Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. , S. 80 |
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Miscellen.
Miscellen.
Green's kohlenersparender
Wasservorwärmer für Dampfkessel.
In einer der letzten Sitzungen der polytechnischen Gesellschaft in Berlin besprach
Herr Scholl ausführlich den Green'schen Vorwärmapparat.Man s. Prof. Rühlmann's Beschreibung des Green'schen Apparates (mit beigegebener
Zeichnung) im polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXV S. 13. Es wird bei demselben die überflüssige Wärme der Dampfkessel-Feuerung
benutzt, um das dem Dampfkessel zuzuführende Speisewasser vorzuwärmen und soll
hierdurch eine Dampfersparniß von 20 bis 25 Proc. herbeigeführt werden. Nach einem
von dem Vortragenden mitgetheilten Zeugniß eines größeren Industriellen in Berlin
betrug die Temperatur der von den Kesselzügen abgehenden Gase vor dem Vorwärmer im
Durchschnitt 212° R. und hinter dem Vorwärmer 141° R. Mit diesem
Wärmeverlust in Uebereinstimmung steht die Wärmezunahme des Condensationswassers,
mit welchem die Kessel gespeist werden. Es betrug dessen Temperatur vor dem
Vorwärmer 15 und hinter demselben 80° R. In anderen Fällen gelangte das
Wasser mit einer Temperatur von 104 auch 107° R. in den Dampfkessel. Die
Patentinhaber machen besonders auf die vorzügliche Ausführung des Apparates
aufmerksam. Die nothwendigerweise große Zahl der Rohr-Kuppelungen ist auf das
Beste hergestellt; alle Verbindungen sind mit Ausschluß aller Bolzen, Ringe, Ketten,
Cemente oder ähnlicher billiger Aushülfsmittel direct „Metall auf
Metall,“ durch kraftvolle besonders zu diesem Zweck construirte
Maschinen mittelst Pressung ausgeführt. Die am Apparate angebrachten Schaber
zeichnen sich vor den früheren dadurch aus, daß sie die Reinigung vollständiger
vollführen und bei vorkommenden Reparaturen leichter zu handhaben sind. Schlammige
Niederschläge können durch ein am Ende des unteren Verbindungsrohres angebrachtes
Ablaßventil abgeblasen werden. Die Beseitigung von etwa sich bildendem Kesselstein
wird auf eine leichte Weise durch eine besonders für diesen Zweck construirte
Maschine, welche eine Reihe Rohre zu gleicher Zeit ausbohrt, erreicht.
(Arbeitgeber.)
Seit Juli 1871 ist auf der Zeche vereinigt. Hagenbeck bei Essen ein Green'scher Vorwärmer aufgestellt. Gebaut ist derselbe in
der Fabrik von E. Green und Sohn zu Wakefield in England und kostet 3500 Thlr. ohne Montage, letztere
circa 500 Thlr. Er besteht aus 256 schmiedeeisernen,
senkrecht stehenden Röhren von 71 Millimeter äußerem, 52 Millimeter innerem
Durchmesser und 2 Meter Länge. Die äußere Fläche dieser Röhren bietet eine
Heizfläche von circa 130 Quadratmeter und die
abziehenden Feuerungsgase geben an dieselbe einen großen Theil der noch vorhandenen
Wärme ab, so daß die Speisewässer auf eine Temperatur von 94° C. gebracht
werden. Um die Röhren von Ruß frei zu halten, ist, wie gewöhnlich, ein dieselben
umfassender Schräpper angebracht, welcher langsam auf- und niedergeht und
dessen Bewegung durch ein kleines Maschinchen von 52 Millimet. Cylinderdurchmesser
und 156 Millim. Hub bewirkt wird. Reparaturen sind bisher nicht nöthig gewesen und
eine Reinigung der Röhren am Kessel, obwohl die Speisewässer nicht besonders rein
sind, hat noch nicht stattgefunden. Eine Ersparniß von 15 Procent an Kohle wird
bestimmt erzielt, außerdem sind zum Betriebe der Maschinen zwei Kessel weniger
erforderlich wie sonst. Vor Herstellung des Apparates mußten eilf Kessel geheizt
werden, jetzt reichen neun aus. Setzt man den Apparat außer Function und läßt die Speisewässer direct in den.
Kessel treten, so fällt bei angestrengter Heizung die Dampfspannung binnen einer
halben Stunde um 6 Pfd. und dieselbe steigt bei Wiedererwärmung des Wassers durch
den Apparat in derselben Zeit auf ihre normale Höhe. Bei 50 Scheffel Kohlenersparniß
pro Tag, wie dieß auf der Zeche ver. Hagenbeck der
Fall ist, wird sich der Apparat binnen drei Jahren bezahlt haben. (Deutsche
Industriezeitung, 1872, Nr. 26.)
Brennbarer Kesselstein.
Bei Gelegenheit der regelmäßigen Reinigung unserer Kessel fanden wir an Stelle der
gewöhnlich nur 1/32 bis 1/16 Zoll dicken Schalen, vor einigen Wochen eine dicke
große Kruste von 2 bis 2 1/2 Zoll Stärke.
Diese Kruste war ein schwammartiges poröses Gebilde, welches bei 100° C.
getrocknet, das spec. Gew. von 0,852 zeigte.
Beim Erhitzen begann die Masse zu schwellen und alsbald mit leuchtender Flamme zu
brennen.
Es war unschwer zu erkennen, daß eine übermäßige Fettzufuhr in den Kessel durch die
Condensationswässer der verschiedenen Betriebsmaschinen und in Folge der Einführung
von Schmiermaterial durch die Pumpen stattgefunden hatte.
Ein Extractionsversuch mit Benzin ergab in diesem Kesselstein die bedeutende Menge
von 16,04 Proc. unzersetztem Fett.
Das ganze Gemenge bestand aus:
20,92
organischer Substanz,
16,04
extrahirtem Fett,
63,04
Asche.
––––––
100,000
Nahezu die Hälfte des Aschenrückstandes war in diesem Falle feingeschlämmter Thon und
Sand, da nicht weit oberhalb der Stelle wo die Pumpen das Flußwasser ansaugen,
anhaltend gebaggert wurde.
Dieser Fall beweist wiederum, daß man bei Benutzung der Condensationswässer zur
Kesselspeisung stets darauf bedacht seyn muß, etwaige zu große Mengen von Fett durch
Verseifung unschädlich zu machen. Die Gefahr, unbenetzbare Stellen an der Kesselwand
zu erzeugen, ist zu einleuchtend, als daß irgend eine Vorsichtsmaßregel
vernachlässigt werden sollte.
Seit jener Zeit wird den Wasserbassins in welche die Condensationswässer
zurückfließen, regelmäßig Soda in gehöriger Menge zugeführt, und es ist in Folge
dessen eine derartige Steinbildung nicht wieder vorgekommen.
Chicago, Laboratorium der Wahl'schen Fabrik, im November 1872.
Ueber J. Heberlein's Bremsapparat
zum schnellen Bremsen eines Eisenbahnzuges.
Auf der hessischen Ludwigsbahn haben im December 1872, wie das „Frankfurter
Journal“ berichtet, interessante Versuche mit
der neuen Heberlein'schen Bremsvorrichtung stattgefunden, mittelst welcher
ein ganzer Eisenbahnzug augenblicklich zum Stehen gebracht werden kann. An einem
Extrazug mit einer Maschine und acht großen sechsachsigen Personenwagen warm die
beiden mittleren Wagen damit versehen. Die mit einem Hebelruck leicht in Bewegung zu
setzende Hemmvorrichtung brachte den Zug zwar sofort zum Stehen, die Räder der
Maschine mahlten dagegen noch einige Minuten fort. Uebersteigt das Gewicht des Zuges
das der Maschine nicht, so ist das Weiterschleifen des Zuges zu befürchten; ebenso
bleibt noch die Frage zu lösen: ob bei einem plötzlichen Halt des Zuges, namentlich
in Folge ganz unvorhergesehener Gefahr- und Nothsignale, nicht ein
Aufeinandersteigen der Wagen doch noch möglich ist.
Die Versuche auf der Ludwigsbahn werden deßhalb noch fortgesetzt, und zwar wird der Angriff der Mechanik
auf die Maschine verlegt und der letzte Wagen des Zuges auch mit der Vorrichtung
versehen. Dieselbe besteht im Wesentlichen aus in einem festen Gehäuse
eingeschlossenen Rollen, von welchen je eine durch Auslösung im Moment der Noth auf
die Mitte der Räderachsen gleichzeitig wirkt, so daß nach einem in der Mechanik
längst bekannten Gesetze die entgegengesetzte Bewegung der nur auf eine halbe
Umdrehung freien Rolle die Umdrehung der Radachse mit der mehr als achtfachen Kraft
paralysirt, und um so rascher, je rascher sich die Radachse umdreht.Man sehe die Beschreibung der patentirten Heberlein'schen Bremsvorrichtung (mit beigegebener Zeichnung) im
polytechn. Journal Bd. CCVI S. 252 (zweites Novemberheft 1872). Eine Hauptsache ist bei der Vorrichtung die Beschaffenheit des Materiales.
Bei den indessen günstig verlaufenen Versuchen war die Kraftentwickelung so stark,
daß mehr als zolldicke Eisenstangen zerbrachen.
Nach Ansicht erfahrener Techniker wird mit solchen Vorrichtungen und der
bevorstehenden Einführung auch der (Explosions-) Schlagsignale die Gefahr
noch nicht gründlich beseitigt. Man hält vielmehr die Anzahl der Sicherheitsapparate
bereits für so bedeutend, daß ihre Beobachtung und deren Anwendung auf den Dienst,
ganz abgesehen von der mit ihrer Zahl wachsenden Gefahr der Mißverständnisse, mehr
Aufwand an Intelligenz, an Personal und Mitteln erfordert als bei einer der
Sicherheit dienlicheren vereinfachten, auf strenge Pünktlichkeit, Intelligenz,
Umsicht und in jeder Kategorie ausreichende Personalkräfte gestützten
Betriebsordnung des Eisenbahnwesens aufzuwenden wären. Zur Durchführung einer
solchen Reform müßten bei Anstellung des Personals vielfach andere Gesichtspunkte
als bisher maßgebend werden.
Beitrag zur Ventilationsfrage.
Die Frage, wie groß die Menge der zur Ventilation eines gegebenen Raumes
einzuführenden reinen Luft bemessen werden muß, wird von L. Pinzger analytisch unter der Voraussetzung abgehandelt, daß ein Mensch pro Minute 0,005 Kubikmeter Luft mit 4 Proc.
Kohlensäuregehalt ausathmet, daß die ausgeathmete Kohlensäure den betreffenden Raum
in allen seinen Theilen gleichmäßig durchdringt und daß endlich die in den Raum
eingeführte reine Luft sich in jedem Augenblicke mit der inneren unreinen Luft
wieder zu einer homogenen Masse vermischt. Unter dieser Gestalt läßt sich die Frage,
wie stark der Kohlensäuregehalt eines Raumes nach einer bestimmten Zeit gestiegen
seyn wird, in welchem sich 2 Personen aufhalten und zu dessen Ventilation eine
bestimmte Menge reiner Luft regelmäßig zugeführt wird, unschwer ableiten. In ihrer
Umkehrung bietet diese Frage alsdann leicht die Lösung, wie groß die Menge der
zugeführten reinen Luft seyn muß, damit die Verschlechterung nach einer bestimmten
Zeit ein gewisses Maaß nicht überschreite. Nach Herstellung der ersten Grundformeln
wird der Einfluß den die Temperaturunterschiede zwischen der äußeren und inneren
Luft zur Folge haben, nach Maaßgabe des Gay-Lussac'schen Gesetzes eingeführt, und sind die schließlichen
Ergebnisse in der nachstehenden Tabelle enthalten:
Erforderliche Luftmenge pro 1 Person und 1 Stunde.
Ventilation imSommer, sowiemit
kalterLuft im Winter.Kubikmeter
VentilationbeiLuftheizung.Kubikmeter
1. In Hospitälern:
a) für gewöhnliche Kranke
60–70
80–90
b) für Verwundete und Wöchnerinnen
100
120
c) während einer Epidemie
150
180–200
2. In Gefängnissen
40
50–55
3. In Werkstätten:
a) gewöhnlicher Art
60
80
b) mit verdorbener Luft
100
120
Erforderliche Luftmenge pro 1 Person und 1 Stunde.
Ventilation imSommer, sowiemit kalter
Luftim Winter.Kubikmeter
VentilationbeiLuftheizung.Kubikmeter
4. In Casernen:
a) bei Tage
30
40
b) bei Nacht
40
50
5. In Theatern
40
50
6. In Sälen, bei lange andauernder Benutzung
60
80
7. In Sälen bei kürzerer Benutzung
30
40
8. In Schulsälen
20–25
25–30
Endlich wird angeführt, daß die Wirkung einer mittleren Gasflamme gleich der einer
Anzahl von 9 Personen zu setzen sey. (Erbkam's
Zeitschrift für Bauwesen, 1872; Technische Blätter, 1872, III. Heft S. 188.)
Natur des Goldpurpurs.
H. Debray
Polytechn. Journal, 1872, Bd. CCVI S. 292. erklärt alle bisher laut gewordenen Ansichten über die Natur des Goldpurpurs
für unrichtig und fährt dann fort: „Ich betrachte den Goldpurpur als einen
durch sehr fein zertheiltes Gold gefärbten Zinnsäure-Lack, worin das Gold ähnlich mit dem Zinnoxyde
verbunden ist, wie ein organischer Farbstoff mit der Faser eines
Gewebes.“
Genau denselben Ausspruch hat aber schon vor sechs Jahren
J. C. Fischer
Polytechn. Journal, 1866, Bd. CLXXXII S. 31 und 129. in seiner sehr gründlichen Arbeit über den Goldpurpur gethan, denn er sagt
gegen den Schluß der Abhandlung:
„Bei der Bildung des Goldpurpurs hängen sich die Molecüle des reducirten
Goldes an die Molecüle des Zinnoxydhydrates, wie ein
Farbstoff an Gewebe. Es tritt hier der eigenthümliche Umstand auf, daß
nicht bloß der reducirte, sondern auch der reducirende Körper herausfällt,
jedoch nicht jeder besonders, sondern beide wie ein Lack
miteinander vereinigt, indem hier das Zinnoxyd seine bekannte,
Farbstoffe anziehende Eigenschaft geltend macht.“
Debray hatte sich also in der Literatur vorher nicht
gründlich umgesehen, als er obige Behauptung aufstellte, und für sich etwas in
Anspruch nahm, was schon das Eigenthum eines Anderen war.
Wittstein.
Das basisch-chromsaure Eisenoxyd oder das Sideringelb,
nach V. Kletzinsky.
Löst man neutrales Eisenchlorid in Wasser und versetzt diese Lösung mit einer heiß
gesättigten wässerigen Lösung von doppelt-chromsaurem Kali, so scheidet sich
beim längeren Erwärmen ein feurig gelb gefärbter Niederschlag aus, welcher
sorgfältig ausgewaschen, außer Chromsäure, Eisenoxyd und Wasser, keine anderen
Bestandtheile, insbesondere weder Chlor noch Kalium enthält.
Dieser gewaschene und getrocknete Niederschlag ist ein basisch-chromsaures
Eisenoxyd von bestimmter Zusammensetzung, das unter dem Namen „Sideringelb“ eine praktische Verwendung
als bleifreie, luft- und lichtächte Farbe finden kann; dieses Sideringelb ist nicht nur als
Aquarelle- (Gummi- oder Leim-) Farbe, nicht nur als rasch
trocknende Oelfarbe, sondern ganz vorzüglich zum Wasserglasanstrich geeignet, da es
mit Wasserglas fein verrieben einen rasch trocknenden, nach Art der Cemente
versteinernden Anstrich gibt, welcher selbst der Gewalt des fließenden Wassers Trotz
bietet.
Mit Ultramarin gemengt liefert es ein schönes Grün, das gleichfalls vorzüglich für
den wasserfesten Wasserglasanstrich verwendbar ist.
Bei dem Processe seiner Bereitung treten folgende Mengen der Bestandtheile in
Wechselwirkung: 433 Gewichtstheile krystallisirtes Eisenchlorid, worin 325
Gewichtstheile wasserfreies Eisenchlorid enthalten sind, erfordern zur gänzlichen
Zersetzung 1473 Gewichtstheile doppelt-chromsaures Kali.
Nach längerem Kochen der gemengten wässerigen Lösungen scheiden sich 378
Gewichtstheile basisch-chromsaures Eisenoxyd oder Sideringelb ab, während 90
Gewichtstheile Wasser von dem Krystallwassergehalte des Eisenchlorides frei werden
und 1049 Gewichtstheile sogenanntes chlor-chromsaures Kali entstehen, welche
mit 389 Gewichtstheilen einfach-chromsauren Kalis im Wasser gelöst bleiben.
(Apotheker-Zeitung.)
Bemerkungen über Kieselsäure; von E. Rammelsberg.
Bekanntlich pflegt man die bei Analysen von Silicaten erhaltene Kieselsäure nach dem
Glühen und Wägen dadurch auf ihre Reinheit zu prüfen, daß man sie mit einer
concentrirten Auflösung von kohlensaurem Kali oder Natron kocht. Es bleiben dann
nicht sowohl die beigemengten Erden (Thonerde, Magnesia, Kalk) als vielmehr ein
Gemenge derselben mit viel Kieselsäure unaufgelöst. Allein man bemerkt mitunter, daß
die Kieselsäure nur theilweise sich auflöst, und findet bei der Prüfung des
Unlöslichen durch Fluorwasserstoffsäure doch keinen Gehalt an fremden Körpern. Diese
Erscheinung tritt jedes Mal ein, wenn man sie zuvor hinreichend stark und lange
geglüht hat, denn von der Höhe und der Dauer der Temperatur hängt es ab, wieviel von
der Säure sich in der alkalischen Flüssigkeit auflöst. Ich habe in dieser Beziehung
gefunden, daß dieselbe Säure, welche nach kurzem und schwachem Glühen sich in dem
Carbonat fast vollständig auflöste, nach längerem und stärkerem Glühen diese
Eigenschaft theilweise, ja fast ganz verliert. Da eine solche geglühte Säure das
Volum-Gew. von 2,3 besitztSchon H. Rose bemerkt, daß das
Volum-Gewicht der künstlich dargestellten Säure unter gewissen
Umständen auf 2,3 steigen kann., so ist sie offenbar in den krystallisirten Zustand des Tridymits
übergegangen und es folgt, daß die Umwandlung nicht nothwendig die hohe Temperatur
des Porzellanofens erfordert.
Es mag bei dieser Gelegenheit daran erinnert werden, daß auch andere amorphe Körper
durch Erhitzen in den krystallisirten Zustand übergehen, so Beryllerde, Titansäure,
Zirkonsäure, Niob und Tantalsäure.
Aus dem Angeführten ergibt sich, daß die Prüfung der Kieselsäure auf ihre Reinheit,
oder ihre Trennung von unzersetzten Silicaten bei Gesteinanalysen niemals nach dem
Glühen stattfinden darf.
Hiernach ist es aber auch unbegreiflich, wie Fremy
Comptes rendus, t. LXIV p. 243. behaupten konnte, amorphe Kieselsäure bleibe nach dem Glühen löslich in
Alkalien, und wenn die Existenz amorpher Silicate auch unbestritten ist, so steht
doch ebenso fest, daß auch die krystallisirten bei ihrer Zersetzung amorphe Säure
liefern.
Im Anschluß hieran erlaube ich mir zu bemerken, daß auch von mir vielfache Versuche
über den Wassergehalt der aus Alkalisilicaten und aus
Wollastonit durch Säuren abgeschiedenen Kieselsäure angestellt wurden: Gottlieb
Journal für praktische Chemie, zweite Reihe, Bd. VI S. 185. hat noch kürzlich in der über Schwefelsäure getrockneten 6,13 Proc., in der
bei 100–140° C. getrockneten 4,5 Proc. Wasser gefunden, und auch ich
habe (ohne besondere Vorsichtsmaßregeln) im ersten Fall 4,5–7, im zweiten
4–5,7 Proc. erhalten. Man hat es also mit Hydraten nSiO² + aq zu thun, bei welchen n
zwischen 4 und 8 liegt.
Lufttrockene Kieselsäure hat, wie man sich bald
überzeugt, gar keinen bestimmten Wassergehalt. In staubig trockenem Pulver findet
man von 36–13 Proc. Wasser; jene würden SiO² + 2aq, diese
2SiO² + aq entsprechen. Zwischen ihnen treten
Wassergehalte = 23 und 16 Proc. am häufigsten auf, wie eine vorliegende Reihe von
Bestimmungen ersehen läßt, also Hydrate = SiO² + aq und 3SiO² + 3aq. (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1872, Nr. 19.)
Bestimmung der im Regenwasser und im Seinewasser aufgelösten
Sauerstoffmengen; von A. Gerardin.
Ich habe mittelst des Verfahrens von Schützenberger und
Gerardin (polytechn. Journal Bd. CCVI S. 208, erstes
Novemberheft 1872) die im Regenwasser aufgelöste
Sauerstoffmenge bestimmt und gefunden am:
Sauerstoff per Liter.
Kubikcentimeter.
29. October
8,00
25. November
4,33
26. „
3,17
27. „
Morgens
4,80
27. „
Mittags
4,40
27. „
Abends
2,63
28. „
2,59
29. „
Morgens
3,19
29. „
Abends
4,72
30. „
3,78
2. December
3,77
4. „
3,22
7. „
4,04
8. „
4,00
Der feine und andauernde Regen ist weniger reich an Sauerstoff, als der reichliche
und vorübergehende Regen; die Zertheilung der Tropfen scheint die Oberfläche, deren
aufgelöster Sauerstoff verloren geht, zu vergrößern.
Gleichzeitig habe ich den im Wasser der Seine aufgelösten
Sauerstoff während des Steigens derselben bestimmt. Die Seine enthielt am:
Sauerstoff per Liter.
Kubikcentimeter.
9. October
3,75
30. „
6,00
19. November
3,99
24. „
3,33
27
„
5,40
1. December
3,51
2. „
3,78
4. „
3,83
8. „
3,60
(Comptes rendus. t. LXXV p.
1713. December 1872.)
Ueber das Färben von Glacéhandschuhen.
Hierüber gibt Reimann's Färberzeitung folgende
Mittheilungen. Die Farnstofflösungen werden auf die auf einer hölzernen Hand glatt
aufgezogenen Handschuhe aufgebürstet.
Um schwarz zu färben, bürstet man den Handschuh nach dem
Waschen mit Alkohol, trocknet ab und bürstet mit einer Blauholzabkochung nach, läßt
10 Minuten liegen und bürstet nochmals mit Blauholz. Nach 10 Minuten taucht man den
Handschuh in eine Lösung von Eisenvitriol und bürstet ihn hierauf mit warmem Wasser
ab. Wird die Farbe nicht dunkel genug, so nimmt man etwas Gelbholz- oder
Quercitronabkochung in den Blauholzabsud. Auch kann man an Stelle des Eisenvitriols
besser salpetersaures
Eisen verwenden. Beginnt der Handschuh zu trocknen, so reibt man ihn mit etwas
Provenceröl und Talk ab, legt ihn zwischen Flanell und preßt. Man reibt dann wieder
mit Oel und Talk ein, und zieht ihn auf eine hölzerne Hand. Der Handschuh darf
inwendig nicht schwarz werden; es darf deßhalb keine der Farbeflüssigkeiten in das
Innere der Handschuhe gelangen.
Braun färbt man durch Aufbürsten von Gelbholz-,
Rothholz- und Blauholzabkochung mit etwas Alaun.
Die zu benutzenden Mengen der Farbstoffe richten sich ganz nach der Nüance. Zum
Dunkeln der Farbe verwendet man eine geringe Menge Eisenvitriollösung.
Maroquinroth erzeugt man durch Aufbürsten einer
Cochenilleabkochung, welcher man ein wenig Zinnsalz und Zuckersäure zusetzt. Die
Nüance läßt sich durch Zufügen von etwas Blauholz leicht dunkler machen.
Grau erzeugt man durch Aufbürsten einer Schmackabkochung
und nachheriges Behandeln mit schwacher Eisenvitriollösung; grünliches Grau durch
Zufügen von Gelbholz und Blauholz, auch Gelbholz und Indigcarmin zu der
Schmackabkochung.
Die Anilinfarben lassen sich sämmtlich ohne Weiteres durch Aufbürsten ihrer Lösungen
auf den Handschuh befestigen. An Stelle der Bürste kann man, wo dieß passender
erscheint, einen Schwamm benutzen.
Um Schwarz den beliebten bläulichen Schein zu geben, kann man nach dem Färben mit
etwas Salmiakgeist abwaschen.
Sollen die Nähte in den Handschuhen beim Färben weiß bleiben, so überstreicht man
dieselben mit einem Mehlkleister, in welchem etwas Fett vertheilt ist.
Regenerirbares Durchzeichenpapier.
Hierüber berichtet C. Puscher in Nürnberg in der
Wochenschrift „Kunst und Gewerbe“ Folgendes: Die Eigenschaft
des Ricinusöles, sich in allen Verhältnissen mit absolutem Alkohol zu mischen, gab
mir Anlaß, es zur Anfertigung von Durchzeichenpapier zu verwenden. Je nachdem das
gewählte Papier dünner oder dicker ist und daher mehr oder weniger Oel bedarf, um
durchsichtig zu werden, verdünnt man das Ricinusöl mit der ein-, zwei-
oder dreifachen Menge absolutem Alkohol und bestreicht das Papier mittelst eines
Schwammes mit dieser Mischung ein Mal. Nach wenigen Minuten ist der Alkohol
verdunstet und das Papier ist – bei richtigem Verhältniß der Mischung
– vollständig durchsichtig, trocken und dabei geruchlos, und kann sofort
benutzt werden, um mit Bleistift oder Tusche darauf zu zeichnen. Durch Eintauchen in
absoluten Alkohol kann man das Papier nachträglich wieder vom Oel befreien und in
seinen früheren Zustand zurückführen. Der hierzu gebrauchte Alkohol läßt sich
natürlich wiederum zum Verdünnen von Ricinusöl benutzen.
Sichtbarmachung von Steuerstempeln auf gefärbtem Kattun; von
Jul. Müller.
Ein großes Kattungeschäft in Breslau hatte einen erheblichen Posten Kattun zum Färben
nach Oesterreich gesandt; an der Grenze versteuert, wurde jedes Stück mit einem
Stempel versehen. Kommen diese durch den Stempel gezeichneten Waaren zurück, so
unterliegen sie selbstverständlich keiner preußischen Steuer. Die Stempel waren nun
bei jedem Stücke durch das Ueberfärben völlig unsichtbar geworden, die preußische
Steuerbehörde behandelte in Folge dessen die Kattune als von Oesterreich exportirte
und beanspruchte Steuer. Es wurde an den Verf. die Frage gestellt, ob es nicht
möglich sey, die Stempel wieder sichtbar zu machen, um auf diese Weise die Behörde
von der falschen Forderung zu überzeugen. Es gelang dieß in der That durch
wiederholtes Behandeln der Ecken, in welche der Stempel gewöhnlich aufgedrückt wird,
mit sehr verdünnter Kalilauge vollständig. Die Farbe des Kattuns wurde dadurch
gelöst und weggewaschen, die schwarze Stempelfarbe trat deutlich hervor, so daß die
Behörde von der Richtigkeit des Stempels überzeugt, das Geschäft vor einer doppelten
Steuer bewahrt wurde. (Archiv der Pharmacie, 3. Reihe Bd. I S. 307.)
Entfernung von Stempeln vom Papier; von Jul. Müller.
Aus einem großen Maschinen-Commissions-Geschäfte erhielt der Verf.
einen mit blauem Fabrikstempel versehenen, die Zeichnung der patentirten Maschen
enthaltenden Preiscourant mit dem Ersuchen, den Stempel zu entfernen, da sonst
natürlich die Maschine nicht von ihnen, sondern direct aus der Maschinenfabrik
gekauft würde. Auch dieß gelang dem Verf., und zwar durch sehr behutsames Behandeln
des Stempels mit Aether. Da die Stempelfarbe jedenfalls Anilinblau war, so
verschwand dieselbe vollständig, ohne daß die Zeichnung irgend wie beschädigt wurde.
(Archiv der Pharmacie, 3. Reihe Bd. I S. 307.)
Die Einwirkung der schwefligen Säure auf die Pflanzen.
Unter vorstehender Ueberschrift enthält Heft 5 von Bd. XV der
„landwirthschaftlichen Versuchsstationen“ sehr werthvolle
Untersuchungen von Dr. Julius Schröder, denen wir die am Schluß zusammengefaßten Resultate
entnehmen.
1. Aus einer Luft, welche schweflige Säure enthält, wird dieses Gas von den
Blattorganen der Laub- und Nadelhölzer aufgenommen; es wird zum größeren
Theile hier fixirt und dringt zum größeren Theile in die Achsen (Holz und Rinde,
Blattstiele) ein, sey es nun nach vorhergegangener Umwandlung in Schwefelsäure, oder
sey es, daß diese Oxydation erst später eintritt.
2. Die Aufnahme der schwefligen Säure konnte bei Laub- und Nadelholz
nachgewiesen werden, wenn die betreffenden Zweige in einer Luft verweilten, welche
nicht mehr als 1/5000 ihres Volumens an schwefliger Säure enthielt.
3. Unter sonst gleichen äußeren Verhältnissen nimmt die gleiche Blattfläche eines
Nadelholzes weniger schweflige Säure aus der Luft auf, als ein Laubholz.
4. Die von der gleichen Blattoberfläche absorbirten Mengen schwefliger Säure geben
für sich bei verschiedenen Pflanzen noch kein Maaß für die Schädigung welche die
Pflanzen bei längerer Einwirkung des Gases erleiden. Es muß hier die specielle
Organisation der Pflanzen mit in Betracht gezogen werden.
5. Die schweflige Säure wird von den Blättern nicht durch die Spaltöffnungen, sondern
gleichmäßig von der ganzen Blattfläche aufgenommen. Ein Laubblatt nimmt mit seiner
spaltöffnungslosen Oberseite unter sonst gleichen Verhältnissen ebenso viel
schweflige Säure auf wie mit der von Spaltöffnungen besetzten Unterseite.
6. Dieselbe Menge schwefliger Säure, welche von der Unterseite eines Laubblattes
absorbirt wird, desorganisirt das ganze Blatt in höherem Grade, als wenn die gleiche
Aufnahme durch die obere Fläche stattfindet.
7. Die größere Schädigung des Laubblattes durch Absorption der schwefligen Säure von
der Unterfläche her, erklärt sich dadurch, daß diese Fläche ganz vorherrschend
diejenige ist, durch welche die Transspiration stattfindet, und daß die schweflige
Säure auf die Wasserverdunstung einen besonders nachtheiligen Einfluß ausübt.
8. Als Ursache des nachtheiligen Einflusses, den die im Hütten- und Steinkohlenrauch enthaltene
schweflige Säure auf die Pflanzen ausübt, kann (wenigstens zum Theil) die
Benachtheiligung der Transspiration angesehen werden.
9. Pflanzen, welche von schwefliger Säure getroffen werden, verlieren die Fähigkeit,
normal zu transspiriren. In Folge dessen werden geringere Wassermengen durch den
ganzen Organismus geleitet, alle Folgen einer gestörten Wassercirculation müssen
sich geltend machen, und zuletzt geht die Pflanze ihrem Untergange entgegen.
10. Größere Mengen schwefliger Säure bewirken stärkere, geringere Mengen geringere
Störungen der Wasserverdunstung.
11. Bei Gegenwart von Licht bei hoher Temperatur und trockener Luft wird aus der Luft
mehr schweflige Säure aufgenommen und tritt eine stärkere Benachtheiligung der
Verdunstung ein, als im Dunkel bei niederer Temperatur und feuchter Luft.
12. Nach 11 steht daher zu vermuthen, daß der Hütten- und Steinkohlenrauch zur Nachtzeit
den Pflanzen weniger schaden wird als während des Tages.
13. Ein Nadelholz wird bei gleicher Menge schwefliger Säure noch nicht sichtbar in
seiner Transspiration herabgesetzt, wo sich eine deutliche Einwirkung bei einem
Laubholze bereits zeigt. Dem entspricht die unter gleichen Verhältnissen geringere
Absorption der
schwefligen Säure, welche ein Nadelholz gegenüber einem Laubholze zeigt.
14. Die größere Empfindlichkeit der Nadelhölzer in den Rauchgegenden läßt sich weder
durch eine größere Fähigkeit der Nadeln, die schweflige Säure zu absorbiren, noch
durch eine stärkere Schädigung in der Transspiration erklären. Es kommt hier höchst
wahrscheinlich die längere Dauer der Nadeln in Betracht, wobei die schädlichen
Einwirkungen eine längere Zeit hindurch sich summiren können, während bei den
Laubhölzern die Belaubung des einen Jahres nur indirect von der im vorhergegangenen
Jahre stattgehabten Schädigung beeinflußt wird.
Ueber die Veränderungen der Zuckerrübe in den Miethen.
Pasteur hat die Beobachtung gemacht, daß Zuckerrübe,
aufbewahrt in einer Atmosphäre von Kohlensäure oder Stickstoff, eine
Milchsäure- und schleimige Gährung erleidet. Dabei wird ein Theil des Zuckers
vernichtet, ein anderer wird unkrystallisirbar und die Rübe mit einer schleimigen
Flüssigkeit angefüllt, welche eine Menge von Bläschen (Milchsäureferment und Ferment
der schleimigen Gährung) enthält. Zuweilen sind in der Flüssigkeit organische
Gebilde vorhanden, welche der Buttersäuregährung zukommen und die nach Pasteur gleichfalls bei Abschluß der Luft vegetiren
können. – Diese Beobachtungen sind von besonderer Bedeutung für die
Zuckerrüben, welche eingemiethet werden. Es resultirt nämlich aus früheren Arbeiten
desselben Forschers, daß Schimmelbildung unter Aufnahme von Sauerstoff erfolgt, an
dessen Stelle dann Kohlensäure abgeschieden wird; auf diese Weise kann es geschehen,
daß die Miethen, oder wenigstens einzelne Stellen derselben, ihres Sauerstoffes
beraubt und mit Kohlensäuregas angefüllt und die darin aufbewahrten Rüben in
Verhältnisse versetzt werden, welche die von Pasteur
beobachtete Umwandlung hervorrufen können.
Man begreift nun leicht, daß die Menge des krystallisirbaren Zuckers in den
eingemietheten Rüben mit der Dauer der Einlagerung immer mehr und mehr abnimmt und
daß die Fabrikanten mit Recht sich beeilen, ihre Vorräthe so rasch als möglich
aufzuarbeiten. Je schneller sie arbeiten, um so größer die Ausbeute bei einem
gewissen ursprünglichen Zuckergehalte der Rübe.
Die Pasteur'schen Beobachtungen geben aber zugleich die
Grundregel an die Hand, deren man bei der Rübeneinmiethung stets eingedenk seyn soll
und die dahin lautet, die gebildete Kohlensäure und den nach der Absorption des
Sauerstoffes erübrigenden Stickstoff aus den Miethen wegzuschaffen und durch frische
Luft zu ersetzen, mit einem Worte für eine gute Ventilation zu sorgen. Nur dann,
wenn dieselbe zweckmäßig durchgeführt ist, kann der Zuckerfabrikant auf eine
befriedigende Ausgiebigkeit seiner eingemietheten Zuckerrüben rechnen. (Journal des fabricants de sucre, 1872 p. 34; Zeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen,
December 1872, S. 621.)
Weiskopf, über Mattiren von
Glas.
In dem betreffenden Artikel im polytechn. Journal Bd. CCVI S. 468 (zweites
Decemberheft 1872) lese man Zeile 2 von oben „im Principe weder neu ist,
noch zu den wenig bekannten gehört“
(statt „noch zu den ältesten gehört“).