Titel: | Ueber die Querschnittsform des Normalmetermaaßes. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. LXXVIII., S. 292 |
Download: | XML |
LXXVIII.
Ueber die Querschnittsform des
Normalmetermaaßes.
Nach Engineering,
December 1872, S. 433.
Ueber die Querschnittsform des Normalmetermaaßes.
Herr Tresca, zweiter Director des Conservatoire des arts et métiers in Paris und Mitglied der
internationalen Metercommission, hat in einer Mittheilung an die (französische)
Akademie der Wissenschaften die für das Normalmetermaaß adoptirte Querschnittsform
und die Gründe für die Annahme derselben veröffentlicht. In nebenstehender Figur ist
die Gestalt dieses Querschnittes versinnlicht.
Textabbildung Bd. 207, S. 292
Es ist bekannt, daß bei einem der Biegung unterworfenen Stabe die Länge in der
neutralen Achse sich nicht ändert, während alle übrigen Längen durch die Biegung
eine Modification erleiden. Die Theilstriche sollten daher bei Normalmaaßen in
der Ebene der neutralen Achse gemacht werden. Um diese Bedingung zu erfüllen,
hat man bis jetzt verschiedene Formen angenommen. Man hat z.B. Rinnen in den
Stab bis zur Mitte seiner Dicke gearbeitet, und die Länge desselben durch die am
Boden dieser Rinne angebrachten Theilstriche bestimmt u.s.w. Der Commission sind
indessen die mit diesen Anordnungen verknüpften Schwierigkeiten nicht
entgangen.
Bei dem adoptirten Querschnitte liegt die obere Fläche des horizontalen Stabes,
welcher die beiden Seiten des X verbindet, in der Mitte
der Querschnittshöhe, und diese Fläche coincidirt mit der Ebene der neutralen
Fasern; sie bildet zugleich eine Tafel, auf welcher die Graduirung markirt werden
kann. Wenn man den Einfluß der Temperaturveränderung in Erwägung zieht, so gelangt
man zu dem Schluß, daß die Eintheilung in der Ebene der neutralen Fasern verzeichnet
werden sollte. Eine Temperaturveränderung an einer der Flächen erzeugt in der That
eine mechanische Wirkung, welche die in dieser Fläche liegenden Molecüle ausdehnt
und zusammenzieht. Was die angenommenen Dimensionen anbelangt, so sind sie so
gewählt, daß der transversale Durchschnitt in ein Quadrat beschrieben werden kann.
Die Durchschnittsfläche beträgt 150 Quadratmillimeter (1 1/2mal so viel wie der
Querschnitt des Normalmeters im Archiv zu Paris). Das Trägheitsmoment des
Querschnittes ist 39mal größer als das bei dem Normalmeter des Archives.
Neben den bereits erwähnten Vortheilen bietet die adoptirte Querschnittsform noch
verschiedene andere Vortheile dar, die wir hier übergehen müssen. Wir bemerken nur
noch, daß die V-förmige Rinne im oberen Theile des Querschnittes zugleich
eine Unterlage für das Thermometer bildet, was den nämlichen Erfolg hat, wie wenn
das Thermometer während der Beobachtungen im Material des Meters eingeschlossen
wäre.