Titel: | Ueber die Anwendung des durch die Natronsalze erzeugten monochromatischen Lichtes zur Beurtheilung der Farbenveränderungen der Lackmustinctur bei den alkalimetrischen Proben; von L. d' Henry. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. CX., S. 406 |
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CX.
Ueber die Anwendung des durch die Natronsalze
erzeugten monochromatischen Lichtes zur Beurtheilung der Farbenveränderungen der
Lackmustinctur bei den alkalimetrischen Proben; von L. d'
Henry.
Aus den Comptes rendus.
t. LXXVI p. 222; Januar 1873.
Henry, über Anwendung des monochromatischen Lichtes bei
alkalimetrischen Proben.
Bekanntlich ist es beinahe unmöglich, Abends, bei gewöhnlichem Lampenlicht oder
Gasbeleuchtung, mit Hülfe von Lackmustinctur eine genaue alkalimetrische oder
acidimetrische Probe auszuführen. Diese Tinctur, welche bei Tageslicht roth oder
blau ist, erscheint nämlich beim Lampenlichte immer mehr oder weniger roth, und die durch
die Reagentien erfolgende Veränderung ihrer Farbe ist alsdann schwierig zu
erfassen.
In den Rübenzuckerfabriken benutzt man häufig die geeignet
gesäuerte Lackmustinctur zur Bestimmung der Alkalinität der Säfte und zur Regulirung
der Arbeit. Da die Fabricationscampagnen in den Herbst und Winter fallen, so müssen
die chemischen Proben meistens in der Nacht angestellt werden, und sie werden dann
sehr schwierig.
Nach meinem Eintritte in die Zuckerfabrik des Hrn. Dantu-Dambricourt zu Steene befremdete es mich, allmorgendlich die
von der Nachtarbeit herrührenden Säfte und Syrupe in einem wenig befriedigenden
Zustande zu finden. Ich kam in Folge dessen auf den Gedanken, die Bestimmung des
alkalimetrischen Titer eines geläuterten und saturirten Saftes nach der gewöhnlichen
Methode mit Lackmustinctur in einer durch monochromatisches Licht beleuchteten
Dunkelkammer vorzunehmen. Dieses Licht erzeugte ich durch einen Bunsen'schen Gasbrenner mit nichtleuchtender Flamme, in
welcher sich ein zu einem Oehr zusammengebogener und mit einem Teige aus zerriebenem
Kochsalz und Wasser bestrichener Platindraht befand. Bei dem auf diese Weise
erhaltenen intensiv gelben Lichte erschien die rothe
Lackmustinctur farblos wie Wasser, die blaue Tinctur
hingegen schwarz und undurchsichtig wie Tinte.
Bei diesem scharf ausgeprägten Verhalten der Lackmustinctur darf ich dreist
behaupten, daß die Ausführung derartiger Proben bei Nacht leichter ist als am Tage,
und daß der Chemiker, der Zuckerfabrikant etc. in demselben ein schätzbares Mittel
besitzt, um seine Proben zu jeder Zeit mit Sicherheit ausführen zu können.
Ich habe sofort in der Fabrik zu Steene für den mit Ausführung der alkalimetrischen
Proben bei der Saturation betrauten Arbeiter einen Apparat mit monochromatischem
Lichte vorgerichtet, und seitdem war der Betrieb ein sehr regelmäßiger bei Nacht wie
bei Tage.
Das Vorstehende bezieht sich nur auf ungefärbte Flüssigkeiten und auf schwach
gefärbte Säfte. Hinsichtlich der Syrupe von 25° Baumé, welche
besonders am Ende der Fabrication sehr stark gefärbt sind, habe ich Folgendes zu
bemerken.
Die Bestimmung der Alkalinität dieser Syrupe ist selbst beim Tageslichte nach ihrer
Verdünnung mit viel Wasser mittelst Lackmustinctur nur schwierig auszuführen, weil
die Farbe der letzteren durch die Eigenfarbe dieser Syrupe maskirt wird. Man muß
daher Lackmuspapier zu diesen Proben benutzen, und da es sehr schwierig ist, die Erreichung des
Neutralisationspunktes richtig zu erkennen, so ist das erhaltene Resultat sehr
unsicher.
Bei der Beleuchtung durch monochromatisches, mittelst eines Natronsalzes erzeugtes
Licht, läßt sich hingegen das Probiren der Syrupe mittelst Lackmustinctur in derselben Weise und eben so sicher ausführen, wie
dasjenige der Säfte; überdieß hat man gewöhnlich nicht nöthig, diese Syrupe mit
Wasser zu verdünnen. Der einzige Unterschied besteht darin, daß die Flüssigkeit in
Folge der durch den Syrup verursachten Lichtabsorption dunkler erscheint; der
Sättigungspunkt ist aber immer sehr leicht zu erfassen.