Titel: | Ueber die Absorption und Nutzbarmachung der in Feuerungs- und Röstgasen enthaltenen Schwefligsäure. |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 229 |
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Ueber die Absorption und Nutzbarmachung der in
Feuerungs- und Röstgasen enthaltenen Schwefligsäure.
Mit Abbildungen auf Tafel 16.
Ueber Absorption und Nutzbarmachung der Schwefligsäure.
R.
Hasenclever in Aachen (D. R. P. Kl. 40 Nr. 17371 vom 20. April 1881) findet, daſs
Schwefelsäure aus Grasgemischen Schwefelsäuredämpfe und besonders in der Kälte auch
Schwefligsäure aufnimmt.
H.
Precht in Neu-Staſsfurt (D. R. P. Kl. 40 Nr. 17000 vom 6. Juli 1881) verwendet
Magnesiahydrat und Thonerdehydrat, welche beide aus Gasgemischen leicht
Schwefligsäure unter Bildung von schwefligsauren Salzen aufnehmen, die dann durch
Glühen in reine Schwefligsäure und in Magnesia bezieh. Thonerde übergeführt
werden.
Die technische Ausführung dieses Verfahrens bedingt zunächst eine Abkühlung der
Rauchgase auf etwa 100°; auch ist es erwünscht, dieselben vorher möglichst von
Schwefelsäure zu befreien und die Gase feucht der Einwirkung von Magnesiahydrat
auszusetzen. Magnesiahydrat wird entweder, mit wenig Wasser angefeuchtet, in dicht
schlieſsenden Kammern auf Horden ausgebreitet, oder als Magnesiamilch in einem mit
Rührwerk versehenen Apparat mit den Röstgasen zusammengebracht. Der Gasstrom wird so
geregelt, daſs derselbe zunächst mit dem am meisten ausgenutzten Absorptionsmittel
in Berührung kommt und die nahezu von Schwefligsäure befreiten Gase zuletzt über
reines Magnesiahydrat geleitet werden. Das erhaltene krystallinische schwefligsaure
Magnesium, MgSO3.6H2O ist mit geringen Mengen Magnesiahydrat verunreinigt und enthält etwa 30 bis
33 Proc. Schwefligsäure.
Bei Anwendung von Magnesiamilch erhält man das schwefligsaure Magnesium als einen
nahezu unlöslichen krystallinischen Niederschlag, während das gleichzeitig gebildete
schwefelsaure Magnesium in Lösung geht.
Durch Erhitzen des von anhängender Lauge möglichst befreiten schwefligsauren
Magnesiums wird Magnesia regenerirt, die Schwefligsäure entweicht theils mit dem
Krystallwasser bei 200°, theils erst bei höherer Temperatur und etwa 3 Proc. bleibt als
Magnesiumsulfat im Rückstande. Das bei der Absorption der Schwefligsäure und beim
Erhitzen des schwefligsauren Magnesiums gebildete Magnesiumsulfat kann durch Glühen
mit Kohlenpulver in Magnesia, Schwefligsäure und Kohlensäure übergeführt werden; das
hierbei entweichende Gas, welches auf 1 Vol. Kohlensäure 2 Vol. oder 66 Proc.
Schwefligsäure enthält, wird wie die reine Schwefligsäure zur
Schwefelsäurefabrikation nutzbar gemacht. Die Kohle wird am besten mit der Magnesia
vor der Absorption der Schwefligsäure gemischt und genügen 1 bis 2 Proc.; doch ist
ein Ueberschuſs an Kohle unschädlich und kommt das nächste Mal zur Wirkung. Die
Magnesia wird bei diesem Verfahren fast vollständig wieder gewonnen und nur ein
kleiner Verlust muſs durch neues Material ersetzt werden.
In gleicher Weise wie Magnesiahydrat, wenn auch langsamer, wirkt Thonerdehydrat,
welches aus Röstgasen die Schwefligsäure bis zur Bildung von basisch schwefligsaurer
Thonerde, Al2O3.SO2.4H2O, absorbirt. Da diese nur 24 bis 27 Proc. Schwefligsäure enthält, so ist die
Regeneration der Thonerde weniger vortheilhaft ausführbar als das Glühen des
schwefligsauren Magnesiums.
In entsprechender Weise verwendet Schnabel in
Lautenthal (D. R. P. Kl. 40 Nr. 16860
vom 8. April 1881) Zinkoxyd. Wie derselbe in der Zeitschrift für Berg-, Bütten- und Salinenwesen, 1881 S. 395 berichtet,
kann die Verdünnung der fraglichen Gasgemische mit Luft die Schädlichkeit der
Schwefligsäure zwar vermindern, aber nicht beseitigen. Die Absorption durch Wasser
(vgl. 1878 227 74) ist schwierig und praktisch kaum
ausführbar, besser die durch Wasser und Kalkstein (vgl. Winkler 1880 235 * 220). Die Verarbeitung des
Hüttenrauches auf Schwefelsäure ist nur bei Gasen mit mindestens 4 Proc.
Schwefligsäure vortheilhaft. Noch weniger Aussicht haben die sonstigen Vorschläge
zur Ueberführung der Schwefligsäure in Schwefelsäure.
Mit der Verwandlung der Säuren des Hüttenrauches in Schwefel hat Schnabel auf der Lautenthaler Hütte einen Versuch
gemacht, indem er ein Gemenge von Schwefligsäure mit Wasserdampf über glühende
Kohlen leitete. Die Schwefligsäure wurde vollständig reducirt. Man erhielt ein
Gemenge von Schwefeldampf und Schwefelwasserstoff. Dasselbe wurde in einen mit
Quarzstücken angefüllten Bleithurm geführt, in welchem der Schwefelwasserstoff mit
neuen Mengen von Schwefligsäure in Berührung gebracht und dadurch in Schwefel
verwandelt wurde. Durch den Thurm lieſs man eine Lösung von Chlornatrium
herabrieseln, wodurch der Schwefel in flockiger Form abgeschieden wurde. Der
Schwefelwasserstoff wurde ebenfalls vollständig unschädlich gemacht. Die Reduction
der Schwefligsäure durch Schwefelwasserstoff stellte sich nach dortigen Versuchen
als unvortheilhaft heraus, ebenso die Verwendung von Schwefelcalcium.
Von den in Lautenthal angestellten Versuchen, die Säuren des Schwefels durch Bildung
von Salzen zu absorbiren, schlug der mit Abbränden von Kupfer haltigem Schwefelkies,
welche durch den Chlorürungsprozeſs entkupfert waren, fehl, da man nur sehr dünne
Laugen von Ferrosulfat und Ferrisulfat erzielen konnte. Auch die Herstellung von
Aluminiumsulfat durch Einwirkenlassen der Röstgase auf böhmischen Thon scheiterte an
der langsamen Einwirkung. Nun wurde ein Thonschiefer von nachfolgender
Zusammensetzung versucht:
Kieselsäure
59,47
Eisenoxydul
6,71
Thonerde
22,41
Manganoxydul
0,37
Kalk
0,68
Magnesia
0,40
Kali
2,01
Natron
0,44
Phosphorsäure
0,30
Kupferoxyd
0,05
Antimon
0,06
Glühverlust
5,99
–––––
98,89.
Der Thonschiefer wurde in groſsen Kästen auf Rosten so
ausgebreitet, daſs die gröberen Stücke zu unterst und auf diesen die feinen Stücke
lagen. Nachdem die ganze Masse mit Wasser angefeuchtet war, lieſs man die in
Kiesbrennern und Stadeln entbundenen Röstgase des Bleisteins durch dieselben
hindurchstreichen. Es trat eine ziemlich gute Absorption der Säuren des Schwefels
ein. Durch zeit weises Auslaugen des Schiefers wurden die gebildeten Salze in Lösung
gebracht. Dieselben bestanden aus Ferro- und Ferrisulfaten mit verhältniſsmäſsig
geringen Mengen von Aluminiumsulfat, weil von dem im Thonschiefer enthaltenen
Aluminium nur ein kleiner Theil in Sulfat überging. Auſserdem war nahezu die Hälfte
der in der Lauge enthaltenen Schwefelsäure im freien Zustande vorhanden. Mit Hilfe
von Kaliumsulfatlösung sowohl, als auch von Staſsfurter Kainit lieſs sich, wie
Versuche ergaben, zwar Alaun herstellen; indeſs muſste vor dem Zusätze dieser Salze
zur Lauge Ferrosulfat auskrystallisirt werden. Auſserdem erhielt man an freier
Schwefelsäure reiche Mutterlaugen, welche wieder für sich unschädlich gemacht werden
muſsten. Das Verfahren wurde daher wieder verlassen.
Es wurden nun auf Grund weiterer Versuche Holzkästen mit einer Reihe über einander
liegender Holzroste versehen, auf welchen basisches Zinkcarbonat in faustgroſsen
Stücken 0m,5 hoch ausgebreitet wurde. Die Röstgase
lieſs man unter den untersten Rost treten und durch sämmtliche Schichten des
Zinkcarbonates aufsteigen. Bei Anwendung einer hinreichenden Anzahl Schichten trat
eine vollständige Absorption der Säuren des Schwefels aus einem Gasgemenge ein,
welches bis 2,5 Vol.-Proc. Schwefligsäure enthielt. Dabei wurden die Stücke des
basischen Zinkcarbonates in. wenigen Tagen in Zinksulfit mit einer gewissen Menge von Zinksulfat
umgewandelt. Letzteres rührte theils von der in den Röstgasen enthaltenen
Schwefelsäure, theils von einer Oxydation des Sulfites her. Das Zinksulfit bestand
im Durchschnitt aus 25 bis 30 Proc. Wasser, 40 Proc. Zinkoxyd und 31 Proc.
Schwefligsäure. Auſserdem waren demselben stets gewisse Mengen von Zinkoxyd
beigemengt. Wenn man das Salzgemenge zur Rothglut erhitzte, so erhielt man ein
Gemenge von Zinkoxyd und basischem Zinksulfat mit 15 bis 30 Proc. Schwefelsäure.
Dieses Gemenge, eine weiſse poröse Masse vom Aussehen des Bimssteins, das
regenerirte Absorptionsmittel, wurde stets beim Glühen eines Gemenges von Zinksulfit
und Zinksulfat erhalten, mochte man basisches Zinkcarbonat, Zinkoxyd oder das
gedachte Gemenge selbst zur Absorption bezieh. Herstellung von Zinksulfit und
Zinksulfat verwendet haben.
Das Absorptionsvermögen dieses Gemenges hängt namentlich von dem richtigen
Wassergehalt ab. Ist die zur Salzbildung erforderliche Wassermenge nicht vorhanden,
so hört die Zersetzung der Masse nach einiger Zeit auf, nimmt aber ihren Fortgang,
wenn genügend Wasser zugeführt wird. Da bei der Lagerung dieser Massen auf Rosten
die Absorption wegen des leichten Versetzens der Rostöffnung schwierig ist, so
wurden die Stücke auf Hürden ausgebreitet, über welche man die erforderliche Menge
Wasser tröpfeln lieſs. Eine so vollständige Zersetzung wie bei dem basischen
Zinkcarbonat konnte aber erst dann erreicht werden, als man das Gemenge in ein
gleichmäſsiges Pulver verwandelte, mit Wasser anfeuchtete und auf Hürden in dünner
Schicht ausbreitete, welche von Zeit zu Zeit umgestochen wurde.
Versuche, das Umstechen bezieh. Umrühren der den Röstgasen ausgesetzten Masse durch
Rührwerke der verschiedensten Art zu bewirken, ergaben hinsichtlich der
Vollständigkeit der Zersetzung ebenso ungünstige Resultate wie Versuche, die in
Zersetzung begriffene Masse durch Thürme mit gezahnten Bleidächern herabfallen zu
lassen. Der Grund ist darin zu suchen, daſs die unvollständig zersetzte Masse sich
fest an die Rührer, die Bleidächer und die Wände der Gefäſse ansetzte und dadurch
der Zettheilung und weiteren Zersetzung entging. Reines Zinkoxyd bedeckt sich, wenn
es mit Wasser angefeuchtet und auf Hürden ausgebreitet wird, sofort mit einer
dichten Kruste von Zinksulfit, welche die weitere Einwirkung der Säuren des
Schwefels verlangsamt, in manchen Fällen sogar aufhebt. Es wurde deshalb aus Wasser
und Zinkoxyd eine Art Milch hergestellt, welche man durch mit Reisig gefüllte Thürme
herabflieſsen lieſs, während die Röstgase der Milch entgegentraten. Die Absorption
der Säuren des Schwefels war eine ausgezeichnete, indem an den Austrittsrohren der
Thürme keine Spur von Schwefligsäure wahrzunehmen war. Dagegen wollte es nicht
gelingen, eine vollständige Umwandlung des Zinkoxydes in Zinksulfit zu bewirken,
indem das letztere sich mit unzersetztem Zinkoxyd mengte und zu einer dichten Kruste
erstarrte, welche sich am Reisig festsetzte und die Thürme verstopfte. Auſserdem
bildeten sich groſse Mengen von Zinksulfat. Dieselben Uebelstände traten bei
Anwendung von Thürmen mit gezahnten Bleidächern ein. Rührwerke begegneten den
nämlichen Schwierigkeiten, indem sich das unvollständig zersetzte Gemenge an die
Rührer und die Wandungen der Apparate ansetzte. Dagegen wurde auch hier eine völlige
Zersetzung erreicht, wenn das auf Hürden ausgebreitete, mit Wasser angefeuchtete
Zinkoxyd in kurzen Zwischenräumen umgestochen und mit Wasser benetzt wurde.
Das Glühen des bei der Absorption erhaltenen Gemenges von Zinksulfit und Zinksulfat
geschieht am vortheilhaftesten in Muffelöfen mit mehreren liegenden Muffeln. Ein
Versuch, die Zersetzung durch überhitzten Wasserdampf zu bewirken, miſsglückte
völlig. Glühte man ohne Zusatz von Kohle, so war nach 4 Stunden die Austreibung der
Säuren bis auf 20 Proc. Schwefelsäuregehalt bewirkt. Bei Zusatz einer dem
Sulfatgehalt entsprechenden Menge Kohle war die Austreibung der Säuren in weniger
als 4 Stunden bis auf Bruchtheile von Procent beendigt; zur Herstellung von 3t Zinkoxyd wurde 1t Steinkohlen verbraucht. Die entweichenden Gase lieſsen sich am
vortheilhaftesten zur Schwefelsäurefabrikation verwenden.
Die erste gröſsere Anlage zur Unschädlichmachung der Säuren des Schwefels auf die
gedachte Weise ist Anfangs 1880 zu Lautenthal in Betrieb gesetzt worden. Die in 3
Röststadeln, welche überwölbt sind und je 150t
Bleistein fassen, entwickelten Röstgase gehen zuerst zur Abkühlung und Zurückhaltung
von Flugstaub durch einen mit feuchten Kokes gefüllten Holzkasten, gelangen dann in
ein System von Absorptionskästen, in welchem sie von ihrem Gehalte an Säuren des
Schwefels befreit werden, und treten schlieſslich in eine heiſse Esse. Die
Absorptionskästen sind so mit einander verbunden, daſs sie aus dem Systeme
ausgeschaltet bezieh. in dasselbe eingeschaltet werden können, ohne daſs eine
Hemmung des Gasstromes eintritt. Die Kästen haben theils über einander liegende
Roste, theils Hürden. Auf den Rosten wird das basische Zinkcarbonat und auf den
Hürden das Zinkoxyd ausgebreitet. Eine Wasserleitung führt dem letzteren so viel
Wasser zu, daſs es stets feucht bleibt. Das zersetzte Absorptionsmittel wird durch
Glühen im Muffelofen regenerirt; die ausgetriebenen Säuren des Schwefels gelangen in
die Bleikammer. Nach den bisherigen Erfahrungen werden durch den Werth der
gewonnenen Schwefelsäure die Kosten der Unschädlichmachung gedeckt. – Es wurde dann
eine gröſsere Anlage gebaut, welches aus einem System von Röststadeln, einem
Kühlapparat, einem System von Absorptionskästen, einigen Absorptionsthürmen und
mehreren Glühöfen besteht in Verbindung mit einer Schwefelsäurefabrik. Die
Absorptionskästen sind durch Bleirohre so mit einander verbunden, daſs die frischen
Röstgase mit dem beinahe zersetzten Absorptionsmittel, die erschöpften Gase mit dem
frischen Zinkoxydgemenge zusammengebracht werden können.
Da zu der Entfernung des Gesammtschwefels aus dem zersetzten Absorptionsmittel immer
eine sehr geringe Menge Kohle beigemengt werden muſs, so wird sich allmählich Asche
in dem Zinkoxyd ansammeln und nach längerem Gebrauche desselben so überhand nehmen,
daſs das Zinkoxyd aus derselben entfernt werden muſs. Zu diesem Zwecke wird das
Gemenge von Zinkoxyd und Asche zuerst angefeuchtet dem Hüttenrauche ausgesetzt,
wobei es sich in Folge der Bildung von Zinksulfit in eine feste Masse verwandelt.
Diese Masse wird in Thürme gefüllt, in welchen die letzten Antheile der Säuren des
Schwefels mit dem Zinkoxyd in Berührung kommen, während von oben Wasser herabrieselt
und das sich allmählich bildende Zinksulfat auflöst. Die am Fuſse der Thürme
abflieſsende Zinksulfatlösung dient zum Anfeuchten des in den Absorptionskästen
vorhandenen Zinkoxydes. Auf solche Weise gewinnt man einerseits das in der Asche
enthaltene Zinkoxyd zurück, während man andererseits die letzten Spuren von Säuren
des Schwefels aus dem Hüttenrauche entfernt.
Nach Th.
Fleitmann in Iserlohn (D. R. P. Kl. 40 Nr. 17397 vom 21. August 1881) wird das
Schwefligsäure haltige Gasgemisch durch einen Schachtofen geleitet, welcher mit
Eisenoxyd und Kohle gefüllt ist. Gleichzeitig wird etwas atmosphärische Luft mit
eingetrieben, um die Verbrennung der Kohle zu unterhalten, so daſs die Säuren des
Schwefels und das Metalloxyd reducirt werden und sich als Schwefeleisen am Boden des
Schachtofens ansammeln.
Kosmann bespricht in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleiſses, 1882 S. 387
die Verwerthung der Schwefligsäure mittels Schwefelcalcium.
Auf der Kunigundenhütte führt der aus dem Freiberger Doppelröstofen abgehende
Abzugskanal A (Fig. 10 bis
12 Taf. 16) in die Flugstaubkammern B des
neben dem Röstofen errichteten Absorptionsthurmes, welcher aus 4 neben einander
liegenden 7m,7 hohen, 0m,8 breiten und 1m tiefen Kammern C bestehen. Ueber dem
Wasserabschluſs und unter der Decke des Thurmes sind in den Scheidewänden
abwechselnd Durchgangsöffnungen a für die auf- und
niedersteigende Bewegung der Rauch- und Röstgase gelassen. Die Kammern sind über dem
Boden mit kleinen Reinigungsöffnungen versehen, welche während des Betriebes bis auf
die letzte verblendet sind, aus der die sich über dem Wasserabschluſs sammelnde
Flüssigkeit abflieſst. Aus der letzten Kammer gehen die Gase durch die Oeffnung K in einen unterirdischen Kanal, welcher zu einer 40m hohen Esse führt. Die aus den Kammern
austretende Flüssigkeit sammelt sich in den vor dem Thürme unterhalb der
Reinigungsöffnungen angelegten 3 Sümpfen D, aus welchen
sie in die Grube E tritt.
Dieser Absorptionsthurm nimmt die abgehenden Gase von 2 Doppelröstofen auf, in
welchen täglich je 2500k Beschickung, zusammen
also 5t verarbeitet werden. Der Schwefelgehalt der
meist Galmei haltigen Blenden wechselt von 8 bis 12 Proc. so daſs täglich 800 bis
1200k Schwefligsäure entwickelt werden. Zur
Seite des Absorptionsthurmes ist der Behälter für die Lauge aufgestellt, aus welchem
diese mittels zweier Rohre z zu den Gerinnen n am Thurme geleitet wird.
Zur Einführung der Absorptionsflüssigkeit in die Kammern des Thurmes ist auf den
beiden Längsseiten ein Dampfleitungsrohr d angebracht,
von welchen die Zerstäubungsrohre e durch die
Seitenwände des Thurmes in die Kammern hineinführen. Aus zwei mit Bleiblech
ausgekleideten hölzernen Gerinnen n führen an den über
den Dampfröhren gelegenen Stellen kurze Röhren c in
erstere hinein, so daſs hierdurch ein Dampfstrahlapparat gebildet wird.
Die durch Kochen von Schwefel mit Kalkmilch hergestellte Lauge enthält
Calciumpolysulfuret, welches indessen bei groſser Verdünnung der Lauge und bei
steter Gegenwart von Calciumhydrat in Calciumsulfhydrat übergeht oder doch diesem
gleichkommend wirkt. Neben dem Polysulfuret geht Calciumhyposulfit in Lösung,
welches gleichfalls zur Neutralisirung der Schwefligsäure beiträgt. Der
Zersetzungsvorgang läſst sich in folgender Formel zusammenfassen: 5SO2 + 2H2CaS2 + 2H2O = 7S +
2CaSO4.2H2O. Für
die Neutralisirung der Schwefligsäure kommt es daher nur auf die in dem löslichen
Calciumsulfuret gebundene Menge von Schwefel an, welche durch Titrirung mit einer
zehntelnormalen ammoniakalischen Kupfervitriollösung bestimmt werden kann, von
welcher 1cc 0g,32 Schwefel entspricht. Der beim Titriren entstehende röthlich braune
Niederschlag setzt sich rasch ab.
Die von der Absorption aus dem Thurm tretenden flüssigen Producte führten bald
darauf, zunächst die absorbirende Wirkung von Dampf und Wasser allein zu
untersuchen; es zeigte sich, daſs unter Ausflieſsen von 2100l Wasser in 1½ Stunden die Absorption der
Schwefligsäure 50 bis 58 Procent des Gehaltes der eintretenden Gase beträgt; es
zeigten nämlich:
I
II
die
Gase
vor dem Eintritt
2,19
1,70
Vol.-Proc.
„
„
nach der Absorption
1,09
0,71
„
Die Ursache dieser groſsen Absorption liegt in der durch den
Wasserdampf und Flugstaub vermittelten Oxydation der Schwefligsäure zu
Schwefelsäure.
Die Schwefelcalciumlauge wird bis auf einen Gehalt von 25 bis 26g H2CaS2 in 1l verdünnt
und werden hiervon beim Verbrauch 150l mit 2100l Wasser gemischt. Von dieser Flüssigkeit werden
in 24 Stunden 33cbm,6 verbraucht, entsprechend
61k,2 H2CaS2. Unter solcher Verwendung der Lauge erwirkte man
folgende Verminderungen der Gase an Schwefligsäure:
I
II
vor dem Eintritt in den Thurm
1,314
1,80
Vol.-Proc.
nach dem Austritt aus dem Thurm
0,1101
0,288
„
–––––
–––––––––––––––
Absorbirt
1,2039
1,512
Vol.-Proc.
und zwar bei Abröstung einer Blende von 12 Proc.
Schwefelgehalt. Die ablaufende Flüssigkeit war 36° warm und enthielt in 1l 0g,104
Schwefligsäure (SO2) und 2g,24 Schwefelsäure. Der niederfallende Schlamm
enthielt statt 39,4 Proc. Schwefel und 60,6 Proc. Gyps neben viel Flugstaub nur 4,6
Proc. Schwefel, wie folgende Analyse zeigt:
Rückstand
64,75
Schwefel
4,60
Schwefelsäure
13,18
Eisenoxyd
6,02
Manganoxyd
0,37
Kalk
3,69
Magnesia
0,53
Bleioxyd
5,25
Wasser
0,50
Kohle
0,80
–––––
99,69.
Scheidet man die durch passende Vorrichtungen zu beseitigenden Flugstaubbestandtheile
aus, so würde sich ergeben:
Schwefel
29,3
Schwefelsäure
40,4
Kalk
23,6
Magnesia
3,4
Wasser
3,2
––––
99,9.
Ein solches Product würde für die fernere Verwerthung des Schwefels zur
Schwefelsäurefabrikation wohl geeignet sein. Die Kosten dieses Verfahrens
betragen:
100k Schwefel
16,00 M
36k gebrannter Kalk zu
2 M. für 100k
0,72
Bereitung der Lauge einschlieſslich Wasser
0,50
–––––––
17,22 M.
Daraus ergeben sich 425l
Calciumsulfhydrat, zu deren Ver- dünnung und weiteren Verwendung
rund 89cbm Wasser verbraucht
werden, d. i. zu je 4 Pf.
3,56 M.
–––––––
20,78 M.
Diese Menge wird verbraucht zur Abröstung von 13375k Blende in 2,675 Tagen und werden
für Dampf und Bedienung der Pumpe aufgewendet täglich 1 M., daher
auf 2,67 Tage.
2,67 M.
–––––––
Zusammen
23,45 M.
Für je 100k Blende würden danach die Röstkosten um
etwa 17,6 Pf. zu erhöhen sein, welcher Betrag sich um etwa 7 Pf. ermäſsigen würde,
wenn der Schwefel nach Abhaltung des Flugstaubes verwerthbar würde. Dazu ist zu
bemerken, daſs die Entsäuerung der Röstgase mit Kalkmilch etwa 13,9 Pf. kostet (vgl.
1880 235 * 219). In wiefern es gelingt, obige Kosten zu
ermäſsigen durch Verwendung von Gaskalk, Sodarückständen u. dgl. müssen weitere
Versuche lehren. Besonders nothwendig erscheint aber die ausreichende Anlage von
Flugstaubkammern.
Die Untersuchung zweier Flugstaubproben von den Röstöfen der Silesia-Hütte bei Lipine
(I) und der Godulla-Hütte bei Morgenroth (II) ergab:
I
II
Zinkoxyd, basisch Desgl., löslich
8,4017,80
26,20
8,2012,00
20,20
Eisenoxydul, löslich
2,16
2,52
Eisenoxyd, löslich
2,40
4,20
Bleioxyd
3,38
4,26
Schwefelsäure, unlöslich an ZnO und
PbO Desgl., löslich
6,4620,43
26,89
8,0418,84
26,88
Wasser
6,59
9,00
Rückstand (meist Eisenoxyd)
31,80
32,42
–––––
–––––
99,42.
99,58.