Titel: | Der Asphalt, seine Gewinnung, Bereitung und Verwendung in der Technik; von L. Videky, königl. ungarischem Ingenieur beim hauptstädtischen Baurathe von Pest-Ofen. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. LXX., S. 240 |
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LXX.
Der Asphalt, seine Gewinnung, Bereitung und
Verwendung in der Technik; von L. Videky, königl. ungarischem Ingenieur beim hauptstädtischen Baurathe von Pest-Ofen.
Aus der Zeitschrift des österreichischen
Ingenieur- und Architektenvereines, 1872 S. 426.
Videky, über den Asphalt, seine Gewinnung, Bereitung und Verwendung
in der Technik.
In der modernen Bautechnik spielt der Asphalt gewiß eine bedeutende Rolle und
namentlich als Straßen-Oberbau-Material wird seine Verwendung täglich
allgemeiner. Trotzdem ist wenig über ihn bekannt, und es scheint wohl gerade jetzt
zeitgemäß, die zerstreut liegenden Thatsachen in ein Bild zusammen zu fassen.
Die Anwendung des Asphalts im Bauwesen war bereits in den frühesten geschichtlichen
Epochen bekannt und römische Geschichtschreiber, wie Plinius, erzählen uns von seiner Verwendung bei den so sehr gerühmten
Bauten Babylons.
Ebenso belehren uns in Aegypten gemachte Funde über seine Benutzung bei der
Herstellung der Grabstätten der Pharaonen und beim Einbalsamiren der Todten.
Die Jahrtausende, welchen der Asphalt hier Widerstand geleistet, geben uns wohl auch
genügende Beweise für seine außerordentliche Dauerhaftigkeit: einer Dauerhaftigkeit,
die für uns bisher unerreicht blieb. Ob hierbei indessen eine uns unbekannte
Behandlungsweise oder vielmehr die klimatischen Verhältnisse Mesopotamiens und
Aegyptens maaßgebend sind, wollen wir unentschieden lassen.
Zur Herstellung von Straßen wurde der Asphalt vor ungefähr 30 Jahren, und zwar zuerst
in Basel benutzt. Bei uns fand er für diesen Zweck bisher nur versuchsweise
Anwendung, woran wohl die Entfernung seiner Fundorte und die dadurch bedingten
bedeutenden Kosten, sowie die Schwierigkeit Schuld seyn mag, eine Methode der
Zubereitung und Aufarbeitung ausfindig zu machen, welche unserem Klima Rechnung
tragend, dem Product die nöthige Dauerhaftigkeit gibt.
Den Asphalt allgemein zu charakterisiren, ist keine lösbare Aufgabe, da man mit
dieser Benennung Producte der verschiedensten Art bezeichnet.
In der Wissenschaft nennt man Asphalt oder Bitumen, welchen die Trivialnamen:
Erdpech, Bergpech, Bergtheer, Judenpech, schwarzes Erdharz synonym sind,
Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff haltige Substanzen, welche aschenfrei
sind.
Wir wollen für diese Producte ausschließlich den Namen Bitumen gebrauchen und uns
zunächst mit diesen befassen.
Die Bitumen sind braune bis sammtschwarze, äußerlich manchen Anthraciten ähnliche
Massen, welche bei gewöhnlicher Temperatur fest, harzartig sind, und einen
muscheligen Bruch haben. Sie sind undurchsichtig, haben einen charakteristischen
„bituminösen“ Geruch und eine Dichte von 1 – 1,68.
In Wasser sind sie unlöslich, theilweise löslich in Alkohol, leicht und vollständig
in Aether und Terpenthinöl.
Sie schmelzen bei ungefähr 100° C., sind sehr entzündlich und brennen,
angezündet, mit lebhafter stark rußender Flamme. Der trockenen Destillation
unterworfen, geben sie wenig ammoniakhaltiges Wasser, ein eigenthümliches
brenzliches Oel und einen kohligen Rückstand.
Die chemische Untersuchung der Bitumen ist eine ziemlich mangelhafte. Boussingault
Annales de chimie et de physique, t. LXIV. hat zuerst versucht Bitumen in seine näheren Bestandtheile zu zerlegen und
nach ihm sind sie Gemenge von zwei bestimmten Substanzen. Die eine, das Petrolen ist
ölig, löslich in Alkohol und unzersetzt flüchtig; die andere, das Asphalten ist
fest, unlöslich in Alkohol und nicht flüchtig.
Das Petrolen hat eine blaßgelbe Farbe, einen wenig auffallenden Geschmack und einen
bituminösen Geruch. Seine Dichte ist 0,891; es siedet bei 280° C. Die Analyse
ergab die Zusammensetzung C²⁰H³².
Erhitzt man Bitumen durch mindestens 48 Stunden auf 250° C. so ist das
Petrolen vollständig verflüchtigt und zurück bleibt das Asphalten, als ein schwarzer
glänzender Körper von muschligem Bruch. Bei 300° C. wird es weich und
zersetzt sich schon, bevor es schmelzt. Angezündet brennt es wie Harze. Seine Formel
ist C²⁰H³⁰O³. Darnach scheint es durch
Sauerstoffaufnahme aus dem Petrolen entstanden zu seyn.
Alle diese Angaben beziehen sich zunächst auf das Bitumen
von Bechelbronn im Elsaß.
VölkelAnnalen der Chemie und Pharmacie, Bd. LXXXV S. 139. hat in gleicher Richtung und fast mit gleichem Erfolge die Bitumen von Travers untersucht. Außer diesen etwas eingehenderen
Arbeiten finden sich noch Analysen von Bitumen verschiedener Fundorte und wir
theilen im Folgenden einige derselben mit.
I.
Bitumen
von
Coxitambo in Peru.
II.
„
„
Poutnavey.
III.
„
„
Cuba.
I.
II.
III.
Kohlenstoff
88,6
67,4
81,5
Wasserstoff
9,7
7,2
9,6
SauerstoffStickstoff
1,7
25,4
8,9
Diese Daten zeigen wohl unzweifelhaft, daß die verschiedenen Bitumen nicht allein
variable Gemenge von Petrolen und Asphalten sind, sondern daß noch andere bisher
noch nicht isolirte Substanzen darin vorkommen müssen.
Frei von größerer Menge erdiger Bestandtheile finden sich die Bitumen indeß selten.
Meist durchdringen sie vielmehr in mehr oder weniger reichlicher Menge Gesteine der
verschiedensten geologischen Formationen und der verschiedensten Art, vor allen aber
Kalksteine. Solche Massen bezeichnet man allgemein als bituminöse Gesteine und
speciell den bituminösen Kalkstein als Asphalt, Rohasphalt, Asphaltstein, erdigen
Asphalt. Wir werden
nun in dem Folgenden uns dieser Nomenclatur anschließen und mit Asphalt stets bituminösen Kalk
bezeichnen.
Asphalt und bituminöse Gesteine trifft man ziemlich häufig. Bekannte Fundorte sind
das todte Meer, der caspische
See, die Insel Trinidad, Peru, Persien etc., und
in Europa Seyssel am Ufer der Rhone, im Département
d'Ain, Val de Travers
im Canton Neuenburg, Bastens und Dax im Département des Landes
,
Bechelbrunn und Lobsam im Elsaß, Limmer und Velber in
der Provinz Hannover, Braunschweig, die Insel Brazza in Dalmatien, Seefelden
in Tyrol, Morovizza bei Sebenico, das Banat, Galizien etc.
Bemerkenswerth ist es, daß England keinen eigentlichen Asphalt hat.
Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, daß alle die verschiedenen Producte durchaus
nicht gleichwertig sind, sich nicht für alle Zwecke mit gleichem Vortheile verwenden
lassen; nur wenige eignen sich unmittelbar zum Straßenbau und zu diesen gehört der
Asphalt von Val de Travers.
Es schien darum gerechtfertigt, über dieses Product, sein Vorkommen und seine
Verwendung etwas ausführlicher zu berichten, weil wir damit ein Maaß zur
Beurtheilung anderer ähnlicher Producte gewinnen.
Wie schon erwähnt, findet sich dieser Asphalt im Canton Neuenburg zwischen den Orten
Convet und Travers in einem Muldenthal, welchem der letztere Ort den Namen
gibt.Wir entnehmen diese Schilderung dem oben citirten Aufsatze Völkel's. Val de Travers wird begrenzt südlich von der Fortsetzung des Creux de Vent, nördlich von Mont de Convet.
Die das Thal umschließenden Anhöhen steigen sanft an, und gehören zum oberen Jura.
Den Grund des Thales erfüllen Molassengebilde, in welche das Flüßchen Reuse sein
Bett gegraben hat.
Eine Viertelstunde ostwärts von Travers am rechten Ufer des Flüßchens tritt zwischen
dem oberen Jura und der Molasse die Kreideformation als Grünsand, Neocomienkalk und Mergel zu
Tage. Der Neocomienkalk ist daselbst mit Bitumen
durchdrungen und wird als Asphalt ausgebeutet. Er bildet ein über 30 Fuß mächtiges,
von Nord nach Süd geneigtes Lager. Der Rohasphalt ist von rußiger Farbe,
gleichmäßigem Bruch und gleichförmiger Structur; er gibt beim Zerschlagen den
bituminösen Geruch und enthält, wie schon früher angeführt, 10 – 20 Proc.
Bitumen, welches alle Theile des Steines durchdringt. Der Kalk zeigt keine
krystallinische Structur. Die Masse ist in derben Stücken zähe, in kleinen leicht
zerbrechlich.
Bei gelindem Erwärmen verliert sie ihre Cohäsion und zerfällt zu Pulver, welches,
wenn es unter Druck langsam erkaltet, wieder zu einem festen Ganzen erstarrt.
Bei höherer Temperatur zersetzt sich das Erdharz, und es bleibt mit Kohle gemengter
kohlensaurer Kalk zurück.
Ueber die wahrscheinliche Entstehungsweise dieses Asphaltlagers sind uns keine
Angaben bekannt. Vielleicht paßt unter entsprechender Modification das, was Hermann über das Vorkommen von Asphalt in der kleinen Tschetschna oder dem Landstrich zwischen dem Terek und dem Argun im Kaukasus sagt. Nachdem der genannte Forscher über die
heißen Quellen und das Auftreten von Naphta und deren
Verwendung in jener Gegend gesprochen, fährt er also fort: „Als ich diese
Naphtaquelle sah, drängte sich mir die Frage auf: Was ist aus dem im Steinöl
gelösten Asphalt geworden, zu der Zeit, als die Quelle noch nicht ausgebeutet
wurde? Die Lösung dieser Frage war leicht, denn von der kesselförmigen
Vertiefung aus, in der die Quelle liegt, führte eine Schlucht nach der Ebene am
Fuße der Hügelkette. Die Naphta konnte daher nur mit dem Wasser auf diesem Wege
nach der Ebene abgeflossen seyn. In der That fand sich nicht allein in dieser
Schlucht, sondern auch in der Ebene, am Fuße der Hügel, ein mächtiges
Asphaltlager vor.“ Es war also der Asphalt aus der Naphta gebildet
worden.
Kehren wir wieder zum Asphalt von Travers zurück, so wird
dieser entweder ohne weitere Beimengung als Asphalt
comprimé zur Herstellung von Straßen verwendet, oder er wird zu Asphalt mastix verarbeitet.
Für diesen Zweck wird der Rohasphalt unter Anwendung von gelinder Wärme zu Pulver
gemahlen, und mit etwa 7 Proc. Mineraltheer (Goudron
minéral), der in vorzüglicher Qualität zu Dax aus bituminösem
Sandstein gewonnen wird, unter fortwährendem Umrühren bei ziemlich starker Hitze zu
einem dicken Brei geschmolzen, welchen man dann in Formen erkalten läßt, und als
Asphaltbrode in den Handel bringt. Von der Güte des Mineraltheeres hängt wesentlich
die Qualität des Mastix ab.
Surrogate, wie Steinkohlentheer, Holztheer, die man aus Gewinnsucht nicht selten
verwendet, haben hauptsächlich den guten Ruf des Mastix als Pflasterungsmaterial
geschädigt.
Gemischt mit grobem Schotter bildet der Mastix Asphaltbéton.
Wir werden nun im Folgenden über die Benutzung dieser drei Producte ausführlich sprechen,
wobei, wie wir nebenbei bemerken wollen, uns eine 20jährige Erfahrung zur Seite
steht.
Bei Anwendung des Asphalts in einer der bezeichneten Formen ist stets eine feste und
glatte Unterlage eine Hauptbedingung der Dauerhaftigkeit.
Man sucht dieser Bedingung bei Pflasterungen dadurch zu genügen, daß das Lagerbett
gut gewalzt wird, und darauf eine, dem Zwecke nach verschieden dicke Schichte
Béton gelegt wird. Die Bétonschichte muß an der Oberfläche so glatt
wie möglich seyn, denn viele Versuche haben gezeigt, daß eine rauhe Oberfläche
derselben die Abnutzung und das Verderben des Pflasters wesentlich beschleunigt.
Unterlagen von Stein- und Ziegelpflaster sind gerade darum aufzugeben. Aber
auch ganz trocken muß die Bétonschichte bei dem Auftragen des Asphaltes seyn,
da sonst durch die bedeutende Wärme der heißen Asphaltmasse der sich entwickelnde
Wasserdampf Anlaß zur Bildung blasenförmiger Hohlräume gibt, welche sehr geeignete
Angriffspunkte für die zerstörenden Einflüsse, welchen die Pflasterung ausgesetzt
ist, abgeben. Und gerade diese Bedingung macht in unseren Klimaten bedeutende
Schwierigkeiten. Sie ist auch der Grund, weßhalb in Städten mit Asphaltpflasterung
die Zeit für die Bétonirung genau festgestellt ist. Für Paris z.B. ist es die
Zeit vom 1. Mai bis 15. September.
Diese Verhältnisse sind für die Festigkeit eines jeden Asphaltpflasters gleich
maaßgebend, so sehr auch die Art ihrer Bearbeitung und Verwendung verschieden seyn
mag.
Wie wir gesehen haben, zerfällt der Asphalt (Asphaltstein) bei einer Temperatur von
über 60° C. in Pulver; wird dieses, noch bevor es unter 50° erkaltet
ist, genügend gepreßt, so verbinden sich die einzelnen Theilchen wieder zu einem
homogenen Ganzen, welches alle Eigenschaften des ursprünglichen Steines besitzt.
Auf dieser Eigenthümlichkeit des Asphaltes beruht seine Anwendung zu Straßenpflaster
als Asphalt comprimé. Durch einen
besonderen Umstand wurde der Schweizer Ingenieur Merian
im Jahre 1849 auf diese Eigenschaft des Asphaltes aufmerksam; er bemerkte nämlich,
daß die von den Fuhrwerken abfallenden kleinen Asphaltstücke von der Sonne gelockert
und von den Rädern wieder in eine zusammenhängende Masse festgewalzt wurden.
Principiell müßte man also Asphaltgestein an der Baustelle selbst durch Erhitzen in
Pulver verwandeln, allsogleich auf die vorbereitete Unterlage bringen und
festwalzen. Dieß wurde auch anfänglich so gethan, aber die Unbequemlichkeiten welche
mit der Aufstellung der nöthigen Heizapparate in den Straßen verbunden sind, haben andere
bequemere Methoden veranlaßt.
Das Verfahren zur Bereitung des guten Asphaltpflasters
ist in Kürze folgendes:
Der im Bruche bereits bis auf 8 Centimeter große Stücke zerschnittene oder
zerschlagene natürliche Asphalt wird im sogenannten Epicycloidal-Heizapparate
in Pulver verwandelt; dieser Heizapparat besteht aus einem an beiden Seiten offenen
gußeisernen Cylinder von ca. 1 Meter Durchmesser und 3
Meter Länge, in dessen Mitte sich an einer Achse ein Schraubengewinde befindet,
welches bis an die Cylinderwand reicht, und dessen Steigung 20–25 Centimet.
per Drehung hat; außerdem sind an dem Gewinde Stäbe
und Schüreisen angebracht. Am oberen Ende des Cylinders befindet sich ein weiter
Trichter, in welchen das zerkleinerte Gestein gelegt wird. Nur die Wand des
Cylinders wird erhitzt, während die beiden Enden gegen starke Erhitzung geschützt
sind. Sobald der Cylinder bis zu ca. 300° C.
erhitzt ist, wird die Schraube in ziemlich starke Bewegung gesetzt und
Asphaltgestein eingeführt; dieses geht durch die erhitzte Luft, indem es von der
Wand des Cylinders durch die Schüreisen weggeführt wird. Die radial stehenden
Eisenstäbe beschleunigen das Zerfallen; das am anderen Ende des Cylinders anlangende
Asphaltpulver kommt in einen zweiten Trichter, durch welchen es in vorgelegte
eiserne Kästen gelangt, welche so eingerichtet sind, daß der Asphalt längere Zeit
gegen Abkühlung geschützt bleibt.
In diesen Kästen oder Behältern wird das Asphaltpulver nach der Legungsstelle
befördert; es kann bis auf eine Entfernung von 5–6 Kilometer verführt werden,
wobei es im Sommer 5–6°, im Winter 15–18° C. an Wärme
verliert; da es außerdem auch während des Ausbreitens auf die Unterlage an Wärme
verliert, so wird es stets in den Pulverisirapparaten bis zu 140° C. erhitzt,
so daß es selbst bei einem Wärmeverlust von 60° genügende Anhaltungsfähigkeit
behält.
Ueber 140° es zu erhitzen, ist nicht rathsam, da es sonst leicht zum
Comprimiren untauglich wird, indem das Erdharz zu flüssig wird, sich von dem
Kalkstein stellenweise trennt und stellenweise anhäuft.
Beim Transport des heißen Asphaltpulvers ist eine zu starke Erschütterung aus
leichtbegreiflichen Gründen zu vermeiden.
Das Ausbreiten des heißen Asphaltes auf die vorgearbeitete Unterlage geschieht
mittelst gewärmter Schaufeln und an Stangen befestigter Streichbretchen (Lissoirs) in der nöthigen Dicke.
Bei dieser Gelegenheit müssen wir noch bemerken, daß die Unterlage fest, möglichst glatt, trocken
und genau nach der Form der Straßenanlage gestaltet seyn muß.
Der grobkönige Béton wird zu diesem Zwecke mit feinem Cementmörtel abgeglättet
(verputzt), und wenn nöthig, künstlich getrocknet. Sollte dennoch die Legung
geschehen müssen, ehe der Béton vollkommen trocken geworden ist, so glättet
man die Oberfläche nochmals mit etwas geschmolzenem Mastix in der Dicke von ca. 3–4 Millimeter ab.
Die Dicke der Asphaltschichten vor dem Comprimiren soll stets um 20 Proc. stärker
seyn, als die fertige Asphaltschichte gewünscht wird. Bei Straßen welche
voraussichtlich einem starken und schweren Verkehr ausgesetzt sind, kann die
Anschüttung auch bis zu 25 Proc. stärker seyn, als das definitive Pflaster seyn
soll, da der schwere Verkehr die Comprimirung noch bis zu einer gewissen Grenze
fortsetzt, und der Asphalt erst dann zur Ruhe kommt, wenn er jene Dichtigkeit
erhalten hat, welche dem Verkehr entspricht.
Beim Ausbreiten müssen alle im Asphalt etwa enthaltenen fremden Bestandtheile, als:
Stein, Stroh, Holzspäne, Eisensplitter sorgfältig entfernt werden, da den Asphalt
nichts so schnell dem Verderben entgegenführt als diese Gegenstände.
Es muß besonders darauf gesehen werden, daß nie mehr Material auf einmal ausgebreitet
wird, als binnen einer halben Stunde comprimirt werden kann.
Es darf auch kein ausgebreitetes Material für den nächsten Tag uncomprimirt bleiben,
mit Ausnahme eines Streifens von ca. 3–5
Centimeter an jener Stelle, wo die Arbeit unterbrochen wird.
Das Comprimiren geschieht auf zweierlei Art, entweder durch Stampfen oder durch
Walzen.
Die Arbeit des Stampfens oder Walzens beginnt stets an der Randseite längs des
Trottoirs. Wird die Stampfmethode angewendet, so wird erst dieser Streifen mit
länglichen Handstampfen (Stößel) niedergestampft; diese Stößel haben unten eine
20–25 Centimeter lange und 5–6 Centimeter breite Fläche. Ist der Rand
eingestampft, so wird die ganze übrige Fläche mittelst runder, flacher Stößel
verdichtet. Ueber die so eingestampfte Fläche wird, so lange selbe noch warm ist,
heißes Asphaltpulver gestreut und mit dem Stößel selbst die Unebenheiten
ausgeglichen. Zum Schlusse wird das Ganze noch überwalzt. Bei dieser Methode ist das
Stampfen die Hauptsache, das Ueberwalzen bloß eine wünschenswerthe Nacharbeit,
besonders bei Fahrbahnen.
Wird die Walzmethode angewendet, so wird ebenfalls am Rande begonnen wie früher, die
übrige Fläche aber der Breite der Straße nach gewalzt; das Walzen selbst geschieht
successive mit immer schwerer werdenden Cylindern. Man bedient sich hierzu erst
eines Cylinders, dessen Gewicht circa 200 Kilogrm. ist,
und walzt zum Schlusse mit einem 1500 Kilogrm. schweren Cylinder; noch besser ist
es, drei Cylinder anzuwenden, wobei der mittlere circa
700–800 Kilogrm. schwer ist; diese Cylinder sind während der Operation innen
geheizt.
Von den zwei Methoden dürfte die Stampfmethode die bessere seyn; es ist jedoch sehr
schwer, eine genügende Anzahl geübter Arbeiter hierzu zu finden, und hat man diese
nicht, so ist eine schlecht gestampfte Straße schlechter als eine gewalzte; auch
kostet das Stampfen mehr, deßhalb hat man jetzt überall die Walzmethode als die
verläßlichere adoptirt, umsomehr, da man bei Fahrbahnen ohnehin der nöthigen Glätte
wegen selbst beim Stampfen, zum Schlusse die Walze anwenden muß.
Es wäre jedoch ein entschiedener Fehler, die ganze Masse allsogleich mit dem
schwersten Cylinder allein auf die gewünschte Dicke zu comprimiren, da solche
Pflasterungen nie gleichförmig werden und in Folge dessen schnell zu Grunde
gehen.
Einige Straßen in Genf sind auf diese Art gemacht worden; sie bieten wohl den Anblick
guter Asphaltstraßen, sind aber stets unter bedeutender Reparatur.
Wird die Arbeit für mehrere Stunden unterbrochen, so läßt man an der Anschlußkante
(Fuge) einen Streifen ungestampft, welcher bei Wiederaufnahme der Arbeit zu
entfernen ist. Man belegt den Rand des gestampften Asphaltes zum Anwärmen mit heißem
Pulver, läßt es circa eine halbe Stunde liegen, nimmt es
dann wieder fort, füllt sogleich auf und stampft die Fuge ein; nur auf diese Weise
ist eine solche Fuge herstellbar, die nach der geschehenen Arbeit keine merkbare
Spur hinterläßt.
Das Bestreichen des Randes mit heißem Eisen ist gänzlich zu vermeiden, so wie das
allsogleiche Einstampfen des zuerst aufgeschütteten Materiales; im ersten Falle
könnte das bereits gestampfte Material leicht schmelzen, und im zweiten Falle wäre
der Rand nicht genügend erwärmt, um sich mit dem neuen Material gut verbinden zu
können.
Vier bis fünf Stunden nach dem Ueberwalzen ist der Asphalt so weit abgekühlt, daß die
Straße anstandslos dem Verkehr übergeben werden kann. Aus dem über die Natur des
Asphalts Gesagten leuchtet von selbst ein, daß nur dann eine gute und dauerhafte
Straße von Asphalt comprimé erzielt werden
kann, wenn der Asphaltstein regelmäßig erhitzt zu Pulver verwandelt, und noch vor der Abkühlung zur
Verwendung gebracht wird. Jede andere Methode ist der Vorzüglichkeit und
Dauerhaftigkeit der Arbeit entschieden nachtheilig; denn läßt man das Pulver
erkalten und muß man es neuerdings vor Verwendung erwärmen, so verliert es, sowie
durch öfteres Erhitzen, an Bindekraft.
Das Zermahlen des Gesteines zum Zwecke der comprimirten Straßen ist ebenso
nachtheilig, da hierbei stets ein Zerreißen der Theile und ein Erhitzen stattfindet;
auch schmelzen die Theilchen des zermahlenen Asphaltsteines bei der späteren
Erhitzung leicht in einander und bilden Knollen im Pflaster, welche unter dem
Einflusse des Verkehres schnell nachgeben, und so Gruben bilden, deren Kanten
Angriffspunkte für den Stoß der Räder bieten, und dadurch das schnelle Zugrundegehen
des Pflasters veranlassen. Da jedoch das Pulverisiren durch Erhitzen in der Praxis
sehr viele Nachtheile hat, auch viel kostspieliger ist, so wird der Stein in guten,
eigens construirten Mühlen mit aller Vorsicht gemahlen, um so viel als möglich die
Nachtheile des Mahlens zu beseitigen.
Es ist wohl behauptet worden, daß Asphalt comprimé
zu jeder Jahreszeit und in jedem Wetter gelegt werden könne; die Erfahrungen der
Pariser, Lyoner und Londoner Ingenieure, sowie meine eigenen Beobachtungen während
eines längeren Aufenthaltes in Paris und London, sprechen dagegen; schon aus der
Natur des Materiales selbst folgt der Schluß: daß Regen der Güte des
Asphaltpflasters beim Legen nachtheilig ist; in starker Kälte ist ein genügendes
Warmhalten des Asphaltes durchaus unmöglich, abgesehen davon, daß die
Beton-Unterlage nur bei trockener und mäßig warmer oder heißer Witterung den
erforderlichen Grad von Trockenheit erlangen kann.
In Paris und London ist in sämmtliche Contracte die Bedingung eingeschaltet, daß die
Legung des neuen Asphaltes und größere Reparaturen nur zwischen dem 1. April und 15.
October geschehen darf; kleine Reparaturen, die nicht über 6 Stunden benöthigen,
können bei günstigem Wetter auch außerhalb dieser Zeit bewerkstelligt werden.
Das Material, welches bis jetzt als das beste für Fahrstraßen befunden wurde und auf
welches sich die gemachten Bemerkungen beziehen, ist das von Val de Travers.
Seyssel-Asphalt enthält zu wenig Bindestoff und
Limmer zu viel: Limmer
wird auch nicht zu Asphalt comprimé benutzt.
Seyssel-Asphalt hat bei der sorgfältigsten
Behandlung keine lange Dauer. Die daraus gefertigten comprimirten Straßen sind
beständig der Ausbesserung bedürftig, und kann diese nicht allsogleich
bewerkstelligt werden,
so greift das Uebel rasch um sich; so habe ich im December 1871 in Paris gesehen,
daß die meisten Straßen aus Seyssel-Asphalt in
einem schauderhaften Zustande waren, da man sich mit der Ausbesserung während der
letzten politischen Ereignisse längere Zeit gar nicht befassen konnte, während
Straßen aus Val de Travers-Asphalt in derselben
Zeit beinahe intact geblieben sind; dieß hat die Stadtbehörde veranlaßt, den
abgelaufenen Contract mit der Société
générale, welche Seyssel-Asphalt verwendet, nicht wieder zu erneuern und dafür die
Arbeiten durch jene Gesellschaften ausführen zu lassen, welche mit Val de Travers-Asphalt arbeiten (dieß bezieht sich
natürlich nur auf öffentliche Arbeiten).
Alle Asphalt comprimé-Straßen zeigen in der
ersten Zeit nach der Legung Fehler: es entstehen kleine Grübchen oder auch kleine
Rinnen, oft hebt oder senkt sich die Fläche; diese Fehler rühren meistens von den
fremden Stoffen im Asphalt her, die Hebungen vom nassen Béton und die
Senkungen vom fehlerhaften Stampfen und Walzen; oft entstehen auch die Grübchen und
Rinnen von calcinirten Asphalttheilchen, wenn bei der Pulverisirung nicht die
nöthige Vorsicht angewendet wurde. Es ist jedoch nicht leicht möglich, diese Fehler
gänzlich zu vermeiden, daher es nöthig ist, selbe allsogleich nach ihrem Auftauchen
zu verbessern, falls man nicht durch sie größeren Schaden leiden will.
Comprimirter Asphalt eignet sich auch zu allen Arbeiten, wobei die Asphaltschichte
horizontal oder nur wenig geneigt liegt, nur ist die Anlage kostspieliger als Mastix
(Asphalt-coulé), daher man letzteren
in Fällen vorzieht, wo nicht in Folge der Benutzungsart Asphalt comprimé geboten ist.
Mastix-Asphalt (Asphalt coulé).
Wie wir oben gesehen haben, wird der Mastix aus gemahlenem Asphalt durch Schmelzung,
unter Zusatz von reinem Erdharz, zubereitet. Die Art der Zubereitung haben wir
bereits beschrieben, daher wir allsogleich auf die Art der Anwendung übergehen
wollen, wobei wir die Legung von Straßen-Trottoirs als Basis nehmen werden,
da diese auch maaßgebend ist für alle übrigen Verwendungen.
Die Unterlage muß, wie schon erwähnt, fest, glatt und trocken seyn, jedoch braucht
selbe nicht in so hohem Grade trocken zu seyn als bei dem comprimirten Asphalt.
Die in der Mine bereiteten Mastixbrode werden mit dem Hammer in kleine Stücke
zerschlagen und in diesem Zustande in den Kessel gethan, in welchen man vorher circa 3 Procent der zu bereitenden Masse reines Erdharz
flüssig gemacht hat; die zerkleinerten Mastixbrode werden nach einander zugegeben
und unter stetem Umrühren geschmolzen, zuletzt wird noch 1 Proc. reines Erdharz
eingerührt. Das Verhältniß von reinem Erdharz zu dem Mastix kann natürlich, je
nachdem der Mastix fetter oder magerer ist, geändert werden.
Sobald die Masse genügend flüssig ist, wird die Füllung langsam beigegeben; letztere
ist entweder Flußsand, Schotter, ganz fein geschlagener Kalkstein oder sonstiger
Stein.
Flußsand ist nicht besonders gut bei Trottoirs, da die Bestandtheile zu klein sind,
somit im Verhältniß mehr Mastix zwischen den Theilen bleibt als nothwendig; grobes
Gestein bewährt sich auch nicht, indem dessen Ecken und Kanten Anlaß zum sehr
schnellen Durchtreten geben. Gerölle und Schotter haben den Nachtheil daß sich die
Masse nicht gut vereinigt und leicht trennt. Am besten ist geschlagener Schotter,
Kalkstein, Granit, Trachit, Grauwacke etc. Die einzelnen Theile sollen gleichförmige
Größe haben, welche nicht über 10 Millimet. und nicht unter 5 Millimet. seyn soll.
Auch beim Legen des Trottoirs bieten die zu großen oder abgerundeten Steine
Schwierigkeiten.
Die Füllung muß mit dem geschmolzenen Mastix gut und gleichförmig gemengt werden,
auch darf die Mastixmasse während des Mengens nicht anbrennen.
Wird Flußsand oder Schotter als Füllung benutzt, so müssen selbe gut gewaschen
werden, um von den anhaftenden organischen Körpern befreit zu werden.
Einige Communen schreiben die Mischung der Masse genau vor, dieß ist jedoch eher ein
Hinderniß für die gute Herstellung eines Asphalt-Trottoirs, da die Masse so
viel Füllung haben soll, als sie nur ohne anderen Nachtheil anzunehmen im Stande
ist.
Die in Paris gemachten Erfahrungen haben gezeigt, daß für einen Quadratmeter von 15
Millimeter Dicke die folgenden Mischungen annähernd die besten sind.
Für andere Zwecke ist natürlich das Mischungsverhältniß verschieden.
Ist die Masse soweit gut gemengt, daß sie gleichförmig und zusammenhängend ist
(teigartig), so wird sie zur Ausbreitung verwendet.
Anfänglich hat man die Masse in Kesseln am Orte der Benutzung selbst bereitet; dieß
hatte jedoch bedeutende Nachtheile: erstlich wurde die Masse nicht gleichartig
gemengt, ein Kessel gab dickere, der andere dünnere Masse, das Umrühren mit Rührstangen war
beschwerlich und besonders gegen Ende der Operation auch anstrengend; die Füllung
wurde daher selten gleichförmig vertheilt, Calcinirung der Harze kam dazu, und
besonders unangenehm war der penetrante Geruch des Asphaltes auf offener Straße.
Um allen diesen Uebelständen abzuhelfen, hat man Ateliers mit den nöthigen Maschinen
errichtet; die Controlle ist in jeder Beziehung in diesen Localen leichter
durchzuführen und eine immer gleichartige Masse ist die Folge der sich stets
gleichbleibenden Operation.
Wenn die Masse im Atelier fertig ist, wird sie in ambulante Kessel gethan und nach
dem Verbrauchsorte geführt.
Diese Kessel ruhen auf Rädern (gewöhnlich 2), haben einen Rauchschlot, Feuerungsrost
und Aschenkasten; im Inneren des liegenden Kessels befinden sich an einer Welle
Rührstäbe, die Welle selbst ist durch ein Kettengetriebe mit der Radachse in
Verbindung, so daß während des Fahrens selbst die Masse stets gleichförmig gerührt
wird; um jedoch auch dieselbe beim Stillstande des Kessels in Bewegung erhalten zu
können, ist die Welle mit einer Handkurbel versehen. Die Kessel werden während des
Fahrens so weit gehitzt, daß die Masse stets gleichförmige Temperatur behält. Bei
kleineren Ausbesserungen, welche an mehreren Orten zerstreut vorzunehmen sind,
dürfte sich kaum eine zweckmäßigere Einrichtung finden lassen als diese ambulanten
Kessel.
Beim Legen des Mastix-Pflasters sind zwei Arbeiter nöthig, der eine, welcher
mittelst eines runden Löffels die Masse aus dem Kessel schöpft und selbe vorlegt,
und der andere, welcher sie ausbreitet und glättet. Das Ausbreiten geschieht
zwischen auf die Kante gestellten Flacheisen, deren Höhe der gewünschten Dicke der
Mastixschichte gleich ist. Die Masse wird mittelst Streichbretchen ausgestrichen und
dann mit hölzernen oder auch eisernen Handwalzen geglättet. Diese Walzen laufen auf
den gestellten Flacheisen, wodurch eine eigentliche Comprimirung vermieden wird.
Sowohl beim Ausbreiten als auch beim Ueberwalzen soll die Masse so dicht seyn, daß
sie sich nicht von selbst ausbreiten kann, und daß sie den Werkzeugen Widerstand
beim Ausbreiten leiste, ohne deßhalb bröckelig zu werden. Man gibt zu diesem Zwecke
noch während des Ausbreitens etwas feine Füllung, und ebenso während des Walzens
zu.
Ist ein Streifen fertig, so wird das eine Flacheisen weggenommen und weiter
aufgestellt, um so den zweiten Streifen zu bilden; am besten ist es, die einzelnen
Streifen an der Hausseite zu beginnen und in der Breite des Trottoirs nach dem
Randsteine zu, auszubreiten. Will man dem Mastix gleichförmige Farbe geben, so bedeckt man ihn
mit gestampftem und geschlämmtem Schiefer, welchen man noch vor Erkaltung des Mastix
einstampft und überwalzt.
(Der Schluß folgt im nächsten Heft.)