Titel: | Ueber die Bestimmung des Mangans in Eisenerzen, im Roheisen und im Stahl, auf colorimetrischem Wege; von P. Pichard. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. XXXVIII., S. 137 |
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XXXVIII.
Ueber die Bestimmung des Mangans in Eisenerzen,
im Roheisen und im Stahl, auf colorimetrischem Wege; von P. Pichard.
Aus den Comptes rendus,
t. LXXV p. 1821; December 1872.
Pichard, über volumetrische Bestimmung des Mangans in Eisenerzen
etc.
Man wägt 0,1 Grm. des auf Mangan zu prüfenden, zunächst fein geriebenen Eisensteines,
Roheisens oder Stahles ein, und erhitzt das Probirgut in einem Porzellan-
oder Platintiegel zum Hellrothglühen, so daß es einer Röstung, bez. einem
Oxydationsprocesse unterliegt. Nach dem Erkalten mengt man es innigst mit 0,2 bis
0,3 Grm. wasserfreiem kohlensauren Natron, und glüht es dann nochmals bei hoher
Temperatur. Wenn der Tiegel erkaltet ist, übergießt man seinen Inhalt mit 5
Kubikcentimeter concentrirter Salpetersäure und fügt einen Tropfen rauchender Salzsäure hinzu,
worauf sich Eisen und Mangan in einigen Stunden auflösen. Man kann die Auflösung
dadurch beschleunigen, daß man den Tiegel an einen warmen Ort stellt. Nachdem die
Tiegelwandungen von den ihnen anhaftenden Theilen frei geworden sind, gießt man den
Inhalt in ein einseitig geschlossenes Glasrohr von 20 Centimeter Länge und 15 bis 18
Millimet. Durchmesser, spült den Tiegel mit etwas kochendem Wasser aus, erhitzt das
geneigt gehaltene Glasrohr mittelst einer Weingeistlampe zum Sieden, um das
Manganoxyd vollständig in Lösung zu bringen, und fügt dann 10 Kubikcentimeter
destillirtes Wasser hinzu. Hierauf bringt man mindestes 0,5 Grm. braunes Bleioxyd in
das Rohr, erhitzt von Neuem über der Weingeistlampe und erhält das Sieden zwei bis
drei Minuten lang; dann läßt man das überschüssige braune Bleioxyd sich absetzen und
gießt die über demselben stehende Flüssigkeit in ein graduirtes Probirrohr von 500
K. C. Zum Auswaschen des braunen Bleioxydes fügt man 1 K. C. Salpetersäure und 5 K.
C. destillirtes Wasser hinzu; reicht dieß nicht hin, um eine beinahe farblose
Flüssigkeit zu geben, so wäscht man noch ein zweites Mal aus, indem man bis zum
Kochen erhitzt, und vereinigt dann die Waschflüssigkeiten mit der zuerst erhaltenen.
Man schüttelt die Flüssigkeit in dem graduirten Rohr, damit sie eine gleichmäßige
Färbung annimmt.
Hierauf bereitet man eine Normalmanganlösung, indem man 7 Milligrm. rothes
Manganoxyd, welche 5 Milligrm. Mangan entsprechen, ganz in derselben Weise
behandelt.
Man gießt die rothe Lösung von übermangansaurem Natron in eine graduirte Probirröhre
von 500 K. C. und demselben Kaliber wie die erstere. Hierauf verdunnt man mit
destillirtem Wasser, bis die Probe derjenigen der anderen Flüssigkeit gleich
geworden ist (um die Nüancen der Färbung schärfer beurtheilen zu können, stellt man
die beiden graduirten Röhren neben einander vor einem weißen Hintergrund auf);
darauf liest man die Zahlen der den Volumen beider Flüssigkeiten entsprechenden
Theilstriche ad, und findet dann mittelst einer Proportion die gesuchte
Gewichtsmenge des Mangans:
x/5 = V/V₁, x = 5V/V₁
wo x die gesuchte Manganmenge, V das derselben entsprechende Volum, V₁ das Volum der 5 Milligrm. Mangan
entsprechenden Normalmanganlösung ist; auf diese Weise erhält man die Menge des
Mangans in Procenten.
Bei den meisten manganhaltigen Eisenerzen, deren Mangangehalt 5 Procent selten
übersteigt, sowie bei Roheisen- und Stahlsorten, bei denen derselbe 5 Procent
selten erreicht, kann man diese Rechnung ersparen. Man verdünnt die
Normalflüssigkeit unmittelbar auf 500 Kubikcentimeter (die Färbung dieser
Flüssigkeit tritt noch sehr deutlich hervor) und verdünnt dann die zu probirende
Flüssigkeit, bis ihre Färbung derjenigen der ersteren gleichkommt; das Volum der
zweiten Flüssigkeit ergibt dann unmittelbar den Mangangehalt. Da 500 K. C. der
Normalflüssigkeit 5 Milligrm. Mangan entsprechen, so entspricht 1 K. C. 0,00001
Grm., was für die zur Probe verwendete Menge von 0,1 Grm. Erz 1/1000 des
Totalgewichtes ausmacht. Beträgt das Volum 275 K. C., so wird der Mangangehalt
275/10000 oder 2,75 Procent seyn.
Ein geübtes Auge wird leicht dahin gelangen, die Farbentöne der Flüssigkeiten von
diesem Verdünnungsgrade zu unterscheiden und man vermag auf diese Weise den
Mangangehalt eines Erzes fast bis auf 1/10000 genau zu bestimmen. Ergibt es sich aus
einem vorläufigen Versuche, daß der Mangangehalt unter 1/1000 beträgt, so ist es zu
empfehlen, eine neue Probe zu beginnen mit einer Gewichtsmenge von 3, 4 oder 5
Decigrammen; dann muß man aber die Menge des zuzusetzenden kohlensauren Natrons in
demselben Verhältnisse erhöhen, wogegen man im Uebrigen in der vorstehenden Weise zu
verfahren und das schließliche Resultat mit 5, 4 oder 3 zu dividiren hat.
Die Normalflüssigkeit läßt sich in einer mit eingeschliffenem Glasstopfen versehenen
Flasche ohne zu verderben, mehrere Tage aufbewahren, setzt jedoch nach einiger Zeit
an den Wandungen des Gefäßes einen braungefärbten Ueberzug von Manganoxyd ab; wenn
diese Erscheinung eintritt, muß man die Normalflüssigkeit beim Beginne einer Probe
frisch bereiten.