| Titel: | Prof. Daniel Colladon's Apparate zum Comprimiren von Luft und Gasen behufs ihrer Verwendung als Triebkraft. | 
| Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. XCIII., S. 345 | 
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                        XCIII.
                        Prof. Daniel Colladon's Apparate zum Comprimiren von Luft und Gasen behufs ihrer Verwendung
                           								als Triebkraft.
                        Aus Armengaud's
                              								Publication industrielle, 1872, vol. XX p. 459.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Colladon's Apparate zum Comprimiren von Luft und Gasen behufs ihrer
                           								Verwendung als Triebkraft.
                        
                     
                        
                           Nachdem Colladon's
                              									„Methode, Gas und Luft behufs der Verwendung als Triebkraft zu
                                 										comprimiren“, bereits im Jahrgang 1872 des polytechn. Journals, Bd.
                                 									CCV S. 519 im Princip mitgetheilt worden ist, lassen wir nun eine nähere
                              									Beschreibung der hierzu dienenden Maschine, sowie des Apparates zur Wiedererwärmung
                              									des comprimirten Gases folgen.
                           
                        
                           I. Compressionspumpe für Luft und
                                 										Gase.
                           Bei Herstellung dieser Pumpe sind von dem Erfinder zwei Fälle vorgesehen:
                           1) Abkühlung der inneren Theile des Pumpenstiefels, ohne Einführung von Wasser in den
                              									Raum welchen die zu comprimirende Luft oder das Gas einnimmt;
                           2) Abkühlung der comprimirten Gase durch rasche und intermittirende Einspritzung von
                              									Wasser in's Innere des Pumpenstiefels selbst.
                           Vorliegende Beschreibung bezieht sich nur auf den ersten Fall; bezüglich des zweiten
                              									Falles verweisen wir auf die oben citirte Mittheilung im polytechn. Journal.
                           Fig. 9 stellt
                              									den Pumpenkörper nebst Zugehör im Maaßstabe von 1/20 in der äußeren Ansicht dar. Das
                              									Gestell, auf welchem er gelagert ist, nimmt auch die Führung der Kolbenstange und
                              									die in der Abbildung nicht mehr sichtbare Kurbelwelle mit der Schubstange, welche
                              									die Kurbel mit der Kolbenstange verbindet, auf. Fig. 10 ist ein achsialer
                              									Horizontaldurchschnitt des Pumpenkörpers nach einem größeren Maaßstabe; Fig. 11 eine
                              									Endansicht desselben.
                           
                           Die Abkühlung der Luft oder des Gases, ohne Einführung von Wasser in's Innere des
                              									Pumpenstiefels, erzielt der Erfinder durch eine Wassercirculation auf der äußeren
                              									Seite des letzteren und innerhalb der Kolbenstange. Zu diesem Zwecke ist um den
                              									Pumpenstiefel A, welcher mittelst Flantschen a an das Gestell A'
                              									geschraubt ist, ein Mantel gegossen, wodurch ein zur Aufnahme des Kühlwassers
                              									bestimmter ringförmiger Raum a' (Fig. 10) gebildet wird.
                              									Die beiden Cylinderenden sind durch die conischen Deckel B und B' geschlossen, und jeder der letzteren
                              									ist mit zwei rectangulären Oeffnungen versehen, in welche die Sitze der in den
                              									Bronzekammern C und C'
                              									spielenden Saug- und Druckventile c und c' eingepaßt sind. Die Deckel B und B' dienen der Kolbenstange als Führung,
                              									indem diese durch Stopfbüchsen gleitet, welche mit Stulpliderungen b ausgestattet sind. Zur Sicherung der letzteren dienen
                              									die Stopfbüchsendeckel b', welche auf die bei
                              									Dampfmaschinen und Pumpwerten übliche Weise durch Bolzen und Muttern angezogen
                              									werden. Der Kolben besteht aus zwei gegossenen Platten D
                              									von der Form abgestumpfter Kegel, welcher an die hohle Eisenstange E geschraubt sind. Zwischen beide Platten ist als
                              									Packung das doppelte Stulpleder d, sowie eine Scheibe
                              										d' aus Gußeisen eingepreßt. In dem Kolben befinden
                              									sich zwei ringförmige Höhlungen e und e', welche durch die Canäle f mit einander und durch die Löcher f' mit dem
                              									Inneren der hohlen Stange E communiciren. Um das Wasser
                              									in das Innere der Stange E einzuführen und in dem hohlen
                              									Raum des Kolbens circuliren zu lassen, ist in dieser Stange ein kupfernes Rohr F angeordnet, welches sich einerseits in eine
                              									Stopfbüchse mit Stulpliderung g endigt, durch die das
                              									eiserne Rohr G tritt, andererseits sich bis zu dem am
                              									Ende des Rohres G' angebrachten Klappenventil g' erstreckt. Das Rohr G'
                              									ist mit einer Liderung h garnirt, welche eine
                              									Scheidewand im Inneren der Stange E bildet, und bis
                              									außerhalb dieser Stange verlängert.
                           Das durch die Stopfbüchse g gleitende Rohr G muß wenigstens so lang seyn wie der Kolbenschub der
                              									Pumpe, und ohne anzustreifen im Inneren des Rohres F
                              									spielen. Das letztere nimmt nämlich an der geradlinig hin- und hergehenden
                              									Bewegung der Kolbenstange E Theil, während das Rohr G stationär befestigt ist. Letzteres Rohr, durch welches
                              									das Wasser in die Kolbenstange dringt, ist mit dem in den Wasserbehälter H tauchenden Rohr h'
                              									verbunden, und dieses ist an seinem unteren Ende mit einem kleinen Kugelventil i versehen, welches bei jedem Ansaugen sich öffnet.
                           Der Erfolg dieser Anordnungen ist nun leicht zu überblicken. In Folge der hin-
                              									und hergehenden Bewegung der Stange E, an welcher die Röhre F und ihre Verlängerung G'
                              									Theil nimmt, vergrößert und verkleinert sich der innere freie Raum dieser Röhre bei
                              									jedem Doppelschub des Kolbens D. Das Wasser des
                              									Behälters H wird daher bei dem nach der Pfeilrichtung
                              									erfolgenden Schub hereingesaugt, bei der Rückbewegung aber durch das Ventil g' in das Rohr G'
                              									hinein- und zum offenen Ende desselben hinausgedrückt. Von da an bewegt sich
                              									das Wasser im Inneren der Stange E von vorn nach hinten
                              									und begegnet der Scheidewand h, welche dasselbe nöthigt
                              									seinen Weg durch die Oeffnungen f, f' und durch die
                              									hohlen Räume e, e' zu nehmen, wobei es die beiden
                              									Flächen des Kolbens D abkühlt. Und so setzt das Wasser
                              									seinen Rückweg fort, bis es bei der Tubulatur j den
                              									Apparat verläßt. Da seine Erwärmung nur unbedeutend ist, so kann man es, wie Fig. 9 zeigt,
                              									mittelst einer an diese Tubulatur sich schließenden Röhre J seinen Weg durch den Cylindermantel nehmen lassen.
                           Die Anordnung dieser inneren Röhren gewährt den Vortheil, daß sie das Volumen des
                              									eingeführten Kühlwassers mit der Zahl der Kolbenschübe, folglich auch mit dem
                              									Volumen des in dieser Zeit comprimirten Gases genau in's Verhältniß zu setzen
                              									gestattet. Die Abkühlung während des Actes der Compression hat aber den Zweck, den
                              									durch die Erwärmung des Gases während seines Aufenthaltes im Pumpenstiefel
                              									veranlaßten Kraftverlust zu vermeiden.
                           Was die Methode der Packung an den Röhrenfugen anbelangt, so ist diese wesentlich an
                              									die Anwendung der comprimirten Gase als Triebkraft geknüpft. Colladon bedient sich einer Packung, welche zugleich dicht und billig
                              									herzustellen ist. Sie entsteht aus der Verbindung einer Kautschukröhre mit einem in
                              									ihr Inneres hineingezwängten hänfenen oder baumwollenen Strick, dessen Durchmesser
                              									dem inneren Durchmesser der Röhre ungefähr gleich ist. Der Strick mit der
                              									Kautschukröhre wird auf eine Länge gleich dem Umfange der zu dichtenden Fuge
                              									abgeschnitten. Man schiebt alsdann das Seil in der Röhre etwas vorwärts, so daß
                              									einige Centimeter desselben an einem der Röhrenenden hervorragen, biegt das Ganze zu
                              									einem Kreis zusammen und steckt das hervorragende Seilende in den leeren Raum des
                              									anderen Endes der Kautschukröhre. Auf diese Weise stoßen die beiden Seilenden in
                              									einiger Entfernung von der Stelle, wo sich die beiden Enden der Kautschukröhre
                              									vereinigen sollen, zusammen. Nachdem die Enden der Kautschukröhre einander
                              									sorgfältig genähert und dann durch eine Naht vereinigt worden sind, bildet das Ganze
                              									einen ausgezeichneten Packungsring, welcher den doppelten Vortheil darbietet, daß er
                              									seine Elasticität besser behält, als ein Ring aus Kautschuk allein, und zugleich
                              									billiger ist; endlich widersteht ein solcher Packungsring besser der Wärme.
                           
                        
                           II. Apparat zur Wiedererwärmung der
                                 										comprimirten Luft oder sonstigen Gasart.
                           Colladon's Anordnung zum Wiedererwärmen der Luft oder
                              									sonstigen Gasart, bevor sie als Motor in Anwendung kommt, ist nicht nur durch die
                              									Art wie die Wärme des Brennmaterials verwerthet wird, ökonomisch, sondern sie beugt überdieß den Einflüssen vor, welche für die
                              									Conservirung der Apparate nachtheilig sind, und in Folge der Ausdehnung oder
                              									Zusammenziehung der Metallflächen während der Arbeit auftreten können.
                           Fig. 12
                              									stellt den Ofen im verticalen Längendurchschnitte, Fig. 13 im
                              									Horizontaldurchschnitte nach der Linie 1–2, und Fig. 14 in einem durch
                              									die Mitte des Rostes geführten Querschnitte dar. Die Construction dieses Ofens ist,
                              									wie man sieht, eine der einfachsten. Zwei horizontale Röhren nehmen den unteren
                              									Theil desselben ein. Die Röhre R, welche das comprimirte
                              									Gas herbeileitet, durchsetzt den Ofen in seiner ganzen Länge und ist außerhalb
                              									desselben durch eine Platte r geschlossen. Die Röhre S, durch welche das Gas nach erfolgter Erwärmung den
                              									Ofen verläßt, ist an dem einen Ende durch die Platte s
                              									geschlossen. Die Tubulirungen m und n beider Röhren im Inneren des Ofens dienen zur Aufnahme
                              									der hufeisenförmig gebogenen Röhren T, welche das
                              									comprimirte Gas von der Röhre R in die Röhre S überfuhren. Der eigentliche Ofen ist in zwei, durch
                              									eine Scheidewand D aus feuerbeständigen Ziegeln von
                              									einander getrennte Kammern C und C' abgetheilt, welche nur durch die oben befindliche Oeffnung P mit einander communiciren. Die Flamme steigt in C in die Höhe, streicht durch die Oeffnung P und steigt in C¹
                              									abwärts, um durch das Rohr C² in den Schornstein
                              									zu gelangen.
                           Der Rost g muß 1 1/2 bis 2 Meter tiefer gelegt werden als
                              									die Röhren R und S, damit
                              									die Flamme nicht gegen die letzteren und die Verbindungsröhren T schlagen kann. Die Scheidewand D ist außerdem oberhalb der Feuerstelle mit einer durch den Schieber K verschließbaren Oeffnung O
                              									versehen, welche die Flamme direct nach dem Schornsteinrohre C² leitet, wenn das comprimirte Gas nicht circulirt und die Röhren
                              										R, S und T nicht erhitzt
                              									zu werden brauchen. Die wesentlichen Principien, auf welche die Construction dieses
                              									Ofens sich gründet, bestehen:
                           1) in dem 1 1/2 bis 2 Meter oder nach Umständen noch mehr betragenden Abstande des
                              									Rostes von den Röhren R und S, woraus zwei wichtige Vortheile entspringen, nämlich daß diese Röhren, sowie die Röhren T, keiner heftigen Flamme ausgesetzt sind, ferner daß
                              									trotz der Umkehrung der Flammenrichtung der für die Sicherung einer guten
                              									Verbrennung hinreichende Zug vorhanden, und kein hoher Schornstein nöthig ist;
                           2) in dem System der Communication und Fortleitung des comprimirten Gases zwischen
                              									den beiden Hauptröhren R und S, welches eine ungehinderte Ausdehnung und Zusammenziehung der Röhren T vermöge ihrer eigenthümlichen Form gestattet.
                              									Ueberdieß verleiht ihnen ihre Länge einen hinreichenden Grad von Elasticität, um der
                              									Ausdehnung oder Zusammenziehung keinen bemerkbaren Widerstand entgegenzusetzen.
                           
                        
                     
                  
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