Titel: Ueber die Absorption und Nutzbarmachung der in Feuerungs- und Röstgasen enthaltenen Schwefligsäure.
Fundstelle: Band 246, Jahrgang 1882, S. 229
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Ueber die Absorption und Nutzbarmachung der in Feuerungs- und Röstgasen enthaltenen Schwefligsäure. Mit Abbildungen auf Tafel 16. Ueber Absorption und Nutzbarmachung der Schwefligsäure. R. Hasenclever in Aachen (D. R. P. Kl. 40 Nr. 17371 vom 20. April 1881) findet, daſs Schwefelsäure aus Grasgemischen Schwefelsäuredämpfe und besonders in der Kälte auch Schwefligsäure aufnimmt. H. Precht in Neu-Staſsfurt (D. R. P. Kl. 40 Nr. 17000 vom 6. Juli 1881) verwendet Magnesiahydrat und Thonerdehydrat, welche beide aus Gasgemischen leicht Schwefligsäure unter Bildung von schwefligsauren Salzen aufnehmen, die dann durch Glühen in reine Schwefligsäure und in Magnesia bezieh. Thonerde übergeführt werden. Die technische Ausführung dieses Verfahrens bedingt zunächst eine Abkühlung der Rauchgase auf etwa 100°; auch ist es erwünscht, dieselben vorher möglichst von Schwefelsäure zu befreien und die Gase feucht der Einwirkung von Magnesiahydrat auszusetzen. Magnesiahydrat wird entweder, mit wenig Wasser angefeuchtet, in dicht schlieſsenden Kammern auf Horden ausgebreitet, oder als Magnesiamilch in einem mit Rührwerk versehenen Apparat mit den Röstgasen zusammengebracht. Der Gasstrom wird so geregelt, daſs derselbe zunächst mit dem am meisten ausgenutzten Absorptionsmittel in Berührung kommt und die nahezu von Schwefligsäure befreiten Gase zuletzt über reines Magnesiahydrat geleitet werden. Das erhaltene krystallinische schwefligsaure Magnesium, MgSO3.6H2O ist mit geringen Mengen Magnesiahydrat verunreinigt und enthält etwa 30 bis 33 Proc. Schwefligsäure. Bei Anwendung von Magnesiamilch erhält man das schwefligsaure Magnesium als einen nahezu unlöslichen krystallinischen Niederschlag, während das gleichzeitig gebildete schwefelsaure Magnesium in Lösung geht. Durch Erhitzen des von anhängender Lauge möglichst befreiten schwefligsauren Magnesiums wird Magnesia regenerirt, die Schwefligsäure entweicht theils mit dem Krystallwasser bei 200°, theils erst bei höherer Temperatur und etwa 3 Proc. bleibt als Magnesiumsulfat im Rückstande. Das bei der Absorption der Schwefligsäure und beim Erhitzen des schwefligsauren Magnesiums gebildete Magnesiumsulfat kann durch Glühen mit Kohlenpulver in Magnesia, Schwefligsäure und Kohlensäure übergeführt werden; das hierbei entweichende Gas, welches auf 1 Vol. Kohlensäure 2 Vol. oder 66 Proc. Schwefligsäure enthält, wird wie die reine Schwefligsäure zur Schwefelsäurefabrikation nutzbar gemacht. Die Kohle wird am besten mit der Magnesia vor der Absorption der Schwefligsäure gemischt und genügen 1 bis 2 Proc.; doch ist ein Ueberschuſs an Kohle unschädlich und kommt das nächste Mal zur Wirkung. Die Magnesia wird bei diesem Verfahren fast vollständig wieder gewonnen und nur ein kleiner Verlust muſs durch neues Material ersetzt werden. In gleicher Weise wie Magnesiahydrat, wenn auch langsamer, wirkt Thonerdehydrat, welches aus Röstgasen die Schwefligsäure bis zur Bildung von basisch schwefligsaurer Thonerde, Al2O3.SO2.4H2O, absorbirt. Da diese nur 24 bis 27 Proc. Schwefligsäure enthält, so ist die Regeneration der Thonerde weniger vortheilhaft ausführbar als das Glühen des schwefligsauren Magnesiums. In entsprechender Weise verwendet Schnabel in Lautenthal (D. R. P. Kl. 40 Nr. 16860 vom 8. April 1881) Zinkoxyd. Wie derselbe in der Zeitschrift für Berg-, Bütten- und Salinenwesen, 1881 S. 395 berichtet, kann die Verdünnung der fraglichen Gasgemische mit Luft die Schädlichkeit der Schwefligsäure zwar vermindern, aber nicht beseitigen. Die Absorption durch Wasser (vgl. 1878 227 74) ist schwierig und praktisch kaum ausführbar, besser die durch Wasser und Kalkstein (vgl. Winkler 1880 235 * 220). Die Verarbeitung des Hüttenrauches auf Schwefelsäure ist nur bei Gasen mit mindestens 4 Proc. Schwefligsäure vortheilhaft. Noch weniger Aussicht haben die sonstigen Vorschläge zur Ueberführung der Schwefligsäure in Schwefelsäure. Mit der Verwandlung der Säuren des Hüttenrauches in Schwefel hat Schnabel auf der Lautenthaler Hütte einen Versuch gemacht, indem er ein Gemenge von Schwefligsäure mit Wasserdampf über glühende Kohlen leitete. Die Schwefligsäure wurde vollständig reducirt. Man erhielt ein Gemenge von Schwefeldampf und Schwefelwasserstoff. Dasselbe wurde in einen mit Quarzstücken angefüllten Bleithurm geführt, in welchem der Schwefelwasserstoff mit neuen Mengen von Schwefligsäure in Berührung gebracht und dadurch in Schwefel verwandelt wurde. Durch den Thurm lieſs man eine Lösung von Chlornatrium herabrieseln, wodurch der Schwefel in flockiger Form abgeschieden wurde. Der Schwefelwasserstoff wurde ebenfalls vollständig unschädlich gemacht. Die Reduction der Schwefligsäure durch Schwefelwasserstoff stellte sich nach dortigen Versuchen als unvortheilhaft heraus, ebenso die Verwendung von Schwefelcalcium. Von den in Lautenthal angestellten Versuchen, die Säuren des Schwefels durch Bildung von Salzen zu absorbiren, schlug der mit Abbränden von Kupfer haltigem Schwefelkies, welche durch den Chlorürungsprozeſs entkupfert waren, fehl, da man nur sehr dünne Laugen von Ferrosulfat und Ferrisulfat erzielen konnte. Auch die Herstellung von Aluminiumsulfat durch Einwirkenlassen der Röstgase auf böhmischen Thon scheiterte an der langsamen Einwirkung. Nun wurde ein Thonschiefer von nachfolgender Zusammensetzung versucht: Kieselsäure 59,47 Eisenoxydul 6,71 Thonerde 22,41 Manganoxydul 0,37 Kalk 0,68 Magnesia 0,40 Kali 2,01 Natron 0,44 Phosphorsäure 0,30 Kupferoxyd 0,05 Antimon 0,06 Glühverlust 5,99 ––––– 98,89. Der Thonschiefer wurde in groſsen Kästen auf Rosten so ausgebreitet, daſs die gröberen Stücke zu unterst und auf diesen die feinen Stücke lagen. Nachdem die ganze Masse mit Wasser angefeuchtet war, lieſs man die in Kiesbrennern und Stadeln entbundenen Röstgase des Bleisteins durch dieselben hindurchstreichen. Es trat eine ziemlich gute Absorption der Säuren des Schwefels ein. Durch zeit weises Auslaugen des Schiefers wurden die gebildeten Salze in Lösung gebracht. Dieselben bestanden aus Ferro- und Ferrisulfaten mit verhältniſsmäſsig geringen Mengen von Aluminiumsulfat, weil von dem im Thonschiefer enthaltenen Aluminium nur ein kleiner Theil in Sulfat überging. Auſserdem war nahezu die Hälfte der in der Lauge enthaltenen Schwefelsäure im freien Zustande vorhanden. Mit Hilfe von Kaliumsulfatlösung sowohl, als auch von Staſsfurter Kainit lieſs sich, wie Versuche ergaben, zwar Alaun herstellen; indeſs muſste vor dem Zusätze dieser Salze zur Lauge Ferrosulfat auskrystallisirt werden. Auſserdem erhielt man an freier Schwefelsäure reiche Mutterlaugen, welche wieder für sich unschädlich gemacht werden muſsten. Das Verfahren wurde daher wieder verlassen. Es wurden nun auf Grund weiterer Versuche Holzkästen mit einer Reihe über einander liegender Holzroste versehen, auf welchen basisches Zinkcarbonat in faustgroſsen Stücken 0m,5 hoch ausgebreitet wurde. Die Röstgase lieſs man unter den untersten Rost treten und durch sämmtliche Schichten des Zinkcarbonates aufsteigen. Bei Anwendung einer hinreichenden Anzahl Schichten trat eine vollständige Absorption der Säuren des Schwefels aus einem Gasgemenge ein, welches bis 2,5 Vol.-Proc. Schwefligsäure enthielt. Dabei wurden die Stücke des basischen Zinkcarbonates in. wenigen Tagen in Zinksulfit mit einer gewissen Menge von Zinksulfat umgewandelt. Letzteres rührte theils von der in den Röstgasen enthaltenen Schwefelsäure, theils von einer Oxydation des Sulfites her. Das Zinksulfit bestand im Durchschnitt aus 25 bis 30 Proc. Wasser, 40 Proc. Zinkoxyd und 31 Proc. Schwefligsäure. Auſserdem waren demselben stets gewisse Mengen von Zinkoxyd beigemengt. Wenn man das Salzgemenge zur Rothglut erhitzte, so erhielt man ein Gemenge von Zinkoxyd und basischem Zinksulfat mit 15 bis 30 Proc. Schwefelsäure. Dieses Gemenge, eine weiſse poröse Masse vom Aussehen des Bimssteins, das regenerirte Absorptionsmittel, wurde stets beim Glühen eines Gemenges von Zinksulfit und Zinksulfat erhalten, mochte man basisches Zinkcarbonat, Zinkoxyd oder das gedachte Gemenge selbst zur Absorption bezieh. Herstellung von Zinksulfit und Zinksulfat verwendet haben. Das Absorptionsvermögen dieses Gemenges hängt namentlich von dem richtigen Wassergehalt ab. Ist die zur Salzbildung erforderliche Wassermenge nicht vorhanden, so hört die Zersetzung der Masse nach einiger Zeit auf, nimmt aber ihren Fortgang, wenn genügend Wasser zugeführt wird. Da bei der Lagerung dieser Massen auf Rosten die Absorption wegen des leichten Versetzens der Rostöffnung schwierig ist, so wurden die Stücke auf Hürden ausgebreitet, über welche man die erforderliche Menge Wasser tröpfeln lieſs. Eine so vollständige Zersetzung wie bei dem basischen Zinkcarbonat konnte aber erst dann erreicht werden, als man das Gemenge in ein gleichmäſsiges Pulver verwandelte, mit Wasser anfeuchtete und auf Hürden in dünner Schicht ausbreitete, welche von Zeit zu Zeit umgestochen wurde. Versuche, das Umstechen bezieh. Umrühren der den Röstgasen ausgesetzten Masse durch Rührwerke der verschiedensten Art zu bewirken, ergaben hinsichtlich der Vollständigkeit der Zersetzung ebenso ungünstige Resultate wie Versuche, die in Zersetzung begriffene Masse durch Thürme mit gezahnten Bleidächern herabfallen zu lassen. Der Grund ist darin zu suchen, daſs die unvollständig zersetzte Masse sich fest an die Rührer, die Bleidächer und die Wände der Gefäſse ansetzte und dadurch der Zettheilung und weiteren Zersetzung entging. Reines Zinkoxyd bedeckt sich, wenn es mit Wasser angefeuchtet und auf Hürden ausgebreitet wird, sofort mit einer dichten Kruste von Zinksulfit, welche die weitere Einwirkung der Säuren des Schwefels verlangsamt, in manchen Fällen sogar aufhebt. Es wurde deshalb aus Wasser und Zinkoxyd eine Art Milch hergestellt, welche man durch mit Reisig gefüllte Thürme herabflieſsen lieſs, während die Röstgase der Milch entgegentraten. Die Absorption der Säuren des Schwefels war eine ausgezeichnete, indem an den Austrittsrohren der Thürme keine Spur von Schwefligsäure wahrzunehmen war. Dagegen wollte es nicht gelingen, eine vollständige Umwandlung des Zinkoxydes in Zinksulfit zu bewirken, indem das letztere sich mit unzersetztem Zinkoxyd mengte und zu einer dichten Kruste erstarrte, welche sich am Reisig festsetzte und die Thürme verstopfte. Auſserdem bildeten sich groſse Mengen von Zinksulfat. Dieselben Uebelstände traten bei Anwendung von Thürmen mit gezahnten Bleidächern ein. Rührwerke begegneten den nämlichen Schwierigkeiten, indem sich das unvollständig zersetzte Gemenge an die Rührer und die Wandungen der Apparate ansetzte. Dagegen wurde auch hier eine völlige Zersetzung erreicht, wenn das auf Hürden ausgebreitete, mit Wasser angefeuchtete Zinkoxyd in kurzen Zwischenräumen umgestochen und mit Wasser benetzt wurde. Das Glühen des bei der Absorption erhaltenen Gemenges von Zinksulfit und Zinksulfat geschieht am vortheilhaftesten in Muffelöfen mit mehreren liegenden Muffeln. Ein Versuch, die Zersetzung durch überhitzten Wasserdampf zu bewirken, miſsglückte völlig. Glühte man ohne Zusatz von Kohle, so war nach 4 Stunden die Austreibung der Säuren bis auf 20 Proc. Schwefelsäuregehalt bewirkt. Bei Zusatz einer dem Sulfatgehalt entsprechenden Menge Kohle war die Austreibung der Säuren in weniger als 4 Stunden bis auf Bruchtheile von Procent beendigt; zur Herstellung von 3t Zinkoxyd wurde 1t Steinkohlen verbraucht. Die entweichenden Gase lieſsen sich am vortheilhaftesten zur Schwefelsäurefabrikation verwenden. Die erste gröſsere Anlage zur Unschädlichmachung der Säuren des Schwefels auf die gedachte Weise ist Anfangs 1880 zu Lautenthal in Betrieb gesetzt worden. Die in 3 Röststadeln, welche überwölbt sind und je 150t Bleistein fassen, entwickelten Röstgase gehen zuerst zur Abkühlung und Zurückhaltung von Flugstaub durch einen mit feuchten Kokes gefüllten Holzkasten, gelangen dann in ein System von Absorptionskästen, in welchem sie von ihrem Gehalte an Säuren des Schwefels befreit werden, und treten schlieſslich in eine heiſse Esse. Die Absorptionskästen sind so mit einander verbunden, daſs sie aus dem Systeme ausgeschaltet bezieh. in dasselbe eingeschaltet werden können, ohne daſs eine Hemmung des Gasstromes eintritt. Die Kästen haben theils über einander liegende Roste, theils Hürden. Auf den Rosten wird das basische Zinkcarbonat und auf den Hürden das Zinkoxyd ausgebreitet. Eine Wasserleitung führt dem letzteren so viel Wasser zu, daſs es stets feucht bleibt. Das zersetzte Absorptionsmittel wird durch Glühen im Muffelofen regenerirt; die ausgetriebenen Säuren des Schwefels gelangen in die Bleikammer. Nach den bisherigen Erfahrungen werden durch den Werth der gewonnenen Schwefelsäure die Kosten der Unschädlichmachung gedeckt. – Es wurde dann eine gröſsere Anlage gebaut, welches aus einem System von Röststadeln, einem Kühlapparat, einem System von Absorptionskästen, einigen Absorptionsthürmen und mehreren Glühöfen besteht in Verbindung mit einer Schwefelsäurefabrik. Die Absorptionskästen sind durch Bleirohre so mit einander verbunden, daſs die frischen Röstgase mit dem beinahe zersetzten Absorptionsmittel, die erschöpften Gase mit dem frischen Zinkoxydgemenge zusammengebracht werden können. Da zu der Entfernung des Gesammtschwefels aus dem zersetzten Absorptionsmittel immer eine sehr geringe Menge Kohle beigemengt werden muſs, so wird sich allmählich Asche in dem Zinkoxyd ansammeln und nach längerem Gebrauche desselben so überhand nehmen, daſs das Zinkoxyd aus derselben entfernt werden muſs. Zu diesem Zwecke wird das Gemenge von Zinkoxyd und Asche zuerst angefeuchtet dem Hüttenrauche ausgesetzt, wobei es sich in Folge der Bildung von Zinksulfit in eine feste Masse verwandelt. Diese Masse wird in Thürme gefüllt, in welchen die letzten Antheile der Säuren des Schwefels mit dem Zinkoxyd in Berührung kommen, während von oben Wasser herabrieselt und das sich allmählich bildende Zinksulfat auflöst. Die am Fuſse der Thürme abflieſsende Zinksulfatlösung dient zum Anfeuchten des in den Absorptionskästen vorhandenen Zinkoxydes. Auf solche Weise gewinnt man einerseits das in der Asche enthaltene Zinkoxyd zurück, während man andererseits die letzten Spuren von Säuren des Schwefels aus dem Hüttenrauche entfernt. Nach Th. Fleitmann in Iserlohn (D. R. P. Kl. 40 Nr. 17397 vom 21. August 1881) wird das Schwefligsäure haltige Gasgemisch durch einen Schachtofen geleitet, welcher mit Eisenoxyd und Kohle gefüllt ist. Gleichzeitig wird etwas atmosphärische Luft mit eingetrieben, um die Verbrennung der Kohle zu unterhalten, so daſs die Säuren des Schwefels und das Metalloxyd reducirt werden und sich als Schwefeleisen am Boden des Schachtofens ansammeln. Kosmann bespricht in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleiſses, 1882 S. 387 die Verwerthung der Schwefligsäure mittels Schwefelcalcium. Auf der Kunigundenhütte führt der aus dem Freiberger Doppelröstofen abgehende Abzugskanal A (Fig. 10 bis 12 Taf. 16) in die Flugstaubkammern B des neben dem Röstofen errichteten Absorptionsthurmes, welcher aus 4 neben einander liegenden 7m,7 hohen, 0m,8 breiten und 1m tiefen Kammern C bestehen. Ueber dem Wasserabschluſs und unter der Decke des Thurmes sind in den Scheidewänden abwechselnd Durchgangsöffnungen a für die auf- und niedersteigende Bewegung der Rauch- und Röstgase gelassen. Die Kammern sind über dem Boden mit kleinen Reinigungsöffnungen versehen, welche während des Betriebes bis auf die letzte verblendet sind, aus der die sich über dem Wasserabschluſs sammelnde Flüssigkeit abflieſst. Aus der letzten Kammer gehen die Gase durch die Oeffnung K in einen unterirdischen Kanal, welcher zu einer 40m hohen Esse führt. Die aus den Kammern austretende Flüssigkeit sammelt sich in den vor dem Thürme unterhalb der Reinigungsöffnungen angelegten 3 Sümpfen D, aus welchen sie in die Grube E tritt. Dieser Absorptionsthurm nimmt die abgehenden Gase von 2 Doppelröstofen auf, in welchen täglich je 2500k Beschickung, zusammen also 5t verarbeitet werden. Der Schwefelgehalt der meist Galmei haltigen Blenden wechselt von 8 bis 12 Proc. so daſs täglich 800 bis 1200k Schwefligsäure entwickelt werden. Zur Seite des Absorptionsthurmes ist der Behälter für die Lauge aufgestellt, aus welchem diese mittels zweier Rohre z zu den Gerinnen n am Thurme geleitet wird. Zur Einführung der Absorptionsflüssigkeit in die Kammern des Thurmes ist auf den beiden Längsseiten ein Dampfleitungsrohr d angebracht, von welchen die Zerstäubungsrohre e durch die Seitenwände des Thurmes in die Kammern hineinführen. Aus zwei mit Bleiblech ausgekleideten hölzernen Gerinnen n führen an den über den Dampfröhren gelegenen Stellen kurze Röhren c in erstere hinein, so daſs hierdurch ein Dampfstrahlapparat gebildet wird. Die durch Kochen von Schwefel mit Kalkmilch hergestellte Lauge enthält Calciumpolysulfuret, welches indessen bei groſser Verdünnung der Lauge und bei steter Gegenwart von Calciumhydrat in Calciumsulfhydrat übergeht oder doch diesem gleichkommend wirkt. Neben dem Polysulfuret geht Calciumhyposulfit in Lösung, welches gleichfalls zur Neutralisirung der Schwefligsäure beiträgt. Der Zersetzungsvorgang läſst sich in folgender Formel zusammenfassen: 5SO2 + 2H2CaS2 + 2H2O = 7S + 2CaSO4.2H2O. Für die Neutralisirung der Schwefligsäure kommt es daher nur auf die in dem löslichen Calciumsulfuret gebundene Menge von Schwefel an, welche durch Titrirung mit einer zehntelnormalen ammoniakalischen Kupfervitriollösung bestimmt werden kann, von welcher 1cc 0g,32 Schwefel entspricht. Der beim Titriren entstehende röthlich braune Niederschlag setzt sich rasch ab. Die von der Absorption aus dem Thurm tretenden flüssigen Producte führten bald darauf, zunächst die absorbirende Wirkung von Dampf und Wasser allein zu untersuchen; es zeigte sich, daſs unter Ausflieſsen von 2100l Wasser in 1½ Stunden die Absorption der Schwefligsäure 50 bis 58 Procent des Gehaltes der eintretenden Gase beträgt; es zeigten nämlich: I II die Gase vor dem Eintritt 2,19 1,70 Vol.-Proc. nach der Absorption 1,09 0,71 Die Ursache dieser groſsen Absorption liegt in der durch den Wasserdampf und Flugstaub vermittelten Oxydation der Schwefligsäure zu Schwefelsäure. Die Schwefelcalciumlauge wird bis auf einen Gehalt von 25 bis 26g H2CaS2 in 1l verdünnt und werden hiervon beim Verbrauch 150l mit 2100l Wasser gemischt. Von dieser Flüssigkeit werden in 24 Stunden 33cbm,6 verbraucht, entsprechend 61k,2 H2CaS2. Unter solcher Verwendung der Lauge erwirkte man folgende Verminderungen der Gase an Schwefligsäure: I II vor dem Eintritt in den Thurm 1,314 1,80 Vol.-Proc. nach dem Austritt aus dem Thurm 0,1101 0,288 ––––– ––––––––––––––– Absorbirt 1,2039 1,512 Vol.-Proc. und zwar bei Abröstung einer Blende von 12 Proc. Schwefelgehalt. Die ablaufende Flüssigkeit war 36° warm und enthielt in 1l 0g,104 Schwefligsäure (SO2) und 2g,24 Schwefelsäure. Der niederfallende Schlamm enthielt statt 39,4 Proc. Schwefel und 60,6 Proc. Gyps neben viel Flugstaub nur 4,6 Proc. Schwefel, wie folgende Analyse zeigt: Rückstand 64,75 Schwefel 4,60 Schwefelsäure 13,18 Eisenoxyd 6,02 Manganoxyd 0,37 Kalk 3,69 Magnesia 0,53 Bleioxyd 5,25 Wasser 0,50 Kohle 0,80 ––––– 99,69. Scheidet man die durch passende Vorrichtungen zu beseitigenden Flugstaubbestandtheile aus, so würde sich ergeben: Schwefel 29,3 Schwefelsäure 40,4 Kalk 23,6 Magnesia 3,4 Wasser 3,2 –––– 99,9. Ein solches Product würde für die fernere Verwerthung des Schwefels zur Schwefelsäurefabrikation wohl geeignet sein. Die Kosten dieses Verfahrens betragen:     100k Schwefel 16,00 M     36k gebrannter Kalk zu 2 M. für 100k   0,72     Bereitung der Lauge einschlieſslich Wasser   0,50 ––––––– 17,22 M. Daraus ergeben sich 425l Calciumsulfhydrat, zu deren Ver-    dünnung und weiteren Verwendung rund 89cbm Wasser    verbraucht werden, d. i. zu je 4 Pf.   3,56 M. ––––––– 20,78 M. Diese Menge wird verbraucht zur Abröstung von 13375k Blende    in 2,675 Tagen und werden für Dampf und Bedienung der    Pumpe aufgewendet täglich 1 M., daher auf 2,67 Tage.   2,67 M. ––––––– Zusammen 23,45 M. Für je 100k Blende würden danach die Röstkosten um etwa 17,6 Pf. zu erhöhen sein, welcher Betrag sich um etwa 7 Pf. ermäſsigen würde, wenn der Schwefel nach Abhaltung des Flugstaubes verwerthbar würde. Dazu ist zu bemerken, daſs die Entsäuerung der Röstgase mit Kalkmilch etwa 13,9 Pf. kostet (vgl. 1880 235 * 219). In wiefern es gelingt, obige Kosten zu ermäſsigen durch Verwendung von Gaskalk, Sodarückständen u. dgl. müssen weitere Versuche lehren. Besonders nothwendig erscheint aber die ausreichende Anlage von Flugstaubkammern. Die Untersuchung zweier Flugstaubproben von den Röstöfen der Silesia-Hütte bei Lipine (I) und der Godulla-Hütte bei Morgenroth (II) ergab: I II Zinkoxyd, basisch     Desgl.,  löslich 8,4017,80 26,20 8,2012,00 20,20 Eisenoxydul, löslich 2,16 2,52 Eisenoxyd, löslich 2,40 4,20 Bleioxyd 3,38 4,26 Schwefelsäure, unlöslich an ZnO und PbO          Desgl.,     löslich 6,4620,43 26,89 8,0418,84 26,88 Wasser 6,59 9,00 Rückstand (meist Eisenoxyd) 31,80 32,42 ––––– ––––– 99,42. 99,58.

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Tafel Tafel 16
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