Titel: | Verfahren zur volumetrischen Bestimmung geringer Mengen von Arsen und Antimon; von A. Houzeau. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. XXXIX., S. 139 |
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XXXIX.
Verfahren zur volumetrischen Bestimmung geringer
Mengen von Arsen und Antimon; von A. Houzeau.
Aus den Comptes rendus,
t LXXV p. 1823; December 1872.
Houzeau, über volumetrische Bestimmung geringer Mengen Arsen und
Antimon.
Ein hinlänglich empfindliches Verfahren zur genauen und raschen Bestimmung kleiner
Mengen von Arsen und Antimon existirt nicht. Die in meiner ausführlichen Abhandlung
verzeichneten Beobachtungen beweisen jedoch, daß diese Aufgabe in geeigneter Weise zu lösen
ist; aus meinen Versuchen ergeben sich nämlich folgende Resultate:
I. Arsenwasserstoff und Antimonwasserstoff werden von einer schwach sauren Lösung von
salpetersaurem Silberoxyd (Dumas) vollständig und fast
augenblicklich absorbirt, und zwar nach folgenden durch die Analyse bestätigten
Aequivalenzen:
6 (AgO, NO⁵) + AsH³ = 6 NO⁵ + 3 HO + 6 Ag + AsO³, was Ag
= 0,11574 As gibt; und
3 (AgO, NO³) + SbH³ = 3 NO⁵ + 3 HO + 3 Ag + Sb, was Ag = 0,1867
Sb gibt.
II. Auf diese Reaction läßt sich ein genaues und empfindliches Verfahren zur
indirecten Bestimmung des Arsens und Antimons aus der Menge des niedergeschlagenen
Silbers, und zur directen Bestimmung des Arsens aus der Menge der gebildeten
Arsenigsäure gründen.
III. Indirectes Verfahren. – Man bringt die
arsen- oder antimonhaltige, durch Wasserstoff reducirbare Substanz in einen
mit arsenfreiem Zink und arsenfreier Salzsäure beschickten Marsh'schen Apparat, leitet die Gase zunächst durch eine Säule von
Kreidestücken, dann in eine titrirte Lösung von neutralem salpetersaurem Silberoxyd,
welche man mit ihrem gleichen Volum Wasser verdünnt und mit zwei bis drei Tropfen
Salpetersäure oder besser mit 0,5 Kubikcentimeter Essigsäure angesäuert hat, um die
Fällung einer gewissen Menge von arsenigsaurem Silberoxyd zu vermeiden. Das in
Lösung zurückbleibende Silber wird in dem Rohre selbst mittelst einer titrirten
Kochsalzlösung nach Gay-Lussac's Methode
bestimmt.
IV, V, VI. Mit gleicher Genauigkeit läßt sich das Arsen durch die directe Methode
bestimmen, welche in einem wahrhaften chlorimetrischen Probiren der zur Absorption
des Arsenwasserstoffes benutzten Silberlösung besteht.
Zu diesem Behufe fällt man alles in dieser Lösung enthaltene Silber mit einem
geringen Ueberschusse einer 3procentigen Kochsalzlösung; man mißt das Gesammtvolum
der Flüssigkeit und des Niederschlages genau (wir wollen 25 oder 50 Kubikcentimeter
annehmen), und bringt dann das Ganze auf ein trockenes Filter, welches man nicht
auswäscht. Die filtrirte ganz klare und gemessene Flüssigkeit (22 oder 40 K. C.)
wird in ein mit Fuß versehenes Glas gegossen und mit 1 oder 2
Kubikcentimeter reiner, farbloser Salzsäure versetzt. Hierauf bestimmt man
die in ihr enthaltene Arsenigsäuremenge mit einer titrirten Chamäleonlösung.
VII. Die nachstehenden Resultate beweisen die Genauigkeit der indirecten sowohl als
der directen Methode:
Textabbildung Bd. 207, S. 140
Arsen; Antimon; Angewendet;
Gefunden; Indirecte Methode. Arsen und Antimon nach dem in der titrirten
Silberlösung fehlenden Silber berechnet. Directe Methode. Arsen als Arsenigsaure
mittelst titriter Lösung von unterchlorigsaurem Natron bestimmt.
VIII. Wendet man beide Methoden gleichzeitig an, so lassen sie sich zur genauen
Untersuchung eines Gemenges von Arsen- und Antimonverbindungen auf den Gehalt
an diesen beiden Metallen, sowie zur quantitativen Bestimmung eines
Arsenwasserstoffgehaltes in Antimonwasserstoff benutzen. Beispiel:
Gesammtmenge des durch das Arsen-
und Antimonwasserstoffgas gefällten
Silbers
57,3 Mgrm.
Menge des durch den
Arsenwassetstoff niedergeschlagenen
Silbers, berechnet nach der Menge des
als Arsenigsäure bestimmten
Arsens
29,2 Mgrm.
Somit Menge des durch den
Antimonwasserstoff gefällten
Silbers
28,1 Mgrm. = 5,24 Mgrm. Antimon.
Folglich:
Angewendet:
Gefunden:
Arsen
3,33 Mgrm.
3,38 Mgrm.
Antimon
5,00 „
5,24 „
IX. Außerdem ist die Methode anwendbar zur Bestimmung von Arsen und Antimon welche
mit organischen Substanzen gemengt sind, wobei aber die organische Substanz vorher
zerstört werden muß.
X. Wenn auch diese volumetrische Methode nur bei solchen Antimon- und
Arsenverbindungen anwendbar ist, welche durch Wasserstoff im Entstehungszustande
reducirbar sind, wie z.B. bei Arsen- und Arsenigsäure, Antimonsäure etc., so
läßt sich ihre Benutzung doch auf Schwefelarsen- und Schwefelantimon-,
sowie auf Phosphorarsen- und Phosphorantimonverbindungen ausdehnen, nachdem
dieselben in geeigneter Weise durch Salzsäure welche mit chlorsaurem Kali versetzt
wurde, oxydirt worden sind.
XI. Diese vorläufige Oxydation wird selbst dann immer nothwendig seyn, wenn man nach
dieser Methode Arsen und Antimon in einer Substanz von unbekannter Zusammensetzung
aufzusuchen hat, – weil die Schwefligsäure, der Schwefelwasserstoff, der
Phosphorwasserstoff etc. auf die Silberlösung nach Art des Arsen- und
Antimonwasserstoffes reagiren würden.
XII. Dagegen ist die Behauptung mancher Chemiker, daß reines Wasserstoffgas das
Silbersalz ebenfalls reducire, unrichtig.