Titel: | Robertson's Walzwerk für flüssigen Stahl. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. LXXXVI., S. 314 |
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LXXXVI.
Robertson's Walzwerk
für flüssigen Stahl.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Robertson's Walzwerk für flüssigen Stahl.
Der bekannte Ingenieur James Robertson in Glasgow ließ
sich im Anschluß an das kürzlich in diesem Journal beschriebene LuppenwalzwerkIn diesem Bande S. 128 (zweites Januarheft
1873). ein Verfahren zum Walzen von flüssigem Stahl (rolling fluid steel) patentiren, welches speciell dahin
zielt, rohe Stahlstangen von praktisch endloser Länge herzustellen.
Nach diesem allerdings nur als Project vorliegenden Verfahren wird der nach irgend
einem Verfahren erschmolzene Stahl (in noch flüssigem Zustande) zwischen Walzen und
einer anschließenden festen Unterlagsform an einem Ende eingegossen und beim
Umdrehen der Walzen successive in eine cylindrische Barre umgewandelt, welche am
anderen Walzenende – so lange Metall nachgegossen wird – continuirlich
austritt. Man kann daher dieses Verfahren wohl auch als „Stahlguß zwischen
rotirenden Walzen“ bezeichnen.
Einen näheren Einblick in dieses Project gewähren die (dem Engineer, Januar 1873, S. 2 entnommenen) Abbildungen Fig. 17 bis 19 des Robertson'schen Walzwerkes für flüssigen Stahl.
Die beiden in der Pfeilrichtung sich umdrehenden Walzen A
und B sowie die darunter liegende, muldenförmige
Bodengußform D sind hohl und durch Wasser continuirlich
gekühlt. Die Walzenständer und die Unterlagsform sind auf der Bodenplatte C befestigt.
Die Walzen sind schwach conisch mit glatter Oberfläche und die Drehachsen derselben
nach entgegengesetzten Richtungen geneigt gelagert. An der einen Seite, wo die
Walzen etwas weiter von einander abstehen, wird das flüssige Metall direct aus dem
Converter, der Gußpfanne oder dergl. zwischen den in Drehung befindlichen Walzen und
der Bodenform eingegossen und der Einguß nach Maaßgabe des Fortschreitens der sich
bildenden cylindrischen Barre E ununterbrochen oder in
einzelnen Zwischenräumen fortgesetzt, so daß die Rohstange E in einer für praktische Verhältnisse endlos zu nennenden Länge erzeugt
werden kann.
Die Kühlung der Walzen soll auch von Außen durch Bespritzen der Oberflächen
unterstützt und die Bodenform D durch Bekleidung mit
feuerfestem Material gegen die ungewöhnliche Hitze geschützt werden, welcher diese
Theile längere Zeit ausgesetzt werden.
Referent verkennt keineswegs die außerordentlichen Schwierigkeiten, welche sich dem
vorliegenden Projecte von J. Robertson bei der
praktischen Anwendung entgegenstellen; er glaubte aber schon der Curiosität wegen
auf dasselbe näher hinweisen zu sollen.
J. Z.