.
Nach Mure und Clamond kann das
Gewicht des mit einem Aufwande von 150 Liter Gas und einer Säule von 60 Elementen in
einer Stunde niedergeschlagenen Kupfers zu 3,3 Grammen angenommen werden, wobei die
Oberfläche der Kupferelektroden 72 Quadratcentimeter mißt, und letztere 1 Centimeter
von einander entfernt sind. Hieraus folgt, daß bei diesem System das Kilogramm des
Kupferniederschlages in Paris, wo der Preis des Gases auf 30 Centimes per Kubikmeter
sich stellt, 11 Francs 80 Centimes betragen würde. Zieht man die Kosten des Gases
allein in Betracht, so kommt das Kilogramm des auf diese Weise niedergeschlagenen
Kupfers nicht höher als auf 4 Francs zu stehen.
Die Anordnung der Säule ist, je nach dem Heizsystem dessen man sich bedient, eine
verschiedene. Bei der Gasheizung, welche wir bei unserer Beschreibung zu Grunde
legen wollen, sind die Elemente kreisförmig mit einander verbunden, so daß sie einen
Kranz oder einen hohlen Cylinder bilden, in dessen Mitte die Erhitzung vor sich
geht. Indem man mehrere Elementenkränze übereinander schichtet, entsteht eine Säule,
so kräftig, als man sie nur wünscht.
Fig. 9 stellt
eine Thermosäule von 60 Paaren in perspectivischer Ansicht, Fig. 11 im senkrechten
Durchschnitte dar. Die Elementenkränze E werden durch
kupferne Bänder zusammengehalten; eines der letzteren trägt die beiden Elektroden
I, I'. An den unteren Theil des Ofens F ist der Kautschukschlauch H befestigt, welcher das Gas herbeileitet. G
ist der Schornstein, welcher zur Verstärkung des Zuges verlängert werden kann.
Die Art, wie die Elemente aus Eisen und Bleiglanz in jedem Kranze angeordnet sind,
ist aus Fig.
10 ersichtlich. A sind die Eisenbleche, welche
an das innere Ende der Bleiglanzstäbe C gelöthet, bei
B umgebogen und wieder an die äußere Seite der
nämlichen Stäbe gelöthet sind. Die Paare sind durch Glimmerblättchen K von einander getrennt.
D ist der Brenner, welcher aus zwei concentrischen
seitwärts durchlöcherten Röhren besteht. Durch die ringförmige Oeffnung strömt das
Gas herbei, durch die centrale Oeffnung tritt die Luft hinzu. In Folge der
Construction des Brenners schlägt die Gasflamme gegen die Löthstellen der
verschiedenen Elemente. – Der Verticaldurchschnitt Fig. 11 gibt einen
deutlicheren Begriff von der in Rede stehenden Anordnung. Hier sind D und B die beiden
concentrischen Röhren. Das Rohr D ist unten offen und
wird von einem hohlen Cylinder M aus feuerfestem Thon
überragt, welcher rings mit Löchern durchbohrt ist. Ein Diaphragma R, befördert die gleichmäßige Vertheilung des Gases in
dem ringförmigen Raume. L ist das Zugrohr, dessen Fuß
mit Löchern K durchbohrt und von einem gläsernen Muff
umgeben ist, durch welchen der Verbrennungsproceß beobachtet werden kann. Das Gas
wird an einer der Oeffnungen K angezündet. Nachdem man
das Zugrohr aufgesetzt hat, entsteht ein kräftiger Luftstrom durch die Röhre D und die Löcher des Cylinders M, welcher mit dem Gas zusammentreffend vor jedem Loch eine intensive, gegen
die Löthstellen der Elemente gerichtete Flamme erzeugt. Letztere wird mit Hülfe
eines Gashahnes regulirt, so daß sie nicht über das obere Ende des Cylinders M hinausschlägt. Dieser Brenner wird, da er sich bis zum
Rothglühen erhitzt, aus feuerfestem Thon angefertigt.
Die größte Batterie, welche die HHrn. Mure und Clamond nach vorstehendem System construirt haben,
besteht aus 150 großen Paaren, mit einer Intensität äquivalent 5 Bunsen'schen Elementen mittlerer Größe, und aus 560
kleinen nach Spannung angeordneten Paaren, mit einer Intensität gleich derjenigen
von 60 Daniell'schen Elementen. Der Gasconsum stellt sich
in beiden Fällen auf ungefähr 800 Liter per Stunde
heraus.